DE19802609A1 - Einsäulenverfahren und -vorrichtung mit Stickstoffturbine zur Gewinnung von Stickstoff - Google Patents
Einsäulenverfahren und -vorrichtung mit Stickstoffturbine zur Gewinnung von StickstoffInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Stickstoff durch
Tieftemperaturzerlegung von Luft in einer Einzelsäule mit den Schritten a) bis d) des
Patentanspruchs 1.
Ein derartiges Verfahren ist aus dem US-Patent 5373699 bekannt. Dieser Prozeß
dient der Gewinnung von Stickstoff unter überatmosphärischem Druck.
Unter Einzelsäule wird in der vorliegenden Anmeldung eine einzelne Destilliersäule
verstanden, in der Stickstoff und Sauerstoff voneinander getrennt werden. Dies
schließt nicht aus, daß das Verfahren beziehungsweise die Vorrichtung eine oder
mehrere weitere Destilliersäulen zur Gewinnung anderer Luftkomponenten wie zum
Beispiel Argon oder anderer Edelgase oder zur Nachreinigung von Produkten der
Einzelsäule aufweisen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs genannte Verfahren und die
entsprechende Vorrichtung so zu verbessern, daß die Anlage besonders wenig
Energie verbraucht.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Einsatzluft in dem Luftverdichter auf
einen ersten Druck (p1) verdichtet wird, der im wesentlichen gleich dem Betriebsdruck
der Einzelsäule ist.
Die Einsatzluft wird nur auf einen Druck verdichtet, der ausreicht, um den ersten
Teilstrom in die Einzelsäule zu drücken. Der Begriff "im wesentlichen gleicher Druck"
schließt eine geringfügige Druckdifferenz zwischen p1 und dem Betriebsdruck der
Einzelsäule nicht aus, soweit sie in der Größenordnung der Leitungsverluste des
ersten Teilstroms zwischen Luftverdichter und Einspeisung in die Säule liegt. Er
schließt jedoch insbesondere gezielte Maßnahmen zu Druckerniedrigung aus,
beispielsweise die Entspannung des ersten Teilstroms zwischen Luftverdichter und
Einspeisung in die Säule durch ein Drosselventil.
Die Erfindung ermöglicht eine relativ geringe Druckdifferenz am Luftverdichter und
damit einen besonders geringen Energieverbrauch. Vorzugsweise wird die gesamte
Einsatzluft in dem Luftverdichter auf p1 gebracht. Damit ergibt sich insgesamt ein
wirtschaftlich besonders günstiges Verfahren.
Der erste Druck (p1) liegt beispielsweise bei 2 bis 4 bar, vorzugsweise bei 2,5 bis
3,5 bar.
Es ist besonders günstig, wenn die Einzelsäule keinen Sumpfverdampfer aufweist.
Dadurch entfällt die Notwendigkeit, einen Prozeßstrom auf einen hohen Druck zu
verdichten, der ausreicht, die sauerstoffangereicherte Sumpfflüssigkeit der
Einzelsäule zu verdampfen. Außerdem ergibt sich eine apparativ besonders einfache
und kostengünstige Vorrichtung. Vorzugsweise wird die gesamte Sumpfflüssigkeit
entspannt und im Kopfkondensator gegen kondensierendes Kopfgas der Säule
verdampft.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens kommen besonders deutlich zum
Tragen, wenn im Verdampfungsraum des Kopfkondensators ein Kühlmittel
(beispielsweise aus der Säule abgezogenen Sumpfflüssigkeit) unter einem nur knapp
überatmosphärischen Druck (p3) verdampft wird, wobei dieser Druck (p3) ausreicht,
um das verdampfte Kühlmittel - gegebenenfalls nach Durchgang durch einen oder
mehrere Wärmetauscher - unter im wesentlichen Atmosphärendruck aus dem
Verfahren zu entfernen und/oder als Regeneriergas in einer Reinigungseinrichtung
einzusetzen. Da der Druck im Kopf der Einzelsäule (also der Druck im
Verflüssigungsraum des Kopfkondensators) mit dem Druck des verdampfenden
Kühlmittels über die Verdampfungstemperatur der beteiligten Fraktionen und über die
den indirekten Wärmeaustausch treibende Temperaturdifferenz zusammenhängt,
wird dann auch die Säule unter dem minimal möglichen Druck betrieben. Dadurch
muß besonders wenig Energie zum Verdichten der Einsatzluft eingesetzt werden. Der
Betriebsdruck der Einzelsäule (an der Stelle der Einspeisung des ersten Teilstroms)
liegt vorzugsweise unter 5 bar, höchst vorzugsweise zwischen 2,5 und 3,5 bar.
Vorzugsweise wird das Stickstoffprodukt vor der arbeitsleistenden Entspannung in
einem Nachverdichter komprimiert, beispielsweise auf 4 bis 12 bar, vorzugsweise auf
6 bis 10 bar. Dadurch kann der Betriebsdruck der Einzelsäule besonders niedrig
gehalten und dennoch die nötige Prozeßkälte allein durch die arbeitsleistende
Entspannung eines Teils des Stickstoffprodukts erzeugt werden.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kann die bei der arbeitsleistenden
Entspannung erzeugte Energie teilweise oder vollständig zum Antrieb des
Nachverdichters verwendet werden, der zur weiteren Verdichtung des arbeitsleistend
zu entspannenden Stickstoffs dient. Die energetischen Vorteile der Erfindung
kommen jedoch auch dann zum Tragen, wenn der Nachverdichter mittels externer
Energie angetrieben wird. In diesem Fall ist es besonders günstig, wenn der
Luftverdichter und der Nachverdichter von einer gemeinsamen Welle angetrieben
werden. Hierbei kann eine übliche Mehrwellenmaschine, z. B. ein Getriebe-
Turboverdichter eingesetzt werden.
Der Nachverdichter kann gleichzeitig als Produktverdichter eingesetzt werden, indem
ein Teil des Stickstoffprodukts zwischen dem Nachverdichter und der
arbeitsleistenden Entspannung als Hochdruckprodukt abgeführt wird. Das
Hochdruckprodukt kann stromabwärts des Nachverdichters weiteren
Produktverdichterstufen zugeführt werden.
Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zur Gewinnung von Stickstoff durch
Tieftemperaturzerlegung von Luft in einer Einzelsäule gemäß den Patentansprüchen
7 bis 11.
Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Einsatzluft 1 wird in einem Luftverdichter 2 auf einen ersten Druck p1 =
3,4 bar
verdichtet und anschließend in einer Reinigungseinrichtung 3, zum Beispiel einem
Molekularsiebadsorber, gereinigt. Die auf p1 verdichtete und gereinigte Einsatzluft 4
strömt ohne weitere druckvermindernde Maßnahmen durch einen
Hauptwärmetauscher 7 in eine Einzelsäule 8 und wird dort durch Rektifikation in
Stickstoff als Kopfgas und eine sauerstoffangereicherte Flüssigkeit als Sumpffraktion
getrennt. Die Einsatzluftleitung 4, 5 enthält zwischen dem Austritt des Luftverdichters
1 und der Einzelsäule 8 keine druckvermindernden Vorrichtungen wie z. B.
Entspannungsventile oder -maschinen. Sie weist lediglich den natürlichen
Druckverlust (in dem Beispiel: 0,3 bar) auf, wie er in Leitungen,
Wärmetauscherpassagen, Reinigungseinrichtungen und ähnlichem entsteht.
Die sauerstoffangereicherte Flüssigkeit 12 vom Sumpf der Einzelsäule 8 weist einen
Sauerstoffgehalt von 43,3 mol% auf und wird nach Durchlaufen eines Unterkühlungs-
Gegenströmers 13 auf 1,3 bar entspannt und in den Verdampfungsraum eines
Kopfkondensators 14 geleitet, in dessen Verflüssigungsraum ein Teil 15 des
Stickstoffs vom Kopf der Einzelsäule 8 kondensiert wird. Das Kondensat 16 wird
mindestens zum Teil 17 als Rücklauf auf die Einzelsäule aufgegeben; ein anderer Teil
18 kann bei Bedarf als Flüssigprodukt LIN gewonnen werden. Der
sauerstoffangereicherte Restdampf 22 wird in den Wärmetauschern 13 und 7 auf
etwa Umgebungstemperatur angewärmt. Der warme Restdampf 23 kann ganz oder
teilweise als Regeneriergas 24 für die Reinigungseinrichtung 3 verwandt werden.
Alternativ oder zusätzlich kann Restdampf 25 in die Atmosphäre abgegeben werden.
Ein Sicherheitsablaß 26 verhindert die Ansammlung gefährlicher Mengen von
schwererflüchtigen Komponenten im Verdampfungsraum des Kopfkondensators 14.
Bei Bedarf kann ein Teil 27 des Kopfdampfs aus der Einzelsäule 8 gemeinsam mit
der entspannten sauerstoffreichen Sumpffraktion in den Verdampfungsraum des
Kopfkondensators 14 geleitet werden, beispielsweise beim Kaltfahren der Anlage
und/oder zur Entlastung des Kopfkondensators 14.
Hauptprodukt des Prozesses ist gasförmiger Stickstoff, der über Leitung 19 unter
einem Druck von 2,9 bar vom Kopf der Einzelsäule 8 abgezogen und im
Hauptwärmetauscher 7 auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt wird. Der warme
Stickstoff 20 kann zum Teil als Mitteldruckprodukt abgezogen werden (nicht
dargestellt). In dem Beispiel wird der gesamte Stickstoff 20 in einem Nachverdichter 9
von 2,8 bar auf 9 bar verdichtet. Ein Teil 21 des weiterverdichteten Stickstoffs wird
zum Hauptwärmetauscher 7 auf eine Zwischentemperatur abgekühlt, der Rest als
Hochdruckprodukt (DGAN) abgezogen und gegebenenfalls weiter verdichtet.
Der auf Zwischentemperatur abgekühlte Stickstoff wird in einer
Entspannungsmaschine 10 arbeitsleistend entspannt und über Leitung 11 in dem aus
der Einzelsäule 8 kommenden Stickstoff 19 eingeleitet. In dem Beispiel wird der
Nachverdichter 9 mittels externer Energie angetrieben und ist mit dem Luftverdichter 1
als Getriebeverdichter mit fünf Antriebsrädern realisiert. Alternativ oder zusätzlich
kann der Nachverdichter mittels der in der Turbine 10 erzeugten mechanischen
Energie angetrieben werden, vorzugsweise durch direkte mechanische Kopplung von
Turbine 10 und Nachverdichter 9.
Hinter jedem Verdichter 1, 9 wird das komprimierte Fluid in Wärmeaustausch mit
Kühlwasser abgekühlt, wie durch die in der Zeichnung dargestellten Nachkühler
angedeutet ist. Bei mehrstufigen Verdichtern wird vorzugsweise zwischen zwei Stufen
eine Zwischenkühlung durchgeführt.
In dem Ausführungsbeispiel werden die Stoffaustauschelemente in der Einzelsäule
durch Siebböden gebildet. Grundsätzlich können jedoch bei dem Verfahren und der
Vorrichtung der Erfindung und bei dem Ausführungsbeispiel konventionelle
Destillierböden, Füllkörper (ungeordnete Packung) und/oder geordnete Packung
eingesetzt werden. Auch Kombinationen verschiedenartiger Elemente in einer Säule
sind möglich. Wegen des geringen Druckverlusts werden geordnete Packungen
bevorzugt. Diese verstärken die energiesparende Wirkung der Erfindung weiter.
Claims (11)
1. Verfahren zur Gewinnung von Stickstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft
in einer Einzelsäule (8), bei dem
- a) Einsatzluft (1) in einem Luftverdichter (2) auf einen ersten Druck (p1) verdichtet und in die Einzelsäule (8) eingeführt (4, 5) wird,
- b) Kopfgas (15) der Einzelsäule (8) in einem Kopfkondensator (14) verflüssigt und das dabei entstandene Kondensat (16) mindestens teilweise (17) als Rücklauf auf die Einzelsäule (8) aufgegeben wird,
- c) ein Stickstoffprodukt (19, 20) der Einzelsäule (8) entnommen und bei dem
- d) mindestens ein Teil (21) des Stickstoffprodukts arbeitsleistend entspannt (10) wird, dadurch gekennzeichnet, daß
- e) die Einsatzluft in dem Luftverdichter (2) auf einen ersten Druck (p1) verdichtet wird, der im wesentlichen gleich dem Betriebsdruck der Einzelsäule (8) ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelsäule (8)
keinen Sumpfverdampfer aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß im
Verdampfungsraum des Kopfkondensators (14) ein Kühlmittel (12) unter einem
nur knapp überatmosphärischen Druck (p3) verdampft wird, wobei dieser Druck
(p3) ausreicht, um das verdampfte Kühlmittel (22) - gegebenenfalls nach
Durchgang durch einen oder mehrere Wärmetauscher (13, 7) - unter im
wesentlichen Atmosphärendruck aus dem Verfahren zu entfernen (25) und/oder
als Regeneriergas (24) in einer Reinigungseinrichtung (3) einzusetzen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das Stickstoffprodukt (20) vor der arbeitsleistenden Entspannung (10) in einem
Nachverdichter (9) komprimiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Luftverdichter
(1) und der Nachverdichter (9) über eine gemeinsame Welle angetrieben werden.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil des
Stickstoffprodukts (20) zwischen dem Nachverdichter (9) und der
arbeitsleistenden Entspannung (10) als Hochdruckprodukt (DGAN) abgeführt
wird.
7. Vorrichtung zur Gewinnung von Stickstoff durch Tieftemperaturzerlegung von Luft
in einer Einzelsäule (8),
- a) mit einem Luftverdichter (2) zur Verdichtung von Einsatzluft (1) auf einen ersten Druck (p1) und einer Einsatzleitung (4, 5) zur Einführung der auf den ersten Druck (p1) verdichteten Luft (4) in die Einzelsäule (8),
- b) mit einem Kopfkondensator (14), in dem Kopfgas (15) der Einzelsäule (8) verflüssigt wird,
- c) mit einer Stickstoffproduktleitung (19, 20, 21) zur Entnahme eines Stickstoffstroms aus der Einzelsäule (8) und
- d) mit einer Entspannungsmaschine (10) zur arbeitsleistenden Entspannung des Stickstoffstroms (21), dadurch gekennzeichnet, daß
- e) die Einsatzleitung (4, 5) zwischen Luftverdichter (2) und Einzelsäule (8) keine Vorrichtungen zur Druckreduzierung aufweist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelsäule (8)
keinen Sumpfverdampfer aufweist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, gekennzeichnet durch einen
Nachverdichter (9), der in der Stickstoffproduktleitung (19, 20, 21) stromaufwärts
der Entspannungsmaschine (10) angeordnet ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß
der Luftverdichter (1) und der Nachverdichter (9) von einer gemeinsamen Welle
angetrieben werden.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10, gekennzeichnet durch eine in
der Hochdruckproduktleitung (DGAN), die mit der Stickstoffproduktleitung (20)
zwischen Nachverdichter (9) und Entspannungsmaschine (10) verbunden ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998102609 DE19802609A1 (de) | 1998-01-23 | 1998-01-23 | Einsäulenverfahren und -vorrichtung mit Stickstoffturbine zur Gewinnung von Stickstoff |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998102609 DE19802609A1 (de) | 1998-01-23 | 1998-01-23 | Einsäulenverfahren und -vorrichtung mit Stickstoffturbine zur Gewinnung von Stickstoff |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19802609A1 true DE19802609A1 (de) | 1999-03-18 |
Family
ID=7855520
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998102609 Withdrawn DE19802609A1 (de) | 1998-01-23 | 1998-01-23 | Einsäulenverfahren und -vorrichtung mit Stickstoffturbine zur Gewinnung von Stickstoff |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19802609A1 (de) |
-
1998
- 1998-01-23 DE DE1998102609 patent/DE19802609A1/de not_active Withdrawn
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