Es
ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein poröses Substrat
auf Silicium-Basis bereitzustellen, welches geeignete homogene Fluss-
und Diffusionswege für
Stoffaustauschprozesse aufweisen soll.
Diese
Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen
gelöst.
Insbesondere
wird ein poröses
Substrat auf Silicium-Basis bereitgestellt, umfassend mindestens bereichsweise
Makroporen als poröse
Primärstruktur,
welche sich im wesentlichen parallel von der Ober- bis zu der Unterseite
des Substrats erstrecken, wobei in den Seitenwänden der Makroporen mindestens
bereichsweise Mesoporen vorliegen, welche eine poröse Sekundärstruktur
ausbilden.
In
dem erfindungsgemäßen, flächig ausgebildeten
Substrat auf Silicium-Basis ist über
mindestens einen Oberflächenbereich
verteilt eine Vielzahl von üblicherweise
periodisch angeordneten Makroporen, welche sich von einer Oberfläche zur
gegenüberliegenden
Oberfläche
des Substrats unter Ausbildung einer Primärstruktur durchgängig erstrecken, vorgesehen.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung können auf dem flächig ausgebildeten
makroporösen Substrat
bereichsweise aber auch Sacklöcher,
d.h. nur nach einer der Oberflächenseiten
geöffnete
Poren, vorgesehen werden. Die Makroporen in der erfindungsgemäßen Vorrichtung
können
beispielsweise im wesentlichen rund, ellipsenförmig oder im wesentlichen quadratisch
gestaltet sein.
Die
Makroporen im erfindungsgemäßen Substrat
weisen vorzugsweise einen Durchmesser von 0,3 bis 30 μm, mehr bevorzugt
von 1,0 bis 10 μm, auf.
Der Abstand von Porenmitte zu Porenmitte (Pitch), d.h. zweier zueinander
benachbarter bzw. angrenzender Poren beträgt üblicherweise 1 bis 500 μm, vorzugsweise
3 bis 100 μm.
Die Porendichte liegt üblicherweise
im Bereich von 104 bis 108/cm2.
Die
Mesoporen im erfindungsgemäßen Substrat
weisen vorzugsweise einen Durchmesser von 3 bis 300 nm, mehr bevorzugt
von 5 bis 100 nm, auf. Das erfindungsgemäße Substrat weist somit eine zweite
(meso)poröse
Struktur innerhalb des (makro)porösen Silicium-Werkstücks bzw.
-Substrats auf, wobei beide porösen
Strukturen ein sehr enges Spektrum an Porendurchmessern aufweisen,
d.h. die Struktur ist nicht fraktal.
Um
eine große
innere Oberfläche
bei hinreichender mechanischer Stabilität zu erreichen, wird die Porosität der durch
die Mesoporen ausgebildeten porösen
Sekundärstruktur
im erfindungsgemäßen Substrat
vorzugsweise auf 25 bis 70%, mehr bevorzugt auf 45 bis 50% eingestellt.
Die
Dicke des erfindungsgemäßen Substrats unterliegt
keiner spezifischen Beschränkung.
Beispielsweise kann als Substrat ein Siliciumwafer mit einer Dicke
von etwa 0,5 mm eingesetzt werden.
Des
weiteren kann das Substrat gemäß der vorliegenden
Erfindung mindestens bereichsweise eine oder mehrere Oberflächenschichten
aufweisen, welche aus der Gruppe, bestehend aus einer SiO2-Schicht,
einer Si3N4-Schicht
und einer Schicht auf Silan-Basis, ausgewählt ist bzw. sind.
Wenn
die vorstehend genannte Oberflächenschicht
des erfindungsgemäßen Substrats
aus SiO2 aufgebaut ist, so beträgt deren
Dicke bevorzugt 1 bis 5 nm.
Im
Falle einer auf dem erfindungsgemäßen Substrat angeordneten Silan-Oberflächenschicht werden üblicherweise
Siliciumorganische Verbindungen eingesetzt, die befähigt sind,
beispielsweise an die auf der Oberfläche einer zuvor aufgebrachten bzw.
erzeugten SiO2-Schicht vorliegenden OH-Gruppen kovalent
zu binden. Solche Silicium-organischen Verbindungen können weiter
eine funktionelle Gruppe aufweisen, die zur kovalenten Bindung mit
beispielsweise als Sonden in biologisch-chemischen Reaktionen einsetzbaren
Fängermolekülen befähigt ist.
Derartige bifunktionelle Silicium-organische Verbindungen können beispielsweise
Alkoxysilan-Verbindungen mit einer oder mehreren terminalen funktionalen
Gruppen, ausgewählt
aus Epoxy, Glycidyl, Chlor, Mercapto oder Amino, sein. Vorzugsweise
ist die Alkoxysilan-Verbindung ein Glycidoxyalkylalkoxysilan, wie
z.B. 3-Glycidoxypropyltrimethoxysilan,
ein Mercaptoalkylalkoxysilan, wie z.B. γ-Mercaptopropyltrimethoxysilan,
oder ein Aminoalkylalkoxysilan, wie z.B. N-β-(Aminoethyl)-γ-aminopropyltrimethoxysilan.
Die Länge
der als Spacer zwischen der funktionellen Gruppe, wie z.B. Epoxy
bzw. Glycidoxy, welche mit dem Fängermolekül bzw. der
Sonde bindet, und der Trialkoxysilangruppe wirkenden Alkylenreste unterliegt
dabei keiner Beschränkung.
Derartige Spacer können
auch Polyethylenglykolreste sein.
Das
Anbinden bzw. Koppeln von Fängermolekülen wie
beispielsweise Oligonukleotiden bzw. DNA-Molekülen an das erfindungsgemäße Substrat, welches
mit einer derartigen Silan-Oberflächenschicht
versehen ist, kann über
die Linkermoleküle, d.h.
die vorstehend genannten bifunktionellen Siliciumorganischen Verbindungen,
nach den im Stand der Technik üblichen
Verfahren erfolgen, beispielsweise bei Verwendung von Epoxysilanen
als Linkermoleküle
durch anschließende
Reaktion der terminalen Epoxidgruppen mit terminalen primären Aminogruppen
oder Thiolgruppen von Oligonukleotiden bzw. DNA-Molekülen, die beispielsweise in
entsprechenden Analyseverfahren als immobilisierte bzw. fixierte
Fängermoleküle für die in
einem zu untersuchenden Analyten vorliegenden Zielmoleküle fungieren.
Dabei können
beispielsweise die als Fängermoleküle verwendbaren
Oligonukleotide unter Verwendung der Synthesestrategie, wie in Tet.
Let. 22, 1981, Seiten 1859 bis 1862, beschrieben, hergestellt werden.
Die Oligonukleotide können
dabei während
des Herstellungsverfahrens entweder an der 5-oder der 3-Endstellung mit terminalen
Aminogruppen derivatisiert werden.
Eine
weitere Möglichkeit
der Anbindung solcher Fängermoleküle an die
Oberfläche
des erfindungsgemäßen Substrats
kann durchgeführt
werden, indem das poröse
Substrat auf Silicium-Basis zunächst mit
einer Chlorquelle, wie Cl2, SOCl2, COCl2 oder (COCl)2, gegebenfalls unter Verwendung eines Radikalinitiators wie
Peroxide, Azoverbindungen oder Bu3SnH, behandelt
wird und anschließend
mit einer entsprechenden nucleophilen Verbindung, wie insbesondere
mit Oligonukleotiden bzw. DNA-Molekülen, die terminale primäre Aminogruppen
oder Thiolgruppen aufweisen, umgesetzt werden (siehe WO 00/33976).
Eine
derartige chemische Funktionalisierung der Oberfläche des
erfindungsgemäßen Substrats bzw.
das Anordnen einer entsprechenden Oberflächenschicht auf Basis eines
bifunktionellen Silans, wie vorstehend ausgeführt, eröffnen die Möglichkeit, daß nur eine
Molekülsorte
mittels spezifischer Bindungsreaktion aus einem Analyten gefiltert
werden kann.
Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung des erfindungsgemäßen porösen Substrats auf Silicium-Basis,
umfassend die Schritte,
- (i) Bereitstellen eines
n-dotierten Siliciumsubstrats,
- (ii) Erzeugen von Makroporen durch elektrochemisches Ätzen,
- (iii) Durchführen
einer BSG- oder PSG-Dotierung des in Schritt
- (ii) erhaltenen Substrats und
- (iv) Erzeugen von Mesoporen durch elektrochemisches Ätzen.
Die
elektrochemische Ätzung
in Schritt (ii) des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt vorzugsweise
in einem fluoridhaltigen, sauren Elektrolyten, wobei das Substrat
als Anode einer Elektrolysierzelle verschaltet ist. Da das Substrat
als Anode geschaltet ist, bewegen sich Minoritätsladungsträger in dem Silicium zu der
mit dem Elektrolyten in Kontakt stehenden ersten Hauptfläche. Dort
bildet sich eine Raumladungszone aus. Da die Feldstärke im Bereich
von Vertiefungen in einer Oberfläche
stets größer ist
als außerhalb,
bewegen sich die Minoritätsladungsträger bevorzugt
zu solchen Vertiefungen, die mit statistischer Verteilung in jeder
Oberfläche
vorhanden sind. Dadurch kommt es zu einer Strukturierung der Oberseite
des Substrats. Je tiefer eine anfängliche kleine Unebenheit durch
die Ätzung
wird, desto mehr Minoritätsladungsträger bewegen
sich wegen der vergrößerten Feldstärke dorthin
und desto stärker
wird der Ätzangriff
an dieser Stelle. Die Löcher
wachsen im Substrat in der kristallographischen <100>-Richtung.
Vorzugsweise
wird ein Elektrolyt mit einer Konzentration zwischen 2 Gew.-% HF
und 10 Gew.-% HF verwendet. Bei der elektrochemischen Ätzung wird
dann eine Spannung zwischen 1,5 Volt und 5 Volt angelegt.
Zur
Einstellung der Stromdichte im Substrat ist es vorteilhaft, die
zweite Hauptfläche
des Substrats beim elektrochemischen Ätzen zu beleuchten. Der Ätzstrom
durch die Probenoberfläche
ist dabei eine Funktion des einfallenden Lichts. Er bestimmt maßgeblich
die Lochbreite.
Das
in Schritt (ii) eingesetzte Werkstück bzw. Substrat kann an der
Oberfläche
mit einer entsprechenden Topologie versehen sein. Diese Topologie umfaßt in regelmäßigen Abständen angeordnete Vertiefungen,
die unter Verwendung photolithographischer Prozeßschritte durch eine alkalische Ätzung hergestellt
werden. Alternativ kann die Topologie der Oberfläche auch durch lichtinduzierte,
elektrochemische Ätzung
gebildet sein.
Um
im Schritt (iv) des erfindungsgemäßen Verfahrens Poren geeigneter
Größe zu realisieren, wird
beispielsweise eine Siliciumscheibe, bei der die Poren von der ersten
Hauptfläche
zur zweiten Hauptfläche
der Scheibe führen
(Makro- bzw. Durchgangsporen), wie in
EP 0 296 348 B1 und
DE 198 20 756 C1 beschrieben,
in Schritt (iii) des erfindungsgemäßen Verfahrens durch einen
thermischen Diffusionsprozeß mittels
PSG-Dotierung oder BSG-Dotierung (Bor- bzw. Phosphor-Silikatglas-Dotierung) zusätzlich n-type
oder p-type dotiert. Vorzugsweise wird eine PSG-Dotierung durchgeführt, d.h.
n-type. Die Dotierstoffkonzentration liegt dabei üblicherweise
in einem Bereich von 10
17/cm
3 bis
10
19/cm
3.
Der
Schritt (iii) kann beispielsweise durch Aufbringen einer Phosphorsilikatglasschicht
zumindest bereichsweise an den Porenwänden und zumindest bereichsweise
an der Oberfläche
des flächigen Substrats,
Ausdiffundieren von Phosphor in einem Hochtemperaturschritt und
anschließendem
Entfernen der Phosphorsilikatglasschicht durchgeführt werden.
Die Phosphorsilikatglas(PSG)-Schicht kann hierbei auf die gesamte
freiliegende Oberfläche
des Substrats aufgebracht werden. Durch Ausdiffusion von Phosphor
in einem Hochtemperaturschritt wird ein n-dotierter Bereich gebildet.
Die Dotierung in dem n-dotierten
Bereich wird beispielsweise auf 1017 bis 1019/cm–3 eingestellt.
Wird
das derartig behandelte Substat anschließend in Flußsäure anodisiert, so bilden sich
im hochdotierten Bereich Mesoporen von typischerweise 3 nm bis 300
nm Durchmesser. Somit wird erfindungsgemäß ein Siliciumsubstrat mit
zwei Hierarchien von Poren erhalten, d.h. geordnete Makro- bzw. Durchgangsporen
im Mikrometerbereich und ungeordnete Meso- bzw. Sacklochporen im
Nanometerbereich.
Mittels
chemischer SC1- („surface
clean 1"; H2O2/NH4OH)
oder SC2-Verfahren („surface
clean 2"; H2O2/HCl) oder thermischer
Oxidation kann anschließend
beispielsweise eine dünne
SiO2-Oberflächenschicht
auf der Si-Oberfläche
des in Schritt (iv) erhaltenen Werkstücks bzw. Substrats bereitgestellt
werden.
Ein
derartig erzeugtes, erfindungsgemäßes Substrat weist sehr kurze
Diffusionswege auf, entsprechend der Tiefe des dotierten Bereiches,
bzw. maximal halbe Porenwanddicke (wenige Mikrometer) sowie Flusskanäle von identischem
Querschnitt (Makroporendurchmesser = einige Mikrometer) und identischer
Länge (Substratdicke
= typischerweise 0,5 mm).
Im
erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren
sind, wie schon vorstehend beschrieben, auch Variationen der Oberflächenchemie
[beliebige anorganische (z.B. Si3N4, etc.) oder organische (z.B. Silanisierung,
etc.) Funktionalisierungen] sowie Variationen der Verfahrensabfolge
(erst Mesoporenöffnung, dann Öffnung der
Makroporen, etc.) möglich.
Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
eines porösen Substrats
auf Silicium-Basis zur Chromatographie. Wie schon vorstehend ausgeführt, kann
dabei das Anbinden bzw. Koppeln von Fängermolekülen wie beispielsweise Oligonukleotiden
bzw. DNA-Molekülen
an das Trägermaterial über die
Linkermoleküle, d.h.
die vorstehend genannten Silicium-organischen Verbindungen nach
den im Stand der Technik üblichen
Verfahren erfolgen, beispielsweise mittels Behandeln des porösen Trägermaterials
bei Verwendung von Epoxysilanen als Linkermoleküle durch anschließende Reaktion
der terminalen Epoxidgruppen mit terminalen primären Aminogruppen oder Thiolgruppen
von Oligonukleotiden bzw. DNA-Molekülen, die
beispielsweise in entsprechenden Analyseverfahren als immobilisierte
bzw. fixierte Fängermoleküle für die in
einem zu untersuchenden Analyten vorliegenden Zielmoleküle fungieren.
Darüberhinaus
kann das erfindungsgemäße poröse Substrat
auf Silicium-Basis zur Synthese von Molekülen, insbesondere Biomolekülen wie
Oligonukleotiden oder Polypeptiden, verwendet werden. Dabei dient
das erfindungsgemäße poröse Substrat
auf Silicium-Basis als Festphasenträger. Nach Verankerung der entsprechenden
Startermoleküle
auf der Oberfläche
des erfindungsgemäßen Substrats,
wie schon vorstehend beschrieben, kann die Synthese der entsprechenden
Zielmoleküle
erfindungsgemäß unter
Verwendung der entsprechenden Schutzgruppenchemie und den entsprechenden
Synthese- und Waschschritten erfolgen. Die synthetisierten Zielmoleküle werden
schließlich
von der Oberfläche
des erfindungsgemäßen Substrats
abgelöst
oder können dort
beispielsweise erfindungsgemäß zur Verwendung
in der Chromatographie verbleiben.
Ferner
kann das erfindungsgemäße poröse Substrat
auf Silicium-Basis
zur Filtration eingesetzt werden. Dafür werden erfindungsgemäß benachbarte
Makroporen jeweils am entgegengesetzten Ende verschlossen und am
offenen Ende an getrennte Flüssigkeitsreservoirs
angeschlossen. Die mesoporöse
Trennwand zwischen den Makroporen kann dabei erfindungsgemäß durch
einen zweiten, chemischen Ätzprozeß mit beispielsweise
der Kombination H2O2/HF
entsprechend modifiziert werden, um als Filter zu dienen. Ein Vorteil
liegt darin, daß die
mesoporöse
Schichtdicke bei etwa 1 μm
liegt, und sich damit hohe Durchflußraten bei kleiner Abmessung
erzielen lassen. wenn beispielsweise in eine 500 μm dicke Si-Scheibe
ein Array von Makroporen mit einem Durchmesser von 1,5 μm und einem
Raster von 2,5 μm
geätzt
ist, dann entspricht 1 cm2 Substratoberfläche einer
Membran mit über
100 cm2 Fläche und 1 μm Dicke.
Ein
beispielhaftes erfindungsgemäßes Substrat
auf Silicium-Basis,
das sich zur Anwendung in der Chromatographie eignet, besteht aus
einer 500 μm
dicken Si-Scheibe, in die ein Array von Makroporen mit einem Durchmesser
von 2 μm
in einem 4 μm Raster
geätzt
ist. Die Seitenwände
der Makroporen enthalten Mesoporen von 10 nm Durchmesser (bei 50%
Porosität).
Somit ergibt sich für
einen Stapel aus 20 Stücken
von jeweils 1 cm2 ein Reaktionsvolumen von
1 cm3 und ein Gewicht von 0,87 g.
Dieses
Reaktionsvolumen hat eine innere Oberfläche von etwa 150 m2 bei
einem inneren (von Flüssigkeit
gefülltem)
Volumen von nur 0,625 cm3. Dabei ist der
maximale Diffusionsweg (Wurzel aus 2 mal halber Makroporenabstand)
1,4 μm.
Die Flusskanäle
haben alle einen Durchmesser von 2 μm und sind alle 1 cm lang.