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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen von Umfelddaten eines Fahrzeugs. Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zum Anfordern von Umfelddaten eines Fahrzeugs und eine Vorrichtung, die eingerichtet ist, ein solches Verfahren auszuführen.
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Für die Unfallanalyse in Kraftfahrzeugen werden entsprechende Unfalldatenspeicher eingesetzt, die vor, während und nach einem Verkehrsunfall unfallrelevante Daten aufzeichnen. Diese Unfalldatenspeicher werden üblicherweise in Kraftfahrzeugen auf freiwilliger Basis eingebaut und zeichnen verschiedene Daten des Fahrzeugs wie die Geschwindigkeit, Bewegungsrichtung, Beschleunigung in Längs- und Querrichtung, Status der Beleuchtung, Blinker- und Bremstätigkeit des Fahrzeugs für einen gewissen Zeitraum auf, um bei einem Unfall genauere Erkenntnisse über den Ablauf zu gewinnen. Hierbei kann auch eine Kopplung mit einem Notrufgerät vorgesehen sein, dass bei einem Unfall automatisch einen Alarm auslöst.
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Mittlerweile befinden sich teilweise eine Vielzahl von Datenspeichern im Kraftfahrzeug, die in verschiedenen elektronischen Komponenten des Kraftfahrzeugs, beispielsweise integriert in einem oder mehreren Steuergeräten, verbaut sein können. Selbst die Fahrzeugschlüssel der Kraftfahrzeuge können Datenspeicher aufweisen, die bei Bedarf ausgelesen werden können. Hierbei können unterschiedlichste Daten, die neben der Unfallanalyse für eine Vielzahl anderer Anwendungsfälle verwendet werden können, erfasst, temporär oder dauerhaft gespeichert und ggfs. von dem Kraftfahrzeug an andere Stellen übermittelt werden.
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So können verschiedenste technische Informationen festgehalten werden, wie Fehlfunktionen und Defekte in wichtigen Fahrzeugkomponenten, Betriebszustände von Fahrzeugkomponenten, Statusmeldungen oder Reaktionen des Fahrzeugs und der einzelnen Fahrzeugkomponenten. Auch sensorisch erfasste Umgebungsparameter und - daten, die für die Nutzung durch Fahrerassistenzsysteme verwendet werden, können zwischengespeichert werden, wobei ggfs. datenschutzrechtlicher Bestimmungen zu beachten sind.
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Ein Verfahren zum Bereitstellen und Auswerten von Fahrzeugdaten und zum Überwachen eines Verkehrsgeschehens ist in der
DE 10 2014 224 202 A1 beschrieben. Bei dem Verfahren zum Bereitstellen von Fahrzeugdaten werden mittels einer Erfassungseinrichtung eines Fahrzeugs erfasste Fahrzeugdaten, insbesondere sicherheitsrelevante bzw. unfallbezogenen Daten zur Rekonstruktion eines Unfallhergangs, eingelesen. Eine Datennachricht, welche die eingelesenen Fahrzeugdaten umfasst und mit einer digitalen Signatur versehen ist, wird an eine fahrzeugexterne Auswertevorrichtung gesendet, welche die empfangenen Fahrzeugdaten auswertet, wobei auch Fahrzeugdaten aus mehreren Fahrzeugen ausgewertet werden können.
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Die
DE 10 2007 018 139 A1 offenbart ein Verfahren zur Verwaltung von Betriebsdaten eines Kraftfahrzeugs, bei dem die Betriebsdaten in einem fahrzeuginternen Speicher gespeichert werden. Die gespeicherten Daten werden dem erfassenden Fahrzeug mittels einer Fahrzeugkennung zugeordnet und durch eine Telekommunikationsverbindung an ein Rechenzentrum übertragen und dort zum Abruf für interessierte Dritte zur Verfügung gehalten. Hierbei kann es vorgesehen sein, die Daten in Kategorien einzuteilen und nach Kategorien beschränkt zu übertragen oder auch einen Zugriff auf die Daten seitens Dritter kategorieabhängig zu gestalten. Weiterhin kann durch den Nutzer des Fahrzeugs auch eine kategorieabhängige Freigabe für die Nutzung der Daten erteilt werden.
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Die
DE 10 2010 030 794 A1 betrifft ein Verfahren, bei dem für ein oder mehrere Steuergeräte eines Fahrzeugs durch einen Benutzer des Fahrzeugs ein Datenschutzmodus aktivierbar ist. In diesem Datenschutzmodus wird eine Übermittlung von vorbestimmten Daten aus dem Fahrzeug heraus unterbunden oder ausschließlich nach Eingabe einer beim Benutzer des Fahrzeugs angeforderten Bestätigung zugelassen. Alternativ oder zusätzlich wird in dem Datenschutzmodus eine Löschung von in dem oder den Steuergeräten gespeicherten Daten nach einer vorbestimmten Zeitspanne durchgeführt. Hierbei kann der Benutzer festlegen, für welche vorbestimmten Daten und welche Kategorien von vorbestimmten Daten im aktivierten Datenschutzmodus die Übertragung aus dem Fahrzeug heraus unterbunden bzw. nur bei Bestätigung zugelassen werden soll und/oder die Löschung nach einer vorbestimmten Zeitspanne durchgeführt werden soll. Weiterhin wird nach Aktivierung des Datenschutzmodus im Falle eines Unfalls und/oder einer Notfallsituation dennoch die Übertragung der Fahrzeugposition aus dem Fahrzeug heraus zugelassen.
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Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren zum Bereitstellen von Umfelddaten eines Fahrzeugs und ein verbessertes Verfahren zum Anfordern solcher Umfelddaten sowie eine entsprechende Vorrichtung zur Verfügung zu stellen.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1, ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 11, sowie durch eine entsprechende Vorrichtung gemäß Anspruch 12 gelöst. Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Bereitstellen von Umfelddaten eines Fahrzeugs werden von einem Fahrzeug Umfelddaten sensorisch erfasst und zwischengespeichert. Das Fahrzeug empfängt von einer zentralen Verarbeitungseinrichtung ein Signal mit einer Anweisung, die zwischengespeicherten Umfelddaten nicht zu löschen, zu anonymisieren oder zu verfälschen und die zwischengespeicherten Umfelddaten oder von den zwischengespeicherten Umfelddaten abgeleitete Daten an die zentrale Verarbeitungseinrichtung zu senden. Die mit dem Signal empfangene Anweisung wird von dem Fahrzeug ausgeführt. Die zwischengespeicherten Umfelddaten werden im Anschluss gelöscht, anonymisiert oder verfälscht.
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Dieses ermöglicht, von dem Fahrzeug erfasste Umfelddaten, die normalerweise nach einer festgelegten Zeit aufgrund datenschutzrechtlicher Bestimmungen gelöscht, anonymisiert oder verfälscht werden, bei einem übergeordneten Interesse zunächst für eine Auswertung unverfälscht beizubehalten und auszuwerten.
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Vorteilhafterweise werden die erfassten Umfelddaten nach einem festgelegten Zeitraum gelöscht, anonymisiert oder verfälscht, wenn zuvor kein Signal mit einer Anweisung von der zentralen Verarbeitungseinrichtung empfangen worden ist.
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Insbesondere werden die erfassten Umfelddaten hierbei ausgewertet, um Umfeldobjekte in den Umfelddaten zu ermitteln.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung werden die Umfelddaten durch die zentrale Verarbeitungseinrichtung ausgewertet. Dieses hat den Vorteil, dass auch besonders aufwändige Auswertungsverfahren angewendet werden können, da bei einer zentralen Verarbeitungseinrichtung eine besonders hohe Rechenleistung vorgesehen werden kann. Weiterhin kann so auch ein Abgleich von Umfelddaten, die von verschiedenen Fahrzeugen erfasst worden sind, erfolgen.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung werden die Umfelddaten im Fahrzeug ausgewertet, wobei das Ergebnis der Auswertung an die zentrale Verarbeitungseinrichtung gesendet wird. Insbesondere bei mittels einer Kamera erfassten Videodaten, die in hohen Datenmengen der Rohdaten resultieren, kann so die an die zentrale Verarbeitungseinrichtung zu übertragende Datenmenge deutlich reduziert werden.
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Weiterhin werden die Umfeldobjekte vorteilhafterweise durch eine Zuordnung zu mindestens einer von mehreren Kategorien klassifiziert, wobei den unterschiedlichen Kategorien zugeordneten Daten unterschiedliche Datenschutzkategorien zugeordnet sind.
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Besonders vorteilhaft wird auch wobei die Position des Fahrzeugs bei Erfassung der Umfelddaten ermittelt und zusammen mit den Umfelddaten oder den abgeleiteten Daten an die zentrale Verarbeitungseinrichtung gesendet.
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Weiterhin kann vorteilhafterweise auch die Geschwindigkeit eines erfassten Umfeldobjekts ermittelt und zusammen mit den Umfelddaten oder den abgeleiteten Daten an die zentrale Verarbeitungseinrichtung gesendet werden.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden die Umfelddaten mit mindestens einer Kamera des Fahrzeugs erfasst, wobei eine Auswertung der durch die Kameras erzeugten Videodaten erfolgt.
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Vorzugsweise kann hierbei mit der Anweisung ein Aktivierungssignal empfangen werden, um gegenwärtig nicht aktivierte Kameras des Fahrzeugs für eine Erfassung des Fahrzeugumfelds zu aktivieren.
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Entsprechend wird bei dem Verfahren zum Anfordern von Umfelddaten von der zentralen Verarbeitungseinrichtung ein Signal mit einer Anweisung an eine Vielzahl von Fahrzeugen gesendet, die zwischengespeicherten Umfelddaten nicht zu löschen, zu anonymisieren oder zu verfälschen und die zwischengespeicherten Umfelddaten oder von den zwischengespeicherten Umfelddaten abgeleitete Daten an die zentrale Verarbeitungseinrichtung zu senden. Die zwischengespeicherten Umfelddaten oder von den zwischengespeicherten Umfelddaten abgeleitete Daten werden von der zentralen Verarbeitungseinrichtung (ZV) empfangen.
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Weitere Merkmale der vorliegenden Erfindung werden aus der nachfolgenden Beschreibung und den Ansprüchen in Verbindung mit den Figuren ersichtlich.
- 1 zeigt ein Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens;
- 2 zeigt ein Ablaufdiagramm für eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem nach einer Person gefahndet wird; und
- 3 zeigt schematisch für eine Personenfahndung nach 2 mehrere mit Kameras versehene Fahrzeuge, die mit einer zentralen Verarbeitungseinrichtung in Verbindung stehen.
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Zum besseren Verständnis der Prinzipien der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend Ausführungsformen der Erfindung anhand der Figuren detaillierter erläutert. Es versteht sich, dass sich die Erfindung nicht auf diese Ausführungsformen beschränkt und dass die beschriebenen Merkmale auch kombiniert oder modifiziert werden können, ohne den Schutzbereich der Erfindung, wie er in den Ansprüchen definiert ist, zu verlassen.
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1 zeigt ein Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens, wie es in einem von einer zentralen Verarbeitungseinrichtung angewiesenen Fahrzeug durchgeführt wird. In einem ersten Verfahrensschritt 1 wird das Fahrzeugumfeld mit einem oder mehreren Sensoren des Fahrzeugs erfasst. Dieses kann insbesondere mithilfe in oder an einem Fahrzeug befindlicher Kameras, zum Beispiel Front-, Rückfahr-, oder Außenkameras erfolgen. Gegebenenfalls können zusätzlich auch Audiodaten oder Rauminformationen von Sensoren wie Radar- oder Lidarsensoren erfasst und zur Auswertung herangezogen werden.
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Die von den Sensoren erfassten Sensordaten, wie beispielsweise per Kamera erfasste Bilddaten, werden in einem Verfahrensschritt 2 zwischengespeichert. In einem Normalbetrieb kann hierbei vorgesehen sein, die zwischengespeicherten Daten nach Ablauf einer vordefinierten Zeitdauer wieder zu löschen bzw. zu überschrieben, um so die Befolgung datenschutzrechtliche Bestimmungen für personenbezogene Daten, wie insbesondere der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), sicherzustellen. Hierfür können die Umfelddaten beispielsweise in einem Ringspeicher bzw. Ringpuffer zwischengespeichert werden.
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Weiterhin können die erfassten Umfelddaten durch eine Zuordnung zu einer von mehreren Datenkategorien klassifiziert werden, um so unterschiedliche Zugriffs- und/oder Sicherungskonzepte anwenden zu können. Hierbei können beispielsweise für gesetzliche Daten, bei denen gemäß gesetzlicher Vorgaben eine Aufzeichnungspflicht besteht, herstellerbezogene Daten und persönliche Kundendaten, zulassungs- und steuerbezogener Daten oder auch versicherungsrelevanter Daten unterschiedliche Datenkategorien vorgesehen werden.
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In Verfahrensschritt 3 wird von einer zentralen Verarbeitungseinrichtung ein Signal mit einer Anweisung empfangen, die zwischengespeicherten Umfelddaten weder zu löschen noch zu anonymisieren, zu verfälschen oder auf andere Weise zu verändern und die zwischengespeicherten Umfelddaten oder von den zwischengespeicherten Umfelddaten abgeleitete Daten an die zentrale Verarbeitungseinrichtung zu senden. Dieses ermöglicht, von dem Fahrzeug erfasste Umfelddaten, die normalerweise dem Datenschutz unterliegen, bei dem Vorliegen übergeordneter Interessen, wie beispielsweise bei dem Vorliegen einer Fahndung, zunächst beizubehalten und auszuwerten. Hierbei kann auch vorgesehen werden, dass die Anweisung zusätzlich eine Aktivierungsaufforderung an das Fahrzeug enthält, gegenwärtig nicht aktivierte Sensoren des Fahrzeugs für eine Erfassung des Fahrzeugumfelds zu aktivieren. So können beispielsweise Kameras, die nur temporär verwendet werden, wie die üblicherweise nur als Einparkhilfe genutzte Rückfahrkamera oder Kameras zur Erzeugung einer Rundumsicht, nun für die erfindungsgemäßen Zwecke aktiviert werden.
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Die Anweisung der Behörde kann hierbei in regelmäßigen Abständen an die Fahrzeuge gesendet werden, um so sicherzustellen, dass beispielsweise Fahrzeuge, die erst nach erstmaligen Senden der Anweisungen in Betrieb genommen worden sind oder in einen bestimmten geographischen Bereich eingefahren sind, die Anweisungen erhalten und umsetzen können. Weiterhin kann es auch vorgesehen sein, die Anweisungen zu aktualisieren, beispielsweise wenn eine Suche nur auf einen bestimmten geographischen Bereich beschränkt ist, so das nur Fahrzeuge in diesem Bereich zur Suche aufgefordert werden, und durch aktualisierte Informationen vermutet wird, dass sich ein gesuchtes Fahrzeug, eine gesuchte Person oder ein anderes gesuchtes Objekt nun in einem anderen geographischen Bereich als ursprünglich vermutet aufhält.
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Die zentrale Verarbeitungseinrichtung kann hierbei beispielsweise als Server bei einer autorisierten Instanz wie beispielsweise einer für eine Personen- oder Fahrzeugfahndung zuständigen Behörde betrieben werden. Weiterhin kann vorgesehen werden, dass je nach Datenkategorie verschiedene Behörden Anweisungen erteilen können.
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Die Anweisung wird dann im darauffolgenden Verfahrensschritt 4 durch das Fahrzeug ausgeführt. Hierbei kann zunächst eine fahrzeugseitige Auswertung der zwischengespeicherten Umfelddaten und dann eine Übertragung der Ergebnisse dieser Auswertung an die zentrale Verarbeitungseinrichtung erfolgen. Ebenso kann die Auswertung der Umfelddaten aber auch erst nach der Übertragung durch die zentrale Verarbeitungseinrichtung durchgeführt werden.
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Dabei können neben den Datenkategorien auch verschiedene Erkennungs- bzw. Fahndungskategorien vorgesehen werden, die auf unterschiedliche Weise bei der Auswertung der Umfelddaten genutzt werden können.
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So kann beispielsweise bei einer Fahrzeugsuche die zentrale Verarbeitungseinrichtung an eine Vielzahl von Fahrzeugen lediglich eine Information übermitteln, dass ein Fahrzeug gesucht wird. In diesem Fall können von den Fahrzeugen sämtliche erfasste Rohdaten, die Fremdfahrzeuge wiedergeben, an die zentrale Verarbeitungseinrichtung übermittelt werden. Ebenso kann aber auch eine Auswertung der Rohdaten in den jeweiligen Fahrzeugen erfolgen; wobei dann der zentralen Verarbeitungseinrichtung statt der Rohdaten die Fremdfahrzeuge kennzeichnende Daten übermittelt werden. So kann beispielsweise in den Fahrzeugen hinterlegt sein, dass im Falle einer Fahrzeugsuche die mit einer Fahrzeugkamera erfassten Videosignale daraufhin zu überprüfen sind, ob diese Autokennzeichen enthalten. So können beispielsweise durch Kameras, welche die heute noch geläufigen Außenspiegel ersetzen, Fremdfahrzeuge, welche sich hinter dem Egofahrzeug in einer benachbarten Fahrspur befinden, erfasst werden. Falls Autokennzeichen in den Videosignalen vorhanden sind, kann die spezifische Buchstaben-Zahlenfolge des Autokennzeichens durch eine Schrifterkennung ermittelt und übertragen werden. Ebenso kann auch eine Erkennung von Fahrzeugmarke bzw. -typ oder auch der Lackfarben des Fahrzeugs erfolgen.
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Ebenso ist es aber auch möglich, dass von der zentralen Verarbeitungseinrichtung kennzeichnende Daten für das gesuchte Fahrzeug wie das Autokennzeichen, Fahrzeugmarke bzw. -typ oder Lackfarbe an die Fahrzeuge mitgeteilt werden. Dieses ermöglicht einerseits in den Fahrzeugen eine gezielte Fahndung nach dem gesuchten Fahrzeug und reduziert andererseits die Menge der von den Fahrzeugen an die zentrale Verarbeitungseinrichtung zu übertragenden Daten.
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Auf ähnliche Weise kann auch bei einer Personensuche lediglich eine Information darüber ausgesandt werden, dass eine Person gesucht wird oder aber auch eine Übermittlung detaillierter Angaben, wie insbesondere eine bildliche Wiedergabe des Gesichts oder auch Angaben zur Größe, zur Statur oder zum Geschlecht, erfolgen, um diese Angaben dann in den Fahrzeugen für eine lokale Auswertung zu verwenden. Auch hier können insbesondere Fahrzeugkameras eingesetzt werden, um Personen im Fahrzeugumfeld zu erfassen, wobei sich die Personen sowohl innerhalb eines Fremdfahrzeuges befinden können oder sich auch als Fußgänger oder Fahrradfahrer in Nähe des Egofahrzeugs befinden können.
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Weiterhin kann auch eine Tier- oder Objektsuche erfolgen, bei der beispielsweise entlaufene Haus- oder Nutztiere oder auch Wildtiere, wie beispielsweise zum Abschuss freigegebene Wölfe, oder dingliche Objekte, wie beispielsweise ein gestohlenes Fahrrad, im Fahrzeugumfeld erfasst und identifiziert werden können.
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Insbesondere bei einer Fahndung nach einer Person oder einem Fahrzeug wird hierbei sichergestellt, dass die übermittelte Anweisung zwar von dem Fahrzeug empfangen und verarbeitet wird, aber von einem Fahrzeuginsassen nicht wahrgenommen werden kann, um so eine Warnung der betroffenen Person zu verhindern.
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Die in dem Fahrzeug zwischengespeicherten Umfelddaten werden dann in einem Verfahrensschritt 5 gelöscht, anonymisiert, verfälscht oder auf andere Weise unkenntlich gemacht. Dieses kann unmittelbar nach der Übertragung der Daten an die zentrale Verarbeitungseinrichtung erfolgen. Ebenso können die zwischengespeicherten Umfelddaten aber auch zunächst weiterhin im Fahrzeug vorgehalten werden und erst auf eine entsprechende Anweisung der zentralen Verarbeitungseinrichtung hin gelöscht werden.
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Parallel zu der sensorischen Erfassung der Umfelddaten gemäß Verfahrensschritt 1 werden in einem Verfahrensschritt 6 die aktuellen Positionsdaten des jeweiligen Fahrzeugs während der Erfassung der Umfelddaten ermittelt, beispielsweise mit einem satellitengestützten Navigationssystem wie dem GPS-System in Kombination mit digitalen Kartendaten. Gegebenenfalls kann auch in Verbindung mit hochgenauen Kartendaten, in denen Positionen von diversen Landmarken wie beispielsweise Ampeln oder Verkehrszeichen verzeichnet sind, durch einen Abgleich mit durch Fahrzeugsensoren gemessenen relativen Abständen und Positionen dieser Landmarken die aktuelle Position des Egofahrzeugs sehr präzise ermittelt werden. Die ermittelten Positionsdaten werden dann ebenso wie die Umfelddaten zunächst zwischengespeichert, an die zentrale Verarbeitungseinrichtung zur Lokalisierung eines gesuchten Umfeldobjekts übertragen und im Anschluss zusammen mit den zugehörigen Umfelddaten gelöscht. Weiterhin können die Umfelddaten auch mit einem Zeitstempel versehen werden, umso, insbesondere, wenn die Umfelddaten nicht in Echtzeit übertragen bzw. ausgewertet werden, für ein erkanntes Umfeldobjekt angeben zu können, wann sich dieses an einer bestimmten Position befand.
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Auch kann es vorgesehen sein, bei einem erkannten Umfeldobjekt die Richtung, in die sich dieses bewegt, und/oder die Geschwindigkeit dieses Umfeldobjekt zu ermitteln. Dieses kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass die Ausrichtung des Umfeldobjekts relativ zu der Ausrichtung des Fahrzeugs, die mittels eines digitalen Kompass des Fahrzeugs oder aus der Ausrichtung der gegenwärtig befahrenen Straße bekannt ist, ermittelt wird, beispielsweise durch eine Bildauswertung von durch eine Fahrzeugkamera erfasster Videosignale.
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Weiterhin kann aus der Eigengeschwindigkeit des Fahrzeugs und der Differenzgeschwindigkeit des Umfeldobjekts, beispielsweise eines gesuchten Fahrzeugs bzw. einer gesuchten Person, auch die Geschwindigkeit dieses Umfeldobjekts bestimmt werden. Die Differenzgeschwindigkeit des Umfeldobjekts kann hierbei beispielsweise mit einer Doppler-Radar-Geschwindigkeitsmessung direkt ermittelt werden oder bei einer fortlaufenden Erfassung durch das Fahrzeug über einen gewissen Zeitraum, beispielsweise, wenn sich ein gesuchtes Fahrzeug in gleicher Fahrtrichtung wie das Egofahrzeug bewegt, berechnet werden. Die Geschwindigkeitsermittlung kann hierbei in dem Egofahrzeug oder aber auch in der zentralen Verarbeitungseinrichtung erfolgen, je nachdem, an welcher Stelle auch die Auswertung der erfassten Umfelddaten zur Erkennung des gesuchten Objekts erfolgt.
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Je nach Fahndungskategorie kann die von der zentralen Verarbeitungseinrichtung gesendete Anweisung unterschiedliche Umfelddaten betreffen, wie in der folgenden beispielhaften Aufstellung ausgeführt:
Kategorie | Kennzeichen | Person | Objekt an der Straße | Ort | Geschwindigkeit |
Fahrzeugsuche | × | | | × | × |
Personensuche | × | × | | × | × |
Tier-/Objektsuche | | | × | × | × |
Terroranschlag | × | × | × | × | × |
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Hierbei erfolgt je nach Fahndungskategorie eine Abwägung zwischen Datenschutzinteressen und den übergeordneten Interessen der Allgemeinheit. Wenn beispielsweise ein Haustier entlaufen ist und nun gesucht werden soll, so ist dieses zwar für den Eigentümer des Haustieres von hoher Relevanz, rechtfertigt aber nicht, dass bei einer solchen Suche Kennzeichen und Personen im Fahrzeugumfeld erfasst und erkannt werden und Informationen hierüber abgespeichert oder sogar weitergegeben werden. Stattdessen reicht es bei einer solchen Suche völlig aus, lediglich Tiere im Fahrzeugumfeld, sowie deren Ort und gegebenenfalls noch Geschwindigkeit bzw. Bewegungsrichtung zu erfassen, während Personen oder Fahrzeuge im Fahrzeugumfeld unberücksichtigt bleiben.
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Droht auf der anderen Seite ein Terroranschlag, bei dem das Leben von einer Vielzahl von Personen bedroht ist, so wird das persönliche Datenschutzinteresse des einzelnen zurückgestellt. Es werden dann alle verfügbaren Umgebungsdaten verwertet, um einen solchen Terroranschlag möglichst noch zu verhindern. In einem solchen Fall wird dann die Übertragung der Anweisungen und erfassten Umgebungsdaten mit höchster Priorität erfolgen.
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2 zeigt ein Beispiel für einen Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem nach einer Person gefahndet wird. Hierbei sendet, wie bereits im Zusammenhang mit 1 erläutert, eine für die Fahndung zuständige Behörde in einem Verfahrensschritt 7 eine Anweisung an eine Vielzahl von Fahrzeugen, ihre Kameras, falls gegenwärtig nicht aktiv, zu aktivieren und die mit den Kameras der jeweiligen Fahrzeuge erfassten Videodaten nicht zu löschen, sondern stattdessen an die Behörde zu senden.
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In der hier beschriebenen Ausführungsform wird hierbei ein Fahndungsfoto von der zuständigen Behörde an die Fahrzeuge übermittelt, sodass dann die jeweiligen Fahrzeuge ihre Videodaten jeweils lokal bezüglich der gesuchten Person durchsuchen können und bei Erkennen der gesuchten Person eine entsprechende Information an die zuständige Behörde senden können. In anderen Ausführungsformen können aber ebenso auch sämtliche Videosignale, die eine Person enthalten, an die zuständige Behörde übermittelt werden, um dort eine zentrale Auswertung durchzuführen oder, beispielsweise bei einer Personenfahndung im Vorfeld eines befürchteten Terroranschlags, auch sämtliche erfassten Umfelddaten ohne jegliche Auswertung und Vorauswahl an die zuständige Behörde gesendet werden.
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Im darauffolgenden Verfahrensschritt 8 wird in dem jeweiligen Fahrzeug überprüft, ob mit der Fahrzeugkamera die gesuchte Person erfasst und mittels der lokalen Bildanalyse erkannt worden ist. Für die Erkennung der gesuchten Person können hierbei insbesondere biometrische Verfahren zur Gesichtserkennung zum Einsatz kommen. Dabei kann zunächst eine Lokalisation eines Gesichts in den erfassten Videodaten erfolgen, um zu prüfen, ob überhaupt und wenn ja, wo ein Gesicht durch die Kamera erfasst wird. Im Anschluss erfolgt dann durch eine Analyse der Ausprägung sichtbarer Merkmale im Bereich des frontalen Kopfes eine Zuordnung des Gesichts zu einer bestimmten Person. Hierbei können Merkmale wie z. B. von Augen, Nase, Mund geometrisch vermessen werden, um deren Position, Abstand und Lage zueinander zu bestimmen. Zusätzlich zur Gesichtserkennung oder stattdessen können aber auch andere kennzeichnende Merkmale der Person wie Größe, Statur, Geschlecht oder Haarfarbe ausgewertet werden.
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Wenn die gesuchte Person nicht erkannt worden ist, so werden die erfassten und zwischengespeicherten Videodaten in Verfahrensschritt 9 gelöscht: Im Anschluss wird dann die Suche durch eine Überprüfung darauffolgend erfasster Videodaten fortgesetzt.
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Ist dagegen die gesuchte Person erkannt worden, so werden in dem darauffolgenden Verfahrensschritt 10 die Bild- bzw. Videodaten, in denen die gesuchte Person zu sehen ist, von dem Fahrzeug an die Behörde übermittelt. Ebenso kann gegebenenfalls aber auch nur eine Information darüber, dass die gesuchte Person von dem Fahrzeug gefunden wurde, an die Behörde übermittelt werden.
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Auch nach dem Senden der Daten wird die Fahndung jedoch gegebenenfalls nicht unmittelbar abgebrochen, sondern fortgesetzt. Die Behörde, welche die Anweisungen im Rahmen der Personenfahndung ausgesandt hat, überprüft hierfür in dem darauffolgenden Verfahrensschritt 11 ob ein ausreichendes Datenmaterial vorliegt. Solange das Datenmaterial für die Belange der ermittelnden Behörden noch nicht ausreicht, werden an diese in Verfahrensschritt 12 weiterhin Daten übermittelt. Ergibt die Überprüfung dagegen, dass nun ein ausreichendes Datenmaterial vorliegt, so werden keine weiteren Daten mehr für die Personenfahndung übermittelt.
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Es wird dann in dem darauffolgenden Verfahrensschritt 13 geprüft, ob die zwischen gespeicherten Daten im Fahrzeug tatsächlich gelöscht worden sind. Erst wenn tatsächlich bestätigt wird, dass die Daten gelöscht worden sind, wird das Fahndungsverfahren in dem Fahrzeug beendet. Behördenseitig können die Daten zunächst, beispielsweise zu Beweiszwecken, noch weiter vorgehalten werden, oder aber ebenso gelöscht werden.
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3 zeigt schematisch eine Personenfahndung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren. Eine zentrale Verarbeitungseinrichtung ZV ist hierbei in einem schematisch angedeuteten Behördengebäude BG einer für die Fahndung zuständige Behörde angeordnet. Von der zentralen Verarbeitungseinrichtung ZV erfolgt nun im Rahmen einer Personenfahndung eine Übertragung einer Anweisung zu mehreren Fahrzeugen F1 , F2 , Fi , die mit den Kameras K1 , K2 , Ki der jeweiligen Fahrzeuge erfassten Videodaten nicht zu löschen, sondern stattdessen auszuwerten bzw. an die Behörde zu senden. Weiterhin wird hierbei ein Fahndungsbild FB mit biometrischen Angaben an die Fahrzeuge übermittelt. Diese Übertragung kann insbesondere über Mobilfunkverbindungen erfolgen, es ist aber auch eine Übertragung über andere Kommunikationskanäle möglich.
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Eine Person P wird in dem dargestellten Beispiel von der Kamera Ki des Fahrzeugs Fi erfasst, welches mittels des Fahndungsbilds und der biometrischen Angaben als die gesuchte Person erkannt wird. Daraufhin wird ein entsprechender Hinweis sowie die Position des Fahrzeugs Fi an die zentrale Verarbeitungseinrichtung ZV der zuständigen Behörde übermittelt, die basierend hierauf dann weitere Maßnahmen ergreifen kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1 - 6
- Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens
- 7 - 13
- Verfahrensschritte bei Personenfahndung
- F1, F2, Fi
- Fahrzeuge
- K1, K2, Ki
- Frontkameras
- P
- gesuchte Person
- FB
- Fahndungsbild mit biometrischen Daten
- BG
- Behördengebäude
- ZV
- zentrale Verarbeitungseinrichtung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102014224202 A1 [0005]
- DE 102007018139 A1 [0006]
- DE 102010030794 A1 [0007]