DE10213809C1 - Zellträger und Verfahren zu dessen Herstellung - Google Patents
Zellträger und Verfahren zu dessen HerstellungInfo
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Abstract
Es wird ein Zellträger (40) mit einem Substrat (10) beschrieben, auf dem eine adhärente Struktur (20) gebildet ist, die adhärente Bereiche (12) umfasst, die ein erhöhtes Haftvermögen für biologische Materialien, insbesondere biologische Zellen, Zellbestandteile und/oder biologisch wirksame Makromoleküle, besitzen und die durch nicht-adhärente Bereiche (13) voneinander abgegrenzt sind, wobei das Substrat (10) aus einer transparenten Polymerfolie besteht, die an sich ein vermindertes Haftvermögen für die biologischen Materialien besitzt und deren Oberfläche (11) in den adhärenten Bereichen (12) chemisch und/oder strukturell modifiziert ist, wobei in den nicht-adhärenten Bereichen (13) die Oberfläche (11) der Polymerfolie unmodifiziert freiliegt und die Polymerfolie ein Polymer umfasst, das aus der Gruppe, bestehend aus Polyolefinen, insbesondere fluorinierten Polyolefinen, Polyhydroxyethylenmethacrylat, Polyurethan, Polytetrafluorethylen, Kollagen, Fibrin, Fibronektin und Polysacchariden ausgewählt ist.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf Zellträger, insbesondere Träger
substrate für biologische Zellen, und auf Verfahren zu deren
Herstellung und Verwendung.
Ein Gegenstand moderner Verfahren der Biotechnologie, Biochemie,
Pharmazie und Gentechnik ist insbesondere die Untersuchung der
Wechselwirkung biologischer Zellen mit biologischen Materialien,
wie zum Beispiel weiteren Zellen, Zellbestandteilen, Mikroorga
nismen, Makromolekülen oder dergleichen, oder mit biologisch
wirksamen Stoffen natürlichen oder synthetischen Ursprungs. Die
Herbeiführung der Wechselwirkung, die Untersuchung des Wechsel
wirkungsergebnisses oder eine Zellkultivierung vor oder nach der
eigentlichen Untersuchung werden in der Regel mit adhärent auf
einem festen Substrat angeordneten Zellen durchgeführt. Aus der
Praxis sind die verschiedensten Zellenträger bekannt, die je
nach der praktischen Aufgabe eine bestimmte Geometrie und/oder
eine bestimmte Oberflächenfunktionalisierung besitzen. In der
Regel bestehen Zellträger aus inerten Materialien, wie z. B.
Glas, Kunststoff oder Halbleitermaterial.
Ein Nachteil herkömmlicher Zellträger besteht darin, dass diese
in der Regel lediglich eine Substratfunktion besitzen. Sie bil
den eine Auflage für die zu untersuchenden Zellen, die im We
sentlichen ungeordnet auf einem Substrat aufwachsen. Es ist zwar
aus der Praxis allgemein bekannt, Substrate lokal zu modifizie
ren, um in bestimmten Bereichen ein verbessertes Zellwachstum zu
induzieren. Hierzu sind jedoch komplizierte Substratpräparatio
nen, wie z. B. Oberflächenätzungen oder dergleichen erforder
lich.
Aus der Polymerphysik ist es allgemein bekannt, Polymeroberflä
chen durch chemische oder physikalische Behandlungen zu modifi
zieren. Zu den Behandlungen zählen beispielsweise eine Behand
lung mit chemischen Substanzen, eine Bestrahlung mit Partikeln
oder elektromagnetischen Strahlen, eine Koronaentladung, eine
Plasmabehandlung, eine Flammbehandlung, eine Ozonbehandlung o
der dgl. Es ist insbesondere bekannt, Polymeroberflächen mit
UV-Licht zu modifizieren. Es kann auch eine strukturierte Modi
fizierung vorgesehen sein, wie z. B. bei der Herstellung von
Photoresists in der Mikroelektronik, wobei eine Ortsauflösung
im Bereich von 100 nm erreichbar ist. Die herkömmlichen Verfah
ren zur Behandlung von Polymeroberflächen sind auf eine Ände
rung der chemischen Oberflächenstruktur gerichtet. Es werden
Bindungen im Polymer aufgebrochen und/oder neue Bindungsstellen
generiert. In WO 00/37122 wird die Modifizierung von Polytetra
fluorethylen-Oberflächen durch gepulste Laserdeposition be
schrieben. Diese Technik war bisher auf die Behandlung großer
Polymeroberflächen (z. B. Werkstoffoberflächen) beschränkt.
Aus DE 199 17 532 A1 ist bekannt, Stamm- oder Vorläuferzellen
von Keratinozyten auf Polymerträgern (insbesondere PTFE-
Trägern) zu kultivieren.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, einen verbesserten Zellträger
bereitzustellen, mit dem die Nachteile herkömmlicher Zellträger
überwunden werden und der insbesondere eine definierte Zellabla
ge und/oder ein definiertes Zellwachstum ermöglicht. Die Aufgabe
der Erfindung ist es auch, ein Verfahren zur Herstellung eines
derartigen Zellträgers bereitzustellen.
Diese Aufgaben werden durch einen Zellträger, eine Reaktionskam
mer und ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß den Ansprüchen 1,
7, 10 und 13 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwen
dungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, ein Substrat mit einer adhä
rent strukturierten Polymerfolie bereitzustellen, die adhärente
Bereiche aufweist, die durch nichtadhärente Bereiche voneinander
getrennt sind. Die Bereitstellung eines Zellträgers mit einer
Polymeroberfläche, auf der die adhärenten Bereiche durch eine
Polymermodifizierung geformt sind, besitzt den Vorteil, dass die
Polymeroberfläche mit an sich bekannten Prozeduren definiert und
reproduzierbar für eine definierte Zellablage und/oder ein defi
niertes Zellwachstum angepasst werden kann. Die Erfinder haben
festgestellt, dass eine modifizierte Polymeroberfläche eine ver
änderte Bioreaktivität und Biokompatibilität besitzt. Eine Ober
flächenmodifizierung umfasst eine Änderung der Bindungseigen
schaften des Polymers auf der Oberfläche, insbesondere eine Auf
brechen von Polymerbindungen. Es werden Bindungsstellen gene
riert, die vorteilhafterweise für eine Zellablage und/oder ein
Zellwachstum ausgenutzt werden.
Die Erfindung ist mit verschiedenen organischen Polymeren um
setzbar, z. B. mit Polyolefinen, insbesondere fluorinierten Po
lyolefinen, Polyhydroxyethylenmethacrylat, Polyurethan, Polytet
rafluorethylen (PTFE), Polysachariden und Biopolymeren, wie z. B.
Kollagen, Fibrin, Fibronektin und dgl. umsetzbar. Ein Vorteil
dieser Materialien besteht in deren Modifizierbarkeit, insbeson
dere durch elektromagnetische Bestrahlung, wie z. B. durch UV-
und/oder Laserbestrahlung.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung besteht
der Zellträger aus einer transparenten, fluorhaltigen Polymerfo
lie, insbesondere aus einer transparenten PTFE-Folie. Die erfin
dungsgemäß verwendeten fluorhaltigen Polymerfolien besitzen die
Vorteile, einerseits besonders einfach den Strukturierungsver
fahren zur Herstellung der adhärenten Bereiche unterzogen werden
zu können und andererseits eine Anpassung an die verschiedensten
Anwendungen zu ermöglichen. Erfindungsgemäße Folien-Zellträger
können mit besonderem Vorteil in an sich bekannten Mikrohybridi
sierungskammern verwendet werden.
Gemäß einer weiteren besonders vorteilhaften Ausführungsform der
Erfindung bilden die adhärenten Bereiche, in denen eine bevor
zugtes Anhaften von Zellen und/oder ein bevorzugtes Zellwachstum
erfolgen, ein definiertes geometrisches Muster. Vorteilhafter
weise kann dieses Muster mit hoher Reproduzierbarkeit mit Struk
turgrößen von z. B. 10 µm bis 2 mm hergestellt werden. Es können
aber auch größere Strukturen realisiert werden. Das Muster um
fasst beispielsweise insel- oder streifenförmige adhärente Be
reiche, die entsprechend durch nicht-modifizierte, nichtadhären
te Bereiche getrennt sind. Es ergeben sich besondere Vorteile
bei der Analyse der Zellen auf dem Zellträger, insbesondere mit
optischen Detektoren, die für eine ortsaufgelöste Fluoreszenzde
tektion eingerichtet sind.
Gemäß einem weiteren wichtigen Merkmal der Erfindung können Po
lymeroberflächen zur selektiven Zellablage eingerichtet werden,
indem die adhärenten Bereiche mit spezifisch wirkenden Adsorba
ten ausgestattet werden. Adsorbate umfassen vorzugsweise biolo
gisch wirksame Makromoleküle, wie z. B. Proteine, Kollagene, An
tikörper, Laminin und andere Proteine der extrazellulären Matrix
biologischer Zellen.
Ein Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Her
stellung des genannten Zellträgers, bei dem eine Polymeroberflä
che behandelt wird, um die adhärenten Bereiche herzustellen. Es
wird vorzugsweise eine Behandlung mit elektromagnetischer Be
strahlung, Teilchenbestrahlung, einer chemischen Substanz oder
einer Feldbeeinflussung (z. B. Koronaentladung) realisiert. Ge
mäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden flu
orhaltige Polymeroberfläche mittels elektromagnetischer Bestrah
lung strukturiert behandelt, um die adhärenten Bereiche zu er
zeugen.
Die Erfindung ermöglicht, dass bei genügend dünner Aussaat eines
Zellgemisches (bestehend aus verschiedenen Zelltypen) max. 1
Zelle pro adhärenten Bereich zur Anheftung kommt. Dadurch wird
auf den adhärenten Bereichen ein klonales Zellwachstum erreicht,
d. h. ein Klon entwickelt sich aus nur einer auf einem Spot zur
Anheftung gebrachten Ursprungszelle. Durch die Abgrenzung von
anderen Spots durch nichthaftende Bereiche (d. h. unbehandelte
Oberflächen) kann es zu keiner Vermischung der Klone kommen. Bei
herkömmlichen Kulturoberflächen, die nicht auf die erfindungsge
mäße Weise hergestellt wurden, überwuchern die sich schnell tei
lende Zellen die Kulturschale, was zur Folge hat, dass keine
Klone separiert werden können und sich besonders langsam teilen
de Zellen schnell überwuchert werden.
Viele Zelltypen haben die Eigenschaft, dass sie sich mit Hilfe
ihres Zytoskelettes über Oberfläche bewegen können. Durch die
vorgegebenen adhärenten Bereiche (Wachstumsflächen) können sich
die Zellen nur in genau bekannten Bereichen bewegen. Das bedeu
tet, dass es zu keiner Kreuzkontamination, d. h. keiner Vermi
schung der Zellklone kommen kann. Besonders in der Biotechnolo
gie stellt die garantierte Reinheit von Zellen, die über dieses
Verfahren ermöglicht wird, einen großen Vorteil dar.
Da die adhärenten Bereiche eine genau definierte Abmessung be
sitzen, ermöglicht dies auch die genaue punktförmige Isolierung
von einzelnen Klonen. Dies wird dadurch erreicht, dass ein Iso
lierungsinstrument zur Aufnahme von Zellen die gleiche Abmessung
wie der adhärente Bereich besitzt. Auf diese Art können, ohne
die Gefahr, versehentlich mehrere Klone zu isolieren, Zellen von
dem adhärenten Bereich entfernt werden (mechanisch oder enzyma
tisch). Das Wachstum auf den anderen adhärenten Bereichen wird
dadurch nicht beeinflußt.
Durch das Aufbringen einer Markierung (Eichmarke für Koordina
tenerfassung, z. B. optisch) auf der Polymeroberfläche (z. B. Fo
lie) und dem definierten Punktmuster der adhärenten Bereiche (x,
y Achsen) kann die Isolierung der Klone automatisiert werden.
Durch zusätzliche Modifikation der adhärenten Bereiche (z. B.
Aufbringung von Makromolekülen wie Aminosäuren, Peptide, Protei
ne, Zucker, Lipide, Nukleinsäuren, Zellen, Zellbestandteile, Vi
ren) kann die Anhaftung und Wachstum von bestimmten Zelltypen
gefördert werden.
Durch die Variation der zusätzlichen Beschichtungen der adhären
ten Stellen innerhalb einer Folie wird die Bereitstellung eines
Analytik-Zell-Chips ermöglicht. Zusammen mit einer Markierung
(Eichpunkt für Koordinatensystem) und definierten Punktmustern
können Reaktionen der Zellklone, z. B. über eine Veränderung der
Fluoreszenz eines entsprechenden Farbstoffs automatisch ausgele
sen und zellspezifisch analysiert werden. Es lassen sich auf
diese Weise auch Zellwachstum oder andere Reaktionen erfassen.
Eine abgewandelte Anwendung des Analytik-Zell-Chips besteht dar
in, dass verschiedene Zelltypen (z. B. Tumorzellen) auf einer Fo
lie aufgebracht und kultiviert werden. Adhärente Bereiche sind
dabei auf die Haftungseigenschaften der jeweiligen Zellen abge
stimmt. Durch die Zugabe eines Pharmakons kann der Einfluß auf
das Wachstum analysiert werden (z. B. für eine Suche nach Zytos
tatika). Zusammen mit einer Markierung (Eichpunkt für Koordina
tensystem) und definiertem Punktmuster können die Klone automa
tisch ausgelesen werden und zusammen mit der Art der Beschich
tung analysiert werden. Es kann z. B. schnell erfasst werden, ob
ein Wachstum stattgefunden hat oder nicht.
Erfindungsgemäße Zellträger ermöglichen eine räumliche Teilung
zweier oder mehrerer verschiedener Zellpopulationen. Verschiede
ne Zelltypen benötigen zum Wachstum die Unterstützung von Füt
terzellen (z. B. Keratinozyten und Fibroblasten). Nachdem die
Zielzellen gewachsen sind, müssen diese sogenannten Fütterzel
len (feeder cells) abgetrennt werden. Durch die räumliche Tren
nung durch nichtadhärente Bereiche auf der Folie kann es zu kei
ner Durchmischung kommen und die Zielzellen können von separaten
Spots isoliert werden, ohne dass es zu einer signifikanten Ver
mischung mit den Fütterzellen kommt.
Die Orientierung von Zellen auf einer Wachstumsoberfläche ist
zunächst zufällig. Im Organismus sind jedoch die Zellen nach ei
nem genauen Muster orientiert, um als Gewebe (z. B. Muskel) zu
funktionierten. Durch flächige Muster der adhärenten Bereiche
(z. B. Linien) wird den Zellen ein orientiertes Wachstum ermög
licht. Zusätzlich können durch unterschiedliche zusätzliche Be
schichtung der einzelnen Spots verschiedene Zelltypen an defi
nierten Stellen zur Anhaftung gebracht werden, was ein definier
tes Wachstumsmuster (z. B. Ausrichtung von Muskelzellen zu Mus
kelfasern) und in der Folge zweidimensionales organotypisches
Zellwachstum auf einer so behandelten Oberfläche auch außerhalb
des Körpers ermöglicht.
Die Erfindung besitzt die folgenden weiteren Vorteile. Erfin
dungsgemäße Zellträger besitzen einen erweiterten Anwendungsbe
reich. Sie erfüllen neben der Substratfunktion zusätzlich eine
Modifizierungsfunktion, indem sie die Zellablage und/oder das
Zellwachstum je nach der Geometrie und/oder stofflichen Zusam
mensetzung der adhärenten Bereiche beeinflussen. Es ergeben sich
vorteilhafte Anwendungen bei der Sammlung von Zellen auf Zell
trägern, insbesondere zu deren Anhaftung, Proliferation, Wachs
tum oder Kultivierung.
Weitere Vorteile und Einzelheiten werden im Folgenden unter Be
zug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 bis 3 schematische Illustrationen der Herstellung er
findungsgemäßer Zellträger, und
Fig. 4 eine schematische Schnittansicht einer Perfu
sionskammer, die mit dem erfindungsgemäßen Zell
träger ausgestattet ist.
Ein wesentliches Merkmal der Erfindung besteht in der lokalen
Behandlung von Polymeroberflächen zur Erzeugung bestimmter Mus
ter adhärenter Bereiche (Wechselwirkungsbereiche, Interaktions
bereiche) und/oder bestimmter stofflicher Modifizierungen. Die
Erfindung wird im Folgenden am Beispiel der Modifizierung von
fluorhaltigen Polymerfolien, insbesondere PTFE-Folien erläutert,
ohne auf diese Polymere und diese flexible Substratform einge
schränkt zu sein. Vielmehr können Substrate aus beliebigen fes
ten Materialien, insbesondere Glas, Halbleitermaterial oder
Kunststoff, verwendet werden, auf deren Oberfläche eine Polymer
schicht gebildet ist. Transparente PTFE-Folien werden jedoch be
vorzugt verwendet, da diese Vorteile bei der optischen Analyse
der auf dem Zellträger gesammelten Zellen bieten.
In Fig. 1 sind mit den Teilbildern (A) bis (D) schematisch die
Schritte eines Verfahrens zur Herstellung eines Zellträgers 40
gemäß einer Ausführungsform der Erfindung dargestellt. Die il
lustrierten Größenverhältnisse entsprechen nicht den Größenver
hältnissen in der Realität. Der Zellträger umfasst ein Substrat
10 mit einer fluorpolymerhaltigen Oberfläche 11. Beim darge
stellten Beispiel wird eine transparente PTFE-Folie verwendet.
Die Foliendicke beträgt bspw. 1 mm bis 10 µm.
Gemäß Fig. 1 (B) erfolgt eine Oberflächenmodifizierung der
PTFE-Folie zur Herstellung von adhärenten Bereichen. Die Modifi
zierung erfolgt nach dem Verfahren der gepulsten Laserdepositi
on, die an sich zur Modifizierung von PTFE-Oberflächen bekannt
ist (siehe WO 00/37122). Die PTFE-Folie 10 wird einer Laserbe
strahlung ausgesetzt, bei der eine Änderung des Vernetzungsgra
des und der Kettenlängen im oberflächennahen Polymermaterial in
duziert wird. Zur strukturierten Modifizierung wird die Laserbe
strahlung 51 durch eine Maske 52 mit lichtdurchlässigen Berei
chen 53 auf die PTFE-Folie 10 gerichtet. Die Folienmodifizierung
erfolgt an den Orten der Belichtung. Im dargestellten Beispiel
werden adhärente Bereiche 12 in Form von Inseln 21 (Fig. 1 (C))
gebildet, deren matrixartige Anordnung in geraden Reihen und
Spalten der Maskengestalt entspricht. Die Inseln 21 besitzen
bspw. einen Durchmesser von 0.001 bis 3 mm. Sie sind vollständig
von nichtadhärenten Bereichen 13, d. h. von unbehandelten Ober
flächenteilen umschlossen. Jeder adhärente Bereich, z. B. jede
Insel 21, wird von einem nichtadhärenten Bereich umgeben. Der
Abstand zwischen den Rändern der adhärenten Bereiche beträgt
vorzugsweise mindestens 500 µm. Auf die modifizierte PTFE-Folie
werden Zellen 30 (vergrößert gezeigt) aufgebracht. Die Erfinder
haben erstmalig festgestellt, dass die Zellen 30 auf den adhä
renten Bereichen 12 (Inseln 21) gut anhaften und weiterwachsen,
während in den dazwischen liegenden, nichtadhärenten Bereichen
13 ein Anhaften oder Wachsen der Zellen behindert oder ausge
schlossen ist. Es wurde festgestellt, dass in den nichtadhären
ten Bereichen 13 keine Wechselwirkungs-Bindungen für die Zellen
gegeben sind, die Bereiche 13 bieten keinen Halt für Pseudopo
dien der Zellen oder andere Bestandteile von Zellmembranen. Da
mit wachsen auf dem fertigen Zellträger 40 gemäß Fig. 1 (D) die
Zellen 30 mit einem Muster entsprechend der Geometrie der adhä
renten Bereiche 12. Diese Musteranordnung besitzt besondere Vor
teile bei der nachfolgenden Analyse von Fällen, beispielsweise
durch Fluoreszenzmessungen.
Alternativ zur genannten Laserbehandlung einer PTFE-Folie kann
beispielsweise eine UV-Bestrahlung vorgesehen sein. Je nach Auf
gabe kann die Bestrahlung mit einer chemischen Behandlung kombi
niert werden. Hierzu wird der interessierende Oberflächenbereich
in einem reaktiven, gasförmigen oder flüssigem Medium bestrahlt,
so dass ggf. chemische Gruppen an der Oberfläche durch neue che
mische Gruppen und/oder Verbindungsstellen ersetzt werden. Die
UV-Bestrahlung erfolgt mit an sich bekannten Bestrahlungsquellen
vorzugsweise im Bereich von 150 nm bis 360 nm. Je nach dem ver
wendeten Material kann auch eine Wellenlänge im sichtbaren Wel
lenlängenbereich zur Bestrahlung verwendet werden.
Alternativ erfolgt die Oberflächenmodifizierung durch Ionen
bestrahlung (Ionenimplantation durch eine Maske). Die Ionen
bestrahlung führt zu einer chemischen und/oder strukturellen
Veränderung der Oberfläche. Es werden bspw. C-, N-, O-, Ne- oder
Ar-Ionen verwendet. Die Bestrahlung erfolgt mit an sich verfüg
baren Implantationsgeräten bei Raumtemperatur im Vakuum oder in
einem reaktiven Plasma. Es werden typischerweise Ionenenergien
von einigen 10 bis einigen 100 keV mit Stromdichten im Bereich
von rd. 1012 Ionen/cm bis 1016 Ionen/cm 2 verwendet.
Gemäß einer weiteren Alternative ist eine Oberflächenbehandlung
mit einem reaktiven oder einem nicht-reaktiven Plasma vorgese
hen. Die Plasmabehandlung führt entsprechend zu chemischen
und/oder strukturellen Änderungen der Oberfläche.
In Fig. 2 sind die gleichen Verfahrensschritte wie in Fig. 1
illustriert, wobei hier jedoch nichtadhärente Inseln, sondern
adhärente Streifen 29 gebildet sind. Der erfindungsgemäße Zell
träger zeichnet sich durch eine orientierte Beschichtung und da
mit ein orientiertes Wachstum der Zellen gemäß Fig. 1 (D) aus.
Ein besonderer Vorteil der orientierten Zellkultivierung auf ei
nem Zellträger gemäß Fig. 2 besteht darin, dass Zellen mit ei
nem bestimmten Wachstumsmuster kultiviert werden, das der Zell
ausrichtung in einem biologischen System, insbesondere in einem
Gewebe entspricht. Erfindungsgemäße Zellträger ermöglichen eine
Simulation des Wachstums von Zellen gleicher oder verschiedener
Typen unter geometrischen Bedingungen, die den Bedingungen in
einem Organ angepasst sind.
Die Oberflächenmodifizierung des Zellträgers kann gemäß Fig. 3
auch eine stoffliche Modifizierung umfassen. Gemäß Fig. 3 (B)
erfolgt während der gepulsten Laserdeposition ein Adsorbatzusatz
54. Es werden bspw. Aminosäuren, Peptide, Nukleinsäuren, Zucker,
Proteine oder dgl. in die adhärenten Bereiche aufgenommen, die
hier Adsorbatbereiche 23 bilden. Alternativ erfolgt die Modifi
zierung der adhärenten Bereiche nach deren Bildung. Die Funktio
nalisierung der adhärenten Bereiche kann darauf gerichtet sein,
dass auf dem Zellträger nur eine bestimmte Art von Zellen wach
sen. Beispielsweise umfassen die Zellen 30 gemäß Fig. 3 einen
ersten Zelltyp 31 (große Zellen) und einen zweiten Zelltyp 32
(kleine Zellen). Die Modifizierung der PTFE-Folie ist durch Aus
wahl spezifischer Bindungsstellen so gewählt, dass lediglich der
erste Zelltyp 31 auf dem Zellträger 40 anhaftet.
Alternativ zum Einbau der Adsorbate während oder nach der Poly
merbehandlung (z. B. Laserdeposition) kann ein zusätzlicher
Schritt eines Aufsynthetisierens von weiteren Substanzen, z. B.
eines Aufsynthetisierens von Proteinen, vorgesehen sein. Des
Weiteren können die in den Figuren illustrierten Modifizierungen
gemeinsam durchgeführt werden. Es kann bspw. eine strukturierte
Oberflächenmodifizierung gemäß den Fig. 1 oder 2 gebildet
werden, bei der die adhärenten Bereiche 12 spezifisch bindende
Adsorbate enthalten.
Erfindungsgemäße Zellträger bilden folienförmige Zellmatrizen,
die je nach Anwendung selbst Untersuchungen unterzogen werden
oder als Detektoren verwendet werden. Vorteilhafterweise können
die adhärenten Bereiche mit einer hohen Dichte angeordnet werden
(z. B. 10 Inseln 21 pro mm2). Die Aufbringung der Zellen 30 er
folgt vorzugsweise aus einer Suspension mit einer ausreichend
geringen Verdünnung, so dass auf jeder Insel 21 eine einzelne
Zelle anhaftet. Damit wird eine sog. Klonierungsfolie herge
stellt, die aus einem erfindungsgemäßen Zellträger 40 mit im
Mittel höchstens einer Zelle pro adhärentem Bereich 12 besteht.
Mit besonderem Vorteil wird der erfindungsgemäße Zellträger bei
einem Verfahren zur Analyse von Zellen verwendet. Zellen werden
aus einer Suspension auf die modifizierte Oberfläche aufgebracht
und nach Anhaftung mit an sich bekannten optischen Methoden,
insbesondere Fluoreszenzmessungen untersucht.
Die Zellen auf dem Zellträger 40 besitzen definierte Raumkoordi
naten. Die Position jeder Zelle kann mit X- und Y-Koordinaten
angegeben werden. Dies erleichtert die Messung und die Ablage
von Messdaten gemeinsam mit der jeweiligen geometrischen Posi
tion. Zur Angabe der geometrischen Position kann ein erfindungs
gemäßer Zellträger mindestens eine Referenzmarkierung tragen. Es
ist bspw. als Eichmarke eine kreuzförmige Referenzmarkierung 14
(siehe Fig. 2) vorgesehen, die einen Koordinatenursprung defi
niert. Damit wird vorteilhafterweise die Zuordnung der Koordina
ten der adhärenten Bereiche oder der auf diesen angeordneten
Zellen für ein optisches Detektionssystem erleichtert.
In Fig. 4 ist in vergrößerter schematischer Schnittansicht eine
Reaktionskammer 60 illustriert, die mit einem erfindungsgemäßen
Zellträger ausgestattet ist. Die Reaktionskammer 60, die bspw.
eine Klonierungskammer oder eine Perfusionskammer bildet, ist
selbst Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Sie umfasst einen
erfindungsgemäßen Zellträger 40, der auf mindestens einer Wand
61 der Reaktionskammer 60 angeordnet ist. Die gegenüberliegende
Wand wird durch einen Deckel 63 gebildet. In den Seitenwänden 64
sind Fluidanschlüsse 65 zum Zufluss oder Abfluss einer Zellsus
pension oder einer Behandlungslösung in das Innere der Reakti
onskammer 60 vorgesehen. Die Seitenwände 64 sind vorzugsweise
mit einer schematisch illustrierten Höhenverstellung 66 ausges
tattet, mit der der Deckel 63 in verschiedenen Abständen vom
Zellträger 40 angeordnet werden kann (siehe Doppelpfeil). Das
Bezugszeichen 67 verweist auf eine Elektrodeneinrichtung, mit
der im Innern der Reaktionskammer 60 elektrische Felder zur Be
handlung oder Manipulierung von Zellen erzeugt werden können.
Mit der Elektrodeneinrichtung 67 kann eine zusätzliche Beein
flussung der Zellbewegung auf der Grundlage dielektrophoreti
scher Kraftwirkungen erzielt werden.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung besteht
der Deckel 63 aus einem transparenten Material. Dies ermöglicht
eine Beobachtung des Zellträgers 40 mit einem optischen Detekti
onssystem 70 von der Oberseite der Reaktionskammer her. Das De
tektionssystem 70 enthält bspw. eine CCD-Kamera, mit der Fluo
reszenzemissionen von Zellen auf dem Zellträger 40 erfasst wer
den können.
Die Reaktionskammer 60 bildet gemäß einer bevorzugten Ausfüh
rungsform der Erfindung einen sog. Biochip, d. h. ein Verbund
bauteil aus einem Kunststoff- oder Halbleitermaterial, in das
die Struktur der Reaktionskammer 60 und der Zellträger 40 integ
riert sind. Ein erfindungsgemäßer Biochip enthält vor Verwendung
einen Zellträger 40 mit den oben beschriebenen adhärenten Berei
chen. Vom Anwender wird der Zellträger 40 im Biochip mit einer
Zellsuspensionslösung in Kontakt gebracht. Nach einem vorgegebe
nen Protokoll erfolgt ein Anheften von Zellen auf den adhärenten
Bereichen. Anschließend erfolgt eine Kultivierung oder eine Ma
nipulierung der Zellen je nach der Aufgabenstellung.
Die verstellbare Höhe des Deckels 63 besitzt den Vorteil, dass
die Strömungsgeschwindigkeit in der Reaktionskammer 60 einstell
bar ist. Durch Absenkung des Deckels 63 (Verringerung der Kam
merhöhe) wird die Strömungsgeschwindigkeit erhöht und damit die
Kontaktzeit der in einer Zellsuspension befindlichen Zellen mit
dem Zellträger 40 verringert. Gleichzeitig wird mit einer ver
ringerten Kammerhöhe die Wahrscheinlichkeit eines kurzzeitigen
Kontakts der Zellen mit dem Zellträger erhöht.
Die in der vorstehenden Beschreibung, den Zeichnungen und den
Ansprüchen offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl ein
zeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeu
tung sein.
Claims (17)
1. Zellträger (40) mit einem Substrat (10), auf dem eine ad
härente Struktur (20) gebildet ist, die adhärente Bereiche (12)
umfasst, die ein erhöhtes Haftvermögen für biologische Materia
lien, biologische Zellen, Zellbestandteile und/oder biologisch
wirksame Makromoleküle, besitzen und die durch nicht-adhärente
Bereiche (13) voneinander abgegrenzt sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Substrat (10) aus einer transparenten Polymerfolie besteht,
die an sich ein vermindertes Haftvermögen für die biologischen
Materialien besitzt und deren Oberfläche (11) in den adhärenten
Bereichen (12) chemisch und/oder strukturell modifiziert ist,
wobei in den nicht-adhärenten Bereichen (13) die Oberfläche
(11) der Polymerfolie unmodifiziert freiliegt und die Polymer
folie ein Polymer umfasst, das aus der Gruppe bestehend aus Po
lyolefinen, Polyhydro
xyethylenmethacrylat, Polyurethan, Polytetrafluorethylen, Kol
lagen, Fibrin, Fibronektin und Polysacchariden ausgewählt ist.
2. Zellträger gemäß Anspruch 1, bei dem die Polymerfolie aus
PTFE-Folie besteht.
3. Zellträger gemäß Anspruch 1 oder 2, bei dem die Folie in
einem Rahmen aufgespannt ist.
4. Zellträger gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche, bei
dem die adhärenten Bereiche punkt- oder kreisförmige Inseln
(21), Streifen (22) und/oder Schichten (23) mit Adsorbaten um
fassen.
5. Zellträger gemäß Anspruch 4, bei dem punktförmige adhären
te Bereiche vorgesehen sind, die zur adhärenten Anheftung je
weils einer biologischen Zelle ausgelegt sind.
6. Zellträger gemäß Anspruch 4 oder 5, bei dem die Adsorbate
biologisch wirksame Makromoleküle, insbesondere Kollagene, An
tikörper, Laminin oder Proteine der extrazellulären Matrix um
fassen.
7. Reaktionskammer (60) zur Aufnahme einer Zellsuspension,
bei der an mindestens einer Seitenwand ein Zellträger (40) ge
mäß einem der Ansprüche 1 bis 6 angeordnet ist.
8. Reaktionskammer gemäß Anspruch 7, die eine Zellkulturscha
le umfasst, auf deren Boden der Zellträger (40) angeordnet ist.
9. Reaktionskammer gemäß Anspruch 7 oder 8, die mit einem
höhenverstellbaren, transparenten Deckel (63) und/oder einer
Elektrodenanordnung (67) ausgestattet ist.
10. Verfahren zur Herstellung eines Zellträgers gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 6, bei dem die adhärenten Bereiche (12) auf
dem Substrat (10) mit Hilfe von elektromagnetischer Bestrah
lung, Partikelbestrahlung, chemischer Behandlung, Plasmabehand
lung oder gepulster Laserdeposition erzeugt werden.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, bei dem die elektromagneti
sche Bestrahlung eine UV-Bestrahlung umfasst.
12. Verfahren gemäß Anspruch 10, bei dem zur Erzeugung der ad
härenten Bereiche eine Maske (52) verwendet wird, die punktför
mige, runde oder streifenförmige, durchlässige Bereiche (53)
aufweist.
13. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 10 bis 12, bei dem
während oder nach der Erzeugung der adhärenten Bereiche (12)
auf diesen Schichten mit Adsorbaten gebunden werden.
14. Verfahren zur Beladung eines Zellträgers gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 6 mit biologischen Zellen, bei dem der Zellträ
ger mit der Oberfläche (11), die die adhärenten Bereiche (12)
aufweist, mit einer Suspension in Kontakt gebracht wird, die
die Zellen enthält.
15. Verfahren gemäß Anspruch 14, bei dem der Zellträger dauer
haft mit der Suspension in Kontakt gebracht wird und die Kon
zentration der Zellen in der Suspension so gering ist, dass auf
jedem adhärenten Bereich (12) maximal eine Zelle fixiert wird.
16. Verwendung eines Zellträgers gemäß einem der Ansprüche 1
bis 6 zur Sammlung, zur Anhaftung, zum Wachstum, zur Prolifera
tion und/oder zur Kultivierung von biologischen Zellen, als
Klonierungsfolie und/oder als biologischer Detektor.
17. Verwendung eines Zellträgers gemäß einem der Ansprüche 1
bis 6 oder einer Reaktionskammer gemäß einem der Ansprüche 7
bis 9 zur Isolierung von Zellklonen.
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