DE19611617A1 - Prüfkörper für Abnahme und Überwachung von Koordinatenmeßgeräten - Google Patents
Prüfkörper für Abnahme und Überwachung von KoordinatenmeßgerätenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen neuartigen Präzisions-Prüfkörper, der nach Syste
matik /1/ unter dreidimensionale 3D-Prüfkörper in der Ausführung eines Qua
der-Lochkörpers einzuordnen ist. Aufgrund der Beschaffenheit des Prüfkörpers
kann das Scanning-Verfahren (schnelle Meßpunktaufnahme bei kontinuierli
chem Taster-Probe-Kontakt) für Abnahme- und Überwachungsmessungen an
Koordinatenmeßgeräten mit messendem 3D-Tastkopf eingesetzt werden.
Eine zum Prüfkörper gehörende spezielle Tasterkonfiguration ist so aufgebaut,
daß sie weitgehend thermisch stabil ist und vereinfacht kalibriert werden kann.
Die Messung der geometrischen Abweichungen von Koordinatenmeßgeräten,
die Ermittlung der entsprechenden Korrekturwerte sowie deren Speicherung
und Berücksichtigung in der Systemsteuerung wird automatisierbar.
Wie alle Prüfmittel unterliegen auch Koordinatenmeßgeräte der Abnahme
durch die Hersteller und der Überwachungspflicht durch die Einrichtungen, die
sie in Produktion oder im Dienstleistungsbereich einsetzen. Die Abnahme- und
Überwachungsmessungen dienen dem Maßanschluß an kalibrierte Normale
und damit dem Nachweis der Einhaltung von spezifizierten Meßunsicherheiten.
Im Zusammenhang mit einer entsprechenden Dokumentation wird damit auch
die Rückverfolgung von Meß- und Prüfergebnissen gesichert.
Für Genauigkeitsüberprüfungen im Rahmen von Abnahme- und Überwa
chungsmessungen an Koordinatenmeßgeräten, aber auch an Meßrobotern und
messenden Werkzeugmaschinen, sind unterschiedliche Prüfkörper im Einsatz.
Je nach vorrangiger Zweckbestimmung sind sie in Dimensionalität, Material
sowie Anzahl, Lage, Gestalt und räumlicher Anordnung von Antastform
elementen unterschiedlich ausgebildet.
Eine Systematik der Bezeichnungen und Ausführungen von Prüfkörpern für
Koordinatenmeßgeräte mit mechanischer Antastung findet sich in /1/.
Insbesondere werden entsprechend der Richtlinie VDI/VDE 2617 oder
ANSI/ASME B89.1.12M-1985 folgende Maßverkörperungen und Prüfkörper
verwendet:
- - Endmaße und Stufenendmaße in unterschiedlicher Länge und Ausführung;
- - Zweidimensionale Prüfkörper-Einrichtungen nach VDI/VDE 2617 Bl. 5,
z. B. sog. "Kugelplatten"in unterschiedlichen Ausführungen hinsichtlich
Material, Kugelbefestigung, Kugel- Durchmesser und -Abstand, Aufstellung,
oder
sog. "Lochplatten"in unterschiedlichen Ausführungen hinsichtlich Material, Abstand und Durchmesser der Zylinderbohrungen, Aufstellung usw. - - Meßaufgabenorientierte Prüfkörper unterschiedlicher Größen und mit besonderer Gestalt und Anordnung unterschiedlicher Antastformelemente.
Für die Überwachung von taktilen Koordinatenmeßgeräten zum Nachweis der
Einhaltung der zulässigen Längenmeßunsicherheit wurden in jüngster Zeit ver
stärkt Kugelprüfkörper-Einrichtungen nach VDI/VDE 2617 Bl. 5 eingesetzt.
Kugelprüfkörper-Einrichtungen werden von einer Reihe Firmen (z. B. Carl
ZEISS Oberkochen, Kolb & Baumann Aschaffenburg, Fa. Retter Albstadt) in
unterschiedlichen Ausführungen bzgl. Größe, Kugelanzahl, Kugeldurchmesser,
Kugelhalterungen und verwendeter Werkstoffe sowie mit unterschiedlich kon
zipierten Aufstellvorrichtungen hergestellt und angeboten. Namhafte Koordina
tenmeßgeräte-Hersteller haben CNC-Steuerprogamme für Meßabläufe und
Auswertungen entwickelt und bieten diese als Teil von Software-Optionen zu
ihrer Geometrie-Software an bzw. nutzen sie selbst im firmeneigenen techni
schen Service für Kalibrierung und Überwachung von Koordinatenmeßgeräten.
In zahlreichen Groß- und mittelständischen Betrieben ist die Überwachung von
Koordinatenmeßgeräten mit Kugelprüfkörper-Einrichtungen etabliert.
Diese Überwachungsmethode ist jedoch mit einigen gravierenden Nachteilen
bzw. Unzulänglichkeiten verbunden, wie nachfolgend näher beschrieben wird:
- - Die Kugelprüfkörper-Einrichtung besteht i. A. aus zwei Komponenten,
der eigentlichen Kugel-Prüfplatte und einer geeigneten Aufstellvorrich
tung.
Die Fertigung und die Montage der Prüfplatte ist aufwendig. Jede der 9, 16 oder 25 Kugeln muß einzeln und verlagerungssicher gefaßt sein, die Antastbarkeit muß aus mind. 5 Richtungen gewährleistet sein. Die Auf stellvorrichtung muß eine verspannungsfreie Auflage und Befestigung der Prüfplatte in waagerechter und senkrechter oder auch in zwei Ebe nen geneigter Stellung erlauben. Bei einer Aufstellung in der XY-Ebene ist durch die 3 Auflagepunkte (bzw. 4 Punkte, wenn der 3. Punkt als Wippe ausgebildet ist) eine Deformation durch das Eigengewicht der Prüfplatte nicht vermeidbar. - - Der Kalibrieraufwand für die Prüfplatte ist erheblich. Es sind die räumli
chen Positionen aller Kugeln in mehreren Meßläufen zu bestimmen. Die
Unsicherheit der Raumpositionen ist im Vergleich mit den derzeit an
Präzisions- Koordinatenmeßgeräten erreichbaren Längenmeßunsicher
heiten relativ hoch.
Erst- und Nachkalibrierungen sind i. A. mit dem Versand der gesamten Einrichtung an die wenigen für derartige Kalibrierungen ausgerüsteten und zertifizierten Kalibrierlabors des Deutschen Kalibrierdienstes (DKD) verbunden. Thermische und mechanische Einwirkungen beim Transport und bei der Handhabung haben einen nicht rückverfolgbaren Einfluß auf die Gültigkeit der Kalibrierergebnisse. - - Aufgrund des thermischen Längenausdehnungskoeffizienten α von ca.
11,5 · 10-6 ¹/K des meist als Trägermaterial verwendeten Stahls, aber
auch wegen der großen Abmessungen der Prüfplatte sowie der Umfeld-Exposition
im Meßvolumen ist die Lage der Kugeln zu einem definierten
Nullpunkt empfindlich gegenüber zeitlichen und räumlichen Temperatur
gradienten.
Hinzu kommen die Unsicherheit bei der Bestimmung des Längenaus dehnungskoeffizienten α selbst und die Deformationen durch Auflage- bzw. Aufspannkräfte. - - Die einzelnen Meßabläufe in unterschiedlichen Ebenen müssen für Um rüstarbeiten zur Aufstellung, Ausrichtung und Befestigung der Prüfplatte in der nächsten Meßebene unterbrochen werden. Dabei unterliegt die Prüfplatte wiederum mechanischen und thermischen Einflüssen, vor allem der Einwirkung von Körperwärme durch den Anwender.
- - Bei einigen Bauarten von Koordinatenmeßgeräten ergeben sich Beson derheiten und zu beachtende Randbedingungen hinsichtlich Aufstellung und Befestigung des Kugelprüfkörpers durch die andere räumliche Anord nung des Tastkopfes am Koordinatenmeßgerät, anders numerierte Tast stiftrichtungen, eingeschränkte Erreichbarkeit der Kugelreihen im Meßvo lumen oder eingeschränkte Spannmöglichkeiten der Aufstellvorrichtung bei Verwendung eines Drehtisches.
- - Die Verwendung gesonderter Prüfnormale für die Überprüfung der Antast
unsicherheit (i. A. kalibrierte Kugel- und Ringnormale) in Verbindung mit
der Kugel-oder Lochplatte sowie das Softwarekonzept für die Generierung
und Ausführung der CNC-Meßabläufe erfordert, insbesondere bei Abbruch
und Wiederholungen des Meßablaufs, den nochmaligen Ab- und Aufbau
der einzelnen Normale und der Prüfplatte. Dies ist sehr zeitaufwendig,
u. a. auch wegen der durch die o. g. thermischen Einflüsse erforderlichen
Temperierzeiten.
Die Ergebnisunsicherheit erhöht sich auch durch die mit den Rüstarbeiten verbundenen wechselnden Prüfbedingungen. - - Jede Kugelposition wird nur mit wenigen Meßpunkten (5 oder 6 Meß punkte am Kugeläquator sowie am Pol) erfaßt. Aufgrund dessen geht die Antastunsicherheit bei der Erfassung der Einzelpunkte stark in das Er gebnis ein. Die Antasttechnologie des Scanning und High-Speed Scan ning für die schnelle Erfassung vieler Meßpunkte und die dadurch siche rere Bestimmung von Formelementen wird nicht genutzt.
Insgesamt ergibt sich durch die genannten Nachteile bei der Überwachung von
Koordinatenmeßgeräten mit Kugelprüfkörper-Einrichtungen eine erhöhte Unsi
cherheit für die Aussagen zum Zustand des Koordinatenmeßgerätes hin
sichtlich seiner Längenmeßunsicherheit und der ggf. daraus resultierenden
Erforderlichkeit servicetechnischer Maßnahmen, wie z. B. Neubestimmung und
rechnerische Korrektur der Rechtwinkligkeitsabweichungen der Gerätefüh
rungen.
Auch bei gleichzeitigem oder sequentiellen Einsatz mehrerer unterschiedlicher
Prüfkörper (Endmaße, Stufenendmaße, Einstellringe, spez. Prüfkörper) wird die
Aussagesicherheit für das Abweichungsverhalten des Gesamtsystems Ko
ordinatenmeßgerät verringert, weil die Abweichungskomponenten nur einzeln
bestimmt und korrigiert werden können. Die Wirkung auf andere spezifizierte
Gerätekenngrößen, z. B. die Längenmeßunsicherheit im Raum, ergibt sich als
Resultierende von Einzelabweichungen. Abweichungen können also nicht
anders als komponentenweise korrigiert werden. So erfordert beispielsweise
die Korrektur der Rechtwinkligkeit von zwei Koordinatenachsen zueinander die
nachfolgende Prüfung der Längenmeßunsicherheit u₃ in allen 4 Raumdiago
nalen des Meßvolumens.
Die sequentielle Aufstellung von Maßverkörperungen, Normalen und Prüfkör
pern in einem länger dauernden Prüfzyklus für Abnahme- und Überwa
chungsmessungen an Koordinatenmeßgeräten stellt immer einen mechani
schen und thermischen Eingriff in das Prüf- und zugleich in das zu überprü
fende System dar. Dies ist beispielsweise auch bei der Bestimmung von
Rechtwinkligkeitsabweichungen mit Endmaßen der Fall, wenn die Endmaße in
unterschiedlichen Richtungen je Koordinatensystemebene aufgestellt und
gemessen werden müssen.
Eine Vielzahl unterschiedlicher Prüfkörper und Verfahren erschwert zudem die
Vergleichbarkeit von Verfahren und Systemen unterschiedlicher Hersteller und
erhöht die Anzahl unterschiedlicher Richtlinien, Vorschriften und Anweisungen
für die Abnahme und Überwachung von Koordinatenmeßgeräten. Eine Verein
heitlichung auf ein aussagesicheres zertifiziertes Verfahren, das alle wesentli
chen Abweichungen mit einem oder wenigen Meßläufen liefert und eine so
fortige umfassende Korrektur erlaubt, ist deshalb sehr vorteilhaft.
Die besondere Konstruktion des Prüfkörpers, die Wahl des Werkstoffs und die
Anordnung der Antastformelemente erlaubt insbesondere unter Nutzung der
Antasttechnologie des Scanning die sichere Bestimmung der für die rechneri
sche Ermittlung von Korrekturwerten erforderlichen Raumpunkt-Koordinaten.
Die bei dem vorgeschlagenen Prüfkörper für die Ermittlung von Korrekturwerten
verwendeten Raumpunkte sind die Quader-Eckpunkte, gebildet als Schnitt
punkte von jeweils drei aneinandergrenzenden ebenen Quader-Seitenflächen.
Die Flächen selbst werden mit dem Scanningverfahren mit hoher Punktzahl in
ihrer räumlichen Lage sicher erfaßt.
Die feinstbearbeiten ebenen Quaderflächen können auch genutzt werden, um
die Geradheit der Führungen in X-, Y- und Z-Richtung in ausgewählten Berei
chen des Meßvolumens zu prüfen. Diese Geradheiten sind von besonderer
Bedeutung, wenn das Koordinatenmeßgerät zusätzlich mit einer Einrichtung für
die Rauheitsmessung ausgestattet ist und die Geradheiten der Führungen in
den Achsen als Bezug für die Rauheitsmessungen dienen, d. h. Bezugsge
raden/ebenen und Tastsystemanordnung ein sog. Bezugsflächentastsystem
bilden. (Die Rauheitsmessung mit Koordinatenmeßgeräten ist in einer Patentanmeldung der
Anmelderin Carl Zeiss, Heidenheim (Brenz) vom 09.03.1995 mit dem Aktenzeichen
195 39 148.9 unter dem Titel "Koordinatenmeßgerät mit einer Einrichtung für die
Rauheitsmessung" gesondert beschrieben.
Der Anmelder ist dort Miterfinder.)
Das Anbringen von zusätzlichen Antastformelementen (9.1-9.n), Fig. 1 u. Fig.
5, bietet darüber hinaus den Vorteil, daß der gleiche Prüfkörper nicht nur für die
allgemeinen Abnahme- und Überwachungsmessungen, sondern auch für eine
optionale Kalibrierung/Restfehlerkorrektur von Koordinatenmeßgeräten einge
setzt werden kann. (Das erwähnte Verfahren der speziellen Restfehlerkorrektur ist in einer Patentanmeldung der
Anmelderin Carl Zeiss, Heidenheim (Brenz) mit Aktenzeichen 195 39 148.9 unter dem Titel
"Verfahren zur Koordinatenmessung von Werkstücken" gesondert beschrieben.
Der Anmelder ist dort Miterfinder.)
Mit den ausgeführten Besonderheiten und neuen Einsatzmöglichkeiten kann
eine deutliche Abgrenzung des vorgeschlagenen Präzisions-Prüfkörpers zu ei
ner von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig
entwickelten Bauform erfolgen, bei der die Eckpunkte des Quaderprüfkörpers
durch Kugeln repräsentiert werden. Bei einem solchen konstruktiven Aufbau
weist der Prüfkörper nur für bestimmte Prüfaufgaben eine hinreichende Tempe
raturstabilität auf.
Der Prüfkörper besteht, wie in Fig. 1 u. Fig. 5 dargestellt, aus mindestens zwei
prismatischen Bauteilen (1, 2), die aufgrund der Eigenschaften feinstbear
beiteter Flächen durch Adhäsionskräfte (sog. Ansprengen, wie von Endmaßen
oder Planglasplatten bekannt) temporär fest, aber wieder lösbar verbunden
werden können. Dafür muß nur eine äußere Fläche des Bauteils 2 (2) für das
Ansprengen feinstbearbeitet werden.
Unter Feinstbearbeitung im Sinne dieser Beschreibung wird das Erreichen
einer Ebenheit jeder Quaderfläche von < 100 nm sowie einer sehr geringen
Oberflächenrauheit (Richtwerte für Ra, Rq ∼ 5-10 nm, Rz, R max ∼ 20-50 nm)
verstanden.
Dies sind Forderungen, wie sie u. a. für Planoptik (z. B. Prismen, Plangläser
zur Prüfung von Ebenheiten oder für die Meßflächen von Endmaßen nach DIN
861) gelten.
Die untere Fläche des Bauteils 1 (1) und die obere Fläche des Bauteils 2 (2)
bilden gemeinsam ein definiertes Antastformelement, die Grundfläche des
Quaders. Die vorgeschlagene Anordnung der beiden Prüfkörper-Bauteile be
wirkt, daß diese untere Quaderfläche (Fläche 1) durch den überstehenden
Flächenanteil des Bauteils 2 (2) gebildet wird. Diese Anordnung der beiden
Prüfkörperbauteile (1, 2) gestattet die Antastung von oberer Quaderfläche
(Fläche 2) und unterer Quaderfläche (Fläche 1) in gleicher Antastrichtung und
mit demselben Tastelement (bei Koordinatenmeßgeräten in Portalbauweise mit
senkrecht angebrachtem Tastkopf ist dies i. A. Tastkugel 1).
Bei herkömmlicher Bauform von quaderförmigen Prüfkörpern muß die Aufstel
lung auf dem Koordinatenmeßgerät so erfolgen, daß die untere Quaderfläche
von unten (bei Koordinatenmeßgeräten i. A. in +Z-Richtung) angetastet werden
kann. Dies erfordert meist eine Aufstellvorrichtung bzw. geeignete Abstandshal
ter oder Aufstellfüße für eine Positionierung über dem Koordinatenmeßgeräte-Tisch.
Die Antastung der vier anderen, jeweils gegenüberliegenden Quader-Seitenflächen
(Flächen 3 u. 5 bzw. 4 u. 6) erfolgt dementsprechend auch mit jeweils
gegenüberliegenden Tastelementen, und zwar den Tastkugeln 2 (5.2) und 4
(5.4) bzw. 3 (5.3) und 5 (5.5). Die Lage der Tastkugeln zueinander ist aus Fig.
3 ersichtlich.
Die hier und im weiteren verwendete Konvention hinsichtlich Bezeichnung der
Quaderflächen verdeutlicht Fig. 8.
Zur Verringerung des Gewichts des Prüfkörpers bei erforderlichen großen Ab
messungen besteht aber auch, wie in Fig. 2 prinzipiell gezeigt, die Möglichkeit,
durch einen besonderen Aufbau des Bauteils 1 des Prüfkörpers aus mehreren,
aber mindestens vier einzelnen quaderförmigen Bauelementen
(1.1, 1.2, 1.3, 1.4), die Quaderseitenflächen sowie die obere Quaderfläche der
gestalt zu realisieren, daß die Antastung der Flächen mit Scanning-Technologie
und die Bildung der Eckpunkte aus je 3 angrenzenden Flächen in gleicher
Weise erfolgen kann wie mit einem Prüfkörper nach Fig. 1. Es sind jedoch noch
andere Varianten für den Aufbau des Bauteils 1 aus quaderförmigen
Bauelementen unterschiedlicher Abmessungen denkbar. Bauteil 2 (2) bleibt
dabei unverändert, dient in gleicher Weise zum Ansprengen der Bauelemente
und wird in gleicher Weise auf den Granittisch (3) des Koordinatenmeßgerätes
aufgestellt.
Bei der Bemessung der Längen a₁, b₁ und c₁ der Quaderseitenlinien von Bau
teil 1 (1), Fig. 6, können sinnvolle ganzzahlige, aber auch rationale Teile der
Meßbereiche in X, Y und Z eines Koordinatenmeßgerätes gewählt werden und
somit können Anpassungen an die Meßbereiche einzelner Koordinatenmeßge
räte-Baureihen erfolgen.
Die Abmessungen a₂, b₂ und c₂ der Quaderseitenlinien des Bauteils 2 (2),
Fig. 7, müssen so gewählt werden, daß eine Antastung der unteren Quaderflä
che (Fläche 1) in Antastrichtung -Z mit Tastkugel 1 der verwendeten Taster
konfiguration ohne Kollision zwischen Tastkopf und Prüfkörper erfolgen kann.
Die erforderliche Breite der überstehenden Fläche ist also nur abhängig von
den Abmessungen des Tastkopfes (7) und von der Lage der Tastkugeln (5.1-5.5)
an der gewählten Tasterkonfiguration, Fig. 3.
Wie in Fig. 1 u. Fig. 5 gezeigt, können am Bauteil 1 (1), bzw. an den quader
förmigen Bauelementen (1.1-1.4), die das Bauteil 1 bilden, definierte An
tastformelemente (9.1-9.n), i. A. Innen- Zylinder unterschiedlichen Durchmes
sers, in jeder Prüfkörper-Ebene zusätzlich realisiert werden.
Die Verteilung dieser zusätzlichen Antastformelemente (9.1-9.n) in jeder Qua
derebene ist beliebig. Die Anzahl der zusätzlichen Antastelement sowie die
Staffelung der Durchmesser erfolgt unter besonderen Gesichtspunkten im Zu
sammenhang mit den Scanning-Geschwindigkeiten und weiteren prüftechni
schen Vorgaben. (Anzahl, Größe und Anordnung der zusätzlichen Antastformelemente in
Bild 1 u. Bild 5 sind willkürlich gewählt.)
Lediglich bzgl. der Abstände zu den Kanten des Bauteils 1 (1) muß die Anord
nung dergestalt erfolgen, daß sich kantennah noch lange, durchgehende
Scanningbahnen zur Erfassung der Flächen ergeben und beim Kreis-Scanning
an den zusätzlichen Antastformelementen (9.1-9.n) keine Kollision der Tast
kugel 1 (5.1) mit der unteren Quaderfläche (Fläche 1) auftreten kann.
Die zusätzlichen Antastformelemente ermöglichen die Nutzung des Prüfkörpers
zugleich für eine neuartige Kalibrierung von Koordinatenmeßgeräten, nämlich
die Korrektur von Restfehleranteilen aus der Antriebsdynamik und aus dem
Verhalten der Meßsysteme im Tastkopf des Koordinatenmeßgerätes durch
Bestimmung und Speicherung von Abweichungen zu Normalen bei Formmes
sungen. Diese Korrekturart wird optional per Software bei bestimmten Meß
bedingungen (z. B. definierte Meßebene, Durchmesser, Scanning-Geschwin
digkeit, Filter) angewählt. Sie ist sinnvoll zur Korrektur von Meßergebnissen im
Grenzbereich der Meßunsicherheit bei ausgewählten Formmerkmalen (s. auch
Fußnote 2).
Die Anbringung der zusätzlichen Antastformelemente führt zu einer erheblichen
Gewichtsreduzierung des Prüfkörpers, die das Handling bei Transport und
Aufstellung erleichtert. Wird der Prüfkörper nicht für eine Restfehlerkorrektur
vorgesehen, können anstelle der zusätzlichen Antastformelemente zur Ge
wichtsreduzierung in jeder Ebene ein oder zwei durchgehende Bohrungen mit
großem Durchmesser ohne besondere Anforderungen an Kreisform und Ober
fläche angebracht werden. Fig. 6 zeigt die Ansicht einer Prüfkörperausführung
mit nur zwei Bohrungen bzw. einer Bohrung je Ebene zur Gewichtsreduzierung.
Eine weitere Gewichtsreduzierung wird auch durch das Anbringen von Zylinder
bohrungen in der Mitte des Bauteils 2 (2), also im Flächenbereich, wo Bauteil 1
(1) angesprengt ist, erreicht (Fig. 7).
Die Kanten der beiden Prüfkörper-Bauteile (1, 2) werden sowohl zur weiteren
Gewichtsreduzierung, aber auch zur Vermeidung von Verletzungsgefahren mit
45°-Fasen oder Rundungen versehen. Auf die rechnerische Bestimmung der
Quadereckpunkte hat dies keinen negativen Einfluß, da die Quadereckpunkte
nichtverkörperte Raumpunkte sind und nicht körperlich angetastet werden.
Der Werkstoff für den Prüfkörper sollte sich durch die Haupteigenschaften hohe
Temperaturstabilität (thermischer Längenausdehnungskoeffizient α nahe 0 ¹/K)
sowie hohe Steifigkeit auszeichnen. Leichte Bearbeitbarkeit mit mechanischen
Verfahren, wie sie für die Bearbeitung optischer Gläser (Sägen, Fräsen,
Schleifen, Läppen, Polieren) eingesetzt werden, wäre von Vorteil. Beispiels
weise würde sich die derzeit bereits verfügbare Glaskeramik ZERODUR (ZERODUR
eingetragenes Warenzeichen der SCHOTT Glaswerke Mainz) mit
einem thermischen Längenausdehnungskoeffizienten α von ca. 0,05 · 10-6 ¹/K
hervorragend eignen. Dieses Material wird bereits für die Herstellung tempera
turinvarianter Maßverkörperungen, z. B. Maßstäbe, Endmaße, Stufenendmaße,
Geradheits- und Ebenheitsnormale, aber auch für die bereits erwähnten
Lochplatten eingesetzt. Bei Verwendung dieses Werkstoffs würden die durch
thermische Längenausdehnung bewirkten Unsicherheiten bei Kalibrierungen
und Messungen am Prüfkörper minimiert. Wartezeiten für Temperiervorgänge
würden bei Verwendung dieses Materials weitgehend entfallen.
Die Korrosionsbeständigkeit und auch die Sprödigkeit des Materials sind von
Vorteil für den Prüfkörper. Im Gegensatz zu korrodierten Stellen, Kratzern und
Deformationen an einem Prüfkörper aus metallischen Werkstoffen beeinträchti
gen etwaige kleine Absplitterungen und Ausbrüche an Kanten des Prüfkörpers
die sichere Erfaßbarkeit der Quaderflächen nicht.
Durch Anwendung von Bearbeitungsverfahren für optische Bauelemente las
sen sich an Prüfkörpern aus ZERODUR (ZERODUR eingetragenes Warenzeichen
der SCHOTT Glaswerke Mainz) die Quaderflächen sowie auch die zu
sätzlichen Antastformelemente mit sehr geringen Abweichungen bzgl. Ebenheit
der Quaderaußenflächen, Kreis- bzw. Zylinderform der Bohrungen und
Oberflächen-Rauheit aller Antastformelemente verwirklichen.
Beim Einsatz von ZERODUR (ZERODUR eingetragenes Warenzeichen der SCHOTT
Glaswerke Mainz) für Bauteile in der Satellitentechnik sind mit be
kannten Bearbeitungsverfahren bereits äußert geringe makro- und mikrogeo
metrische Abweichungen von der Sollgestalt erzielt worden.
Die Kalibrierung des Prüfkörpers beinhaltet zum einen die Bestimmung der
räumlichen Lage der Quader-Eckpunkte, zum anderen die Bestimmung der
Lage (Mittelpunkte) der zusätzlichen Antastformelemente in Bezug auf einem
definierten Nullpunkt am Prüfkörper oder zu anderen Quadereckpunkten sowie
die Berechnung der Durchmesser und Formabweichungen der zusätzlichen
Antastformelemente. Kalibrierdaten sind die räumlichen Koordinaten der nicht
verkörperten acht Quadereckpunkte, die Relativpositionen der zusätzlichen
Antastformelemente sowie die Durchmesser und Formabweichungen der zu
sätzlichen Antastformelemente.
Die Kalibrierung wird mit einem Präzisions-Koordinatenmeßgerät im zertifizier
ten Kalibrierlabor vorgenommen. Die Meßpunktaufnahme erfolgt im Scanning-Verfahren.
Grundsätzlich wird bei der Kalibrierung das gleiche CNC-Programm
wie bei späteren Überwachungsmessungen verwendet. Dies sichert die Über
einstimmung der Meßorte bei allen Meßabläufen. Lediglich durch eine größere
Anzahl von Durchläufen und Mittelwertbildung aus den Ergebnissen wird die
Sicherheit der Kalibrierdaten erhöht.
Die geometrische Gestalt des Prüfkörpers, insbesondere die beschriebene
Ausführung der unteren Quaderfläche (Fläche 1), erlaubt die Konzipierung und
den Einsatz einer neuartigen temperatur- und biegestabilen Tasterkonfigura
tion.
Zur Realisierung einer solchen Tasterkonfiguration ist lediglich ein Bauteil kon
struktiv zu ändern und aus entsprechendem Werkstoff zu fertigen. Anstelle des
herkömmlichen Adapterwürfels oder ähnlicher Bauteile für das Anbringen
(Anschrauben) der Taststiftschäfte wird ein flaches, scheibenförmiges Bauteil
direkt am Tasterwechselteller angebracht. Bei dieser Ausführung sind die
Tastkugeln (5.1-5.5) ohne Schäfte direkt an der Scheibe (4) befestigt. Diese
Scheibe (4) ist fest mit dem Tasterteller (6) verbunden. Sie kann zur Gewichts
verringerung mit Bohrungen versehen sein. Der Querschnitt muß nicht kreis
förmig sein, sondern kann auch ein geradzahliges Vieleck bilden. Die Anzahl
der Flächen/Kanten ist dabei so zu wählen, daß die vier auf einer Ebene befindlichen
Tastkugeln (5.1-5.4) gleichverteilt auf Kanten angebracht werden
können, d. h. die Anzahl der Flächen/Kanten sollte durch 4 teilbar sein (8-, 12- oder
16-Eck). Die fünfte Tastkugel (5.5) wird mittig an der Unterseite der
Scheibe in einer kegligen Vertiefung befestigt.
Eine mögliche Ausführungsform auf der Basis eines ebenfalls aus dem Material
ZERODUR (ZERODUR eingetragenes Warenzeichen der SCHOTT Glaswerke Mainz)
gestalteten scheibenförmigen Bauteils (4) ist in Fig. 3 in drei
Ansichten (von oben, seitlich, von unten) und in einer isometrischen Ansicht
dargestellt.
Für den Einsatz zusammen mit dem Prüfkörper kann diese spezielle Tasterkon
figuration in einem vereinfachten Verfahren kalibriert werden. Wird die verein
fachte Kalibrierung angewandt, muß je ein Exemplar einer solchen Tasterkon
figuration einem Prüfkörper als Zubehör eindeutig zugeordnet sein.
Bei Verwendung des beschriebenen Prüfkörpers und nach dessen hinreichend
genauer Ausrichtung zu den Koordinatenachsen im Meßvolumen des Koordi
natenmeßgerätes sowie unter Voraussetzung einer hohen Temperaturinvarianz
der Scheibe (4), an welcher die Tastkugeln (5.1-5.5) befestigt sind, läßt sich
die Kalibrierung der verwendeten Tasterkonfiguration weitgehend vereinfachen.
Es ist lediglich die Angabe zweier theoretischer Abstände der Antastpunkte
(nicht Kugelmittelpunkte) von jeweils zwei gegenüberliegenden Tastkugeln
(5.2 u. 5.4, 5.3. u. 5.5) sowie eines theoretischen Abstandes dieser 4 Tastku
geln zum Antastpunkt der Tastkugel 1 (5.1) erforderlich. Die bisher für her
kömmliche Tasterkonfigurationen, bei denen die Tastkugeln an zylinder
förmigen Schäften angebracht sind, sehr sorgfältig auszuführende Kalibrierung
der Relativpositionen der Tastkugeln und der Durchmesser der Tastkugeln ist
nicht erforderlich. Ebenso entfällt die aufwendige Tensorkalibrierung für die
durch die Meßkräfte bedingte Biegung der Taststiftschäfte.
Bei Nutzung eines Prüfkörpers mit zusätzlich angebrachten Antastformele
menten (9.1-9.n) für die erwähnte optionale Kalibrierung von Restfehlern oder
zur Prüfung der zweidimensionalen Antastunsicherheit v₂ nach VDI/VDE 2617
Bl. 6, - sowohl bei Einzelantastung der Meßpunkte, als auch bei Einsatz von
Scanning - ist für den betreffenden Programmteil die Verwendung einer kon
ventionellen Tasterkonfiguration und Durchführung einer Biegetensor-Kalibrie
rung erforderlich. Die konventionelle Tasterkonfiguration wird dafür zweckmä
ßig in der Ausführung eines sog. Sterntasters aufgebaut. Bei den fünf Tastern
des Sterntasters sind die Durchmesser der Taststiftschäfte kleiner als die
Durchmesser der Tastkugeln, um Antastungen auf wenigstens einem gesamten
Kugelumfang zu gewährleisten. Der Aufbau einer solchen Tasterkonfiguration
(10) sowie der Einsatz am Prüfkörper (1, 2) wird in Fig. 5 gezeigt.
Beide Arten von Kalibrierdaten (vereinfachte statische Kalibrierung und Biege
tensor-Kalibrierung) werden gesondert ermittelt und gespeichert. Koordinaten
meßgeräte-Software bietet die Möglichkeit, die jeweils erforderlichen Kalibrier
datensätze an entsprechender Stelle im Meß- und Auswerteablauf einzulesen
und zu berücksichtigen. Dies geschieht i. A. durch Speicherung und Abruf der
jeweiligen Kalibrierdaten unter einer anderen Tasterkombinations-Nummer.
Die sichere, d. h. kippelfreie Auflage des gesamten Prüfkörpers auf dem Koor
dinatenmeßgeräte-Tisch (3) kann durch eine ausreichend eben bearbeitete
Grundfläche des Prüfkörperbauteils 2 (2) gewährleistet werden. Durch einfache
Anschläge kann der Prüfkörper gegen Verrutschen gesichert werden.
Auch anderweitige konstruktive Lösungen sind denkbar, so z. B. die Aufstellung
auf drei justierbare und fixierbare Füße (in Abbildungen nicht dargestellt) an der
unteren Fläche des Bauteils 2 (2) des Prüfkörpers. In einer justierten Parallel-Lage
von oberer und unterer Quaderfläche zum Koordinatenmeßgeräte-Tisch
werden die Höheneinstellungen der drei Füße fixiert und ggf./erforderlichenfalls
mit zwei weiteren stellbaren Stützfüßen verkippungsfrei abgestützt.
Besonderheiten für die Aufstellung und Positionierung des Prüfkörpers ergeben
sich nur bei Koordinatenmeßgeräten mit sehr großem Meßvolumen, für die der
Prüfkörper aus Gewichtsgründen nicht ausreichend groß dimensioniert werden
kann und er deshalb nur einen kleinen Teil des Meßvolumens ausfüllt.
Verfahren der Wahl beim Aufstellen des Prüfkörpers auf Koordinatenmeßgeräte
mit sehr großem Meßvolumen wären die Verschiebung des Prüfkörpers im
Meßvolumen bei Herstellung eines Lagebezuges über die Werkstücklage im
Gerätekoordinatensystem oder - bei Anordnung des Prüfkörpers in der Mitte des
Meßvolumens - die Projektion der Quadereckpunkte - Verlagerungskomponenten
auf die Außenflächen des Meßvolumens. Bei Kenntnis des systematischen
Abweichungsverhaltens von Koordinatenmeßgeräten bestimmter Bauformen
kann jedoch vom Verhalten im Aufstellungsbereich des Prüfkörpers auf das
Verhalten im gesamten Meßbereich geschlossen werden. Einschränkungen der
Gültigkeit der mit letzterer Methode ermittelten geometrischen Abweichungen
und Korrekturdaten wären erforderlichenfalls gesondert zu untersuchen.
Softwareseitig wird zunächst der alte Gerätezustand mit allen Parametern und
Korrekturdaten vollständig als Backup gesichert. Im Falle fehlerhafter, abge
brochener bzw. mit zu großer Streuung ausgeführter Messungen oder bei
Systemausfällen wird der aktuelle Gerätezustand nicht verändert und es kann
später ein erneuter Prüfdurchlauf erfolgen. Nach einem vollständigen und kor
rekten Prüfdurchlauf mit hinreichend geringer Streuung wird der aktuelle Gerä
tezustand mit den neuermittelten Parametern und Korrekturdaten überschrie
ben. In einem nachfolgenden Kontrolldurchlauf wird der verbesserte Gerätezu
stand bzgl. der Kalibrierdaten des Prüfkörpers verifiziert. Die Korrektur war
erfolgreich, wenn die Abweichungen zu den Kalibrierdaten des Prüfkörpers im
Verifizierungsdurchlauf geringer sind als beim ersten Durchlauf mit den alten
Gerätezustandsdaten. Auch bei den Verifizierungsdurchläufen sind Wiederho
lungen und Mittelwertbildung möglich. Bei unsicherem Ergebnis bzw. bei
Abbruch oder Systemausfall kann der ursprüngliche Gerätezustand jedoch
zurückgerufen und wiederhergestellt werden.
Mit der Dokumentation der Parametersätze ist auch eine Historie des Gerätezu
standes hinsichtlich Langzeitstabilität und Verschleißverhalten möglich.
Ein strukturiertes Ablaufschema für diese Vorgehensweise zeigt Fig. 9.
Ähnlich wie bei gegenwärtig verfügbaren Software-Optionen (Test- oder Ab
nahme-Software) zur Koordinatenmeßgerate-Überwachung können zu Beginn
der Prüfdurchläufe die entsprechenden Gerätekenndaten (Serien-Nr., Bauart,
Tastsystem, Meßbereich, Längenmeßunsicherheiten u₁, u₂, u₃, u. a.), sowie die
Prüfkörper- und Tasterkonfigurations-Indentnummern u. a. In ein Kenndatenfile
eingegeben werden. Die Software liest und berücksichtigt im Programm diese
Kenndaten bei der Berechnung von Abweichungen und Korrekturfaktoren
sowie zur Dokumentation im Prüfbericht.
Die zu verwendende Tasterkonfiguration ist bereits oder wird, wie von konven
tionellen Tasterkonfigurationen bekannt, manuell oder automatisch in die Auf
nahme des Tastkopfes (8) eingewechselt. Nach dem Einwechseln werden die
zugehörigen Kalibrierdaten der Tasterkonfiguration eingelesen. Fig. 4 zeigt
einen Tastkopf (7) mit Aufnahme (8) und eine einzuwechselnde temperatur- und
biegestabile Tasterkonfiguration (4, 5, 6).
Nach Aufsetzen des Prüfkörpers, manueller Grobbestimmung und CNC-Fein
bestimmung der Lage des Prüfkörpers im Meßvolumen des Koordinatenmeß
gerätes ein speziell programmierter CNC-Meßablauf gestartet wird. CNC-ge
steuert werden die 6 Seitenflächen des Prüfkörpers durch Scanning mit hoher
Meßpunktezahl erfaßt. Dabei ist auch der oben beschriebene Vorteil, daß
Meßpunkte ohne Taststiftbiege-Korrekturdaten ermittelt werden können, von
Bedeutung für die Sicherheit der Ergebnisse.
Die Erfassung der Quaderflächen kann im entsprechenden Scanning-Modus
für Kreise/Geraden in Werkstückebene erfolgen, wobei vielfältige unterschied
liche Kombinationen von Kreis- und Geradenanteilen zur Erfassung der ein
zelnen Quaderflächen gewählt werden können. Die untere Quaderfläche
(Fläche 1) kann beispielsweise mit nur vier Geraden erfaßt werden, die sich am
Rand der Fläche 1 befinden. Damit kann eine Anpassung der Verfahrbahnen
und Scanningbahnen an die Bauform des Bauteils 1 (1 oder 1.1-1.4) des ein
gesetzten Prüfkörpers erfolgen.
Im Fall der Nutzung des Prüfkörpers zusätzlich für die Bestimmung der Gerad
heiten von Führungsachsen beinhaltet das CNC-Programm ein entsprechendes
aufrufbares Unterprogramm, mit dem ausgewählte Geraden auf drei Flächen
des Prüfkörpers, die zugleich die Meßebenen des Koordinatenmeßgerätes
repräsentieren, im Scanningverfahren erfaßt werden. Im Vergleich mit den kali
brierten Geradheiten entlang dieser Meßstrecken werden die Geradheitsabwei
chungen der Führungen bestimmt.
Im Fall der Nutzung des Prüfkörpers für die optionale Kalibrierung/Restfehler
korrektur beinhaltet das CNC-Programm ein weiteres aufrufbares Unterpro
gramm, das sowohl unabhängig, aber auch mit Koordinaten- und Ergebnisbe
zug zum Programmteil für die Quadereckpunkte-Bestimmung ablaufen kann.
Die Position des Prüfkörpers im Meßvolumen des Koordinatenmeßgerätes
braucht für die unterschiedlichen Programmteile nicht geändert werden. Bei der
Bestimmung von Geradheitsabweichungen ist jedoch - wenn für ergänzende
Aussagen erforderlich - eine Platzierung des Prüfkörpers an unterschiedlichen
Stellen im Meßvolumen möglich.
Aus den mit Scanning erfaßten sechs Quaderflächen werden mittels system
immanenter Standard-Geometriesoftware durch Schnittoperationen aus jeweils
drei senkrecht aufeinander stehenden Flächen acht Raumpunkte (Eckpunkte
des Quaders) berechnet. Dies erfolgt aufgrund der beim Scanning möglichen
hohen Punktedichte und Punktezahl mit hoher Sicherheit und sehr guter Repro
duzierbarkeit. Die Oberflächengüte der Prüfkörperflächen läßt bei sorgfältiger
Reinigung der Flächen vor den Meßabläufen kaum Ausreißer erwarten. Bei
Bedarf könnten dennoch die Funktionen zur Algorithmuswahl, zur Ausreißer
eliminierung und zur digitalen Filterung bei der Meßpunkteverarbeitung einge
setzt werden. Moderne Koordinatenmeßgeräte-Software verfügt neuerdings
- vor allem im Zusammenhang mit der Durchführung von Form- und Lagemes
sungen - über diese Funktionen.
Die Wahl des Auswertealgorithmus, z. B. angrenzendes (hier Hüll-) Element
anstelle des Gauss-Ausgleichselements, würde nur dann von Bedeutung sein,
wenn die Kalibrierung des Präzisions-Prüfkörpers nicht - wie hier vorgeschla
gen - mit einem taktilen Koordinatenmeßsystem gleicher Bauart und Antaststra
tegie wie bei dem zu prüfenden/überwachenden erfolgen würde, sondern mit
einem Laser-Längenmeßsystem, das die zu erfassenden Flächen nach dem
Maximum-Material-Prinzip als Anlagefläche für Laserspiegel ermittelt.
Mit den als Schnittpunkte von jeweils drei angrenzenden Flächen berechneten
8 Eckpunkten des Prüfkörpers (Raumpunkte) stehen insgesamt 28 Meß
strecken, im einzelnen
12 Seitenlinien,
12 Flächendiagonalen und
4 Raumdiagonalen
zur Verfügung. Damit ist der Quader mit 10 Strecken überbestimmt, was eine gezielte Auswahl von Vorzugs-Strecken bzw. eine Ausgleichsrechnung für die Korrekturen zuläßt.
12 Seitenlinien,
12 Flächendiagonalen und
4 Raumdiagonalen
zur Verfügung. Damit ist der Quader mit 10 Strecken überbestimmt, was eine gezielte Auswahl von Vorzugs-Strecken bzw. eine Ausgleichsrechnung für die Korrekturen zuläßt.
Allein aus den gemessenen räumlichen Verlagerungen der Eckpunkte im Ver
gleich mit den Koordinaten der Kalibrierung lassen sich
3 Rechtwinkligkeitsabweichungen
6 Geradheitsabweichungen
3 Positionsabweichungen
3 Rollwinkelabweichungen
6 Nick-/Gierwinkelabweichungen
ableiten.
3 Rechtwinkligkeitsabweichungen
6 Geradheitsabweichungen
3 Positionsabweichungen
3 Rollwinkelabweichungen
6 Nick-/Gierwinkelabweichungen
ableiten.
Die mathematischen Herleitungen und Berechnungen, insbesondere die
- - Matrix der 18 Quaderkennwerte in Abhängigkeit von den 24 Verlagerungskomponenten der Quader- Eckpunkte
- - Ur-Matrix der 28 Quaderstreckungen in Abhängigkeit von den 18 Quaderkennwerten
- - formelmäßigen Zusammenhänge
sind aus /2/ bekannt.
Einzig die kurzperiodischen Positionsabweichungen (Längen kleiner als die
Quaderseitenlängen a₁, b₁ und c₁) sind aus der Verlagerung der Quadereck
punkte nicht ableitbar. Derartige Abweichungen werden nach dem sog. CAA-Verfahren
(Computer Aided Accuracy) gemessen und können nur rechnerisch
korrigiert werden. Ohne besondere Notwendigkeit werden diese CAA-Korrekturdaten
nicht erneut ermittelt.
Es ist Aufgabe eines vom Hersteller/Anbieter zu programmierenden Software-Moduls,
z. B. als Bestandteil einer Test- und Überwachungssoftware, aus den
räumlichen Verlagerungen der Quadereckpunkte im Vergleich zu den Kali
brierwerten die Art der Abweichung zu analysieren, die aktuellen Werte der
einzelnen Abweichungen mit den entsprechend mathematischen Algorithmen
zu berechnen und die Ergebnisse in entsprechenden Datenfiles zu sichern.
Ein weiteres Modul steuert die Ersetzung der aktuell verwendeten Korrekturfiles
durch die neu ermittelten nach dem in Fig. 9 beschriebenen Ablaufschema.
Die Abnahme bzw. Überprüfung des Koordinatenmeßgerätes, d. h. die
einzelnen Abschnitte des mechanischen Meßablaufs, die Operationen der
Geometriesoftware und die Operationen zur Ermittlung und Speicherung von
Korrekturen können nach Aufstellung des Prüfkörpers und manuellem
Einmessen seiner Werkstücklage voll automatisiert, d. h. bedienerlos, z. B.
auch während der Nachtzeit, durchgeführt werden.
Für die Ermittlung nahezu aller geometrischen Abweichungen wird nur ein
Prüfkörper und eine Tasterkonfiguration benötigt. Gegenüber herkömmlichen
Verfahrensweisen entfallen Rüst- und Temperierzeiten für eine Vielzahl unter
schiedlicher Prüfkörper und Meßeinrichtungen
Aufgrund des Werkstoffs für Prüfkörper und Teile der Tasterkonfiguration fallen keine Temperierzeiten für die Prüfeinrichtung an.
Aufgrund des Werkstoffs für Prüfkörper und Teile der Tasterkonfiguration fallen keine Temperierzeiten für die Prüfeinrichtung an.
Mit der Scanningtechnologie bei der Antastung erfolgt die Meßpunktaufnahme
wesentlich schneller als mit konventioneller Einzelpunktantastung.
Die Messung der geometrischen Abweichungen an Koordinatenmeßgeräten
nach unterschiedlichen Verfahren, die Ermittlung der entsprechenden Korrek
turwerte sowie deren Speicherung und Berücksichtigung in der Systemsteue
rung wird automatisierbar. Sie können dann auch bedienerlos, z. B. während
der Nachtzeit, durchgeführt werden.
Die Einsatzzeit der Bediener/Servicetechniker am Gerät wird reduziert.
Bei automatisierten Abläufen werden Fehler bei Dialogeingaben vermieden.
Kalibrierungen und Überwachungsmessungen können für unterschiedliche
Korrekturverfahren variiert und kombiniert werden, wobei wesentliche Ablauf
schritte bzw. Programmteile nach einem strukturierten Ablaufschema durchge
führt werden.
/1/ Schüßler, H.-H.;
Prüfkörper für Koordinatenmeßgeräte, Werkzeugmaschinen und Meßroboter Technisches Messen 51. Jahrgang 1984 Heft 3, S. 83-95
/2/ Schüßler, H.-H.;
Meßtechnische Beurteilung von Prüfkörpern und Koordinatenmeßgeräten anhand von Streckenmessungen, Rechteck- und Quader- Kennwerten Technisches Messen 52. Jahrgang 1985 Heft 10, S. 353-366
Prüfkörper für Koordinatenmeßgeräte, Werkzeugmaschinen und Meßroboter Technisches Messen 51. Jahrgang 1984 Heft 3, S. 83-95
/2/ Schüßler, H.-H.;
Meßtechnische Beurteilung von Prüfkörpern und Koordinatenmeßgeräten anhand von Streckenmessungen, Rechteck- und Quader- Kennwerten Technisches Messen 52. Jahrgang 1985 Heft 10, S. 353-366
Claims (3)
1. Dreidimensionaler Präzisions-Prüfkörper mit zugehöriger Taster
konfiguration als Anordnung zur Ermittlung von geometrischen
Abweichungen bei der Abnahme und Überwachung von Koor
dinatenmaßgeräten mit messendem 3D-Tastsystem,
gekennzeichnet dadurch, daß
- - durch Wahl der Konstruktionsmaße sowie Form der Antast elemente eine allseitige kollisionsfreie Antastung des Prüfkörpers im Meßvolumen des Koordinatenmeßgerätes gewährleistet wird;
- - durch den eingesetzten Werkstoff für die Bauteile des Prüfkörpers und Bauteile der Tasterkonfiguration eine hohe thermische und mechanische Stabilität der gesamten Prüfeinrichtung erreicht wird;
- - aufgrund der Bauweise und der verwendeten Werkstoffe bei Kalibrier- und Meßabläufen keine Temperaturkompensation für den Prüfkörper und keine Taststift-Biegekorrekturen erforderlich sind;
- - durch optionale Anbringung zusätzlicher Antastformelemente am Prüfkörper mit der gleichen Anordnung auch Kalibrierungen zu anderen Korrekturverfahren der Koordinatenmeßtechnik erfolgen können.
2. Geometrische Gestalt und Bauform des Prüfkörpers nach
Anspruch 1, wobei
- - der Prüfkörper aus zwei Bauteilen (1, 2) oder aus mehreren Bauteilen (1.1.-1.4) zu Bauteil (1), durch Nutzung der Adhäsionskräfte zwischen entsprechend feinstbearbeiteten Flächen (sog. Ansprengen) dauerhaft und stabil aufgebaut wird;
- - eine Quaderfläche, die untere Quaderfläche (Fläche 1) durch den über die Größe des Bauteils 1 (1) hinausragenden Anteil des Bauteils 2 (2) gebildet wird und somit einer Antastung in gleicher Antastrichtung wie die obere Quaderfläche zugänglich ist;
- - alle sechs Quaderflächen des Prüfkörpers hinsichtlich Ebenheit, Winkligkeit zueinander und Oberflächengüte die Erfassung der Meßpunkte im Scanning-Verfahren mit hoher Meßpunktedichte und hoher Meßpunktezahl erlauben;
- - optional zusätzlich angebrachte Antastformelemente hinsichtlich Form und Rauheit feinstbearbeitet sind und eine definierte Lage in Bezug auf die Quadereckpunkte einnehmen.
3. Geometrische Gestalt und Bauform einer temperatur- und biege
stabilen Tasterkonfiguration (4, 5, 6) nach Anspruch 1, wobei
- - die Tastkugeln (5.1-5.5) verlagerungssicher an einer thermisch invarianten Scheibe (4) angebracht sind und somit keine Taststiftbiegungen auftreten;
- - zur Minimierung einer thermischen Längendehnung der Tasterkonfiguration die Scheibe (4) unmittelbar am Taster-Wechselteller (6) angebracht ist.
Priority Applications (1)
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DE1996111617 DE19611617C2 (de) | 1996-03-23 | 1996-03-23 | Prüfeinrichtung zur Ermittlung geometrischer Abweichungen von taktilen Koordinatenmessgeräten, bestehend aus einem Präzisions-Prüfkörper und einer eindeutig zugehörigen Tasterkonfiguration |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996111617 DE19611617C2 (de) | 1996-03-23 | 1996-03-23 | Prüfeinrichtung zur Ermittlung geometrischer Abweichungen von taktilen Koordinatenmessgeräten, bestehend aus einem Präzisions-Prüfkörper und einer eindeutig zugehörigen Tasterkonfiguration |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE19611617A1 true DE19611617A1 (de) | 1997-09-25 |
DE19611617C2 DE19611617C2 (de) | 2003-03-20 |
Family
ID=7789266
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1996111617 Expired - Fee Related DE19611617C2 (de) | 1996-03-23 | 1996-03-23 | Prüfeinrichtung zur Ermittlung geometrischer Abweichungen von taktilen Koordinatenmessgeräten, bestehend aus einem Präzisions-Prüfkörper und einer eindeutig zugehörigen Tasterkonfiguration |
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-
1996
- 1996-03-23 DE DE1996111617 patent/DE19611617C2/de not_active Expired - Fee Related
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