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Die
Erfindung betrifft eine Hochwasserschutzwand mit einer in den Boden
oder in einen Deich eingesetzten Spundwand, auf der eine Kopfplatte
montiert ist.
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Dem
Hochwasserschutz kommt sowohl an der Küste, aber auch an Flüssen, insbesondere
wenn diese Großstädte durchqueren,
erhebliche Bedeutung zu. Erhöhte
Niederschläge
oder plötzlich
einsetzende Schneeschmelze können
gegebenenfalls kommulierend dazu führen, dass der Wasserpegel erheblich
ansteigt.
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Hochwassergefahren
kann zwar durch Deichbauten entgegengetreten werden, jedoch halten
diese erfahrungsgemäß nur kurzzeitig
dem hydrostatischen Druck stand, so dass auch Deichbrüchen von
vornherein präventiv
entgegengetreten werden muss. Ein wirksames Mittel ist hierbei eine
an den Deich angepasste Spundwand, die aus mehreren Einzelprofilen
besteht, die über
sogenannte Schlösser
entlang ihren Längskanten
verbunden sind. Inzwischen sind auch solche Schlösser bekannt, die mit einer
Dichtung versehen sind (vgl.
EP 0 695 832 B1 ), so dass Spundwände relativ
wasserdicht gebaut werden können.
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Es
besteht selbstverständlich
die Möglichkeit,
die Spundwände
im Bereich der Deichkrone enden zu lassen oder dort den oberen Teil
der Spundwand, beispielsweise mit einer Höhe von 600 mm überstehen
zu lassen, so dass der herausragende Spundwandteil als zusätzliche
Hochwasserschutzwand dient. Nachteilig ist hierbei, dass herausragende
Spundwandteile optisch wenig ansehnlich sind.
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Nach
dem Stand der Technik, so z. B. aus der
DE 195 12 544 C1 sind auch
demontierbare Hochwasserschutzwände
bekannt, bei denen in ortsfest angeordneten Aufnahmen lösbar eingesetzte Pfosten
und zwischen den Pfosten eingesetzte Wandabschnitte eine Barriere
als Hochwasserschutz bilden sollen, die auch wieder demontierbar
ist.
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Solche
demontierbaren Hochwasserschutzwände
setzen jedoch voraus, dass entlang des Flusses oder des Deiches
Einbauten zur Aufnahme der Pfosten vorgesehen sind, die im Bedarfsfall
schnell freigelegt werden müssen.
Zudem ist es erforderlich, bei auflaufendem Hochwasser benötigte Pfosten
und Wandabschnitte sowie etwaige Befestigungsmittel wie Schrauben
oder Bolzen zum Montageort zu bringen.
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Ortsfest
angeordnete Vorrichtungen sind beispielsweise aus der
196 51 389 A1 bekannt.
Dort wird eine ortsfest installierte Vorrichtung beschrieben, die
eine zumindest an das Ufer angeschlossene Schutzwand besitzt, an
der frontseitig ein Schwimmkörper
befestigt ist, wobei die Schutzwand mittels eines Schwenklagers
an dem Ufer schwenkbar angelenkt ist, so dass diese Schutzwand bei
Niedrigwasser auf dem Ufer aufliegt und im Zuge eines Ansteigens
des Wasserspiegels unter Anheben des Schwimmkörpers selbsttätig zur
Uferseite hin hochschwenkt. Solche Vorrichtungen sind jedoch zum
einen nicht völlig
wartungsfrei, da stets gewährleistet sein
muss, dass alle Schwenklager gleichermaßen funktionsfähig sind,
zum anderen muss auch sichergestellt sein, dass die Schwimmkörper an
vorgesehenen Unterkanten der Schwenkwand befestigt bleiben.
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In
der
DE 299 16 355
U1 wird vorgeschlagen, eine hochklappbare Wand von der
horizontalen in eine senkrechte Lage mittels Hydraulikzylindern
zu schwenken. Solche Hydraulikzylinder oder andere mechanische Schwenkvorrichtungen
benötigen
jedoch eine intensive Wartung.
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In
der
DE 102 01 882
A1 wird eine Hochwasserschutzeinrichtung beschrieben, die
zumindest einen im Boden angeordneten flutbaren Behälter besitzt,
in dem eine Anzahl von Schwimmkörpern
angeordnet ist, auf denen Hubwände
abgestützt
sind, die beim Anstieg des Wasserpegels in dem Behälter aufschwimmen
und die Hubwände
aus dem Behälter
herausbewegen sollen. Die Hubwände
sollen aus Leimholz bestehen und über eine Gelenkverbindung mit dem
jeweiligen Schwimmkörper
verbunden sein, der ebenfalls zumindest teilweise aus Leimholz besteht, so
dass der Schwimmkörper
und die Leimholzwand gemeinschaftlich die Hubfunktion übernehmen. Nachteiliger
Weise können
solche Schwimmkörper leicht
verkanten, so dass unter Umständen
das Aufschwimmen blockiert ist. Zudem lassen sich solche Schwimmkörper auch
nur über
eine begrenzte Länge funktionssicher
installieren.
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Neben
aufschwimmbaren Teilen sind auch hydraulisch betätigte Hochwasserschutzwände, beispielsweise
in der
DE 201 14 717
U1 vorgeschlagen worden.
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Es
ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Hochwasserschutzwand
zu schaffen, die schnell und funktionssicher ohne weitere Hilfsmittel
aufgerichtet werden kann und die weder einen gesonderten Antransport
noch komplexe Konstruktionen erfordern.
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Diese
Aufgabe wird durch die Hochwasserschutzwand nach Anspruch 1 gelöst.
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Erfindungsgemäß ist mit
der Kopfplatte eine um eine horizontale Längsachse schwenkbare Wand verbunden,
die vorzugsweise als klappbare Sitzfläche oder begehbare Fläche ausgebildet
ist. Anders als in dem in der
DE 196 51 389 A1 beschriebenen Ausführungsbeispiel
ist die schwenkbare Wand unmittelbar oder mittelbar an einer Kopfplatte
oder einer Spundwand befestigt, die aufgrund der Einbautiefe der
Spundwand eine sichere Verankerung bildet. Zusätzliche Hilfsmittel wie Schwimmkörper sind
nicht erforderlich, da die schwenkbare Wand ohne weiteres per Hand
aufgeklappt, d. h. hochgeschwenkt werden kann. Wartungsbedürftige und
unter Umständen störungsanfällige Gerätschaften
wie Hydraulikzylinder werden nicht benötigt.
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Entlang
der Spundwand sind mehrere solcher schwenkbaren Wände vorgesehen,
deren Größe und Gewicht
so limitiert ist, dass eine Von-Hand-Bedienung mit einer oder zwei
Personen ohne weitere Hilfsmittel möglich ist.
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Nach
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die schwenkbare Wand
in horizontaler Lage verriegelbar oder entriegelbar.
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Ist
die schwenkbare Wand an einer mit der Deichkrone oder der Bodenoberfläche abschließenden Spundwand
gelenkig verbunden, liegt die herabgeschwenkte Wand auf einer Kopfplatte
auf, wo sie eine begehbare Fläche
darstellt. Ragen die Spundwandköpfe
aus der Deichkrone hervor, beispielsweise um 600 bis 800 mm, wird
die schwenkbare Wand so befestigt, dass sie im heruntergeklappten
Zustand eine horizontale Lage einnimmt, die dann als Sitzfläche nutzbar
ist, auf der gegebenenfalls Kanthölzer als Sitzfläche aufgeschraubt
sind. In diesem Fall dient die zusätzliche Hochwasserschutzvorrichtung bei
Normal- oder Niedrigwasser als sich entlang eines Deichkronenweges
erstreckende lange Sitzbank. In beiden vorgenannten Fällen kann
die schwenkbare Wand in das Umgebungsbild problemlos eingefügt werden.
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Nach
einer weiteren Ausbildung der Erfindung besitzt die schwenkbare
Wand im Bereich des Gelenkes eine vorkragende Abstützung, deren
Anschlagpunkt eine Vertikalfläche
der Kopfplatte ist, die vorzugsweise als IPE-Profil ausgebildet
ist. Auf die Spundwand ist als oberer Abschluss ein IPE-Träger aufgesetzt,
der rundum verschweißt
ist, um die erforderliche Wasserdichtigkeit zu gewährleisten.
Dieser Träger
dient als Anschlussort für
ein Scharnier, mittels dessen die schwenkbare Wand aufklappbar ist. Um
eine Abstützung
gegen den IPE-Träger
als Kopfplatte zu gewährleisten,
ist eine vorkragende Abstützung
vorgesehen, die an ihrer Innenseite als Dichtung gegen das Scharnier
ein Wulstabdeckprofil trägt.
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Um
die leichte Handhabbarkeit der schwenkbaren Wand zu gewährleisten,
besitzt diese eine Breite von maximal 1 m, vorzugsweise 0,6 m bis
0,8 m und eine Länge
von 1 m bis 6 m, vorzugsweise 1,2 m bis 3 m.
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Weiterhin
gewichtsreduzierend kann die schwenkbare Wand aus Aluminium oder
einem dünnen
Stahlblech bestehen, das gegebenenfalls mit fachwerkartigen Verstrebungen
unterfüttert
ist.
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Zusätzlich besitzt
nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung die schwenkbare
Wand an den Seitenkanten Dichtstreifen, welche zusätzlich zu der
bereits erwähnten
Dichtung im Scharnierbereich für
eine hinreichende Wasserdichtigkeit sorgen. In den Fällen, in
denen die schwenkbare Wand zum Wasser hin aufgeschwenkt werden muss,
sind noch Stützprofile
vorgesehen, die entweder aus dreieckförmigen Profilwänden oder
aus schräg
gestellten einzelnen Rohrstützen
bestehen können.
Im umgekehrten Fall, in dem die Stützwand vom Wasser weg aufgeschwenkt
wird, kann gegebenenfalls die bereits erwähnte vorkragende Abstützung, die
bei voll aufgerichteter Wand an einem Anschlagpunkt des IPE-Profils
anstößt, als
Abstützung
dienen.
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Der
Vorteil der vorgeschriebenen Erfindung besteht darin, dass sämtliche
neuen oder auch vorhandenen Hochwasserschutzwände mit Spundwänden durch
die beschriebenen klappbaren Aufsatzelemente temporär erhöht werden
können.
Das Maß der Erhöhung hängt von
der Breite der schwenkbaren Wände
ab. Häufig
reichen schon 600 mm aus, um den bestehenden Hochwasserschutz, der
sich jedoch als unzureichend herausgestellt hat, hinreichend zu
erhöhen.
Für diese
Schutzwanderhöhung ist
weder eine Lagerhaltung von Pfosten, Wandelementen sowie etwaigen
Befestigungsmitteln noch deren Transport erforderlich. Die erfindungsgemäße Lösung bietet
zudem den weiteren Vorteil, dass keinerlei Wartung erforderlich
ist.
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Für Neukonstruktionen
kann die vorliegende Erfindung derart benutzt werden, dass die aus
der Deichkrone oder aus dem Erdreich herausragenden Spundwandteile
um 50 bis 60 cm niedriger ausgeführt
werden können,
entweder durch Verwendung von kürzeren
Spundwänden
oder durch stärkeres Eintreiben
der Spundwände,
womit die Verankerung sowie die Absicherung gegen den hydrostatischen Druck
erhöht
werden. Im Normalfall, in dem kein Hochwasser ansteht, können die
schwenkbaren Wände
heruntergeklappt bleiben, so dass eine begehbare Fläche ohne
Beeinflussung des Landschaftsprofils entsteht, oder, sofern die
Spundwände ein
Stück aus
der Erde herausragen, eine Sitzfläche geschaffen wird, die herunter
geklappt die freie Sicht auf Gewässer
bzw. von der Gewässerseite
ins Land nicht behindert. Nur im Bedarfsfall, d. h. bei auflaufendem
Hochwasser wird die schwenkbare Wand aufgerichtet, wozu je nach
Wandlänge
nur eine Bedienungsperson oder maximal zwei Bedienungspersonen ohne
weitere Hilfsmittel benötigt
werden.
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Prinzipiell
ist es ohne weiteres möglich,
die aufrichtbare Höhe
der klappbaren Wand mit 1.000 bis 1.500 mm zu wählen, jedoch müssen dann
die einzelnen Wandelemente kürzer
ausgefertigt werden, um die Handhabung noch zu gewährleisten.
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Die
vorliegende Konstruktion ist vorzugsweise für Spundwände konzipiert, kann jedoch
im Bedarfsfall auf vorhandene Betonwände in gleicher Weise aufgesetzt
werden. In diesem Fall dient die möglichst trägerverstärkte Betonwandoberkante als Befestigungsort
für die
aufklappbare Wand.
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Weitere
Vorteile sowie Ausführungsformen werden
anhand der Zeichnungen im Folgenden beschrieben. Es zeigen:
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1 + 2 jeweils
Querschnittsansichten der Hochwasserschutzwand im heruntergeklappten und
im hochgeklappten Zustand der schwenkbaren Wand.
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Die
Hochwasserschutzwand besteht aus mehreren Spundwandelementen, die
mit Larssen-Schlössern
zu einer Wand
10 verbunden sind. Verriegelungen für Z-förmige Spundwandprofile
sind beispielsweise aus der
DE
38 15 236 ebenso bekannt wie entsprechende Dichtungen bzw.
Verfahren und Werkzeug zum Einbringen einer Dichtung in Spundbohlenschlösser, die
beispielsweise in der
EP 0
695 832 B1 beschrieben werden.
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Auf
dem Stahlspundwandkopf ist ein IPE-Träger als Kopfplatte 11 wasserdicht
zum Spundwandkopf angeschweißt.
Am oberen Ende dieser Kopfplatte ist ein scharnierartiges Gelenk 12 befestigt,
an dem die schwenkbare Wand 13 befestigt ist. Die schwenkbare
Wand 13 besitzt ein Querschnittsprofil, an dessen vorderer
Stirnseite 131 eine vorkragende Abstützung 14 befestigt
ist, die in hochgeklapptem Zustand an der Anschlagfläche 111 des IPE-Profils
anliegt. Unterhalb dieser vorkragenden Abstützung ist noch ein Dichtungsprofil 15 vorgesehen,
das (siehe 2) zur Abdichtung des Scharniers 12 in
hochgeklapptem Zustand dient. Die schwenkbare Wand 13 geht
ferner über
einen bauchförmigen
Bogen 132 in eine ebene Oberfläche 133 über, die
sie bis zum Ende, an der sich eine Abknickung 34 befindet,
bei behält.
Inseitig dieser Abknickung ist ein Vorsprung 135, der mit
einem schwenkbaren Riegel 16 korrespondiert, der an einem
Winkelstück 17 befestigt
ist, das an dem IPE-Profil 11 montiert oder angeschweißt ist.
Gegebenenfalls kann auf dem Träger
noch ein Gitterrost 18 als begehbare Fläche aufliegen.
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1 zeigt
die schwenkbare Wand in der Horizontalstellung, wo sie entweder
als begehbare Fläche 133 oder
als Sitzfläche,
letzteres, wenn der Spundwandkopf um mindestens 50 cm aus der Erde herausragt,
dient. Im Falle eines drohenden Hochwassers wird der Riegel 16 in
eine entsperrte Stellung verschwenkt, wonach eine Bedienungsperson, maximal
zwei Bedienungspersonen die klappbare Wand 13, die beispielsweise
eine Breite b von 60 mm haben kann, in die Vertikallage entsprechend 2 hochschwenken.
Hierbei kommt die vorkragende Abstützung 14 zur Anlage
an der Vertikalfläche 111 des IPE-Profils 11,
so dass die Spundwand gegen ein weiteres Aufschwenken blockiert
ist. Um zu verhindern, dass bei einem anstehenden Wasserdruck in Richtung
des Teiles 19 die Wand wieder heruntergeschwenkt wird,
können
in der Draufsicht dreieckförmige
Platten 20 (siehe 2) als Stützflächen verwendet
werden, wobei pro schwenkbarer Wand 13 eine Stützfläche 20,
maximal jedoch zwei Stützflächen 20 ausreichen.
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An
den jeweiligen Längsenden
der schwenkbaren Wand 13 sind Dichtstreifen (beidseitig)
angebracht, die in Verbindung mit der Dichtung 15 dafür sorgen,
dass eine hochwassergerechte Abdichtung gegeben ist.
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Der
Vorteil der Hochwasserschutzwand liegt insbesondere darin, dass
die klappbare Wand nur im Bedarffall hochgeschwenkt wird und in
der übrigen Zeit
nicht sichtbehindernd wirkt. Zudem lässt sich die Wand mühelos hochschwenken
und fixieren.