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Die Erfindung betrifft ein Dentalimplantat mit einem in einen Kieferknochen einbringbaren Pfostenteil und mit einem diesem zugeordneten Aufbauteil, an welchem ein Zahnersatzstück anbringbar ist.
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Derartige Dentalimplantate sind in vielfältigen Formen bekannt. Sie werden üblicherweise anstelle eines extrahierten oder ausgefallenen Zahnes in den Kieferknochen eingesetzt, um dort nach einer Einheilphase von drei bis vier Monaten ein als Zahnersatz dienendes prothetisches Teil oder eine Krone zu halten. Dazu ist ein derartiges Dentalimplantat üblicherweise als geeignet geformter Metallkörper ausgebildet, wobei das Pfostenteil üblicherweise durch Einschrauben an der vorgesehen Stelle in den Kieferknochen eingesetzt wird. Das Pfostenteil weist dabei in der Regel am apikalen Ende ein zumeist selbstschneidendes Schraubengewinde auf, mit welchem das Pfostenteil in das entsprechend präparierte Implantatbett eingesetzt wird.
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Ein derartiges Dentalimplantat ist üblicherweise einteilig aufgebaut und umfasst das zur Einbringung in den Kieferknochen vorgesehene Pfostenteil und ein zugeordnetes Aufbauteil, an das das als Prothese oder dergleichen vorgesehene Zahnersatzstück anbringbar ist. Das Pfostenteil und ebenso das Kopf- oder Aufbauteil bestehen üblicherweise aus Metall oder einer Keramik, und zwar insbesondere aus Titan, Zirkon, einer Titanlegierung, Zirkonlegierung, einer titanhaltigen Legierung, einer zirkonhaltigen Legierung, einer Zirkonoxid-AluminiumoxidKeramik oder einer Keramik, die entweder Zirkonoxid oder Aluminiumoxid beinhaltet oder mindestens eine der Keramiken als Hauptbestandteil aufweist. Darüber hinaus können Keramiken eingesetzt werden, die auf Silizium- oder Siliziumoxidbasis aufgebaut sind und z. B. Stickstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff oder Wolfram beinhalten. Das Pfostenteil ist an seiner Außenseite üblicherweise mit einem Gewinde versehen, welches als selbstkondensierendes oder auch als selbstzentrierendes Gewinde ausgeführt sein kann. Das Pfostenteil wird üblicherweise in einem entsprechend aufbereiteten Implantatbett des Kieferknochens verankert. Die Konstruktion des im Außenbereich des Pfostenteils vorgesehenen Gewindes ist dabei üblicherweise für eine hohe Primärstabilität der Anordnung und eine gleichmäßige Weiterleitung der bei der Kaubelastung des Dentalimplantats auftretenden Kräfte in den Kieferknochen ausgelegt.
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Das Aufbauteil, das an seinem oberen Bereich mit einer Krone, einer anderen prothetischen Versorgung oder dergleichen in an sich bekannter Weise ausgestattet wird, schließt an das Pfostenteil an bzw. wird in der zweiteiligen Ausführung über eine geeignet gewählte Verbindungsschraube mit dem Pfostenteil verschraubt.
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Im Hinblick auf die bei der Kaubelastung auftretenden Kräfte und die gewünschte Langlebigkeit bei der Verwendung eines derartigen Dentalimplantats ist die mechanische Stabilität der Anordnung gegenüber verschiedenartigen Belastungen von besonderer Bedeutung. Dabei ist der schnelle und sichere Sitz des Pfostenteils im Implantatbett bzw. im Kieferknochen auch unter Kaubelastung des Dentalimplantats besonders wichtig.
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Für den Langzeiterfolg von Dentalimplantaten ist eine Minimierung des Periimplanitisrisikos unabdingbar. Diese Minimierung wird neben der Einteiligkeit der Implantate auch durch eine geschlichtete maschinenglatte Oberfläche des Aufbauteils in axialer Richtung im Bereich der Mundschleimhaut und besonders im Bereich des kortiko-zervikalem Knochen erreicht. Im Sinne einer besonders kostengünstigen Ausgestaltung ist es zudem wünschenswert, besonders vielfältige Kombinationsmöglichkeiten des eigentlichen Implantats mit weiteren Komponenten, insbesondere der Prothetik, zu ermöglichen.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zu Grunde, ein in diesem Sinne weiterentwickeltes Dentalimplantat der oben genannten Art anzugeben.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem das das Aufbauteil in der Art einer Hybridbauweise ausgeführt ist und zusätzlich zu Montageflächen für die Prothetik, an die diese beispielsweise mittels Zement oder auf sonstige Weise stoffschlüssig angebracht werden kann, ein integriertes Innengewinde zur Befestigung der Prothetik mittels einer Schraubverbindung aufweist.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigt die Figur in teilweise geschnittener Ansicht ein Dentalimplantat.
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Das Dentalimplantat 1 nach der Figur umfasst am apikalen Ende ein Pfostenteil 2 und am koronalen Ende ein zur Aufnahme eines nicht dargestellten Zahnersatzstückes oder einer präfabrizierten Kappe vorgesehenes Aufbauteil 4. Das dargestellte Dentalimplantat 1 ist dabei einteilig ausgebildet. Das bedeutet, dass Pfostenteil 2 und Aufbauteil 4 bereits vor dem Einbringen des Pfostenteils in den Kieferknochen aus einem Stück gefertigt sind und nicht zusammengefügt werden müssen. Das dargestellte Dentalimplantat 1 ist aus Titan Grad 4 hergestellt, und im Bereich des Aufbauteils 4 weist es eine geschlichtete maschinenglatte Oberfläche auf, da dieses in Kontakt mit kompaktem Knochengewebe und zumindest teilweisem Kontakt mit der Schleimhaut des Patienten steht. Allerdings sind auch andere gängige Materialien, die im Dentalbereich üblich sind, denkbar. Das Pfostenteil 2 umfasst ein selbstkondensierendes und selbstzentrierendes Gewinde 6, welches in mehrere Abschnitte (dargestellt sind exemplarisch zwei Abschnitte) mit unterschiedlichen Gewindeparametern aufgeteilt ist.
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An das Pfostenteil 2 schließt in koronaler Richtung in Form eines Plattformswitchings eine zervikale Furche 8 an, die beim Einsetzen des Dentalimplantats 1 in den Kieferknochen in der Regel im Bereich des Übergangs zwischen Spongiosa und Kompakta positioniert wird.
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Die zervikale Furche 8 geht in koronaler Richtung in das Aufbauteil 4 über. Dieses Aufbauteil 4 ist im Querschnitt unrund, bevorzugt wie im Ausführungsbeispiel gezeigt sechskantförmig, ausgebildet, damit ein einfaches Einbringen des Dentalimplantats 1 durch ein an die Querschnittsform des Aufbauteils 4 angepasstes externes Werkzeug ermöglicht wird. Dieser bevorzugt sechskantförmige Aufbau ermöglicht bedingt durch seine Form eine zuverlässige Kraftübertragung zum Einbringen des Implantats in den Kieferknochen, auch bei harten Knochenstrukturen. Weiterhin kann im Falle eine gescheiterten Osseointegration das externe Werkzeug erneut auf den Aufbau gesteckt werden und durch weiteres Eindrehen des Implantats die Osseointegration von neuem aktiviert werden. Ferner kann bei einer Entzündung des periimplantären Knochengewebes am Dentalimplantat das externe Einbringwerkzeug auch zum schonenden Entfernen des Implantates verwendet werden.
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Die Seitenflächen 10 des Aufbauteils 4, die infolge der bevorzugt vorgesehenen Sechskantstruktur im Querschnitt gesehen in einem Winkel von 60° zueinander stehen, ermöglichen durch diese Anordnung zudem, mit dem externen Werkzeug die transversale sowie axiale Implantatposition besonders gut an die endgültige Zahnersatzposition anzupassen, da ein Zusammenwirken von langer Ansatzfläche des externen Werkzeugs und den Hebelansatzpunkten, die sich alle 60° auf der Fläche ergeben, eine bessere Führung des Implantates bezüglich der Positionierung des Aufbauteils 4 des Implantates ermöglichen.
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Die durch die Seitenflächen 10 gebildete Außenfläche des Aufbauteils 4 ist als Montage- oder Trägerfläche für die Zahnprothetik, oder ggf. auch für ein Zwischenstück oder weiteres Abutment, vorgesehen. Dabei ist grundsätzlich die Befestigung der Prothetik - oder ggf. des weiteren Bauteils - an der Außenfläche des Aufbauteils 4 durch Zement, also in der Art eines Verklebens mittels einer stoffschlüssigen Verbindung, vorgesehen. Um aber hinsichtlich dieser Befestigung eine besonders große Flexibilität und vielfältige Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Systemen zu ermöglichen, ist das Dentalimplantat 1 bezüglich der genannten Befestigung in der Art eines Hybridsystems ausgeführt; es umfasst zu diesem Zweck auch noch ein in den koronalen Endbereich des Aufbauteils 4 integriertes Innengewinde 12.
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Ein rotationsfreier Sitz, also mit rotatorischem Gesperre, des auf das Aufbauteil 4 anbringbaren Zahnersatzstückes oder anderen Bauteils, beispielsweise einer präfabrizierten Kappe, wird durch den sechskantförmigen Querschnitt und den dadurch bewirkten Formschluss in Rotationsrichtung bewirkt. Zudem sind die Seitenflächen 10 bezüglich der Längsachse des Dentalimplantats leicht, bevorzugt mit einem Winkel von etwa 1°, geneigt, so dass die durch die Seitenflächen 10 insgesamt gebildete Montage- oder Auflagefläche leicht konisch oder sich verjüngend ausgeführt ist. Der Konuswinkel von etwa 1 ° begünstigt dabei noch weiter das rotatorische Gesperre und die ordnungsgemäße rotatorische Positionierung der darauf montierten Prothetik. Des Weiteren ermöglicht dieser Konuswinkel zwischen den Außenflächen des Aufbauteils 4 und der Längsachse des Aufbauteils 4 eine deutlich bessere Haftkraft. Der Konuswinkel ist zwischen 0° und 2° gewählt, um einen Kompromiss zwischen dem Halt des Zahnersatzstücks oder der präfabrizierten Kappen als auch einer guten Aufbringung auf das Aufbauteil, zu gewährleisten. Hinzu kommt das bei einem zu hohen Konuswinkel im koronalen Bereich des Aufbauteils proportional eine zu hohe Reduzierung der Wandstärke des Implantats und somit auch der Wandstärke des Materials eintritt, was erhebliche Auswirkungen auf die Bruchstabilität der Dentalimplantate zur Folge hätte.
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Die Kanten des sechseckigen Aufbauteils 4 sind entgratet und somit eher als Rundung statt als Kante zu sehen. Dies ermöglicht einen weitgehend spaltfreien Anschluss von Zahnersatzstücken. Denn die Fertigung von Zahnersatzstücken erfolgt mit rotierenden Instrumenten. Somit sind die Innenkanten des Zahnersatzes nicht scharfkantig sondern rundlich abgetragen.
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Die Besonderheit des Hybrid-Implantates ist die Flexibilität der Zahnersatzversorgung, auch nach Jahren, durch die Möglichkeit der - wahlweisen - Zementierung oder Verschraubung deutlich über Zahnfleischniveau für festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatz. Hierbei handelt es sich um eine Kombination einer vergleichsweise stabilen sechskantförmigen Außenverbindung mit mehr als 2mm Kontaktfläche und einer zusätzlichen Möglichkeit einer Innenverschraubung zur reversiblen Entfernung von Zahnersatz oder präfabrizierten Kappen. Die Innenverschraubung wird ermöglicht durch eine Sacklochbohrung 14, die bevorzugt zwischen 2,5 mm und 5 mm tief ist. In diese Sacklochbohrung 14 wird das Gewinde 12 mit einem bevorzugten Durchmesser von 1,5 mm bis 3 mm eingearbeitet. Das koronale Ende des Aufbauteils 4 ist ebenfalls möglichst gratfrei gestaltet, um ein sanftes Aufsetzen der Zahnersatzstücke oder präfabrizierten Kappen zu ermöglichen. Weiterhin ermöglicht dies auch das harmonische Eindrehen der Schrauben in das Innengewinde.
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Da beim Anbringen des Zahnersatzstückes an das Aufbauteil 4 auch Zement verwendet wird, besteht die Gefahr, dass überschüssiger Zement im Bereich der Schleimhaut austritt und das Risiko einer Periimplantitis durch Zementreste erhöht. Durch die konische Form des Aufbauteils 4 bei Verwendung mäßiger Zementmengen ist das Risiko eines Zementüberschusses im Zahnfleischbereich maximal minimiert.
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Das am Pfostenteil 2 angeordnete Außengewinde 6 ist im Ausführungsbeispiel zwei Gewindebereiche 16, 18 aufgeteilt, die über unterschiedliche Gewindeparameter verfügen. In koronaler Richtung und somit direkt an die zervikale Furche 8 anschließend ist der Gewindebereich 18 als Mikro-Kompressionsgewinde ausgestaltet. Dieses Mikro-Kompressionsgewinde ist in Form eines Flachgewindes ausgebildet, bei dem sowohl die Flankenhöhe als auch die Flankentiefe der Gewindeflanken in etwa übereinstimmt. Die Ganghöhe ist dabei bewusst klein gehalten worden, um eine möglichst gute Anpassung an das Knochenmaterial und somit eine möglichst gute und schnelle Stabilität des Dentalimplantats 1 zu ermöglichen. Der Bereich des Mikro-Kompressionsgewindes erstreckt sich etwa über ein Viertel der Länge des Pfostenteils 2. Für übliche Dentalimplantate bedeutet dies, dass bei einer Länge des Pfostenteils 2 von etwa 7 mm eine günstige Länge des Mikro-Kompressionsgewindes von etwa 1,5 mm wäre, dementsprechend bei 9 mm etwa 2 mm, bei 11 mm etwa 3 mm, und bei einer Länge des Pfostenteils von etwa 13 mm wäre das Mikro-Kompressionsgewinde ebenfalls etwa 3 mm lang.
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In apikaler Richtung schließt sich an den als Mikro-Kompressionsgewinde ausgebildeten Gewindebereich 18 der zweite, apikale Gewindebereich 16 an, in dem die Ganghöhe deutlich erhöht wurde. In den Ausführungsbeispielen ist dabei eine doppelt so hohe Ganghöhe eingezeichnet. Darüber hinaus ist der Querschnitt des Schafts des Pfostenteils 2 in diesem Bereich verkleinert ausgeführt, was dazu führt, dass das Verhältnis der Flankentiefe zu der Flankenhöhe nicht mehr etwa 1:1 ist, wie dies bei dem Flachgewinde im Mikro-Kompressionsgewinde der Fall ist, sondern zumindest in Teilbereichen größer als zwei ist. Das Gewinde 12 in diesem Bereich ist daher nicht mehr als Flachgewinde, sondern als Tellergewinde ausgeführt. Ein Tellergewinde ähnelt dabei in der geometrischen Form zwar einem Flachgewinde, verfügt aber über ein deutlich erhöhtes Verhältnis der Flankentiefe zur Flankenhöhe.
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Im Bereich des apikalen Endes des zweiten Gewindebereichs 16, also im Bereich der apikalen Spitze des torpedoförmigen Pfostenteils 2, wird die Flankentiefe von Gewindegang zu Gewindegang reduziert. Je nach Ausführungsform kann diese Reduzierung der Flankentiefe beispielsweise weitgehend linear erfolgen, so dass das Tellergewinde wieder in ein Flachgewinde übergeht.
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Sowohl das Flachgewinde aus dem Mikro-Kompressionsgewinde als auch das Tellergewinde aus dem zweiten Gewindebereich stimmen darin überein, dass insbesondere die koronale Gewindeflanke senkrecht zur Längsachse des Pfostenteils 2 steht. Im Falle des Flachgewindes und des Tellergewindes stehen auch die apikalen Gewindeflanken senkrecht zur Längsachse des Pfostenteils 2. Allerdings ist prinzipiell auch denkbar, dass die apikalen Gewindeflanken einen anderen Winkel mit der Längsachse bilden und somit eine Art Sägezahngewinde verwendet wird.
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Das Dentalimplantat 1 nach den Ausführungsbeispielen hat eine Gesamtlänge von 19 mm von der das Aufbauteil 4 8 mm und das Pfostenteil 2 11 mm einnimmt. Das Aufbauteil 4 hat am apikalen Ende einen Durchmesser von etwa 3 mm der sich in koronaler Richtung konisch verkleinert. Der Winkel des Konus beträgt etwa 1°. Am apikalen Ende des Aufbauteils 4, direkt am Übergang zum Pfostenteil 2, ist die zervikale Furche 8 vorgesehen. Die Höhe dieser Furche 8 beträgt etwa 1 mm und der Radius der zervikalen Furche 6 beträgt am apikalen Ende etwa 0,4 mm.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Dentalimplantat
- 2
- Pfostenteil
- 4
- Aufbauteil
- 6
- Gewinde
- 8
- zervikale Furche
- 10
- Seitenflächen
- 12
- Innengewinde
- 14
- Sacklochbohrung
- 16, 18
- Gewindebereiche