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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer rangiertechnischen Ablaufanlage, welche umfasst einen Ablaufberg, mindestens eine Gleisbremse, mindestens einen in Bezug auf die Weiche bergwärts gelegenen und zu dieser beabstandeten Vorlaufkontakt sowie eine Steuereinrichtung, wobei die Steuereinrichtung für Abläufe in Form von vom Ablaufberg ablaufenden Wagen oder Wagengruppen das Befahren des mindestens einen Vorlaufkontakts erkennt, einen Wert für eine von der Gleisbremse zum Abbremsen des Ablaufes zu verrichtende Bremsarbeit bestimmt und die Gleisbremse unter Berücksichtigung dieser Auslaufgeschwindigkeit steuert, sowie eine für einen solchen Betrieb eingerichtete rangiertechnische Ablaufanlage.
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Gattungsgemäße Verfahren bzw. Vorrichtungen sind aus dem Stand der Technik bekannt, beispielsweise aus
DE 10 2011 079 335 A1 ,
DE 10 2011 079 416 A1 ,
DE 10 2015 202 432 A1 oder
DE 10 2018 200 867 A1 . In rangiertechnischen Ablaufanlagen werden Wagen oder Wagengruppen, die auch als Abläufe bezeichnet werden, unter Nutzung der auf die Abläufe wirkenden Schwerkraft aus einem Berggleis über eine eine Mehrzahl von Weichen aufweisende Verteilzone in eine Mehrzahl von in Bezug auf das Berggleis tiefer liegenden Richtungsgleisen sortiert, wobei jedes Richtungsgleis zur Aufnahme von für ein bestimmtes Ziel adressierten Abläufen dient. Hierbei werden die Abläufe in Abhängigkeit von ihren jeweiligen ablaufspezifischen Roll- bzw. Laufeigenschaften, ihrer jeweiligen Masse (bestehend aus Eigenanteil des jeweiligen Ablaufs und dessen Zuladung), den in der Ablaufanlage vorhandenen Neigungsverhältnissen und durch die Gleisführung bedingten Streckenwiderständen sowie den aktuellen klimatischen Verhältnissen im Bereich der Ablaufanlage (wie z.B. insbesondere Windrichtung und -stärke) mittels stationärer Gleisbremsen verzögert. Hierbei ist für jeden einzelnen Laufweg zwischen Berg- und Richtungsgleis eine Kette von aufeinanderfolgenden Gleisbremsen in Form von Berg-, Tal- und Richtungsgleisbremsen vorgesehen. Neben der Bremsensteuerung erfolgt auch die Laufwegsteuerung, d.h. die Ansteuerung der Verteilweichen in der Verteilzone, für jeden Ablauf vollautomatisiert in einer zentralen Steuereinrichtung. Hierzu werden das Laufverhalten jedes Ablaufes und sonstige dieses Laufverhalten beeinflussende Parameter mit überwiegend sensorischen Mitteln erfasst und mittels der zentralen Steuereinrichtung Vorgaben zur Ansteuerung der im Laufweg des Ablaufs befindlichen Gleisbremsen sowie Verteilweichen ermittelt, so dass die Abläufe die für sie jeweils vorgesehenen Zielpunkte in den Richtungsgleisen mit einer vorgebbaren Endgeschwindigkeit erreichen. Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Ablaufanlage werden die Verteilweichen während des kontinuierlichen Ablaufens von Wagen bzw. Wagengruppen gestellt; d.h. die Verteilweichen werden umgestellt, während sich die Abläufe schon im Zulauf auf die jeweilige Weiche befinden. Durch dynamische Ansteuerung der vorgenannten Gleisbremsen wird nicht nur die Abstandshaltung zwischen aufeinander folgenden Abläufen gewährleistet, sondern auch deren Durchlaufen auf den Laufwegabschnitten zwischen den Verteilweichen bzw. Gleisbremsen innerhalb gewisser zeitlicher Grenzwerte sichergestellt.
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Die für die Ansteuerung der Gleisbremsen und Verteilweichen erforderlichen Parameter eines jeden Ablaufs (wie z.B. Anzahl der Achsen, Gewicht und Länge des Ablaufs) werden mittels sensorischer Einrichtungen während der Vorbeifahrt jedes Ablaufes am Scheitelpunkt des Ablaufberges erfasst. Hierzu kommen aus dem Stand der Technik bekannte sensorische Mittel wie z.B. Lichtgitter, Gewichtgeber und Längenradar zur Anwendung. Mittels einer Steuereinrichtung werden hieraus unter Berücksichtigung des für jeden Ablauf vorgesehenen Laufwegs (insbesondere der auf den Ablauf einwirkenden Widerstände beim Durchfahren des jeweiligen Laufwegs) sowie der beim Einfahren des Ablaufs in jede Gleisbremse sensorisch zu ermittelnden tatsächlichen Geschwindigkeit Vorgaben zur Ansteuerung jeder auf diesem Laufweg vom jeweiligen Ablauf zu passierenden Gleisbremse ermittelt. Zur Optimierung der in den Gleisbremsen aufzubringenden Bremsarbeit wird die Bremsarbeit jeweils derart über alle Achsen eines Ablaufs verteilt, dass die Bremsarbeit je Achse des Ablaufs ein Minimum erreicht. Neben einer Verminderung des durch das Bremsen entstehenden Verschleißes wird hierdurch eine maximale Sicherheit gegen das den Gleisbremsen immanente Risiko von Entgleisungen eines Ablaufs durch Aufklettern von Achsen bei zu starker Abbremsung erreicht. Jede Gleisbremse verfügt über einen in Richtung auf den Ablaufberg vorgelagerten Vorlaufkontakt, mittels dem beim Befahren durch ein Schienenfahrzeug-Rad eines Ablaufs ein Schaltkontakt erzeugt wird, der zum einen die Gleisbremse einschaltet (d.h. in einen betriebsbereiten Zustand schaltet) und zum anderen die Steuereinrichtung zur Ermittlung der optimalen Auslaufgeschwindigkeit des Ablaufs aus der Gleisbremse und damit der für jede Achse des Ablaufes individuell zu bestimmenden Bremsarbeit aktiviert.
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Allerdings kann es durch Fehlfunktionen oder Ausfälle der sensorischen Mittel am Scheitelpunkt des Ablaufberges zu Störungen im Betrieb der Ablaufanlage kommen, da der Steuereinrichtung die für die Ermittlung der individuellen Bremsarbeit an jeder Achse eines Ablaufes erforderlichen Parameter dann nicht zur Verfügung stehen. Gemäß des vorbekannten Standes der Technik ist in solchen Fällen ein Rückgriff auf im Zuge der Auslegung der Ablaufanlage empirisch ermittelte Ersatzwerte vorgesehen. Allerdings können solche Ersatzwerte die in der Realität vielfältigen Einflussbedingungen für den Betrieb der Ablaufanlage nur sehr eingeschränkt wiedergeben. Zum einen müssen solche Ersatzwerte derart dimensioniert sein, dass der Betrieb der Ablaufanlage „zur sicheren Seite hin“ erfolgt und somit einzelne Abläufe in einer Gleisbremse gegebenenfalls stärker als tatsächlich notwendig abgebremst werden. Hierdurch können sich beim Betrieb der Ablaufanlage mittels solcher Ersatzwerte Verkürzungen der tatsächlichen Laufwege einzelner Abläufe in die Richtungsgleise ergeben, so dass der Ablaufbetrieb zum Beidrücken von zu frühzeitig in den Richtungsgleisen stehengebliebener Abläufe auf die eigentliche Wagensäule im jeweiligen Richtungsgleis unterbrochen werden muss. Dies hat negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Ablaufanlage und die Kapazität der rangiertechnischen Ablaufanlage wird nicht vollständig ausgeschöpft. Zudem kann ein verstärktes Bremsen in der Verteilzone zu Einholungen und Aufstößen durch nachfolgende Abläufe führen. Zum anderen können bei einem solchen auf Ersatzwerten basierenden Betriebskonzept einer Ablaufanlage weitergehende Fehlerquellen, insbesondere Fehler beim Entkuppeln und Trennen aufeinanderfolgender Abläufe, nicht angemessen berücksichtigt werden. Insbesondere bei in Bezug auf die Ersatzwerte zu schweren Abläufen (z.B. weil in Folge eines Fehlers beim Entkuppeln der Ablauf zu viele Wagen umfasst), bleibt die von der Steuerungseinrichtung auf Basis der Ersatzwerte bestimmte Bremsarbeit zu gering dimensioniert. Hieraus resultieren Geschwindigkeitsüberschreitungen des Ablaufs in dem der Gleisbremse nachgelagerten Laufwegabschnitt, die zu einem starken Auflaufstoß des Ablaufs auf eine im Richtungsgleis stehende Wagensäule oder im Extremfall zur Entgleisung des Ablaufs führen können.
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Der Erfindung liegt daher die technische Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben einer rangiertechnischen Ablaufanlage, welche umfasst einen Ablaufberg, mindestens eine Gleisbremse, mindestens einen in Bezug auf die Weiche bergwärts gelegenen und zu dieser beabstandeten Vorlaufkontakt sowie eine Steuereinrichtung, wobei die Steuereinrichtung für Abläufe in Form von vom Ablaufberg ablaufenden Wagen oder Wagengruppen das Befahren des mindestens einen Vorlaufkontakts erkennt, einen Wert für eine von der Gleisbremse zum Abbremsen des Ablaufes zu verrichtende Bremsarbeit bestimmt und die Gleisbremse unter Berücksichtigung dieser Auslaufgeschwindigkeit steuert, sowie eine für einen solchen Betrieb eingerichtete rangiertechnische Ablaufanlage bereitzustellen, welche die vorgenannten Nachteile überwindet und hierbei die Sicherheit beim Betrieb der rangiertechnischen Ablaufanlage erhöht.
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Dies wird in verfahrensorientierter Weise erfindungsgemäß dadurch erreicht, dass ein Signalmuster der den mindestens einen Vorlaufkontakt befahrenden Achsen des Ablaufs sensorisch erfasst und in der Steuereinrichtung zur Bestimmung des Werts für die von der Gleisbremse zu verrichtende Bremsarbeit herangezogen wird. Hierzu wird mittels einer sensorischen Vorrichtung ein Zählimpuls für jede den Vorlaufkontakt überfahrende Achse des Ablaufs erzeugt und die kumulierte Anzahl von Zählimpulsen je Ablauf an die Steuereinrichtung übertragen. Die Übertragung erfolgt, sobald durch die sensorische Vorrichtung für einen definierten Zeitraum keine weiteren Zählimpulse erfasst worden sind. Die sensorische Erfassung des Signalmuster erfolgt in besonders vorteilhafter Weise durch in den Vorlaufkontakt integrierte sensorische Mittel. Mittels einer solchen sensorischen Erfassung des Signalmusters der den Vorlaufkontakt einer Gleisbremse befahrenden Achsen kann die Ist-Anzahl von Achsen eines Ablaufs unmittelbar im Zulauf zur Gleisbremse verifiziert und in der Steuereinrichtung zur Bestimmung der zum Abbremsen des Ablaufs (beispielweise auf eine vorgegebene Auslaufgeschwindigkeit aus der Gleisbremse) zu verrichtende Bremsarbeit und somit zur Bestimmung der für die Ansteuerung der Gleisbremse erforderlichen Werte nutzbar gemacht werden. Insbesondere kann in der Steuereinrichtung eine Plausibilitätsprüfung der Parameter des jeweils abzubremsenden Ablaufs realisiert werden, welche auf der sensorisch erfassten Ist-Anzahl der Achsen des auf die Gleisbremse zulaufenden Ablaufs basiert. Insbesondere in Fällen, in denen zur Bremsenansteuerung auf Ersatzwerte zurückgegriffen wird, ermöglicht dies die Verwendung differenzierter Achszahl-abhängiger Ersatzwerte. Hierdurch wird das Risiko eines auf unzutreffenden Ersatzwerten basierenden und in Folge dessen zu gering dimensionierten Vorgabewertes für die in der Gleisbremse aufzuwendende Bremsarbeit reduziert. Zudem wird hierdurch verhindert, dass bei einem irrtümlich zu langen Ablauf (im Sinne von: der Ablauf umfasst mehr Wagen als eigentlich vorgesehen) die Steuereinrichtung lediglich Vorgabewerte für die aus den Ersatzwerten bekannte Anzahl von Achsen ermittelt und die „überzähligen“ Achsen am Ende des Ablaufs ungebremst bleiben. Damit wird auch die Gefahr von Einholungen durch nachlaufende Abläufe verhindert. Auf diese Weise wird das Verfahren zum Betreiben einer rangiertechnischen Ablaufanlage robuster gegen Störungen im Ablaufbetrieb; das Risiko von Schäden an den Abläufen wird reduziert.
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Unter einer „Gleisbremse“ im Kontext dieser Erfindung kann es sich um jegliche Art von Gleisbremsen in rangiertechnischen Ablaufanlagen handeln, wie z.B. Bergbremsen, Talbremsen, Richtungsgleisbremsen, Gefälleausgleichsbremsen oder Laufzielbremsen.
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Gemäß einer sinnvollen Weiterentwicklung des erfinderischen Grundkonzepts erfolgt die Ermittlung des Signalmusters mittels einer zusätzlichen sensorischen Erfassung der Geschwindigkeit des Ablaufs. Auf diese Weise können auch die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen sensorisch erfassten Zählimpulsen für die erfindungsgemäße Ansteuerung der Gleisbremse nutzbar gemacht werden. In Verbindung mit der sensorisch erfassten Geschwindigkeit des Ablaufs am Ort der Zählimpuls-Generierung kann der Abstand zwischen den einzelnen Achsen ermittelt werden. Die Mustererkennung wird hierdurch dahingehend erweitert, die für einzelne Wagen-Typen charakteristischen Achs-Abstände zu erkennen und diese Information in die erfindungsgemäße Plausibilitätsprüfung und Generierung von Ansteuerwerten für die Gleisbremse einzubeziehen. Hierdurch wird die Qualität der Ansteuerung der Gleisbremse verbessert.
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Gemäß einer sinnvollen Ausgestaltungsmöglichkeit erfolgt die sensorische Erfassung der Geschwindigkeit des Ablaufs in Kombination mit der Erfassung des Signalmusters sowie unmittelbar am Vorlaufkontakt. Dies ist beispielsweise möglich durch die Verwendung von Doppelkontakten, deren beide Kontaktstellen durch dieselbe Achse zeitversetzt überfahren werden. Mit solchen Doppelkontakten kann nicht nur das Signalmuster der überfahrenden Achsen ermittelt werden, sondern auch aus der gemessenen Zeitdifferenz beim Überfahren beider Kontakte auf die Geschwindigkeit des Ablaufs geschlossen werden.
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Gemäß einer Weiterentwicklung des erfindungsgemäßen Grundkonzepts ermittelt die Steuereinrichtung die Ansteuerwerte weiterer nachfolgender Gleisbremsen einer Mehrzahl entlang des Laufwegs eines Ablaufs aufeinanderfolgender Gleisbremsen auf der Basis dieses im Bereich des Vorlaufkontakts der ersten Gleisbremse gemessenen Ist-Werts der Geschwindigkeit des Ablaufs und des Signalmusters der Achsen des Ablaufs.
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Die Erfindung betrifft ferner in vorrichtungsorientierter Weise eine rangiertechnische Ablaufanlage, umfassend einen Ablaufberg, mindestens eine Gleisbremse, mindestens einen in Bezug auf die Weiche bergwärts gelegenen und zu dieser beabstandeten Vorlaufkontakt sowie eine Steuereinrichtung, wobei die Steuereinrichtung ausgebildet ist, das Befahren des mindestens einen Vorlaufkontakts durch Abläufe in Form von vom Ablaufberg ablaufenden Wagen oder Wagengruppen zu erkennen, einen Wert für eine von der Gleisbremse zum Abbremsen des Ablaufes zu verrichtende Bremsarbeit zu bestimmen und die Gleisbremse unter Berücksichtigung dieser Bremsarbeit zu steuern, welche ferner sensorische Mittel zum Erfassen eines Signalmusters der den mindestens einen Vorlaufkontakt befahrenden Achsen des Ablaufs umfasst und die Steuereinrichtung ferner ausgebildet ist, dieses zur Bestimmung des Werts für die von der Gleisbremse zu verrichtende Bremsarbeit heranzuziehen. Hierzu wird mittels des sensorischen Mittels ein Zählimpuls für jede den Vorlaufkontakt überfahrende Achse des Ablaufs erzeugt und die kumulierte Anzahl von Zählimpulsen je Ablauf an die Steuereinrichtung übertragen. Die Übertragung erfolgt, sobald am sensorischen Mittel für einen definierten Zeitraum keine weiteren Zählimpulse erfasst worden sind. Das sensorische Mittel zum Erfassen des Signalmuster ist in besonders vorteilhafter Weise in den Vorlaufkontakt integriert. Es liegt aber im Durchgriffsbereich des Fachmanns, ein solches sensorisches Mittel als separates Bauteil im näheren räumlichen Umfeld des Vorlaufkontaktes vorzusehen. Mittels eines solchen sensorischen Mittels zum Erfassen des Signalmusters der den Vorlaufkontakt einer Gleisbremse befahrenden Achsen kann die Ist-Anzahl von Achsen eines Ablaufs unmittelbar im Zulauf zur Gleisbremse verifiziert und in der Steuereinrichtung zur Bestimmung der zum Abbremsen des Ablaufs (beispielweise auf eine vorgegebene Auslaufgeschwindigkeit aus der Gleisbremse) zu verrichtende Bremsarbeit und somit zur Bestimmung der für die Ansteuerung der Gleisbremse erforderlichen Werte nutzbar gemacht werden. Insbesondere kann in der Steuereinrichtung eine Plausibilitätsprüfung der Parameter des jeweils abzubremsenden Ablaufs realisiert werden, welche auf der sensorisch erfassten Ist-Anzahl der Achsen des auf die Gleisbremse zulaufenden Ablaufs basiert. Insbesondere in Fällen, in denen zur Bremsenansteuerung auf Ersatzwerte zurückgegriffen wird, ermöglicht dies die Verwendung differenzierter Achszahl-abhängiger Ersatzwerte. Hierdurch wird das Risiko eines auf unzutreffenden Ersatzwerten basierenden und in Folge dessen zu gering dimensionierten Vorgabewertes für die in der Gleisbremse aufzuwendende Bremsarbeit reduziert. Zudem wird hierdurch verhindert, dass bei einem irrtümlich zu langen Ablauf (im Sinne von: der Ablauf umfasst mehr Wagen als eigentlich vorgesehen) die Steuereinrichtung lediglich Vorgabewerte für die aus den Ersatzwerten bekannte Anzahl von Achsen ermittelt und die „überzähligen“ Achsen am Ende des Ablaufs ungebremst bleiben. Damit wird auch die Gefahr von Einholungen durch nachlaufende Abläufe verhindert. Auf diese Weise ist die rangiertechnische Ablaufanlage robuster gegen Störungen im Ablaufbetrieb und weist ein geringeres Risiko von Schäden an den Abläufen auf.
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Eine sinnvolle Weiterentwicklung sieht vor, dass das sensorische Mittel zum Erfassen eines Signalmusters der den mindestens einen Vorlaufkontakt befahrenden Achsen des Ablaufs zusätzliche Mittel zur sensorischen Erfassung der Geschwindigkeit des Ablaufs umfasst. Auf diese Weise können auch die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen sensorisch erfassten Zählimpulsen für die erfindungsgemäße Ansteuerung der Gleisbremse nutzbar gemacht werden. In Verbindung mit der sensorisch erfassten Geschwindigkeit des Ablaufs am Ort der Zählimpuls-Generierung kann der Abstand zwischen den einzelnen Achsen ermittelt werden. Die Mustererkennung wird hierdurch dahingehend erweitert, die für einzelne Wagen-Typen charakteristischen Achs-Abstände zu erkennen und diese Information in die erfindungsgemäße Plausibilitätsprüfung und Generierung von Ansteuerwerten für die Gleisbremse einzubeziehen. Hierdurch wird die Ansteuerbarkeit der Gleisbremse qualitativ verbessert.
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Diese Sensorik zur Ermittlung der Geschwindigkeit ist gemäß einer bevorzugten Ausführungsvariante als Doppel-Schienenschalter ausgeführt, der zur Ermittlung der Befahrungs-Geschwindigkeit von Achsen eines Ablaufs eingerichtet ist. Auf diese Weise kann der Installationsaufwand reduziert werden, da die Funktionen des Vorlaufkontakts, der Signalmuster-Ermittlung sowie der Geschwindigkeits-Erfassung in dieselbe Vorrichtung integrierbar sind.
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Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels und dazugehöriger Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
- 1: schematischer Gleisplan einer Ablaufanlage in Seitenansicht mit Neigungsverhältnissen
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1 zeigt den Gleisplan einer typischen Ablaufanlage zum Verteilen eines aus zwei einzelnen Waggons bestehenden Ablaufs (30) ausgehend von einem Berggleis bzw. Ablaufberg (10) in ein talseitig gelegenes Richtungsgleis in Seitenansicht mit den den einzelnen Anlagenteilen zugeordneten Neigungsverhältnissen. Die Ablaufanlage weist zwischen Ablaufberg und Richtungsgleisen eine sich über eine Mehrzahl von Verteilweichen auffächernde Gleisanlage auf, die aus einer in Ablaufrichtung unmittelbar an den Ablaufberg (10) anschließenden Steilneigungszone, einer hieran anschließenden Zwischenneigungszone und einer im Wesentlichen ebenen Verteilzone (50) aufgebaut ist. Die Verteilweichen sind aus Gründen der Übersichtlichkeit in 1 nicht dargestellt. Der typische Gleisplan einer solchen Ablaufanlage ist dem Fachmann aus dem Stand der Technik hinreichend bekannt. Am Ende der Zwischenneigungszone ist eine erste Gleisbremse (40) angeordnet. Am Ende der Verteilzone ist eine zweite Gleisbremse (60) angeordnet, nach deren Passieren der Ablauf (30) mit einer solchen Auslaufgeschwindigkeit in das Richtungsgleis entlassen wird, dass er im Richtungsgleis idealerweise bis zum Erreichen einer dort (in 1 aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellten) bereits stehenden Wagensäule läuft. Ein eventueller Auflaufstoß des Ablaufs (30) auf diese Wagensäule darf einen vorgegebenen Grenzwert nicht überschreiten. Nach Ablauf der rangiertechnischen Arbeiten wird der Ablauf (30) mit der Wagensäule zu einem neuen Zug für die Weiterfahrt zum Zielort vereinigt.
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Jeder Gleisbremse (40, 60) sind ein bergwärts angeordneter Einlaufkontakt (42, 62) sowie talseitig angeordnete Auslaufkontakte (43, 63) zugeordnet. Diese Ein- und Auslaufkontakte sind dazu eingerichtet, bei Befahrung durch eine Achse bzw. ein Rad des Ablaufs (30) einen Schaltvorgang in den Steuerungseinrichtungen (80, 90) der Ablaufanlage auszulösen, wobei der durch einen Einlaufkontakt bewirkte Schaltvorgang in der Steuerungseinrichtung das unmittelbar bevorstehende Befahren der zugehörigen Gleisbremse durch den Ablauf bzw. die Achsen des Ablaufs anzeigt und der durch einen Auslaufkontakt bewirkte Schaltvorgang eine hierzu inverse Schaltinformation bewirkt. Hierzu verfügt jede Gleisbremse über eine Steuereinrichtung (80, 90), die von einer übergeordneten Laufwegsteuerung (100) mit Ablauf- und Prozessdaten zur Ermittlung der auf die Räder bzw. Achsen des Ablaufs (30) anzuwendenden Bremskräfte versorgt wird. Des Weiteren ist im Bereich des Scheitels des Ablaufberges (10) eine Sensorik (20) vorgesehen, welche diverse Techniken zur Erfassung der fürdie Bremsenansteuerung erforderlichen Parameter des Ablaufs verfügt (wie z.B. Lichtgitter, Gewichtgeber, Längenradar etc...). Die in beiden Gleisbremsen zu verrichtende Bremsarbeit wird derart bestimmt, dass einerseits eine zum Erreichen eines konkreten Laufziels im Richtungsgleis (z.B. das dem Ablaufberg nächstliegende Ende einer bereits im Richtungsgleis befindlichen Mehrzahl von Wagen, sog. „Wagensäule“) hinreichende Auslaufgeschwindigkeit des Ablaufs (30) aus zweiten Gleisbremse (60) erreicht wird, und andererseits zugleich auch eine möglichst gleichmäßige und möglichst geringe Bremsung aller Achsen erreicht wird. Die hierfür zur Anwendung kommenden Algorithmen sind aus dem Stand der Technik bekannt und nicht Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
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Zusätzlich ist jeder Gleisbremse (40, 60) jeweils ein Vorlaufkontakt (41, 61) zugeordnet. In jedem Vorlaufkontakt ist jeweils ein sensorisches Mittel zum Registrieren der Zählimpulse integriert, welche beim Befahren des Vorlaufkontakts durch die Achsen des Ablaufs (30) ausgelöst werden. Dieses sensorische Mittel umfasst zusätzlich einen Sensor zur Messung der Geschwindigkeit des Ablaufs (30). Dies kann beispielsweise mittels eine Doppelkontakts realisiert werden, der nicht nur das Befahren „als solches“, sondern auch die zugehörige Befahrungsgeschwindigkeit ermittelt. Aus dessen Ausgangssignalen wird ein die Achsen des Ablaufs (30) repräsentierendes Signalmuster erzeugt, welches nicht nur eine Information über die Anzahl der Achsen, sondern auch über deren zeitliche und räumliche Abstände zueinander beinhaltet. Dieses Signalmuster wird an die jeweilige Steuereinrichtung (80, 90) übertragen und dort zur Bestimmung der zum Erreichen der Sollauslaufgeschwindigkeit des Auslaufs (30) aus der jeweiligen Gleisbremse (40, 60) notwendigen Bremsarbeit herangezogen. Dies kann im einfachsten Fall im Wege einer Plausibilitätskontrolle mit den übrigen mittels der Laufwegsteuerung (100) bereits in der Steuereinrichtung (80, 90) vorliegenden Ablauf- und Prozessdaten erfolgen. Auf diese Weise können für die Ansteuerung der Gleisbremsen relevante Abweichungen in der Zusammenstellung eines Ablaufs noch rechtzeitig detektiert und in der Ansteuerung der Gleisbremsen berücksichtigt werden. Sofern beispielsweise die am Vorlaufkontakt (41) der ersten Gleisbremse (40) ermittelte Ist-Anzahl von Achsen die von der Laufwegsteuerung (100) übermittelte Soll-Anzahl von Achsen übersteigt, so wird von Steuereinrichtung (80) eine Erhöhung der von der ersten Gleisbremse (40) auf die Achsen des Ablaufs aufzubringenden Bremsarbeit veranlasst.
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Jeder Vorlaufkontakt (41, 61) ist bergseitig bevorzugt um mindestens die Länge des maximalen auf der Rangieranlage zugelassenen Ablaufes zum Einlaufkontakt (42, 62) der jeweiligen Gleisbremse beabstandet. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass das Signalmuster der Achsen des Ablaufes vollständig erfasst ist, bevor der Ablauf den Einlaufkontakt der zugehörigen Gleisbremse auslöst. Sofern zusätzlich zur Ermittlung des Signalmusters auch eine sensorische Erfassung der Geschwindigkeit des Ablaufs erfolgt (z.B. durch die vorgenannte Ausführung des Vorlaufkontakts als Doppel-Kontakt), kann der Abstand zwischen Vorlaufkontakt und Einlaufkontakt auch auf den Wert des maximalen Achsabstandes des längsten auf der Rangieranlage zugelassenen Wagen-Typs reduziert werden. In diesem Fall ist trotz verkürztem baulichen Abstand dennoch sichergestellt, dass die erfindungsgemäße Ermittlung des Signalmusters der Achsen des Ablaufs und die hierauf aufbauende Korrektur von Vorgabewerten für die Ansteuerung der Gleisbremse durchgeführt werden kann, bevor die letzte Achse des Ablaufs die zugehörige Gleisbremse durchläuft. Sollte in einem solchen Fall beispielsweise die Steuereinrichtung (80) eine gegenüber dem erwarteten Sollwert geringere Ist-Anzahl von Achsen des Ablaufs detektieren, kann diese letzte in die Gleisbremse einlaufende Achse dort noch verstärkt gebremst werden, um die von der Steuereinrichtung ermittelte Soll-Auslaufgeschwindigkeit des Ablaufs aus der Gleisbremse dennoch zuverlässig zu erreichen.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Ablaufberg
- 20
- Sensorik am Ablaufberg (10)
- 30
- Ablauf
- 40
- erste Gleisbremse (am Ende Zwischenneigungszone)
- 41
- Vorlaufkontakt der ersten Gleisbremse (40)
- 42
- Einlaufkontakt der ersten Gleisbremse (40)
- 43
- Auslaufkontakt der ersten Gleisbremse (40)
- 50
- Verteilzone
- 60
- zweite Gleisbremse (am Ende Verteilzone)
- 61
- Vorlaufkontakt der zweiten Gleisbremse (60)
- 62
- Einlaufkontakt der zweiten Gleisbremse (60)
- 63
- Auslaufkontakt der zweiten Gleisbremse (60)
- 80
- Steuereinrichtung erste Gleisbremse (40)
- 90
- Steuereinrichtung zweite Gleisbremse (60)
- 100
- Laufwegsteuerung