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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Magnetventils in einem Injektor einer Einspritzanlage und eine Anordnung zum Durchführen des Verfahrens.
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Stand der Technik
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Einspritzsysteme in Verbrennungsmotoren werden dazu verwendet, Kraftstoff aus einem Tank in die Brennräume des Verbrennungsmotors, die Zylinder, zu befördern bzw. in diese einzuspritzen. Bei einem Common-Rail-Einspritzsystem wird der Kraftstoff mittels einer Hochdruckpumpe auf ein hohes Druckniveau gebracht. Der unter Druck stehende Kraftstoff wird über mindestens eine Hochdruckleitung in einen Druckspeicher, das Rail, eingebracht, aus dem wiederum der unter Druck stehende Kraftstoff über Hochdruckleitungen des Injektors zur Einspritzung zugeführt wird. Das Common-Rail-Einspritzprinzip zeichnet sich durch eine vollständige Trennung von Druckerzeugung und der Steuerung des Einspritzvorgangs aus. Die Steuerung der Einspritzung erfolgt über die Ansteuerung eines Injektors, der auch als Einspritzventil bezeichnet wird, bspw. durch Ansteuerung mit einem elektrischen Signal, dem Ansteuersignal. Man unterscheidet in Abhängigkeit des Funktionsprinzips zwischen Magnetventilen und Piezo-Einspritzventilen, die über einen Piezo-Aktor verfügen.
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Bei Common-Rail-Injektoren mit Magnetventil bzw. mit magnetisch betätigtem Steuerventil tritt bei bestimmten Einspritzszenarien eine ungewollte Einspritzung, eine sogenannte Ghost-Injection, auf. Das Auftreten einer solchen ungewollten Einspritzung hängt von mehreren Faktoren ab, wie bspw. dem Raildruck, dem Rücklaufgegendruck usw. Die Auslöser für diese Fehlfunktion des Injektors sind die Druckschwingungen im Rücklaufsystem, die ein übermäßiges Ventilprellen verursachen. Der verstärkte Ankerpreller bewirkt bei kleinen Ansteuerdauern ein Wiederöffnen der bereits nahezu geschlossenen Nadel durch die erneute Druckentlastung im Steuerraum.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2008 008 706 A1 sind ein Verfahren und ein Steuergerät zur Ansteuerung von Magnetventilen bekannt. Bei dem Verfahren wird zur Detektion eines Hubanschlags ein Strom zur Detektion eines Übergangs in einen passiven Schaltzustand aufgebaut, wobei in einem Magnetfeld des Magnetventils noch inhärent gespeicherte Energie zum Aufbau des Stroms genutzt wird. Das beschriebene Verfahren, das auch als Valve Cosing Control (VCC) bezeichnet wird, nutzt die Tatsache, dass zum Zeitpunkt des Verlöschens des Spulenstroms am Ende der Ansteuerung das Magnetfeld in dem Ventil noch nicht erloschen ist. Der schnelle Stromabbau führt in der Spule dazu, dass sich im Kernmaterial und im Anker des Magnetventils Wirbelströme aufbauen, die so gerichtet sind, dass sie einen Abbau des ursprünglich vorhandenen Magnetfelds entgegenwirken.
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Die Druckschrift
DE 10 2010 000 827 A1 beschreibt einen Kraftstoffinjektor, mit von einer Düsennadel gesteuerten Einspritzdüsen und einem mit einer Hoch- und Niederdruckseite des Injektors kommunizierenden Steuerraum, der mit einer Steuerventilanordnung zwischen einem Schließdruck und einem Öffnungsdruck umsteuerbar ist. Dem Steuerraum ist ein Kraft- oder Drucksensor zugeordnet, der charakteristische Druckänderungen beim Schließen und Öffnen erfasst. Dieser Sensor wird auch als Needle Closing Sensor (NCS) bezeichnet, das mit diesem durchgeführte Verfahren wird mit Needle Closing Control (NCC) bezeichnet. Bei diesem wird die Erkenntnis genutzt, dass sich der Steuerraumdruck am Beginn und am Ende der Einspritzphase des Kraftstoffinjektors signifikant ändert.
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Offenbarung der Erfindung
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Vor diesem Hintergrund werden ein Verfahren nach Anspruch 1 und eine Anordnung gemäß Anspruch 6 vorgestellt. Es werden weiterhin ein Computerprogramm gemäß Anspruch 8 sowie ein maschinenlesbares Speichermedium nach Anspruch 9 vorgestellt. Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und aus der Beschreibung.
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Mit dem Verfahren wird nunmehr ermöglicht, ungewollte Einspritzungen durch Absenkung der Magnetkraft zum Zeitpunkt der Ankerpreller zu vermeiden.
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Hierzu ist vorgesehen, selektiv und zeitlich begrenzt von einem VCC-Verfahren (VCC: Valve Closing Control) auf ein NCC-Verfahren (NCC: Needle Closing Control) umzustellen. So kann bspw. bei einem zu erwartenden Prellen zeitlich begrenzt das NCC-Verfahren betrieben werden.
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Das VCC-Verfahren dient zur Ansteuerung eines Magnetventils mit einem Elektromagneten mit einer Magnetspule, bei dem mittels Bestromung der Magnetspule ein Magnetanker zum Öffnen einer Ventilöffnung bewegbar ist. Unter Bestromung bzw. Bestromen wird hierbei das Anlegen einer Spannung derart verstanden, dass ein Strom durch die Magnetspule fließt. Hierbei wird die Magnetspule nach einem Anzugsstrom zum Öffnen und/oder einem Haltestrom zum Offenhalten der Ventilöffnung mit einem zu dem Anzugsstrom bzw. dem Haltestrom entgegengesetzt gepolten Schließstrom bestromt, um die Ventilöffnung mittels des Ankers zu schließen. Bei einer regulären Verwendung eines Magnetventils, bspw. in einem Kraftstoffinjektor, wird zunächst ein Anzugsstrom verwendet, um den Anker aus der geschlossenen Stellung anzuheben und das Ventil vollständig zu öffnen. Optional kann dabei auch eine sogenannte Boost-Phase enthalten sein, während welcher der Strom zu Anfang noch höher ist, um eine höhere Kraft gegen bspw. hydraulische Schließkräfte aufzubringen. Mit dem anschließenden Haltestrom, der in der Regel geringer als der Anzugsstrom ist, kann der Magnetanker dann in geöffneter Stellung gehalten werden. Bei einem ballistischen Betrieb, bei dem der Magnetanker nur kurz angehoben wird, kann der Haltestrom jedoch auch entfallen. Geschlossen wird der Kraftstoffinjektor nun durch Anlegen einer Gegenspannung, die einen entgegengesetzt gepolten Schließstrom in der Magnetspule erzeugt. Nach dem Abschalten der Gegenspannung werden anhand einer durch eine Bewegung des Magnetankers hervorgerufene Änderung des Stroms in der Magnetspule ein Schließzeitpunkt und/oder eine Schließdauer des Magnetventils ermittelt.
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Bei Magnetventilen beeinflusst die Bewegung des Ventilelements den Zusammenhang zwischen Strom und Spannung der Erregerspule solcher Magnetventile. Dabei können z. B. aus dem Verlauf eines Spulenstroms bei konstanter Spannung Rückschlüsse auf den Hubverlauf des Ventilelements gezogen werden. Insbesondere schnelle Geschwindigkeitsänderungen des Ventilelements können gut detektiert werden. Diese schnellen Geschwindigkeitsänderungen treten bei Erreichen des Hubanschlags für den aktiven Schaltzustand des Ventils und bei Erreichen des Dichtsitzes, üblicherweise beim Übergang in den passiven Schaltzustand des Ventils, auf. In der Druckschrift
DE 10 2008 006 706 A1 ist das Verfahren zur Ermittlung der Schließdauer aus dem (Sensor-)strom beschrieben.
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Zum Zeitpunkt des Verlöschens des Spulenstroms am Ende der Ansteuerung ist das Magnetfeld in dem Ventil nicht sofort erloschen. Vielmehr führt der schnelle Stromabbau in der Spule dazu, dass sich im Kernmaterial und im Anker des Magnetventils Wirbelströme aufbauen, die so gerichtet sind, dass sie einem Abbau des ursprünglich vorhandenen Magnetfelds entgegenwirken.
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Bei dem in der Druckschrift
DE 10 2008 006 706 A1 beschriebenen Verfahren wird zum Aufbau des Spulen- bzw. Sensorstroms nach einer kurzen Strompause in den Schaltzustand „Freilauf“ geschaltet. Es wird die Spannung null an die Spule angelegt. Folglich kommutiert ein großer Teil der Wirbelströme aus Kern und Anker zurück in die Spule. Dies ist als ein Stromanstieg, dem sogenannten Sensorstrom, sichtbar. Das auf diese Weise erreichte Spulenstromniveau (Sensorstromniveau) ergibt sich aus dem zum Zeitpunkt des Schaltvorgangs im Magnetventil noch vorhandenen Magnetfeld. Da sich im Sensorstrom die magnetischen Änderungen im Magnetkreis (Ankerbewegung) abbildet, kann damit das Ventilschließen sensiert werden.
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Bei diesem Verfahren ist zu beachten, dass beim Erreichen von 0 A noch recht viel magnetische Energie und damit eine hohe Kraft im Aktor vorliegt, welche durch das Umschalten auf den Schaltzustand „Freilauf“ recht langsam abgebaut wird.
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Bei dem NCC-Verfahren wird ein im Bereich eines Steuerraums, dessen Druck die Hübe bzw. Stellungen einer Düsennadel bestimmt, vorgesehener Kraft- oder Drucksensor verwendet, um den Verlauf des Steuerraums zu erfassen. Da sich der Steuerraumdruck beim Schließen der Düsennadel signifikant ändert, lassen sich aus den Sensordaten die Betriebsphasen des Injektors exakt bestimmen und einer Motorsteuerung zuführen. Dieser Sensor wird auch als Needle Closing Sensor (NCS) bezeichnet. Mit dem NCC-Verfahren kann neben dem Düsennadelschließen auch der Schließzeitpunkt des Magnetventils detektiert werden. Damit sind die beiden Messverfahren VCC bzw. NCC zur Detektion eines Hubanschlages eines Magnetventils geeignet. Beim NCC-Verfahren ist jedoch keine Sensorstrommessung notwendig. Infolgedessen hat das Magnetventil beim Schließvorgang einen größeren Kraftüberschuss.
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Es ist bekannt, dass nach dem Einschlag des Ventils im Sitz verschiedene Wirkmechanismen zu einem Wiederöffnen des Ventils, wie bspw. Preller, Druckwellen, mechanisches Schwingen usw., führen können, was zu unerwünschten Nebenwirkungen, wie einem erneuten Öffnen der Düsennadel, führen kann. Aus diesem Grund ist es vorteilhaft, die schließende Kraft auf das Ventil zu maximieren. Die schließende Kraft kann beispielsweise durch eine Erhöhung der Ventilfederkraft angehoben werden, wodurch jedoch auch der Öffnungsvorgang des Ventils beeinflusst wird und somit für ein vergleichbares dynamisches Verhalten die öffnende Magnetkraft angepasst werden muss.
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Die Auslöser für die ungewollte Einspritzung sind, wie bereits vorstehend beschrieben wurde, die Druckschwingungen im Rücklaufsystem, die ein übermäßiges Ventilprellen verursachen. Die kritischen Einspritzszenarien sind bekannt und werden bei der Ventilauslegung als Bewertungskriterium sehr umfangreich untersucht. Die Druckschwingungen im Rücklauf hängen von vielen Parametern ab, wie bspw. Raildruck, mittlerer Druck im Niederdruckbereich, Temperatur, Luftgehalt im Kraftstoff, Niederdrucklayout.
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Dem vorgestellten Verfahrens liegt zugrunde, dass die resultierende schließende Kraft auf den Anker bei kritischen Einspritzszenarien durch die Umschaltung auf eine NCC-Schließdauermessung (NCC: needle closing control) bzw. durch Abschaltung des Sensorstroms erhöht wird. Daher wird in Ausgestaltung eine Schließdauer-Messung bzw. eine Ansteuerdauerkorrektur über NCC anstelle über eine VCC-Schließdauermessung vorgenommen.
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Das hierin vorgestellte Verfahren kann gezielt bei kritischen Einspritzszenarien als präventive Maßnahme gegen ungewollte Einspritzungen angewendet werden.
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Zu beachten ist, dass NCS-Messungen aufgrund des hohen Rechenaufwandes bzw. wegen beschränkter Ressourcen im Steuergerät nicht für alle Einspritzungen pro Umdrehung angewendet werden. Diese Einschränkung ist bei der hierin vorgeschlagenen selektiven NCS-Messung kein Ausschlusskriterium für diese Anwendung. Die selektive Anwendung der beiden Messverfahren ermöglicht einen bestmöglichen Kompromiss zwischen prellfreiem Schaltventilbetrieb und beschränkten SG-Ressourcen für das NCC-Messverfahren.
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Die vorgestellte Anordnung dient zur Durchführung des beschriebenen Verfahrens und ist bspw. in einem Steuergerät integriert bzw. implementiert bzw. als solches ausgebildet.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den beigefügten Zeichnungen.
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Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuterten Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Figurenliste
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- 1 zeigt in schematischer Darstellung ein Steuer- bzw. Magnetventil, bei dem ein erfindungsgemäßes Verfahren durchführbar ist.
- 2a und 2b zeigen mögliche Stromverläufe bei Ansteuerung eines Magnetventils bei einem nicht erfindungsgemäßen Verfahren.
- 3a und 3b zeigen Strom- und Magnetkraftverläufe bei Ansteuerung eines Magnetventils bei einem nicht erfindungsgemäßen Verfahren.
- 4a bis 4d zeigen typische Verläufe von Ansteuerstrom, Ankerhub, Ankerraumdruck und Düsennadelhub eines hier betroffenen Injektors bei einer Einfacheinspritzung und einer Mehrfacheinspritzung zur Illustration einer Wirkkette bei der Entstehung ungewollter Einspritzungen.
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Die Erfindung ist anhand von Ausführungsformen in den Zeichnungen schematisch dargestellt und wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnungen ausführlich beschrieben.
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Ein in 1 dargestellte Kraftstoffinjektor umfasst ein elektromagnetisch betätigbares Steuerventil bzw. Magnetventil 1, mittels dessen die Hubbewegung einer Düsennadel (nicht dargestellt) zum Freigeben und Verschließen mindestens einer Einspritzöffnung (nicht dargestellt) steuerbar ist. Das Steuerventil 1 ist als druckausgeglichenes Ventil ausgeführt und weist eine axial bewegliche Steuerhülse 7 mit einem plattenförmigen Abschnitt zur Ausbildung eines Ankers 13 auf. In der Steuerhülse 7 ist ein Ankerstift 17 aufgenommen, der gehäuseseitig an einem NCC-Sensor 30 abgestützt ist. Die Steuerhülse 7 wird über die Feder 5 gegen einen Ventilsitz 6 axial vorgespannt. Der Ventilsitz 6 wird durch einen Ventilkörper 15 ausgebildet, der ferner der Ausbildung einer Führungshülse 14 dient, über welche die Steuerhülse axial beweglich geführt ist. Axial in Verbindung mit der Bewegung und der Vorspannung der Steuerhülse 7 bedeutet parallel zu einer Längsachse 11 des Steuerventils 1.
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In stromlosen Zustand hält die Feder 5 das Steuerventil 1 geschlossen. Zum Öffnen des Steuerventils 1 wird eine in einen Magnetkern 3 eingelassene ringförmige Magnetspule 4 bestromt, so dass ein Magnetfeld aufgebaut wird, dessen Magnetkraft die Steuerhülse 7 in Richtung des Magnetkerns 3 zieht. Die Steuerhülse 7 hebt dabei vom Ventilsitz 6 ab und stellt eine Verbindung zwischen einer im Ventilkörper 15 ausgebildeten Ablaufbohrung 16 und einem Niederdruckraum 2 her, der teilweise innerhalb der Führungshülse 14 ausgebildet ist und durch den Ventilkörper 15 und die Steuerhülse 7 begrenzt wird. Im Übrigen erstreckt sich der Niederdruckraum 2 vom Ventilkörper 15 bis zu einem Haltekörper 12, in dem zwei Ablaufkanäle 8, 10 zur Abführung der Absteuermenge des Steuerventils 1 ausgebildet sind.
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Bei dem in 1 dargestellten Injektor tritt nun bei bestimmten Einspritzszenarien eine ungewollte Einspritzung (ghost injection) auf. Das Auftreten solcher ungewollten Einspritzungen hängt von mehreren Faktoren, z. B. dem Raildruck und dem Rücklaufgegendruck, ab. Auslöser bzw. Ursache für diese Fehlfunktion des Injektors sind in einem Rücklaufsystem auftretende Druckschwingungen, welche ein übermäßiges Ventilprellen bzw. Ankerprellen verursachen. Solche verstärkten Ankerpreller bewirken insbesondere bei kurzen Ansteuerdauern aufgrund der dadurch verursachten erneuten Druckentlastung in einem Steuerraum des Injektors bzw. Magnetventils 1 ein zumindest kurzzeitiges Wiederöffnen einer bereits (nahezu) geschlossenen Ventilnadel bzw. Düsennadel.
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In den 2a und 2b sind in zwei Graphen mögliche Stromverläufe bei Ansteuerung eines Magnetventils bei einem nicht erfindungsgemäßen Verfahren dargestellt. Hierzu ist der Strom I (Ordinate 180) in der Magnetspule gegen die Zeit t (Abszisse 182), jeweils in beliebigen Einheiten, aufgetragen.
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In beiden Graphen ist ein Stromverlauf I1 184 gezeigt, der einen Anzugstrom IA 186 und einen Haltestrom IH 188 umfasst, wie dies bei der Ansteuerung, d .h. bei dem Anlegen von Spannungen, zum Öffnen und Offenhalten von Magnetventilen üblich ist.
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In 2b ist ein weiterer Stromverlauf I2 190 gezeigt, der einen Sensor- oder Messstrom IM 192 darstellt. Er kann verwendet werden, um einen Schließzeitpunkt bzw. eine Schließdauer zu ermitteln.
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In den 3a und 3b sind Strom- und Magnetkraftverläufe bei Ansteuerung eines Magnetventils bei einem nicht erfindungsgemäßen Verfahren dargestellt. Hierzu sind ein Strom I und eine Magnetkraft F (Ordinate 200) gegen die Zeit t (Abszisse 202), jeweils in beliebigen Einheiten, aufgetragen. Dabei sind eine Magnetkraft F3 210 und eine Magnetkraft F4 212 eingetragen. Weiterhin ist ein Strom I4 220 eingetragen.
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Beide Figuren zeigen den Stromverlauf I1 204, wie er auch in den 2a und 2b gezeigt ist, welcher den Ansteuerstrom und den Haltestrom umfasst. Gemäß 3b wird die Magnetspule nach kurzer Zeit wieder aus dem Freilauf genommen, d. h. die Endstufe wird geschlossen, so dass sich der Freilaufstrom als ein Sensorstrom in der Endstufe messen lässt. Dies ist dargestellt durch den Verlauf I4, wie dies auch in 2b gezeigt ist.
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Anhand der zugehörigen Verläufe F3 210 und F4 212 der Magnetkraft des Elektromagneten ist zu erkennen, dass dies jedoch zu einem langsameren Abbau des Restmagnetfelds führt. Wie durch einen Vergleich der beiden Verläufe F3 210 und F4 212 zu erkennen ist, nimmt die Magnetkraft F nach dem Ende des Haltestroms im Falle des Verlaufs F4 212 bedingt durch den Sensorstrom deutlich langsamer ab, was das Prellen des Magnetankers begünstigt.
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Die Entstehung genannter ungewollter Einspritzungen wird anhand der 4a bis 4d bzw. anhand der dort gezeigten Wirkkette veranschaulicht. Dabei ist an Abszissen 250 die Zeit t und an Ordinate 252 der Strom, an Ordinate 254 der Ankerhub, an Ordinate 256 pAnker und an Ordinate 258 der Düsennadelhub aufgetragen. 4a zeigt qualitativ beispielsweise Stromverläufe bei zwei aufeinander folgenden Ansteuerungen 300, 305 eines hier betroffenen Magnetventils und 4b ebenfalls nur qualitativ entsprechender, sich bei diesen Ansteuerungen 300, 305 ergebender Ankerhubverläufe 310, 315, jeweils über der Zeit t. Die 4c zeigt die bei den Ansteuerungen 300, 305 resultierenden Druckverläufe bzw. Druckwellenverläufe 320, 325 im Ankerraum, und zwar vergleichend bei einer Einfacheinspritzung 320, 325 und einer Mehrfacheinspritzung 320, 330, wiederum jeweils über der Zeit t in 4d sind der sich bei einer Einfacheinspritzung ergebende Düsennadelhubverlauf 350 bei einer Einfacheinspritzung sowie eine bei der Ansteuerung 305 einer Mehrfacheinspritzung sich ergebende ungewollte Einspritzung 355 über der Zeit t dargestellt.
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Anhand der 4a bis 4d wird nun die genannte Wirkkette zur Entstehung ungewollter Einspritzungen („ghost injections“) beschrieben. Zu ersehen sind in 4c beim Öffnen des Magnetventils durch den sogenannten Blasenkollaps in einem in diesem Beispiel vorliegenden Niederdruck-(ND-)Rail sich ergebende Druckspitzen (Druckpeaks) 340, 343 der genannten Druckwellenverläufe 320, 325. In 4c sind ferner die beim jeweiligen Schließvorgang sich ergebenden Druckwerte 335 im Ankerraum eingezeichnet.
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Die durch die erste der beiden Druckspitzen 340 hervorgerufene, schematisch angedeutete Druckwelle läuft 340 im Falle einer Einfacheinspritzung durch das ND-Rail und wird an einem Ende des Rails reflektiert 341. Danach läuft die dort reflektierte Druckwelle zurück 345 und hebt den im Ankerraum des Magnetventils und an dem einen genannten Ventilsitz 4 umgebenden Ventilnapf vorliegenden Druck entsprechend an 325. Dies führt in Kombination mit der Druckerhöhung 330 aufgrund der zweiten Ansteuerung 305, 315 zu einer erheblichen Verstärkung von Ankerprellen und dadurch bei einer Mehrfacheinspritzung letztlich zu einer genannten in 4d gezeigten ungewollten Einspritzung.
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Wie aus der 4c ferner zu ersehen, ist der Druckverlauf im Ankerraum unmittelbar vor der zweiten Ansteuerung 305 durch die aus der vorangegangenen Ansteuerung 300 des Schaltventils 1 entstehende, zurücklaufende Druckwelle deutlich erhöht 325. Dieser Ausgangszustand zu Beginn einer noch weiteren Ansteuerung begünstigt das genannte übermäßige Ventilprellen und führt dadurch zu einem die ungewollte Einspritzung letztlich verursachenden Düsennadelhubverlauf 355.
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Eine wichtige Einflussgröße für den Ankerpreller ist die Magnetkraft zum Zeitpunkt des Verschließens. Wenn der Sensorstrom nicht eingeschaltet ist, nimmt diese zum Zeitpunkt des Verschließens ab. Die Betriebsbereiche mit potenziellen ungewollten Einspritzungen werden bei der Injektor- bzw. Systementwicklung sehr detailliert untersucht und sind damit sehr gut bekannt.
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Als Alternative kann der Magnetkraftverlauf mit Sensorstrom durch eine spätere Freigabe des Sensorstroms etwas verbessert werden. Dabei nimmt jedoch die Signalgüte des Sensorstroms je nach Betriebspunkt zum Teil stark ab bzw. es besteht die Gefahr, dass die kleinen Schließdauer-Werte aufgrund deutlich späterer Sensorstromfreigabe nicht richtig detektiert werden können. Zudem besteht die Gefahr einer Fehldedektion durch eine geringere Signalhöhe, so werden bspw. Ankerpreller fälschlicherweise als Schließzeitpunkt detektiert.
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In einer neuen Applikation kann betriebspunktabhängig tFreigabe variiert werden. Allerdings soll bei dieser Anwendung darauf geachtet werden, dass die steuergerätinterne Umrechnung bzw. Korrektur des gemessenen Schließdauerwertes künftig in Abhängigkeit von tFreigabe erfolgen soll.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008008706 A1 [0004]
- DE 102010000827 A1 [0005]
- DE 102008006706 A1 [0010, 0012]