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Die Erfindung betrifft eine Stimulationsvorrichtung zur Aufbringung eines transkutanen elektrischen Stimulationsreizes auf die Oberfläche eines Abschnittes des menschlichen Ohrs, wobei die Stimulationsvorrichtung ein Gehäuseelement aufweist, das am oder im Ohr anbringbar ist, wobei am oder im Gehäuseelement mindestens zwei Elektroden angeordnet sind, die mit einem Stimulationsstrom beaufschlagbar sind, um auf die Oberfläche des Abschnitts des Ohrs einen transkutanen elektrischen Stimulationsreiz auszuüben, wobei zur Steuerung des Stimulationsstroms im Gehäuseelement eine Steuerungsvorrichtung angeordnet ist, die mit einer Energiequelle in Verbindung steht, die im Gehäuseelement angeordnet ist.
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Stimulationsvorrichtungen dieser Art sind im Stand der Technik hinlänglich bekannt. Beispielhaft sei auf die
DE 10 2006 023 815 B4 hingewiesen. Ähnliche Lösungen offenbaren die
DE 10 2005 003 735 A1 und die
DE 10 2010 054 165 B3 . Diese Vorrichtungen erlauben in vorteilhafter Weise, dass mit einem kleinen und leichten Gerät eine transkutane Stimulation des Vagusnervs im Bereich des Ohrs erfolgen kann. Die letztgenannte Druckschrift sieht vor, dass die transkutane Stimulation des Vagusnervs erfolgt, indem ein Elektrodenkopf mit zwei Elektroden im Bereich der Cymba conchae angeordnet wird; eine solche Positionierung der Elektroden hat sich als vorteilhaft erwiesen. Der Bereich der Cymba conchae ist dabei der Bereich der Concha des Ohres, der oberhalb des Crus helicis liegt; er wird auch als Hemiconcha superior bezeichnet. Unterhalb des Crus helicis nach unten erstreckt sich dann der Bereich des Cavum conchae.
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Ein Problemkreis bei der Anwendung der vorbekannten Stimulationsvorrichtungen für die transkutane Stimulation besteht darin, dass die Lage der Vorrichtung und insbesondere der Elektroden auf der Hautoberfläche des Ohrs richtig gewählt werden muss, um einerseits eine effektive Stimulation vornehmen zu können und andererseits einen hinreichenden Tragekomfort sicherzustellen. Die
DE 10 2014 015 079 A1 stellt hierfür eine entsprechend optimierte Vorrichtung zur Verfügung.
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Ist die optimale Lage für die Vorrichtung im Ohr gefunden, darf diese nicht mehr verändert werden, ohne die Qualität der Stimulation zu gefährden. Gerade dies allerdings ist zu befürchten, wenn nach optimaler Platzierung der Vorrichtung die Stimulationsparameter bei der Behandlung eingestellt bzw. verändert werden sollen. Dies erfordert üblicherweise Manipulationen an der Vorrichtung, die deren Lage im bzw. am Ohr negativ beeinflussen können.
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Die Manipulation zum Einstellen der Stimulationsparameter kann auch über eine zwar getrennte, aber mittels Kabel mit der Stimulationsvorrichtung in Verbindung stehende Steuerungsvorrichtung erfolgen. Dadurch ist die Gefahr einer Veränderung der optimalen Platzierung der Vorrichtung im Ohr während des Einstellvorgangs geringer. Jedoch kann diese im Verlauf der nun folgenden Stimulation schon durch einen leichten akzidentiellen Zug am Kabel zunichte gemacht werden, erfahrungsgemäß vor allem dann, wenn das Kabel bei einer Kopfdrehung beispielsweise zwischen Arm und Rumpf eingeklemmt ist. Dadurch kann sogar die Otoplastik vollständig aus ihrer Verankerung am bzw. im Ohr herausgerissen werden. Dies bedingt mehrfach am Tag eine erneute langwierige Positionierung der Otoplastik in der Ohrmuschel, eine Tatsache, die sich, wie einschlägige Rückmeldungen von Anwendern der gattungsgemäßen Vorrichtung belegen, sehr negativ auf die Compliance und Therapieadhärenz des Patienten auswirken kann.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs genannten Art bereitzustellen, mit der diesbezüglich Verbesserungen erzielt werden können. Demgemäß soll nach optimaler Positionierung der Stimulationsvorrichtung am bzw. im Ohr diese nicht mehr berührt werden müssen, um die für die Stimulation optimalen Parameter einzustellen bzw. dieselben während der Behandlung zu verändern. Auch sollte diese optimale Positionierung nicht durch versehentlichen Zug am Kabel gestört werden können. Ferner soll die Einstellung bzw. Veränderung der Parameter in komfortabler Weise erfolgen können. Es soll also möglich sein, die Stimulationsparameter optimal einstellen zu können, ohne den korrekten Sitz der Stimulationsvorrichtung am bzw. im Ohr zu gefährden.
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Die Lösung dieser Aufgabe durch die Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Stimulationsvorrichtung weiterhin ein Steuerungselement aufweist, das ausgebildet ist, um mit der Steuerungsvorrichtung in drahtloser Kommunikation stehen zu können, wobei über das Steuerungselement vom Benutzer der Stimulationsvorrichtung Steuerungsparameter für die transkutane elektrische Stimulation vorgebbar sind.
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Das Steuerungselement ist dabei bevorzugt als Smartphone ausgebildet. Allerdings sind hierbei auch andere Lösungen denkbar, beispielsweise ein separates Gerät, das in der Lage ist, ein Programm (insbesondere eine App) auszuführen, über das dann die Stimulationsvorrichtung gesteuert wird bzw. von der dieselbe ihre Daten erhält. Hier seien neben einer speziellen Vorrichtung, die für die Stimulationseinrichtung bereitgestellt wird, auch ein iPad, ein Notebook oder ein PC genannt.
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Das Steuerungselement kann weiterhin ein berührungssensitives Display aufweisen, über das Steuerungsparameter für die transkutane elektrische Stimulation eingestellt werden können.
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Die Steuerungsvorrichtung und das Steuerungselement sind bevorzugt ausgebildet, um über eine Bluetooth-Verbindung drahtlos kommunizieren zu können. Die draht- bzw. kabellose Kommunikation kann natürlich aber auch über andere Technologien erfolgen, beispielsweise über NFC oder Zigbee bzw. eine andere Technik der Telemetrie. Dabei kann auch eine verschlüsselte Kommunikation vorgesehen werden.
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Das Steuerungselement weist bevorzugt ein Speicherelement auf, in dem eine Software (in Form einer „App”) speicherbar ist, mit der die Steuerungsparameter für die transkutane elektrische Stimulation steuerbar sind. Diese Software ist dabei bevorzugt ausgebildet, über das berührungssensitive Display die Stromstärke der transkutanen elektrischen Stimulation zu steuern. Ferner kann die Software ausgebildet sein, über das berührungssensitive Display die Impulsdauer der transkutanen elektrischen Stimulation zu steuern. Generell kann aber natürlich auch vorgesehen werden, dass alle für die Stimulation erforderlichen Parameter über das berührungssensitive Display gesteuert werden.
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Zusätzlich zu dem bereits genannten Steuerungselement kann die Stimulationsvorrichtung (d. h. die ins oder ans Ohr eingesetzte bzw. angesetzte Otoplastik) – also zusätzlich zur Fernsteuerung mittels des Steuerungselements – auch eigene Bedienungselemente aufweisen, die gegebenenfalls für die Notfallbedienung genutzt werden können.
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Auch die folgenden genannten Fortbildungen haben sich als sehr vorteilhaft erwiesen:
Es wäre möglich, im Falle nicht ausreichender Rechenleistung auf eine temporare Anbindung weitere Elemente zurückzugreifen (s. u.).
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Weiterhin kann die Stimulationsvorrichtung ausgebildet sein zur Messung eines einfach zu ermittelnden Biomarkers für den Erfolg der Stimulation, beispielsweise der Hautleitfähigkeit. Die entsprechenden Sensoren können dabei in die Otoplastik integriert sein.
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Weiterhin kann – nicht nur zur temporären Erhöhung der Rechenleistung – eine temporäre Anbindung des Steuerungselements (also insbesondere des Smartphones) über eine Cloud an einen zentralen Server erfolgen, der beispielsweise in einem Therapiezentrum oder in einem Unternehmen angeordnet ist. Hierdurch ist aber nicht nur im gegebenen Falle eine höhere Rechenleistung verfügbar sondern auch die Unterstützung der oben genannten und weiter unten ausgeführten Maßnahmen.
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Möglich ist – insbesondere über die Cloud – ein regelmäßiges automatisches Updates der Software, die in der Stimulationsvorrichtung und insbesondere in der am oder im Ohr angebrachten Otoplastik betrieben wird; dasselbe gilt für ein Update der auf dem Steuerungselement (Smartphone) laufenden zugehörigen App.
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Eine weitere sehr vorteilhafte Ausgestaltung der vorgeschlagenen Lösung besteht in der Ausstattung mit einem Lautsprecher für gesprochene Anweisungen des Therapeuten bzw. einer Sprachausgabe, die insbesondere durch das Smartphone empfangen und übermittelt wird; hierüber wäre natürlich auch Musik bzw. Radioprogramm ausgebbar.
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Eine weitere sehr vorteilhafte Lösung besteht darin, dass in der Stimulationsvorrichtung und namentlich in der Otoplastik eine zusätzliche Telefon-Funktion (mit Mikrofon und Lautsprecher im Ohr) integriert ist, was es ermöglichen würde, während der Nutzung der Stimulationsvorrichtung problemlos auch zu telefonieren.
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Eine weitere Fortbildung sieht eine (automatische oder aktive) Notruffunktion – beispielsweise bei einem drohenden epileptischen Anfall – mit Lokalisierung des Patienten über die Smartphone-Koordinaten vor.
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Auf dem Smartphone können auch eine oder mehrere Apps zur Überwachung (Monitoring) und/oder Auswertung von Stimulationsprotokollen, (Anfalls-)Ereignissen, zur Führung eines Patiententagebuchs (gegebenenfalls unter Nutzung der Notizfunktion des Smartphones) bzw. zur Übermittlung von Daten an ein Therapiezentrum oder den behandelnden Arzt installiert sein.
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Das Gehäuseelement ist bevorzugt so ausgebildet, um vollständig in der Pinna des Ohrs des Benutzers untergebracht werden zu können.
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Die Elektroden sind bevorzugt ausgebildet, im Cavum conchae des Ohrs des Benutzers zu liegen zu kommen.
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Das Gehäuseelement weist zur Verbesserung des Halts im bzw. am Ohr vorzugsweise ein ringförmiges, insbesondere kreisringförmiges, Auflageteil auf.
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Im Stand der Technik ist es zwar bekannt, elektronische Geräte, wie beispielsweise Kopfhörer, per Smartphone via Bluetooth zu steuern. Das vorgeschlagene Konzept ist allerdings bislang nirgendwo vorbeschrieben bzw. angeregt worden. Erst die eingangs dargestellte Problematik führte zum Konzept, ein Smartphone für die Steuerung der Stimulationsparameter der transkutanen Stimulation nutzbar zu machen, was über eine entsprechende App erfolgen kann.
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Der Vorteil der vorgeschlagenen Lösung besteht darin, dass die Stimulationsvorrichtung bzw. der Teil derselben, der im bzw. am Ohr angeordnet wird, präzise platziert werden kann; ist dies geschehen, ist zur Einstellung der Stimulationsparameter kein Kontakt mit der Stimulationsvorrichtung mehr nötig. Besagte Parameter können vielmehr nunmehr drahtlos (vorzugsweise via Bluetooth) eingestellt werden, was per App vom Smartphone aus geschieht.
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Die beiden Elektroden können als Abschnitte ausgebildet werden, die aus einem elektrisch leitfähigen Kunststoff bestehen. Als Grundmaterial für die beiden Elektroden hat sich Silikon bewährt. Dabei kann – zur Verbesserung bzw. Herstellung elektrischer Leitfähigkeit – ein metallisches Gewebe in das Silikon eingelagert sein. Das metallische Gewebe besteht dabei beispielhaft und bevorzugt aus Silber. Insoweit kommt also als Material für die Elektroden ein leitfähiges bzw. leitfähig gemachtes Silikon in Betracht. Durch die Einbettung des metallischen Gewebes wird ein hinreichender Elektronenfluss gewährleistet und somit eine effektive Stimulationsmöglichkeit sichergestellt.
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Mit der vorgeschlagenen Ausgestaltung einer Stimulationsvorrichtung für die transkutane Stimulation des Vagusnervs im Bereich des Ohrs wird eine leichte und kleine Anordnung bereitgestellt, die sich leicht im Ohr unterbringen lässt und kaum zu sehen ist. Die Vorrichtung lässt sich leicht im Ohr unterbringen und findet hier hinreichenden Halt, ohne einen allzu großen Druck auf die Hautoberfläche auszuüben. Demgemäß wird auch bei längerem Gebrauch die Entstehung von Dekubitus verhindert.
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Wesentlich ist dann weiterhin, dass die Handhabung (Einstellung der Stimulationsparameter) in sehr einfacher und komfortabler Weise erfolgen kann.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
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Die einzige Figur zeigt in der rechten Bildhälfte schematisch die Ansicht eines Ohrs eines Patienten, in das eine Stimulationsvorrichtung eingesetzt ist, während die linke Bildhälfte ein Smartphone zeigt, über das die Stimulationsparameter eingestellt werden können.
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In der Figur ist ein Ohr 2 eines Menschen dargestellt, in das eine Stimulationsvorrichtung 1 zur transkutanen Stimulation des Vagusnervs eingesetzt ist. Am Ohr 2 sind die hier relevanten anatomischen Bereiche bzw. Teile markiert, nämlich die Pinna P, das Cavum conchae Ca, die Cymba conchae Cy, der Tragus T, die Crus helicis Cr und die Antihelix A.
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Wie zu erkennen ist, liegt die Stimulationsvorrichtung 1 mit einem als Kreisring ausgebildeten Auflageteil 10 (Halteelement) teilweise unter dem Tragus T und im Cavum conchae Ca auf. Das Auflageteil 10 ist als Bestandteil eines Gehäuseelements 3 anzusprechen, das die Stimulationsvorrichtung 1 umfasst. Das Gehäuseelement 3 weist als Fortsatz einen Trageabschnitt für zwei Elektroden 4 und 5 auf, die im Bereich der Cymba conchae Cy auf der Hautoberfläche aufliegen.
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Die Einleitung eines transkutanen Stimulationsstroms erfolgt gesteuert von einer Steuerungsvorrichtung 6, die mit einer Energiequelle 7 in Form einer Batterie in Verbindung steht. Zu der genannten Steuerungsvorrichtung 6 sei angemerkt, dass sie im gegebenen Falle auch nur sehr rudimentär ausgebildet sein kann. Vorteilhaft ist in diesem Zusammenhang ein Ein-/Aus-Schalter für die Stimulationsvorrichtung und die Möglichkeit, Signale für die Steuerung der Stimulation zu empfangen und weiterzugeben.
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Die im Ohr 2 platzierte Stimulationsvorrichtung 1 ist Bestandteil einer Vorrichtung, zu der auch ein Steuerungselement 8 vorzugsweise in Form eines Smartphone gehört. Das Smartphone 8 hat (in bekannter Weise) ein berührungssensitives Display 9.
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Wie es im linken Bereich der Figur angedeutet ist, kann auf dem Smartphone 8 eine App betrieben werden, mit der Stimulationsparameter für die transkutane Stimulation eingestellt oder auch während der Benutzung verändert werden können. Illustriert ist, wie auf dem berührungssensitiven Display 9 ein Balken für den Stimulationsstrom I dargestellt wird, der durch entsprechende Berührung an der „Plus”- bzw. „Minus”-Stelle erhöht oder vermindert werden kann.
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Der entsprechend eingestellte bzw. veränderte Parameterwert wird drahtlos via Bluetooth an die Steuerungsvorrichtung 6 übertragen und die transkutane Stimulation entsprechend durchgeführt.
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Somit ist sofort zu sehen, dass die im Ohr 2 platzierte Stimulationsvorrichtung 1 keinerlei händischen Kontakt benötigt, um Stimulationsparameter einzustellen. Dies erfolgt vielmehr drahtlos. Demgemäß kann sich vorteilhaft die optimal gewählte Lage der Stimulationsvorrichtung 1 im Ohr 2 durch besagte Einstellung bzw. Verstellung der Parameter nicht mehr verändern.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Stimulationsvorrichtung
- 2
- Ohr
- 3
- Gehäuseelement
- 4
- Elektrode
- 5
- Elektrode
- 6
- Steuerungsvorrichtung
- 7
- Energiequelle (Batterie)
- 8
- Steuerungselement (Smartphone)
- 9
- berührungssensitives Display
- 10
- Auflageteil
- P
- Pinna
- Ca
- Cavum conchae
- Cy
- Cymba conchae
- T
- Tragus
- Cr
- Crus helicis
- A
- Antihelix
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102006023815 B4 [0002]
- DE 102005003735 A1 [0002]
- DE 102010054165 B3 [0002]
- DE 102014015079 A1 [0003]