DE19532963C2 - Einrichtung zur Regelung des Niederhalterdrucks und zur Schmierung beim Tiefziehen - Google Patents
Einrichtung zur Regelung des Niederhalterdrucks und zur Schmierung beim TiefziehenInfo
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Description
Beim Tiefziehen von Blechen tritt bei größeren Verformungsgraden häufig das Problem
auf, daß der Ziehvorgang sehr empfindlich auf Schwankungen des Niederhalterdrucks
reagiert. Bei zu geringem Niederhalterdruck kann es zur Faltenbildung kommen und
bei zu hohem Niederhalterdruck können sehr leicht Reißer am Ziehteil entstehen.
Bei Ziehpressen sind daher häufig Regeleinrichtungen vorhanden, um die Niederhal
terkraft und damit den wirksamen Niederhalterdruck im Flanschbereich der Ziehteile
gezielt zu regeln. Diese Einrichtungen sind recht aufwendig, so daß ältere Pressen
zum Tiefziehen selten mit diesen Einrichtungen nachgerüstet werden. In der
DE 36 40 507 C2 ist eine Einrichtung angegeben, bei der zur Regelung der Blech
halterkraft Servo- oder Proportionalventile vorgesehen sind. Die gewünschte Blechhal
terkraft wird dabei in Zylindern eingestellt, die sich im Kraftfluß des Blechhalters befin
den. Über einen Sensor und ein Steuergerät wird die entsprechende Druckeinstellung
vorgenommen. In der DE 42 29 155 C2 wird die Druckregelung gleichfalls mit
Servo- oder Proportionalventilen vorgenommen. Mit Hilfe von Sensoren werden Ände
rungen prozeßrelevanter Eingangswerte wie beispielsweise die Viskosität des
Schmiermittels erfaßt. Mit einer umfangreichen Software werden sowohl diese Ände
rungen als auch Qualitätsmerkmale der Teile durch die Regelung in Druckänderungen
an den Zylindern des Blechhalters zurückgeführt.
Weiterhin sind Einrichtungen beim Tiefziehen bekannt, die durch das Einbringen
schwingender Bewegungen auf Niederhalter und Ziehring die Zuverlässigkeit des
Tiefziehvorgangs verbessern bzw. dafür sorgen, daß bei vorgegebenem Material ein
höherer Verformungsgrad des Werkstücks erzielbar ist. In der Zeitschrift Advanced
Technology of Plasticity, 1990, Vol. 3 wird die Verbesserung des Tiefziehvorgangs für
Aluminiumfolien unter Zuhilfenahme von Ultraschall-Schwingsvorgängen an Niederhal
ter bzw. Ziehring beschrieben. Die Anwendung von Schwingungsvorgängen bei der
Fertigung von Getränkedosen wird in der Zeitschrift THE ENGINEER", 18. April 1991,
erwähnt. Es wird angegeben, daß die Reibung während des Ziehvorgangs infolge der
Schwingungen deutlich verringert wird.
Diese aufgezeigten Einrichtungen eignen sich wegen des erforderlichen hohen Auf
wandes vorwiegend für neue Ziehpressen. Bei älteren Ziehpressen wäre eine entspre
chend aufwendige Nachrüstung erforderlich. Es ist daher wünschenswert, Werkzeuge
zum Tiefziehen oder ältere Pressen sehr kostengünstig mit ähnlich wirksamen Einrich
tungen auszurüsten, ohne daß eine aufwendige Nachrüstung mit Sensorik, Aktorik und
Steuerungstechnik erfolgen muß. Weiterhin ist es beim Tiefziehen wünschenswert,
den Reibwert des Bleches, besonders am Ziehradius, zu Verringern, da eine Verringe
rung dieses Reibwertes eine Erhöhung des maximalen Verformungsgrades gestattet
und somit komplexere Teile geformt werden können.
Die gestellten Aufgaben der einfachen und kostengünstigen Regelung des Niederhal
terdrucks und die Verringerung des Reibwertes beim Tiefziehen werden erfindungs
gemäß dadurch gelöst, daß im Kraftfluß zwischen Niederhalter 4 und Ziehring 6 Zylin
der 3 angeordnet sind, deren Zylinderräume über Bohrungen 13 und 14 oder Leitungen
mit Öffnungen 2 zur Auflagefläche des Ziehteils 7 auf dem Ziehring 6 oder dem
Niederhalter 4,
verbunden sind und daß die Zylinder 3 und die Öffnungen 2 zur
Auflagefläche des Ziehteils 7 über einen im Arbeitshub zugeführten Druck- bzw.
Schmiermittelstrom gleichzeitig mit Druck beaufschlagt werden.
Anhand eines Ausführungsbeispiels soll die Erfindung näher erläutert werden.
Fig. 1 zeigt ein Ziehwerkzeug, wie es in doppelt wirkenden Ziehpressen eingebaut
wird. Ein Stempel 5 formt dabei ein Ziehteil 7, das zum Unterbinden von Faltenbildun
gen im Flanschbereich des Ziehteils 7 zwischen dem Niederhalter 4 und dem Zieh
ring 6 mit einer bestimmten Kraft eingespannt ist. Auf dem Ziehring 6 ist ein Zylinder 3
aufgesetzt, dessen Fluidbeaufschlagung über die Leitung 8 erfolgt. Ein Stromregel
ventil 9 sorgt dabei für einen gleichbleibenden Druckmittelstrom während des Ziehvor
gangs. Sitzt nun der Niederhalter 4 mit einem zu großen Druck auf dem Ziehteil 7 auf,
so ist die mit dem Zylinder 3 verbundene Ausströmöffnung 2 in den Flanschbereich
des Ziehteils 7 nahezu dicht abgeschlossen. Der vom Stromregelventil 9 eingestellte
Fluidstrom leitet sich damit fast vollständig in den Zylinder 3, wodurch der Druck im
Zylinderraum ansteigt und der Kolben 1 Ziehring 6 und Niederhalter 4 auseinanderge
drückt und damit den Druckmittelstrom des Fluids aus der Öffnung 2 in den Ziehring 6
wieder freigibt. Der Niederhalterdruck pendelt sich dabei auf seinen optimalen Wert
ein. Umgekehrt kann der vom Stromregelventil 9 bereitgestellte Druckmittelstrom des
Fluids bei einem richtig eingestellten Niederhalterdruck in ausreichender Menge durch
die Öffnung 2 fließen. Der Niederhalterdruck wird vom Zylinder 3 nicht mehr verändert
und verharrt auf seinem optimalen Wert. Wegen der vom Kolben 1 lediglich in eine
Richtung auszuübenden Kraft, die stets vermindernd auf den Niederhalterdruck wirkt,
ist der Niederhalterdruck der Ziehpresse hier stets etwas höher einzustellen, als es
ohne die Anwendung der aufgezeigten Vorrichtung erfolgen würde.
Während des Ziehvorgangs verändert sich die Lage der Berandung des Ziehteils 7 in
Richtung Ziehradius 15. Weil es für die Funktion der vorliegenden Einrichtung erfor
derlich ist, das sich zwischen dem Ziehring 6 und dem Niederhalter 4 immer das Blech
des Ziehteils 7 befindet, ist es zweckmäßig, die Öffnung 2 in der Nähe des Ziehra
dius 15 anzuordnen. Dies bietet gleichzeitig den Vorteil, daß bei Verwendung eines
Ziehschmiermittels als Druckfluid für den Zylinder 3 eine sehr gute Schmierung des
Ziehteils 7 in seinem Flanschbereich, vor Einlaufen des Bleches in den Ziehradius 15
gegeben ist. Bei ausreichender Größe des Fluidstroms ist es mit der Einrichtung mög
lich, eine hydrostatische Blechhalterung zu realisieren.
Fig. 2 zeigt die Draufsicht auf einen Ziehring 6, der mit einer Öffnung im Flanschbe
reich 2 ausgestattet ist. Die Öffnung 2 ist dabei so ausgebildet, daß sie möglichst nahe
am Ziehradius 15 angeordnet ist. Auf diese Weise wird einerseits der Ziehradius gut
mit Schmiermittel versorgt andererseits ist sichergestellt, daß bei einer Verringerung
der Flanschbreite die Öffnung 2 während des Ziehvorgangs stets mit Blech abgedeckt
ist. Wegen möglicher kleinerer Falten im Ziehteil 7, die stets in radialer Richtung zum
Ziehradius 15 verlaufen, ist es sinnvoll, die Öffnung 2 als tangential zum Ziehradius 15
angeordnete Vertiefung auszubilden, so daß mögliche kleinere Falten keine zufälligen
Einflüsse auf das Durchflußverhalten des Fluids aus der Öffnung 2 ausüben können.
In Fig. 3 bis Fig. 5 werden mögliche Kurvenverläufe für den Druck- bzw. Schmiermit
telstrom, der gleichzeitig zu den Zylindern 3 und den Öffnungen 2 geführt wird, ange
geben.
Fig. 3 zeigt einem konstanten Druck- bzw. Schmiermittelstrom, wie er beispielsweise
mit einem Stromregelventil 9 realisiert werden kann.
Fig. 4 zeigt einen Verlauf für den Druck- bzw. Schmiermittelstrom, der einem Verlauf
entspricht, wie er häufig bei elektronisch gesteuerten Niederhalterdruckregelungen
angewendet wird. In der Phase der größten Ziehkraft wird hier über ein Regelventil 16
die größte Schmiermittelmenge zugeführt. Dieser Verlauf kann dann sinnvoll sein,
wenn der Verbrauch an Schmiermittel minimiert werden soll. Bei kleiner Ziehkraft ist
die Gefahr von Reißern gering, so daß dementsprechend ein geringer Schmierbedarf
vorhanden ist.
Fig. 5 zeigt einen oszillierenden Verlauf für den Druck- bzw. Schmiermittelstrom. Die
ser Verlauf ist besonders vorteilhaft, wenn Ziehteile mit großen Verformungsgraden
hergestellt werden sollen. Aufgrund des anliegenden Druck- bzw. Schmiermittelstroms
ergibt sich für die Niederhalterkraft gleichfalls ein oszillierender Verlauf. Bei hohem
Druck- bzw. Schmiermittelstrom hebt der Kolben 1 den Niederhalter 4 an und die
Blechhalterkraft geht gegen Null. In dieser Phase kann das Blech über den Ziehra
dius 15 fließen. Infolge des geringen Niederhalterdrucks gelangt am Ende dieser
Phase Schmiermittel über die Öffnung 2 in den Flanschbereich und vermindert zusätz
lich die Reibung zwischen Ziehflansch und Werkzeug. Unmittelbar darauf wirkt der
Niederhalter mit hohem Druck auf den Flansch des Ziehteils 7, da der Druck- bzw.
Schmiermittelstrom ein Minimum erreicht und eine Faltenbildung im Flanschbereich
wird verhindert. Für den störungsfreien Verlauf des Ziehvorgangs ist es erforderlich,
dabei eine Mindestfrequenz für den Verlauf des Druck- bzw. Schmiermittelstroms zu
erzeugen. Mit bekannten Regelventilen 16 lassen sich derartig hohe Frequenzen erzie
len. Eine weitere Erhöhung der Frequenz ist beispielsweise möglich mit Hilfe von klei
nen Kolbenpumpen, deren konstruktionsbedingter, oszillierender Pumpenstrom unmit
telbar in das System Zylinder 3 und Öffnung 2 geleitet werden kann.
1
Kolben
2
Öffnung im Flanschbereich
3
Zylinder
4
Niederhalter
5
Ziehstempel
6
Ziehring
7
Ziehteil
8
Zuleitung Fluid
9
Stromregelventil
10
Schaltventil
11
Verbindung zu Pumpe bzw. Systemdruck
12
Rückschlagventil
13
Zuleitung Zylinder
14
Zuleitung Flanschöffnung
15
Ziehradius
16
Regelventil
Claims (10)
1. Einrichtung zur Regelung des Niederhalterdrucks und zur Schmierung beim
Tiefziehen gekennzeichnet dadurch, daß im Kraftfluß zwischen Niederhalter 4 und
Ziehring 6 Zylinder 3 angeordnet sind, deren Zylinderräume über Bohrungen 13
und 14 oder Leitungen mit Öffnungen 2 zur Auflagefläche des Ziehteils 7 auf dem
Ziehring 6 oder dem Niederhalter 4 verbunden sind und daß die Zylinder 3 und die
Öffnungen 2 zur Auflagefläche des Ziehteils 7 über einen im Arbeitshub
zugeführten Fluidstrom gleichzeitig mit Druck beaufschlagt werden.
2 Einrichtung zur Regelung des Niederhalterdrucks und zur Schmierung beim
Tiefziehen nach Anspruch 1 gekennzeichnet dadurch, daß die Größe des
Fluidstroms einem vorgegebenen Kurvenverlauf folgt.
3. Einrichtung zur Regelung des Niederhalterdrucks und zur Schmierung beim
Tiefziehen nach Anspruch 2 gekennzeichnet dadurch, daß ein vorgegebener
Verlauf über ein Regelventil in Verbindung mit einer elektrischen oder mechani
schen Steuerung abhängig vom Weg des Ziehstempels 5 vorgegeben wird.
4. Einrichtung zur Regelung des Niederhalterdrucks und zur Schmierung beim
Tiefziehen nach Anspruch 1 gekennzeichnet dadurch, daß die Größe des
Fluidstroms konstant ist und von einem Ventil vorgegeben wird
5. Einrichtung nach Anspruch 1 gekennzeichnet dadurch, daß die Zylinder 3 unmit
telbar im Werkzeug zwischen Niederhalter 4 und Ziehring 6 angeordnet sind.
6. Einrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß die Zylinder 3 außer
halb des Werkzeuges aber innerhalb des Pressenraums im Kraftfluß zwischen
den Bauteilen, die die Niederhalterkräfte auf das Werkzeug übertragen, angeord
net sind.
7. Einrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß als Fluid beliebige
flüssige oder gasförmige Medien Anwendung finden.
8. Einrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß beim Aufsetzen von
Niederhalter 4 und Ziehring 6 Fluid aus dem Zylinder 3 abfließt zur Dämpfung des
Auftreffstoßes beim Tiefziehen.
9. Einrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß der Durchflußwider
stand in der Zylinderzuleitung 13 sowie in der Zuleitung 14 zu den Öffnungen 2 in
Ziehring 6 oder Niederhalter 4 einstellbar ist.
10. Einrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß ein elektrisch oder
mechanisch gesteuerter Überströmquerschnitt den Druckmittelstrom im Leerhub
des Presse abschaltet.
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