DE1152791B - Stuhl mit am Traggestell gegen Federkraft verschwenkbarem Sitz - Google Patents

Description

• Stuhl mit am Traggestell gegen Federkraft C verschwenkbarem Sitz Die Erfindung befaßt sich mit dem Problem, einen Stuhl zu schaffen, der seinem Benutzer sowohl in der Schreibstellung als auch in der Lesestellung eine vollkommene Rückenabstützung gibt. Bis heute kann man noch nicht von einer Lösung dieses Problems sprechen, die allen berechtigten Anforderungen entspricht.
• Am nächsten kommt wohl der angestrebten Prob blenflösung die Ausbildung der Rückenlehne von Stühlen in der sogenannten Akerblomlinie, also eine Rückenlehne, die die Eiiisattelung oder Lordose der Lende dicht oberhalb des Beckens stützt.
• Stühle mit einer solchen Ausbildung der Rückenlehne sind zwar für eine ganz bestimmte Körperhaltung vorteilhaft. Sie bieten jedoch keine gute Körperabstützung in sehr verschiedenen Körperhaltungen, wie sie in den Grenzfällen mit »Schreibstellung« und »Lesestellung« bezeichnet werden können. Hierzu wird auf Fig. 1 und 2 der beigefügten Zeichnung verwiesen, die schematisiert den Benutzer eines mit fester, nach Akerblom geformter, Rückenlehne versehenen Stuhles einmal in der Lesestellung, zum anderen in der Schreibstellung wiedergibt. Der in Fig. 1 und 2 gezeichnete Stuhl ist in der Lesestellung nach Fig. 1 sitztechnisch als gut zu bezeichnen. In der Schreibstellung nach Fig. 2 stützt er aber nur eine Stelle des Rückens ab, so daß hier mit der Zeit ein schmerzhafter Druck empfunden wird.
• Für Stühle mit einer Rückenlehne in der gebräuchlichen Ausführung, also mit Rückenlehne, die von oben nach unten etwa geradlinig verläuft, hat man eine schwenkbare Lagerung mit Drehachse etwa in halber Rückenlehnenhöhe vorgeschlagen. Dies erläutern Fig. 3 und 4. Die Schwenkbarkeit der Rückenlehne beseitigt zwar die erwähnte Abstützung des Rückens an einer punktförmigen Stelle. Sie ergibt, aber doch keine zufriedenstellende Abstützung des Rückens, weder in der Schreibstellung noch in der Lesestellung. Denn es fehlt in beiden Stellungen das Abstützen der Einsattelung oberhalb der Lendenkrümmung, und infolge der hohen Lage des Schwenkpunktes der Rückenlehne wird der Rücken zu weit oberhalb der Sitzfläche abgestützt.
• Es ist ferner ein Stuhl bekannt, dessen Sitz am Traggestell gegen die Kraft einer Feder schwenkbar gelagert ist und eine Rückenlehne trägt, welche um eine oberhalb der Sitzebene angeordnete, waagerechte Achse schwenkbar gelagert ist. Nachteilig ist, daß die Rückenlehne von dem Sitz nicht weitgehend genug kinematisch unabhängig ist. Dies bedeutet, daß bei dieser älteren Anordnung lediglich positive Sitz- und Rückenlehnenwinkel erreicht werden können, d. h. Ausschwenkungen des Sitzes nach unten und der Rückenlehne nach hinten. Die kinematische Unabhängigkeit geht aber dort nicht so weit, daß beispiellsweise der Sitzwinkel positiv, der Rückenlehnenwinkel hingegen negativ ist. Die weitgehend kinematische Unabhängigkeit wird dort durch eine Rückholfeder vermieden, welche die Rückenlehne immer in eine bestimmte Stellung zum Sitz bewegt. Überdies ist der Sitz lediglich in einer einzigen Richtung nelgbar, was insofern nachteilig ist, als der Sitz nur nach hinten geneigt werden kann, da der Schwerpunkt des Sitzenden sich weit hinter dessen Schwenkachse befindet. Diese Sitzstellung ist wohl als »Lesestellung« geeignet, jedoch nicht als »Schreibstellung«.
• Hinzu kommt noch, daß die elastische Aufnahme des Sitzes konstruktiv auf das Durchschnittsgewicht eines Menschen abgestimmt sein muß. Ist die Person schwerer oder leichter, dann wird der angestrebte Effekt des Stuhles nicht mehr erreicht. Wenn sich beispielsweise ein leichterer Stuhlbenutzer nach hinten neigt, muß eine zusätzliche Kraft aufgewendet werden; ist der Stuhlbenutzer dagegen schwerer, dann neiat sich der Sitz auch ungewollt zwangläufig nach hinten.
• Es ist ferner ein Stuhl bereits bekannt, dessen Rückenlehne im unteren Teil an einem mit dem Traggestell verbundenen auskragenden Arm angelenkt ist. An der Rückenlehne sind auch der Sitz und die Arinstützen angelenkt, wobei das vordere Ende einer jeden Armstütze mit einer Diagonalstrebe gelenkig verbunden ist, die ihrerseits mit dem Traggestell in gelenkiger Verbindung steht. Dabei ist eine Zugfeder bestrebt, den Sitz des Stahles in die Sitzstellung zu bewegen. Auch dort ist also der Sitz mit der Rückenlehne in hohem Maße kinematisch gekuppelt. Mit anderen Worten, daß dort diese beiden Teile voneinander weitgehend abhängig sind, was von Nachteil ist. Diese Abhängigkeit ergibt sich daraus, daß die Schwenkachse der Rückenlehne unterhalb des Sitzes angeordnet und letzterer an der Rükkenlehne angelenkt ist. Schließlich ist eine Stuhlkonstruktion nicht mehr neu, bei welcher die Rückenlehne mit dem unteren Teil des Sitzes gelenkig verbunden ist. Bei diesem an sich bekannten Stuhl ist das Ausschwingen von Sitz und Rückenlehne ledig-Ech nach hinten möglich. Die Rückenlehne wird dabei durch Anschläge blockiert, wohingegen der Sitz über eine Schraube in eine Schräglage nach hinten einstellbar ist, so daß er stets nur eine bestimmte Lage einnimmt. Auch dort kann also von einer weitgehenden kinematischen Unabhängigkeit von Sitz und Rückenlehne nicht gesprochen werden.
• Diese zum Stande der Technik zählenden Stuhlkonstruktionen lassen die letztmögliche Ausnutzung der neueren Erfahrungen und Ergebnisse vermissen. Sie weisen wohl Einzelmerkmale auf, also beispielsweise die Schwenkbarkeit der Rückenlehne bzw. des Sitzes. Die zweckmäßige und zielbewußte Zusammenfassung dieser Merkmale und Kombination mit weiteren, in anderem Zusammenhang bekannten Merkmale zu einer neuartigen Stuhlkonstruktion ist hingegen noch nicht vorgeschlagen worden und bildet den Gegenstand der Erfindung.
• Die Erfindung kennzeichnet sich durch die Vereinigung folgender, an sich bekannter Merkmale: a) Der Sitz ist um eine mittlere, waagerechte Ouerachse am Gestell schwenkbar angeordnet, b) die Rückenlehne ist dem Verlauf der Wirbelsäule angepaßt sowie der Rückenform entsprechend ausgebildet und reicht bis etwa in den Bereich der Lendenwirbel, c) die Schwenkachse der Rückenlehne befindet sich in Höhe ihres konvexen Teils, d) die Rückenlehne ist frei schwenkbar gelagert. In weiterer Ausgestaltung des Erfindungsgegenstandes ist in bekannter Weise die Schwenkachse der Rückenlehne mit dem schwenkbaren Sitz fest verbunden.
• Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung ist der Sitz von der Rückenlehne weitgehend kinematisch unabhängig. Diese Unabhängigkeit geht so weit, daß beispielsweise der Sitzwinkel positiv, der Rückenlehnenwinkel hingegen negativ sein kann. Trotz Verlegung des Gewichtes nach hinten kann also der Stuhlbenutzer insofern aufrecht sitzen, als die Rükkenlehne nach vorne verschwenkt, der Lehnenwinkel also negativ ist.
• Andererseits kann bei negativem Sitzwinkel die Rückenlehne nach hinten verschwenkt werden und zwar ausschließlich durch Verlegung des Gewichtes des Stuhlbenutzers. Gerade diese weitgehend kinematische Unabhängigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für die praktische Brauchbarkeit eines derartigen Stuhles.
• Die Rückenlehne soll nicht nur zur Abstützung des Rückens beim Sitzen dienen, sondern gleichzeitig orthopädische Funktionen ausüben. Die bis in die Lendenwirbelgegend herabreichende, anatomisch geformte Rückenlehne soll ein Durchbewegen der Rückenmuskulatur und ein jeweiliges Aufrichten der Lendenwirbelsäule beim Wechseln von »Sitz-« zu »Lesestellung« bewirken. Damit ergibt sich nicht nur eine Abstützung des Rückens, sondern auch eine Therapie durch Bewegung.
• Wenn der Benutzer des Stuhles gemäß der Erfindung sich gegen die Rückenlehne anlegt, drückt er unbewußt auf den oberen längeren Hebelarm der Rückenlehne und preßt hierdurch den unteren kürzeren Hebelarm gegen seine Lendenwirbel. Der Benutzer hat es selbst in der Hand, diesen Druck gegen die Wirbel weitgehend zu variieren, d. h. schwächer oder stärker zu bemessen.
• Dadurch, daß der Sitz ebenfalls schwenkbar gelagert ist, und zwar mit zur Schwenkachse der Rükkenlehne paralleler Schwenkachse, können sich Lehne und Sitz weitgehend aufeinander einstellen oder angleichen. Auf diese Weise ist die Einnahme verschiedener Sitzhaltungen möglich. Dies ist wichtig, da nach den ärztlich-physiologischen Forschungen auch bei optimaler Gestaltung des Sitzmöbels eine Änderung der Sitzhaltung erwünscht ist, damit andere Muskelgruppen zur Aufrechterhaltung des Oberkörpers herangezogen werden und die durch langes Anspannen auch auf einem guten Sitz allmählich ermüdeten Muskeln sich entspannen können. Bei dem Stuhl nach der Erfindung können sich Sitz und Rükkenlehne bei der Benutzung selbsttätig koordinieren. Der Sitz ist nicht unbeweglich, aber er schwimmt auch nicht; d. h. er weicht nicht seitlich aus, wie dies bei manchen bekannten Stühlen der Fall ist. Der Sitz ist gegen Federkraft schwingend, pendelnd so am Gestell gelagert, daß er um eine waagerechte Achse nach vorn und nach hinten ausschwenken kann. Hierbei kann die ebenfalls um eine waagerechte Achse pendelnde Rückenlehne sich dem Benutzer in jeder Lage bei leichtestem Druck der Körperteile anschmiegen; sie folgt der Bewegung des Sitzenden.
• In der Zeichnung zeigen Fig. 5 und 6 ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes in zwei verschiedenen Stellungen, nämlich der Lesestellung in Fig. 5 und der Schreibstellung in Fig. 6.
• Nach Fig. 5 ist der Sitz a verhältnismäßig weit nach hinten geneigt. In diesem Ausführungsbeispiel ist in bekannter Weise die Schwenkachse b der Rükkenlehne c am Sitz a befestigt, nämlich über die Armlehnenhalter d. Je größer die Neigung des Sitzes a nach hinten ist, um so mehr bewegt sich auch die Achse b der Rückenlehne nach hinten. Dies trägt zur vollkommenen Anpassung von Rückenlehne und Sitz an die Körperhaltung beim Lesen bei.
• Nach Fig. 6 befindet sich der Benutzer des Sitzgerätes in der Schreibstellung. Man erkennt, daß der nach vorn geneigten Körperhaltung die Rückenlehne c folgt, so daß auch in der Schreibstellung eine gute Abstützung des Rückens erreicht wird. Dabei trägt der Sitz auf einer großen Fläche, was wiederum auf die Schwenkbarkeit des Sitzes zurückzuführen ist.

Claims (2)

1. PATENTANNSPRÜCHE: 1. Stuhl, dessen Sitz am Traggestell gegen Federkraft schwenkbar gelagert ist und eine Rükkenlehne trägt, die um eine oberhalb der Sitzebene angeordnete, waagerechte Achse schwenkbar gelagert ist, gekennzeichnet durch die Vereinigung folgender an sich bekannter Merkmale: a) der Sitz (a) ist um eine mittlere, waagerechte Querachse am Gestell schwenkbar anordnet, b) die Rückenlehne (c) ist dem Verlauf der Wirbelsäule angepaßt sowie der Rückenform entsprechend ausgebildet und reicht bis etwa in den Bereich der Lendenwirbel, c) die Schwenkachse (b) der Rückenlehne (c) befindet sich in Höhe ihres konvexen Teils, d) die Rückenlehne (c) ist frei schwenkbar gelagert.
2. 2. Stuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in bekannter Weise die Schwenkachse (b) der Rückenlehne (e) mit dem schwenkbaren Sitz (a) fest verbunden ist. In Betracht gezogene Druckschriften: Deutsche Patentschrift Nr. 716 060; französische Patentschrift Nr. 948 897; USA.-Patentschriften Nr. 2 830 650, 2 420 745, 2 345 926, 2 139 205, 478 131.