DE19712702A1 - Verfahren zur Gewinnung von Polyhydroxyalkanoaten - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von PolyhydroxyalkanoatenInfo
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Description
Das Verfahren findet Anwendung zur Gewinnung von Polyhydroxyalkanoaten (PHA)
in Form von Polyhydroxybuttersäure (PHB), Polyhydroxyvaleriansäure oder
Copolymeren dieser Polyhydroxyalkansäuren, welche in der Zellmasse von
Mikroorganismen oder pflanzlicher Biomasse, die diese Polyhydroxyalkansäuren als
innerzellulären Reservestoff akkumulieren, enthalten sind.
Zur Gewinnung von PHA aus der Zellmasse eines Mikroorganismus sind Lösungs-
und Fällverfahren bekannt, bei denen die PHA in gelöster Form aus der Zellstruktur
entfernt und von der Restbiomasse abgetrennt wird. So werden nach US 3044942
1.2-Dichlorethan im Gemisch mit Ethanol, nach EP 024810 Dichlormethan und nach
US 3275610 Chloroform als Lösungsmittel für das PHA angewendet. Aus der von
der Zellmasse abgetrennten PHA-haltigen Lösung wird durch geeignete Fällmittel
das PHA in einer festen Form gewonnen. Nach DD 229428 erfolgt das Herauslösen
von Polyhydroxybuttersäure aus der Biomasse mit Essigsäureanhydrid bei erhöhten
Temperaturen, hier bei 100 bis 140°C. Aus der Polymerlösung fällt die Polyhydroxy
buttersäure durch Herabsetzen der Temperatur in pulverförmigem Zustand aus.
Nachteilig wirkt sich beim Umgang mit chlorierten Kohlenwasserstoffen als Lösungs
mittel jedoch der damit verbundene Recycling- bzw. Entsorgungsaufwand des ver
schmutzten Solvents aus. Des weiteren bedingen diese Stoffe erhöhte Anforderun
gen an die Anlagengestaltung und -sicherheit.
Für die Gewinnung eines farbstofffreien Polyhydroxyalkanoats wird in WO 93/23554
als gängiges Extraktionsmittel Essigsäure genannt, welche in Kombination mit Es
sigsäureanhydrid bzw. unter Zusatz von 1-10% eines aliphatischen Carbonsäure
anhydrids oder eines Lactons einer β-Hydroxycarbonsäure verwendet wird. Mit die
sem Verfahren werden in der Praxis sehr gute Ergebnisse erzielt, jedoch sind diese
abhängig von der Art der verwendeten Mikroorganismen sowie vom späteren Ein
satzzweck. Das beschriebene Verfahren wurde speziell für Bakterien entwickelt, die
der Gruppe PPFM (pink pigmented facultatively methylotrophic) zugeordnet werden.
Neben dem Extraktionsschritt zur Gewinnung des Polymeren mußte demnach zu
sätzlich eine Lösung zur Eliminierung des roten Farbstoffes gefunden werden. Dies
ist bei anderen Mikroorganismen nicht unbedingt nötig.
Um den Reinheitsgrad des extrahierten Polymers zu erhöhen sind unterschiedliche
Behandlungsweisen bekannt, die in unterschiedlicher Form auf Restbiomassebe
standteile wirken. So wird in der Patentanmeldung WO 94/24302 ein Verfahren dar
gestellt, welches mit Hilfe eines oxidierenden Mediums in Gegenwart eines Kom
plexbildners die Zellhüllen der Mikroorganismen auflöst. Beispielsweise wird zur
Gewinnung von Polyhydroxybuttersäure ein Wasserstoffperoxid bei einer Behand
lungstemperatur zwischen 60 und 1 80°C als oxidierendes Mittel eingesetzt.
Als Vorstufe zur oxidativen Behandlung ist eine physikalische Vorbereitung des
Zellmaterials möglich, insbesondere durch eine Temperaturbehandlung im Bereich
zwischen 100 und 200°C. Ein weiterer Effekt von Peroxiden, beispielsweise Was
serstoffperoxid, kommt in der Patentanmeldung WO 94/10289 für einen Prozeß zur
Gewinnung von Produkten aus einer wäßrigen Zusammensetzung zur Zersetzung
von Nucleinsäuren zur Anwendung, wenn die Menge an Nucleinsäure ausreicht, die
Viskosität derartig zu erhöhen, daß nachfolgende Prozeßschritte beeinträchtigt wer
den. Die Konzentration der in Wasser gelösten Nucleinsäuren wird mit < 0,1 g/l an
gegeben, beispielsweise 0,5-20 g/l.
Biologische Verfahren sind durch den Einsatz kostenintensiver Enzyme und auf
wendigerer Verfahrensbedingungen in der Regel sehr teuer. Zudem stellt sich,
ebenso wie beim Einsatz chemischer Substanzen und Detergenzien, das Problem
der späteren Abtrennung, da neben der Reinigung des Polymeren von Biomassebe
standteilen eine "Verschmutzung" durch neue Materialien auftritt. Ein weiterer Nach
teil chemischer Behandlungsmethoden ist die zumeist damit verbundene Schädi
gung des zu reinigenden Polymers, welche sich in Form von Molekulargewichtsab
bau äußert.
Aufgabe der Erfindung ist die Entwicklung eines kostengünstigen und effektiven
Verfahrens zur Gewinnung von in einer bakteriellen Biomasse enthaltenen PHA,
wobei der Restgehalt an Biomasse, ausgedrückt durch den Stickstoffgehalt in der
PHA, sehr gering zu halten ist. Das Verfahren soll die Molekularmasse der fermen
tativ erzeugten Polyhydroxyalkanoate nicht negativ beeinflussen.
Die Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen dargestellte Erfindung gelöst.
Die sich in der Fermentationsbrühe befindliche bakterielle Biomasse kann zunächst
einem mechanischen Zellaufschluß, beispielsweise in einer Rührwerkskugelmühle
oder einem Hochdruckhomogenisator unterzogen werden. Der Aufschluß dient zur
Zerstörung der festen Zellhülle und Freisetzung wasserlöslicher bzw. mit Wasser
ausspülbarer Zellkomponenten. Weiterhin wird eine vergrößerte Oberfläche für den
Angriff biologischer oder chemischer Substanzen geschaffen. Die Abtrennung der in
der Fermentationsbrühe gelösten Substanzen bzw. leichter Schwebeteilchen und
Zellbruchstücke erfolgt in bekannter Weise durch Filtration, Separation oder Dekan
tieren. Im Anschluß daran wird die Biomasse als Ausgangspunkt der Wasch- und
Extraktionsschritte getrocknet.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß bei Behandlung der getrockneten Bio
masse aus Zellbruchstücken und PHA mit dem Extraktionsmittel Essigsäure bei ei
ner Temperatur unterhalb der bekannten Extraktionstemperatur zur Gewinnung von
PHA aus einer Biomasse ein Reinigungseffekt erreicht werden kann, das heißt, eine
PHA mit hoher Reinheit gewonnen werden kann.
Da die üblichen Extraktionstemperaturen bei der Verwendung von Essigsäure als
Extraktionsmittel im Bereich von 85-105°C, zur Lösung des Polymeren jedoch in
jedem Fall über 70°C liegen, wird die Vorreinigung der Biomasse unter Rühren in
einem Temperaturbereich zwischen Raumtemperatur und 50°C durchgeführt. Der
Vorteil der Verwendung von Essigsäure liegt in der Vermeidung eines aufwendigen
Trenn- bzw. Trocknungsschrittes vor der Polymerextraktion. Nach der Abtrennung
des Reinigungsmittels Essigsäure von der Biomasse wird die Biomasse ohne noch
maliges Trocknen mit dem Extraktionsmittel Essigsäure in der bereits aus dem Stand
der Technik bekannten Weise bei Extraktionstemperatur extrahiert. Die Aufarbeitung
des Extraktes aus Extraktionsmittel und gereinigter PHA durch Fällung ist hinrei
chend bekannt.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere für solche PHAs wie Poly
hydroxybuttersäure, Polyhydroxyvaleriansäure oder deren Copolymere anwendbar.
Gleichfalls ist das Verfahren aber auch für Gemische aus den genannten PHAs an
wendbar.
Der Reinigungsprozeß nach dem erfindungsgemäßen Verfahren kann in seiner Ef
fektivität dadurch unterstützt werden, daß dem Extraktionsmittel Essigsäure in der
Verfahrensstufe der Behandlung der Biomasse unterhalb der Extraktionstemperatur
Essigsäureanhydrid in einer Menge bis zu 10% bezogen auf Essigsäure zugesetzt
wird.
Eine weitere Bedingung für den Reinigungseffekt ergab sich aus anwendungstech
nischen Versuchen. Da viele Verarbeitungstechnologien die Produkte über den
Schmelzzustand des Ausgangsmaterials erzeugen, wurden in einer Laborpresse bei
150°C, 150 bar und einer Verweilzeit von drei Minuten Prüfkörper hergestellt. Nach
dem Preßvorgang zeigte sich bei den mit Essigsäure extrahierten, ursprünglich wei
ßen Polymerproben eine Verfärbung, die je nach Mikroorganismus und Vorbehand
lung zwischen einem Karamel- und dunklem Braunton variierte. Die Verfärbung trat
interessanter Weise auch bei Proben auf, deren Stickstoffgehalt, einem Maß für den
Restbiomasseanteil, weit unter 0,1% lag.
Um den bloßen Temperatureinfluß auszuschließen, wurden bei identischen Bedin
gungen mit Chloroform extrahierte PHB-Proben verpreßt, die jedoch reinweiße bzw.,
milchig trübe Prüfkörper ergaben. Da eine Adsorption von in Essigsäure gelösten
oder ausgeschwemmten Biomassepartikel an die PHB vermutet wurde, wurde als
Gegenprobe mit Chloroform extrahierte PHB im Filtrat des Essigsäure Fällbades
eingeweicht, gewaschen und getrocknet. Nach dem Verpressen zeigte sich auch
hier eine karamelbraune Verfärbung der Prüfkörper, so daß eine besondere Anfor
derung an die Reinigung in der Vermeidung dieses Effektes lag.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird an folgenden Beispielen näher erläutert:
Durch einen Fermentationsprozeß im batch-Verfahren werden Mikroorganismen durch eine entsprechende Wachstumsphase mit anschließend initiierter Akkumula tion zur Einlagerung von Polyhydroxybuttersäure in der Zelle kultiviert. Die erziel bare Polymerkonzentration hängt sehr stark von der Art des Mikroorganismus und den Fermentationsbedingungen ab. Für technisch relevante Prozesse wird von ei nem Polymeranteil größer 50% der Zelltrockenmasse ausgegangen. Durch Kultivierung des Mikroorganismus Methylobacterium rhodesianum wurde nach Beendigung des Fermentationsprozesses ein PHB-Gehalt von 52% erzielt. Die Ausgangsbiomassekonzentration, bezogen auf die Trockensubstanz, betrug 50 g/l. Bei Methylocystis spez. wurden vergleichbare Werte erreicht, diese lagen bei 48% PHB sowie einer Zelldichte von 50 g/l.
Durch einen Fermentationsprozeß im batch-Verfahren werden Mikroorganismen durch eine entsprechende Wachstumsphase mit anschließend initiierter Akkumula tion zur Einlagerung von Polyhydroxybuttersäure in der Zelle kultiviert. Die erziel bare Polymerkonzentration hängt sehr stark von der Art des Mikroorganismus und den Fermentationsbedingungen ab. Für technisch relevante Prozesse wird von ei nem Polymeranteil größer 50% der Zelltrockenmasse ausgegangen. Durch Kultivierung des Mikroorganismus Methylobacterium rhodesianum wurde nach Beendigung des Fermentationsprozesses ein PHB-Gehalt von 52% erzielt. Die Ausgangsbiomassekonzentration, bezogen auf die Trockensubstanz, betrug 50 g/l. Bei Methylocystis spez. wurden vergleichbare Werte erreicht, diese lagen bei 48% PHB sowie einer Zelldichte von 50 g/l.
Zum Vergleich wurden beide Mikroorganismen, ausgehend von sprühgetrockneter
Biomasse, einer reinen Säureextraktion, einer Kaltwäsche sowie einer Kombination
aus Kaltwäsche und Extraktion unterzogen. Zum Vergleich wurden beide Biomassen
mit Chloroform extrahiert.
Einen Überblick über die verwendeten Rezepturen gibt folgende Aufstellung:
- 1. 10 g Biomasse mit 200 ml Essigsäure 15 Minuten bei 100°C extrahieren
- 2. Anschließend die Suspension sofort über Nutsche mit Filterpapier filtieren.
- 3. Als Fällmittel werden 1 l Wasser vorgelegt und das Filtrat wird eingerührt.
- 4. Gefällte PHB absaugen.
- 5. Die PHB wird zweimal mit Wasser nachgewaschen.
- 6. Die Trocknung der PHB erfolgt bei 60°C.
- 1. 25 g Biomasse mit 500 ml Essigsäure bei Raumtemperatur 10 Minuten rühren, anschließend die Suspension absaugen und erneut mit 500 ml Essigsäure verset zen.
- 2. Ansatz 15 Minuten bei 100° C extrahieren.
- 3. Anschließend sofort filtrieren, falls das Filtrat vergelt, muß der Saugerlenmeyer auf 70°C temperiert werden.
- 4. Zur Fällung 2 l Wasser vorlegen und die Essigsäure-Lösung in dünnem Strahl eingießen
- 5. Gefällte PHB absaugen.
- 6. Die PHB wird zweimal mit Wasser nachgewaschen.
- 7. Die Trocknung der PHB erfolgt bei 60°C.
Die Ergebnisse sind in folgender Tabelle dargestellt:
Bei der Biomasse Methylocystis spez. liegt die Ausbeute an PHB bei der Essigsäure-
Extraktion deutlich höher (ca. 95%), als bei der Extraktion mit Chloroform (ca.
65-80%). Die nach der Chloroform-Extraktion im Filterkuchen noch vorhandene PHB
kann durch Essigsäure fast vollständig extrahiert werden. Dabei beträgt die Mol
masse der extrahierten PHB 740.000. Es zeigt sich, daß, speziell bei der Verwen
dung von Methylocystis spez., eine deutliche Verringerung des Stickstoffgehaltes
festzustellen ist. Interessant ist der geringe Abfall des Stickstoffwertes nach der
Kaltwäsche. Dieser weist darauf hin, daß durch die Wäsche nicht nur stickstoffhal
tige Verbindungen entfernt werden. Der positive Effekt der Reinigung durch die Vor
wäsche ist jedoch bei der thermischen Beanspruchung des Produktes deutlich zu
bemerken.
Claims (3)
1. Verfahren zur Gewinnung von Polyhydroxyalkanoaten, welche durch Fermenta
tion eines Mikroorganismus in den Zellen akkumuliert vorliegen, durch mechani
schen Zellaufschluß, anschließender Abtrennung der Zellbruchstücke und gelö
ster Substanzen sowie Trocknung der Polyhydroxyalkanoathaltigen Biomasse und
Extraktion der Polyhydroxyalkanoate durch das Extraktionsmittel Essigsäure da
durch gekennzeichnet, daß die Biomasse nach der Trocknung für die Dauer von 5
Minuten bis 2 Stunden mit dem Extraktionsmittel bei Temperaturen unterhalb der
Extraktionstemperatur behandelt wird, das Extraktionsmittel von der Biomasse
abgetrennt und diese in gewohnter Weise mit dem Extraktionsmittel bei Extrakti
onstemperatur extrahiert und das Polyhydroxyalkanoat ausgefällt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Polyhydroxyalka
noat eine Polyhydroxybuttersäure, eine Polyhydroxyvaleriansäure oder ein Co
polymer dieser ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Extraktionsmittel
Essigsäureanhydrid zugesetzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997112702 DE19712702A1 (de) | 1997-03-26 | 1997-03-26 | Verfahren zur Gewinnung von Polyhydroxyalkanoaten |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997112702 DE19712702A1 (de) | 1997-03-26 | 1997-03-26 | Verfahren zur Gewinnung von Polyhydroxyalkanoaten |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19712702A1 true DE19712702A1 (de) | 1998-10-01 |
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Family Applications (1)
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DE1997112702 Withdrawn DE19712702A1 (de) | 1997-03-26 | 1997-03-26 | Verfahren zur Gewinnung von Polyhydroxyalkanoaten |
Country Status (1)
Country | Link |
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