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Verfahren zum Festlegen der Haare Bekanntlich ist es vielfach notwendig,
menschliches Haar nach Wasch-, Färbe- oder Dauerwellprozessen der Behandlung mit
Festlegemitteln zu unterwerfen, da ohne eine solche Maßnahme das Haar zu weich und
locker ist, sich schlecht frisieren läßt und die erhaltenen Frisuren, besonders
bei Einwirkung feuchter Luft, schnell ihren guten Sitz verlieren. Außerdem wird
durch das Festlegen der Haare auch die Struktur des Haares gestärkt, so daß die
Möglichkeit von Haarschädigungen, besonders infolge Brüchigkeit wesentlich vermindert
wird.
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Haarfestlegemittel werden in der Regel aus wasserlöslichen Pflanzenschlcimen
wie Tragant, Carragheenmoos, Quittenschleim oder aus Gummen wie Gummiarabikum, Carayagummi
oder aus Pektinen, Agar-Agar od. dgl., gewonnen. Auch Methylcellulosen, Celluloseäther
oder -ester, Carboxymethylcellulose in Form der Alkalisalze, ferner Polyvinylalkohol,
Alginate, Polyacrylate oder -methacrylate, ganz oder teilweise verseifte Hartharze
wie Kolophonium und Polyvinylpyrrolidon sind hierfür verwendet worden.
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Alle diese Stoffe besitzen den Nachteil der schnellen Auswaschbarkeit
und Empfindlichkeit gegen die Einwirkung von Feuchtigkeit. Auch lagern sie sich
wegen der Größe der Moleküle nur oberflächlich auf das Haar auf, geben häufig einen
grauen Schimmer und sind beim Kämmen sehr leicht zu entfernen.
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Man hat daher auch schon wasserunlösliche Verbindungen wie Äthylcellulosen,
Schellack, Harze natürlicher oder synthetischer Art, Polyvinylacetat od. dgl. in
Form ihrer Lösungen in organischen Lösungsmitteln verwendet. Derartige Lösungen
sind aber wegen ihrer entfetten den Wirkung auf das Haar und die Kopfhaut sowie
wegen ihrer Feuergefährlichkeit, ihres Geruches und auch wegen des verhältnismäßig
hohen Preises wenig beliebt. Wäßrige Dispersionen von an sich unlöslichen Verfestigungsmitteln,
z. B. von Polyvinylacetat, zeigen gleichfalls den Nachteil, daß sie sich nur oberflächlich
auf das Haar auflegen.
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Schließlich ist es auch bekannt, haltbare Verformungen des Haares
mit wäßrigen Lösungen eines in der Wärme aushärtenden Vorkondensates eines Harnstoff-Formaldehyd-Harzes
zu bewirken. Hierbei entstehen dreidimensionale Aminoplaste, die nach beendeter
Kondensation krümelige Endkondensate darstellen. Sie widerstehen auf dem Haar infolge
mangelnder mechanischer Festigkeit dem Kämmen und Bürsten nicht und neigen außerdem
infolge ihrer Struktur zur Staubbildung und Vergrauung.
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Es wurde nun gefunden, daß sich Lösungen der aushärtbaren Mono- oder
Polymethylolverbindungen,
wie sie durch Umsetzung bestimmter organischer Stickstoffverbindungen,
vornehmlidii aliphatischer Diamine mit Harnstoff und anschließender Reaktion mit
Formaldehyd gewonnen werden, vorzüglich zum Festlegen der Haare eignen. Sie bilden
auf dem Haar linear konstituierte Endkondensate und glasige Filme von hoher mechanischer
Festigkeit. Bei der Haarbehandlung mit Lösungen derartiger Vorkondensate, die wahrscheinlich
auch im Verlaufe des Kondensationsprozesses mit dem Haarkeratin teilweise vernetzen,
treten gegenüber den vorerwähnten und bereits bekanntgewordenen Verfahren erhebliche
Vorzüge ein. Das Haar behält seinen natürlichen Glanz, und der sich verfestigende
oder bereits endgültig verfestigte Film kann durch mechanische Behandlung, wie Kämmen
oder Bürsten, nicht ohne weiteres entfernt werden. Ein weiterer wesentlicher Vorzug
der zu linear konstituierten Filmen führenden Vorkondensate besteht darin, daß für
die Kondensation nicht die beim Auskondensieren von Harnstoff-Formaldehyd-Harzen
erforderlichen Kondensationstemperaturen von 115 bis 120"C erforderlich sind.
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Vielmehr genügen bei dem beanspruchten Verfahren Trockentemperaturen
von 40 bis 800 C völlig, um die Bildung der gewünschten Linearharze zu erreichen
und damit die erforderlichen Versteifungseffekte auf dem Haar zu erzielen.
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Die Stickstoffverbindungen, welche durch Umsetzung mit Formaldehyd
zur Herstellung der erfindungsgemäß einsetzbaren Vorkondensate geeignet sind, besitzen
die allgemeine Formel X-Z-X oder X-Z-X-Z-X oder X-Z-X-Z-X-Z-X Hier bedeutet X einen
Rest des Harnstoffes oder Thioharnstoffes. Z bedeutet einen Alkylen- oder Cycloalkylenrest
oder ein heterocyclisches Zwischenglied.
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Die vorerwähnten aushärtbaren Mono- oder Polymethylolverbindungen
sollen noch völlig wasserlöslich sein, so daß sie beispielsweise in Form der 5-
bis 200/obigen, vorzugsweise 8- bis 100/oigen wäßrigen Lösungen durch Einarbeiten
in das Haar vor dem Frisieren oder durch Aufsprühen auf das Haar nach dem Frisieren
angewandt werden können. Die übliche Wärmebehandlung zum Trocknen des gewaschenen
oder
sonstwie naß behandelten Haares reicht in der Regel aus, um eine Aushärtung zu bewirken,
die im übrigen auch allein durch die Einwirkung der Luft bei normaler Temperatur
nach mehreren Stunden erzielt oder vollendet wird.
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Als Beispiele für Verbindungen, welche sich besonders als Haarverfestiger
in gelöster Form eignen, sollen die folgenden genannt werden:
Dimethylolverbindung des Diäthylen-triharnstoffes
Dimethylolverbindung des Di-tetramethylen-trithioharnstoffes
Dimethylolverbindung des 2-Oxoimidazolin-1,3-dicarbonsäureamides Aber auch andere
Mono-, Di- oder Polymethylolverbindungen, beispielsweise des Äthylen-diharnstoffes
oder des Hexamethylen-diharnstoffes, sind anwendbar.
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Die aushärtbaren Mono- oder Polymethylolverbindungen werden in der
Regel in wäßriger Lösung als Haarverfestiger benutzt. Man kann aber auch Lösungen
in organischen Lösungsmitteln verwenden, beispielsweise in Äthanol oder Isopropanol.
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Auch Lösungen in Gemischen aus Wasser und organischen Lösungsmitteln
sind anwendbar.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Lösungen haben gegenüber den bekannten
Mitteln zum Festlegen der Haare den Vorzug, daß die genannten aushärtbaren Mono-
oder Polymethylolverbindungen gut in das menschliche Haar eindringen, in und auf
diesem ausgehärtet werden und so in in Wasser unlösliche und gegen Feuchtigkeit
unempfindliche, nur schwer auskämmbare Einlagerungen mit ausgezeichneter Verfestigungswirkung
übergehen.
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Den vorbeschriebenen Lösungen aushärtbarer Mono- oder Polymethylolverbindungen
können an sich bekannte Haarverfestigungsmittel, wie sie einleitend beschrieben
werden, oder auch weichmachende Zusätze zugegeben werden. Man ist auf diese Weise
in der Lage, Festigkeit, Härte und Elastizität aufeinander abzustimmen. Diese Zusätze
werden bei der Aushärtung eingelagert. Die sonst beobachtete Auswaschbarkeit oder
Empfindlichkeit der bekannten haarfestigend wirkenden Stoffe gegen Feuchtigkeit
wird bei der Kombination mit den erfindungsgemäßen Produkten wesentlich herabgesetzt.
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Um eine rasche Aushärtung der Methylolverbindungen zu erreichen,
hat es sich als zweckmäßig erwiesen, den auf das Haar aufzubringenden Lösungen der
Kunstharzvorkondensate noch Härtungs-
katalysatoren zuzusetzen. Es kommen dafür Ammoniumsalze
und Alkanolaminsalze anorganischer und organischer Säuren sowie schwache organische
Säuren in Frage. Sie beschleunigen die Kondensation der Vorkondensate, so daß die
gewünschten Filme und der Verfestigungseffekt rasch erreicht werden.
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Beispiel 1 Mit einer 100/oigen wäßrigen Lösung der Dimethylolverbindung
des Diäthylen-triharnstoffes, der. noch 1010 Maleinsäure zugesetzt wird, wird lebendes
Frauenhaar getränkt, worauf nach dem Abstreifen des Überschusses der Tränklösung
die Frisur in üblicher Weise gelegt wird. Anschließend wird unter der Haube oder
mittels einer Infrarotstrahlung bei Temperaturen von 40 bis 70"C getrocknet. Hierbei
vollzieht sich die Härtung und Fixierung des Harzes auf dem Haar.
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Beispiel 2 Eine geeignete Haarverfestigerlösung enthält 8010 der
Dimethylolverbindung des Di-tetramethylentrithioharnstoffes sowie 0,8°/o maleinamidsaures
Melamin und 2,5010 Polyvinylacetat, welches einen durchschnittlichen Polymerisationsgrad
von 50 besitzt, in dispergierter Form. Mit dieser Lösung wird menschliches Haar
in der im Beispiel 1 näher beschriebenen Weise behandelt.
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Beispiel 3 Eine 100/obige Lösung der Dimethylolverbindung des 2 -
Oxoimidazolin - 1,3 - carbonsäureamides wird durch Zugabe von 10/o Glykolsäure auf
PH 4,7 eingestellt. Mit dieser Lösung wird menschliches Haar, wie im Beispiel 1
beschrieben, behandelt, abgequetscht, frisiert und getrocknet.