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Die Erfindung betrifft ein mehrkomponentiges flächiges Kunststoff-Sichtformteil.
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Mehrkomponentige flächige Kunststoff-Sichtformteile werden in vielen Bereichen der Technik eingesetzt. Beispielsweise kommen sie als Karosseriebauteile in der Automobilindustrie zum Einsatz.
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Sichtformteile müssen eine optisch einwandfreie Sichtfläche ohne optische Defekte aufweisen. Besondere Schwierigkeiten treten bei mehrkomponentigen Sichtformteilen an der Grenze zwischen den beiden Komponenten auf, da dort Spannungen vorhanden sind, die zu Materialablösungen zwischen den Komponenten und dadurch zu sichtbaren Mängeln führen können.
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Werden die beiden Komponenten des Sichtformteils mit einer Lackierung überzogen, kann dies die Gefahr der Entstehung von optischen Mängeln an der Trennlinie zwischen den Komponenten erhöhen. Der Lack kann in den Übergang zwischen den beiden Komponenten eindringen und dort die Komponenten lösen. Dadurch entsteht eine optisch erkennbare Defektlinie im Übergangsbereich zwischen den beiden Komponenten.
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Eine der Erfindung zugrundeliegende Aufgabenstellung kann darin gesehen werden, ein mehrkomponentiges, flächiges Kunststoff-Sichtformteil zu schaffen, welches einwandfreie optische und mechanische Eigenschaften insbesondere auch im Übergangsbereich zwischen den beiden Komponenten aufweist. Insbesondere sollen lackierte flächige Sichtformteile mängelfrei herstellbar sein.
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Ein mehrkomponentiges, flächiges Kunststoff-Sichtformteil weist eine erste flächige Komponente aus einem ersten Kunststoff und eine zweite Komponente aus einem zweiten Kunststoff auf. Die zweite Komponente ist auf einem von der ersten Komponente bedeckten Bereich einer ersten Oberfläche der ersten Komponente angebracht. Dabei weist die zweite Komponente eine von der ersten Komponente abgewandte Oberfläche auf, die sich in eine freistehende Seitenwandkontur fortsetzt, welche in einen nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche übergeht. An der Grenzlinie zwischen dem von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche und dem nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche ist eine Kante an der ersten Oberfläche ausgebildet.
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Durch die Kante wird aufgrund des durch die Kante geschaffenen Platzangebots für die zweite Komponente ein verbesserter Zusammenhalt zwischen der ersten und der zweiten Komponente ermöglicht, wodurch die Gefahr der Entstehung optischer Defekte verringert wird. Ferner bietet die Kante die Möglichkeit, einen glatteren (d.h. knickstellenarmen oder knickstellenfreien) Übergang zwischen der freistehende Seitenwandkontur der zweiten Komponente und dem nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche zu schaffen, was ebenfalls die optischen Eigenschaften verbessern kann.
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Die Kante kann scharfkantig sein, wodurch der erfindungsgemäße Effekt verbessert wird. In diesem Fall kann die Oberfläche der zweiten Komponente, die den bedeckten Bereich der ersten Oberfläche definiert, beispielsweise einen in die Grenzlinie mündenden (und dort endenden) geradlinigen Verlauf aufweisen.
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Alternativ hierzu kann die Kante auch eine abgerundete Formgebung aufweisen. Dies ermöglicht es ebenfalls, den Übergang zwischen der freistehende Seitenwandkontur der zweiten Komponente und dem nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche glattflächig oder weitgehend glattflächig zu gestalten.
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Bei Verwendung einer abgerundeten Kante kann eine Oberfläche der zweiten Komponente, die den bedeckten Bereich der ersten Oberfläche definiert, einen in die Grenzlinie mündenden (und dort endenden) konkaven Verlauf aufweisen. Die zweite Komponente kann dann in eine Spitze mit konkaven Begrenzungsflächen (gebildet durch den angesprochenen konkaven Verlauf und eine gegebenenfalls vorhandene Rundung der freistehenden Seitenwandkontur) auslaufen.
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Die freistehende Seitenwandkontur kann (sowohl bei einer abgerundeten als auch bei einer scharfen Kante an der ersten Oberfläche) knickstellenfrei in den nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche übergehen. Durch den knickstellenfreien Übergang zwischen den Oberflächen der beiden Komponenten können die optischen Eigenschaften verbessert werden und es wird beispielsweise bei Vorhandensein einer optischen Beschichtung (z.B. eines Lacks) nach dem Auftragen erreicht, dass sich die optische Beschichtungssubstanz (z. B. Lacklösung) nicht zwischen den beiden Komponenten (in einer Knickstelle) ansammeln und dort zwischen die Komponenten fressen kann.
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Die freistehende Seitenwandkontur kann über eine Rundung in den nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche übergehen. Es ist auch möglich, dass die freistehende Seitenwandkontur über eine Schrägfläche in den nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche übergeht.
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Vorzugsweise weist eine Oberfläche der zweiten Komponente, die den bedeckten Bereich der ersten Komponente definiert, eine zur ersten Oberfläche hin gerichtete Rundung auf. Dadurch wird eine kantige Form der beiden in Kontakt stehenden Oberflächen der ersten und der zweiten Komponente vermieden.
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Die erste Komponente des mehrkomponentigen Kunststoff-Sichtformteils kann transparent sein, so dass durch die erste Komponente hindurch ein optischer Defekt am Übergang zwischen den beiden Komponenten sichtbar ist. Die zweite Komponente kann undurchsichtig und/oder schwarz sein.
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Wie bereits angesprochen, kann das mehrkomponentige Kunststoff-Sichtformteil eine optische Beschichtung, insbesondere Lackschicht aufweisen, die den Übergang zwischen der Seitenwandkontur der zweiten Komponente und den nicht von der zweiten Komponente bedeckten Bereich der ersten Oberfläche überdeckt.
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Die optische Beschichtung (beispielsweise Lack) kann undurchsichtig und/oder schwarz sein. In diesem Fall soll der Übergang zwischen den beiden Komponenten nicht sichtbar sein. Bei Vorliegen eines optischen Defektes, hergerufen durch eine Anlösung des Komponentenübergangs, tritt er jedoch als „weiße Linie“ zutage.
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Alternativ hierzu kann es sich bei der optischen Beschichtung auch um eine durchsichtige Beschichtung (z.B. Lack) handeln - beispielsweise eine Antifog-Beschichtung. Bei einer Schädigung des Komponentenübergangs tritt in diesem Fall als optischer Defekt eine „Glitzerlinie“ auf.
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Bei dem mehrkomponentigen Kunststoff-Sichtformteil kann es sich um ein Glazing-Kunststoffbauteil handeln, wobei die erste Komponente die Trägerkomponente des Glazing-Kunststoffbauteils ist und die zweite Komponente einen das Glazing-Kunststoffbauteil umlaufenden Rahmen bildet.
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Bei dem mehrkomponentigen Kunststoff-Sichtformteil kann es sich beispielsweise um ein Kfz-Karosserieteil, eine Kfz-Scheinwerferabdeckung oder eine Kfz-Fenster- oder Dachverscheibung handeln.
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Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die Zeichnungen erläutert. Identische oder einander entsprechende Teile sind mit demselben Bezugszeichen versehen. Merkmale der dargestellten Ausführungsbeispiele können selektiv miteinander kombiniert werden, sofern es sich nicht um alternative oder sich technisch ausschließende Merkmale handelt. Ferner können Merkmale der Ausführungsbeispiele selektiv weggelassen werden, sofern sie in der Beschreibung nicht als zwingend notwendige Merkmale beschrieben sind.
- 1 zeigt eine schematische Perspektivdarstellung eines beispielhaften mehrkomponentigen, flächigen Kunststoff-Sichtformteils vor der gegebenenfalls noch erfolgenden Lackierung in Rückansicht.
- 2 zeigt eine Teilschnittansicht des in 1 dargestellten Kunststoff-Sichtformteils entlang der Schnittlinie A-A nach einer Lackierung gemäß dem Stand der Technik.
- 3 zeigt eine Teilschnittansicht des in 1 dargestellten Kunststoff-Sichtformteils entlang der Schnittlinie A-A gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung, wobei sich das Kunststoff-Sichtformteil noch im Spritzgießwerkzeug befindet.
- 4 zeigt eine Teilschnittansicht des in 1 dargestellten Kunststoff-Sichtformteils entlang der Schnittlinie A-A gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung, wobei sich das Kunststoff-Sichtformteil noch im Spritzgießwerkzeug befindet.
- 5 zeigt eine Teilschnittansicht des in 4 dargestellten Kunststoff-Sichtformteils nach einer Lackierung gemäß dem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung entlang der Schnittlinie A-A der 1.
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Nach 1 kann ein Ausführungsbeispiel eines mehrkomponentigen, flächigen Kunststoff-Sichtformteils 100 eine erste flächige Komponente 110 aus einem ersten Kunststoff und eine zweite Komponente 120 aus einem zweiten Kunststoff aufweisen. Der erste Kunststoff und der zweite Kunststoff können unterschiedliche Kunststoffmaterialien sein. Insbesondere kann der erste Kunststoff beispielsweise ein transparenter Kunststoff sein, während der zweite Kunststoff undurchsichtig und/oder schwarz sein kann.
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In dem hier dargestellten Beispiel eines Kunststoff-Sichtformteils 100 ist die zweite Komponente 120 als rahmenartige Struktur vorgesehen, die die erste Komponente 110 randseitig umläuft. Die erste Komponente 110 bildet das Hauptteil (Trägerkomponente) des Sichtformteils 100, während die das Sichtformteil 100 gegebenenfalls umrandende zweite Komponente 120 beispielsweise Funktionselemente, Anbauteile, Halterungen (nicht dargestellt) zur Montage des Sichtformteils 100 und dergleichen zur Verfügung stellen kann. Derartige Sichtformteile 100 werden auch als 2-Komponenten-Bauteile (2K-Bauteile) bezeichnet und in vielen Bereichen der Technik, beispielsweise im Kfz-Bereich als Karosserieteile, beispielsweise Kfz-Frontabdeckungen, Scheinwerferabdeckungen sowie Fenster- und Dachverscheibungen usw. eingesetzt.
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Bei dem hier schematisch und vereinfacht dargestellten Kunststoff-Sichtformteil 100 handelt es sich beispielsweise um eine Kfz-Frontabdeckung. Die auch als Schwarzrand bezeichnete zweite Komponente 120 ist in dem hier dargestellten Beispiel an der Rückseite (Unterseite) der ersten Komponente 110 angebracht. Das heißt, 1 zeigt eine Rückansicht, während die Vorderfläche des Sichtformteils 100 ganzflächig von der ersten Komponente 110 gebildet sein kann.
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Wie im Folgenden noch näher beschrieben wird, kann die Rückseite des Sichtformteils 100 z.B. vollflächig mit einer beispielsweise undurchsichtigen und/oder schwarzen optischen Beschichtung (z.B. Lackschicht - nicht dargestellt) überzogen sein. Die Lackschicht erzeugt zusammen mit der ersten Komponente das Glazing-Erscheinungsbild des Sichtformteils 100. Ferner können nach der Lackbeschichtung, beispielsweise durch eine selektive Laserabtragung der Lackschicht, Transparentmuster in dem Sichtformteil 100 erzeugt werden.
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Bei anderen Sichtformteilen 100 der 2K Bauart kann die optische Beschichtung (falls vorhanden) auch transparent sein. Dies ist beispielsweise bei Scheinwerferabdeckungen der Fall, bei welchen als transparente Beschichtungen beispielsweise Antifog-Beschichtungen eingesetzt werden.
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2 zeigt den Aufbau eines solchen Sichtformteils 100 im Bereich des Übergangs der beiden Komponenten 110, 120 gemäß dem Stand der Technik. Der Pfeil B (Betrachtungsrichtung) weist auf die Sichtseite (Vorderseite) des Sichtformteils 100. Die zweite Komponente 120 ist als erhabene Struktur an die erste Komponente 110 angespritzt. Im Übergang zwischen einer freistehenden Seitenwandkontur 122_1 der zweiten Komponente 120 und einem nicht von der zweiten Komponente 120 bedeckten Bereich 112_2 einer ersten Oberfläche 112 der ersten Komponente 110 befindet sich eine Knickstelle. Die erste Oberfläche 112 der ersten Komponente weist im Übergangsbereich zwischen der freistehenden Seitenwandkontur 122_1 der zweiten Komponente 120 und dem nicht von der zweiten Komponente 120 bedeckten Bereich 112_2 einen geradlinigen Verlauf auf.
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2 zeigt ferner eine Lackschicht 130, die nach dem 2K-Spritzgießvorgang auf die Rückseite des Sichtformteils 100 aufgebracht wurde. Die Lackschicht 130 überdeckt die Knickstelle. Der Lack sammelt sich dort nach seiner Auftragung an und kann, wie bereits beschrieben, durch Schädigung der Kunststoffverbindung zwischen den Komponenten zu einer optischen Defektlinie führen, die von der Sichtseite (Betrachtungsrichtung B) als optischer Defekt („weiße Linie“ oder „Glitzerlinie“) erkennbar ist. Ein solcher optischer Defekt kann auch ohne Lackschicht schon durch eine geringfügige Ablösung der beiden Komponenten im Übergangsbereich entstehen.
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3 zeigt eine Teilschnittdarstellung eines erfindungsgemäßen Beispiels eines Sichtformteils 100 im Bereich der 2K-Anbindung. Wie in 2 ist die zweite Komponente 120 aus dem zweiten Kunststoff auf einem Bereich 112_1 einer ersten Oberfläche 112 der ersten Komponente 110 angebracht. Ein an den Bereich 112_1 der ersten Oberfläche 112 angrenzender Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112 ist nicht von der zweiten Komponente 120 bedeckt. Die Grenzlinie zwischen dem bedeckten Bereich 112_1 und dem nicht bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112 wird durch das Bezugszeichen GL veranschaulicht.
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An dieser Grenzlinie GL ist eine Kante an der ersten Oberfläche 112 ausgebildet. Die Kante führt in einen (relativ zu dem an die Grenzlinie angrenzenden nicht bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112) vertieften Abschnitt der ersten Komponente 110.
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Die von der ersten Komponente 110 abgewandte Oberfläche 122 der zweiten Komponente 120 geht in Richtung zur Grenzlinie GL in eine freistehende (d.h. nicht von der ersten Komponente 110 bedeckte) Seitenwandkontur 122_1 über. Durch die Kante wird im Bereich dieses Übergangs mehr Platz für die zweite Komponente 120 geschaffen.
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Beispielsweise kann die freistehende Seitenwandkontur 122_1 der zweiten Komponente 120 knickstellenfrei in den nicht von der zweiten Komponente 120 bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112 übergehen. Durch den knickstellenfreien Übergang zwischen der ersten Komponente 110 und der zweiten Komponente 120 wird erreicht, dass eine optische Beschichtung (z.B. Lack) im Übergangsbereich eine glattflächige Unterlage hat, d.h. topografische Oberflächenstrukturen vermieden werden, die zu einer ungleichmäßigen Lackansammlung führen können.
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Der knickstellenfreie bzw. glattflächige Übergangsbereich zwischen dem nicht bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112 und der Seitenwandkontur 122_1 an der Grenzlinie GL kann ebenflächig oder gerundet sein. Sofern der Übergangsbereich ebenflächig ist, kann er sich im Wesentlichen in einer parallelen Ebene zur Hauptebene der ersten Komponente 110 befinden.
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Die freistehende Seitenwandkontur 122_1 kann z.B. über eine Rundung 122_1R in den nicht von der zweiten Komponente 120 bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112 übergehen. Die Rundung 122_1R kann (von der Grenzlinie aus gesehen) direkt an der Grenzlinie GL beginnen oder der Beginn der Rundung 122_1R kann unter einem gewissen Abstand zu der Grenzlinie GL positioniert sein. Alternativ ist es möglich, dass die freistehende Seitenwandkontur 122_1 über eine Schrägfläche (nicht dargestellt) in den nicht von der zweiten Komponente 120 bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112 übergeht, wobei dann eine Knickstelle im Übergangsbereich vorhanden ist (sofern die in die Grenzlinie GL mündende Oberfläche 112_2 der im Folgenden noch näher beschriebenen Erhebung 116 die Schrägfläche nicht linear fortsetzt - in diesem Fall kann auch eine an der Grenzlinie GL endende Schrägfläche der freistehenden Seitenwandkontur 122_1 einen knickstellenfreien Übergang ermöglichen). Der Winkel zwischen einer solchen Schrägfläche der freistehenden Seitenwandkontur 122_1 und der Hauptebene der ersten Komponente 110 kann beispielsweise gleich oder kleiner als 50° oder 30° oder 10° sein, wobei zu kleineren Winkeln hin ein knickstellenärmerer Übergang geschaffen wird.
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Wie in 3 dargestellt ist die zweite Komponente 120 in einem vertieften Abschnitt der ersten Komponente 110 angebracht. Eine Oberfläche 124 der zweiten Komponente 120, die den bedeckten Bereich 112_1 der ersten Oberfläche 112 definiert, kann eine zur ersten Oberfläche 112 hin gerichtete konvexe Rundung 124R aufweisen.
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Bei dem in 3 dargestellten Ausführungsbeispiel weist diese Oberfläche 124 der zweiten Komponente 120 einen in die Grenzlinie GL mündenden konkaven Verlauf auf. Der konkave Verlauf 124_1 und die Rundung 124R der Oberfläche 124 können somit eine S-förmige Gestaltung zeigen. Der bedeckte Bereich 112_1 der ersten Oberfläche 112 kann formkomplementär zu der Oberfläche 124 der zweiten Komponente 120 sein.
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Die Vertiefung der ersten Komponente 110, in welcher die zweite Komponente 120 angebracht ist, kann durch eine Erhebung 116 (beispielsweise Wandstärkenverdickung) der ersten Komponente 110 herbeigeführt sein. Die Erhebung 116 kann das Sichtformteil 100 am Innenrand der zweiten Komponente 120 umlaufen. Die Erhebung 116 kann einen Dichtsteg realisieren, der die Abdichtung der Werkzeugkavität für das Anspritzen der zweiten Komponente 120 unterstützt.
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Zu beiden Seiten der Erhebung 116 kann die erste Oberfläche 112 sowohl im bedeckten Bereich 112_1 als auch im nicht bedeckten Bereich 112_2 einen ebenen Verlauf aufweisen, der beispielsweise - wie in 3 dargestellt - in derselben Ebene liegen kann.
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Die Erhebung 116 ist in der Höhe limitiert, da zu hohe Wandstärkenunterschiede der ersten Komponente 110 zu optische Mängel (Einfallstellen) führen. Die Höhe der Erhebung und/oder reduzierte Wandstärke der zweiten Komponente 120 kann beispielsweise etwa 0,6 mm bei einer Basiswandstärke der ersten Komponente 110 von beispielsweise 5 mm betragen. Bei Sichtformteilen 100 mit geringer Wandstärke (d.h. Basiswandstärke) der ersten Komponente 110 von etwa 3 mm sollte die Höhe der Erhebung 116 bei z.B. maximal etwa 0,5 mm oder darunter liegen.
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Die erste Komponente 110 weist ferner eine zweite Oberfläche 114 auf, die der ersten Oberfläche 112 gegenüberliegt. Das Sichtformteil 100 kann mit Ausnahme der Erhebung 116 eine konstante Wandstärke (Abstand zwischen der ersten Oberfläche 112 und der zweiten Oberfläche 114) aufweisen. Es ist jedoch auch möglich, dass die erste Komponente 110 ohne Erhebung 116 realisiert ist. Speziell in diesem Fall aber auch generell gilt, dass die Wandstärke der ersten Komponente 110 dort, wo die zweite Komponente 120 angebracht ist (d.h. im bedeckten Bereich 112_1 der ersten Oberfläche 112), kleiner als die Wandstärke im freiliegenden Bereich der ersten Komponente 110 (d.h. im nicht bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112) sein kann. Sowohl die zweite Oberfläche 114 als auch die erste Oberfläche 112 (außerhalb der Erhebung 116, sofern vorhanden) können sich parallel zur Hauptebene der ersten Komponente 110 erstrecken.
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In 3 ist das Sichtformteil 100 innerhalb eines Spritzgießwerkzeuges zur Anspritzung der zweiten Komponente 120 an die bereits gefertigte erste Komponente 110 dargestellt. Die muldenseitige Werkzeughälfte ist durch das Bezugszeichen 310 und die kernseitige Werkzeughälfte ist durch das Bezugszeichen 320 bezeichnet.
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4 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Sichtformteils 100. Das zweite Ausführungsbeispiel unterscheidet sich von dem ersten Ausführungsbeispiel (3) beispielsweise lediglich dadurch, dass die Kante an der ersten Oberfläche 112 der ersten Komponente 110 scharfkantig ausgeführt ist. D.h., es wird eine scharfkantige Form der ersten Komponente 110 am Rand des vertieften Abschnitts mit einer Kante entlang der Grenzlinie GL erzeugt, die optisch jedoch nicht in Erscheinung tritt. Dieses zweite Ausführungsbeispiel erlaubt genauso wie das erste Ausführungsbeispiel einen knickstellenfreien bzw. glattflächigen Übergang zwischen der ersten Komponente 110 und der zweiten Komponente 120 für die bei Bedarf später aufzutragende optische Beschichtung (z.B. Lack).
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Ansonsten kann das in 4 gezeigte Ausführungsbeispiel identisch mit dem Ausführungsbeispiel der 3 sein, wobei zur Vermeidung von Wiederholungen auf die vorstehende Beschreibung verwiesen wird.
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In beiden Ausführungsbeispielen kann die (abgerundete oder scharfe) Kante eine Umbiegung der ersten Oberfläche 112 um einen Winkel zwischen z.B. 50° und 90° bewirken. Der Radius der Rundung 124R kann beispielsweise 0,3 mm betragen. Die Radien der Rundung der freistehenden Seitenwandkontur 122_1R und/oder der Rundung zwischen der von der ersten Komponente 110 abgewandten Oberfläche 122 und der freistehenden Seitenwandkontur 122_1 der zweiten Komponente 120 können beispielsweise 0,5 mm betragen. Der Anstiegsradius der linken Seite der Erhebung 116 kann beispielsweise 3,5 mm betragen, die Höhe der Erhebung 116 kann z.B. 0,5 mm sein. Beim ersten Ausführungsbeispiel (3) kann der Radius der abgerundeten Kante (d.h. der Radius des konkaven Verlaufs 124_1 der zweiten Komponente 120) beispielsweise 0,3 mm betragen. Beim zweiten Ausführungsbeispiel (4) mit scharfer Kante kann der (unvermeidliche) Kantenradius im Bereich des werkzeugtechnischen machbaren Minimalradius liegen. Kantenradien zwischen diesen beiden Grenzen (abgerundete Kante und scharfe Kante) sind ebenfalls möglich. Je größer der Kantenradius, desto geringer ist der Zusammenhalt zwischen den beiden Komponenten 110 und 120 im Übergangsbereich und desto größer ist somit die Gefahr, dass Spannungsdifferenzen zwischen den Komponenten 110, 120 zu einer Trennung der Komponenten 110, 120 an der Grenzlinie GL und somit zu einem optischen Defekt führen. Daher können kleine Kantenradien bzw. scharfkantige Verläufe (4) bevorzugt sein. D.h., um eine gute Füllung der Anspritzkavität bzw. Verbindung zwischen der ersten Komponente 110 110 und der zweiten Komponente 120 im Bereich der Grenzlinie GL zu gewährleisten, sollte die Länge des wandstärkenreduzierten Endbereiches der zweiten Komponente 120, unter der Beachtung einer knickfreien bzw. knickarmen Ausführung, möglichst kurz gehalten werden.
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5 zeigt das Sichtformteil 100 gemäß dem zweiten Ausführungsbeispiel (4) nach der Entformung aus dem Spritzgießwerkzeug 310, 320 und dem (optionalen) anschließenden Aufbringen der Lackschicht 130 auf die erste Komponente 110 und die zweite Komponente 120. Die Lackschicht 130 kann die gesamte Rückseite das Sichtformteils 100 oder beispielsweise die gesamte freiliegende Oberfläche 112_2 der ersten Komponente 110 und zumindest einen Teil der zweiten Komponente 120 überziehen. Sie überdeckt insbesondere den Übergang einschließlich der Grenzlinie GL zwischen der Seitenwandkontur 122_1 der zweiten Komponente 120 und den nicht von der zweiten Komponente 120 bedeckten Bereich 112_2 der ersten Oberfläche 112. Wie aus 5 ersichtlich ist, weist die Lackschicht 130 in dem hier gezeigten Beispiel einen oberflächenkonformen, knickstellenfreien bzw. glattflächigen Verlauf auf.
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Aus der Betrachtungsrichtung B ist die Grenzlinie GL zwischen der ersten Komponente 110 und der zweiten Komponente 120 nicht erkennbar. Insofern wird ein optisch einwandfreies lackiertes 2K-Sichtformteil 100 geschaffen.
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Die Darstellungen in sämtlichen Figuren sind maßstabsgetreu, d.h. Dimensionen wie Radien, Wandstärken und dergleichen sowie Verhältnisse von Dimensionen (größer, kleiner, gleich) können unmittelbar aus den Figuren entnommen werden.
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Die Abmessungen des Sichtformteils 100 (siehe 1) können in weitem Maße variieren. Beispielsweise können die seitlichen Abmessungen des Sichtformteils 100 gleich oder größer als 200 mm oder 400 mm betragen. Die Wandstärke der ersten Komponente 110 kann beispielsweise zwischen 1 mm und 10 mm betragen und ist beispielsweise 4,5 mm. Die Wandstärke der zweiten Komponente 120 kann beispielsweise ebenfalls zwischen 1 mm und 10 mm betragen und liegt beispielsweise zwischen 2,0 mm und 2,5 mm.