DE19531935A1 - Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-Behandlung - Google Patents
Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-BehandlungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-Behandlung (WBH = whole
body hyperthermia), das zur Obererwärmung des gesamten Körpers eines Patienten dient,
wobei das Blut aus dem Körper heraus-, an einer Wärmequelle vorbei- und mit Hilfe einer
Kaskadenregelung der Bluttemperatur in den Körper zurückgeleitet wird (extrakorporale
Bluterwärmung, ESH = extracorporeal systemic heating. Die Temperaturregelung erfolgt über
Meßsonden. Anwendungsfälle sind vor allem Krebserkrankungen und Infektionskranheiten
(HIV-Infektion/AIDS, Hepatitis B und C).
Bereits im vorigen Jahrhundert hatten Berliner Chirurgen (W. Busch, Verhand. Naturk.
Verein. Preuss. Rhein. Westphal. 23 (1886) 22-30; P. Bruns, Beitr. Klin. Chirurgie. 3 (1887)
443-446) die Beobachtung gemacht, daß es bei operierten Krebspatienten zu einer
vollständigen Remission der Tumorerkrankungen kam, wenn postoperativ hohes Fieber
auftrat. Coley, ein New Yorker Orthopäde, machte die gleiche Beobachtung und entwickelte
ein Bakterientoxin zur Erzeugung hohen Fiebers zur Tumorbehandlung (W.B. Coley, Post
graduate 8 (1893) 278-286). Der Wiener Neurologe Julius Wagner von Jauregg behandelte
erstmals 1917 die Neurolues erfolgreich mit der Fiebertherapie (Malariatherapie). Ihm wurde
hierfür 1927 der Nobelpreis zugesprochen.
Obwohl man sehr rasch lernte, hohe Körpertemperaturen auf physikalischem Wege zu
erzeugen, was auch besser zu steuern war, führte die Hyperthermiebehandlung mit dem
Siegeszug der Antibiotika, der Radio- und Chemotherapie ein Außenseiterdasein.
Erst Mitte der 60er Jahre trat sie wieder langsam in den Vordergrund. Ursache hierfür war die
pathophysiologische Erkenntnis, daß Tumorzellen, im Gegensatz zu gesunden Zellen,
äußerst thermolabil sind und auf Hitze mit pathologischen Veränderungen an ihren
Membranen und Zellorganellen reagieren, was letztendlich zur Apoptose führt (M.B. Yatvin,
Int. J. Hyperthermia (1993), 2, 165-185). Auch sprechen Tumorzellen unter Hyperthermie
stärker auf Chemotherapeutika an, so daß die Dosierung mit Rücksicht auf Nebenwirkungen
reduziert werden kann.
Zahlreiche Verfahren der WBH sind beschrieben worden: Wasserbad, Paraffinbad,
dampfgesättigte Heißluft, Heizdecken, beheizbare Wasserdecken. Nachteilig ist es in diesen
Fällen, daß die Wärme von außen nach innen geleitet werden muß. Die Wärmestrahlung hat
zunächst die Hautbarriere zu überwinden; ferner leiten und adsorbieren die Gewebe, wie
Fettgewebe, Muskulatur oder Knochen, unterschiedlich, so daß einige Gewebearten schon
überproportional erwärmt sein können, während das Körperinnere noch nicht die
Behandlungstemperatur erreicht hat. Als vorteilhafter erwies sich hier die WBH mittels ESH.
Blut ist das beste Transportmittel für Wärme. Es verteilt über den Kreislauf Wärme
gleichmäßig von innen nach außen in alle Gewebe. Die Technik der extrakorporalen
Behandlung des Blutes ist aus der Hämodialyse hinreichend bekannt und sicher (H.
Nakajima, Hyperthermic Oncologie 1988, Ed. T. Sugahara & M. Saito, 1989, VoI. 1, Taylor &
Francis, 375-377; J. H. Lee ebenda, pp 385-387; M. Yokoyama ebenda, VoI. 2, pp 511-512;
U. Willnow, Dtsch. med. Wschr., 1989, Vol. 114, No. 6, 208-213). In allen Publikationen wird
die Temperaturobergrenze mit 42°C angegeben, um irreparable Schäden am
Zentralnervensystem zu vermeiden.
Die grundlegende Arbeit zur Behandlung der HIV-Infektion mit Hyperthermie lieferte B. Spire
1985, der zeigen konnte, daß HI-Viren in vitro bei 42°C zu 40% abgetötet werden (The
Lancet, Jan 26,1985, 188-189). M. B. Yatvin (Medical Hypotheses, 1988, 27,163-165), S.
Brenner (AIDS Res Hum Retrov, 1989, Feb 5 (1), 5-6) und H. Weatherbum (Brlt. J. Radiol.,
Sept 1989, Vol. 61, 862-863) diskutierten die Möglichkeit der Therapie der HlV-Infektion
mittels Hyperthermie. G. H. W. Wong (Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Vol. 88, May 1988, 4372-
4376) zeigte in vitro, daß auch mit HIV infizierte Zellen thermolabil sind und eine massive
Apoptose bei 42°C einsetzt. Auch beobachtete sie, daß überlebende Zellen zwar
Viruspartikei exprimierten, aber kein lebensfähiges Virus nachgewiesen werden konnte.
Als erste behandelten W.D. Logan und K. Alonso 1991 (Med-Oncol-Tumor-Pharmacother.
1991; 8 (1): 45-7) und K. Alonso et al. 1992 (Proc-Annu-Meet-Am-Soc-Clin-Oncol. 11 : A8
1992; Biomed-Pharmacother. 1992, 46(1) : 21-4) und 1993 erfolgreich HIV-Positive im
Stadium AIDS mit und ohne Kaposi-Sarkom mit Hilfe der Ganzkörperhyperthermie (Proc-
Annu-Meet-Am-Soc-Clin-Oncol. 12:A10 1993). Dabei erfolgt die Erwärmung des Blutes
mittels ESH: Das Blut wird über doppelläufige Katheter aus dem Körper herausgeleitet, an
der Wärmequelle vorbei- und in den Körper zurückgeleitet. Alonso hat einen Heizer in die
Spule eingearbeitet, durch die das Blut fließt. Die Messung der Kerntemperatur erfolgte über
eine Meßsonde, die in die Speiseröhre bis in Herzhöhe eingelegt wird. Die Regelung der
Temperatur erfolgte manuell nach Anzeige des Thermometers.
Wilinow hatte als Wärmetauscher eine künstliche Niere verwendet (U. Willnow et al., DMW
(Dtsch.med.Wschr. 114 (1989) 208-213): Die Temperaturregelung wird wie bei Alonso
vorgenommen.
Ein Hyperthermiegerät mittels ESH beschreibt die US(-Patentschrift) 5354277: Das Blut wird
über Katheter aus dem Körper herausgeleitet und auf 42°C erwärmt. Als Wärmetauscher
wird ebenfalls eine Dialysemaschine verwendet. Die Temperatur der Dialyseflüssigkeit
beträgt 48°C. Die Temperaturregelung erfolgt über einen röhrenförmigen Wärmetauscher
und über eine beheizbare Matratze.
Verfahren zur extrakorporalen Blutbehandlung bilden den Gegenstand zahlreicher weiterer
Patentschriften, z. B.
- - US 5074838, 4950225, 4908014, 4065264, 4705508 und EP 0371173: Die Temperaturregelung erfolgt über Heizer und Wärmetauscher; außerdem können dem Blut noch verschiedene Stoffe zur Behandlung von Erkrankungen zugefügt werden.
- - Der US 4787883 zufolge, in der ein Verfahren zur Behandlung von AIDS und Krebs beschrieben wird, trennt man das entnommene Blut und führt es in zwei Kammern, wobei sich rote und weiße Blutkörper gesondert anreichern. Beide Kammern können getrennt beheizt werden.
- - Eine Temperaturkontrollzone wird in den Patentschriften US 4479798 und DE 8 22 167 vorgestellt. Die Temperatur wird konstant bei 41,5°C gehalten und darf nicht über 42,5°C steigen. Die Temperaturkontrollzone kann auch als Hautimplantat angebracht werden.
- - Rollenpumpen zum Bluttransport werden in der US 4692138 vorgeschlagen.
- - Die Patentschrift WO 89/03706 nennt ein Hyperthermiegerät, in dem eine Übererwärmung mittels Induktionsheizung verhindert werden soll.
- - Eine Vorrichtung zur Durchführung einer extrakorporalen Hyperthermiebehandlung wird in der DE 38 17 603 dargestellt. Danach wird das Blut bis zu 47°C erwärmt und vor der Rückführung in den Körper wieder abgekühlt. Die Temperaturregelung erfolgt über zwei Schaltthermostate, an denen Temperaturfühler angebracht sind.
- - Die Patentschriften DE 38 31 016, 3790764, 3431314, 3401492, 3137581 und EP 0465441 haben Hyperthermiegeräte zum Inhalt, die mittels Infrarot- oder Mikrowellen strahlung heizen und regulieren. Sie werden vorwiegend für Hirntumortherapien oder zur Lokalhyperthermie (DE 40 20 714) eingesetzt. Hyperthermiegeräte ohne extrakorporale Heizung, wobei die Energiezufuhr mit Hilfe eines elektrische Feldes (U 5251645), elektromagnetischer Wellen (US 5231997), von Hochfrequenzschaltungen (DE 35 26 531 und DE 33 06 391) oder Ultraschall (US 5230334) erfolgt, sind bekannt.
Regelschaltungen sind im Zusammenhang mit der extrakorporalen Hyperthermiebehandlung
bisher nicht beschrieben worden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Hyperthermiegerät zu entwickeln, das eine
verbesserte Temperaturregelung über Meßsonden ermöglicht. Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch eine Anordnung gelöst, nach der sich mehrere Meßsonden im Blutkreislauf
befinden und eine Kaskadenregelung aus mehreren aufeinander folgenden Regelkreisen
auslösen, wobei die entscheidende Regelgröße die venöse Temperatur am Einlaß des
Katheters ist.
Die erfindungsgemäße Anordnung besteht in der Kombination bekannter und neuer bzw. neu
zusammengesetzter Elemente. Sie stellt eine neue Kombination bekannter Elemente in
Anlehnung an eine künstliche Niere (Hämodialysator) dar; es werden auch wesentliche
Komponenten der Dialysetechnik verwendet. Fig. 1 zeigt schematisch den verwendeten
Aufbau. Man unterscheidet einen Blutkreislauf und einen Heizkreislauf. Wärmetauscher ist
der Dialysator.
Das Schlauchsystem des Heizkreislaufes ist mit der Wasserseite der Niere verbunden.
Dieses - ein geschlossenes - System wird mit Elektrolytlösung gefüllt. Eine Pumpe befördert
die Lösung am Heizer vorbei und zurück. Vor und hinter dem Heizer sind jeweils
Temperaturmeßsonden angebracht.
Die Funktionsweise des Blutkreislaufes besteht darin, daß in die große ableitende Halsvene
(vena iugularis interna, rechts oder links, aber auch vena subclavia oder vena femoralis,
rechts oder links) ein doppelläufiger Katheter eingelegt wird. Aus der Dialysebehandlung ist
bekannt, daß diese Katheter, bei entsprechend sterilem Verband, mehrere Wochen bis
Monate verweilen können, so daß eine Serie von Behandlungen über denselben Katheter
möglich ist. Bei dem erfindungsgemäßen Gerät erfolgt der Einlaß des Blutes an der
Katheterspitze, der Auslaß oberhalb der Spitze durch seitlich am Katheter angebrachte
Löcher. Ober eine Rollenpumpe (Blutfluß 350 ml / min) wird das Blut aus dem Körper heraus
durch den Wärmetauscher und in den Körper zurückgepumpt. Gegen eine Luftembolie ist
der Patient durch einen Blasenfänger und eine Luftfalle (Ultraschall) gesichert. Am
Blutauslaß des Wärmetauschers befindet sich eine Temperaturmeßsonde, ebenso am Einlaß
und Auslaß des Katheters.
Die Sonde am Einlaß erfaßt die Temperatur des Blutes, mit der es in den Körper gepumpt
wird. Diese Temperatur kann vorgewählt werden, maximal bis 42,2°C. Die entscheidende
Regelgröße ist die venöse Temperatur am Einlaß des Katheters. Ober sie wird auch, mit Hilfe
einer Schutzvorrichtung, gegebenenfalls eine Notabschaltung des Heizers hervorgerufen: Bei
42,3°C schaltet sich nach 20 Sekunden der Heizer mit Alarmton aus, bei 42,6°C wird der
Heizer sofort mit Alarmton ausgeschaltet.
Die Sonde am Auslaß gibt die Ist-Temperatur des Körpers wieder, die langsam ansteigt. Bei
Vorgabe einer Soll-Temperatur von 42°C wird diese bei einfacher Sedierung des Patienten in
70 bis 80 min erreicht, bei Intubationsnarkose (ITN) in 40 bis 50 min. Die Zeitdifferenz
zwischen Sedierung und ITN bis zum Erreichen der Soll-Temperatur ergibt sich daraus, daß
bei Sedierung des Patienten die Raumtemperatur nur bis 39°C erhöht werden kann, während
in ITN die Atemluft ausreichend vorgeheizt wird. Nach Erreichen der Soll-Temperatur von
41,8 bis 42°C beträgt die Behandlungsdauer 2 Stunden. In der gesamten Behandlungszeit
können Chemotherapeutika verabreicht werden. Der Wasser- und Elektrolytverlust wird
kontinuierlich ausgeglichen, der Energieverlust durch Glukose.
Es hat sich herausgestellt, daß mit dem erfindungsgemäßen Gerät wesentliche Nachteile der
bisherigen Methoden und Vorrichtungen vermieden werden können. So gelingt es, mit Hilfe
der Temperatur am Kathetereinlaß als Führüngsgröße eine Kaskadenregelung der
Bluttemperatur zu realisieren, so daß eine maximale Temperatur im Wärmetauscher von 43,4
°C erforderlich ist und auf ein Kühlsystem verzichten werden kann. Hohe Temperaturen im
Wärmetauscher sind daher nicht erforderlich, was die Möglichkeit einer Koagulation des
Blutes vermindert. Bei einer Tumorbehandlung sind hohe Temperaturen im Wärmetauscher
auch nicht effizient, da der Tumor sich in den Geweben festgesetzt hat und nicht frei im Blut
mitschwimmt. Bei einer Virusinfektion verhält es sich ebenso, da der Großteil der Viren in den
Geweben lokalisiert ist - wie auch die virusinfizierten Zellen, die es letztlich zu zerstören gilt,
da sie der Replikationsort sind (Wong, s. o.).
Weiterhin stellte sich heraus, daß durch direkte Messung der Temperaturen am Ein- und
Auslaß des Katheters auf Sonden in der Speiseröhre und im Mastdarm verzichtet werden
kann. Die Temperatur am Einlaß ist vorgegeben und wird direkt angezeigt. Die Auslaß- oder
Ist-Temperatur entspricht exakt der Hirntemperatur, wie durch tympanothermometrische
Messungen nachgewiesen werden konnte, da der Katheter in der vena iugularis interna liegt.
Eine Übererwärmung des Gehirns wird hiermit erfolgreich verhindert, da die zwischen
Speiseröhre, Mastdarm und Hirn bestehenden Temperaturdifferenzen nicht in die Messung
eingehen.
Vorteilhaft ist auch, daß Standardsysteme aus der Dialysebehandlung ohne Veränderungen
verwendet werden können, wie: Einmalpumpenschläuche arteriell und venös,
Einmaldialysator als Wärmetauscher, Einmalpumpenschlauch für Substitutionslösungen und
Standardsubstitutionslösungen aus der Dialysebehandlung. Der Heizkreislauf kann nach
Behandlung feucht desinfiziert werden (Wasserstoffperoxid, Natriumhypochlorid).
Das erfindungsgemäße Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-Behandlung besteht aus einer
Anordnung - in Anlehnung an eine künstliche Niere - mit einem Hämodialysator als
Wärmetauscher mit Blutpumpen, Heizer und Kreislaufpumpe, aus Temperaturmeßsonden
vor und nach dem Heizer, einer Kaskadenregelung der Bluttemperatur, einem Steuerteil der
Temperatursonde am Kathetereinlaß sowie einem Steuergerät zur Kaskadenregelung der
Bluttemperatur aus einer Temperatursteuerung mit der Temperatur am Kathetereinlaß als
Führungsgröße (Fig. 1). Der Heizkreislauf besteht aus einem an der Wasserseite der Niere
verbundenen geschlossenen Schlauchsystem, das mit Elektrolytlösung gefüllt wird. Der
Blutkreislauf des Systems wird durch einen doppelläufigen Katheter gebildet und das Blut
durch Rollenpumpen aus dem Körper heraus- und nach Passieren des Wärmetauschers in
den Körper zurückgepumpt.
Der Einlaß des Blutes erfolgt an der Katheterspitze, der Auslaß oberhalb der Spitze durch
seitlich am Katheter angebrachte Löcher. Die Sonde am Einlaß erfaßt die Bluttemperatur. Die
Sonde am Auslaß gibt die während der Behandlung ansteigende Ist-Temperatur des Körpers
und die Sonde am Einlaß die im Heizsystem erzeugte Bluttemperatur wieder. Die
entscheidende Regelgröße ist die venöse Temperatur am Einlaß des Katheters. Über sie
wird auch eine gegebenenfalls erforderlich werdende Schutzvorrichtung, die als
Notabschaltung wirkt, geregelt.
Die Kaskadenregelung der Bluttemperatur besteht aus mehreren aufeinander folgenden
Regelkreisen: einer Heizungsregelung, einer Nierenausgangsregelung und einer
Venentemperaturregelung (Fig. 2). Die Heizungsregelung erhält ihren Sollwert von der
Nierenausgangsregelung (Wiedergabe der Wassertemperatur im Dialysator) und die
Nierenausgangsregelung ihren Sollwert von der Venentemperaturregelung. Diese wertet die
Venentemperatur als Regelgröße aus, wobei die Regelkreise jeweils durch Regelabweichung
und Stellgröße festgelegt sind. Die Venentemperaturregelung erhält ihren Sollwert durch
Vorgabe von außen, wobei die einzelnen Regelkreise ihre jeweiligen Stellgrößen aus der
Regelabweichung, den Sollwerten direkt und anderen physikalischen Größen berechnen, die
die Regelstrecke beeinflussen.
Die Stellgrößen (Regelparameter und Regelverfahren) der Nierenausgangs- und
Venentemperaturregelung lassen sich zusätzlich durch eine übergeordnete adaptive
Regelung oder durch automatisch gesteuerte und ausgewertete Versuche vor der
Behandlung berechnen.
Das erfindungsgemäße Gerät wird zur Behandlung von Krebs- oder Infektionserkrankungen
(HIV-Infektionen/AIDS, Hepatitis B und C) eingesetzt.
Fig. 1: Beschreibung der Anordnung
Fig. 2: Funktionsbeschreibung
Bezugszeichen:
Ta arterielle Temperatur
Th Temperatur Heizungsausgang
Thr soll Solltemperatur Heizung
Tn Nierenausgangstemperatur
Tn soll Nierenausgangssolltemperatur
Tr Temperatur Heizungsrücklauf
Tv Venentemperatur
Tv soll Venensolltemperatur
vBP Geschwindigkeit der Blutpumpe
Ta arterielle Temperatur
Th Temperatur Heizungsausgang
Thr soll Solltemperatur Heizung
Tn Nierenausgangstemperatur
Tn soll Nierenausgangssolltemperatur
Tr Temperatur Heizungsrücklauf
Tv Venentemperatur
Tv soll Venensolltemperatur
vBP Geschwindigkeit der Blutpumpe
Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
1. Beschreibung der Anordnung:
- - ein Vierwegehahn führt den Wasserkreis entweder an externe Anschlüsse oder schließt ihn zu einem Ring
- - eine Wasserpumpe füllt / entleert den Wasserkreis, z. B. zur Sterilisation oder erzeugt eine Zirkulation
- - ein Heizer erwärmt das Wasser im Wasserkreislauf (Stellgröße der Regelung)
- - zwei Temperatursensoren Th (Heizungsausgang) und Tr (Heizungsrücklauf) liefern Meßwerte für die Heizungsregelung
- - ein Dialysator dient als Wärmetauscher zwischen Wasser- und Blutkreislauf
- - eine Blutpumpe (Schlauchpumpe) erzeugt einen Blutkreislauf
- - ein Temperatursensor Tv (Venentemperatur) liefert einen Meßwert für die Venentemperaturregelung (Regelgröße)
- - ein Temperatursensor Tn (Nierenausgangstemperatur) liefert einen Meßwert für die Nierenausgangsregelung
- - ein mechanischer Blasenfänger sammelt Luftblasen
- - eine Luftfalle (Ultraschall) verhindert das Eindringen von Luft in den Blutkreislauf
- - eine Schlauchklemme unterbindet die Blutzirkulation bei Lufterkennung
- - ein Temperatursensor Ta (arterielle Temperatur) liefert einen Meßwert zur Information für das behandelnde Personal
Die entscheidende Größe (Regelgröße) ist die venöse Temperatur, das ist die Temperatur
des Blutes, das dem Patienten wieder zugeführt wird. Beeinflußt wird sie letztendlich durch
den Heizer (Temperaturerhöhung) und durch Wärmeabstrahlung in den einzelnen
Komponenten der Anordnung (Temperaturverminderung).
Der geschlossene Wasserkreislauf liefert Wärmeenergie an den Dialysator
(Wärmetauscher). Dieser gibt Wärmeenergie an das im Blutkreislauf zirkulierende Blut ab.
Bei diesen Vorgängen ist mit erheblichen Totzeiten zu rechnen, die die Regelung auf die
Venentemperatur stark erschweren.
Die Regelung besteht aus drei aufeinander folgenden Regelkreisen (einer
Kaskadenregelung; teilweise eine Mischung aus Steuerung und Regelung).
Der innerste Regelkreis ist die Heizungsregelung. Der Sollwert kommt von der
übergeordneten Nierenausgangsregelung; geregelt wird auf einen Wert, der die Temperatur
des Wassers im Dialysator möglichst gut wiedergibt (z. B.( Th + Tr)). Die Stellgröße besteht
aus einem P- und einem D-Anteil, wobei der D-Anteil zur Kompensation der Trägheit der
Heizung dient:
x = Thsoll- (Th + Tr) / 2 (Regelabweichung)
Y = P * x + D * x′ (Stellgröße)
Y = P * x + D * x′ (Stellgröße)
Der zweite Regelkreis ist die Nierenausgangsregelung. Sie liefert als Stellgröße die
Heizungssolltemperatur für den untergeordneten Regelkreis "Heizungsregelung". Sie erhält
ihrerseits als Sollwert die Nierenausgangssolltemperatur Tnsollvon der übergeordneten
Venentemperaturregelung.
x = Thsoll- Tn (Regelabweichung)
Y= P * x + D * x′+ f(Prozeß) (Stellgröße)
Y= P * x + D * x′+ f(Prozeß) (Stellgröße)
Die Stellgröße setzt sich aus einem P- und einem D-Anteil, berechnet aus der
Regelabweichung, und einem weiteren Anteil, berechnet u. a. aus der Sollwertvorgabe Thsoll
und weiteren Prozeßparametern, wie z. B. Zirkulationsgeschwindigkeit im Wasser- und
Blutkreislauf zusammen. Letzterer dient dazu, starke Regelschwingungen wegen der
Trägheit des Systems zu verhindern.
Der Regelalgoritmus verwendet zwei Parametersätze, je nachdem, ob die Regelabweichung
über einem bestimmten Schwellwert liegt (Aufheizphase) oder ob sie darunter liegt
(Feinregelung).
Der dritte Regelkreis ist die Venentemperaturregelung. Sie liefert als Stellgröße die
Nierensolltemperatur für den untergeordneten Regelkreis "Nierenausgangsregelung". Sie
wertet die eigentliche Regelgröße "Venentemperatur" aus:
x = Tvsoll- Tv (Regelabweichung)
Y = P * x + D * x′ + f (Prozeß) (Stellgröße)
Y = P * x + D * x′ + f (Prozeß) (Stellgröße)
Die Stellgröße setzt sich wieder aus einem P- und einem D-Anteil, berechnet aus der
Regelabweichung, und einem weiteren Anteil, berechnet u. a. aus der Sollwertvorgabe Tvsoll
und weiteren Prozeßparametern, wie zuvor erwähnt, zusammen. Letzterer ist hier besonders
wichtig, da eine große und nicht konstante Totzeit eine Regelung mit der zu fordernden
Regelgüte unmöglich machen. Der Regelalgoritmus verwendet auch hier zwei
Parametersätze, je nachdem, ob die Regelabweichung über einem bestimmten Schwellwert
liegt (Aufheizphase) oder ob sie darunter liegt (Feinregelung).
Die bei der Nierenausgangs - und Venentemperaturregelung für die Berechnung der
Stellgröße verwendeten prozeßabhängigen Terme können auch von einer weiteren
übergeordneten Regelung bestimmt werden. Die Abhängigkeiten können entweder durch
längere Beobachtung des Regelverhaltens (adaptive Regelung) oder durch automatisch
gesteuerte und ausgewertete Versuche vor den Behandlungen berechnet werden.
Ferner ist eine Notabschaltung realisiert, die bei für den Patienten gefährlichen
Temperaturen eine möglichst schnelle Abkühlung herbeiführt (s. o.).
Claims (10)
1. Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-Behandlung, bestehend aus einer Anordnung in
Anlehnung an eine künstliche Niere - Hämodialysator - als Wärmetauscher mit Blutpumpen,
Heizer und Kreislaufpumpe, aus Temperaturmeßsonden vor und nach dem Heizer, einem
Steuergerät zur Kaskadenregelung der Bluttemperatur mit der Temperatur am Kathetereinlaß
als Führungsgröße.
2. Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Heizkreislauf aus einem an der
Wasserseite der Niere verbundenen geschlossenen Schlauchsystem besteht, das mit
Elektrolytlösung gefüllt wird.
3. Gerät nach Anspruch 1, in dem der Blutkreislauf durch einen doppelläufigen Katheter
gebildet und das Blut durch Rollenpumpen aus dem Körper heraus- und nach Passieren des
Wärmetauschers in den Körper zurückgepumpt wird, dadurch gekennzeichnet, daß der
Einlaß des Blutes an der Katheterspitze, der Auslaß oberhalb der Spitze durch seitlich am
Katheter angebrachte Löcher erfolgt und die Sonde am Einlaß die Bluttemperatur erfaßt.
4. Gerät nach Anspruch 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Sonde am Auslaß die
während der Behandlung ansteigende Ist-Temperatur des Körpers und die Sonde am Einlaß
die im Heizsystem erzeugte Bluttemperatur wiedergibt.
5. Gerät nach Anspruch 1, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß die entscheidende
Regelgröße die venöse Temperatur am Einlaß des Katheters ist, die auch über eine
Schutzvorrichtung gegebenenfalls eine Notabschaltung des Heizers hervorruft.
6. Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kaskadenregelung der
Bluttemperatur aus mehreren aufeinander folgenden Regelkreisen besteht, die jeweils durch
Regelabweichung und Stellgröße festgelegt sind.
7. Gerät nach Anspruch 1 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Regelkreise aus einer
Heizungsregelung, aus einer Nierenausgangsregelung und aus einer
Venentemperaturregelung bestehen.
8. Gerät nach Anspruch 1, 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Heizungsregelung
ihren Sollwert von der Nierenausgangsregelung, die Nierenausgangsregelung ihren Sollwert
von der Venentemperaturregelung und die Venentemperaturregelung ihren Sollwert durch
Vorgabe von außen erhält, wobei die einzelnen Regelkreise ihre jeweiligen Stellgrößen aus
der Regelabweichung, den Sollwerten direkt und anderen physikalischen Größen berechnen,
die die Regelstrecke beeinflussen.
9. Gerät nach Anspruch 1 und 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Stellgrößen -
Regelparameter und Regelverfahren - der Nierenausgangs- und Venentemperaturregelung
zusätzlich durch eine übergeordnete adaptive Regelung oder durch automatisch gesteuerte
und ausgewertete Versuche vor der Behandlung berechnet werden.
10. Gerät nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß es zur Behandlung von
Krebserkrankungen oder Infektionskrankheiten, wie HIV/AIDS, Hepatitis B und C, eingesetzt
wird.
Priority Applications (2)
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---|---|---|---|
DE19531935A DE19531935A1 (de) | 1995-08-17 | 1995-08-17 | Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-Behandlung |
PCT/DE1996/001555 WO1997006839A1 (de) | 1995-08-17 | 1996-08-16 | Gerät zur ganzkörperhyperthermie-behandlung |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19531935A DE19531935A1 (de) | 1995-08-17 | 1995-08-17 | Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-Behandlung |
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Family Applications (1)
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DE19531935A Withdrawn DE19531935A1 (de) | 1995-08-17 | 1995-08-17 | Gerät zur Ganzkörperhyperthermie-Behandlung |
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Country | Link |
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