DE19644080A1 - Verfahren und Vorrichtung zur biologischen Abwasserreinigung - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur biologischen AbwasserreinigungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur biologischen
Abwasserreinigung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Zur biologischen Abwasserreinigung in Kläranlagen wird meist das
Belebtschlammverfahren eingesetzt. Bei diesem Verfahren werden die
unterschiedlichen Wasserinhaltsstoffe in einer ersten Verfahrensstufe, der
sogenannten Belebung, von im Abwasser schwimmenden Mikroorganismen
(Bakterien) in einem Belebungsbecken veratmet beziehungsweise teilweise zum
Aufbau neuer Biomasse verwendet. Hierbei wird Nitrat zu molekularem Stickstoff
umgewandelt (Denitrifikation) und CO2 gebildet. Ein großer Teil der Gase wird durch
eine Belüftung und mechanische Umwälzung entfernt und verläßt das System über
die Gasphase. In einer zweiten Verfahrensstufe, der sogenannten Nachklärung,
werden die Bakterien anschließend vom Wasser in einem Nachklärbecken durch
Sedimentation getrennt und können danach in das Belebungsbecken
zurückbefördert werden. Derartige Kläranlagen und Verfahren sind zum Beispiel
beschrieben in "Abwassertechnik", Hosang und Bischof, 9. Auflage, Verlag B.G.
Teubner, 1989.
Durch Verschärfung von gesetzlichen Anforderungen an die Abwasserreinigung und
gegebenenfalls durch Zunahme der Schmutzfracht des Abwassers wird oft eine
Erweiterung bestehender Kläranlagen erforderlich, um deren Reinigungsleistung zu
verbessern. Meistens müssen dafür die Beckenvolumina vergrößert werden. Bei den
Nachklärbecken ist in der Regel eine Vergrößerung der Oberfläche notwendig,
während bei den Belebungsbecken eine Volumenvergrößerung auch durch eine
Vergrößerung der Beckentiefe bei gleichbleibender Oberfläche erzielt werden kann,
was den Flächenverbrauch und die Baukosten senkt.
Es hat sich aber gezeigt, daß in Kläranlagen mit größer werdender Tiefe des
Belebungsbeckens zunehmend das Problem einer Schlammflotation im
Nachklärbecken auftritt. Dadurch entstehen relativ große Probleme beim Betreiben
der Kläranlage und es sind relativ hohe Aufwendungen notwendig, um eine derartige
Schlammflotation zu beherrschen.
Eine ständig oder zeitweise auftretende Schlammflotation kann zu einem
unerwünschten Austrag des Schlammes aus der Kläranlage führen, wodurch die
zulässigen Grenzwerte, beispielsweise für chemischen Sauerstoffbedarf (CSB),
biochemischen Sauerstoffbedarf (BSB5), Stickstoff und Schwebstoffe, überschritten
werden können. Zudem nimmt aufgrund des Verlustes an Belebtschlamm die
Bakterienmasse ab, wodurch die Reinigungsleistung der Kläranlage verringert wird.
Mit steigendem hydrostatischen Druck bei zunehmender Tiefe der Belebungsbecken
wird ein höherer Anteil an Gas im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch gelöst, was zu
einer Schlammflotation durch Bildung von Gasbläschen im Belebtschlamm im
weniger tiefen Nachklärbecken führt. Ferner verursacht ein übermäßig hoher
Sauerstoffeintrag in der Denitrifikationsstufe des Belebungsbeckens eine
Beeinträchtigung der Denitrifikation. Dadurch kann eine unkontrollierte
Denitrifikation im Nachklärungsbecken stattfinden und eine Schlammflotation
hervorrufen.
Zur Lösung des Problems einer übermäßigen Schlammflotation in Kläranlagen
wurde versucht, den Sauerstoffgehalt besser zu regeln oder den Eintrag des
Luftsauerstoffs in der Denitrifikationsstufe des Belebungsbeckens zu verhindern. Es
wurde auch vorgeschlagen, anstelle einer konventionellen Nachklärung eine
Entspannungsflotation vorzusehen oder eine zusätzliche Entgasungszone bzw. ein
flaches Entgasungsbecken mit einer grob- oder mittelblasigen Belüftung
einzusetzen. Des weiteren wurde die Verwendung eines Wehres mit spezieller
Überfallkante, einer Wehrkaskade und ggf. einer zusätzlichen Tauchwand mit einer
Möglichkeit zum Abziehen von Schaum beschrieben (Korrespondenz Abwasser,
43. Jahrgang, Nr. 6, Juni 1996, Seite 1083-1086, Arbeitsbericht des ATV-Fach
ausschusses 2.6: "Aerobe biologische Abwasserreinigungsverfahren"). Die
zuvor genannten Maßnahmen vergrößern aber entweder den Flächenbedarf der
Belebungsstufe und sind kosten intensiv im Bau und Betrieb, oder sie verhindern
eine Flotation nur teilweise.
In der DE 43 29 239 A1 ist ferner ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
biologischen Abwasserreinigung bekannt geworden, bei dem und in der unter Luft- bzw.
Sauerstoffzufuhr Wasserinhaltsstoffe von den Bakterien veratmet werden,
wobei der Bakterienanteil im Belebungsbecken durch schräg ansteigend verlaufend
angeordnete Lamellenpakete erhöht bzw. der Belebtschlamm eingedickt wird und
wobei die Lamellenpakete am Strömungswegende des Belebungsbeckens vor dem
Ablauf in einem Abstand angeordnet sind. Durch dieses Verfahren sollen die
Volumina der Belebungsbecken deutlich verkleinert werden, wobei als beispielhafte
Belebungsbeckenabmessungen eine Breite von 5 m, eine Länge von 10 m und eine
Tiefe von 4 m genannt sind. Dieses Verfahren und diese Vorrichtung bezieht sich
nicht auf tiefe Belebungsbecken oder die Problematik der Schlammflotation.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs genannte Verfahren derart
zu verbessern, daß die Schlammflotation im Nachklärbecken relativ sicher
vermieden wird. Darüber hinaus sollen bei dem Verfahren keine weiteren
Verfahrensstufen oder aufwendige, zusätzliche Einbauten in Klärbecken erforderlich
sein.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß zumindest in einem Teil des aeroben
Beckenvolumens des Belebungsbeckens kontinuierlich oder zeitweise ein
sauerstoffhaltiges Gas mit einem gegenüber Luft erhöhten Sauerstoffgehalt oder
reiner Sauerstoff dem Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeführt wird. Im
Gegensatz zu den bislang bekannten Verfahren zur Verhinderung der
Schlammflotation wird hier durch eine Erhöhung des Sauerstoffeintrags in die
Belebungsstufe eine Schlammflotation im Nachklärbecken relativ sicher vermieden.
Das sauerstoffhaltige Gas mit einem gegenüber Luft erhöhten Sauerstoffgehalt oder
reiner Sauerstoff wird dabei dem Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeführt, bis
der Anteil gelösten Sauerstoffs am Gesamtgehalt gelöster Gase so hoch ist, daß im
Nachklärbecken die Nutzung des im Nitrat oder Nitrit enthaltenen Sauerstoffs durch
die Bakterien unterbunden wird. Eine Obersättigung mit Stickstoff kann einerseits
verhindert werden, wenn im gesamten aeroben Teil der Belebungsstufe das
sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff eingesetzt wird. Falls andererseits nur
in einem Abschnitt des aeroben Teils der Belebungsstufe sauerstoffhaltiges Gas
oder reiner Sauerstoff zugeführt wird, ergibt sich durch die vorangegangene
Belüftung bzw. Denitrifikation im anoxischen Teil/Verfahrensschritt zwar zunächst
eine Erhöhung des Gehalts an gelöstem Gas im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch,
aber vor Verlassen des Belebungsbeckens wird dieser mit Hilfe des
sauerstoffhaltigen Gases oder reinen Sauerstoffs reduziert. Gleichzeitig wird die
erforderliche Versorgung mit Sauerstoff sichergestellt. Im einfachsten Fall wird dem
Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch eine so große Menge an dem sauerstoffhaltigen
Gas oder reinem Sauerstoff zugeführt, bis sich darin ein Sauerstoffgehalt von
mindestens ca. 1 bis 2 mg/l eingestellt hat. Der optimale Sauerstoffgehalt und die
optimale Menge an zuzuführendem Sauerstoff ist von dem zu reinigenden
Abwasser, der Kläranlage und dessen spezielle Verfahrensweise abhängig und
kann durch wenige, einfache Versuche ermittelt werden. Ein besonderer Vorteil des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist es, daß zu dessen Durchführung im Prinzip keine
weiteren Einbauten im Belebungsbecken erforderlich sind. Das sauerstoffhaltige
Gas oder der reine Sauerstoff kann über dieselbe Einrichtung zugeführt werden,
welche auch zum Einbringen der Luft in das Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch
verwendet wird. So können alle herkömmlichen Belüftungseinrichtungen nach dem
Stand der Technik eingesetzt werden, wobei Einrichtungen für eine feinblasige
Druckbelüftung, wie Kerzenbelüfter oder Tellerbelüfter, bevorzugt sind. Ferner ist es
vorgesehen, speziell für reinen Sauerstoff konzipierte Einrichtungen, zum Beispiel
einen Begasungsschlauch, einen Ejektor (Pumpe mit Venturirohr und Mischkammer)
oder Oxidator (wasserdurchströmter Druckbehälter), vorzugsweise jedoch einen
Begasungsschlauch, zu verwenden. Die zuvor genannten Einrichtungen
verursachen vorteilhaft nur relativ geringe Investitionskosten und benötigen keinen
zusätzlichen Platzbedarf. Die Zufuhr von Druckluft und von sauerstoffhaltigem Gas
oder der reinem Sauerstoff kann räumlich getrennt sein, daß bedeutet die Zufuhr
erfolgt in verschiedenen Abschnitten des Belebungsbeckens oder verschiedenen,
einzelnen Becken der Belebung. Die Zufuhr kann aber auch zeitlich getrennt,
beispielsweise in einem runden, relativ großen Belebungsbecken einer kleineren
Kläranlage, durchgeführt werden. Insbesondere bei einem Einsatz von reinem
Sauerstoff werden durch das erfindungsgemäße Verfahren Energiekosten für die
Druckbelüftung eingespart und auch bei einer Stoßbelastung der Kläranlage ist eine
ausreichende Sauerstoffversorgung der Belebungsstufe gewährleistet.
Als sauerstoffhaltiges Gas wird vorzugsweise reiner Sauerstoff eingesetzt. Unter
dem Begriff "reiner Sauerstoff" ist hier Sauerstoff gemeint, welcher eine
Mindestreinheit von ca. 80 Vol.-% aufweist. Es kann zum Beispiel technischer
Sauerstoff, welcher durch Verflüssigung der Luft hergestellt wird und typisch den
Reinheitsspezifikation "Sauerstoff 2.0" (Mindestreinheit 99 Vol.-%) oder "Sauerstoff
2.5" (Mindestreinheit 99,5 Vol.-%) erfüllt, verwendet werden. Ein Einsatz derartiger,
"technisch reiner" Sauerstoffgase ist dann möglich, wenn sich damit noch eine
wirtschaftliche Verfahrensweise erreichen läßt.
Es ist nach der Erfindung vorgesehen, das sauerstoffhaltige Gas oder reinen
Sauerstoff dem Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zuzuführen, bis der
Gesamtgehalt an Gas im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch, bezogen auf den
Sättigungswert, kleiner 150%, vorzugsweise kleiner 110%, beträgt, bevor das
Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch der Nachklärung zugeführt wird. Unter
Gesamtgehalt an Gas ist hier die Summe der Gasgehalte in % vom Partialdruck des
entsprechenden Gases in der Umgebungsluft zu verstehen, welche im
Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch, bezogen auf Atmosphärendruck und bei einer
gegebenen Temperatur, enthalten ist. Die Gase sind vorwiegend Stickstoff,
Kohlendioxid und Sauerstoff.
Erfindungsgemäß wird das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff dem
Belebungsbecken im letzten Drittel des Belebungsbeckens oder im letzten aeroben
Becken einer Beckenkaskade zugeführt.
Es ist vorteilhaft, daß das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff nur zeitweise,
vorzugsweise jedoch für 15 bis 45 Minuten pro Stunde, die konventionelle Belüftung
ersetzt. Vorzugsweise ersetzt das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff die
konventionelle Belüftung bei einer erhöhten hydraulischen Belastung, welche
beispielsweise als Folge eines Regenereignisses auftreten kann.
Nach der Erfindung ist es vorgesehen, daß die Zugabe von sauerstoffhaltigem Gas
oder reinem Sauerstoff nach der Höhe des Schlammspiegels im Nachklärbecken
erfolgt. Es ist ebenso vorgesehen, die Zugabe von sauerstoffhaltigem Gas oder
reinem Sauerstoff in Abhängigkeit vom Gesamtgasgehalt im
Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zu regeln.
Erfindungsgemäß kann der Eintrag des sauerstoffhaltigen Gases oder reinen
Sauerstoffs auch nach zwei zeitlich und/oder räumlich getrennt vorgegebenen
Sollwerten für den Sauerstoffgehalt im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch oder
nach einem vorgegebenen Sollwert für den Sauerstoffgehalt und einem
vorgegebenen Sollwert für den Gesamtgasgehalt im Abwasser/Belebtschlamm-Ge
misch geregelt werden. Die Regelung erfolgt vorteilhaft in der Weise, daß der
Sauerstoffgehalt im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch am Ausgang der
Belebungsstufe nicht geringer als 1 bis 2 mg/l und nicht höher als 10 mg/l liegt,
wobei besonders bevorzugt der Gesamtgehalt an Gas im Abwasser/Belebtschlamm-Ge
misch gleichzeitig kleiner 110% ist. Eine Regelung nach zwei zeitlich und/oder
räumlich getrennt vorgegebenen Sollwerten ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn
die Abwässer eine relativ geringe Säurekapazität aufweisen oder stark verschmutzt
sind. Denn in diesem Fall muß das Kohlendioxid in ausreichendem Maße entfernt
werden, damit der pH-Wert nicht kleiner ca. 6,5 wird. Ferner kann eine derartige
Regelung bei einer besonderen Zusammensetzung von Abwässern, beispielsweise
bei Abwässer mit einem relativ geringen Schmutzinhalt (CSB, BSB5, Stickstoff und
Schwebstoffe) notwendig sein, wenn der Sauerstoffbedarf bereits gedeckt wird,
bevor die erforderliche Menge an Stickstoff entfernt werden kann.
Das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff kann über alle üblichen
Versorgungsmethoden, zum Beispiel Flüssig-Speichertank, On-site-Verfahren oder
eine Rohrleitung, zugeführt werden. Unter dem Begriff "Rohrleitung" ist hier eine
bereits vor Ort vorhandene Leitung eines festen Rohrleitungsnetzes oder eine
Rohrleitung zu einer benachbarten Quelle für das sauerstoffhaltige Gas oder reinen
Sauerstoff, zum Beispiel eine benachbarte Luftzerlegungsanlage, zu verstehen. Die
Versorgung über eine Rohrleitung ist bevorzugt, denn sie ermöglicht einen relativ
hohe Betriebssicherheit und große Versorgungssicherheit bei einem relativ geringen
technischen Aufwand und kleinem Platzbedarf.
Es ist ferner nach der Erfindung vorgesehen, daß das sauerstoffhaltige Gas oder
reiner Sauerstoff zusätzlich bei Belastungsstößen des Abwassers mit erhöhtem
Sauerstoffbedarf oder bei einem erhöhten Energiebedarf der Kläranlage dem
Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeführt wird. In derartigen Fällen kann zum
Beispiel die Druckbelüftung vermindert oder sogar ganz unterbrochen werden und
teilweise oder ganz durch die Zufuhr des sauerstoffhaltigen Gases oder reinen
Sauerstoffs ersetzt werden.
Die Erfindung wird ferner durch eine Vorrichtung zur biologischen
Abwasserreinigung mit Belebungsbecken einer Tiefe größer ca. 5 m gelöst, bei der
dem Belebungsbecken eine Einrichtung für die Zufuhr eines sauerstoffhaltigen
Gases mit einem gegenüber Luft erhöhten Sauerstoffgehalt oder reinen Sauerstoffs
in das Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeordnet ist, die geeignet ist für eine
feinblasige Druckbelüftung. Als Einrichtungen für eine feinblasige Druckbelüftung
werden vorzugsweise Tellerbelüfter oder Kerzenbelüfter verwendet und der
Einrichtung vorteilhaft eine Rohrleitung zur Versorgung mit einem sauerstoffhaltigen
Gas mit einem gegenüber Luft erhöhten Sauerstoffgehalt oder reinem Sauerstoff
zugeordnet. Es ist nach der Erfindung vorgesehen, Einrichtungen zum Messen des
Sauerstoffgehalts im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch im aeroben Bereich des
Belebungsbeckens anzuordnen und vorzugsweise den Sauerstoffgehalt mit Hilfe
von Sonden zu messen. Als Sonden zur Sauerstoffkonzentrationsmessung können
vorzugsweise Membran-Elektroden, sogenannte "Clark-Elektroden", eingesetzt
werden. Ebenso ist es möglich, die Sauerstoffkonzentration mit Hilfe von den
sogenannten "Züllig-Elektroden" oder mit potentiometrischen Methoden zu messen.
Diese Meßeinrichtungen sind zum Beispiel in "Kleine Oxi-Fibel, Technologie und
Methodik zur Messung des Gelöst-Sauerstoffs mit Membran Elektroden", Chem. Ing.
Horst Nösel, WTW GmbH, Weilheim, beschrieben.
Die Erfindung wird nun anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Bei Kläranlagen mit Belebungsbecken einer Tiefe von 6 bis 10 m, welche zur
Reinigung von Abwässern mit einer durchschnittlichen Abwasserbelastung von ca.
200 bis 300 mg/l Sauerstoff (BSB5) und 50 bis 100 mg/l Stickstoffgehalt (TKN)
eingesetzt wurden, wurde reiner Sauerstoff über Begasungsschläuche oder Belüfter
dem Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeführt. Es wurde ein Volumenstrom an
reinem Sauerstoffs von 0,1 bis 0,8 kg Sauerstoff pro m3 Abwasser eingestellt, so daß
der Sauerstoffgehalt immer in einem Bereich von 1 bis 10 mg/l lag. Zum Beispiel
wurde bei einer Kläranlage mit einer Belebungsbeckentiefe von 9,3 m, mit welcher
Abwässer einer durchschnittlichen Abwasserbelastung von ca. 2000
Einwohnerwerten gereinigt wurden, dem Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch reiner
Sauerstoff über feinblasige Tellerbelüfter zugeführt, wobei der Volumenstrom an
reinem Sauerstoffs bis zu 0,5 m3 Sauerstoff pro m3 Abwasser betrug, so daß der
Sauerstoffgehalt immer in einem Bereich von 2 bis 3 mg/l lag. Probleme mit einer
Schlammflotation im Nachklärbecken traten nicht auf.
Claims (16)
1. Verfahren zur biologischen Abwasserreinigung in einer Kläranlage mit
Belebungsbecken einer Tiefe größer ca. 5 m,
dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest in einem Teil des aeroben Beckenvolumens des
Belebungsbeckens kontinuierlich oder zeitweise ein sauerstoffhaltiges Gas
mit einem gegenüber Luft erhöhten Sauerstoffgehalt oder reiner Sauerstoff
dem Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als sauerstoffhaltiges Gas technischer Sauerstoff verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff dem
Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeführt wird, bis der Gesamtgehalt
an Gas im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch kleiner 150% beträgt, bevor
das Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch der Nachklärung zugeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff dem
Belebungsbecken im letzten Drittel des Belebungsbeckens oder im letzten
aeroben Becken einer Beckenkaskade zugeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff in Intervallen für eine
Zeitdauer von 15 bis 45 Minuten pro Stunde die konventionelle Belüftung
ersetzt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff bei erhöhter
hydraulischer Belastung die konventionelle Belüftung ersetzt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Eintrag des sauerstoffhaltigen Gases oder reinen Sauerstoffs nach
der Höhe des Schlammspiegels in der Nachklärung geregelt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Eintrag des sauerstoffhaltigen Gases oder reinen Sauerstoffs nach
der Höhe des Gesamtgasgehalts im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch
geregelt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Eintrag des sauerstoffhaltigen Gases oder reinen Sauerstoffs nach
zwei zeitlich und/oder räumlich getrennt vorgegebenen Sollwerten für den
Sauerstoffgehalt im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch oder nach einem
vorgegebenen Sollwert für den Sauerstoffgehalt und einem vorgegebenen
Sollwert für den Gesamtgasgehalt im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch
geregelt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff über eine Rohrleitung
dem Belebungsbecken zugeführt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß das sauerstoffhaltige Gas oder reiner Sauerstoff zusätzlich bei
Belastungsstößen des Abwassers mit erhöhtem Sauerstoffbedarf oder bei
einem erhöhten Energiebedarf der Kläranlage dem
Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch zugeführt wird.
12. Vorrichtung zur biologischen Abwasserreinigung mit Belebungsbecken
einer Tiefe größer ca. 5 m,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Belebungsbecken eine Einrichtung für die Zufuhr eines
sauerstoffhaltigen Gas mit einem gegenüber Luft erhöhten
Sauerstoffgehalt oder reinen Sauerstoffs in das Abwasser/Belebtschlamm-Ge
misch zugeordnet ist, die geeignet ist für eine feinblasige
Druckbelüftung.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung für eine feinblasige Druckbelüftung ein
Begasungsschlauch ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Einrichtung für eine feinblasige Druckbelüftung eine Rohrleitung
zur Versorgung mit einem sauerstoffhaltigen Gas mit einem gegenüber Luft
erhöhten Sauerstoffgehalt oder reinem Sauerstoff zugeordnet ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß im aeroben Bereich des Belebungsbeckens Einrichtungen zum
Messen des Sauerstoffgehalts im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch
angeordnet sind.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sauerstoffgehalt im Abwasser/Belebtschlamm-Gemisch mit Hilfe
von Membran-Elektroden gemessen wird.
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