DE19624149A1 - Zubereitung für Wandputz, insbsondere zum Auftragen einer Flächenbeschichtung mit rauher, einen Glanz- oder Glitzereffekt bewirkenden Oberflächenstruktur - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft eine Zubereitung für Wandputz, ins­ besondere zum Auftragen einer Flächenbeschichtung mit rauher, einen Glanz- oder Glitzereffekt bewirkender Ober­ flächenstruktur, wobei diese ein Massebrei aus Fasern, Füllmaterialien, Bindemittel und fallweise Farbstoff in einer Dispersionsflüssigkeit ist.

Derartige Zubereitungen sind in der Bauwirtschaft unter der Bezeichnung Putzmörtel bekannt. Vielfach werden beim Ver­ putzen einer Fläche zwei Schichten aufgetragen, und zwar eine erste Grobschicht und darauf Feinputz.

Übliche Sorten von Mauer- und/oder Putzmörteln, die beim Stand der Technik verwendet werden, sind Gipsmörtel, Kalk­ mörtel, Kalk-Gips-Mörtel, Zement- und/oder Zementtraßmör­ tel, Kalkzementmörtel bzw. Kalktraßmörtel. Darin enthaltene Zuschläge sind zumeist Quarzmehl, Quarzsand, Feinsplit und/oder Ziegelbruch und in einigen Fällen auch bereits kurze Stapelfasern.

Die meisten Putz-Zubereitungen erfüllen nur die Aufgabe, glatte Flächen herzustellen, die dann als Träger für Tape­ ten, Farbanstriche oder Bekleidungselemente wie Kacheln oder Platten aus Stein oder Glas bzw. Metall dienen. In letzter Weiterentwicklung sind bereits Putz-Zubereitun­ gen bekannt geworden, die hinsichtlich ihrer optischen Wir­ kung höheren Ansprüchen genügen. Diese auf dem Markt be­ findlichen Putze sind aber noch nicht zufriedenstellend und insbesondere hinsichtlich der möglichen Variationen solcher optischer Effekte nicht ausreichend. Des weiteren sind be­ kannte Arten von Putzmörteln nicht oder nur mir großen Schwierigkeiten nachzubessern, und ein gelegentliches Ablö­ sen der Putzschicht nur mit großem Aufwand an Arbeit mög­ lich, und die dabei anfallenden Abfallmaterialien nur als Sondermüll mit hohen Kosten zu entsorgen.

Aus der DE 36 07 438 C2 ist ein Wandputz mit Faserbeimen­ gungen bekannt, bei welchem ein Fasergemisch aus miteinan­ der verschlungenen und verankerten Baumwollfasern der Gat­ tung Hirsutum mit 12 bis 23% Spinnbaumwolle, 30 bis 40% first cut Linters und 43 bis 53% second cut Linters offen­ bart wird.

Dieses Material soll die Aufgabe lösen, einen technisch einwandfreien Wandputz unter Verwendung eines für die menschliche Gesundheit außerordentlich verträglichen, welt­ weit verfügbaren Füllstoffes zu schaffen. Eine besondere optische Raumwirkung ist jedoch mit diesem Putzmaterial nicht zu erzielen.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine wesentlich verbesserte Zubereitung für einen Putzmörtel anzugeben, der die genannten Schwierigkeiten und technischen Grenzen über­ windet, zudem eine äußerst variable Oberflächenstruktur mit fallweise unterschiedlichen optischen Effekten ergibt, da­ bei bevorzugt Naturprodukte enthält, die problemlos recy­ celbar und/oder entsorgbar sind, wobei die aufgetragene Putzschicht nachbesserungsfähig und/oder ohne großen Auf­ wand an Arbeit ablösbar und bei Wiedergewinnung der darin enthaltenen Komponenten aufbereitbar ist.

Die Aufgabe wird mit der Erfindung durch die im Kennzeich­ nungsteil des ersten Anspruchs angegebenen Merkmale gelöst.

Dadurch, daß die Zusammensetzung eine ausgewogenen Mischung von Fasern und Mineralstoffen, insbesondere Naturstein in Form von Brech- oder Mahlgut enthält, die in einem Masse­ brei mit Bindemitteln in Dispersion vorliegen, ergeben die Mineralkomponenten zusammen mit den Fasern einen überra­ schenden Glanz- oder Glitzereffekt, der die Putzschicht "lebendig" erscheinen läßt.

Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, daß Bruchkan­ ten kristalliner Mineralien wie Carraramarmor bei Lichtein­ fall vielfältige Lichtreflexe verursachen, die von unter­ schiedlichen Betrachtungswinkeln her ihr Gesamtbild verän­ dern und dabei einen als Changierung bezeichenbaren Effekt hervorrufen.

Dieser kann optisch noch dadurch besonders lebhaft gestal­ tet werden, daß Mineralien und Fasern mit unterschiedlicher Färbung in der Zubereitung enthalten sind, beispielsweise schwarzer und weißer Marmor oder rot/weiße Marmorkomponen­ ten, helle und dunkle Fasern, etc.

Ein derartiger Wandputz kann dabei eine Tapete ersetzen, und zwar nicht nur wegen seiner optischen Effekte, sondern auch wegen seiner Materialstruktur bzw. Oberflächenbeschaf­ fenheit, die je nach Faseranteil zu Mineralanteil einen stoffartigen oder einen mehr steinartigen Charakter auf­ weist und dabei wärme- und schalldämpfend wirkt.

Weitere erfindungswesentliche Ausgestaltungen der Zuberei­ tung sind entsprechend den Unteransprüchen vorgesehen. Danach enthält das Haftgrundmaterial in einer pulpeartigen Aufschlämmung amorphe Feststoffe von Papier, pulverfein gemahlenen Fasern oder Holzschliff, die zusammen mit einer Anmachflüssigkeit einen zähen Brei mit Hafteigenschaften ergeben, der das Einarbeiten der Fasern und Feststoffe bzw. Mineralien sehr erleichtert, ebenso das Auftragen auf eine z. B. senkrechte Wand.

Durch Verwendung einer Mineralkomponente aus Marmor, spezi­ ell kristallinem Carraramarmor und gegebenenfalls zusätz­ lich oder allein von Muschelbruch, werden überraschende Licht- und Glitzereffekte erzielt, die bisher mit keiner Zubereitung in dieser Lebhaftigkeit erreichbar waren. Unterstützt werden diese optischen Effekte durch Anteile von Vermiculite, Biolit, Muscovit, Glimmer oder Schiefer in der Zubereitung.

Je nach gewünschter Oberflächenstruktur und optischem Er­ scheinungsbild kann das Füllmaterial auch Anteile von Brechgut aus Granit, Syenit, Porphyr, Basaltlava, Gneis, Calciumcarbonat und anderen Calciumverbindungen der Natur, wie z. B. kristallinem Gips enthalten.

Überhaupt ist es ein hervorragender Vorteil der erfindungs­ gemäßen Zubereitung, daß die Mineralkomponente im Zusammen­ wirken mit der Faserkomponente eine nahezu unbegrenzte Vielfalt von Oberflächenstrukturen und optischen Effekten ermöglicht.

Diese wird dadurch noch reichhaltiger, daß der Zubereitung wenigstens eine Mineralkomponente mit schuppenartiger Struktur, z. B. Glimmer- oder Schieferplättchen bzw. Glas­ bruch, Glasperlen und/oder Zerkleinerungsprodukte von Plexiglas oder anderen durchsichtigen bzw. durchscheinenden Kunststoffen zugegeben sind. Auch kann das Füllmaterial Holzschuppen, Sägespäne oder andere Holzzerkleinerungspro­ dukte enthalten.

Eine Putzschicht mit der Zubereitung nach der Erfindung enthält folgende Bestandteile:

• - Kornfeststoffe aus Mineralien wie z. B.: diverse Gesteinsarten, Muschelsplittarten sowie evtl. auch Kunststeine oder Kunststoffgranulate in Form von Rundkörnern oder kantigen, splittartigen Körnern.
• - Die Korngröße beträgt je nach Oberflächenstruktur 0,2 mm bis 5 mm, im Extremfall bis zu 20 mm. Bei den schuppenartigen Mineralfeststoffen kann die Schuppenstärke von 0,1 mm bis 4 mm schwanken sowie einen Durchmesser bis zu 2 mm aufweisen.
• - Korn- und Schuppenfeststoffe können naturfarben (in den natürlichen Farbgebunden) oder mit Fe₂O₃ (Eisenoxid) oder künstlich eingefärbt sein.
• - Die Kornfeststoffe werden in natürlichen Bindemittelarten oder künstlichen Bindemitteln (Dispersionen) unter Zugabe von Wasser oder Emulsionen mit den eingesetzten Fasern und anderen Materialien gebunden.
• - Die Kornfeststoffe werden in definierten Mischungsverhältnissen zu Naturfasern, natürlicher Baumwolle, technischen Baumwollfasern, Garnen, textilähnlichen Fasern, Zellulosefasern oder zelluloseartigen Fasern und Holzanteilen hinzugegeben und können bei hohem Mischungsanteil zu einer eigenen, von den ansonsten eher fasergeprägten Oberflächenstrukturen abweichenden, verdichteten, oder nicht verdichteten Ausprägungen der Putzschicht führen.
• - Die verschiedenen, je nach gewünschter Oberflächenstruktur verwendeten Kornfeststoffe führen dazu, daß grobartige oder dicke, lange oder voluminöse Naturfasern, natürliche Baumwolle, technische Baumwollfasern, Garne, textilähnliche Fasern, Zellulosefasern oder zelluloseartigen Fasern und Holzanteile beim Auftragen im nassen Zustand auf den Flächen besser verteilt werden, weil eine innige Verbindung zwischen den Korn- und Schuppenfeststoffen mit den Fasermaterialarten durch Einsatz geeigneter Auftragswerkzeuge mit Druck erreicht wird: Nach Abtrocknen der Flächen befinden sich die Fasermaterialarten mikroartig unter und über den Korn- und Schuppenfeststoffen und strecken sich beim Trocknungsprozeß. Durch diese Eigenschaften weisen sie eine hervorragende Materialausnutzung (Einsatz des Materials in kg/pro Fläche)auf.
• - Beim Auftragen macht sich ein charakteristisches Kratzgeräusch bei Druckausübung mit dem Auftragswerkzeug bemerkbar, und durch die Korn- und Schuppenfeststoffe werden beim Auftrag die Fasern aufgerissen und auseinandergedehnt. Dies führt dazu, daß man Schichten nur in Korn- oder Schuppenfeststoffgröße in einem Arbeitsgang aufträgt und damit ein verbessertes Auftragsbild erreicht, womit gleichzeitig Nestbildung oder Schrumpfbildung vermieden wird.
• - Positive zusätzliche Effekte sind die guten wärme­ dämmenden und hervorragenden Diffusionseigenschaften, die durch die Luftkammerbildung der Korn- und Schuppenfeststoffe mit den eingesetzten Faserstoffen hervorgerufen wird. Darüberhinaus bildet sich eine natürliche Armierung der behandelten Flächen.
• - Eventuelle Ausbesserungsarbeiten werden durch die beschriebenen Eigenschaften der Zubereitung nach der Erfindung sehr erleichtert.

Claims (16)

1. Zubereitung für Wandputz, insbesondere zum Auftragen einer Flächenbeschichtung mit rauher, einen Glanz- oder Glitzereffekt bewirkender Oberflächenstruktur, wobei diese ein Massebrei aus Fasern, Füllmaterialien, Bindemittel und fallweise Farbstoff in einer Dispersionsflüssigkeit ist, dadurch gekennzeichnet,

• - daß sie ein Faserngemisch aus Fasern oder Faserbündeln in unterschiedlichen Längen, Dicken oder Materialqualität sowie in unterschiedlichen Farben enthält, und
• - daß das Füllmaterial Zerkleinerungsprodukte aus natürlichen Mineralien und/oder Feststoffen mit Korngrößen zwischen 0,2 mm und 25 mm, sowie
• - ein Haftgrundmaterial zum Einbetten von Fasern und Mineralien in Form eines Bindemittel, amorphen Feststoff und Flüssigkeit enthaltenden Substrats aufweist.

2. Zubereitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß die amorphen Feststoffe pulpeartige Aufschlämmungen von Papier, pulverfeinem Fasermaterial oder Holzschliff sind.

3. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß das Füllmaterial kristallinen Marmor, bevorzugt Carrara-Marmor enthält.

4. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß das Füllmaterial ein Zerkleinerungsprodukt von Muscheln enthält.

5. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß sie eine Mischung mit Anteilen von Marmorbruch und Muschelbruch enthält.

6. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß sie Anteile von Vermiculite, Biolit, Muscovit, Glimmer oder Schiefer enthält.

7. Zubereitung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Zerkleinerungsprodukt ein Granulat mit begrenzter Korngrößenfraktion und maximal je 10% Unter- bzw. Überkorn ist.

8. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­ zeichnet daß das Füllmaterial Anteile von Brechgut aus Granit, Syenit, Porphyr, Basaltlava, Gneis, Calciumcarbo­ nat, -phosphat, -sulfat, SiO₂, Quarz, Quarzit und/oder Flintstein enthält.

9. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß sie wenigstens eine Mineralkomponente mit schup­ penartiger Struktur, z. B. Glimmer- oder Schieferplättchen enthält.

10. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß sie Glasbruch, Glasperlen und/oder Zerkleine­ rungsprodukte von Plexiglas oder anderen durchsichtigen bzw. durchscheinenden Kunststoffen enthält.

11. Zubereitung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Füllmaterial Holzschuppen, Sägespäne oder andere Holzzerkleinerungsprodukte enthält.

12. Zubereitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Faserkomponente Mischfasern zwischen 0,2 mm und 100 mm Länge, bevorzugt zwischen 0,4 und 60 mm Länge, sowie aus unterschiedlichem Material, Seide, Baumwolle, Wolle, Zellu­ lose enthält.

13. Zubereitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Faserkomponente Naturfasern umfaßt wie: Seide, Baumwolle, Wolle, Sisal, Hanf, Gras, Stroh, Binsen, Papy­ rus, und zwar naturbelassen, oder in Form von daraus herge­ stellten Garnen, naturfarben oder gefärbt bzw. metalli­ siert.

14. Zubereitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Faserkomponente künstliche Fasern umfaßt wie: Glasfasern, Steinwollfasern, Fasern aus Zellulose oder Kunststoffasern, als Einzelfasern oder in Abschnitten von faserigen Geweben oder Gewirken (Vliesstoffabschnitte).

15. Zubereitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Bindemittel wasserlösliche Naturprodukte wie Stärke, Kleie, Zellulose, oder hydraulische Binder wie Ze­ ment, Gips, Hochofenschlacke, Puzzolane, oder synthetische Dispersionskleber mit adhäsiven Polymeren enthält.

16. Zubereitung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das anteilige Verhältnis zwischen Fasern und Füllmate­ rial in der Trockenmasse zwischen 0,1 : 10 und 10 : 10 Gew.-% beträgt.