DE19833066A1 - Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten, die danach erhältlichen Dispersionen, aus den Dispersionen erhältliche redispergierbare Pulver sowie deren Verwendung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten, die danach erhältlichen Dispersionen, aus den Dispersionen erhältliche redispergierbare Pulver sowie deren VerwendungInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten unter Verwendung eines Polymers mit kationischer Funktionalität, gegebenenfalls unter Einsatz üblicher Zusätze, wobei das Polymer mit kationischer Funktionalität durch (Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium von olefinisch ungesättigten (Co-)Monomeren erhalten wird, worin mindestens ein (Co-)Monomer eine kationische Funktionalität aufweist, weitere (Co-)Monomeren zugegeben werden und in Gegenwart geeigneter Initiatoren polymerisiert wird und die Polymeren und/oder (Co-)Monomeren so ausgewählt sind, daß das erhaltene dispergierte (Co-)Polymerisat eine Glasumwandlungstemperatur Tg von mehr als 50 DEG C aufweist. Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren, wonach das Polymer mit kationischer Funktionalität in Gegenwart einer Saat in situ gebildet wird. Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren, das die Bildung eines (Co-)Polymerisatteilchens mit heterogener Morphologie ermöglicht. Ferner werden redispergierbare Pulver sowie deren Verwendung beschrieben.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von
(Co-)Polymerisaten unter Verwendung eines Polymers mit kationischer Funktionalität
und gegebenenfalls unter Einsatz üblicher Zusätze. Ferner betrifft die Erfindung mit den
Verfahren herstellbare wäßrige Dispersionen, die aus den Dispersionen erhältlichen re
dispergierbaren Pulver sowie deren Verwendung.
Die Stabilisierung wäßriger Polymerisatdispersionen (Latices) ist im Stand der Technik
bekannt. Im Gegensatz zu Polymerisatlösungen sind wäßrige Polymerisatdispersionen
keine thermodynamisch stabilen Systeme. Aus diesem Grund werden den Dispersionen
im allgemeinen Dispergiermittel zugesetzt, welche grenzflächenstabilisierende Wirkung
besitzen. In der Regel sind dies wasserlösliche Verbindungen, die entweder in Form von
Schutzkolloiden oder Emulgatoren vorliegen. Emulgatoren, die zumeist ein Molekular
gewicht unter 1500 besitzen, wirken infolge ihres amphiphilen Aufbaus stabilisierend,
indem sie die Grenzflächenspannung zwischen Polymerisat/wäßrigem Dispergiermedium
reduzieren. Die stabilisierende Wirkung von Schutzkolloiden beruht in erster Linie auf
einer sterischen Abschirmung der dispergierten Teilchen. Es handelt sich in der Regel
um Substanzen, deren Molekulargewicht oberhalb 1500 liegt, wobei sie an die disper
gierten Teilchen sowohl chemisch als auch physikalisch gebunden sein können. Im wei
testen Sinne sind diese Schutzkolloide selbst polymere Materialien, die daher die Wir
kung des eigentlichen modifizierenden Polymerisats beeinträchtigen können.
Derartige Stabilisatoren, die auch bei der Emulsionspolymerisation herangezogen werden
können, sind z. B. herkömmliche oberflächenaktive Mittel, wasserlösliche Polymere, wie
Polyvinylalkohol oder Polyvinylpyrrolidon, sowie polymerisierbare Monomeren. Derar
tig polymerisierbare funktionelle Monomeren, die in polymerisierter Form als Ersatz für
herkömmliche oberflächenaktive Mittel dienen können, sind z. B. Carboxylmonomeren,
Acrylamide oder polymerisierbare oberflächenaktive Mittel mit Sulfonatgruppen.
Ein Problem bei der Verwendung stabilisierender Mittel ist die Koaleszenz, d. h. das un
erwünschte Zusammenfließen der Latexteilchen in der Emulsion, wodurch kein redis
pergierbares Pulver mehr erhalten werden kann. Diese Zusammenballung zu größeren
Polymerisatsekundärteilchen (Koagulat) ist bei gegebenem Polymerisatgehalt der wäßri
gen Dispersion umso kritischer, je feinteiliger die in disperser Verteilung befindlichen
Teilchen sind, da die Grenzfläche mit abnehmendem Teilchendurchmesser überpropor
tional wächst.
Neben den stabilisierten wäßrigen Polymerisatdispersionen sind vor allem die durch
Trocknung aus diesen Dispersionen zugänglichen Pulver von großer Bedeutung. Redis
pergierbare Pulver sind aufgrund ihrer leichten Handhabbarkeit, des einfacheren, platz
sparenden Transports, der einfacheren Dosierbarkeit und der kostengünstigeren Lager
haltung von Vorteil. Aufgrund des leicht verfügbaren Dispergiermediums "Wasser" ist
die Pulverform auch in dieser Hinsicht wünschenswert.
Die durch Trocknungsverfahren, wie beispielsweise Gefrier- oder Sprühtrocknung, er
zeugten Polymerisatpulver, wobei insbesondere bei der Sprühtrocknung größere Pulver
mengen erzeugt werden können, sollten vollständig reversibel dispergierbar sein. Es tre
ten aber bei Zusatz von Wasser in der Regel nicht vollständig befriedigende Ergebnisse
auf. Dies hängt damit zusammen, daß sich beim Trocknen die in der Dispersion befindli
chen hochdispersen Teilchen zwangsläufig aneinander annähern, bis bei Kontakt der
Oberflächen der Teilchen irreversible Veränderungen auftreten, wie die bereits erläuterte
Koaleszenz oder auch eine Aggregation der Teilchen. Hierdurch werden die Oberflä
cheneigenschaften der dispersen Phase so verändert, daß bei der Zugabe von Wasser die
Affinität der Teilchen zueinander größer ist, als diejenige zum Wasser, so daß es zu kei
ner eigentlichen Redispersion mehr kommt.
Ferner können die bereits angesprochenen Emulgatoren bzw. Schutzkolloide, wie bei
spielsweise Polyvinylalkohol, eine Verringerung der Reaktivität der redispergierten Po
lymerteilchen zur Folge haben. Mit anderen Worten kann das redispergierbare Pulver
nach der erneuten Dispergierung teilweise oder ganz seine Reaktivität sowie die damit
verbundenen Eigenschaften verlieren.
Eine Möglichkeit, das äußere Erscheinungsbild wäßriger Polymerisatdispersionen nach
dem Trocknen nicht irreversibel zu verändern, besteht im Zusatz von sogenannten
Trocknungshilfsmitteln, die auch als Sprühhilfsmittel bekannt sind. Diese Trocknungs
hilfsmittel sind wasserlösliche Substanzen, die bei der Trocknung eine Matrix ausbilden
und so die Polymerisatteilchen einbetten. Beim Redispergieren mit Wasser löst sich die
Matrix wieder auf und die Polymerisatteilchen werden nahezu unverändert wiedererhal
ten. Auf eine derartige Technik greift die EP 0 770 640 A2 zurück. Sie beschreibt die
Herstellung von Polymerisatpulvern durch Trocknung wäßriger Polymerisatdispersionen,
wobei die dispergierten Polymerisate, die eine positive oder negative Oberflächenladung
besitzen, unter Zusatz eines Trockenhilfsmittels in Lösung gehalten werden. Dieses
Trockenhilfsmittel ist ein Polyelektrolyt, der in ein Polyion und ein Gegenion dissoziiert,
wobei das Gegenion die zur Oberflächenladung des Polymerisats entgegengesetze Ladung
besitzen muß. Der Polyelektrolyt erfüllt damit die Funktion eines zusätzlichen Stabilisa
tors, der das Polymerisat in Lösung hält. Das Polymerisat wird nicht in Gegenwart des
Stabilisators polymerisiert, sondern liegt bereits als fertiges Polymer vor. Der stabilisie
rende Effekt wird hier durch ein quasi als Emulgator wirkendes weiteres Molekül er
reicht.
Eine weitere Möglichkeit, stabilisierte Dispersionen aus wasserunlöslichem Latex zu er
halten, ist aus der EP 0 441 037 A1 bekannt. Diese beschreibt anionisch stabilisierte
Dispersionen aus Latex und einem quaternären kationischen Polymer, wobei beide Kom
ponenten als lösliche Polymere getrennt hergestellt und gelagert werden. Beide Kompo
nenten werden dann zusammen auf die Anwendungsoberfläche gesprüht, um eine nicht
auswaschbare Trockenbeschichtung zu bilden, wobei das kationische Polymer als Aus
flockungsmittel dient. Die kationischen Polymeren tragen somit nicht zur Stabilisierung
der Dispersion bei, sondern zerstören diese unter Ausfällen der Latex-Polymere (sog.
Brechen der Emulsion) und Bildung einer Beschichtung.
In der EP 0 286 008 B1 ist die Verwendung von wäßrigen kationischen Kunststoffdis
persionen zum Imprägnieren und Grundieren von saugfähigen Substraten beschrieben.
Die kationischen Dispersionspolymerisate enthalten 80 bis 99 Gew.-% ethylenisch unge
sättigte Monomere aus der Gruppe Vinylester, Methacrylester, Acrylester, Vinylarom
ten, Vinylchlorid, Ethylen, Acrylnitril, Diester von Maleinsäure und/oder Fumarsäure,
Vinylpyrrolidon, 1 bis 20 Gew.-% ethylenisch ungesättigte kationische wasserlösliche
Monomere, 0 bis 19 Gew.-% ethylenisch ungesättigte hydrophile Monomere mit einer
oder mehreren funktionellen Gruppen aus der Reihe COOH, -NR1R2, -CONR1R2, wobei
R1 und R2 für H oder -CH2OR mit R = H oder (C1-C8)-Alkyl stehen, und bis zu 19 Gew.-%
ethylenisch ungesättigte Monomere mit einer oder mehreren OH-Gruppen. Die Mo
nomeren werden so ausgewählt, daß die Mindestkationenaktivität der Dispersionen von
20 bis 200 µmol/g Feststoff, gemessen bei pH 7, beträgt und sich 60 bis 99% der ka
tionischen Ladung auf der Oberfläche der Teilchen befindet, und die Dispersionen eine
minimale Filmbildungstemperatur (MFT) zwischen 0 und 40°C besitzen. Die Polymeri
satpartikel der Dispersionen weisen einen mittleren Teilchendurchmesser von 0,02 bis
0,2 µm auf. Die kationischen Dispersionen finden Verwendung zum Imprägnieren und
Grundieren von Mauerwerk, Beton, Putzflächen, geschliffenem Putz, Gipsflächen oder
Mauersteinen. Dispergierbare Pulver werden jedoch nicht beschrieben.
Nach der JP 55 104 955 A wird eine wäßrige Dispersion eines kationischen ethylenisch
ungesättigten Polymers beschrieben, das eine Glasumwandlungstemperatur Tg < 50°C
besitzt und ein kationisches wasserlösliches oder wasserdispergierbares ethylenisch unge
sättigtes Oligomer und/oder Polymer und/oder kationisierbare ethylenisch ungesättigte
Monomeren in wäßriger Phase enthält. Die Polymeren dienen als Additive zur Verbesse
rung der Eigenschaften von Zementprodukten. Hierdurch werden die Wasserbeständig
keit, Wasserundurchlässigkeit, Festigkeit, Adhäsion, chemische Beständigkeit und Halt
barkeit eines Zementprodukts, wie Mörtel, verbessert. Die Emulsionspolymerisation die
ser Polymere wird entweder durch Radikalpolymerisation von alpha- oder beta-ethy
lenisch ungesättigten Monomeren in Gegenwart von kationischen wasserlöslichen
und/oder wasserdispergierbaren Oligomeren und/oder Polymeren oder durch radikalische
Polymerisation von alpha- oder beta-ethylenisch ungesättigten Monomeren erreicht, die
teilweise durch kationische ethylenisch ungesättigte Monomere, wie Dimethylamino
ethylmethacrylatester von Maleinsäure, Fumarsäure, Itaconsäure usw., ersetzt sind.
Nachteilig an dieser Lehre ist einerseits der sehr eingeschränkte Rahmen der verwendba
ren Polymeren sowie das sehr beschränkte Anwendungsgebiet für Zementformulierun
gen. Außerdem müssen die hergestellten Polymeren eine Glasumwandlungstemperatur
Tg < 50°C besitzen, um zum Beispiel Mörtel die gewünschten Eigenschaften zu verlei
hen.
Ferner dient das kationische Acrylharz nach diesem japanischen Patent als Wasserdis
pergiermittel und wird als zusätzliches Additiv eingesetzt. In der Tat dient die Verwen
dung des kationischen wasserlöslichen oder -dispergierbaren Oligomers und/oder Poly
mers dazu, die Koagulation des Latex im Zement zu verhindern. Darüber hinaus ist in
der JP 55 104 955 A kein redispergierbares Pulver beschrieben und auch nicht vorgese
hen. Es ist aus den bereits erläuterten Gründen sehr viel schwieriger, zusätzlich zu einer
stabilen Dispersion ein aus dieser gewinnbares redispergierbares Pulver bereitzustellen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die nach den eingangs beschriebenen Verfah
ren hergestellten wäßrigen Dispersionen so weiterzubilden, daß unter Beibehaltung vor
teilhafter Eigenschaften oder in Einzelfällen zur Erzeugung verbesserter Eigenschaften
die Verfahrensführung und die Auswahl der Ausgangsmaterialien flexibler gestaltet wer
den können. Ferner soll das Verfahren unabhängig von der jeweiligen Funktionalität der
zu dispergierenden Polymeren diese in wäßriger Dispersion zuverlässig stabilisieren.
Zudem sollen diese Dispersionen insofern verbessert werden, daß sie bei ihren Endan
wendungen, wie beispielsweise in kunststoffhaltigen, zementgebundenen Systemen, auf
grund von wünschenswerten Folgereaktionen zu verbesserten Anwendungsprodukten
führen. Außerdem soll es möglich sein, aus den Dispersionen ein redispergierbares Pul
ver zu gewinnen, das seine vorteilhaften Eigenschaften nach erneuter Dispersion im
wäßrigen Medium im wesentlichen beibehält. Auf stabilisierende Zusätze in Form von
Emulgatoren und Schutzkolloiden sowie Trockenhilfen oder Sprühhilfen soll verzichtet
werden können.
Erfindungsgemäß wird obige Aufgabe gelöst durch ein Verfahren A) zur Herstellung
wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten unter Verwendung eines Polymers mit
kationischer Funktionalität, gegebenenfalls unter Einsatz üblicher Zusätze, wobei das
Polymer mit kationischer Funktionalität durch (Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium
von olefinisch ungesättigten (Co-)Monomeren erhalten wird, worin mindestens ein
(Co-)Monomer eine kationische Funktionalität aufweist, weitere (Co-)Monomeren zuge
geben werden und in Gegenwart geeigneter Initiatoren polymerisiert wird und die Poly
meren und/oder (Co-)Monomeren so ausgewählt sind, daß das erhaltene dispergierte
(Co-)Polymerisat eine Glasumwandlungstemperatur Tg von mehr als etwa 50°C auf
weist.
Überraschenderweise besitzen die Polymeren mit kationischer Funktionalität für das er
findungsgemäß gebildete (Co-)Polymerisat die einem Emulgator oder einem Schutzkol
loid entsprechende Wirkung und führen bereits während der Emulsionspolymerisation zu
einer Stabilisierung der dispergierten copolymerisierten Teilchen. Es wird durch eine Art
"Einpolymerisation" des Polymers mit kationischer Funktionalität ein in Dispersion
stabiles Latexteilchen erzeugt, wobei die Glasumwandlungstemperatur eine wichtige
Rolle spielt.
Die Glasumwandlungstemperatur kann entweder mittels Messung, zum Beispiel durch
DSC-Methoden, oder durch theoretische Berechnung ermittelt werden. Im Rahmen der
vorliegenden Erfindung werden die Glasumwandlungstemperaturen (midpoint tempera
ture gemäß ASTM D3418-82) von Copolymeren gemäß einer empirischen Näherung von
Fox berechnet (T. G. Fox, Bull. Am. Phy. Soc. (ser II) 1,123 (1956) und Ullmann's En
zyklopädie der Technischen Chemie, Bd. 19, 4. Auflage, Verlag Chemie, Weinheim,
1980, S. 17/18). Für die Glasumwandlungstemperatur gilt demnach:
wobei gilt
wA + wB + wC . . . = 1
und wA, WB . . . die Massenbrüche der Monomeren a, b . . . und TgA, TgB . . . die Glasumwand
lungstemperaturen der entsprechenden Copolymeren bedeuten. Die Glasumwand
lungstemperaturen bestimmter Homopolymerisate der vorgenannten Monomeren sind
bekannt und zum Beispiel in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, VCH,
Weinheim, Vol. A21 (1992), S. 169 aufgelistet.
Zur Lösung der vorstehend formulierten Aufgabe ist es für das Verfahren A) wichtig,
daß die Glasumwandlungstemperatur des gebildeten (Co-)Polymerisats Tg über etwa
50°C liegt. Bevorzugte Werte für Tg liegen zwischen etwa 50 und 120°C, insbesondere
zwischen etwa 50 und 100°C. Bekanntermaßen läßt sich durch Wahl und Menge der
verwendeten Monomeren die Glasumwandlungstemperatur steuern. Dem Fachmann sind
die im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens anzuwendenden Kriterien zur Einstel
lung der Glasumwandlungstemperatur bekannt, so daß hier weitergehende Erörterungen
entfallen können.
Der Ausdruck "Polymer mit kationischer Funktionalität" ist nicht besonders beschränkt,
solange es durch (Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium von olefinisch ungesättigten
(Co-)Monomeren erhalten wird und im Molekül zumindest eine kationische Funktion
vorhanden ist. Unter den Begriff "Polymer" fallen Homopolymere, Copolymere, Block
polymere oder Pfropfcopolymere wie auch Oligomere. Für den Fachmann ist offensicht
lich, daß jegliche (co-)polymerisierbaren Ausgangsmonomeren mit olefinisch ungesättig
ten Funktionalitäten für dieses Polymer in Frage kommen. Bevorzugt fallen im Polymer
mit kationischer Funktionalität auf etwa 1 Gew.-Teil Monomer mit kationischer Funktio
nalität 0 bis etwa 50 Gew.-Teile, insbesondere etwa 0,1 bis 20 Gew.-Teile
(Co-)Monomer.
Das Polymer geht aus copolymerisationsfähigen olefinisch ungesättigten Verbindungen
hervor, wobei dies beispielsweise sind: ein Vinylester von (C1-C18)-Carbonsäuren, z. B.
Vinylacetat, Vinylpropionat und dergleichen; ein (Meth-)Acrylester von (C1-C8)-Alkoho
len, z. B. Methylmethacrylat, Butylmethacrylat, Octylmethacrylat, Ethylacrylat, Isobuty
lacrylat, 2-Ethylhexylacrylat; ein Vinylaromat, wie z. B. Styrol, Vinyltoluol, Vinylchlo
rid, ein Ethylen, ein Acrylnitril, ein Diester von Maleinsäure und/oder Fumarsäure, ein
Vinylpyrrolidon, ein Aminoacrylat- oder -methacrylatester, ein Vinylpyridin, ein Alky
laminogruppen enthaltender Vinylether, ein Alkylaminogruppen enthaltendes Acryla
mid/Methacrylamid oder ein eine quaternäre Ammoniumgruppe enthaltendes Monomer,
wie 2-Hydroxy-3-acrylopropyldimethylammoniumchlorid oder 3-Methacryloxypropyl-
dimethylammoniumchlorid, oder dergleichen sein kann. Bevorzugt geht die kationische
Funktionalität auf eine quaternäre Ammoniumgruppe zurück. Vorzugsweise werden
Acrylate und/oder Methacrylate, sowie Ester- als auch Amidverbindungen eingesetzt.
Die Kettenlänge zwischen Ester/Amid und dem quaternären Stickstoff ist typischerweise
C2 bis C4. Auch Amine, die im sauren pH-Bereich protoniert werden, können eingesetzt
werden. Erfindungsgemäß besonders bevorzugte Monomeren zur Herstellung des Poly
mers mit kationischer Funktionalität sind beispielsweise: N,N-[(3-Chloro-2-hydroxypro
pyl)-3-dimethylammoniumpropyl]-methacrylamidchlorid (DMAPMA-epi), N-[3-(Di
methylamino)propyl]-methacrylamidhydrochlorid (DMAPMA-HCl), N-[3-(Trimethyl
ammonium)-propyl]-methacrylamidchlorid (MAPTAC), 2-Hydroxy-3-methacryloxy
propyl-trimethylammoniumchlorid, Dimethyldiallylammoniumchlorid, Aziridinylethyl
methacrylat, Morpholinoethylmethacrylat, Trimethylammoniumethyl-methacrylatchlorid,
Dimethylaminopropylmethacrylat, 1, 2,2,6,6-Pentamethylpiperidinylmethacrylat, Amino
propylvinylether, Diethylaminopropylether und tert.-Butylaminoethylmethacrylat.
Das Polymer mit kationischer Funktionalität kann erfindungsgemäß entweder in einem
vorgeschalteten Schritt durch Homo- oder (Co-)Polymerisation von Monomeren mit ka
tionischer Funktionalität bzw. mit weiteren Comonomeren hergestellt und sofort, ohne
isoliert zu werden, weiterverarbeitet werden (in situ-Weiterverarbeitung); oder das Po
lymer mit kationischer Funktionalität kann zunächst gesondert hergestellt und vor der
erfindungsgemäßen Weiterverarbeitung isoliert werden. Selbstverständlich kann auch
jedes kommerziell erhältliche Polymer mit kationischer Funktionalität, welches die ge
nannten Voraussetzungen erfüllt, eingesetzt werden.
Bevorzugt entfallen im erhaltenen (Co-)Polymerisat auf etwa 1 Gew.-Teil Monomer (mit
kationischer Funktionalität) des Polymers mit kationischer Funktionalität etwa 2 bis 250
Gew.-Teile, insbesondere etwa 10 bis 150 Gew.-Teile übrige (Co-)Monomeren. Erfin
dungsgemäß enthält das hergestellte (Co-)Polymerisat etwa 0,001 bis 50 Mol-%, insbe
sondere etwa 0,1 bis 35 Mol-% Monomereinheiten mit kationischer Funktionalität.
Die vorliegende Erfindung unterliegt im Hinblick auf die Wahl der (Co-)Monomeren, die
in Gegenwart des kationischen Polymers polymerisiert werden, keiner besonderen Ein
schränkung. Es sind alle dem Fachmann bekannten (co-)polymerisierbaren Monomeren
einsetzbar. Beispielhaft seien genannt: alpha,beta-ethylenisch ungesättigte Monomere,
wie Acrylatester, Methacrylatester und Carboxylatester, Säuren und deren Salze, wie
Acrylsäure, Maleinsäure, Itaconsäure, Vinylsulfonsäure, Vinyltoluolsulfonsäure sowie
ungesättigte zweibasige Säuren, deren Halbester und Salze, alpha-beta-ungesättigte Ami
de, Vinylester, vinylsubstituierte aromatische Verbindungen, heterocyclische Verbindun
gen mit Vinylgruppen, Vinylidenhalogenide, alpha-Olefine, Diallylphthalate, Di
vinylbenzole, Alkylacrylate, Trimethylolpropantrimethylacrylate, Ester der Acryl- und
der Methacrylsäure mit Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Styrole, Alkohole, Po
lyole, Glycidylalkohole, Glykole und Polycarbonsäuren.
Bevorzugt können neben kationischen Monomeren auch Monomere copolymerisiert wer
den, deren protonierte reaktive Gruppe(n) bei entsprechender Anhebung des pH-Wertes
deprotoniert wird (werden). Derartige Gruppen sind dem Fachmann bekannt. Neben ei
ner kationischen Funktionalität kann in den (Co-)Monomeren auch zumindest eine anio
nische Funktionalität vorhanden sein. Somit entstehen amphotere Systeme, welche als
solche stabil sind und nicht koagulieren. Diese überraschenden Eigenschaften sind in
dieser Form im Stand der Technik nicht bekannt.
Grundsätzlich kann das erfindungsgemäße Verfahren A) kontinuierlich, semikontinuier
lich oder als Batch-Prozeß durchgeführt werden. Dies hängt auch davon ab, ob das Po
lymer mit kationischer Funktionalität separat hergestellt wird oder unmittelbar nach der
in situ-Herstellung weiterverarbeitet wird. Beispielsweise kann nach Herstellung des ka
tionischen Polymers das Verfahren batchweise durchgeführt werden. Darüber hinaus ist
es dem Fachmann klar, daß er zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens A)
die Grundsätzlichkeiten einer Emulsionspolymerisation bedenken muß. So werden bei
spielsweise radikalische Initiatoren zur Durchführung der Polymerisation eingesetzt. Die
vorliegende Erfindung unterliegt bei der Auswahl der Initiatoren keinerlei relevanten
Einschränkung. Die im Rahmen der Erfindung eingesetzten radikalischen Initiatoren sind
entweder wasserlöslich oder wasserunlöslich, d. h., sie sind dann monomerlöslich. Ge
eignete wasserlösliche Initiatoren sind Natrium-, Kalium- und Ammoniumperoxodisulfat,
Wasserstoffperoxid und wasserlösliche Azoverbindungen wie 2,2'-Azobis(2-amidino
propandihydrochlorid), 2,2'-Azobis[2-methyl-N-(2-hydroxyethyl)propionamid], und
2,2'-Azobis[2-(2-imidazolin-2-yl)propan]dihydrochlorid. Geeignete monomerlösliche
Initiatoren sind organische Hydroperoxide, wie tert-Butylhydroperoxid, Pinanhydroper
oxid, p-Menthanhydroperoxid, Cumolhydroperoxid und Diisopropylphenylhydroperoxid,
organische Peroxide, wie Dibenzoylperoxid, Dilaurylperoxid und Diacetylperoxid, sowie
monomerlösliche Azoverbindungen, wie Azoisobutyronitril. Es können auch Gemische
von Initiatoren eingesetzt werden.
Anstelle eines radikalischen Initiators kann auch ein Initiatorsystem, das aus einem radi
kalischen Initiator der oben geschilderten Art und einem wasserlöslichen Reduktionsmit
tel besteht, eingesetzt werden. Der eigentliche radikalische Initiator wird demnach wäh
rend der Polymerisation gebildet, was beispielsweise durch thermische Zersetzung obi
gen Initiators, aber auch durch Reaktion des Initiators mit einem wäßrigen Reduktions
mittel erfolgen kann. Die wasserlöslichen Reduktionsmittel wirken als Aktivatoren für
die Initiatoren. Geeignete Reduktionsmittel sind Ascorbinsäure, Natrium-, Kalium- und
Ammoniumsulfit, Bisulfit und Metabisulfit, Natriumformaldehydsulfoxylat, Weinsäure,
Zitronensäure und Glucose. Sie können in Kombination mit einem Schwermetallsalz ein
gesetzt werden. Die Reduktionsmittel werden in der Regel in einer Menge von 0,01 bis 2
Masse-%, bezogen auf die zugegebenen Gesamtmonomeren, eingesetzt. Sie werden zu
meist während der Polymerisation zudosiert. Die Initiatoren oder die Initiatorkombina
tion werden in der Regel in einer Menge von 0,01 bis 2 Masse-%, bezogen auf die ge
samten Monomeren, eingesetzt. Besonders bevorzugt sind 2,2'-Azobis(2-amidinopro
pan)dihydrochlorid, Wasserstoffperoxid und tert-Butylhydroperoxid in Kombination mit
einem Reduktionsmittel, z. B. Natriumformaldehydsulfoxylat.
Übliche Zusätze können je nach anwendungstechnischen Bedingungen mitverwendet
werden. Als Beispiele seien genannt Verdickungsmittel, Pigmente, flammfestigkeitserhö
hende Stoffe, Vernetzer, Füllstoffe, Verstärkungsmittel, Verfilmungshilfsmittel, Antioxi
dantien, Fungizide, Entschäumer, Weichmacher, Konservierungsmittel, Netzmittel,
Rheologiemodifizierhilfsmittel, Vernetzer, Harze, Klebhilfsmittel, Antiblockmittel und
dergleichen, die in üblichen Mengen zugesetzt werden können.
Die Herstellung der Dispersion erfolgt erfindungsgemäß bevorzugt ohne Emulgatorzu
satz, gegebenenfalls kann jedoch auch eine geringe Menge an Emulgator eingesetzt wer
den. Der Anteil an Emulgator liegt zweckmäßigerweise unter etwa 3 Gew.-%, insbeson
dere unter etwa 1,5 Gew.-%. Bevorzugt liegt der Emulgatoranteil sogar unter 1,0 Gew.-
%, ganz besonders bevorzugt unter 0,5 Gew.-% oder vor allem unter 0,2 Gew.-%.
Die Polymerisation wird vorzugsweise zwischen etwa 50 und 100°C, insbesondere zwi
schen etwa 60 und 90°C, durchgeführt. Die Temperatur kann hierbei beispielsweise vom
verwendeten Initiatorsystem abhängen. Die Anfangstemperatur beträgt in Einzelfällen
vorzugsweise etwa 70°C. Die auf die exotherme Reaktion bei der Polymerisation zu
rückgehende Wärmeentwicklung kann genutzt werden, um die Reaktionstemperatur zwi
schen 80 und 90°C einzustellen, wobei gegebenenfalls gekühlt werden muß, um den an
gegebenen Temperaturrahmen nicht zu überschreiten. Es kann auch die insgesamt entste
hende Wärmemenge abgeführt werden, um die Anfangstemperatur von etwa 70°C im
Verlauf der Reaktion beizubehalten oder sogar noch zu unterschreiten. In Einzelfällen
kann in einem Autoklaven gearbeitet werden, was die Möglichkeit erschließt, die Poly
merisation oberhalb von 100°C durchzuführen. Der pH-Wert des wäßrigen Dispergier
mediums beträgt während der radikalischen wäßrigen Emulsionspolymerisation in der
Regel 2 bis 10. Nach Ende der Polymerisation kann der pH-Wert auf einen Wert von
etwa 2 bis 12 eingestellt werden.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren B) zur Herstellung wäßri
ger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten unter Verwendung eines Polymers mit kationi
scher Funktionalität, gegebenenfalls unter Einsatz üblicher Zusätze, wobei das Polymer
mit kationischer Funktionalität durch (Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium von ole
finisch ungesättigten (Co-)Monomeren erhalten wird, worin mindestens ein
(Co-)Monomer eine kationische Funktionalität aufweist, weitere (Co-)Monomeren zuge
geben werden und in Gegenwart geeigneter Initiatoren polymerisiert wird, wobei das
Polymer mit kationischer Funktionalität in Gegenwart einer Saat in situ gebildet wird.
Überraschenderweise sind die Eigenschaften dieser Polymeren mit kationischer Funktio
nalität hinsichtlich des erfindungsgemäß gebildeten (Co-)Polymerisats mit denjenigen von
Emulgatoren oder Schutzkolloiden vergleichbar, wodurch die copolymerisierten Teilchen
in Dispersion stabilisiert werden. Es wird durch eine Art "Einpolymerisation" des Poly
mers mit kationischer Funktionalität ein in Dispersion stabiles Latexteilchen erzeugt,
wobei das Verfahren B) jedoch den zusätzlichen Schritt der Saatpolymerisation aufweist.
Bei der Saatpolymerisation, die sich insbesondere zur Herstellung monodisperser Latices
eignet, legt man ein Latex mit einheitlicher Teilchengröße vor. Zu diesem Saat-Latex
werden die zu polymerisierenden Monomeren in Monomerzulauffahrweise zudosiert. Die
Polymerisation wird dabei so durchgeführt, daß die vorgelegten Latexteilchen unter Er
halt der Monodispersität des Systems volumenmäßig zunehmen, jedoch zahlenmäßig
nicht anwachsen. Die Teilchenzahl ist dabei proportional zum Vorlageanteil, und man
erhält eine enge Teilchen-Größenverteilung. Zur Ausbildung der Saat werden erfin
dungsgemäß etwa 0,1 bis 25 Gew.-%, insbesondere etwa 0,5 bis 20 Gew.-%, des
(Co-)Monomers, bezogen auf das fertige (Co-)Polymerisat, herangezogen. Die
(Co-)Monomeren können die für die Herstellung des kationischen Polymers verwendeten
Monomeren oder jedes andere Monomer (Fremdlatex) sein; die Monomeren zur Herstel
lung der Saat sind generell unabhängig von den nachfolgend verwendeten Monomeren.
Die erfindungsgemäß mittels der vorgeschalteten Saatpolymerisation hergestellten
(Co-)Polymerisatteilchen besitzen eine äußerst homogene Teilchengröße, d. h., die Teil
chen sind (weitgehend) monodispers. "Monodispers" bedeutet in diesem Zusammenhang,
daß die mittleren Teilchendurchmesser vorzugsweise um etwa ± 10% variieren. Derarti
ge homogene Teilchengrößen sind mit den bekannten Verfahren des Standes der Technik
nicht stets möglich oder häufig mit sehr großem verfahrenstechnischen Aufwand und
geringen Ausbeuten verbunden. Beim erfindungsgemäßen Verfahren B) kann zudem die
Teilchengröße des hergestellten (Co-)Polymerisats gezielt eingestellt werden. Die gebil
deten Latex-Teilchen besitzen bevorzugt einen mittleren Durchmesser von etwa 30 bis
1000 nm, insbesondere etwa 50 bis 600 nm.
Das Polymer mit kationischer Funktionalität kann sowohl ein Homopolymer, Copoly
mer, Blockpolymer oder Pfropfcopolymer als auch ein Oligomer sein und unterliegt kei
ner besonderen Einschränkung, sofern das kationische Polymer aus der (Co-)Polymeri
sation olefinisch ungesättigter Monomeren hervorgegangen ist und zumindest eine katio
nische Funktionalität besitzt. Auf Beispiele der zur Herstellung des Polymers geeigneten
Monomeren mit kationischer Funktionalität wird auf die Beispiele bei Verfahren A) hin
gewiesen. Bevorzugte Monomeren mit kationischer Funktionalität sind ebenfalls quater
näre Ammoniumgruppen enthaltende Monomere. Für den Fachmann ist es offensichtlich,
daß jegliche (co-)polymerisierbaren olefinisch ungesättigten Ausgangsmonomeren für
dieses Polymer in Frage kommen. Bevorzugt fallen in dem Polymer mit kationischer
Funktionalität auf etwa 1 Gew.-Teil Monomer mit kationischer Funktionalität von 0 bis
etwa 50 Gew.-Teile, insbesondere etwa 0,1 bis 20 Gew.-Teile (Co-)Monomer.
Das Polymer mit kationischer Funktionalität wird somit erfindungsgemäß in einem vor
geschalteten Schritt durch Homo- oder (Co-)Polymerisation von olefmisch ungesättigten
(Co-)Monomeren, wobei mindestens ein (Co-)Monomer eine kationische Funktionalität
aufweist, mittels einer Saatpolymerisation hergestellt und wird unmittelbar, ohne isoliert
zu werden, weiterverarbeitet (in situ-Weiterverarbeitung); oder das Polymer mit kationi
scher Funktionalität kann unabhängig vom erfindungsgemäßen Verfahren zunächst her
gestellt, isoliert und anschließend weiterverarbeitet werden. Selbstverständlich kann auch
jedes kommerziell erhältliche Polymer mit kationischer Funktionalität, welches die ge
nannten Voraussetzungen erfüllt, eingesetzt werden. Bevorzugt entfallen im erhaltenen
(Co-)Polymerisat auf etwa 1 Gew.-Teil Monomer (mit kationischer Funktionalität) des
Polymers mit kationischer Funktionalität etwa 2 bis 250 Gew.-Teile, insbesondere etwa
10 bis 150 Gew.-Teile übrige (Co-)Monomere. Erfindungsgemäß kann das hergestellte
(Co-)Polymerisat etwa 0,001 bis 50 Mol-%, insbesondere etwa 0,1 bis 35 Mol-% Mo
nomereinheiten mit kationischer Funktionalität enthalten.
Die vorliegende Erfindung unterliegt im Hinblick auf die Wahl der (Co-)Monomeren, die
in Gegenwart des kationischen Polymers polymerisiert werden, keiner relevanten Ein
schränkung: Es sind alle dem Fachmann bekannten (co-)polymerisierbaren Monomeren
einsetzbar. Für Beispiele der einsetzbaren Comonomeren wird auf die bei Verfahren A)
im einzelnen aufgeführten Comonomeren hingewiesen.
In einer bevorzugten Ausgestaltung können neben den kationischen Monomeren auch
Monomere copolymerisiert werden, deren protonierte reaktive Gruppe(n) bei entspre
chender Anhebung des pH-Wertes deprotoniert wird (werden). Zusätzlich zu einer ka
tionischen Funktionalität können die (Co-)Monomeren zumindest eine anionische Funk
tionalität aufweisen. Hierdurch können amphotere Systeme erhalten werden, die in stabi
ler Form vorliegen und nicht koagulieren. Derartige Gruppen sind dem Fachmann be
kannt.
Grundsätzlich kann das erfindungsgemäße Verfahren B), je nach dem, ob das Polymer
mit kationischer Funktionalität separat oder in situ hergestellt wurde, kontinuierlich, se
mikontinuierlich oder als Batch-Prozeß durchgeführt werden, wobei selbstverständlich
die Grundsätze einer Emulsionspolymerisation zu bedenken sind. Bei in situ-Weiterver
arbeitung des kationischen Polymers kann das Verfahren beispielsweise kontinuierlich
oder als Batch-Prozeß durchgeführt werden. Die Polymerisation wird in üblicher Weise
zwischen etwa 50 und 100°C, insbesondere zwischen etwa 60 und 90°C durchgeführt.
Die Temperatur kann beispielsweise vom verwendeten Initiatorsystem abhängen. Es
werden auch hier radikalische Initiatoren, einzeln, als Gemisch oder gegebenenfalls mit
geeigneten Aktivatoren eingesetzt, die den bereits bei Erläuterung des Verfahrens A)
angeführten entsprechen. Die Initiatoren oder die Initiatorkombination werden in der
Regel in einer Menge von 0,01 bis 2 Masse-%, bezogen auf die gesamten Monomeren,
eingesetzt.
Dem Fachmann bekannte übliche Zusätze können je nach der beabsichtigten Verwendung
in geeigneten Mengen zugesetzt werden. Auf den Einsatz von Emulgatoren wird jedoch
weitestgehend verzichtet, wobei die Menge an Emulgator zweckmäßigerweise unter etwa
3 Gew.-% oder unter etwa 1,5 Gew.-%, bevorzugt unter 1,0 Gew.-%, ganz besonders
bevorzugt unter 0,5 Gew.-% oder vor allem unter 0,2 Gew.-% liegt.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ebenfalls ein Verfahren C) zur Herstellung
wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten unter Verwendung eines Polymers mit
kationischer Funktionalität, gegebenenfalls unter Einsatz üblicher Zusätze, wobei das
Polymer mit kationischer Funktionalität durch (Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium
von olefinisch ungesättigten (Co-)Monomeren erhalten wird, worin mindestens ein
(Co-)Monomer eine kationische Funktionalität aufweist, weitere (Co-)Monomeren zuge
geben werden und in Gegenwart geeigneter Initiatoren polymerisiert wird, wobei die
Polymeren und/oder (Co-)Monomeren so ausgewählt sind und das Verfahren derart ge
steuert wird, daß ein (Co-)Polymerisatteilchen mit heterogener Morphologie gebildet
wird.
Diese (Co-)Polymerisate sind ebenfalls in überraschender Weise aufgrund einer Art
"Einpolymerisation" des Polymers mit kationischer Funktionalität in Dispersion stabili
siert, wobei die nach dem Verfahren C) hergestellten Latexteilchen eine heterogene Mor
phologie aufweisen. "Heterogene Morphologie" muß in diesem Zusammenhang nicht
bedeuten, daß zwingend zwei oder mehrere verschiedene Glasumwandlungstemperaturen
Tg vorhanden sein müssen. Es bedeutet vielmehr, daß sich in den
(Co-)Polymerisatteilchen Bereiche unterschiedlicher Zusammensetzungen, d. h. bei
spielsweise Phasen, ausbilden. Erfindungsgemäß kann zum Beispiel eine inverse Kern-
Schale-Morphologie gebildet werden. Hierbei kann das (Co-)Polymerisatteilchen im we
sentlichen eine äußere Phase (Schale) im Form weitgehend hydrophober Bereiche sowie
im wesentlichen eine innere Phase (Kern) in Form weitgehend hydrophiler Bereiche auf
weisen. Alternativ kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch eine sogenannte
Brombeerstruktur (raspberry-like structure) erzeugt werden. Selbstverständlich sind auch
Mischformen mit heterogener Morphologie erhältlich. Bevorzugt wird die Emulsionspo
lymerisation dabei derart durchgeführt, daß der Anteil an Polymer mit kationischer
Funktionalität in der äußeren Phase größer ist als in der inneren Phase. Die in diesem
Zusammenhang variierbaren Parameter und Bedingungen sind dem Fachmann bekannt.
Hierfür wird auf "Emulsion Polymerization and Emulsion Polymers, P. A. Lovell und
M. S. El-Aasser, 1997, insbesondere S. 293-326, verwiesen.
Bei erfindungsgemäß erhaltener Kern-Schale-Morphologie kann wiederum die Glasum
wandlungstemperatur von großer Bedeutung sein. Dabei kann die Glasumwandlungstem
peratur Tg von der inneren Phase (Kern) und der äußeren Phase (Schale) jeweils modifi
ziert werden, um die Anpassung an den gewünschten Verwendungszweck zu ermögli
chen. Ist eine sehr schnelle Filmbildung erwünscht, dann besitzt bevorzugt die innere
Phase einen möglichst tiefen Tg-Wert, vorzugsweise unterhalb von 50°C, wodurch eine
Koaleszenz des Latex-Teilchens eintritt. Dies ist dann von Vorteil, wenn ein kontinuierli
cher Dispersionsfilm hergestellt werden soll, was z. B. bei Beschichtungsanwendungen
der Fall ist.
Wenn keine schnelle Filmbildung bei Raumtemperatur erfolgen soll, liegt die Glasum
wandlungstemperatur Tg über 50°C. In entsprechenden Anwendungen kann dies von
Bedeutung sein, weil damit die Stabilität von redispergierbaren Pulvern erhöht wird und
höhere mechanische Eigenschaften der Endanwendung erzielt werden können.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform liegt der Tg-Wert der äußeren Phase möglichst
hoch und gleichzeitig der Tg-Wert der inneren Phase möglichst tief. So ist es besonders
vorteilhaft, wenn die äußere Phase eine Glasumwandlungstemperatur Tg von mehr als
etwa 50°C und die innere Phase von weniger als etwa 50°C, insbesondere zwischen etwa
-70 bis +50°C, aufweist. Hierdurch werden insbesondere günstige Eigenschaften erzielt,
da die äußere Phase dem gesprühten Pulver eine erhöhte Stabilität gibt und die innere
Phase das Produkt nach der Redispersion verfilmt.
Für das Polymer mit kationischer Funktionalität gilt entsprechend das bei Verfahren A)
und B) Gesagte, wobei hier ebenfalls keine besonderen Beschränkungen vorliegen, sofern
das kationische Polymer durch (Co-)Polymerisation olefinisch ungesättigter Monomeren
hergestellt ist, wobei mindestens ein (Co-)Monomer eine kationische Funktionalität auf
weist. Bevorzugt werden zur Herstellung des Polymers geeignete Monomeren mit katio
nischer Funktionalität in Form einer quaternären Ammoniumgruppe herangezogen, wo
bei die Beispiele bei Verfahren A) hier gleichermaßen zutreffend sind. Bevorzugt fallen
in den Polymeren mit kationischer Funktionalität auf etwa 1 Gew.-Teil Monomer mit
kationischer Funktionalität von 0 bis etwa 50 Gew.-Teile, insbesondere etwa 0,1 bis 20
Gew.-Teile Comonomer.
Das Polymer mit kationischer Funktionalität wird somit, wie bei Verfahren A) oder B),
auch in Verfahren C) erfindungsgemäß in einem vorgeschalteten Schritt durch Homo-
oder (Co-)Polymerisation von olefinisch ungesättigten Monomeren, wobei mindestens ein
(Co-)Monomer eine kationische Funktionalität aufweist, hergestellt und wird unmittelbar,
ohne isoliert zu werden, weiterverarbeitet (in situ-Weiterverarbeitung); oder das Polymer
mit kationischer Funktionalität kann unabhängig vom erfindungsgemäßen Verfahren zu
nächst hergestellt, isoliert und anschließend weiterverarbeitet werden. Selbstverständlich
kann auch jedes kommerziell erhältliche Polymer mit kationischer Funktionalität, wel
ches die genannten Voraussetzungen erfüllt, eingesetzt werden. Bevorzugt entfallen im
erhaltenen (Co-)Polymerisat auf etwa 1 Gew.-Teil Monomer (mit kationischer Funktio
nalität) des Polymers mit kationischer Funktionalität etwa 2 bis 250 Gew.-Teile, insbe
sondere etwa 10 bis 150 Gew.-Teile übrige Comonomere. Das erfindungsgemäß herge
stellte (Co-)Polymerisat kann etwa 0,001 bis 50 Mol-%, insbesondere etwa 0,1 bis 35
Mol-% Monomereinheiten mit kationischer Funktionalität enthalten.
In Verfahren C) kann zusätzlich bei der Herstellung des kationischen Polymers eine
Saatpolymerisation, wie sie im obigen Verfahren B) beschrieben ist, durchgeführt wer
den. Die vorgelegten Latexteilchen werden dann derart polymerisiert, daß sie unter Er
halt der Monodispersität des Systems volumenmäßig zunehmen, jedoch zahlenmäßig
nicht anwachsen. Die Teilchenzahl ist dabei proportional zum Vorlageanteil, und man
erhält eine enge Teilchen-Größenverteilung. Zur Ausbildung der Saat werden erfin
dungsgemäß etwa 0,1 bis 25 Gew.-%, insbesondere etwa 0,5 bis 20 Gew.-%, des
(Co-)Monomers, bezogen auf das fertige (Co-)Polymerisat, herangezogen. Die erfin
dungsgemäß mittels der vorgeschalteten Saatpolymerisation hergestellten (Co-)Poly
merisat-Teilchen besitzen nach dieser Variante des Verfahrens C) nicht nur eine hetero
gene Morphologie, sondern weisen auch eine weitgehend homogene Teilchen
größenverteilung von sogenannten monodispersen Teilchen auf. "Monodispers" soll in
diesem Zusammenhang bedeuten, daß die mittleren Teilchendurchmesser vorzugsweise
um etwa ± 10% variieren. Die gebildeten Latex-Teilchen besitzen bevorzugt einen mitt
leren Durchmesser von etwa 30 bis 1000 nm, insbesondere etwa 50 bis 600 nm.
Auch Verfahren C) unterliegt im Hinblick auf die Wahl der (Co-)Monomeren, die in
Gegenwart des kationischen Polymers polymerisiert werden, keiner besonderen Ein
schränkung. Es sind alle dem Fachmann bekannten (co-)polymerisierbaren Monomeren
einsetzbar. Beispiele hierfür sind bei Verfahren A) aufgeführt.
Bevorzugt können neben kationischen Monomeren auch Monomere copolymerisiert wer
den, deren protonierte reaktive Gruppe(n) bei entsprechender Anhebung des pH-Wertes
deprotoniert wird (werden). Derartige Gruppen sind dem Fachmann bekannt. Neben der
erwähnten kationischen Funktionalität kann in den (Co-)Monomeren auch zumindest eine
anionische Funktionalität vorhanden sein. Somit entstehen amphotere Systeme, welche
als solche stabil sind und nicht koagulieren. Diese überraschenden Eigenschaften sind in
dieser Form im Stand der Technik nicht bekannt.
Das erfindungsgemäße Verfahren C) kann entsprechend der bekannten Verfahrensfüh
rung von Emulsionspolymerisationen kontinuierlich, semikontinuierlich oder als Batch-
Prozeß durchgeführt werden. Die Temperaturen bewegen sich, wie bereits im einzelnen
dargelegt, zwischen etwa 50 und 100°C, insbesondere zwischen etwa 60 und 90°C. Die
Temperatur kann beispielsweise vom verwendeten Initiatorsystem abhängen. Die einge
setzten radikalischen Initiatoren, gegebenenfalls im Gemisch oder zusammen mit geeig
neten Aktivatoren, sowie die verwendeten Mengen wurden bereits bei Verfahren A) er
läutert.
Auch bei Verfahren C) können übliche Zusätze je nach Bedarf in geeigneten Mengen
herangezogen werden. Auf den Einsatz von Emulgatoren wird hier ebenfalls weitgehend
verzichtet. Die hergestellten Dispersionen sind somit emulgatorfrei oder zumindest
emulgatorarm. Zweckmäßigerweise werden unter etwa 3 Gew.-% oder unter etwa 1,5
Gew.-%, bevorzugt unter 1,0 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt unter 0,5 Gew.-%
oder vor allem unter 0,2 Gew.-% verwendet.
Gegenstand der Erfindung sind ebenfalls die stabilisierten wäßrigen Dispersionen, die
nach den oben beschriebenen Verfahren A), B) oder C) erhältlich sind. Diese zeichnen
sich insbesondere durch ihre hohe Stabilität sowie die Flexibilität der Ausgangsmateriali
en aus.
Ferner betrifft die Erfindung auch redispergierbare Pulver, die durch Entfernen des Was
sers aus den zuvor beschriebenen wäßrigen Dispersionen erhältlich sind. Das Entfernen
des Wassers erfolgt in üblicher Weise durch Trocknung, insbesondere durch Sprüh- oder
Gefriertrocknen. Bevorzugt enthält das erfindungsgemäße redispergierbare Pulver ein
(Co-)Polymerisat aus etwa 0,01 bis 50 Gew.-% kationischen Monomeren und etwa 50
bis 99,99 Gew.-% (Co-)Monomeren; gegebenenfalls können etwa 0 bis 5 Gew.-% Emul
gator sowie übliche Zusätze zugesetzt werden.
Das redispergierbare Pulver kann als pulverförmige Fertigmischung verwendet werden,
die nur noch mit Wasser angerührt werden muß. Es kann je nach gewünschtem Anwen
dungszweck in mehr oder weniger konzentrierter Form in Wasser redispergiert werden.
Besonders vorteilhaft kann bei der vorliegenden Erfindung ein hoher Feststoffgehalt in
der hergestellten Dispersion erzielt werden, wobei eine Dispersion mit bis zu etwa 75%
Feststoffgehalt im wäßrigen Medium möglich ist. Zweckmäßigerweise wird in der Regel
eine wäßrige Dispersion mit etwa 20 bis 60%, insbesondere etwa 30 bis 50% Feststoff
gehalt hergestellt.
Die wäßrige Dispersion und das redispergierbare Pulver gemäß der vorliegenden Erfin
dung können vielseitig verwendet werden. So eignen sich die erfindungsgemäßen Dis
persionen zur Verwendung in Verbund- und Beschichtungsmörteln, Zementfarben und
Klebstoffen, kunststoffhaltigen zementgebundenen Systemen, insbesondere in Mörtel,
und kunststoffgebundenen zementfreien Bindemitteln, insbesondere in zementfreien
Mörteln, Gipsmörteln, Grundierungen, Putzen, Teppich-, Holz-, Pulver- und Boden
klebstoffen, sowie in Tapetenkleister, Dispersionspulverfarben und Glasfaserverbundsy
stemen.
Diese erfindungsgemäßen wäßrigen (Co-)Polymerisatdispersionen und die aus ihnen
durch Trocknung erhältlichen redispergierbaren (Co-)Polymerisatpulver eignen sich ins
besondere zur Modifizierung von zementären Bauklebern und zur Erhöhung der Wasser
festigkeit. Neben einer bevorzugten Anwendung in Fliesenklebern ist auch der Einsatz in
zementhaltigen Produkten allgemeiner Art möglich. Bezogen auf Zement wird das
(Co-)Polymerisat dabei zumeist in einer Menge von 3 bis 30 Gew.-%, vorteilhafterweise
in einer Menge von 7 bis 20 Gew.-% zugesetzt. In typischer Weise enthalten solche mo
difizierten Mörtel: 50 bis 85 Gew.-Teile Sand (arithmetisches Mittel der Korngrößen
durchmesser im Bereich von 0.1 bis 0.3 mm), 15 bis 40 Gew.-Teile Zement und das
(Co-)Polymerisat im Gewichtsverhältnis Polymer/ Zement = 0.03 bis 0.30. Selbstver
ständlich können diverse Zusätze wie Cellulose, Fasern und dergleichen je nach Bedarf
zugegeben werden.
Insbesondere eignen sich die ausgehend von der Saatpolymerisation hergestellten
(Co-)Polymerisate in Form des redispergierbaren Pulvers als Füllmaterial für Säulen in
chromatographischen Trennverfahren, wie bei der Gaschromatographie oder der Hoch
druckflüssigkeitschromatographie (HPLC) sowie als Eichmaterial für Vorrichtungen zur
Vermessung der Teilchengröße, da die Teilchen aufgrund des Herstellungsverfahrens
weitgehend gleiche Durchmesser besitzen, d. h. homogen bzw. monodispers sind.
Erfindungsgemäßen redispergierbare Pulver können darüber hinaus als Träger zur verzö
gerten Freisetzung für Wirkstoffe aller Art eingesetzt werden. Die Wirkstoffe können
hierbei entweder durch Einpolymerisieren in das (Co-)Polymerisatteilchen oder durch
Zugabe bei der Redispergierung der Teilchen zugeführt werden. Der enthaltene Wirk
stoff wird dann verzögert freigesetzt, was beispielsweise durch Zugeben oder Einbringen
in ein wirkstofflösendes Medium erfolgen kann. Die eingesetzten Wirkstoffe können im
landwirtschaftlichen Bereich Einsatz finden, beispielsweise sind dies Fungizide, Herbi
zide, Phytohormone, Insektizide, Nematizide, Rodentizide und Akarizide. Im Nah
rungsmittelsektor eignen sich Vitamine, Mineralstoffe und dergleichen als Wirkstoffe,
die mittels des redispergierbaren Pulvers in verzögerter Form abgegeben werden. Auch
im Arzneimittelsektor finden die erfindungsgemäßen redispergierbaren Pulver in Form
von Trägermaterialien für die Aufnahme später freizusetzender beliebiger Arzneimittel
Verwendung.
Die gewünschten verbesserten Eigenschaften der erfindungsgemäßen Dispersionen sowie
der durch Trocknung erhältlichen Pulver beruhen darauf, daß ein Polymer mit kationi
scher Funktionalität in einem Emulsionspolymerisationsverfahren zum Teil bzw. voll
ständig die Funktion eines oberflächenaktiven Mittels oder Schutzkolloids übernimmt und
zwar unabhängig von weiteren Funktionalitäten im Molekül. Es spielt keine Rolle, ob das
Polymer mit der kationischen Funktionalität in homo- oder copolymerisierter Form vor
liegt.
Die mit der Erfindung verbundenen Vorteile sind vielschichtig. So besitzen die erfindungsgemäßen Verfahren A), B) und C) bezüglich der quantitativen und qualitativen
Rahmenbedingungen gegenüber den eingangs geschilderten Lehren des Standes der
Technik eine überraschende Flexibilität. Diese wird nur durch jeweils eine Bedingung
eingeschränkt: Beim Verfahren A) durch die einzuhaltende Glasumwandlungstemperatur
des (Co-)Polymerisats oberhalb von etwa 50°C, beim Verfahren B) durch die zusätzliche
Saatpolymerisation und bei Verfahren C) durch die Ausbildung einer heterogenen Mor
phologie. Emulgatoren sind erfindungsgemäß nicht zwingend erforderlich. Hierdurch
können mit derartigen stabilisierenden Zusätzen verbundene Nachteile gänzlich ausge
schlossen werden. Es kann sogar auf jegliche weitere stabilisierende Mittel verzichtet
werden. Dennoch zeigen die erhaltenen Verfahrensprodukte sehr günstige Eigenschaften,
wie verbesserte Verarbeitbarkeit, besseres Abbindeverhalten (Adhäsion), gute Wasser
beständigkeit und höhere Lagerstabilität. Ein besonderer Vorteil liegt darin, daß das an
fallende Verfahrenserzeugnis bei den angesprochenen Endanwendungen zu verbesserten
Eigenschaften führt. Die gezielte Steuerung der Eigenschaftsprofile der zu modifizieren
den Substrate, d. h. die verbesserte Wirkung durch die zugesetzten Teilchen, kommt um
so mehr zur Geltung, je feinteiliger die Teilchen zugesetzt werden. Durch Einbeziehung
der Saatpolymerisation können sehr homogene Teilchen mit monodispersen, sehr kleinen
Teilchendurchmessern gezielt hergestellt werden, die sogar den hohen Anforderungen
chromatographischer Trennsysteme oder Eichmaterialien entsprechen. Die erfindungs
gemäßen redispergierbaren Pulver sind auch besonders vorteilhaft als inerte Trägermate
rialien für eine Vielzahl von Wirkstoffen, beispielsweise aus dem landwirtschaftlichen
Bereich, dem Nahrungsmittel- und Arzneimittelsektor, einsetzbar. Diese Wirkstoffe kön
nen hierdurch leichter dosiert und aufgrund der verzögerten Freisetzung gezielter einge
setzt werden. Mit besonderem Vorteil können die drei erfindungsgemäßen Verfahren A),
B) und C) zum Teil kombiniert werden, wodurch sich die vorteilhaften Eigenschaften in
gewünschter Weise entsprechend kombinieren lassen und so individuell für jede Anwen
dung gezielt einstellbar sind. Durch Auswahl der Glasumwandlungstemperatur kann
zusätzlich eine Anpassung an den gewünschten Verwendungszweck erfolgen.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Beispielen, welche die erfindungsgemäße
Lehre nicht beschränken sollen, im einzelnen erläutert. Dem Fachmann sind im Rahmen
der erfindungsgemäßen Offenbarung weitere Ausführungsbeispiele offensichtlich.
In den Beispielen werden folgende Abkürzungen verwendet:
MMA Methylmethacrylat,
BA Butylacrylat,
MAPTAC N-[3-(Trimethylammonium)propyl]-methacrylamidchlorid,
DMAPMA N-[3-(Dimethylamino)propyl]-methacrylamid,
DMAPMA-epi N,N-[3-Chloro-2-hydroxypropyl)-3-dimethylammonium propyl]-methacrylamidchlorid,
AA Acrylsäure,
GMA Glycidylmethacrylat,
VEOVA®-10 Vinylester von Versatic 10® (VEOVA® X ist eine Marke der Firma Shell und steht für Vinylester von Carbonsäuren, die auch als Versatic® X-Säuren bezeichnet werden),
Triton® Marke von Rohm & Haas für ein Sortiment von nichtiono genen Tensiden,
TBHP-70 tert.-Butylhydroperoxyd, 70%ig in Wasser und
V-50 2,2'-Azobis(2-amidinopropan)dihydrochlorid.
BA Butylacrylat,
MAPTAC N-[3-(Trimethylammonium)propyl]-methacrylamidchlorid,
DMAPMA N-[3-(Dimethylamino)propyl]-methacrylamid,
DMAPMA-epi N,N-[3-Chloro-2-hydroxypropyl)-3-dimethylammonium propyl]-methacrylamidchlorid,
AA Acrylsäure,
GMA Glycidylmethacrylat,
VEOVA®-10 Vinylester von Versatic 10® (VEOVA® X ist eine Marke der Firma Shell und steht für Vinylester von Carbonsäuren, die auch als Versatic® X-Säuren bezeichnet werden),
Triton® Marke von Rohm & Haas für ein Sortiment von nichtiono genen Tensiden,
TBHP-70 tert.-Butylhydroperoxyd, 70%ig in Wasser und
V-50 2,2'-Azobis(2-amidinopropan)dihydrochlorid.
In einen 2-l-Glasreaktor, ausgerüstet mit einem Rührer und einer Temperaturregelung,
wurden nacheinander 10,0 g Triton® X-405, 0,6 g Natriumlaurylsulfat und 450 g entio
nisiertes Wasser hinzugegeben. 2,4 g der später verwendeten Monomermischung (in die
sem Beispiel bestehend aus Methylmethacrylat, Acrylsäure, Methacrylsäure und Butyl
acrylat) wurden als Saatmonomer vorgelegt. Anschließend wurde mit Stickstoff gespült
und unter Rühren auf 75°C erwärmt. Eine Minute später wurden 1,0 g 2,2'-Azobis(2-
amidinopropan)dihydrochlorid (Wako Chemicals GmbH; nachfolgend als V-50 bezeich
net) in einer Portion dazugegeben. Beim Erreichen dieser Temperatur wurden gleichzei
tig 35,0 g einer 55%igen wäßrigen Lösung von N,N-[(3-Chloro-2-hydroxypropyl)-3-di
methylammoniumpropyl]-methacrylamidchlorid (nachfolgend als DMAPMA-epi be
zeichnet) zusammen mit 60,0 g entionisiertem Wasser während einer halben Stunde zu
dosiert. 30 Minuten nach dem Start der obigen Zuläufe wurden 5,7 g V-50, gelöst in 60
g Wasser, während 3,5 Std. zudosiert. Es wurde darauf geachtet, daß die Temperatur
während der ganzen Zeit zwischen 74 und 76°C gehalten wurde. 30 Minuten nach dem
Polymerisationsstart wurden während 3,0 Std. eine Monomermischung von 252 g Me
thylmethacrylat, 24 g Acrylsäure, 2,4 g Methacrylsäure und 252 g Butylacrylat zudo
siert. Nachdem alle Zuläufe beendet waren, wurde auf 35°C abgekühlt. Der Festkörper
betrug 49,6%, die Viskosität 607 mPas; der pH-Wert lag bei 2,7.
Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei jedoch die wäßrige DMAPMA-epi Lösung parallel
mit der Monomermischung bestehend aus 252 g Methylmethacrylat, 24 g Acrylsäure, 2,4
g Methacrylsäure und 252 g Butylacrylat zudosiert wurde. Die Koagulation trat nach 30
Minuten des Monomerzulaufes ein.
Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei jedoch 520 g Vinylacetat, 25 g Acrylsäure und 2,5 g
Methacrylsäure als Monomermischung während 3,0 Std. zudosiert wurde. Das Beispiel
zeigt, daß das in-situ polymerisierte Kolloid als Stabilisator nicht nur bei Comonomeren
auf Acrylatbasis in der Emulsionspolymerisation wirksam ist, sondern auch mit anderen
Monomeren funktioniert. Der Festkörper dieser Dispersion betrug 49,5%, die Viskosität
96 mPas; der pH-Wert lag bei 2,7.
Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei jedoch 380 g Vinylacetat, 150 g VEOVA®-10, 25 g
Acrylsäure und 2,5 g Methacrylsäure als Monomermischung während 3,0 Std. zudosiert
wurden. Das Beispiel zeigt, daß das in-situ polymerisierte Kolloid generell als Stabilisa
tor in Emulsionspolymerisationen verwendbar ist. Auch bei der beschriebenen Mo
nomerzusammensetzung wird die erfindungsgemäße Stabilisierung erzielt. Der Festkör
per betrug 49,4%, die Viskosität 173 mPas; der pH-Wert lag bei 2,7.
Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei jedoch 220 g Styrol, 200 g Butylacrylat, 40 g Acryl
säure und 10 g Glycidylmethacrylat als Monomermischung während 3,0 Std. zudosiert
wurde. Der Festkörper betrug 46,1%, die Viskosität 95 mPas; der pH-Wert lag bei 2,8.
Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei jedoch 35 g einer 50%igen wäßrigen Lösung von N-
[3-(Trimethylammonium)propyl]-methacrylamidchlorid (nachfolgend als MAPTAC be
zeichnet) anstelle von DMAPMA-epi in der erster Stufe zugegeben wurde. Das Monomer
MAPTAC besitzt wie DMAPMA-epi auch eine quartäre Ammoniumgruppe, und kann
deshalb ebenfalls zur Bildung eines in-situ hergestellten Kolloids eingesetzt werden, das
als Latexstabilisator wirkt. Der Festkörper betrug 50,5%, die Viskosität 497 mPas; der
pH-Wert lag bei 2,5.
In einen 2-l-Glasreaktor, ausgerüstet mit einem Rührer und einer Temperaturregelung,
wurden nacheinander 10,0 g Triton® x-405, 0,6 g Natriumlaurylsulfat, 2,0 g Cystamin
hydrochlorid, 0,6 g Essigsäure und 440 g entionisiertes Wasser gegeben. Anschließend
wurde mit Stickstoff gespült und unter Rühren auf 60°C geheizt. Eine Minute später
wurden 0,7 g V-50 in einer Portion zugegeben. Beim Erreichen dieser Temperatur wur
den parallel 95,0 g einer 20,3%igen wäßrigen Lösung von DMAPMA-epi und 63,0 g
Monomermischung, bestehend aus 40 g Butylacrylat, 40 g Methylmethacylat und 3,0 g
Acrylsäure, während einer halbe Stunde zudosiert. 30 Minuten nach dem Start obiger
Zuläufe wurden 2,7 g V-50, gelöst in 60 g Wasser, während 3,5 Std. zudosiert. Es wur
de darauf geachtet, daß die Temperatur während der ganzen Zeit zwischen 79 und 61°C
gehalten wurde. 30 Minuten nach dem Polymerisationsstart wurde während 3,0 Std. eine
Mischung von 150 g Methylmethacrylat, 12 g Acrylsäure und 150 g Butylacrylat zudo
siert. Nachdem alle Zuläufe beendet waren, wurde auf 35°C abgekühlt. Der Festkörper
betrug 42,6%, die Viskosität 46 mPas; der pH-Wert lag bei 2,7.
Beispiel 7 wurde wiederholt, wobei jedoch 95 g einer 20%igen wäßrigen MAPTAC-Lö
sung in der erster Stufe mit 63,0 g Monomermischung, bestehend aus 40 g Butylacrylat,
40 g Methylmethacylat und 3,0 g Acrylsäure copolymerisiert wurden. Der Festkörper
betrug 43,1%, die Viskosität 50 mPas; der pH-Wert lag bei 2,7. Der mittlere Teilchen
durchmesser wurde anhand der Rasterelektronenmikroskopie (SEM) bestimmt und lag
bei etwa 70 nm.
Beispiel 7 wurde wiederholt, wobei 470 g Vinylacetat und 12 g Acrylsäure anstelle von
Acrylat Monomer während 3,0 Std. zudosiert wurden. Das Beispiel zeigt, daß das in-situ
copolymerisierte Kolloid als Stabilisator nicht monomerspezifisch ist und somit auch bei
dieser Monomerzusammensetzung funktioniert. Der Festkörper betrug 49,7%, die Vis
kosität 536 mPas; der pH-Wert lag bei 2,9.
Beispiel 7 wurde wiederholt, wobei jedoch 300 g Vinylacetat, 160 g VEOVA® und 12 g
Acrylsäure anstelle von Acrylatmonomer während 3,0 Std. zudosiert wurden. Das Bei
spiel zeigt, daß das in-situ copolymerisierte Kolloid als Stabilisator generell bei Emulsi
onspolymerisationen einsetzbar ist und auch bei dieser Monomerzusammensetzung funk
tioniert. Der Festkörper betrug 50,0%, die Viskosität 213 mPas; der pH-Wert lag bei
2,6.
Beispiel 7 wurde wiederholt, wobei 200 g Styrol, 200 g Butylacrylat und SO g Acrylsäure
während 3,0 Std. zudosiert wurden. Das Beispiel zeigt, daß das in-situ copolymerisierte
Kolloid als Stabilisator generell bei Emulsionspolymerisationen einsetzbar ist und auch
bei dieser Monomerzusammensetzung funktioniert. Der Festkörper betrug 49,1%, die
Viskosität 100 mPas; der pH-Wert lag bei 2,4. Der mittlere Teilchendurchmesser wurde
anhand der Rasterelektronenmikroskopie (SEM) bestimmt und lag bei etwa 70 nm.
In einen 2-l-Glasreaktor, ausgerüstet mit einem Rührer und einer Temperaturregelung,
wurden nacheinander 3,6 g Dodecylmercaptan, 0,9 g Essigsäure, 200 g 1 N Salzsäure
und 510 g entionisiertes Wasser gegeben. Anschließend wurde mit Stickstoff gespült und
unter Rühren auf 60°C geheizt. Bei Erreichen dieser Temperatur wurde eine Mischung
von 72,4 g Methylmethacrylat 72,4 g Butylacrylat und 36,2 g N-[3-(Dimethyla
mino)propyl]-methacrylamid (nachfolgend als DMAPMA bezeichnet) während einer
Stunde zudosiert. Eine Minute später wurden 1,3 g V-50 in einer Portion zugegeben. 15
Minuten nach dem Start der obigen Zuläufe wurden 4,9 g V-50, gelöst in 15 g Wasser,
während 3,5 Std. zudosiert. Es wurde darauf geachtet, daß die Temperatur während der
ganzen Zeit zwischen 79 und 81°C gehalten wurde. 75 Minuten nach dem Polymerisati
onsstart wurden während 2 l/4 Std. eine Mischung von 272 g Methylmethacrylat und
272 g Butylacrylat zudosiert. Nachdem alle Zuläufe beendet waren, wurde auf 60°C ge
kühlt, mit 20 g Wasser verdünnt und etwas später weiter auf 30°C gekühlt und die Dis
persion analysiert. In diesem Beispiel wird emulgatorfrei gearbeitet, d. h., die Stabilisie
rung des Latex erfolgt nur durch das in der ersten Phase der Polymerisation hergestellte
kationische Polymer (Kolloid). Der Festkörper betrug 44,0%, die Viskosität 100 mPas;
der pH-Wert lag bei 5,2.
Beispiel 12 wurde wiederholt, wobei jedoch als Initiatorlösung 3,0 g TBHP-70, gelöst in
15 g Wasser, eine Minute nach Beginn des ersten Monomerzulaufs in einer Portion zu
gegeben wurde. Nach einer weiteren Minute wurde ein Zulauf von 1,2 g Natriumformal
dehydsulfoxylat, gelöst in 15 g Wasser, während 3,75 Std. zudosiert. Der Festkörper
betrug 49,6%, die Viskosität 400 mPas; der pH-Wert lag bei 3,9.
Beispiel 12 wurde wiederholt, wobei jedoch 3,6 g Dodecylmercaptan, 0,9 g Essigsäure
und 670 g entionisiertes Wasser in den Reaktor gegeben wurden. Die wäßrige Monomer
lösung bestand aus 72,4 g MAPTAC und der einstündige Monomerzulauf aus 72,4 g
Methylmethacrylat und 72,4 g Butylacrylat. Der Festkörper betrug 44,0%, die Viskosität
520 mPas; der pH-Wert lag bei 4,4.
Beispiel 12 wurde wiederholt, wobei jedoch 3,6 g Dodecylmercaptan, 1,0 g Natriumhy
drogencarbonat und 660 g entionisiertes Wasser in den Reaktor gegeben wurden. Die
wäßrige Monomerlösung bestand aus 73,8 g MAPTAC und der einstündige Monomerzu
lauf aus 99,7 g Methylmethacrylat, 11,1 g Butylacrylat und 36,9 g VEOVA® 9. Der
Festkörper betrug 50,0%, die Viskosität 1560 mPas; der pH-Wert lag bei 4,6. Das be
rechnete Tg der Schale (25%) beträgt ca. +70°C, dasjenige des Kerns (75%) +4°C.
Sprühtrocknung von Dispersionen:
Die Dispersionen aus Beispiel 6 und 15 wurden nach dem üblichen Verfahren sprühge
trocknet. Die Dispersion 15 wurde vor dem Versprühen noch mit 10 Teilen teilhydroly
siertem Polyvinylalkohol (Hydrolysegrad 88%; Viskosität 4 mPas als 4%ige Lösung) auf
90 Teile Dispersion vermischt. Der Feststoffanteil wurde mit Wasser auf 25% eingestellt
und über eine Zweistoffdüse versprüht. Als Verdüsungskomponente diente auf 4 bar vor
gepreßte Luft; die gebildeten Tropfen wurden mit 110-115 °C heißer Luft im Gleich
strom getrocknet. In beiden Fällen resultierte ein freifließendes, redispergierbares Pul
ver.
Das nachfolgende Anwendungsbeispiel zeigt die verbesserten Eigenschaften der erfindungsgemäßen Dispersionen und Pulver in zementhaltigen Produkten:
Zur anwendungstechnischen Prüfung der erfindungsgemäßen Polymerdispersionen bzw.
Pulver wird wie folgt vorgegangen:
Es wird zunächst eine Mörtelmasse mit folgender Zusammensetzung hergestellt:
60,0 g Quarzsand gemäß DIN 1164, Teil 7 der Korngruppe 0.1 bis 0.3 mm;
35,0 g Portlandzement CEM 52.5;
24,0 g Wasser;
0,4 g Cellulose (MB2000xp, Herkules) sowie
5,0 g erfindungsgemäßes (Co-)Polymerisat.
60,0 g Quarzsand gemäß DIN 1164, Teil 7 der Korngruppe 0.1 bis 0.3 mm;
35,0 g Portlandzement CEM 52.5;
24,0 g Wasser;
0,4 g Cellulose (MB2000xp, Herkules) sowie
5,0 g erfindungsgemäßes (Co-)Polymerisat.
Anhand dieser Mörtelzusammensetzung wurden verschiedene Versuche durchgeführt,
wobei die Haftzugfestigkeit, Naßlagerung und Wasserfestigkeit bestimmt wurden. Für
die Auswertung der Haftfestigkeit lag der Entwurf für die Europäische Norm CEN/prEN
1348 von Oktober 1993 zugrunde.
Die folgenden Parameter wurden bestimmt:
- - Haftzugfestigkeit:
Es wurden Steinzeugfliesen (EN 176) mit Abmessungen 50 mm × 50 mm verwendet. Nach einer Einlegezeit innerhalb von 5 min nach Auftrag wurde mit 20 N für 30 sec. belastet. Die Haftzugprüfung erfolgte nach 28 Tagen, gelagert bei 50% relativer Luft feuchtigkeit und bei 23°C (Normklima). - - Naßlagerung:
Es wurden Steinzeugfliesen (EN 176) mit Abmessungen 50 mm × 50 mm verwendet. Nach einer Einlegezeit innerhalb von 5 min nach Auftrag wurde mit 20 N für 30 sec. belastet. Die Haftzugprüfung erfolgte nach 7 Tagen Normalklima und 20 Tagen unter Wasser. - - Wasserfestigkeit:
Dividiert man die Haftfestigkeit nach Naßlagerung durch die Standard-Lagerung (Trockenlagerung), entspricht die resultierende %-Zahl der Wasserfestigkeit. Je kleiner die Zahl desto schlechter ist die Wasserfestigkeit.
Die nachfolgenden Tabellen I und II zeigen die erzielten Ergebnisse:
Dieses mit in situ-Polymer mit kationischer Funktionalität hergestellte erfindungsgemäße
(Co-)Polymerisat bietet verbesserte Haftung nach der Naßlagerung.
Auch hier zeigt das erfindungsgemäße (Co-)Polymerisat eine verbesserte Haftung nach
der Naßlagerung.
Insgesamt verfügt der erfindungsgemäß modifizierte Mörtel somit über hervorragende
Haftfestigkeit auf mineralischen Untergründen, insbesondere nach Naßlagerung. Ferner
verfügen solchermaßen modifizierte Klebemörtel in gebrauchsfertigem Zustand über eine
sehr gute Verarbeitbarkeit, wie dies vom Verarbeiter gefordert wird.
Claims (29)
1. Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten unter
Verwendung eines Polymers mit kationischer Funktionalität, gegebenenfalls unter Ein
satz üblicher Zusätze, wobei das Polymer mit kationischer Funktionalität durch
(Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium von olefinisch ungesättigten (Co-)Monomeren
erhalten wird, worin mindestens ein (Co-)Monomer eine kationische Funktionalität auf
weist, weitere (Co-)Monomeren zugegeben werden und in Gegenwart geeigneter Initiato
ren polymerisiert wird und die Polymeren und/oder (Co-)Monomeren so ausgewählt
sind, daß das erhaltene dispergierte (Co-)Polymerisat eine Glasumwandlungstemperatur
Tg von mehr als etwa 500°C aufweist.
2. Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten unter
Verwendung eines Polymers mit kationischer Funktionalität, gegebenenfalls unter Ein
satz üblicher Zusätze, insbesondere nach Anspruch 1, wobei das Polymer mit kationi
scher Funktionalität durch (Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium von olefinisch un
gesättigten (Co-)Monomeren erhalten wird, worin mindestens ein (Co-)Monomer eine
kationische Funktionalität aufweist, weitere (Co-)Monomeren zugegeben werden und in
Gegenwart geeigneter Initiatoren polymerisiert wird, wobei das Polymer mit kationischer
Funktionalität in Gegenwart einer Saat in situ gebildet wird.
3. Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten unter
Verwendung eines Polymers mit kationischer Funktionalität, gegebenenfalls unter Ein
satz üblicher Zusätze, insbesondere nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Polymer mit ka
tionischer Funktionalität durch (Co-)Polymerisation im wäßrigen Medium von olefinisch
ungesättigten (Co-)Monomeren erhalten wird, worin mindestens ein (Co-)Monomer eine
kationische Funktionalität aufweist, weitere (Co-)Monomeren zugegeben werden und in
Gegenwart geeigneter Initiatoren polymerisiert wird, wobei die Polymeren und/oder
(Co-)Monomeren so ausgewählt sind und das Verfahren derart gesteuert wird, daß ein
(Co-)Polymerisatteilchen mit heterogener Morphologie gebildet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei die heterogene Morphologie bevorzugt Kern-
Schale-Morphologie, insbesondere eine Brombeerstruktur, ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das
(Co-)Polymerisatteilchen mit Kern-Schale-Morphologie eine hydrophile innere Phase und
eine hydrophobe äußere Phase aufweist.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Glasumwand
lungstemperatur Tg des (Co-)Polymerisats zwischen etwa 50 und 120°C, insbesondere
zwischen etwa 50 und 100°C liegt.
7. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß im erhaltenen (Co-)Polymerisat auf etwa 1 Gew.-Teil Monomer (mit
kationischer Funktionalität) des Polymers mit kationischer Funktionalität etwa 2 bis 250
Gew.-Teile (Co-)Monomer entfallen.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Ausbildung der Saat etwa 0,1 bis 25 Gew.-%, insbesondere etwa 0,5 bis 20
Gew.-%, des (Co-)Monomers, bezogen auf das fertige (Co-)Polymerisat, herangezogen
werden.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 5 oder 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die (co-)polymeren Saat- bzw. Latex-Teilchen weitgehend monodispers
sind.
10. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 5, 8 oder 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß die (co-)polymeren Saat- bzw. Latex-Teilchen einen mittleren Durch
messer von etwa 30 bis 1000 nm, insbesondere etwa 50 bis 600 nm aufweisen.
11. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Glasumwandlungstemperatur Tg des Kerns unter etwa 50°C und die der Schale
über etwa 50°C liegt.
12. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß in dem Polymer mit kationischer Funktionalität auf etwa 1 Gew.-Teil
Monomer mit kationischer Funktionalität 0 bis etwa 50 Gew.-Teile, insbesondere etwa
0,1 bis 20 Gew.-Teile Comonomer entfallen.
13. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die kationische Funktionalität auf eine quaternäre Ammoniumgruppe
zurückgeht.
14. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die (Co-)Monomeren zumindest eine protonierte reaktive Gruppe um
fassen, die bei geeigneter Anhebung des pH-Wertes deprotoniert wird.
15. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die (Co-)Monomeren zusätzlich mindestens eine anionische Funktio
nalität aufweisen.
16. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß bei Herstellung der Dispersion emulgatorarm oder emulgatorfrei gear
beitet wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil an Emulga
tor unter etwa 5 Gew.-%, insbesondere unter etwa 2,5 Gew.-%, liegt.
18. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß die wäßrige Dispersion in üblicher Weise in ein redispergierbares Pul
ver überführt wird, insbesondere durch Sprüh- oder Gefriertrocknen.
19. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch ge
kennzeichnet, daß das erhaltene (Co-)Polymerisat etwa 0,001 bis 50 Mol-%, insbesonde
re etwa 0,1 bis 35 Mol-% Monomereinheiten mit kationischer Funktionalität enthält.
20. Wäßrige Dispersion, erhältlich nach mindestens einem der vorhergehenden An
sprüche 1 bis 19.
21. Dispersion nach Anspruch 20, wobei die Teilchen mit einer Größe von etwa 30 bis
1000 nm, insbesondere etwa 50 bis 600 nm, in weitgehend monodisperser Form vorlie
gen und die Dispersion emulgatorarm oder emulgatorfrei ist.
22. Dispersion nach Anspruch 20 oder 21 dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil an
Emulgator unter etwa 5 Gew.-%, insbesondere unter etwa 2,5 Gew.-%, liegt.
23. Dispersion nach mindestens einem der Ansprüche 20 bis 22, dadurch gekennzeich
net, daß die Latex-Teilchen eine heterogene Morphologie aufweisen, bevorzugt eine
Kern-Schale-Morphologie, insbesondere eine Brombeerstruktur, wobei die äußere Phase
eine Glasumwandlungstemperatur Tg von mehr als etwa 50°C, die innere Phase eine Tg
von weniger als etwa 50°C, insbesondere zwischen etwa -70 bis +50°C, aufweist.
24. Redispergierbares Pulver, erhältlich durch Entfernen des Wassers aus der wäßrigen
Dispersion nach mindestens einem der Ansprüche 20 bis 23, insbesondere durch Sprüh-
oder Gefriertrocknen.
25. Redispergierbares Pulver nach Anspruch 24, enthaltend ein (Co-)Polymerisat aus
etwa 0,01 bis 50 Gew.-% kationischen Monomeren und
etwa 50 bis 99,99 Gew.-% (Co-)Monomeren.
26. Verwendung der wäßrigen Polymerdispersion nach mindestens einem der vorher
gehenden Ansprüche 20 bis 23 in Verbund- und Beschichtungsmörteln, Zementfarben
und Klebstoffen, kunststoffhaltigen zementgebundenen Systemen, insbesondere in Mör
tel, und kunststoffgebundenen zementfreien Bindemitteln, insbesondere in zementfreien
Mörteln, Gipsmörteln, Grundierungen, Putzen, Teppich-, Holz-, Pulver- und Boden
klebstoffen sowie in Tapetenkleister, Dispersionspulverfarben und Glasfaserverbundsy
stemen.
27. Verwendung des redispergierbaren Pulvers nach Anspruch 24 oder 25 in Verbund-
und Beschichtungsmörteln, Zementfarben und Klebstoffen, kunststoffhaltigen zementge
bundenen Systemen, insbesondere in Mörtel, und kunststoffgebundenen zementfreien
Bindemitteln, insbesondere in zementfreien Mörteln, Gipsmörteln, Grundierungen, Put
zen, Teppich-, Holz-, Pulver- und Bodenklebstoffen sowie in Tapetenkleister, Dispersi
onspulverfarben und Glasfaserverbundsystemen.
28. Verwendung des redispergierbaren Pulvers nach Anspruch 24 oder 25 als Füllma
terial für Säulen in chromatographischen Trennverfahren, insbesondere bei der Gaschro
matographie und der Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC), sowie als Eichma
terial für Vorrichtungen zur Vermessung der Teilchengröße.
29. Verwendung des redispergierbaren Pulvers nach Anspruch 24 oder 25 als Träger
zur verzögerten Freisetzung für Wirkstoffe aller Art, insbesondere im landwirtschaftli
chen Bereich für Fungizide, Herbizide, Phytohormone, Insektizide, Nematizide, Roden
tizide, Akarizide und dergleichen, im Nahrungsmittelbereich für Vitamine, Mineralstoffe
und dergleichen oder im Arzneimittelsektor zur Verabreichung von Medikamenten.
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DE19833066A DE19833066A1 (de) | 1998-07-22 | 1998-07-22 | Verfahren zur Herstellung wäßriger Dispersionen von (Co-)Polymerisaten, die danach erhältlichen Dispersionen, aus den Dispersionen erhältliche redispergierbare Pulver sowie deren Verwendung |
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