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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung um die mit einem mechanischen Phoropter bestimmte subjektive Refraktion der Augen eines Probanden, insbesondere der zur Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen notwendigen Veränderung der Glasstärken und deren Achslagen, auf einfache Art zu erfassen.
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Unter einem Phoropter versteht man eine augenoptische Apparatur, mit der die so genannte subjektive Refraktion eines Probanden bestimmt werden kann. Diese wird auf der Grundlage der objektiv gemessenen Fehlsichtigkeit (Ametropien) ermittelt und zur Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen benötigt. Dabei schaut der Patient von der Rückseite des Geräts durch zwei runde Öffnungen, deren Abstand sich entsprechend dem individuellen Augenabstand anpassen lässt.
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Der Untersucher nimmt die notwendigen Einstellungen vor, wofür der Phoropter über zwei Pakete mit Prüflinsen unterschiedlicher Glasstärken verfügt. Dem Probanden werden unterschiedlich große Sehzeichen dargeboten. Durch Einschwenken unterschiedlicher Prüflinsen wird für jedes Auge geprüft, welches das kleinste noch erkannte Sehzeichen ist und mit welcher Brillenglasstärke dieses erkannt werden kann.
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Die Anwendung eines Phoropters bietet eine komfortable Möglichkeit, erwachsenen Personen und größeren Kindern verschiedene Glasstärken in Abstufungen von 0.25 Dioptrien anzubieten und so zu prüfen, ob sich die Sehschärfe dadurch verändert. Alle für eine Brillenglasbestimmung notwendigen sphärischen und zylindrischen Glasstärken stehen dabei zur Verfügung. Die Einstellung der Achslage von Zylindergläsern entspricht dem so genannten TABO-Schema von 0° bis 180°.
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Zudem ist es mit einem Phoropter möglich, unter Verwendung von Farb- und Polarisationsfiltern Untersuchungen des beidäugigen Sehens hinsichtlich Heterophorie, Simultansehen und Fusion durchzuführen. Zur Korrektur stehen eingebaute Prismen zur Verfügung, sowie Siebtests für spezielle orthoptische Untersuchungen (Worth-Test, Schober-Test).
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Nach dem bekannten Stand der Technik werden zur Bestimmung von Refraktionsanomalien im ophthalmologischen Bereich vorwiegend manuelle und digitale Phoropter eingesetzt.
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Bedient wird der manuelle Phoropter über Drehknöpfe oder Stellräder, die an der, dem Probanden abgewandten Vorderseite des Gerätes angebracht sind. Die für eine Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen vorzunehmenden Einstellungen können auch von ungeübten Bedienern zügig und sicher vorgenommen werden. Nachteilig wirkt sich dabei allerdings aus, dass die im Ergebnis der Anpassung vorhandenen Einstellungen manuell abgelesen und in ein Messprotokoll bzw. Brillen- oder Kontaktlinsenverordnung eingetragen werden müssen. Auch in ein eventuell vorhandenes Patienten-Management-System müssen die ermittelten Korrektionsdaten händisch eingetragen werden. Dies ist umständlich oder unter Umständen auch fehleranfällig. Hierzu wird beispielhaft auf den AO Phoropter Ultramatic RX Master der Firma Haag-Streit verwiesen, der in [1] beschrieben wird.
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Im Gegensatz dazu erfolgt die Bedienung eines digitalen Phoropters computergesteuert mittels einer zentralen, mit dem Phoropter verbundenen Steuerkonsole. Vorteilhaft ist hierbei, dass die ermittelten Korrektionsdaten bereits in digitaler Form vorliegen und somit gespeichert und weiterverarbeitet werden können. Weiterhin ist es auf einfache Art möglich die ermittelten Refraktionswerte auf digitalem Weg zu übertragen, wie beispielsweise an einen Monitor, einen Drucker oder an ein Patienten-Management-System. Das völlig andere Bedien- und Steuerungskonzept führt zu einer verminderten Flexibilität des Untersuchers, verbunden mit dem Verlust des direkten Kontakts zum Patienten.
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Beispielhaft wird hierzu auf den digitalen Phoropter VISUPHOR 500 der Carl Zeiss Meditec AG [2] verweisen, der viele Funktionen beinhaltet, die das Bestimmen der subjektiven Refraktion erleichtern.
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Der VISUPHOR 500 ist eine rechnergesteuerte Einheit, um basierend auf der Rückmeldung des untersuchten Patienten die (subjektiven) Refraktionswerte seiner Augen zu ermitteln. Das Gerät dient der Unterstützung von Fachkräften der Augenpflege/Augenheilkunde (Augenärzten, Optometristen und Augenoptikern) bei der Verschreibung von Korrektionsgläsern und Kontaktlinsen. Neben der Ermittlung der Refraktionswerte, wird das Gerät auch genutzt, um Anomalien im binokularen Sehen des Patienten, wie beispielsweise Muskelbalance, binokulare Balance, Anisekonie, Fusion und Stereopsis zu detektieren.
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Zur Navigation durch die einzelnen Schritte des subjektiven Refraktionsprozesses wird VISUPHOR 500 in ein voll integriertes digitales Refraktionssystem eingebunden, dass zu diesem Zweck eine intuitiv zu bedienende Benutzeroberfläche bereitstellt und neben dem digitalen Phoropter auch den Sehzeichenprojektor VISUSCREEN 100/500 [3] steuert.
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Als Startpunkt für die vom Patienten-Feedback gesteuerte interaktive Optimierungsphase können objektive Refraktionsdaten dienen. Dazu verfügt der VISUPHOR 500 über entsprechende Schnittstellen für ein Autorefraktometer/Keratometer und ein Scheitelbrechwertmesser.
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Bei Bedienern, die mit einem manuellen Phoropter gut vertraut sind, führt das völlig andere Bedien- und Steuerungskonzept in Form der rein computergestützten Bedienung dazu, dass diese statt eines Umstieges auf einen digitalen Phoropter lieber die genannten Nachteile von mechanischen Systemen in Kauf nehmen.
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Literatur:
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- [1] Gebrauchsanweisung; „AO Phoropter Ultramatic RX Master“; Haag-Streit Deutschland
- [2] Gebrauchsanweisung; „Digitaler Phoropter VISUPHOR 500“; Carl Zeiss Meditec AG; 2016
- [3] Gebrauchsanweisung; „Sehprüfgerät VISUSCREEN 100 und 500“; Carl Zeiss Meditec AG; 2018
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen mechanischen Phoropter dahingehend weiter zu entwickeln, dass die genannten Nachteile behoben sind. Insbesondere soll dabei das bekannte Bedienkonzept beibehalten werden, um dem Bediener die Möglichkeit zu bieten, seine herkömmliche Refraktionsmethode beizubehalten und dabei zeitsparend und fehlerminimierend zu arbeiten.
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Diese Aufgabe wird mit der Vorrichtung zur digitalisierten Erfassung der mit einem mechanischen Phoropter bestimmten subjektiven Refraktion der Augen eines Probanden, der dazu über Drehknöpfe/Stellräder zur Veränderung der für die Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen notwendigen sphärischen und zylindrischen Glasstärken, sowie der Achslagen von Zylindergläsern verfügt, dadurch gelöst, dass die Drehknöpfe/Stellräder über Sensoren zur Erfassung deren Winkelstellung verfügen. Diese Sensoren sind erfindungsgemäß mit einer zentralen Steuereinheit verbunden, die ausgebildet ist, die von den Sensoren übermittelten Winkelstellungen absolute Einstellungen der Drehknöpfe/Stellräder zuzuordnen und die über mindestens eine Schnittstelle zur Übertragung der absoluten Einstellungen der Drehknöpfe/Stellräder verfügt.
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Bevorzugte Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend, verfügen die Drehknöpfe/Stellräder neben Sensoren zur Erfassung deren Winkelstellung zusätzlich über Stellmotoren zur Voreinstellung von Winkelstellungen. Diese Voreinstellwerte können aus früheren Messprotokollen oder einer objektiven Refraktionsmessung stammen und in der zentralen Steuereinheit gespeichert sein oder an diese übertragen werden. Zur Ansteuerung der Stellmotoren weisen diese ebenfalls Verbindungen zu der zentralen Steuereinheit auf.
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Die vorgeschlagene Vorrichtung betrifft einen mechanischen Phoropter, zur Bestimmung der subjektiven Refraktion der Augen eines Probanden für die Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen. Dabei ist die Vorrichtung insbesondere vorgesehen, mechanische Phoropter dahingehend zu verbessern, dass dem Bediener die Möglichkeit geboten wird, seinen Phoropter und seine herkömmliche Refraktionsmethode beizubehalten und dabei zeitsparend und fehlerminimierend zu arbeiten.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben.
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Die vorgeschlagene Vorrichtung betrifft die digitalisierten Erfassung der mit einem mechanischen, über Drehknöpfe/Stellräder zur Veränderung der für die Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen notwendigen sphärischen und zylindrischen Glasstärken, sowie der Achslagen von Zylindergläsern verfügenden, Phoropter bestimmten subjektiven Refraktion der Augen eines Probanden.
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Erfindungsgemäß verfügen die Drehknöpfe/Stellräder über Sensoren zur Erfassung deren Winkelstellung, die mit einer zentralen Steuereinheit verbunden sind. Dabei ist die zentrale Steuereinheit ausgebildet, den von den Sensoren übermittelten Winkelstellungen absolute Einstellungen der Drehknöpfe/Stellräder zuzuordnen. Weiterhin verfügt die zentrale Steuereinheit über mindestens eine Schnittstelle zur Übertragung der absoluten Einstellungen der Drehknöpfe/Stellräder.
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Einer ersten bevorzugten Ausgestaltung entsprechend verfügen die Drehknöpfe/Stellräder zum Einstellen zusätzlicher Filter, Hilfslinsen, Kompensatoren oder Ähnlichem, sowie zum Einstellen der Pupillendistanz und des Hornhautscheitelabstandes ebenfalls über Sensoren zur Erfassung deren Winkelstellung verfügen, die auch mit der zentralen Steuereinheit verbunden sind.
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Die hier genannten Filter, Hilfslinsen, Kompensatoren sind insbesondere für zusätzliche Untersuchungen vorgesehen, die im Rahmen der Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen sinnvoll bzw. notwendig sind. Auf diese wird hier jedoch nicht näher eingegangen.
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Die folgende Aufzählung optischer Elemente ist nicht vollständig, sondern nur beispielhaft. So kann der Phoropter beispielsweise über Filter, wie Polarisationsfilter oder Rot/Grün-Filter und Hilfslinsen in Form von Skiaskopierlinsen oder Kreuzzylinderlinsen verfügen. Als Kompensatoren sind beispielsweise Maddox-Zylinder und Prismenkompensatoren üblich.
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Für eine möglichst exakte Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen ist es zudem erforderlich sinnvoll den Hornhautscheitelabstand und die Pupillendistanz einzustellen.
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Der Hornhautscheitelabstand definiert den Abstand zwischen Brillenglas und Hornhautscheitel. Die hierbei übliche Distanz beträgt 14mm.
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Mit der Einstellung der Pupillendistanz wird gewährleistet, dass die Sehachsen beider Augen des Patienten mit den optischen Achsen beim Geradeaussehen identisch sind.
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Die Sensoren zur Erfassung der Winkelstellung können dabei auf mechanischen, elektrischen, magnetischen oder auch photoelektrischen Prinzipien basieren.
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Einer zweiten bevorzugten Ausgestaltung entsprechend sind die Sensoren als Absolutwertgeber ausgebildet.
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Prinzipiell können als Sensoren auch Inkrementalgeber verwendet werden, die eine Maßverkörperung mit sich wiederholenden, periodischen Teilstrichen besitzen. Die Messung beruht auf einer Richtungsbestimmung und einer Zählung. Inkrementalgeber sind insbesondere als rotierende optische Geber sehr verbreitet. Gegenüber Absolutwertgebern haben Inkrementaldrehgeber den Nachteil, dass diese nach dem Einschalten gegebenenfalls referenziert werden müssen, da Änderungen der Position in ausgeschaltetem Zustand nicht erfasst werden.
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Erfindungsgemäß verfügt die zentrale Steuereinheit über einen Speicher zur Speicherung der absoluten Einstellungen der Drehknöpfe/Stellräder. Weiterhin ist die zentrale Steuereinheit ausgebildet, mindestens ein definiertes Messprotokoll mit den absoluten Einstellungen der Drehknöpfe/Stellräder zu erzeugen und definierte Mess-protokolle über eine Schnittstelle an ein Datenbanksystem, einen Computer, einen Drucker, eine Anzeigeeinheit oder dergleichen zu übertragen.
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Einer dritten bevorzugten Ausgestaltung entsprechend verfügen die Drehknöpfe/Stellräder neben den Sensoren zur Erfassung deren Winkelstellung zusätzlich über Stellmotoren zur Voreinstellung von Winkelstellungen, die mit der zentralen Steuereinheit verbunden sind.
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Dadurch wird ermöglicht, frühere Brillenwerte oder die Ergebnisse einer objektiven Refraktionsmessung über eine Schnittstelle in die zentrale Steuereinheit zu übertragen und mittels der Stellmotoren einzustellen.
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Einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung entsprechend sind sowohl die Sensoren zur Erfassung der Winkelstellung und die Stellmotoren zur Voreinstellung von Winkelstellungen der Drehknöpfe/Stellräder, als auch die mit den Sensoren und Stellmotoren verbundene Steuereinheit zur Nachrüstung vorhandener mechanischer Phoropter ausgebildet.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird eine Vorrichtung zur digitalisierten Erfassung der mit einem mechanischen Phoropter bestimmten subjektiven Refraktion der Augen eines Probanden zur Verfügung gestellt. Dabei werden die zur Anpassung von Brillengläsern oder Kontaktlinsen notwendigen Veränderung der Glasstärken und deren Achslagen, auf einfache Art erfasst und für die Weiterverarbeitung gespeichert.
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Vorhandene mechanische Phoropter werden dahingehend verbessert, dass dem Bediener die Möglichkeit geboten wird, seinen Phoropter und seine herkömmliche Refraktionsmethode beizubehalten und dabei zeitsparend und fehlerminimiert zu arbeiten.
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Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung werden die Vorteile mechanischer Phoropter mit den Vorteilen digitaler Phoropter kombiniert. Geübte Bediener erreichen mit einem manuellen Phoropter eine flexible, schnelle und effiziente Arbeitsweise.
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Durch das Entfallen des manuellen Ablesens und Eintragens der Refraktionsergebnisse in Messprotokolle und/oder Patienten-Management-Systeme wird eine fehlerminimierte und schnellere Arbeit, bei Erhalt der Funktionalität des Phoropters möglich.