DE19610255A1 - Nukleinsäuresequenzen und Verfahren zum Nachweis von Translokationen zwischen Chromosomen - Google Patents
Nukleinsäuresequenzen und Verfahren zum Nachweis von Translokationen zwischen ChromosomenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Nukleinsäuren zum Nach
weis von Translokationsbruchpunkten bzw. -stellen auf
Chromosomen und deren Herstellungsverfahren sowie ein
Verfahren zum Nachweis von Translokationsbruchpunkten auf
Chromosomen bzw. von Translokationen zwischen Chromosomen.
Austausche von Material zwischen verschiedenen Chromosomen
(Translokationen) sind für verschiedene Gebiete der medizi
nischen Forschung und Diagnostik von großer Bedeutung. Bei
spielsweise können strahlungsinduzierte Translokationen zur
biologischen Dosimetrie auch lange zurückliegender oder ku
mulativer Strahlungsexpositionen benutzt werden. In der kli
nischen Diagnostik ist die Feststellung von Translokationen
und der Translokationsbruchstellen bzw. von Translokations
ereignissen auf den entsprechenden Chromosomen wesentlich,
da ein enger Zusammenhang zwischen dem Auftreten von be
stimmten Translokationen und Malignität besteht (z. B. bei
Leukämien).
Zur Feststellung solcher Translokationsereignisse sind im
Stand der Technik insbesondere drei Verfahren bekannt:
- (1) Die Analyse von Metaphasezellen der zu untersuchenden Personen mithilfe von klassischer Bänderungstechnik (F. Vogel, Human Genetics; Springer, Heidelberg (1992)).
- (2) Die Analyse von Zellen in Metaphase oder von Zellkernen der betroffenen Personen durch Fluoreszenz-in-situ-Hy bridisierung (FISH) mit einer FISH-Farbe, oder mit Mehr farben-FISH (T. Cremer et al., Human Genetics 80: 235 (1988); T. Cremer et al., Cytometry 11 : 110 (1990); D.C. Tkachuk et al., Science 250: 559 (1990); S.Popp & T. Cremer, J. of Radiation Research Japan (Suppl.) 33 : 61 (1992); C. Cremer et al., J. Radiation Research Japan (Suppl.) 33 : 189 (1992); J.N. Lucas et al., Cytogenetics & Cell Genetics 62 : 11 (1993)).
- (3) Die Analyse der DNA von Zellen betroffener Personen mit hilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR, "Polymerase Chain Reaction") unter Verwendung von Startern ("Primern") für bereits identifizierte Bruchpunktregio nen (A.J. Fishleder et al., Leukemia 3 : 746 (1989); C.R. Bartram et al., J. Exp. Med. 164 : 1389 (1986); S. Hi roswa et al., Am. J. Hematol. 28 : 133 (1988); M.S. Lee et al., Blood 73: 2165 (1989); E.S. Kawasaki et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85 : 5698 (1988)).
Die vorstehend aufgeführten Verfahren sind unter geeigneten
Bedingungen - d. h. (i) die Zellen der Spender können unter
geeignet schonenden Bedingungen entnommen und für die Ana
lyse kultiviert bzw. auf Objektträgern fixiert werden (vgl.
Verfahren (1) und (2)), oder (ii) die DNA-Analyse kann auf
einige wenige Bruchpunktregionen beschränkt werden, (vgl.
Verfahren (2) und (3)) - anwendbar.
Diese Bedingungen sind jedoch vielfach nicht erfüllt. Bei
spielsweise stehen in klinisch weniger erschlossenen Regio
nen oftmals nur Blutproben zur Verfügung, die zwar noch eine
DNA-Gewinnung erlauben, nicht aber eine zufriedenstellende
Zellpräparation. Ferner wird das vorstehend aufgeführte
Verfahren (3) unter Verwendung der PCR zur Analyse von iso
lierter DNA außerordentlich aufwendig, wenn eine große Zahl
möglicher Bruchpunktregionen von Translokationsereignissen
in Frage kommt, wie z. B. bei strahlengeschädigten Zellen
oder bei einem noch nicht molekularbiologisch näher einge
grenzten Tumor.
Die im Stand der Technik bekannte CGH ("Comparative Genomic
Hybridization")-Methode ermöglicht, ausgehend von reiner ge
nomischer DNA eines Spenders, den Nachweis beliebiger Über-
oder Unterrepäsentationen von DNA gegenüber dem normalen Zu
stand als Kontrolle bei einer Mindestgröße der zu detektie
renden Abschnitte von derzeit jeweils einigen Megabasenpaa
ren (mbp) Länge in mindestens 30% der untersuchten Zellen.
Jedoch können mit der CGH-Methode die klinisch und wissen
schaftlich ebenfalls außerordentlich wichtigen Transloka
tionen bzw. ihre Bruchpunkte nicht nachgewiesen werden
(A.Kallionemi et al., Science 258 : 818 (1992); S.du Manoir
et al., Hum. Genet. 90 : 590 (1993); S. du Manoir et al., Cy
tometry 19 : 27 (1995)).
Somit liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein neues System zum Nachweis von insbesondere häufiger vor
kommenden Translokationen zwischen Chromosomen bzw. von
Translokationsbruchpunkten auf Chromosomen bei Vorliegen von
isolierter, genomischer DNA eines Spenders bereitzustellen,
das die vorstehend aufgeführten Nachteile der im Stand der
Technik bekannten Nachweisverfahren beseitigt.
Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen 1 bis 16 ge
kennzeichneten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung
gelöst.
Insbesondere wird eine für einen Translokationsbruchpunkt auf
einem Chromosom spezifische Nukleinsäuresequenz bereitge
stellt, umfassend
- (1) einen ersten Sequenzabschnitt, der
- (i) zu einer DNA-Sequenz eines ersten Chromosoms kom plementär ist,
- (ii) zur Hybridisierung an diese DNA-Sequenz befähigt ist und
- (iii) mindestens eine erste Markierung aufweist, und
- (2) einen zweiten Sequenzabschnitt, der
- (i) zu einer DNA-Sequenz eines zweiten Chromosoms kom plementär ist,
- (ii) zur Hybridisierung an diese DNA-Sequenz befähigt ist und
- (iii) mindestens eine zweite Markierung aufweist,
wobei die erste und die zweite Markierung unterschiedlich
sind.
Der Begriff "Translokationsbruchpunkt" bedeutet molekularge
netisch diejenige Stelle in der DNA-Sequenz eines Transloka
tionschromosoms, an der Sequenzen eines ersten Chromosoms
mit den Sequenzen eines zweiten Chromosoms kovalent verbun
den sind; cytogenetisch bedeutet "Translokationsbruchpunkt"
diejenige mikroskopisch identifizierbare Region, die diese
Bindungsstelle enthält. Der Begriff "Translokationsereignis"
bedeutet die durch den Materialaustausch zwischen einem er
sten Chromosom und einem zweiten (ggf. auch weiteren Chromo
somen) herbeigeführte neue Chromosomenkonfiguration.
Der Begriff "Nukleinsäuresequenz" bedeutet ein halbsynthe
tisches, synthetisches oder modifiziertes Nuklein
säuremolekül aus Desoxyribonukleotiden und/oder
Ribonukleotiden und/oder modifizierten Nukleotiden, wie
z. B. einen durch Oligonukleotidsynthese mit fluoreszenzmar
kierten Nukleotiden gewonnenen Abschnitt aus einer bekannten
Bruchpunktregion, oder ein durch Verwendung einer komplemen
tären Nukleinsäure als Matrize unter Verwendung oder Mitver
wendung modifizierter Nukleotide synthetisiertes Nukleinsäu
remolekül.
Der Ausdruck "zur Hybridisierung an eine DNA-Sequenz eines
Chromosoms befähigter Sequenzabschnitt" bedeutet einen spe
zifischen, einzelsträngig vorliegenden, vorzugsweise 100 bis
1000 Basenpaaren langen Sequenzbereich der Nukleinsäurese
quenz, der sich an einen komplementären Bereich eines Chro
mosoms bei einer geeigneten Temperatur, vorzugsweise bei 70°C
oder weniger, und bei einer geeigneten Salzkonzentra
tion, die vorzugsweise 50 bis 300 mmol/l einwertige Ionen
und 0-10 mmol/l zweiwertige Ionen enthält, unter Ausbil
dung von Wasserstoffbrücken anlagert.
Der Begriff "Markierung" bedeutet geeignete, direkt oder
indirekt nachweisbare Atome oder Moleküle, die in die ent
sprechenden Sequenzabschnitte der Nukleinsäuresequenz einge
baut oder damit verbunden sind. Geeignete Markierungen sind
beispielsweise solche, die an Nukleotide gekoppelte
Fluoreszenzfarbstoffe und/oder Biotin und/oder Digoxigenin
und/oder mit radioaktiven Isotopen markierte Nukleotide um
fassen. In einer bevorzugten Ausführungsform sind die erste
und die zweite Markierung Fluoreszenzfarbstoffe mit einem
zur Detektion kleiner Substanzmengen ausreichenden Unter
schied im Fluoreszenzverhalten der Emissionsspektren, wie
z. B. Cumarine und Rhodamine, und/oder der Fluoreszenzlebens
dauern, wie z. B. Fluoresceinisothiocyanate und Europium-Chelat-markierte
und/oder Porphyrin-markierte Avidine.
Der Ausdruck "Sequenzabschnitt mit einer Markierung" bedeu
tet eine kovalent verknüpfte lineare Sequenz von Nukleotiden
mit einer oder mehreren der vorstehend definierten Markie
rungen innerhalb des Sequenzabschnitts. Bespielsweise kann
ein 5′-endständig lokalisierter Sequenzabschnitt der
Nukleinsäuresequenz nur eine 5′-endständige Markierung auf
weisen oder alle Nukleotide des Sequenzabschnitts oder ein
Teil von ihnen können markiert sein.
Die Begriffe "erster Sequenzabschnitt" und "zweiter Se
quenzabschnitt" bedeuten, daß der erste Sequenzabschnitt bei
geeigneten Stringenz-Bedingungen im wesentlichen nicht zur
Hybridisierung an die für den zweiten Sequenzabschnitt kom
plementäre Sequenz in einem zweiten Chromosom bzw. an die
aus einem zweiten Chromosom stammende, für den zweiten Se
quenzabschnitt komplementäre Sequenz in einem ersten Chromo
som befähigt ist. Dies gilt auch mutatis mutandis für den
zweiten Sequenzabschnitt, d. h. der zweite Sequenzabschnitt
lagert sich unter geeigneten Stringenz-Bedingungen im we
sentlichen nicht an die für den ersten Sequenzabschnitt kom
plementäre Sequenz in einem ersten Chromosom bzw. an die aus
einem ersten Chromosom stammende, für den ersten Sequenzab
schnitt komplementäre Sequenz in einem zweiten Chromosom an.
Die Sequenzabschnitte können innerhalb und/oder endständig
in der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz lokalisiert
sein. Die Sequenzabschnitte sind direkt, vorzugsweise über
eine 3′,5′-Phosphodiesterbindung, oder über eine Bindung
oder eine Nukleinsäuresequenz, welche die vorstehend defi
nierte Hybridisierung des ersten und zweiten Se
quenzabschnitts nicht nachteilig beeinflussen, verbunden.
Die Begriffe "erste Markierung" und "zweite Markierung" be
deuten, daß sich die erste Markierung in mindestens einem,
für einen Nachweis geeigneten Parameter, beispielsweise ei
ner unterschiedlichen Wellenlänge der Fluoreszenz, oder der
Fluoreszenzlebensdauer, oder dem emittierten Fluoreszenz
spektrum, so stark unterscheidet, daß eine Detektion der er
sten Markierung auch bei Gegenwart einer großen Menge
("Überschuß") der zweiten Markierung möglich ist. Wird bei
spielsweise bei der Detektion eine herkömmliche Epifluo
reszenzoptik mit einer Auflösung von 150 nm verwendet, so
ergibt sich, daß eine Detektion der ersten Markierung auch
bei Gegenwart einer bis zu vier Größenordnungen größeren
Menge, gemessen z. B. in Anzahl markierter Nukleotide, mög
lich sein muß.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein
Verfahren zur Herstellung der vorstehend definierten Nu
kleinsäuresequenz, umfassend die Schritte:
- (a) Spaltung von genomischer DNA, die mindestens einen Translokationsbruchpunkt zwischen zwei Chromosomen auf weist, in DNA-Fragmente,
- (b) Denaturierung der DNA-Fragmente in Einzelstränge,
- (c) Hybridisierung der Einzelstränge in Lösung mit einem er sten Satz von DNA-Sonden, die eine erste Markierung auf weisen und für ein erstes Chromosom spezifisch sind, und mit einem zweiten Satz von DNA-Sonden, die eine zweite Markierung aufweisen und für ein zweites Chromosom spe zifisch sind, in einem Reaktionsansatz,
- (d) Synthese der Nukleinsäuresequenz unter Verwendung der an die DNA-Fragmente hybridisierten DNA-Sonden als Starter in Gegenwart von Nukleotiden und mindestens einem zur Synthese von Nukleinsäuren geeigneten Agens und einem zur Verknüpfung ("Ligierung") von Nukleinsäuren, vorzugsweise über 3′,5′-Phosphodiesterbindungen, ge eigneten Agens, und
- (e) Isolierung der synthetisierten Nukleinsäuresequenz aus dem Reaktionsansatz, insbesondere von dem zu seiner Syn these verwendeten DNA-Fragment, wobei der erste Se quenzabschnitt der Nukleinsäuresequenz eine DNA-Sonde vom ersten Satz und der zweite Sequenzabschnitt der Nu kleinsäuresequenz eine DNA-Sonde vom zweiten Satz um faßt.
Der Begriff "Spaltung von genomischer DNA" bedeutet chemi
sche und/oder physikalische und/oder enzymatische Spaltung
von genomischer DNA eines Spenders, beispielsweise von homo
sapiens sapiens.
Die genomische DNA kann vor Schritt (a) durch Isolation aus
einem geeigneten Spenderorganismus gewonnen werden. Die Iso
lierung von genomischer DNA umfaßt die Abtrennung der DNA
aus Spenderzellen von den Proteinen der Spenderzellen. Die
genomische DNA kann nach den im Stand der Technik bekannten
Methoden aus kernhaltige Zellen enthaltenen Bestandteilen,
wie Blut-oder Gewebeproben des Spenders, isoliert werden
(z. B. A. Kallionemi et al., Science 258 : 818 (1992). Es sind
auch im Handel erhältliche Verfahrenweisen etabliert, wie
z. B. Quiagen-DNA-Isolationskit von DIAGEN. Die genomische
DNA des Spenders kann nach der Isolierung gegebenenfalls in
geeigneter Weise amplifiziert werden, beispielsweise mit
hilfe von DOP ("Degenerated Oligo-Primer-PCR")-PCR (H. Tele
nius et al., Genes, Chromosomes & Cancer 4 : 257 (1992).
Als Beispiele zur Spaltung von genomischer DNA können alka
lische Verbindungen, die Anwendung von Scherkräften oder Ul
traschall, Endonukleasen oder andere Nukleinsäure-spaltende
Agentien genannt werden. Bei Vorliegen nur geringer vom
Spender direkt isolierter genomischer DNA kann die gesamte
DNA zunächst auch durch PCR mit degenerierten Primern nach
bekannten Verfahren (H. Telenius et al., Genes, Chromosomes
& Cancer 4 : 257 (1992)) amplifiziert werden.
Der Begriff "Denaturierung" bedeutet die Überführung von
doppelsträngig vorliegender DNA in Einzelstränge, beispiels
weise durch thermische Behandlung unter geeigneten Pufferbe
dingungen (J. Marmur & P. Doty, J. Mol. Biol. (1962) 5 : 109)
und/oder durch denaturierende chemische Agentien.
Der Begriff "Hybridisierung" bzw. "Anlagerung" bedeutet die
Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen komplementären
Bereichen von verschiedenen Nukleinsäuremolekülen, insbeson
dere zwischen den erfindungsgemäß verwendeten DNA-Sonden und
den DNA-Fragmenten bei einer geeigneten Temperatur, vorzugs
weise bei 70°C oder weniger, und bei einer geeigneten
Salzkonzentration, die vorzugsweise 50 bis 300 mmol/l ein
wertige Ionen und 0-10 mmol/l zweiwertige Ionen enthält.
Die Bedingungen sind so zu wählen, daß die Gesamtzahl der
zwischen komplementären Basen gebildeten Wasserstoffbrücken
ausreichend ist, um bei den gewählten Stringenzbedingungen
eine stabile Bindung zu ermöglichen.
Der Begriff "Satz von DNA-Sonden" bedeutet DNA-Moleküle, die
von einem spezifischen, zu untersuchenden Chromosom stammen,
beispielsweise von einer im Handel erhältlichen chromosomen
spezifischen DNA-Bibliothek von homo sapiens sapiens, wobei
dieses Chromosom als "normales Chromosom" keine Transloka
tionen aufweist. Die DNA-Sonden sind gemäß der vorstehenden
Definition zur Hybridisierung bzw. Anlagerung befähigt und
liegen im Reaktionsansatz vor der Hybridisierung einzel
strängig vor. Ferner können die DNA-Sonden flankierende Se
quenzen aufweisen, die im wesentlichen keinen Beitrag zur
Anlagerung bzw. Hybridisierung leisten.
Ferner können chromosomenspezifische DNA-Bibliotheken auch
durch laseraktivierte flußzytometrische Sortierung oder Mi
krodissektionsverfahren von spezifischen Chromosomen und
nachfolgender Amplifikation der chromosomalen DNA gewonnen
werden. Statt chromosomenspezifischen DNA-Bibliotheken von
homo sapiens sapiens können auch Bibliotheken anderer Spe
zies eingesetzt werden. Beispielsweise können für die Her
stellung der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz für Un
tersuchungen mit menschlicher genomischer Spender-DNA auch
Chromosomenbibliotheken nahe verwandter Spezies verwendet
werden.
Die Begriffe "erster Satz von DNA-Sonden" und "zweiter Satz
von DNA-Sonden" bedeuten, daß die beiden Sätze jeweils von
einem unterschiedlichen Chromosom der Gattung des Spenders
stammen, z. B. homo sapiens sapiens. Beispielsweise kann der
erste Satz von DNA-Sonden von einem menschlichen Chromosom 9
und der zweite Satz von DNA-Sonden von einem menschlichen
Chromosom 22 stammen, oder der erste Satz von DNA-Sonden
stammt von einem menschlichen Chromosom 1 und der zweite
Satz von DNA-Sonden stammt von einem menschlichen Chromosom
2. Die Sätze von DNA-Sonden können nach bekannten Verfahren
gewonnen werden (K.E.Davies et al., Nature 293 : 374 (1981);
C.R. Müller et al., Hum. Genet. 64 : 110 (1983); C. Cremer et
al., Cytometry 5 : 572 (1984); J.C. Fuscoe et al., Cytoge
net. Cell Genet. 43 : 79 (1986); M.A. van Dilla et al., Bio
technology 4: 537 (1986), P. Lichter et al., Genet. Anal.
Technol. Appl. 8 : 24 (1991); B.Trask, Trends Genet. 7 : 149
(1991)), oder sind im Handel erhältlich (z. B. von Oncor
oder Vysis). Erfindungsgemäß können als Sätze von DNA-Sonden
auch DNA von Chromosomen anderer Spezies verwendet werden.
Beispielsweise kann es für tierexperimentelle strahlenbiolo
gische oder onkologische Studien wünschenswert sein, chromo
somenspezifische DNA-Bibliotheken der untersuchten Tierart
zu verwenden. Auch für die Herstellung einer erfindungsgemä
ßen Nukleinsäuresequenz für die Untersuchung menschlicher
Spender DNA kann es vorteilhaft sein, als Sätze von DNA-Son
den DNA von Chromosomen anderer, insbesondere nahe verwand
ter Spezies, zu verwenden. Im letzteren Falle besteht der
Verfahrensvorteil in einer vereinfachten Eliminierung ubi
quitärer repetitiver Sequenzen.
In einer erfindungsgemäßen Ausführungsform können statt zwei
Sätzen von DNA-Sonden mit einer ersten und einer zweiten
Markierung weitere Sätze von DNA-Sonden mit einer dritten,
vierten Markierung usw., die von einem dritten, vierten usw.
Chromosom stammen, verwendet werden.
Der Begriff "Reaktionsansatz" bedeutet ein Reaktionsgemisch,
das neben den Nukleotiden und ATP mindestens ein zur Syn
these der Nukleinsäuresequenz geeignetes Agens, mindestens
ein zur Verknüpfung von Nukleinsäuren geeignetes Agens, min
destens eine oder mehrere DNA-Sonden von einem ersten Satz
und eine oder mehrere DNA-Sonden von einem zweiten oder wei
teren Satz und ein oder mehrere DNA-Fragmente als Matrizen
enthält, wobei weitere, nicht an dem erfindungsgemäßen Ver
fahren beteiligte Nukleinsäuren vorhanden sein können. Die
Konzentrationen der DNA-Sonden und/oder der DNA-Fragmente im
Reaktionsansatz werden nach bekannten Verfahren eingestellt
(P. Lichter et al., Hum. Genet. 80 : 224 (1988); B. Alberts
et al., Molecular Biology of the Cell, 3rd edition, Garland
Publ., New York & London (1994)).
Der Begriff "Synthese der Nukleinsäuresequenz" umfaßt (i)
die Herstellung eines "Verlängerungsprodukts", das an die
5′-endständige, an die komplementäre Sequenz eines DNA-Frag
ments angelagerte DNA-Sonde vom ersten oder zweiten Satz als
Starter über beispielsweise eine Phosphodiester-, Thioester- oder
Amidbindung kovalent gebunden ist, und (ii) das Ver
knüpfen des Verlängerungsprodukts mit einer an die komple
mentäre Sequenz des DNA-Fragments angelagerten DNA-Sonde des
entsprechenden anderen Satzes, wobei die Primärsequenz des
resultierenden Reaktionsprodukts komplementär zu der ent
sprechenden Sequenz des DNA-Fragments als Matrizenmolekül
ist. Als Nukleotide bei dieser Reaktion können nicht-mar
kierte und/oder markierte Nukleotide verwendet werden. Das
Reaktionsprodukt dieser "Synthese" ist somit die erfindungs
gemäße Nukleinsäuresequenz, welche mindestens eine DNA-Sonde
vom ersten Satz, eine DNA-Sonde vom zweiten Satz und ein
zwischen diesen DNA-Sonden angeordnetes, "synthetisiertes"
Verlängerungsprodukt enthält. Vor der Isolierung bzw. Gewin
nung aus dem Reaktionsgemisch bildet die erfindungsgemäße
Nukleinsäuresequenz mit der entsprechenden komplementären
Sequenz des als Matrize verwendeten DNA-Fragments ein
doppelsträngiges Molekül.
Der Begriff "ein zur Synthese der Nukleinsäuresequenz ge
eignetes Agens" bedeutet ein natives Enzym oder ein synthe
tisch hergestelltes Agens, welches bei der Synthese des Ver
längerungsproduktes als Katalysator wirkt, in Verbindung mit
geeigneten Pufferbedingungen und anderen für die Reaktion
erforderlichen, bekannten Verbindungen. Beispiele für native
Enzyme sind die Taq-Polymerase, das Klenow-Fragment der DNA-Polymerase
I, die E. coli DNA-Polymerase I und die Reverse
Transkriptase. Beispiele für "geeignete Pufferbedingungen"
sind die im Stand der Technik bekannten Pufferbedingungen
der PCR. Beispiele für "andere Verbindungen" sind Salze wie
MgCl₂.
Der Begriff "ein zur Verknüpfung von Nukleinsäuren, vorzugs
weise über 3′,5′-Phosphodiesterbindungen, geeignetes Agens"
bedeutet ein natives Enzym oder ein synthetisch hergestell
tes Agens, welches bei der Verknüpfung von zwei Molekülen
als Katalysator wirkt. Beispiele für native Enzyme sind DNA-Ligasen
wie T4-DNA Ligase oder E. coli Ligase.
Der Begriff "Isolierung der Nukleinsäuresequenz" bedeutet
ein Verfahren, nach dessen Durchführung die Nukleinsäurese
quenz für eine in situ Hybridisierungsreaktion an Chromoso
men oder chromosomaler DNA (im folgenden auch "Targets" ge
nannt) eingesetzt werden kann. Nachfolgend werden als Bei
spiele zwei Isolierungsverfahren näher erläutert.
Die Nukleinsäuresequenz und die übrigen in dem Reaktionsge
misch enthaltenen, doppelsträngigen Sequenzen werden durch
thermische Behandlung unter geeigneten Pufferbedingungen
und/oder der Zugabe von chemischen denaturierenden Agentien
von ihrer Matrize bzw. von ihren komplementären Sequenzen
gelöst und mit den ebenfalls denaturierten Targets bzw.
Zielsequenzen zum Zwecke der in situ Hybridisierung in Ver
bindung gebracht, ggf. unter Zugabe nicht-markierter repeti
tiver DNA (z. B. menschliche Cot I DNA) zum Zwecke der Sup
pression nach bekannten Verfahren (P. Lichter et al., Hum.
Genet. (1988) 80 : 224; T. Cremer et al., Hum. Genet. (1988)
80 : 235)). Die Zugabe von supprimierender DNA kann unter
bleiben, wenn die zur Herstellung der Nukleinsäuresequenz
verwendeten DNA-Sequenzen eines ersten und zweiten Chromo
soms keine repetitiven Sequenzen enthalten, die unter den
gewählten in situ Hybridisierungsbedingungen an komplemen
täre Sequenzen der Targets binden würden. Verfahren zur Iso
lierung und in situ Hybridisierung solcher DNA Sequenzen
sind bekannt (M.Schardin et al., Hum. Genet. (1985) 71 : 281;
D. Pinkel et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA (1986) 83:
2934; J. Wienberg et al., III. Plenary workshop of the Euro
pean Concerted Action "Automation in Molecular Cytogenetic
Analyses", Ghent, 16-18 November, 1995)).
Es wird eine Abtrennung der Nukleinsäuresequenz von den üb
rigen Sequenzen des Reaktionsgemisches vorgenommen, um die
in situ Hybridisierungseffizienz zu erhöhen. Dafür können
verschiedene Methoden angewandt werden:
- (i) Die Markierung wird so vorgenommen, daß nach Denaturie rung der doppelsträngigen DNA Sequenzen des Reaktions gemisches eine Trennung der doppelt markierten Nuklein säuresequenz von den nicht-markierten Sequenzen und von den einfach markierten Sequenzen durch Dichtegradien tenzentrifugation durchgeführt wird.
- (ii) Die Markierung wird so vorgenommen, daß die Nukleinsäu resequenz durch säulenchromatographische Verfahren ab getrennt wird.
In einer Ausführungsform von Punkt (ii) werden zunächst
diejenigen DNA Sequenzen säulenchromatographisch ge
bunden, die eine erste Markierung tragen. Damit erfolgt
die Isolierung derjenigen DNA Sequenzen, die entweder
keine Markierung oder eine zweite Markierung tragen.
Die gebundenen DNA Sequenzen tragen entweder nur eine
erste Markierung oder eine erste und eine zweite Mar
kierung. Diese DNA Sequenzen werden anschließend elu
iert und dann einer zweiten säulenchromatographischen
Trennung unterworfen, bei der die DNA-Sequenzen gebun
den werden, bei denen eine Affinität zwischen Säule und
zweiter Markierung besteht. Damit erfolgt die Isolie
rung derjenigen DNA-Sequenzen, die nur eine erste Mar
kierung tragen, von denjenigen, im zweiten Schritt ge
bundenen DNA-Sequenzen, die eine erste und eine zweite
Markierung haben. Mit der Eluierung der letzteren DNA-Sequenzen
ist die Isolierung der erfindungsgemäßen Nu
kleinsäuresequenz gemäß dieser Ausführungsform abge
schlossen. Erfindungsgemäß kann die isolierte Nuklein
säuresequenz gegebenenfalls vor der in situ Hybridisie
rung noch mithilfe von PCR-Methoden (H. Telenius et
al., Genes, Chromosomes & Cancer 4 : 257 (1992)) ampli
fiziert werden.
In einer anderen Ausführungsform von Punkt (ii) werden
die erste und zweite Markierung so gewählt, daß zu
sätzlich zu den erfindungsgemäß gewählten optischen Ei
genschaften Unterschiede in der elektrophoretischen Be
weglichkeit auftreten. Die Trennung erfolgt dann mit im
Stand der Technik bekannten Verfahren der zweidimensio
nalen Gelelektrophorese.
Erfindungsgemäß kann das Isolierungsverfahren II so modifi
ziert werden, daß Isolierungen von Nukleinsäuresequenzen
möglich sind, bei denen erste und zweite Markierungen bzw.
dritte und vierte Markierungen usw. auftreten. Das Isolie
rungsverfahren kann für diesen Fall zum Beispiel so modifi
ziert werden, daß parallel oder seriell in einer ersten
Säule alle Nukleinsäuren mit einer ersten Markierung gebun
den werden, in einer zweiten Säule alle Nukleinsäuren mit
einer zweiten Markierung gebunden werden, in einer dritten
Säule alle Nukleinsäuren mit einer dritten Markierung gebun
den werden, usw. In einem zweiten Verfahrensschritt werden
Säulen verwendet, in denen die im ersten Schritt abgetrenn
ten Nukleinsäuren mit einer ersten Markierung verwendet und
von diesen alle Nukleinsäuren gebunden werden, die auch eine
zweite Markierung oder auch eine dritte Markierung usw.
enthalten. In einer weiteren Säule werden die Nukleinsäuren
mit einer dritten, vierten usw. Markierung abgetrennt, die
im ersten Verfahrensschritt aufgrund einer zweiten Markie
rung abgetrennt wurden, usw. Insgesamt sind alle Verfahren
erfindungsgemäß, die zu einer Trennung von erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenzen mit einer ersten und zweiten Markie
rung, mit einer ersten und dritten Markierung usw., mit ei
ner zweiten und dritten Markierung, mit einer zweiten und
vierten Markierung usw., von DNA-Molekülen mit nur einer Art
von Markierung führen.
Nachfolgend werden, soweit erforderlich, die einzelnen Ver
fahrensschritte (a) bis (e) näher erläutert.
In Schritt (a) wird die, ggf. amplifizierte, genomische DNA
mit beispielsweise geeigneten Restriktionsendonukleasen in
genügend lange, z. B. etwa 1-2 kbp, doppelsträngige DNA-Fragmente
in einer geeigneten Pufferlösung, z. B. 1 × SSC,
PBS etc., nach bekannten Verfahren (A. Kallionemi et al.,
Science 258 : 818 (1992); S. du Manoir et al., Hum. Genet.
90 : 590 (1993)) in DNA-Fragmente gespalten.
In Schritt (b) wird die DNA-Fragmente enthaltende Lösung von
Schritt (a), vorzugsweise ohne Zugabe denaturierender Agen
tien, denaturiert, z. B. durch Erhitzen auf etwa 85-95°C,
wobei nach der Denaturierung die DNA-Fragmente im wesentli
chen einzelsträngig vorliegen.
In Schritt (c) wird die einzelsträngige DNA-Fragmente ent
haltende Lösung von Schritt (b) einer Hybridisierung in Lö
sung unterworfen. Die zugefügten Hybridisierungpartner sind
beispielsweise etwa 100 bis 300 Basen lange, markierte DNA-Sonden
von mindestens zwei unterschiedlichen Sätzen, z. B.
aus chromosomenspezifischen DNA-Bibliotheken normaler
Chromosomen. Die "Hybridisierung" bzw. "Anlagerung" erfolgt
bei einer Temperatur, die jeweils von der Art der im
Reaktionsansatz vorliegenden Nukleinsäuren abhängt. Bei
spielsweise kann die Hybridisierung bei etwa 50 bis 70°C
erfolgen. Bei Vorliegen von Translokationsbruchpunkten in
den untersuchten Chromosomen des Spenders liegen in der
"Hybridisierungslösung" u. a. Translokationsbruchpunkte ent
haltende DNA-Fragmente vor, an welche sich eine oder mehrere
DNA-Sonden aus einem ersten Satz von DNA-Sonden und eine
oder mehrere DNA-Sonden aus einem zweiten Satz von DNA-Son
den angelagert haben, wobei die angelagerten DNA-Sonden un
terschiedlich markiert sind.
Die erfindungsgemäße Hybridisierung kann auch mit mehr als
zwei Sätzen von DNA-Sonden durchgeführt werden. Beispiels
weise kann ein mit einer ersten Markierung versehener Satz
von DNA-Sonden aus einer chromosomenspezifischen DNA-Biblio
thek eines ersten Chromosoms, ein mit einer zweiten, drit
ten, vierten, usw. Markierung versehener Satz von DNA-Sonden
aus einer chromosomenspezischen DNA-Bibliothek eines zwei
ten, dritten, vierten, usw. Chromosoms gleichzeitig für die
Hybridisierung verwendet werden. In diesem Falle lagern sich
DNA-Sonden unterschiedlicher Markierung an Translokations
bruchpunkte enthaltende DNA-Fragmente der betreffenden Chro
mosomen an. Beispielsweise befinden sich in der Lösung bei
Vorliegen eines Translokationsbruchpunktes zwischen einem
dritten und vierten Chromosom DNA-Fragmente, bei denen eine
Nukleotidsequenz eines dritten Chromosoms mit einer Nukleo
tidsequenz eines vierten Chromosoms über kovalente Bindungen
verknüpft ist. Im Verlauf der Hybridisierungsreaktion lagern
sich an diese DNA-Fragmente DNA-Sonden eines dritten Chromo
soms mit einer dritten Markierung sowie DNA-Sonden eines
vierten Chromosoms mit einer vierten Markierung an.
In einer erfindungsgemäßen Ausführungsform können die
Schritte (a), (b) und (c) im gleichen Reaktionsgefäß durch
geführt werden.
In Schritt (d) wird die Synthese des Verlängerungsproduktes
("Elongation") bei einer Temperatur durchgeführt, die insbe
sondere von dem zur Synthese geeigneten Agens abhängt, wobei
Reaktionsprodukte gemäß der vorstehend aufgeführten Defini
tion erhalten werden. Beispielsweise erfolgt die Synthese
bei Verwendung der Taq-Polymerase bei einer Temperatur zwi
schen etwa 70 bis etwa 80°C, vorzugsweise 72°C, für etwa 1
bis 15 Minuten, vorzugsweise 5 Minuten.
Insbesondere werden mithilfe von beispielsweise spezifischen
Polymerasen und der Zugabe von Nukleotiden und ATP die Lüc
ken zwischen den angelagerten DNA-Sonden von Schritt (c) ge
schlossen, wobei ein kovalent verbundener, aber zwei unter
schiedliche Markierungen aufweisender, an das als Matrize
dienende DNA-Fragment angelagerter DNA-Strang als Reaktions
produkt entsteht.
Der Reaktionsansatz hat ein geeignetes Volumen, beispiels
weise 20 bis 200 µl, und enthält (1) eine für die Synthese
des Verlängerungsproduktes geeignete Konzentration an ge
wünschten Nukleotiden, vorzugsweise 5 bis 100 nmol, mehr be
vorzugt etwa 20 nmol, (2) für die Synthese des Verlänge
rungsproduktes ausreichende Einheiten eines synthetisieren
den Agens, beispielsweise 1 bis 15 Einheiten, vorzugsweise 5
Einheiten Taq-Polymerase, (3) für die Verknüpfung der Nu
kleinsäuren ausreichende Einheiten eines geeigneten Agens
(z. B. eine im Handel erhältliche Ligase) sowie DNA-Sonden
und DNA-Fragmente in einer geeigneten Reaktionslösung unter
Verwendung bekannter Verfahrensprotokolle (P. Leder et al.,
Science 196: 175 (1977); C.R. Müller et al., Hum. Genet.
64 : 110 (1983). Außer den genannten Verbindungen enthält die
Reaktionslösung MgCl₂ (1 bis 200 mmol, bevorzugt 1 bis 50
mmol, mehr bevorzugt 1 bis 20 mmol und am meisten bevorzugt
3 mmol), NaCl (30 bis 300 mmol, bevorzugt 50 bis 250 mmol,
mehr bevorzugt 100 bis 200 mmol und am meisten bevorzugt 160
mmol) und/oder KCl (10 bis 70 mmol, bevorzugt 30 bis 70
mmol, mehr bevorzugt 40 bis 60 mmol und am meisten bevorzugt
50 mmol) und/oder Tris(hydroxymethyl)aminomethan ("Tris"; 5
bis 50 mmol, bevorzugt 5 bis 30 mmol, mehr bevorzugt 5 bis
20 mmol und am meisten bevorzugt 10 mmol) und/oder Tween 20
(Polyoxyethylensorbitanmonolaurat) (0,01 bis 0,1 Vol.-%, be
vorzugt 0,01 bis 0,06 Vol.-%, mehr bevorzugt 0,01 bis 0,04
Vol.-% und am meisten bevorzugt 0,02 Vol.-%) und gegebenen
falls Gelatine (0,1 bis 1 mmol). Der pH-Wert der
Reaktionslösung liegt in einem geeigneten, insbesondere von
dem synthetisierenden Agens abhängigen Bereich, vorzugsweise
zwischen 6 und 8.
In Schritt (d) kann gegebenenfalls als positive Kontrolle
der Synthese ein Teil der Nukleotide im Reaktionsansatz mar
kiert sein. Geeignete Markierungen sind beispielsweise mit
Biotin, Digoxigenin oder Fluoreszenzfarbstoffen (z. B. Rhoda
minfarbstoffe, Cumarinfarbstoffe) gekoppelte Nukleotide.
Diese Markierungen der bei der Synthese verwendeten Nukleo
tide können zu den Markierungen der Sequenzabschnitte unter
schiedlich sein. Erfindungsgemäß können die Nukleotide im
Reaktionsansatz auch in ihrer nativen Form verwendet werden.
In Schritt (e) werden die im Reaktionsgemisch enthaltenen,
erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen von den zu ihrer
Synthese verwendeten Matrizenmolekülen und gegebenenfalls
auch von den anderen im Reaktionsgemisch enthaltenen Sequen
zen abgetrennt. Dies kann nach den oben beschriebenen Iso
lierungsverfahren I oder II durchgeführt werden. Erfindungs
gemäß kann auch eine Denaturierung, wie in Schritt (b) be
schrieben, durchgeführt werden. Von Vorteil für eine erfin
dungsgemäße in situ Hybridisierung ist insbesondere eine
Isolierung der Nukleinsäuresequenzen aufgrund ihrer Doppel
markierungen.
Die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz kann auch bei
Kenntnis der Primärsequenz, beispielsweise durch Sequenzie
rung einer durch das vorstehend aufgeführte Verfahren herge
stellten Nukleinsäuresequenz mit im Stand der Technik be
kannten Methoden, chemisch synthetisiert werden. Beispiels
weise können jeweils 1 kbp lange, synthetisierte Marker-Se
quenzen aus einem ersten Chromosom mit einem Abstand von je
weils ca. 2 Mpb voneinander in durch molekularbiologische
Verfahren in statistischer Weise mit jeweils 1 kbp langen,
synthetisierten Markersequenzen aus einem zweiten Chromosom
mit einem Abstand von ebenfalls ca. 2 Mbp kombiniert werden.
Das so entstandene Gemisch enthält dann einen großen oder
den größten Teil der cytogenetisch nachweisbaren möglichen
Translokationsbruchpunkte zwischen dem ersten Chromosom und
dem zweiten Chromosom. Solche erfindungsgemäßen, syntheti
schen, Nukleinsäuresequenzen sind beispielsweise für in situ
Hybridisierungen nach dem unten beschriebenen COMET ASSAY
von Interesse.
In Verbindung mit in situ Hybridisierungsverfahren kann die
erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz zum Nachweis von
Translationsbruchpunkten auf Chromosomen verwendet werden.
Insbesondere kann die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz
zum Nachweis strahlungsinduzierter ("biologische Dosime
trie") oder von chemisch induzierten Translokationsbruch
punkten sowie von Translokationsbruchpunkten in Zellen von
Tumorgeweben oder in vereinzelten Tumorzellen verwendet wer
den. Translokationsbruchpunkte sind u. a. ein Maß für Trans
lokationen. Beispielsweise werden zwei Sätze von markierten
DNA-Sonden eingesetzt, wobei der erste Satz mit einer ersten
Markierung von einem normalen Chromosom 9 und der zweite
Satz mit einer zweiten Markierung von einem Chromosom 22
stammt. Bei Verwendung von DNA-Fragmenten von einem Spender
mit einer Translokation von Chromosom 9 auf 22 und von Chro
mosom 22 auf Chromosom 9, wie es bei Patienten mit chroni
scher myeloischer Leukämie typisch ist, werden bei Durchfüh
rung des erfindungsgemäßen Verfahrens auf einem normalen
Chromosom 9 eine Nukleinsäuresequenz mit einer zweiten Mar
kierung und auf einem normalen Chromosom 22 eine Nuklein
säuresequenz mit einer ersten Markierung detektiert. Dies
zeigt entsprechende Translokationsbruchpunkte in den Chromo
somen 9 und 22 des Spenders an.
Die Häufigkeit von Translokationen nimmt mit der applizier
ten Dosis ionisierender Strahlung zu (Awa et al., J. Radiat.
Res. (Japan) 19 : 126 (1978)). Daraus ergibt sich die Mög
lichkeit einer Dosisabschätzung, wenn die physikalische Do
sis nicht bekannt ist. Translokationen werden auch nach Ein
wirkung chemischer Verbindungen beobachtet (G.A. Folle & G.
Obe, Intern. J. Radiat. Biol. 68 : 437 (1995)). Da bestimmte
Translokationen bzw. Translokationsbruchstellen eng mit der
Bildung bösartiger Tumoren korreliert sind (D.C. Tkachuk et
al., Science 250 : 559 (1990)), hat die Analyse von Translo
kationen bzw. Translokationsbruchstellen ferner eine hohe
klinisch-diagnostische Bedeutung bei der Diagnostik, Pro
gnose und Verlaufskontrolle von Krebserkrankungen.
In situ Hybridisierungsverfahren unter Verwendung von DNA-Sonden
eines ersten (oder mehrerer) Chromosomen mit einer
ersten Markierung und einer zweiten (oder weiteren) DNA-Son
den mit einer zweiten (oder weiteren) Markierung(en) eines
zweiten (oder weiterer) Chromosomen zur direkten Identifi
zierung von Translokationen auf Chromosomen von Zellen nach
Einwirkung ionisierender Strahlung oder von Tumorzellen sind
bekannt (T. Cremer et al., Hum. Genet. 80 : 235 (1988); T.
Cremer et al., Cytometry 11: 110 (1990); S. Popp et al.,
Kerntechnik 55 : 204 (1990); Lucas et al., Intern. J. Radiat.
Biol. 62: 53 (1992); C. Cremer et al., J. Radiat. Res.
(Japan) 33 (Suppl.): 189 (1992); Lucas et al., Cytogenet.
Cell Genet. 62 : 11 (1993)).
Im Gegensatz zu den genannten in situ Hybridisierungsverfah
ren erlaubt die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz jedoch
die Identifizierung von Translokationsbruchstellen, die in
Zellen des Spenders vorliegen, beispielsweise nach Einwir
kung von Strahlen und/oder chemischen Agentien und/oder auf
grund des Vorhandenseins von Tumoren, durch in situ Hybri
disierung an "normale" Chromosomen bzw. an "normale" DNA.
Damit wird eine erfindungsgemäße Detektion von Translokatio
nen auch in denjenigen Fällen durchführbar, bei welchen nur
DNA-Material gewonnen werden kann, beispielsweise bei Popu
lationen in Katastrophengebieten ohne die Möglichkeit einer
ausreichenden Zellpräparation.
Eine andere Anwendung betrifft die Verwendung von isolierter
DNA von Tumorgewebe oder Tumorzellen enthaltenden Geweben
zur Gewinnung der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz.
Mithilfe der in situ Hybridisierung der Nukleinsäuresequenz
an normale Chromosomen bzw. an normale DNA können die Trans
lokationsbruchpunkte der gewählten ersten und zweiten Chro
mosomen (ggf. auch weiterer Chromosomen) identifiziert wer
den, die in den Zellen des untersuchten Gewebes vorliegen.
Dies ist von erheblicher klinischer Bedeutung für Diagnose,
Prognose, und Therapie-Verlaufskontrolle bei Tumorerkrankun
gen. Ferner ist dieses Verfahren von erheblicher Bedeutung
für a posteriori Untersuchungen von Translokationen an Ar
chivmaterial von Zellen nach Einwirkung ionisierender Strah
len und/oder chemischer Agentien, oder an Archivmaterial von
Tumorzellen enthaltenden Geweben. Dies ist zum Beispiel für
die Tumorforschung von großem Interesse.
Erfindungsgemäß kann durch Vielfarbenmarkierung der gleich
zeitige Nachweis von Translokationsbruchpunkten an mehr als
zwei Chromosomen durchgeführt werden. Hierzu werden DNA-Son
den eines ersten Chromosoms mit einer ersten Markierung,
DNA-Sonden eines zweiten Chromosoms mit einer zweiten Mar
kierung, DNA-Sonden eines dritten Chromosoms mit einer drit
ten Markierung etc. verwendet. Die Markierungen haben so zu
erfolgen, daß jede Markierung von allen anderen unterschie
den werden kann. Die Synthese der erfindungsgemäßen Nuklein
säuresequenzen erfolgt in der oben beschriebenen Weise, mit
dem Unterschied, daß mehr als zwei Typen von markierten DNA-Sonden
im Reaktionsgemisch vorhanden sind. Bei Verwendung
von DNA-Sonden eines ersten bis vierten Chromosoms bei
spielsweise und Translokationsbruchpunkten zwischen erstem
und zweitem sowie zwischen drittem und viertem Chromosom er
hält man Nukleinsäuresequenzen mit einer ersten und zweiten
Markierung, sowie mit einer dritten und vierten Markierung.
Das Isolierungungsverfahren I kann wie oben beschrieben
durchgeführt werden. Das Isolierungsverfahren II ist ent
sprechend zu modifizieren. Beispielsweise können bei dem er
sten säulenchromatographischen Trennschritt die Sequenzen
mit einer ersten und dritten Markierung gebunden werden, bei
dem zweiten säulenchromatographischen Trennschritt die Se
quenzen mit einer zweiten und vierten Markierung. Nach er
folgtem Trennverfahren werden für eine nachfolgende in situ
Hybridisierung erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen ver
wendet, die entweder eine erste und zweite Markierung, oder
eine dritte und vierte Markierung aufweisen.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein
Kit zum Nachweis von Translokationen zwischen Chromosomen
und von Translokationsbruchpunkten auf Chromosomen. Die er
findungsgemäße Anwendung eines solchen Kits führt zu einer
in situ Hybridisierungsmixtur, die mindestens die vorste
hend definierte Nukleinsäuresequenz in einem geeigneten Puf
fer enthält.
Ferner ist ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfin
dung ein Verfahren zum Nachweis von Translokationen zwischen
Chromosomen und von Translokationsbruchpunkten auf Chro
mosomen, umfassend die Schritte:
- (a) Isolierung von zu untersuchender genomischer DNA aus ge eignetem zellulären Material eines Spenders, vorzugs weise eines Säugers wie homo sapiens sapiens,
- (b) Spaltung der genomischen DNA in doppelsträngige DNA-Fragmente,
- (c) Denaturierung der doppelsträngigen DNA-Fragmente in Ein zelstränge,
- (d) Hybridisierung der Einzelstränge mit einem ersten Satz von DNA-Sonden, die eine erste Markierung aufweisen und für ein erstes Chromosom spezifisch sind, und mit einem zweiten Satz von DNA-Sonden, die eine zweite Markierung aufweisen und für ein zweites Chromosom spezifisch sind, in einem Reaktionsansatz,
- (e) Synthese von Nukleinsäuren unter Verwendung der einzel strängig vorliegenden DNA-Fragmente als Matrize und der DNA-Sonden als Starter in Gegenwart von Nukleotiden und mindestens einem zur Synthese von Nukleinsäuren geeigne ten Agens und einem zur Verknüpfung von Nukleinsäuren, vorzugsweise über 3′,5′-Phosphodiesterbindungen, ge eigneten Agens, wobei doppelsträngig vorliegende Reakti onsprodukte hergestellt werden,
- (f) Denaturierung der doppelsträngig vorliegenden Reak tionsprodukte in Einzelstränge, wobei nach der Denatu rierung im Reaktionsgemisch einzelsträngige Nukleinsäu ren mit der ersten Markierung, einzelsträngige Nukleinsäuren mit der zweiten Markierung und, bei Vorhandensein einer Translokation zwischen der DNA des ersten Chromosoms und der DNA des zweiten Chromosoms in den zu analysierenden Zellen des Spenders, erfindungs gemäße Nukleinsäuresequenzen vorliegen,
- (g) in situ Hybridisierung der gegebenenfalls durch weitere Verfahrensschritte angereicherten, in der Hybridisie rungsmixtur vorliegenden einzelsträngigen Nukleinsäure sequenzen, mit einem ersten und zweiten Kontroll-Chromosom ohne Translokationen oder mit durch Ein zelzellgelelektrophorese aufgetrennter DNA und
- (h) Auswertung der in situ Hybridisierung über die un terschiedlichen Markierungen der in Schritt (f) abge trennten Nukleinsäuresequenzen, vorzugsweise mit Metho den der Fluoreszenzlebensdauermikroskopie oder Verfahren der konfokalen Laserscanningfluoreszenzmikroskopie oder Verfahren der Fluoreszenznahfeldmikroskopie.
Der Begriff "in situ Hybridisierung" bedeutet allgemein die
durch Wasserstoffbrücken realisierte, sequenzspezifische An
lagerung von DNA-Sonden und/oder RNA-Sonden und/oder DNA-Analog-Sonden,
an DNA-Targets oder RNA-Targets, oder chromo
somale Targets in situ. DNA-Sonden sind Desoxyribonuklein
säuren geeigneter Länge mit einer für die in situ Hybridi
sierung geeigneten Basenabfolge und mit einer für den ge
wählten Nachweis adäquaten Markierung. RNA-Sonden sind
Ribonukleinsäuren geeigneter Länge mit einer für die in situ
Hybridisierung geeigneten Basenabfolge und mit einer für den
gewählten Nachweis adäquaten Markierung. DNA-Analog-Sonden
sind lineare Moleküle mit einer für die in situ Hybridisie
rung geeigneten Abfolge von Basen (z. B. Adenin, Thy
min/Uracil, Guanin, Cytosin), bei denen die kovalente Ver
bindung zwischen den Basen strukturell homomorph ist mit ei
nem Desoxyribose- oder einem Ribose-Rückgrat, und mit einer
für den jeweiligen Nachweis adäquaten Markierung. Eine be
vorzugte Ausführungsform von DNA-Analog-Sonden sind PNA-Mo
leküle, bei denen die Basen mit einem Rückgrat aus N-(2-ami
noethyl)glycin-Einheiten verbunden werden (M. Egholm et al.,
Nature 365 : 566 (1993)).
Der Begriff "in situ" bedeutet, daß die Hybridisierungsreak
tion direkt am Ort des Targets in den einzelnen biologischen
Untersuchungsobjekten (z. B. Zellen, Chromosomen) oder in ih
rer unmittelbarer Nähe (im Bereich bis zu etwa 300 µm)
durchgeführt wird. Beispielsweise ist eine in situ Hybridi
sierung dann gegeben, wenn eine Sonde an ein Chromosom in
der Metaphase oder an einen Chromosomenbereich in der In
terphase hybridisiert wird (T. Cremer et al., Cold Spring
Harb. Symp. Quant. Biol. 58 : 777 (1993)). Von in situ Hybri
disierung spricht man auch, wenn als Target nicht Chromoso
men, sondern von Histonen und Nichthistonproteinen weitge
hend freie Nukleinsäuren außerhalb der Chromosomen dienen,
sofern noch ein unmittelbarer räumlicher Zusammenhang mit
dem biologischen Untersuchungsobjekt (z. B. auch normale Zel
len, normale DNA) besteht.
Der Begriff "Auswertung" bedeutet den optischen Nachweis der
erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz auf normalen ersten
und/oder zweiten Chromosomen (Kontroll-Chromosomen) A
und/oder B oder auf durch Einzelzellgelelektrophorese aufge
trennter normaler DNA von A und/oder B (auch als "COMET
ASSAY" bezeichnet) nach in situ Hybridisierung. Liegt beim
Spender z. B. eine reziproke Translokation (gegenseitiger
Austausch von chromosomalem Material) zwischen A und B vor,
so werden die Targets an den Orten, die den jeweiligen
Translokationsbruchpunkten entsprechen, bei Analyse einer
ausreichenden Anzahl von Chromosomen/DNA-Strängen in situ
durch die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz markiert. Der
Nachweis erfolgt vorzugsweise mit Verfahren der digitalen
Mikroskopie. In einer bevorzugten Ausführungsform werden Me
thoden der Fluoreszenzlebensdauermikroskopie oder der konfo
kalen Laserscanningfluoreszenzmikroskopie oder der optischen
Fluoreszenznahfeldmikroskopie oder eine Kombination dieser
Verfahren verwendet. Bei Verwendung weiterer Nukleinsäure
sequenzen mit dritten, vierten Markierungen usw. bedeutet
der Begriff "Auswertung" die Identifizierung und Lokalisie
rung der weiteren Nukleinsäuresequenzen auf den Kontroll
chromosomen bzw. der DNA-Stränge beim COMET ASSAY. Die Iden
tifizierung geschieht aufgrund einer unterscheidenden Mar
kierung, zum Beispiel einer unterscheidenden Fluoreszenzlinie
und/oder eines unterscheidenden Fluoreszenzspektrums
und/oder einer oder mehrerer unterscheidenden Fluoreszenzle
bensdauern oder einer Kombination dieser Verfahren.
Nachfolgend werden die einzelnen Verfahrensschritte weiter
erläutert.
In Schritt (a) wird genomische DNA aus geeignetem zellulären
Material eines Spenders, vorzugsweise eines Säugers wie ein
Mensch, oder z. B. auch Maus, Ratte, Chinesischer Hamster,
nach im Stand der Technik bekannten Verfahren isoliert; vgl.
auch vorstehende Ausführungen zum Begriff "Isolierung von
genomischer DNA". Beispielsweise wird bei einem Patienten
mit Verdacht auf einen noch nicht näher eingegrenzten Blut
tumor eine Blutprobe entnommen und die genomische DNA iso
liert und gegebenenfalls amplifiziert.
Für die Schritte (b) bis (e) wird auf das vorstehend aufge
führte Verfahren, insbesondere auf die Ausführungen zu den
Schritten (a) bis (d) und dessen bevorzugte Ausführungsfor
men zur Herstellung der erfindungsgemäßen Nukleinsäurese
quenz verwiesen.
Zu Schritt (d) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ange
merkt, daß die ersten und zweiten Chromosomen zwei beliebige
normale Chromosomen des Genoms der Spezies des Spenders
sind. Erfindungsgemäß können ferner auch DNA-Sonden dritter,
vierter oder weiterer Chromosomen mit einer dritten, vierten
oder weiteren Markierungen verwendet werden.
Zu Schritt (f) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird ange
merkt, daß die Denaturierung der doppelsträngig vorliegenden
Reaktionsprodukte in Einzelstränge auf Grundlage der Ausfüh
rungen zu Schritt (b) des vorstehend aufgeführten Verfahrens
und dessen bevorzugte Ausführungsformen zur Herstellung der
erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz durchgeführt werden
kann. Bei Verwendung dritter, vierter und weiterer unter
scheidbare Markierungen enthaltender DNA-Sonden liegen zu
sätzlich erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen mit dritten,
vierten und weiteren Markierungen vor.
Insbesondere werden in Schritt (f) als Vorbereitung für die
Durchführung von Schritt (g) beispielsweise im vorstehend
beschriebenen Isolierungsverfahren I die im Reaktionsgemisch
doppelsträngig vorliegenden Reaktionsprodukte in einzel
strängige Nukleinsäuremoleküle nach im Stand der Technik be
kannten Verfahren, wie Hitze-Denaturierung oder pH-abhängige
Denaturierung mit HCl oder NaOH, überführt. Vorzugsweise
wird eine Denaturierung ohne denaturierende Agentien durch
geführt. Beispielsweise kann das Trennen der Reaktionspro
dukte in Einzelstränge durch Erhitzen des Reaktionsgemisches
("Denaturierung") auf etwa 90 bis 100°C, vorzugsweise 95°C,
für etwa 1 bis 15 Minuten, vorzugsweise 5 Minuten, er
reicht werden.
In einer anderen Ausführungsform kann es nach Beendigung von
beispielsweise Isolierungsverfahrens II für die Durchführung
von Schritt (g) erforderlich sein, eine Denaturierung der
angereicherten Nukleinsäuresequenzen wie oben beschrieben
durchzuführen.
In Schritt (g) wird eine in situ Hybridisierung an normale
erste und/oder zweite Chromosomen oder an normale DNA aus
ersten und/oder zweiten Chromosomen durchgeführt. Bei Vor
liegen einer Translokation zwischen DNA eines ersten und DNA
eines zweiten Chromosoms in den zu analysierenden Zellen des
Spenders enthält die in situ Hybridisierungsmixtur minde
stens die erfindungsgemäße einzelsträngige Nukleinsäurese
quenz in einem für die in situ Hybridisierung geeigneten
Puffer.
Im COMET ASSAY erfolgt die in situ Hybridisierung an elek
trophoretisch in situ getrennte DNA-Fragmente aus Spender-DNA
bzw. an elektrophoretisch in situ getrennte Kontroll-DNA
von Zellen ohne Translokationsbruchpunkte zwischen den be
treffenden Chromosomen.
Bei zusätzlicher Verwendung von Nukleinsäuresequenzen mit
dritten, vierten und weiteren Markierungen erfolgt die in
situ Hybridisierung zusätzlich mit dritten, vierten und wei
teren Kontrollchromosomen, bzw. mit in situ getrennten DNA-Fragmenten.
Die Kontrollchromosomen können sich in Metaphasepräparaten
befinden, die von sich teilenden Zellen der Spenderspezies
nach bekannten Verfahren gewonnen wurden. Ein anderes erfin
dungsgemäßes Verfahren besteht in der Verwendung von Kon
trollchromosomen, die nach flußzytometrischer Sortierung
isolierter Chromosomen auf Objektträgern deponiert wurden.
Die Deponierung erfolgt in der Weise, daß die Kontrollchro
mosomen der verschiedenen Typen räumlich voneinander ge
trennt werden. Erfindungsgemäß können die Chromosomen zur
besseren Lokalisierung der Nukleinsäuresequenzen zusätzlich
markiert werden, z. B. mit DNA-Farbstoffen ohne Sequenzspe
zifität, oder durch in situ Hybridisierung mit Kontroll-DNA-Sonden,
die eine bei der Synthese der Nukleinsäuresequenz
nicht verwendete Markierung tragen. Beispielsweise ist es
nützlich, die Zentromerregion sowie die Telomerregionen von
langem und kurzem Chromosomenarm unterschiedlich zu markie
ren.
Bei Verwendung des vorstehend beschriebenen Isolierungsver
fahrens I für die Nukleinsäuresequenz enthält die in situ
Hybridisierungsmixtur zusätzlich zu der erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenz noch andere Nukleinsäuren. Bei zwei Mar
kierungen sind dies insbesondere die im Reaktionsgemisch
Schritt (f) vorliegenden nicht-markierten DNA-Fragmente,
markierte DNA-Sonden eines ersten und eines zweiten Chromo
soms, sowie weitere einfach markierte Nukleinsäuren als Er
gebnis des Reaktionsprozesses von DNA-Sonden und DNA-Frag
menten. In diesem Falle ist die Konzentration der erfin
dungsgemäßen Nukleinsäuresequenz in der in situ Hybridisie
rungsmixtur wesentlich geringer als die Gesamtkonzentration
der übrigen hier genannten Nukleinsäuresequenzen.
Bei Verwendung des vorstehend beschriebenen Isolierungsver
fahrens II für die Nukleinsäuresequenz liegt diese in einer
im Vergleich zu Isolierungsverfahren I stark angereicherten
Konzentration vor .
Für die allgemeinen Reaktionsbedingungen einer in situ Hy
bridisierung sind zahlreiche Protokolle bekannt. Im Folgen
den sollen zur Durchführung der in situ Hybridisierungsreak
tion einige Beispiele aufgeführt werden:
(vgl. D. Pinkel et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85 : 9138 (1988); P. Lichter u. T.
Cremer, Human Cytogenetics, D.E. Rooney and B.H. Czepul
kowski, eds., IRL Press Oxford, pp. 157ff (1992); C. Len
gauer et al., Cancer Res. 52 : 2590 (1992); A. Hagemeÿer et
al., Genes, Chromosomes & Cancer 8 : 237 (1993); P.M. Kroisel
et al., Cytogenet. Cell Genet. 65 : 97 (1994); H. Yokota et
al., J. Cell Biology 130 : 1239 (1995)):
Chromosomenpräparationen nach Methanol/Eisessigfixierung auf
Glasobjektträgern oder Deckgläsern werden mit RNase A und
Pepsin vorbehandelt, für 10 min in 3% Paraformaldehyd nach
fixiert, und in 70% Ethanol aufbewahrt. Für die in situ Hy
bridisierungsreaktion wird eine 10 µl bis 30 µl Hybridisie
rungsmixtur von 25-50 ng, oder 100-150 ng der erfin
dungsgsgemäßen, fluoreszenzmarkierten Nukleinsäuresequenz in
Gegenwart von 3 bis 5 µg, oder 10 µg, oder 30 bis 100 µg un
markierter, im Handel erhältlicher Cot1 DNA in 50% Formamid,
10% Dextransulfat in 1× SSC oder 2× SSC verwendet. 1×SSC ist
eine wäßrige Lösung von 150 mM NaCl und 15 mM Natrium
citrat. Die Hybridisierungsmixtur wird nach einer Behandlung
von 2 bis 5 Minuten bei 70°C zur Denaturierung der DNA für
1-3 Stunden bei 37°C für das "Preannealing" belassen. Die
Chromosomenpräparationen werden für 2 bis 5 Minuten bei 65-75°C
in einer Denaturierungsmixtur von 50-70% deionisier
tem Formamid in 1× bis 2× SSC, pH 7-7,5, behandelt und an
schließend mit einer Alkoholreihe von 70%, 90% und 100%
Ethanol bei 0 bis 10°C dehydratisiert und luftgetrocknet.
Statt der Alkohol-Dehydratisierung können die Chromosomen
präparationen auch in 70% Formamid/2× SSC aufbewahrt werden.
Die in situ Hybridisierungsreaktion erfolgt anschließend
durch Kombination der Chromosomenpräparation mit der Hybri
disierungsmixtur nach Ende des "Preannealing" bei etwa 37
bis 42°C für etwa 12 bis 96 Stunden. Anschließend erfolgen
Waschschritte, z. B. dreimal je 10 Minuten in 50% Formamid,
2× SSC und 0,5% Tween 20 bei 44°C, gefolgt von jeweils 5
Minuten-Waschungen in 4× SSC, 0,05% Tween 20 bei 44°C so
wie bei Raumtemperatur.
(vgl. DE-A-47 69 546; D.
Celeda et al., Cytometry 17 : 13 (1994); F. Haar et al., Bio
techniques 17 : 346 (1994); M. Durm et al. Exp. Techn. Phy
sics, im Druck; M. Durm et al., Z. f. Naturforsch., im
Druck; M. Durm et al., zur Veröff. eingereicht)):
Es werden herkömmliche Chromosomenpräparationen nach Metha
nol/Eisessig Fixierung 1 : 3 verwendet. Die 10 bis 30 µl Hy
bridisierungsmixtur enthält 10-50 ng der erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenz in 10 mmol/l Tris-HCl, 3 mmol/l MgCl₂,
50 mmol/l KCl, 1 mg/l Gelatine, 2×SSC in deionisiertem
Wasser (pH 7-8). Die Hybridisierungsmixtur wird bei 15 bis
25°C auf die auf einem Objektträger befindliche Chromoso
menpräparation aufgebracht, mit einem Deckglas bedeckt und
das Deckglas mit einem Gummimaterial abgedichtet. Das so er
haltene, Chromosomenpräparation und Hybridisierungsmixtur
enthaltende Präparat wird in einem Wasserbad für 5 Minuten
auf etwa 85-95°C erhitzt; alternativ oder zusätzlich kann
auch elektromagnetische Mikrowellenstrahlung eingesetzt wer
den. Anschließend wird das Präparat in geeigneter Weise auf
Temperaturen über 55°C aber unter 77°C für etwa 15 bis 150
Minuten abgekühlt. Nach der Hybridisierungsreaktion wird das
Deckglas entfernt und die hybridisierte Chromosomenpräpara
tion für 5 Minuten bei Raumtemperatur mit einem Waschpuffer
von 1× SSC oder mit 1× PBS ("Phosphate buffered Saline",
Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung): 0,2 g/l KCl, 0,2 g/l
KH₂PO₄, 8 g/l NaCl, 2,16 g/l Na₂HPO₄×7H₂O; pH 7) und 0,2%
Tween 20 behandelt, oder für 5 Minuten in einer Lösung von
0,9% NaCl und 0,2% Tween 20 gewaschen.
(vgl. M. Durm et al., Exp.
Technique of Physics, im Druck; M. Kraus et al., Exp. Tech
nique of Physics, im Druck):
Dieses Niedrigtemperaturverfahren eignet sich nur für be
stimmte erfindungsgemäße Nukleinsäuren, insbesondere für
solche, die mit doppelsträngiger DNA Triplestränge ausbilden
können.
Nach Standardverfahren fixierte Chromosomenpräparationen
werden nach Behandlung mit Methanol/Eisessig 1 : 3 mit 100%
Ethanol gewaschen und luftgetrocknet. Die Hybridisierungs
mixtur (siehe in situ Hybridisierungsbeispiel 2) wird für 5
Minuten bei 94°C, oder für 10 Minuten bei 84°C erhitzt.
Die Chromosomenpräparation wird auf Temperaturen zwischen
etwa 37 und 52°C erwärmt. Die Hybridisierungsmixtur (pH 7-7,5)
wird nach Abkühlung auf 52°C hinzugegeben (siehe in
situ Hybridisierungsbeispiel 2). Die Hybridisierungsreaktion
des Präparates bestehend aus Chromosomenpräparation und
Hybridisierungsmixtur wird ebenfalls bei Temperaturen zwi
schen etwa 37 und 52°C durchgeführt. Die Waschprozedur er
folgt gemäß in situ Hybridisierungsbeispiel 2.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind die im Reaktionsgemisch vorliegenden einfach
markierten Nukleinsäuren und, bei Vorliegen einer Transloka
tion, doppelmarkierten Nukleinsäuresequenzen mit Fluores
zenzfarbstoffen markiert und somit wird eine Fluoreszenz-in
situ Hybridisierung ("FISH") durchgeführt.
Die oben genannten in situ Hybridisierungsbeispiele sollen
bei der Vielzahl der bekannten Möglichkeiten lediglich Aus
kunft über die Ausführbarkeit des Verfahrens geben und sind
in keiner Weise als Beschränkung der vorliegenden Erfindung
anzusehen. Die dabei verwendete FISH-Technik wird vorzugs
weise ohne die Verwendung denaturierender Agentien durchge
führt (siehe in situ Hybridisierungsbeispiele 2 und 3). Es
können jedoch auch herkömmliche FISH-Verfahren angewendet
werden (siehe in situ Hybridisierungsbeispiel 1).
Als Targets für derartige "Mehrfarben-in situ Hybridi
sierungen" können normale Metaphasechromosomen aus normalen
Zellen (Metaphasepräparate) oder normale Metaphasechromoso
men aus normalen Zellen nach Anreicherung durch fluoreszen
zaktivierte Sortierung verwendet werden. Die erfindungsge
mäße in situ Hybridisierung kann formal durch die Stringenz
der in situ Hybridisierungsreaktion beschrieben werden. Der
Begriff "Stringenz" umfaßt hier das Ausmaß der komplementä
ren Paarung der Nukleinsäuresequenz oder eines zusammen
hängenden Teiles von ihr mit der DNA des chromosomalen Tar
gets bzw. der Target-DNA beim COMET ASSAY. Eine Stringenz
von beispielsweise 90% bedeutet, daß von 100 aufeinanderfol
genden Basen der Nukleinsäuresequenz 90 in komplementärer
Weise gepaart sind. Durch die Kinetik der in situ Hybridi
sierungsreaktion kann die Stringenz in ihrem zeitlichen Ver
lauf geändert werden. Die Parameter der Reaktion sind so zu
wählen, daß nach der Hybridisierungszeit t die zeitabhängige
Stringenz S(t) zu der erfindungsgemäßen in situ Hybridisie
rungsmarkierung führt.
Die Stringenz S(t) der in situ Hybridisierung kann zum Bei
spiel durch die Konzentration der zugesetzten Menge an dena
turierenden Agentien variiert werden. Bei in situ Hybridi
sierungsverfahren ohne denaturierende Agentien kann die
Stringenz insbesondere durch Abänderung der Parameter (i)
Hybridisierungstemperatur und (ii) Hybridisierungszeit vari
iert werden. Weitere Parameter sind zum Beispiel die Ionen
stärke der Hybridisierungsmixtur, der Kondensationsgrad der
Targets, die Länge der DNA-Sonden, sowie deren Markierungs
art. Bei in situ Hybridisierung an Kontrollchromosomen wird
die Stringenz der in situ Hybridisierung so geregelt, daß
eine komplementäre Paarung eines zusammenhängenden Teiles
der Basensequenz der Nukleinsäuresequenz für die Bindung
ausreichend ist. Beispielsweise kann die Stringenz so ge
wählt werden, daß die Bindung von 300-500 aufeinander fol
genden Basen der Nukleinsäuresequenz genügt.
Bei in situ Hybridisierung an elektrophoretisch getrennte
DNA-Targets im COMET ASSAY wird die Stringenz so hoch ge
wählt, daß eine stabile Bindung der erfindungsgemäßen, nach
beispielsweise Isolierungsverfahren II isolierten Nuklein
säuresequenz nur dann zustande kommt, wenn die Nukleinsäure
sequenz in ihrer gesamten Länge mit hoher Komplementarität
hybridisiert.
Außer chromosomalen Targets wird als ein weiteres erfin
dungsgemäßes Target für die in situ Hybridisierung auch die
mithilfe des COMET ASSAY oder verwandter Verfahren präpa
rierte DNA individueller Zellen angesehen. Bei dem COMET ASSAY
(O. Östling and K.J. Johanson, Biochem. Biophys. Res.
Commun. 123 : 291 (1984); P.L. Olive and J.P. Banath, Exp.
Cell Res. 221 : 19 (1995)) werden Zellen nach Einbettung in
flüssige Agarose auf einem Träger ausplattiert und nach Aus
bildung eines Agarose-Gels in situ lysiert. Die DNA der ein
zelnen Zellen wird dann in einem elektrischen Feld in situ
getrennt. Je kleiner die Fragmentlänge ist, umso größer ist
der Anteil der migrationsfähigen DNA. Für die in situ Hybri
disierung der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen an die
elektrophoretisch aufgetrennten DNA-Targets nach Durchfüh
rung der COMET ASSAY Präparation werden beispielsweise nach
Isolierungsverfahren II gewonnene Nukleinsäuresequenzen ver
wendet. Die Denaturierung der DNA-Targets bzw. die in situ
Hybridisierungsreaktion kann hier ohne weitere Maßnahmen
nicht bei hohen Temperaturen (siehe in situ Hybridisierungs
beispiele 1 und 2 zur FISH-Technik) erfolgen, da sonst das
Agarose-Gel schmilzt und die Zellen sowie die elektrophore
tisch getrennten DNA-Targets weggespült werden können. Eine
ausführbare Lösung besteht darin, die Denaturierung der DNA-Targets
unterhalb von etwa 40 bis 45°C mithilfe von chemi
schen Agentien durchzuführen, z. B. 0,1 mol/l HCl oder 1
mol/l NaOH. Die Denaturierung der erfindungsgemäßen Nuklein
säuresequenz erfolgt getrennt; vgl. in situ Hybridisierungs
beispiele 1 und 2 zur FISH-Technik. Die Stringenz der in
situ Hybridisierungsbedingungen wird so gewählt, daß nur
solche Nukleinsäuresequenzen an das DNA-Target binden, die
mit der überwiegenden Mehrheit ihrer Basen eine komplemen
täre Verbindung eingegangen sind. In diesem Falle zeigt eine
Detektion einer zweifach markierten Nukleinsäuresequenz in
der DNA der Zellen nach dem COMET ASSAY einen Translokati
onsbruchpunkt an. Dieser Translokationsbruchpunkt ist iden
tisch mit einem Translokationsbruchpunkt in den Zellen, aus
welchen die für die Synthese der Nukleinsäuresequenz verwen
deten genomischen DNA Fragmente isoliert wurden.
Beispielsweise werden erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen
unter Verwendung von DNA aus Tumorgewebe T1 isoliert. Nach
dem COMET ASSAY werden Zellen aus einem Tumorgewebe T2 iso
liert und als Target für die in situ Hybridisierung, wie
oben beschrieben, verwendet. Eine Bindung der durch ihre
Markierung detektierbaren Nukleinsäuresequenz zeigt das Vor
handensein der spezifischen Translokation von T1 auch in T2
an. Dies ist zur vergleichenden Charakterisierung von Tumor
gewebe von erheblichem, auch klinischem Interesse. Ein An
wendungsbeispiel wäre die Kontrolle von therapeutischen Maß
nahmen. Zum Beispiel kann die erfindungsgemäße Sequenz nach
beispielsweise Isolierungsverfahren II aus DNA von Tumorge
webe eines Patienten vor Beginn der Behandlung isoliert wer
den, sowie zu verschiedenen Zeiten während der Therapie. Der
Vorteil des COMET ASSAY besteht darin, daß hier keine Chro
mosomenpräparationen benötigt werden. Der damit verbundene
Verzicht auf chromosomale Zuordnung kann in bestimmten Fäl
len hingenommen werden.
In Schritt (h) wird die in situ Hybridisierung ausgewertet.
Beispielsweise werden bei in situ Hybridisierung an Chromo
somen in Metaphasepräparaten unter Verwendung von beispiels
weise nach Isolierungsverfahren I gewonnenen Nukleinsäurese
quenzen in einem ersten Auswertungsschritt die Chromosomen
identifiziert, die überwiegend eine erste Markierung, eine
zweite Markierung, usw., tragen. Bei Verwendung sortierter
Kontrollchromosomen kann dieser Auswertungsschritt entfal
len, da die Chromosomen bereits aufgrund des Sortierungsver
fahrens identifiziert wurden. In diesem Falle oder bei Ver
wendung anderweitig identifizierter Kontrollchromosomen ist
es vorteilhaft, nach Isolierungsverfahren II gewonnene Nu
kleinsäureserquenzen einzusetzen. In einem zweiten Verfah
rensschritt werden die Orte der erfindungsgemäßen Nuklein
säuresequenzen auf den Kontrollchromosomen detektiert. Die
Identifikation einer Nukleinsäuresequenz auf einem ersten
Kontrollchromosom erfolgt beispielsweise aufgrund seiner
zweiten Markierung, gegebenenfalls auch weiterer, von der er
sten unterscheidbaren Markierungen. Die Identifikation einer
Nukleinsäuresequenz auf einem zweiten Kontrollchromosom er
folgt beispielsweise aufgrund seiner ersten Markierung, ggf.
auch weiterer, von der zweiten Markierung unterscheidbaren
Markierungen, usw. Die Ortsbestimmung der Nukleinsäurese
quenzen auf den Kontrollchromosomen erfolgt durch Angabe ih
rer relativen Position auf langem bzw. kurzem Arm in Bezug
auf Zentromer, Telomere, sowie ggf. weiterer Kontrollmarkie
rungen.
Da bei erfindungsgemäßer Hybridisierung jede Nukleinsäurese
quenz nur eine Bindungsstelle pro individuellem Chromosom
besitzt, sind in der Regel mehrere, ggf. auch viele Chromo
somen auszuwerten, um zu einem sicheren Ergebnis über Vor
handensein und Ort einer Translokationsbruchstelle zu gelan
gen. Beispielsweise befinden sich bei dem Isolierungungsver
fahren I für die Nukleinsäuresequenz noch weitere Nuklein
säuremoleküle in der Hybridisierungsmixtur, die mit der Nu
kleinsäuresequenz um dieselbe Bindungsstelle auf den Kon
trollchromosomen konkurrieren. Bei der Bindungsstelle auf
einem ersten Kontrollchromosom sind beispielsweise diese
weiteren Nukleinsäuremoleküle: (i) die DNA-Sonde mit einer
ersten Markierung und (ii) das zu der Bindungsstelle komple
mentäre, nicht-markierte DNA-Fragment. Wie häufig eine Bin
dung der Nukleinsäuresequenz an die Bindungsstelle erfolgen
kann, hängt von ihrer relativen Häufigkeit in der Hybridi
sierungsmixtur ab. Bei Verwendung des Isolierungsverfahrens
II kann diese relative Häufigkeit erheblich vergrößert und
damit die Anzahl der auszuwertenden Chromosomen erheblich
reduziert werden. Die Auswertung kann durch Verfahren der
automatischen digitalen Bildanalyse unterstützt werden, die
eine Identifizierung von Chromosomen sowie einzelner Hybri
disierungsorte ermöglichen (P. Emmerich et al., Exp. Cell
Res. 181: 126 (1989); S.Popp et al., Kerntechnik 55: 204
(1990); C. Cremer et al., J. Radiat. Res. (Japan), Suppl.,
33 : 189 (1992); J.A. Fantes et al., Int. J. Radiat. Biol.
68 : 263 (1995)).
Zur Auswertung gibt es im Stand der Technik bekannte Verfah
ren, z. B. auf cytochemischer Basis oder zeitaufgelöste mi
kroskopische Fluoreszenzverfahren (L. Seveus et al., Cytome
try 13 : 329 (1992); T. Gadella et al., Biophys. Chemistry
48 : 221 (1993)). Diese Verfahren erlauben es, die Autofluo
reszenz eines biologischen Objektes bzw. die Fluoreszenz ei
nes anderen Farbstoffes mit Fluoreszenz-Emission gleicher
Wellenlänge von der Fluoreszenz des Hybridisierungssignals
zu trennen. Voraussetzung hierfür ist ein ausreichender Un
terschied in den Fluoreszenzabklingzeiten. Beispielsweise
beträgt die Fluoreszenzabklingzeit der Autofluoreszenz 100
Nanosekunden und weniger. Die Abklingzeiten von Fluoreszein
und Rhodaminen beträgt weniger als 10 Nanosekunden. Die
Fluoreszenzabklingzeiten von Lanthanid-Chelat-Verbindungen
hingegen betragen 10 bis 1000 Mikrosekunden. Derartige Fluo
rochrome mit sehr unterschiedlichen Abklingzeiten können di
rekt oder indirekt an DNA-Sonden gekoppelt werden. Bei
spielsweise kann eine Europium-Verbindung bei einem Über
schuß eines anderen Fluorochroms mit stark unterschiedlicher
Abklingzeit noch bei einem Überschuß von 1×10⁶ detektiert
werden. Ein normales Metaphasechromosom, beispielsweise das
menschliche X-Chromosom, besteht aus etwa 160 Millionen Ba
senpaaren, die in Chromosomenpräparaten ein Volumen von ca.
10 µm³ einnehmen. Das bei einem herkömmlichen Fluo
reszenzmikroskop aufgrund der Auflösung detektierte Volumen
des Metaphasechromosoms beträgt ca. 1 µm³, worin sich etwa
16 Millionen Basenpaare mit Autofluoreszenz oder anderer
Markierung stark unterschiedlicher Abklingzeit befinden.
Geht man beispielsweise von einer zu detektierenden, erfin
dungsgemäßen Nukleinsäuresequenz von 200 bis 500 Basenpaaren
aus, so ist der Überschuß an anderweitig gefärbter DNA in
dem zu analysierenden Volumen ca. 3×10⁴ mal bis 8×10⁴ mal,
also um mehr als eine Größenordnung geringer als der tole
rierbare Überschuß von 1×10⁶ mal. Durch konfokale Laser-
Scanning-Fluoreszenzverfahren kann das Detektionsvolumen und
damit der zu tolerierende Überschuß noch erheblich weiter
eingeschränkt werden. Dieses Beispiel soll lediglich die
Ausführbarkeit des Detektionsverfahrens zeigen. Alternative
Detektionsverfahren sind ebenfalls im Schutzbereich der vor
liegenden Erfindung, sofern sie zu einem Nachweis der Nu
kleinsäuresequenz auf Metaphasechromosomen bzw. in COMET ASSAY
Präparationen führen.
Erfindungsgemäß verwendete Detektionsverfahren sind dadurch
gekennzeichnet, daß sie einen Nachweis von fluoreszenzmar
kierten DNA-Strängen von einigen hundert Basen und weniger
bei Fluoreszenz-in situ Hybridisierungsverfahren (FISH) er
lauben.
Beispielsweise können die an ein erstes Chromosom hybridi
sierten, mit Fluoreszenzfarbstoffen einfach markierten Nu
kleinsäuren und, bei Vorliegen einer Translokation, die hy
bridisierten, mit Fluoreszenzfarbstoffen doppelmarkierten
Nukleinsäuresequenzen einer hochempfindlichen Fluoreszenzde
tektion, wie oben beschrieben, unterworfen werden. Hierbei
ist unter geeigneten Stringenzbedingungen und bei Vorliegen
einer Translokation der nicht-hybridisierende Teil der dop
peltmarkierten Nukleinsäuresequenz komplementär zu einem Ab
schnitt auf einem zweiten Chromosom; d. h. die an das chromo
somale Target bzw. gebundene, doppelmarkierte Nu
kleinsäuresequenz stellt die Bruchpunktregion dar. In diesem
Zusammenhang sollte angemerkt werden, daß auch bei hoher
Stringenz eine Anlagerung eines nur in einem zusammenhängen
den Teilabschnitt komplementären Moleküls erreicht werden
kann. Dies ergibt sich aus der bekannten Tatsache, daß in
situ Hybridisierungen mit Phagen-DNA, die komplementäre men
schliche DNA-Abschnitte ("Inserts") enthalten, an menschli
che chromosomale Targets zu in situ Markierungen mit hoher
Stringenz der Hybridisierung des Inserts realisiert werden
können.
Unter Verwendung höherer Stringenzbedingungen kann bei Ver
wendung des COMET ASSAY erreicht werden, daß eine nach Iso
lierungsverfahren II gewonnene, doppeltmarkierte Nukleinsäu
resequenz mit der überwiegenden Mehrheit ihrer Basenaufüh
rer ganzen Länge an das DNA-Target bindet. Auf diese Weise
werden Nukleinsäuremoleküle des Spenders markiert, die einen
entsprechenden Translokationsbruchpunkt enthalten.
Mit hochempfindlichen Detektionsverfahren wird dann der Ort
der gemischtfarbigen bzw. doppelmarkierten Moleküle auf den
normalen Chromosomen detektiert. Die hierzu erforderliche
Ausrüstung ("Hardware") kann in verschiedenen Ausführungen
gewählt werden. Im folgenden werden einige Ausführungsbei
spiele aufgezeigt.
Es wird ein herkömmliches Epifluoreszenzmikroskop verwendet,
das für zeitaufgelöste Fluoreszenzdetektion eingerichtet
ist. Bei Markierung der erfindungsgemäßen Nukleinsäurese
quenz mit langlebigen Fluorochromen im Bereich von einigen
hundert Mikrosekunden wird beispielsweise eine gepulste Xe
non-Blitzlampe zur Anregung verwendet. Im Strahlengang der
Fluoreszenzemission befindet sich eine rotierende Chopper
platte. Diese erlaubt es, das Fluoreszenzlicht mit einer ge
wissen Zeitverzögerung nach dem Anregungspuls zu detektie
ren. Zur Detektion kann eine gekühlte CCD ("Charged Coupled
Device")-Kamera verwendet werden.
Es wird eine kontinuierliche Laseranregungsquelle in Verbin
dung mit einem herkömmlichen Epifluoreszenzmikroskop verwen
det, die mit hoher Frequenz, z. B. 25-80 MHz, moduliert
wird. Die Lebensdauer der modulierten Fluoreszenzemission
kann aus der Phasenverzögerung und der Modulationstiefe des
Fluoreszenzsignals relativ zu dem Signal des Anregungs
lichtes bestimmt werden, wobei zur Detektion eine gekühlte,
hochsensitive CCD-Kamera mit Bildverstärker verwendet wird.
Es sind hiermit Lebensdauermessungen im Bereich von wenigen
Nanosekunden, zum Beispiel von Rhodamin-Farbstoffen, mög
lich.
Es wird eine Epifluoreszenzbeleuchtungseinrichtung einge
setzt, bei der die Emission eines gepulsten Titan-Saphirla
sers mit Pulsen im 100 Femtosekundenbereich (vgl. P. Hänni
nen et al., Appl. Phys. Lett. 66 : 1698 (1995)) statt einer
xenonblitzlampe, und eine Streak-Kamera zur hoch-zeitaufge
lösten Detektion der spektralen Fluoreszenzemission verwen
det wird. Damit ist es ebenfalls möglich, Fluorochrome mit
Lebensdauerhalbwertszeiten im Nanosekundenbereich, zum Bei
spiel Rhodaminderivate, zu verwenden.
Zur Registrierung bzw. Aufzeichnung der Fluoreszenzemission
der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz wird ein konfoka
les Laserscanning-Fluoreszenzmikroskop (vgl. C. Cremer u.
T., Cremer, Microsc. Acta 81: 31 (1978); G.Brakenhoff et
al., Nature 317 : 748 (1985); R.W. Wÿnaendts van Resandt et
al., J. Microsc. 138 : 29 (1985)) verwendet, wobei die Scan
ning-Geschwindigkeit, die Repetitionsrate, die Optik des De
tektionsstrahlenganges, sowie die Lichtdetektionselemente
und ihr Rauschverhalten so angepaßt werden, daß eine ausrei
chende Fluoreszenzquantenstatistik bei ausreichendem Si
gnal/Rausch-Verhältnis realisiert wird. Geht man von einem
effektiven konfokalen Detektionsvolumen von 0,02 µm³ aus, so
wird bei Verwendung einer herkömmlichen Chromosomenpräpara
tion die Fluoreszenzemission von insgesamt etwa 3×10⁵ Basen
paaren detektiert. Da mit der konfokalen Detektionsmethode
auch bei Verwendung von Fluorochromen gleicher Fluoreszenz
lebensdauer, aber verschiedener spektraler Fluoreszenzemis
sion, ein DNA-Abschnitt mit einer Markierung "1" bei Vor
liegen eines 1000-fachen Überschusses von DNA-Abschnitten
einer Markierung "2" gemessen werden kann, kann eine erfin
dungsgemäße Nukleinsäuresequenz detektiert werden. Sofern im
vorliegenden Beispiel von einem solchen Verhältnis ausgegan
gen wird, kann noch ein 300 bp langer DNA-Abschnitt mit
einer Markierung "1" detektiert werden.
Für die Fluoreszenzdetektion wird ein optisches Fluoreszenz
nahfeldmikroskop verwendet (vgl. E.Betzig et al., Bioimaging
1: 129 (1993); E. Monson et al., Ultramicroscopy 57: 257
(1995); G. Tarrach et al., Rev. Sci. Instr. 66 : 3569 (1995)).
In einer bevorzugten Ausführungsform der Fluoreszenznahfeld
mikroskopie wird das Objekt mithilfe einer feinen Spitzen
apertur zur Bündelung des anregenden Laserlichtes Punkt für
Punkt beleuchtet. Die Fluoreszenzemission wird von einem
Mikroskopobjektiv hoher numerischer Apertur gesammelt und
mit hochlichtempfindlichen Sensoren registriert.
Durch die Fluoreszenznahfeldmikroskopie kann das effektive
Detektionsvolumen auf etwa 0,0003 bis 0,00003 µm3 ein
geschränkt werden. Bei einer wie oben angenommenen DNA-Dichte
von 16 Millionen Basenpaaren pro µm³ werden dann etwa
5.000 bis 500 Basenpaare registriert. Befindet sich die er
findungsgemäße Nukleinsäuresequenz im Detektionsvolumen, so
beträgt der Überschuß der nicht-informativen DNA-Moleküle
bei einem Detektionsvolumen von 0,0003 µm³ höchstens einen
Faktor von etwa zehnmal. Bei dem kleineren Detektionsvolumen
von 0,00003 µm³ trägt praktisch nur noch die erfindungsge
mäße Nukleinsäuresequenz zur detektierten Fluoreszenzemis
sion bei. In beiden Fällen ergibt sich ein besonders hoher
Kontrast zwischen chromosomalen bzw. DNA-Orten mit und ohne
die Bindung einer erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenz.
Werden statt chromosomaler Targets die DNA COMET ASSAY-Tar
gets untersucht, so kann die Detektion der erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenz vereinfacht werden, wenn der Überschuß
an anderen markierten DNA-Sequenzen wegen der geringeren
Konzentration aufgrund der elektrophoretischen Trennung ge
ringer ist.
Bei Vorliegen einer oder mehrerer Translokationen zwischen
einem ersten und zweiten Chromosom können auf dem ersten
Chromosom der Ort bzw. die Orte einer bis hinunter zu eini
gen hundert bp langen Sequenz der zweiten Fluoreszenzmarkie
rung und auf dem zweiten Chromosom der Ort bzw. die Orte
einer bis hinunter zu einigen hundert bp langen Sequenz der
ersten Fluoreszenzmarkierung nachgewiesen werden. Die Bruch
stellen können ggf. nunmehr isoliert, amplifiziert, und ihre
Zuordnung zu anderen Sequenzen bzw. ihre Lokalisation auf
diesen Chromosomen näher untersucht werden.
Liegt eine große Zahl zufallsverteilter Translokationsbruch
punkte vor, so kann zwischen dem ersten und dem zweiten
Chromosomen ein Fluoreszenzverhältnis von zweiter Markie
rung/erster Markierung bzw. erster Markierung/zweiter Mar
kierung berechnet werden, das von dem der anderen Chromoso
men abweicht. Bei Auftreten von Häufungsstellen der Translo
kationsbruchpunkte wird die lokale Verteilung der zweiten
Markierung auf dem ersten Chromosom bzw. der ersten Markie
rung auf dem zweiten Chromosom unterschiedlich sein, d. h.
von einer homogenen Mischfärbung abweichen.
Die in situ Hybridisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann mit verschiedenen DNA- oder Chromosomen-Präparaten
durchgeführt werden. Beispielsweise werden bei der Einzel
zell-Gelelektrophorese die Zellen nach Einwirkung DNA-schädigender
Substanzen in situ lysiert und eine Elektropho
rese durchgeführt (vgl. vorstehend beschriebenen COMET ASSAY).
Liegt eine Fragmentierung von DNA der betreffenden
Zellen vor, so entsteht eine Art "Kometenschweif" in der
Nähe der betreffenden Zellen. Bislang wurde lediglich die
Bruchstückverteilung gemessen. Die Anwendung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens, insbesondere die in situ Hybridi
sierung nach Schritt (g) des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann Aufschluß darüber geben, wie häufig in der fragmen
tierten DNA der "Kometenschweife" entsprechende Transloka
tionen auftreten.
Eine Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens auf normale
Zellen eines Spenders (z. B. aus archiviertem Material) ist
ebenfalls von Interesse. Bei bekannten Bruchpunktregionen
bietet die herkömmliche Fluoreszenz-in situ Hybridisierung
an Interphasekerne eine überlegene Möglichkeit der Analyse.
Das Verfahren ist jedoch ohne Kenntnis der genauen Bruch
punktsequenzen nicht ökonomisch. Dieser Nachteil kann durch
das erfindungsgemäße Verfahren beseitigt werden, worin in
Schritt (g) eine in situ Hybridisierung an normale Chromoso
men des Spenders durchgeführt wird. Die in situ Hybridisie
rung an zelluläre DNA des Spenders (z. B. aus archiviertem
Biopsie-Material) nach Durchführung des COMET ASSAY kann In
formationen über die Variabilität des Auftretens von Trans
lokationsereignissen in dem untersuchten Gewebe ergeben und
so von prognostischer Bedeutung sein.
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Nachweis von Translokati
onsbruchpunkten auf Chromosomen kann auch mit mehr als zwei
Chromosomen, insbesondere bei Verwendung fluoreszenzmarkier
ter Nukleinsäuresequenzen und Auswertung über Fluoreszenzle
bensdauermessungen, durchgeführt werden.
Beispielsweise werden zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Nukleinsäuresequenzen außer DNA-Sonden, die für ein erstes
Chromosom spezifisch sind und eine erste Markierung tragen,
und DNA-Sonden, die für ein zweites Chromosom spezifisch
sind und eine zweite Markierung tragen, zusätzlich noch DNA-Sonden
eines dritten Chromosoms mit einer dritten Markie
rung, eines vierten Chromosoms mit einer vierten Markierung
usw. genommen. Beispielsweise können fünf verschiedene Mar
kierungen aufgrund ihres Fluoreszenzemissionsspektrums von
einander unterschieden werden. Damit können mindestens fünf
verschiedene Markierungen durchgeführt werden. Eine Translo
kation liegt vor, wenn bei in situ Hybridisierung mit den in
analoger Weise wie bei zwei Markierungen hergestellten Nu
kleinsäuresequenzen auf einem normalen Chromosom mit einer
bestimmten Markierung, z. B. einer dritten Markierung, eine
hybridisierte DNA-Sonde mit einer ersten oder zweiten oder
vierten oder fünften Markierung detektiert wird. Damit kön
nen gleichzeitig Translokationsbruchstellen von fünf ver
schiedenen Chromosomen nachgewiesen werden.
Bei zusätzlicher Verwendung von Markierungen mit unter
schiedlichen Lebensdauern können noch weitere Translokati
onsbruchstellen detektiert werden. Eine erste Markierung
kann z. B. mit einer Fluoreszenzemission F1 und einer Fluo
reszenzlebensdauer T1 erfolgen; eine zweite Markierung kann
mit F1 und einer Fluoreszenzlebensdauer T2 erfolgen; eine
dritte Markierung mit F1, T3; eine vierte mit F1, T4; eine
fünfte mit F1, T5; eine sechste mit einer Fluoreszenzemission
F1, T1; eine sechste mit F1, T2; . . . eine (n)te mit Fn, Tn.
Translokationsbruchpunkte zwischen Material von beispiels
weise einem 9. und einem 22. Chromosoms bei erfindungsgemä
ßer Hybridisierung an normale Chromosomenpräparate werden
demgemäß dadurch detektiert, daß auf einem normalen Chromo
som mit einer 9. Markierung eine hybridisierte DNA-Sonde mit
einer 22. Markierung entdeckt wird, sowie auf einem normalen
Chromosom mit einer 22. Markierung eine hybridisierte DNA-Sonde
mit einer 9. Markierung nachgewiesen wird.
Somit kann das erfindungsgemäße Verfahren derart modifiziert
werden, daß gleichzeitig Translokationsbruchpunkte von bei
spielsweise allen 24 menschlichen Chromosomentypen detek
tiert werden können.
Fig. 1 ist eine schematische Darstellung einer bevorzugten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Nach
weis von Translokationsbruchpunkten auf Chromosomen.
Um eine möglichst große Klarheit der schematischen Darstel
lung zu ermöglichen, wird die zeichnerische Darstellung im
folgenden auf DNA-Moleküle beschränkt, die von einem ersten
normalen Chromosom (Chr A) und einem zweiten normalen Chro
mosom (Chr B) stammen. Die Erweiterung des Verfahrens auf
weitere Chromosomen ist vorstehend ausführlich erläutert
worden.
Fig. 1A zeigt genomische, doppelsträngige DNA-Moleküle ei
nes Spenders nach Isolierung und ggf. Amplifizierung. Dop
pelsträngige DNA-Moleküle, die nicht von Chr A oder Chr B
stammen, werden als "übrige" DNA-Moleküle bezeichnet; vgl.
Schritt (a) des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Fig. 1B zeigt doppelsträngige DNA-Bruchstücke der Spender-DNA
nach Fragmentierung auf z. B. 1-2 kbp lange Bruchstücke,
beispielsweise mithilfe von Restriktionsendonukleasen.
Die Lösung enthält: DNA-Fragmente (A) von Spender-DNA, die
in ihrer Basenabfolge Sequenzen eines ersten normalen Chro
mosoms (Chr A) entsprechen; DNA-Fragmente (B) von Spender-DNA,
die in ihrer Basenabfolge Sequenzen eines zweiten nor
malen Chromosoms (Chr B) entsprechen; DNA-Fragmente (AB) von
Spender-DNA, in denen eine Fusion bzw. Translokation von Se
quenzen aus Chr A und Chr B vorliegt; diese letzteren Stücke
repräsentieren die Spender-DNA an einem Translokationsbruch
punkt zwischen DNA eines ersten Chromosom Chr A und DNA ei
nes zweiten Chromosoms Chr 13; übrige DNA-Fragmente, die we
der von Chr A noch von Chr B stammen; vgl. Schritt (b) des
erfindungsgemäßen Verfahrens.
Fig. 1C zeigt die DNA-Fragmente der Spender-DNA von Fig.
1B nach der Denaturierung. Als Ergebnis befinden sich in der
Lösung: einzelsträngige DNA-Moleküle (A) aus der Denaturie
rung von doppelsträngigen DNA-Fragmenten (A); einzelsträn
gige DNA-Moleküle (B*) aus der Denaturierung von doppel
strängigen DNA-Fragmenten (B); einzelsträngige DNA-Moleküle
(A*B*) aus der Denaturierung von doppelsträngigen DNA-Frag
menten (AB); einzelsträngige DNA-Moleküle mit "übrigen" Se
quenzen der Spender-DNA; vgl. Schritt (c) des erfindungsge
mäßen Verfahrens.
Fig. 1D zeigt die Hybridisierung unter Verwendung der in
Fig. 1C dargestellten, denaturierten DNA-Fragmente, auch
Einzelstränge genannt, als Matrize, sowie DNA-Sonden, die
von einem ersten normalen Chromosom (Chr A) stammen und eine
erste Markierung Fl(A) tragen, sowie DNA-Sonden, die von ei
nem zweiten normalen Chromosom (Chr B) stammen und eine
zweite Markierung Fl(B) tragen. Die DNA-Sonden von Chr A hy
bridisieren an denaturierte DNA-Fragmente (A*), sowie an den
zu ihnen komplementären Abschnitt der denaturierten DNA-Fragmente
(A*B*); die DNA-Sonden von Chr B hybridisieren an
denaturierte DNA-Fragmente (B*), sowie zu den zu ihnen
komplementären Abschnitt der denaturierten DNA-Fragmente
(A*B*). Unter geeigneten Reaktionsbedingungen enthält die
Lösung noch "übrige" DNA-Moleküle, die nach Ende der Reak
tion meist doppelsträngig vorliegen und die weder eine
Fluoreszenzmarkierung Fl(A) noch eine Fluoreszenzmarkierung
Fl(B) tragen; vgl. Schritt (d) des erfindungsgemäßen Verfah
rens.
Fig. 1E zeigt die Synthese der erfindungsgemäßen Nuklein
säuresequenz unter Verwendung der an die Einzelstränge
(A*B*) hybridisierten DNA-Sonden von Chr A und Chr B; vgl.
Schritt (e) des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Fig. 1F zeigt die Isolierung der erfindungsgemäßen Nuklein
säuresequenz. Als Beispiel ist das Isolierungsverfahren I
dargestellt, das auf einer einfachen Denaturierung beruht.
Insbesondere befindet sich in der Lösung nach Durchführung
des Denaturierungsschrittes die einzelsträngige, erfindungs
gemäße Nukleinsäuresequenz mit ersten Fluoreszenzmarkierun
gen Fl(A) und zweiten Fluoreszenzmarkierungen Fl(B); die
Nukleinsäuresequenz hat eine zu dem als Matrize dienenden
Einzelstrang (A*B*) komplementäre Basenabfolge. Darüber hin
aus befinden sich bei Isolierungsverfahren I noch in der Lö
sung: mit Fl(A) markierte DNA-Moleküle mit einer zu (A*)
komplementären Basenabfolge; mit Fl(B) markierte DNA-Mole
küle mit einer zu (B*) komplementären Basenabfolge; sowie
übrige nicht-markierte einzelsträngige Sequenzen anderer
Chromosomen als Chr A oder Chr B. Sequenzen anderer Chromo
somen mit einer auch auf Chr A oder Chr B vorkommenden Ba
senabfolge können ebenfalls mit Fl(A) oder Fl(B) markiert
sein. Dies betrifft insbesondere repetitive Sequenzen (R);
vgl. Schritt (f) des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Fig. 1G zeigt das Ergebnis der Auswertung der gemäß Schritt
(g) durchgeführten in situ Hybridisierung der nach Isolie
rungsverfahren I oder II gewonnenen Nukleinsäuresequenz an
normale erste Chromosomen Chr A und zweite normale Chromoso
men Chr B.
Bei einer erfindungsgemäßen Ausführung sind die Translokati
onsbruchstellen durch das Auftreten von zweiten Markierungen
Fl(B) auf ersten Chromosomen Chr A bzw. von ersten Markie
rungen Fl(A) auf zweiten Chromosomen Chr B zu erkennen. Die
übrigen Chromosomen, soweit in der Präparation vorhanden,
tragen bei erfindungsgerechter Durchführung der in situ Hy
bridisierung keine erste oder zweite Markierung. Insbeson
dere bei Verwendung einer Nukleinsäuresequenz nach Isolie
rungsverfahren I ist hierzu die Suppression repetitiver Se
quenzen vorteilhaft; vgl. Schritt (h) des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
Claims (17)
1. Nukleinsäuresequenz, die für einen Translokationsbruch
punkt auf einem Chromosom spezifisch ist, umfassend
einen ersten Sequenzabschnitt, der zu einer DNA-Sequenz
eines ersten Chromosoms komplementär ist, zur Hybridi
sierung an diese DNA-Sequenz befähigt ist und mindestens
eine erste Markierung aufweist, und einen zweiten Se
quenzabschnitt, der zu einer DNA-Sequenz eines zweiten
Chromosoms komplementär ist, zur Hybridisierung an diese
DNA-Sequenz befähigt ist und mindestens eine zweite Mar
kierung aufweist, wobei die erste und die zweite Markie
rung unterschiedlich sind.
2. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 1, wobei die Markie
rungen an Nukleotide gekoppelte Fluoreszenzfarbstoffe
und/oder Biotin und/oder Digoxigenin und/oder mit radio
aktiven Isotopen markierte Nukleotide umfassen.
3. Nukleinsäuresequenz nach Anspruch 2, wobei die erste und
die zweite Markierung Fluoreszenzfarbstoffe sind.
4. Verfahren zur Herstellung einer Nukleinsäuresequenz nach
einem der Ansprüche 1 bis 3, umfassend die Schritte:
- (a) Spaltung von genomischer DNA, die mindestens einen Translokationsbruchpunkt zwischen zwei Chromosomen aufweist, in DNA-Fragmente,
- (b) Denaturierung der DNA-Fragmente in Einzelstränge,
- (c) Hybridisierung der Einzelstränge mit einem ersten Satz von DNA-Sonden, die eine erste Markierung auf weisen und für ein erstes Chromosom spezifisch sind, und mit einem zweiten Satz von DNA-Sonden, die eine zweite Markierung aufweisen und für ein zweites Chromosom spezifisch sind, in einem Reaktionsansatz,
- (d) Synthese der Nukleinsäuresequenz unter Verwendung der Einzelstränge als Matrize in Gegenwart von Nu kleotiden und mindestens einem zur Synthese von Nu kleinsäuren geeigneten Agens und einem zur Verknüp fung von Nukleinsäuren geeigneten Agens,
- (e) Isolierung der Nukleinsäure aus dem Reaktionsge misch,
wobei der erste Sequenzabschnitt der Nukleinsäuresequenz
eine DNA-Sonde vom ersten Satz und der zweite Sequenzab
schnitt der Nukleinsäuresequenz eine DNA-Sonde vom zwei
ten Satz umfaßt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei das zur Synthese von
Nukleinsäuren geeignete Agens die Taq-Polymerase, das
Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I, die E. coli DNA-Polymerase
I oder die Reverse Transkriptase ist.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, wobei das zur Verknüp
fung von Nukleinsäuren geeignete Agens die T4-DNA Li
gase, E. coli Ligase, oder eine andere zur Verknüpfung
geeignete Polymerase ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, wobei die
erste und zweite Markierung unterschiedliche Fluores
zenzfarbstoffe sind.
8. Kit zum Nachweis von Translokationen zwischen Chromoso
men und von Translokationsbruchpunkten auf Chromosomen,
enthaltend mindestens die Nukleinsäuresequenz von einem
der Ansprüche 1 bis 3.
9. Verwendung der Nukleinsäuresequenz von einem der Ansprü
che 1 bis 3 zum Nachweis von Translokationen zwischen
Chromosomen und von Translationsbruchpunkten auf Chromo
somen.
10. Verwendung nach Anspruch 9 zum Nachweis strahlungsindu
zierter oder chemisch induzierter Translokationen und
von Translokationen, die mit einer Malignität verbunden
sind.
11. Verfahren zum Nachweis von Translokationen zwischen
Chromosomen und von Translokationsbruchpunkten auf Chro
mosomen, umfassend die Schritte:
- (a) Isolierung von zu untersuchender genomischer DNA aus geeignetem zellulären Material eines Spenders,
- (b) Spaltung der genomischen DNA in doppelsträngige DNA-Fragmente,
- (c) Denaturierung der doppelsträngigen DNA-Fragmente in Einzelstränge,
- (d) Hybridisierung der Einzelstränge mit einem ersten Satz von DNA-Sonden, die eine erste Markierung auf weisen und für ein erstes Chromosom spezifisch sind, und mit einem zweiten Satz von DNA-Sonden, die eine zweite Markierung aufweisen und für ein zweites Chromosom spezifisch sind, in einem Reaktionsansatz,
- (e) Synthese von Nukleinsäuren unter Verwendung der Ein zelstränge als Matrize in Gegenwart von Nukleotiden und mindestens einem zur Synthese von Nukleinsäuren geeigneten Agens und einem zur Verknüpfung von Nuk leinsäuren geeigneten Agens, wobei doppelsträngig vorliegende Reaktionsprodukte hergestellt werden,
- (f) Denaturierung der doppelsträngig vorliegenden Reak tionsprodukte in Einzelstränge, wobei im Reaktions gemisch einzelsträngige Nukleinsäuren mit der ersten Markierung, einzelsträngige Nukleinsäuren mit der zweiten Markierung und, bei Vorhandensein eines Translokation zwischen dem ersten und dem zweiten Chromosom des Spenders, Nukleinsäuresequenzen gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3 vorliegen,
- (g) in situ Hybridisierung der einzelsträngigen Nuklein säuresequenzen mit einem ersten und zweiten Kon troll-Chromosom ohne Translokationen, oder mit durch Einzelzellgelektroporese getrennter DNA und
- (h) Auswertung der in situ Hybridisierung über die un terschiedlichen Markierungen der Nukleinsäuresequen zen von Schritt (f).
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei das zur Synthese von
Nukleinsäuren geeignete Agens die Taq-Polymerase, das
Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I, die E. coli DNA-Polymerase
I oder die Reverse Transkriptase ist.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, wobei das zur
Verknüpfung von Nukleinsäuren geeignete Agens die T4-DNA
Ligase, E. coli Ligase, oder eine andere zur Verknüpfung
geeignete Polymerase ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13, wobei die
erste und zweite Markierung unterschiedliche Fluores
zenzfarbstoffe sind.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14, wobei der
Spender ein Mensch ist.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14, wobei der
Spender nichtmenschlich ist und der Gruppe der Mammalia
angehört.
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