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Die Erfindung betrifft einen Bauteilverbund nach dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie ein Verfahren zur Herstellung eine solchen Bauteilverbunds gemäß Anspruch 12.
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Das Fügen von Bauteilen zu einem Bauteilverbund kann unter Nutzung des sogenannten Springbeuleffektes (auch bekannt als Knackfroscheffekt oder als „hard oil canning“) erfolgen. Unter dem Springbeuleffekt versteht man einen physikalischen Effekt, bei dem die Gestalt eines Blechteils mindestens zwei stabile oder metastabile Zustände aufweist, die durch eine geeignete Krafteinwirkung ineinander überführt werden können.
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Aus der
DE 10 2012 013 789 A1 oder aus der
DE 10 2010 030 440 A1 ist ein gattungsgemäßer Bauteilverbund bekannt, bei dem ein Deckel (als erster Fügepartner) mit einer Montageöffnung eines Bauteils (zweiter Fügepartner) in Fügeverbindung ist. Der Deckel weist einen bistabilen Federabschnitt auf, mittels dem der Deckel von einem ersten Gleichgewichtszustand, in dem sich der Deckel in einem querschnittsreduzieren Vormontagezustand befindet, in einen zweiten Gleichgewichtszustand überführbar ist, in dem sich der Deckel in einem Zusammenbauzustand befindet. Im Zusammenbauzustand ist der Deckel mit einen Öffnungsrand der Bauteil-Montageöffnung in Fügeverbindung. Die Überführung des Deckels vom ersten in den zweiten Gleichgewichtszustand erfolgt durch Aufbringung einer Betätigungskraft auf den bistabilen Deckel-Federabschnitt.
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In der obigen
DE 10 2012 013 789 A1 bzw.
DE 10 2010 030 440 A1 ergibt sich daher eine Fügeabfolge, bei der zunächst der Deckel (erster Fügepartner) in einem querschnittsreduzierten Vormontagezustand bereitgestellt wird und in einer Fügerichtung bis in Bewegungsanschlag auf dem Öffnungsrandbereich der Bauteil-Montageöffnung vorpositioniert wird. In diesem Vormontagezustand befindet sich der Deckel (erster Fügepartner) nach wie vor noch im querschnittsreduzierten Vormontagezustand. Anschließend erfolgt mit einem Hilfswerkzeug oder manuell eine Kraftbeaufschlagung, wodurch der vorpositionierte Deckel vom Vormontagezustand in den Zusammenbauzustand überführt wird. Im Zusammenbauzustand hintergreift der Deckel den Bauteil-Öffnungsrand.
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Bei der Realisierung einer solchen Fügeabfolge in einer Großserienproduktion ist daher ein separates Hilfswerkzeug erforderlich, um den ersten Fügepartner durch Aufbringen einer Betätigungskraft in den Zusammenbauzustand zu überführen, was jedoch mit prozesstechnischem Aufwand verbunden ist.
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Aus der
DE 10 2009 016 910 A1 ist ein Element zum Verhindern der Springbeulenbildung an einer Verkleidung bei einem Fahrzeug bekannt.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, einen Bauteilverbund sowie ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Bauteilverbunds bereitzustellen, der in einfacher Weise einwandfrei zusammenbaubar ist.
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Die Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruches 1 oder 12 gelöst. Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen offenbart.
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Die Erfindung beruht auf dem Grundgedanken, dass das im obigen Stand der Technik erforderliche Hilfswerkzeug zum Überführen des ersten Fügepartners von seinem Vormontagezustand in seinen Zusammenbauzustand weggelassen werden soll. Erfindungsgemäß erfolgt daher beim Zusammenfügen der beiden Fügepartner eine selbsttätige Zustandsüberführung des ersten Fügepartners in seinen Zusammenbauzustand. Vor diesem Hintergrund weist gemäß dem kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 der erste und/oder zweite Fügepartner eine zusätzliche Betätigungskontur auf. Beim Zusammenfügen der beiden Fügepartner bringt die Betätigungskontur die erforderliche Betätigungskraft auf den bistabilen Federabschnitt des ersten Fügepartners auf, so dass der erste Fügepartner selbsttätig von seinem Vormontagezustand in seinen Zusammenbauzustand überführbar ist.
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Die Betätigungskontur kann in einer technischen Umsetzung eine Schließlasche sein, die später detailliert erläutert wird. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird demnach eine kraft- und/oder formschlüssige Fügeverbindung zwischen den beiden Fügepartnern erzeugt. Zur Erhöhung der Verbindungsfestigkeit kann diese Fügeverbindung durch den Einsatz von Klebstoff um einen stoffschlüssigen Anteil erhöht werden.
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Die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens bietet insbesondere die folgenden beiden Vorteile: So wird erstens kein zusätzliches Hilfsmittel benötigt. Zudem ergibt sich eine verbesserte Prüfbarkeit von schwer zugänglichen Klebverbindungen. Speziell im Fahrzeug-Karosseriebau wird auf das Kleben unter Anderem dann zurückgegriffen, wenn nach erfolgter Zuführung der Fügepartner keine Zugänglichkeit in den Fügebereich (Kontaktbereich der Fügepartner) mehr gegeben ist. Der Klebstoff wird in diesem Fall vor der Zuführung der Fügepartner auf mindestens einen Fügepartner aufgebracht und die Fügeteile erst anschließend (und bereits mit Klebstoff benetzt) einander zugeführt. Problematisch wird dieses Vorgehen, wenn es aufgrund von Toleranzen gar nicht erst zu einem Kontakt der Fügepartner kommt. In diesem Fall entsteht keine Klebverbindung, was aufgrund der mangelhaften Zugänglichkeit oft nicht erkannt werden kann.
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Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in mindestens einen Fügepartner der Springbeuleffekt eingebracht. Durch geschickt aufeinander abgestimmte konstruktive Gestaltung der Fügepartner kommt es nur dann zu einer Zustandsüberführung des Blechteils mit Springbeuleffekt, wenn die Toleranzsituation der relevanten Bauteile in Ordnung ist.
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Ob es zu einer Zustandsüberführung kommt oder nicht, kann mit vergleichsweise einfachen Mitteln geprüft werden, bspw. akustisch oder mittels Kraftmessung. Wird eine Zustandsüberführung erkannt, kann in diesem Fall von einer einwandfreien Verbindung ausgegangen werden. Wird hingegen keine Zustandsüberführung erkannt, kann von einer fehlerhaften Verbindung ausgegangen werden und die entsprechende Baugruppe muss nachbearbeitet werden.
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Wie oben erwähnt ist, weist erfindungsgemäß mindestens ein Blechteil (das heißt Fügepartner) den Springbeuleffekt auf und ist zudem aus mindestens einem Bauteil eine Schließlasche ausgeformt. Die Schließlasche drückt während des Zuführvorgangs gegen den jeweiligen Fügepartner. Nur wenn die Toleranzsituation in Ordnung ist, wird die Schließlasche soweit elastisch deformiert, dass sie eine Zustandsüberführung des springbeulenden Blechteils auslöst.
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Die Schließlasche kann in einer ersten Ausführungsform an dem springbeulenden Blechteil oder in einer zweiten Ausführungsform an einem anderen Bauteil angebracht werden. Die beiden Ausführungsformen haben denselben Effekt, werden jedoch unterschiedlich umgesetzt, wie es später ausführlich beschrieben ist.
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Der Bauteilverbund kann einen Fügeanschlag aufweisen, bis zu dem der zweite Fügepartner in einer Fügerichtung bis in eine Fügeposition verstellbar ist, in der die Fügeverbindung zwischen den beiden Fügepartnern einwandfrei hergestellt ist. Die Betätigungskontur kann dabei so ausgelegt sein, dass der erste Fügepartner in seinen Zusammenbauzustand überführt wird, bevor der zweite Fügepartner seine Fügeposition erreicht. Der Fügeanschlag des Bauteilverbunds dient zudem auch zur erfindungsgemäßen Überprüfung der Toleranzsituation.
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Führt man den zweiten Fügepartner vollständig bis Erreichen der Fügeposition zu und ist die Toleranzlage in Ordnung, so wird die am ersten Fügepartner angeformte Schließlasche soweit nach innen deformiert, dass sie bestimmungsgemäß eine Zustandsüberführung des ersten Fügepartners auslöst. Das heißt dass die mit Klebstoff benetzte Fügelasche nach außen schnappt und so eine kraft- bzw. stoffschlüssige Verbindung zwischen dem ersten und zweiten Fügepartner erzeugt. Diese Zustandsüberführung kommt nicht zustande, wenn der zweite Fügepartner zuvor auf den Fügeanschlag trifft. Dies ist dann der Fall, sollte die Toleranzsituation der Fügepartner nicht in Ordnung sein. In diesem Fall ist der Zuführvorgang beendet, ehe eine Fügeverbindung entstehen konnte. Der erste und/oder zweite Fügepartner muss daher nachbearbeitet werden.
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Bei einer unmittelbar am zweiten Fügepartner angeformten Schließlasche ergibt sich der folgende Sachverhalt: So trifft bei einem Fügevorgang die Schließlasche als erstes auf die Springbeule des ersten Fügepartners. Ist die Toleranzsituation in Ordnung, deformiert die am zweiten Fügepartner angeformte Schließlasche die Springbeule des ersten Fügepartners derart, dass es zu einer Zustandsüberführung des ersten Fügepartners kommt. Ist die Toleranzsituation hingegen nicht in Ordnung, trifft der zweite Fügepartner auf den Fügeanschlag, bevor es zu einer Zustandsüberführung kommen kann. Die Zustandsüberführung bleibt aus, genau wie oben anhand der ersten Ausführungsform beschrieben.
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Nachfolgend sollen einige besonders relevante Erfindungsmerkmale hervorgehoben werden: So erfolgt erfindungsgemäß das Fügen der Fügepartner unter Nutzung des Springbeuleffekts im ersten Fügepartner. Der springbeulende erste Fügepartner besitzt zwei stabile Zustände, nämlich einen offenen Zustand (das heißt Vormontagezustand), bei dem ein Zuführen / Lösen möglich ist, und einen geschlossen Zustand (das heißt Zusammenbauzustand), bei dem ein Zuführen / Lösen durch Form- bzw. Kraftschluss behindert ist.
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Aus dem ersten Fügepartner werden sog. Fügelaschen ausgeformt. Diese Fügelaschen stellen im geschlossenen Zustand des ersten Fügepartners eine kraft- bzw. formschlüssige Fügeverbindung mit anderen Bauteilen her. An mindestens einem der Fügepartner ist mindestens eine Schließlasche angebracht. Einzige Aufgabe der Schließlasche besteht in der Überführung des springbeulenden Fügepartners in den geschlossenen Zustand während des Zuführvorgangs. Nach abgeschlossenem Zuführvorgang haben die Schließlaschen keinen Kontakt mehr mit dem jeweils anderen Fügepartner. An mindestens einem Fügepartner ist ein Fügeanschlag angebracht, welcher die Zuführbewegung des zugeführten Bauteils stoppt. Für gewöhnlich trifft der zugeführte zweite Fügepartner erst auf diesen Fügeanschlag, nachdem der springbeulende erste Fügepartner in den geschlossenen Zustand überführt wurde und damit eine Fügeverbindung erzeugt wurde. Ist die Toleranzsituation der relevanten Bauteile jedoch nicht in Ordnung, trifft der zu fügende zweite Fügepartner auf diesen Fügeanschlag, bevor es zu einer Zustandsüberführung des springbeulenden Fügepartners kommt. Es wird keine Fügeverbindung erzeugt. Das Zustandekommen einer Zustandsüberführung kann überwacht werden, etwa durch eine Kraftmessung (Kraftmessdose an der Handhabungsvorrichtung) oder durch akustische Überwachung des Prozesses (Zustandsüberführung geht mit charakteristischem Knackgeräusch einher). Zusammenfassend ist also eine toleranzbedingt fehlerhafte Verbindung ausgeschlossen, da es in diesem Fall gar nicht zu einer Zustandsüberführung käme. Kommt es zu einer Zustandsüberführung, ist von einer einwandfreien Verbindung auszugehen. Es kann überwacht werden, ob es zu einer Zustandsüberführung kommt und damit, ob eine einwandfreie Verbindung erzeugt wurde.
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In einer konkreten Ausführungsform kann ein Benetzen der Fügelaschen mit Klebstoff erfolgen. Das heißt, dass jene Stellen, an welchen die erfindungsgemäßen kraft- bzw. formschlüssigen Fügeverbindungen entstehen, noch vor der Zuführung der Fügepartner mit Klebstoff benetzt werden (die Klebstoffapplikation muss nicht zwingend auf jene Bereiche beschränkt sein, in denen es zu einem Kraftschluss kommt). Dadurch entsteht nicht nur eine kraft- bzw. formschlüssige Fügeverbindung, sondern auch eine stoffschlüssige Fügeverbindung. Die Festigkeit der erzeugten Fügeverbindung kann dadurch erheblich gesteigert werden. Um ein „Verspritzen“ des Klebstoffes während der Zustandsüberführung des springbeulenden Blechteils zu verhindern, wird etwa Folienklebstoff verwendet.
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Als Werkstoffe für den ersten springbeulenden Fügepartner können Stahl- oder Aluminiumlegierungen mit hoher Duktilität verwendet werden. Der Werkstoff von Peripherie-Bauteilen kann zum Beispiel Aluminium, Stahl, CFK, Kunststoff, Magnesium sein. Der springbeulende erste Fügepartner ist bevorzugt ein Blechteil mit einer Blechdicke von vorzugsweise 0,9 bis 1,5mm. Die Peripheriebauteile können von beliebiger Art sein, etwa. Blechteile, Strangpressprofile, Gussteile oder dergleichen.
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Bevorzugt können Aussparungen in den springbeulenden ersten Fügepartner eingebracht werden, etwa Langlöcher. Die Aussparungen schließen mindestens einen Steg ein, der später zur Springbeule umgeformt wird. Sie trennen den Kraftfluss innerhalb des springbeulenden ersten Fügepartners und verringern so die zur Zustandsüberführung der Springbeule benötigte Kraft. Somit ermöglichen die Aussparungen die Erzeugung des Springbeuleffekts auch in vergleichsweise steifen Blechen. Die Aussparungen verlaufen parallel zueinander oder schließen einen Winkel von max. 30° ein.
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In einem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt zunächst ein Bereitstellen eines springbeulenden ersten Fügepartners und mindestens eines Peripherieteils, das heißt eines zweiten Fügepartners (bspw. bestehende Karosseriestruktur), wobei in den springbeulenden Fügepartner der Springbeuleffekt eingebracht wurde und entweder an diesem oder dem zweiten Fügepartner mindestens eine sog. Schließlasche angebracht ist und aus dem springbeulenden Blechteil Fügelaschen ausgeformt sind.
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Anschließend erfolgt eine Benetzung der Fügelaschen mit Klebstoff, insb. mit Folienklebstoff. Daraufhin erfolgt ein Zuführen des springbeulenden ersten Fügepartners in Richtung des zweiten Fügepartners (Peripherieteil) mittels einer Handhabungseinrichtung (bspw. Roboter). Als erstes trifft die mindestens eine Schließlasche des Peripherieteils oder des springbeulenden ersten Fügepartners auf das jeweils andere Bauteil. Bei weiterer Zuführung bewirkt die Schließlasche eine derartige Kraft auf die Sprungbeule des springbeulenden ersten Fügepartners, dass dies von seinem offenen Zustand in den geschlossenen Zustand überführt wird. Die Fügelaschen springen nach außen und gehen mit dem Peripherieteil eine kraft- bzw. formschlüssige Fügeverbindung ein.
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Im Anschluß daran wird die Handhabungseinrichtung entfernt. Nach Abbinden des Klebstoffes an den Fügelaschen entsteht eine zusätzliche (stoffschlüssige) Fügeverbindung.
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Nachfolgend werden weitere Erfindungsaspekte beschrieben, die im Wesentlichen die Bauteil-Geometrie des ersten Fügepartners betreffen. Zum einfacheren Verständnis wird die Erfindung nachfolgend anhand eines konkreten Anwendungsfalles beschrieben, bei dem der Bauteilverbund ein in einer Karosseriestruktur eines Fahrzeuges verbauter Hohlträger ist. Dieser ist aus einem halbschalenförmigen Blechprofilteil und einem Deckteil aufgebaut. Das Blechprofilteil kann im Querschnitt U-förmig ausgebildet sein und einen Schalenboden sowie davon hochgezogene Profilseiten aufweisen. Von den hochgezogenen Profilseiten ragen beidseitig nach außen Längsflansche ab, die zum Beispiel in Punktschweißverbindung mit dem Deckteil sind, das einen Hohlträger-Innenraum schließt.
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Zur Erhöhung der Bauteilsteifigkeit, insbesondere im Hinblick auf die Crashsicherheit, kann in dem Hohlträger zumindest ein Schottblechteil verbaut sein. Das Schottblechteil weist in gängiger Praxis eine den Hohlträger-Innenraum unterteilenden Basiswand auf, von der randseitig Blechlaschen abgewinkelt sind, die in Punktschweißverbindung und/oder in Klebeverbindung mit den Innenwänden des schalenförmigen Profilteils sowie des Deckteils sind. Der Zusammenbau eines solchen Hohlträgers erfolgt mit den folgenden Prozessschritten: So wird in einem ersten Prozessschritt das Schottblechteil in den noch offenen Innenraum des schalenförmigen Profilteils eingesetzt und darin über Widerstandspunktschweißen befestigt. Anschließend wird in einem zweiten Prozessschritt das Deckteil in Flanschverbindung mit dem schalenförmigen Profilteil gebracht. In einem folgenden Prozessschritt wird das Deckteil innenseitig mit einer korrespondierenden Blechlasche des Schottblechteils gefügt. Das Schottblechteil entspricht dem obigen ersten Fügepartner, während das Deckteil dem erfindungsgemäßen zweiten Fügepartner entspricht, die in dem obigen Prozessschritt zusammengefügt werden. Speziell dieser Prozessschritt ist in der Großserienproduktion problematisch, da eine ausreichende Werkzeugzugänglichkeit beim Fügen des Schottblechteils mit dem Deckteil nicht mehr vorhanden ist. Entsprechend steht die Fügetechnik vor der Herausforderung, das Schottblechteils mit dem Deckteil verbinden zu müssen, nach dem der geschlossene Hohlträger bereits fertiggestellt ist. In der Regel wird hier an der dem Deckteil zugewandten Blechlasche des Schottblechteils ein Klebstoff appliziert, der beim Zusammenbau des Deckblechteils mit dem Profilteil innenseitig am Deckblechteil verklebt wird. Aufgrund von Fertigungs- und Bauteiltoleranzen kann es jedoch zu hohen Maßabweichungen kommen. Dadurch besteht ein Risiko, dass das Schottblechteil nicht mehr zuverlässig in Klebverbindung mit dem Deckteil bringbar ist. Eine solche fehlerhafte oder nicht vorhandene Fügeverbindung zwischen dem Schottblechteil und dem Deckteil ist nur schwer nachzuprüfen.
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In einer ersten Ausführungsvariante kann die Betätigungskontur unmittelbar am Schottblechteil (erster Fügepartner) als eine Schließlasche angeformt sein. Die Schließlasche kann bevorzugt zusammen mit der Fügelasche am Schwenksteg des Schottblechteils (erster Fügepartner) angeformt sein. Zudem können die Schließlasche und die Fügelasche zueinander drehwinkelversetzt am Schwenksteg ausgebildet sein. Beim Zusammenfügen des Schottblechteiles mit dem Deckteil kann die Schließlasche in Kontakt mit dem Deckteil kommen und unter Aufbau der Betätigungskraft vom Deckteil abgelenkt werden. Die Betätigungskraft wird über den Federsteg bzw. über die Kippachse in die Springbeule eingeleitet, um eine Zustandsüberführung des Schottblechteiles in seinen Zusammenbauzustand einzuleiten.
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Alternativ dazu kann in einer zweiten Ausführungsform die Betätigungskontur nicht am Schottblechteil (erster Fügepartner), sondern unmittelbar am Deckblechteil (zweiter Fügepartner) beispielsweise als eine Schließlasche ausgebildet sein. Beim Zusammenfügen des Schottblechteils mit dem Deckteil kann die am Deckteil ausgebildete Schließlasche in Kontakt mit der am Schottblechteil ausgebildeten Springbeule kommen und diese mit der Betätigungskraft beaufschlagen, um die Zustandsüberführung des Schottblechteils in den Zusammenbauzustand einzuleiten. Insbesondere wenn die Betätigungskontur am zweiten Fügepartner angebracht ist, gibt es bei deren Auslegung hohe konstruktive Freiheitsgrade. So können auch ein Zusatz-Bauteil (zum Beispiel Stößel) diese Aufgabe übernehmen.
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Nachfolgend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der beigefügten Figuren beschrieben.
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Es zeigen:
- 1 in einer perspektivischen Darstellung einen Bauteilverbund, der als zusammengebauter Karosserie-Hohlträger realisiert ist;
- 2 ein in dem Hohlträger verbaubares Schottblechteil in Alleinstellung;
- 3 bis 5 jeweils Ansichten, die eine Prozessabfolge zum Zusammenbau des Hohlträgers veranschaulichen; und
- 6 und 7 jeweils Ansichten entsprechend der 4 und 5 gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel.
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In der 1 ist ein zusammengebauter Hohlträger 1 gezeigt, wie er beispielhaft als ein tragendes Element in einer Karosseriestruktur eines Kraftfahrzeugs einsetzbar ist. Der Hohlträger 1 ist zweiteilig aufgebaut, und zwar mit einem halbschalenförmigen Blechprofilteil 3 und einem Deckblechteil 5. Das halbschalenförmige Blechprofilteil 3 weist einen Schalenboden 7 auf, von dem Profilwände 9 hochgezogen sind, die in seitlich nach außen abgewinkelte Längsflansche 11 übergehen. Die Längsflansche 11 des Blechprofilteils 3 sind in der 1 in Flanschverbindung mit korrespondierenden Längsflanschen 13 des Deckblechteiles 5.
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Das Blechprofilteil 3 begrenzt zusammen mit dem Deckblechteil 5 einen geschlossenen Innenraum 15, der in der 1 durch ein Schottblechteil 17 unterteilt ist. Das Schottblechteil 17 weist eine den Innenraum 15 unterteilende, in etwa rechteckförmige Basiswand 19 auf, von der randseitig starre Anbindungslaschen 21 abgekantet sind, die in Fügeverbindung 41 mit dem Schalenboden 7 sowie mit den Profilwänden 9 des schalenförmigen Blechprofilteils 3 sind. Zudem ist das Schottblechteil 17 über zwei bewegliche Fügelaschen 23 in Klebverbindung (5 oder 7) mit der Innenseite des Deckblechteils 5. Die beweglichen Fügelaschen 23 können durch Betätigung einer in der Basiswand 19 ausgebildeten Springbeule 25 verstellt werden, und zwar zwischen einem in den 3, 4 und 6 gezeigten Vormontagezustand V und einem Zusammenbauzustand Z (5 oder 7).
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Nachfolgend ist anhand der 2 die Bauteilgeometrie des erfindungsgemäßen Schottblechteils 17 beschrieben: So ist in der 2 die Springbeule 25 als eine Auswölbung in die Basiswand 19 des Schottblechteils 17 eingeprägt. Der Beulen-Scheitel 27 ist in der 2 als eine geradlinig verlaufende Scheitelkante realisiert, an der eine deckteilzugewandte Beulen-Flanke 29 und eine deckteilabgewandte Beulen-Flanke 31 zusammenlaufen. Die deckteilzugewandte Beulen-Flanke 29 geht in einen Schwenksteg 33 über, der eine später beschriebene Kippachse K definiert, um die die beweglichen Blechlaschen 23 schwenkbar bzw. kippbar sind. Die Basiswand 19 ist über die Kippachse K hinaus mit einem flächigen Tragschenkel 35 verlängert. Der Tragschenkel 35 geht an einer deckteilzugewandten Übergangskante 37 in davon abragende bewegliche Fügelaschen 23 über, die in Axialrichtung voneinander beabstandet sind. Zwischen den beiden Fügelaschen 23 am Tragschenkel 35 ist eine abgewinkelte Schließlasche 24 angeformt, deren Funktionsweise später beschrieben ist. Die beiden Fügelaschen 23 sind mit Bezug auf die Schließlasche 24 drehwinkelversetzt positioniert.
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Um eine leichtgängige, später beschriebene Kippbewegung der schwenkbeweglichen Füge- und Schließlaschen 23, 24 zwischen dem Vormontagezustand V und dem Zusammenbauzustand Z zu gewährleisten, ist der in der Basiswand 19 ausgebildete Schwenksteg 33 sowie der flächige Tragschenkel 35 an den axialen Stirnseiten jeweils beabstandet von den Profilwänden 9 des schalenförmigen Blechprofilteils 3, das heißt gegenüber dem Blechprofilteil 3 anbindungsfrei. Die Springbeule 25 ist in der 1 in der Axialrichtung beidseitig durch Entlastungsschlitze 39 begrenzt.
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Nachfolgend wird eine Prozessabfolge zum Zusammenbau des in der 1 gezeigten Hohlträgers anhand der 3 bis 5 beschrieben: So wird in einen ersten Prozessschritt (3) zunächst das Schottblechteil 17 in dem schalenförmigen Blechprofilteil 3 befestigt, und zwar mittels Punktschweißstellen 41 an den Profilwänden 9 sowie am Schalenboden 7 des Blechprofilteils 3.
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In der 3 befindet sich das Schottblechteil 17 in seinem Vormontagezustand V. Anschließend erfolgt gemäß der 4 eine Klebstoffapplikation, bei der außenseitig auf die bewegliche Fügelasche 23 ein Klebstoff 43 ( 4 bis 7) aufgebracht wird. Darauffolgend wird gemäß der 4 das Deckblechteil 5 in einer mit Pfeilen angedeuteten Fügerichtung bis in Anlage mit den Längsflanschen 11 des U-förmigen Profilblechteils 7 zugeführt. Darauffolgend werden die Längsflansche 13 des Deckblechteils 5 mit den korrespondierenden Längsflanschen 11 des Blechprofilteils 7 an Punktschweißstellen 44 (5) zusammengefügt. Die am Schottblechteil 17 ausgebildete Schließlasche 24 ist so ausgelegt, dass diese, bereits vor dem Erreichen des Deckblechteils 5 in seiner Fügeposition, in Kontakt mit der Innenseite des Deckblechteils 5 kommt und die Schließlasche 24 vom Deckblechteil unter Aufbau der Betätigungskraft abgelenkt wird. Die Betätigungskraft wird über den Schwenksteg 33 bzw. über die Kippachse K in die Springbeule 25 eingeleitet, um eine Zustandsüberführung des Schottblechteils 17 in den Zusammenbauzustand Z zu initiieren, wie es in der 5 gezeigt ist. Nach erfolgter Zustandsüberführung ist die Schließlasche 24 funktionslos, das heißt gemäß der 5 um ein Versatzmaß a außer Kontakt mit dem Deckblechteil 5.
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In den 6 und 7 ist ein zweites Ausführungsbeispiel der Erfindung gezeigt, bei der die Prozessabfolge im Wesentlichen identisch mit der anhand der 3 bis 5 veranschaulichten Prozessabfolge ist. Im Unterschied zum vorangegangenen Ausführungsbeispiel ist in der 6 die Schließlasche 24 nicht am Schottblechteil 17 angeformt, sondern vielmehr unabhängig davon an der Innenseite des Deckblechteils 5 angeformt. Beim Zusammenfügen des Deckblechteils 5 mit dem Blechprofilteil 3 wird das Deckblechteil 5 in der Fügerichtung bis in seine lagerichtige Fügeposition verstellt, das heißt bis in Bewegungsanschlag mit den Längsflanschen 11 des U-förmigen Blechprofilteils 3. Mit dem Zuführen des Deckblechteils 5 bis in seine Fügeposition kommt die am Deckblechteil 5 angeformte Schließlasche 24 in Kontakt mit der Springbeule 25 und beaufschlagt diese mit der Betätigungskraft. Dadurch wird eine Zustandsüberführung eingeleitet, bei der die Springbeule 25 in den Zusammenbauzustand Z umschlägt (7), wodurch die Fügelasche 23 in Klebeverbindung mit der Innenseite des Deckblechteils 5 geschwenkt wird. In der 7 gezeigten Zusammenbaulage ist die Schließlasche 24 funktionslos, das heißt über ein Versatzmaß a außer Kontakt mit der Springbeule 25 des Blechschottteils 17.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102012013789 A1 [0003, 0004]
- DE 102010030440 A1 [0003, 0004]
- DE 102009016910 A1 [0006]