DE102015013196A1 - Verfahren zum Ermitteln wenigstens eines Referenzlastprofils einer Komponente für einen Kraftwagen - Google Patents

Verfahren zum Ermitteln wenigstens eines Referenzlastprofils einer Komponente für einen Kraftwagen Download PDF

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M.Sc. Felix Pauli
Dr.-Ing. Müller Konrad
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    • GPHYSICS
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Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ermitteln wenigstens eines Referenzlastprofils einer Komponente (WR) für einen Kraftwagen, insbesondere ein Hybrid-Fahrzeug, mit den Schritten:
• Charakterisieren von auf die Komponente (WR) wirkenden Belastungen in Abhängigkeit von korrelierenden physikalischen Größen;
• Approximieren von kritischen Lastabschnitten bei wenigstens einer vorgebbaren Betriebsart der Komponente (WR);
• Bestimmen eines Gesamtprofils in Abhängigkeit von den approximierten Lastabschnitten und in Abhängigkeit einer charakteristischen Abfolge von Belastungsspitzen und Belastungspausen einer Ausgangsbelastung der Komponente;
• Ermitteln von eine Belastung der Komponente charakterisierenden Informationen aus einer Originaldatenmenge;
• Überführung der Informationen und des Gesamtprofils in genau ein Lastprofil als das Referenzlastprofils.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ermitteln wenigstens eines Referenzlastprofils einer Komponente für einen Kraftwagen, insbesondere ein Hybrid-Fahrzeug.
  • Aus dem allgemeinen Stand der Technik ist es bekannt, Belastungsprofile von Komponenten für Kraftwagen zu ermitteln, insbesondere zu berechnen, um die jeweilige Komponente in Abhängigkeit von dem jeweiligen Belastungsprofil auszulegen, das heißt zu konstruieren beziehungsweise zu dimensionieren. Dabei ist insbesondere das thermische Dimensionieren mittels des sogenannten Verfahrens der Zeitwichtung bekannt. Bislang ist es jedoch nicht möglich, aus den zu Grunde liegenden Belastungen auf die Lebensdauerbelastung zu schließen und sie unter Angabe von korrespondierenden physikalischen Größen allgemeingültig zu beschreiben. Dies führt zu einer Überdimensionierung der Komponenten hinsichtlich der Lebensdauerbelastung und zu einem deutlich höheren Aufwand in der Absicherung der Komponente. Ferner gibt es keine Korrelation zwischen der Auslegung und den Testzyklen zur Lebensdauerabsicherung.
  • Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zu schaffen, mittels welchem eine Belastung, insbesondere die Lebensdauerbelastung, einer Komponente für einen Kraftwagen allgemeingültig beschreibbar ist.
  • Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung sind in den übrigen Ansprüchen angegeben.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren zum Ermitteln wenigstens eines Referenzlastprofils einer Komponente für einen Kraftwagen, insbesondere ein Hybrid-Fahrzeug, umfasst einen ersten Schritt, bei welchem auf die Komponente wirkende Belastungen in Abhängigkeit von korrelierenden physikalischen Größen charakterisiert werden. Mit anderen Worten werden bei der Charakterisierung der Belastungen korrelierende physikalische Größen einbezogen. Bei einem zweiten Schritt des Verfahrens werden kritische Lastabschnitte bei wenigstens einer vorgebbaren Betriebsart der Komponente approximiert. Die Betriebsart ist beispielsweise eine Normbetriebsart oder Nennbetriebsart, wobei es sich insbesondere um die Nennbetriebsart S10 nach EN 60034-1 handeln kann.
  • Bei einem dritten Schritt des Verfahrens wird ein Gesamtprofil in Abhängigkeit von den approximierten Lastabschnitten und in Abhängigkeit einer charakteristischen Abfolge von Belastungsspitzen und Belastungspausen einer Ausgangsbelastung der Komponente bestimmt. Dies bedeutet, dass die approximierten Lastabschnitte zu einem Gesamtprofil kombiniert werden unter Beachtung der charakteristischen Abfolge von Belastungsspitzen und Belastungspausen der Originalbelastung, welche beispielsweise eine tatsächliche Belastung der Komponente beschreibt. Bei einem vierten Schritt des Verfahrens werden eine Belastung der Komponente charakterisierende Informationen aus einer Originaldatenmenge ermittelt, wobei bei einem fünften Schritt die Informationen und das Gesamtprofil in genau ein Lastprofil überführt werden, welches das Referenzlastprofil ist. Dies bedeutet, dass wesentliche Informationen aus einer Originaldatenmenge identifiziert und verdichtet und in ein einziges Lastprofil überführt werden. Die Originaldatenmenge umfasst beispielsweise Messdaten, die anhand einer Flotte von Kraftwagen gewonnen werden beziehungsweise wurden. Es versteht sich, dass die Schritte in beliebiger Reihenfolge sowie zumindest teilweise parallel beziehungsweise gleichzeitig durchgeführt werden können.
  • Das Gesamtprofil betrachtet beispielsweise wenigstens eine, insbesondere genau eine, Größe, insbesondere physikalische Größe wie beispielsweise einen elektrischen Strom. Das Referenzlastprofil ist dabei beispielsweise ein synthetischer Zeitverlauf für eine Belastungsgröße wie zum Beispiel einen Umrichter-Strom. Bei einem weiteren Schritt kann das Gesamtprofil zu einem Komponententestzyklus erweitert werden. Dieser ist ein Lastprofil für einen Prüfstand, der neben einem Zeitverlauf für die Belastungsgröße auch die der korrelierenden Nebenbedingungen beinhaltet, zum Beispiel Strom, Drehmoment, Drehzahl für eine elektrische Maschine.
  • Mittels des Verfahrens ist es somit möglich, eine Belastung, insbesondere die Lebensdauerbelastung, der Komponente durch das ermittelte Referenzlastprofil allgemeingültig zu beschreiben. Eine Reserve hinsichtlich der Lebensdauerbelastung ist dabei besonders einfach vorgebbar, sodass die Komponente Belastungen, die im tatsächlichen Betrieb auf die Komponente wirken, über ihre Lebensdauer hinweg schadfrei ertragen kann. Ferner kann eine vereinfachte Absicherung der Komponente realisiert werden, woraus Kosteneinsparungen resultieren. Eine weitere Kosteneinsparung kann durch Bewertung der Erprobungsrelevanz von Lastfällen sowie durch die Analyse und Optimierung bestehender Absicherungsprozesse realisiert werden.
  • Das Verfahren ermöglicht es ferner, Lebensdauerbelastungen von Komponenten, deren Belastung stark schwankt und stochastischen Einflussfaktoren unterliegt, zu approximieren und zu beschreiben. Dies ist besonders vorteilhaft für Hybrid-Komponenten, die bei einem Hybrid-Fahrzeug, insbesondere in dessen Antriebsstrang, zum Einsatz kommen. Bei diesen Hybrid-Komponenten kann es sich um elektrische Energiespeicher, insbesondere Batterien, Stromrichtung oder elektrische Maschinen, insbesondere Elektromotoren, handeln. Dabei erfolgt im Rahmen des Verfahrens eine Überführung der Lebensdauerbelastung in wenigstens ein Referenzlastprofil mit vorgebbarer Reserve, insbesondere unter Nutzung der Nenn- oder Normbetriebsarten für rotierende elektrische Maschinen nach EN 60034. Die Belastung ist anhand des Referenzlastprofils allgemeingültig beschreibbar und kann, ohne eigenes Wissen übermäßig preiszugeben, beispielsweise an Zulieferer zur Beschreibung im Lastenheft und zur Absicherung an Prüfständen weitergegeben werden.
  • Bei der Komponente handelt es sich beispielsweise um eine elektrische Maschine, insbesondere eine Traktionsmaschine zum Antreiben des Kraftwagens. Ferner kann es sich bei der Komponente um einen Wechselrichter oder einen Energiespeicher, insbesondere eine Batterie, handeln.
  • Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnung. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in den Figuren alleine gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
  • Die Zeichnung zeigt in:
  • 1 eine Prinzipschaltung eines elektrischen Antriebs, insbesondere für ein Hybrid-Fahrzeug;
  • 2a–d jeweilige Diagramme zum Veranschaulichen eines erfindungsgemäßen Verfahrens;
  • 3 ein Prinzipschaltbild eines Wechselrichters;
  • 4a–n jeweilige Diagramme zum Veranschaulichen des erfindungsgemäßen Verfahrens;
  • 5 eine schematische Darstellung eines HIL-Prüfstands;
  • 6a–p jeweilige Diagramme zum Veranschaulichen des erfindungsgemäßen Verfahrens;
  • 7a–c jeweilige Ersatzschaltbild von elektrischen Bauteilen;
  • 8a–i jeweilige Diagramme zum Veranschaulichen des erfindungsgemäßen Verfahrens; und
  • 9 ein Schaubild zum Veranschaulichen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
  • In den Figuren sind gleiche oder funktionsgleiche Elemente mit gleichen Bezugszeichen versehen.
  • Im Folgenden wird ein Verfahren zum Ermitteln wenigstens eines Referenzlastprofils einer Komponente für einen Kraftwagen, insbesondere ein Hybrid-Fahrzeug, beschrieben. Die Komponente ist beispielsweise eine Hybridkomponente, welche in einem Antriebsstrang des Hybrid-Fahrzeugs zum Einsatz kommt und beispielsweise zum Antreiben des Hybrid-Fahrzeugs genutzt wird. Insbesondere dient das Verfahren der Ableitung von Referenzlastprofilen von Hybridkomponenten auf Basis der EN 60034 zur Absicherung der Auslegung mit Komponenten- und Gesamtsystemtests. Wie im Folgenende genauer erläutert wird, umfasst das Verfahren folgende Schritte:
    • • Charakterisieren von auf die Komponente wirkenden Belastungen in Abhängigkeit von korrelierenden physikalischen Größe (Schritt 1);
    • • Approximieren von kritischen Lastabschnitten bei wenigstens einer vorgebbaren Betriebsart der Komponente (Schritt 2);
    • • Bestimmen eines Gesamtprofils in Abhängigkeit von den approximierten Lastabschnitten und in Abhängigkeit einer charakteristischen Abfolge von Belastungsspitzen und Belastungspausen einer Ausgangsbelastung der Komponente (Schritt 3);
    • • Ermitteln von eine Belastung der Komponente charakterisierenden Informationen aus einer Originaldatenmenge, was beispielsweise bei Schritt 1 und 2 erfolgt;
    • • Überführung der Informationen und des Gesamtprofils in genau ein Lastprofil als das Referenzlastprofil, was beispielsweise passiert bei Schritt 3 erfolgt.
  • Das vorgestellte Verfahren beschäftigt sich mit der Synthese allgemeingültiger Referenzlastprofile für die elektrischen Komponenten im Hybrid-Antriebsstrang von Personenkraftwagen (Pkw). Darunter ist ein Ersatz-Zeitverlauf der elektrischen Belastungsgröße einer Komponente zu verstehen, der alle für das thermische Verhalten und die lebensdauerkritischen Lastanteile einer gegebenen Eingangsdatenmenge zusammenfasst und auf Basis der Normbetriebsart S10 für drehende elektrische Maschinen (Europäische Norm 60034) synthetisiert wird. Aufbauend auf dem Referenzlastprofil wird zusätzlich ein Komponententestzyklus für die Erprobung der Komponente beziehungsweise des Gesamtsystems an Prüfständen erstellt. Ein wichtiges Mittel zur Bestimmung der Belastungscharakteristiken in den Eingangsdaten ist die zeitfensterbasierte Analyse, insbesondere die sogenannte Zeitfenster-Häufigkeit. Diese Korrelation aus Belastungshöhe, -dauer und -häufigkeit ist ein entscheidendes Kriterium für die Auslegung der Komponenten auf eine gewünschte Lebensdauer.
  • Die im Zuge der zeitfensterbasierten Analyse erfolgende Informationsverdichtung ermöglicht das Charakterisieren der Maximalanforderungen an die Komponenten. Mit Hilfe der mehrdimensionalen Analyse werden die Belastungs-Zeitverläufe komponentenspezifisch an Hand von Nebenbedingungen in verschiedene Lastabschnitte zerlegt. Im Anschluss daran werden die relevanten Lastabschnitte als Vorbereitung für die Referenzlastprofilsynthese ebenfalls mit der zeitfensterbasierten Analyse untersucht und gemäß der Normbetriebsart S10 für drehende elektrische Maschinen approximiert. Diese genormten S10-Lastspiele werden im folgenden Schritt zu einem Gesamtprofil mit vom Benutzer vorgegebener Reserve zusammengesetzt. Dabei wird insbesondere auf die optimale Reihenfolge sowie die Häufigkeiten von Belastungsspitzen und -pausen geachtet. Eine weitere Optimierung bezüglich einer Benutzervorgabe erfolgt durch das zusätzliche Einfügen von Belastungspausen in den Zeitverlauf. Durch Lösung der Bewegungsgleichung des Antriebs können dazu für einen Komponenten-Testzyklus (zum Beispiel für einen Hardware in the Loop Prüfstand (HIL-Prüfstand)) kontinuierliche Verläufe von Drehzahl und Drehmoment erzeugt werden. Die wesentlichen Vorteile des Verfahrens bestehen in der Informationsverdichtung, der allgemeingültigen Beschreibung der Belastungen im motorisierten Individualverkehr und der Reduzierung des Zeitaufwands für Applikation und Absicherung des Antriebs durch verbesserte Komponenten-Testzyklen.
  • Im Folgenden werden folgende Abkürzungen und Symbole verwendet:
    Abkürzung/Symbol: Bedeutung: Einheit:
    AVN summierte Abweichung der Start/End-Kategorien der Nebenbedingungen [–]
    B Betrag einer physikalischen Größe [–]
    CZK Kapazität des Zwischenkreiskondensators [F]
    E Energiegehalt [Wh]
    fh Häufigkeitsfaktor [–]
    HN(τ, i) normierte Zeitfenster-Häufigkeit [%]
    I elektrischer Strom [A]
    I(τ) zeitgewichtete Belastungsdauerkurve für I(t) [A]
    J Trägheitsmoment des Antriebs [kg m–2]
    j Index der Lastabschnitte (Referenzlastprofilsynthese) [–]
    KA Ausnutzungskoeffizient [–]
    Ki Kategorien der Nebenbedingungen [–]
    Ks,Nx Start-Kategorie des nachfolgenden Lastabschnitts [–]
    Ke,Vx Ende-Kategorie des aktuellen Lastabschnitts [–]
    k Anzahl der Kategorien für die Zeitfenster-Häufigkeit [–]
    Mb Beschleunigungsmoment an der Welle der E-Maschine [Nm]
    ML Lastmoment an der Welle der E-Maschine [Nm]
    Mmax(n) Kennlinie maximales Drehmoment im Motorbetrieb [Nm]
    Mmin(n) Kennlinie maximales Drehmoment im Generatorbetrieb [Nm]
    N Index des Nachfolger-Lastabschnitts [–]
    n Anzahl der Zeitschritte eines Zeitverlaufs [–]
    nL Lastdrehzahl an der Welle der E-Maschine [min–1]
    P Elektrische Leistung [W]
    Pref Referenzbelastung entsprechend konstanter Belastung bei Normbetriebsart S1 [W]
    Pv Thermische Verlustleistung [W]
    p Prioritäts-Index für die Bestimmung der optimalen Reihenfolge der Lastabschnitte [–]
    pi Momentanleistung im S10-Lastprofil [W]
    R Reihenfolge der S10-Lastspiele im Referenzlastprofil [–]
    Rel elektrischer Widerstand [Ω]
    Rl Rundungsintervall für die S10-Lastspiele [...]
    r Kennzeichnung für Stillstand der E-Maschine mit stromlosen Wicklungen [–]
    S State of Charge des Energiespeichers [%]
    Su,v,w± Leistungsschalter im Wechselrichter [–]
    T Lastspieldauer, Zeitbereich [s]
    T L Referenzwert für die thermische Lebenserwartung [–]
    t Zeit [s]
    tA Abschnitts-Dauer bei der S10-Lastspiel-Erzeugung [s]
    ti aktueller Zeitpunkt im Zeitverlauf [s]
    tpa Zeitdauer der Belastungspausen im Referenzlastprofil [s]
    tsum,ges Gesamtzeitdauer der Eingangsdaten [s]
    t% zeitlicher Anteil der Lastabschnittstypen an der Gesamtdatenmenge [%]
    UDC elektrische Gleichspannung [V]
    V Index des Vorgänger-Lastabschnitts [–]
    v Geschwindigkeit [km h–1]
    W Werte (allgemein) [...]
    Wg,max Zeitfenster-Häufigkeitswert bei der größten gemeinsamen Zeitfensterbreite [%]
    x Werte für die Kategorien der Nebenbedingungen [...]
    Zqm,i(τ) Wertefolge quadratischer Mittelwerte der Zeitfenster mit der Breite τ [–]
    Z(τ) zeitgewichtete Belastungsdauerkurve [–]
    z(t) Zeitverlauf einer physikalischen Größe [–]
    zτ(τ) zeitgewichteter Wert (Maximum der Wertefolge) für die Zeitfensterbreite τ [–]
    zi Kategoriewert i der Zeitfenster-Häufigkeit [–]
    Δn Drehzahldifferenz [min–1]
    Δt Zeitschrittweite [s]
    Δti Zeitdauer für Momentanleistung im S10-Lastspiel [s]
    Θ Temperatur [K]
    τ Zeitfensterbreite [s]
    ω Kreisfrequenz [s–1]
    Abb. Abbildung
    BSP, z. B. zum Beispiel
    EN Europäische Norm
    ES Energiespeicher
    f. folgende
    Gl. Gleichung
    IGBT engl. Insulated-Gate Bipolar Transistor
    LA Lastabschnitt
    MLA Mischlastabschnitt
    MOSFET engl. Metal-Oxide-Semiconductor Field-Effect Transistor
    NLA Niedriglastabschnitt
    Pkw Personenkraftwagen
    rtL relative thermische Lebenserwartung
    S. Seite
    SLA Spitzenlastabschnitt
    Tab. Tabelle
    TRM Traktionsmaschine
    Vgl. Vergleich
    WR Wechselrichter
    ZBDK zeitgewichtete Belastungsdauerkurve
    ZFH Zeitfenster-Häufigkeit
    ZV Zeitverlauf
  • Im Folgenden werden folgende Indizes verwendet:
    akt Aktuell
    bat Batterie
    d Dauerlast
    e Ende
    el elektrisch
    g gemeinsam
    ges gesamt
    LA Lastabschnitt
    max Maximum
    min Minimum
    NV Nebenverbraucher
    o Obergrenze
    orig original
    p Peaklast
    ph, inv Phase, Inverter
    ph, trm Phase, Traktionsmaschine
    RP Referenzlastprofil
    S10 S10-Lastspiel
    s Start
    TB Teilbereich
    u Untergrenze
    v vorläufig
  • Im Folgenden werden folgende Einheiten verwendet:
    A Ampere
    h Stunde
    min Minute
    s Sekunde
    V Volt
    W Watt
    Wh Wattstunde
    % Prozent
  • Ziel des Verfahrens ist die Synthese je eines allgemeingültigen Referenzlastprofils für die elektrischen Komponenten im Hybrid-Antriebsstrang von Pkw. Darunter ist ein Ersatz-Zeitverlauf der elektrischen Belastungsgröße einer Komponente zu verstehen, der alle für das thermische Verhalten und die Lebensdauer kritischen Lastanteile einer gegebenen Eingangsdatenmenge zusammenfasst. Dabei wird die Charakteristik der kritischen Lastanteile so nachgebildet, dass die zeitliche Abfolge von Belastungsspitzen und -pausen sowie deren Häufigkeiten denen der Eingangsdatenmenge gleicht. Das Referenzlastprofil repräsentiert demnach die für die thermische, Wechsellast- und Lebensdauerauslegung relevanten Belastungsanteile und fasst sie in einem Zeitverlauf (ZV) zusammen. Dieser Zeitverlauf mit definierter Maximallänge wird in Form eines Profils auf Basis der Normbetriebsart S10 für drehende elektrische Maschinen (Europäische Norm (EN) 60034) synthetisiert. Aufbauend auf dem Referenzlastprofil wird zusätzlich ein Komponententestzyklus erstellt, der zusätzlich zur elektrischen Belastungsgröße der Komponente auch Zeitverläufe korrelierender physikalischer Größen enthält, die für eine Erprobung der Komponente beziehungsweise des Gesamtsystems an einem Prüfstand erforderlich sind.
  • 1 zeigt einen elektrischen Antrieb eines Hybridfahrzeugs, welches mittels des elektrischen Antriebs antreibbar ist. Im Folgenden wird die Grundlage für das Verfahren zur Ableitung von Referenzlastprofilen von Hybridkomponenten auf Basis der EN 60034 beschrieben. Zunächst wird festgelegt, welche Komponenten des elektrischen Antriebs betrachtet werden.
  • Der elektrische Antrieb, welcher auch als System bezeichnet wird, umfasst einen Energiespeicher ES, einen Wechselrichter WR und eine elektrische Maschine, welche auch als Traktionsmaschine M3 oder TRM bezeichnet wird zusammen, der letztendlich ein Lastmoment ML bei einer Lastdrehzahl nL entnommen wird. Zwischen Energiespeicher und Wechselrichter wird einem Gleichspannungszwischenkreis durch verschiedene Nebenverbraucher die Leistung PNV entnommen, welche damit nicht mehr für die Traktion zur Verfügung steht. Die Verbindungsleitungen zwischen den Komponenten werden im Folgenden nicht betrachtet. Das Gesamtverfahren für die Synthese von Referenzlastprofilen soll hier beispielhaft für den Phasenstrom am Ausgang des Wechselrichters beschrieben werden. Später werden alle notwendigen Informationen und Parameter für alle drei Komponenten zusammen gefasst. Mit PES ist die Leistung des Energiespeichers bezeichnet.
  • Als Eingangsdaten für das Verfahren dienen verschiedene Belastungs-Zeit-Verläufe für die Komponenten sowie die zum Antrieb gehörigen Maximalkennlinien Mmax(n) beziehungsweise Mmin(n) (vgl. 6c). Diese geben das maximal verfügbare Drehmoment der Traktionsmaschine in Abhängigkeit von der Drehzahl für das genannte System aus Energiespeicher, Umrichter und Maschine sowohl für den motorischen (Mmax) als auch für den generatorischen (Mmin) Betrieb an. Die Belastungs-Zeit-Verläufe können verschiedene Quellen haben:
    • • Simulation
    • • Messung am Prüfstand
    • • Messung im Erprobungsträger und in der kundennahen Fahrerprobung
    • • Kundendaten.
  • Gemessen beziehungsweise simuliert werden verschiedene elektrische und mechanische Größen der Komponenten im Antriebsstrang. Deren Verlauf über der Zeit wird als Belastung der Komponenten bezeichnet. 2a zeigt fünf verschiedene Verläufe aus einer Simulation als Eingangsdaten für das Beispiel des Wechselrichters. Im oberen Subplot ist die Geschwindigkeit v, normiert auf das globale Maximum vmax, dargestellt. Ähnlich verhält es sich für den Phasenstrom Iph,inv am Ausgang des Wechselrichters (unterer Subplot).
  • Wie zu sehen ist, können die Zeitverläufe von beliebiger Länge, Höhe und Charakteristik sein. Sie beschreiben unterschiedliche Lastfälle, die während des Betriebs des Antriebs auftreten können. Enthalten sind dabei ein reales Fahrprofil sowie mehrere künstliche Beschleunigungsvorgänge. Beim Phasenstrom Iph,inv ist zu beachten, dass hier bereits der Effektivwert betrachtet wird. Die 2a dargestellten Zeitverläufe haben eine Gesamtdauer tsum,ges von 3 h und 17 min. Sie sind der Ausgangspunkt für das im Folgenden beschriebene Verfahren zur Ableitung eines Referenzlastprofils für den Ausgangsstrom des Wechselrichters. Die Darstellung der entsprechenden Zeitverläufe für die Komponenten Energiespeicher (Ausgangsstrom) und Traktionsmaschine (elektrische Leistung) befindet sich in 6d und 6e.
  • Im Folgenden wird das Verfahren der zeitfensterbasierten Analyse am Beispiel des Wechselrichters (Iph,inv) vorgestellt. Es dient der Referenzprofilsynthese mehrfach als substanzielles Werkzeug. Die Grundlage für eine zeitfensterbasierte Analyse bilden ausschließlich unendliche periodische Vorgänge (Zeitverlauf z(t)) mit einer Lastspieldauer T, deren Werte mit der Zeitschrittweite Δt zeitlich äquidistant gegeben sind. 2b zeigt das grundsätzliche Vorgehen bei der zeitfensterbasierten Analyse mit der Zeitwichtung.
  • Es wird ein sogenanntes Zeitfenster variabler Breite τ definiert, dessen minimale Breite gleich der Zeitschrittweite Δt ist. Das Zeitfenster wird beginnend mit der kleinsten Breite τmin vom Zeitpunkt t = 0 bis zum Ende (t = T) mit der Schrittweite Δt über den Zeitverlauf z(t) geschoben. Bei jedem Schritt wird der quadratische Mittelwert der Belastungsgröße in diesem spezifischen Intervall bestimmt. Man berechnet für jeden Zeitpunkt ti das Integral des quadrierten Zeitverlaufs über der Zeitfensterbreite τ. In der Praxis wird das Integral als Folge der diskret gegebenen Werte z(t) in eine Summe überführt. Durch Division mit der Zeitfensterbreite und die Anwendung der Wurzelfunktion erhält man für jede Zeitfensterbreite τ eine Wertefolge Zqm,i(τ) (i = 1...n) von quadratischen Mittelwerten zu jedem Zeitpunkt ti. Aus jeder dieser Wertefolgen wird der Maximalwert bestimmt und als als zeitgewichteter Wert zτ(τ) für die entsprechende Zeitfensterbreite als Ergebnis gespeichert. Er repräsentiert die höchste Belastung innerhalb der betrachteten Zeitdauer τ. Die Methode der maximalen Effektivwertsuche wird bei schrittweiser Erhöhung der Zeitfensterbreite τ bis hin zu τmax angewendet. Nach Abschluss der Berechnungen für alle Zeitfensterbreiten ergibt sich eine Maximalkurve Z(τ), die als zeitgewichtete Belastungsdauerkurve (ZBDK) bezeichnet wird:
    Figure DE102015013196A1_0002
    mit τ ≥ Δt und 0 ≤ t ≤ T
  • Betrachtet werden nun das Beispiel und die als Eingangsdaten zugrunde gelegten Zeitverläufe aus 2a. Als maximale Zeitfensterbreite τmax wird ein Wert von 10000 s gewählt. Die damit bestimmten zeitgewichteten Belastungsdauerkurven zeigt 2c. Die x-Achse beschreibt die Zeitfensterbreite τ in Sekunden und ist logarithmisch eingeteilt.
  • Auf der y-Achse wird der zeitgewichtete Strom Iph,inv(τ) abgebildet, wobei sich aus dem Einsatz des quadratischen Mittelwertes ein ausschließlich positiver Wertebereich ergibt.
  • Bei τmin = 0,1 s sind die auftretenden Maximalwerte Wp für den Strom direkt ablesbar. Bei der Zeitfensterbreite τd ergibt sich der zeitgewichtete Wert als Effektivwert des gesamten Zeitverlaufs (Dauerwert Wd). Aus dem Maximalwert (auch Peakwert) und dem Dauerwert kann der sogenannte Ausnutzungskoeffizient KA berechnet werden:
    Figure DE102015013196A1_0003
  • Der Ausnutzungskoeffizient KA gibt als Quotient aus Peakwert und Dauerwert an, wie hoch die Spitzenbelastung gegenüber der durchschnittlichen Dauerbelastung ist. Ein hoher Koeffizient bedeutet, dass es mindestens eine signifikante Lastspitze gibt und die Auslegung damit anspruchsvoller wird. Eine vollständige Aussage dazu kann jedoch nur in Verbindung mit der Zeitfensterhäufigkeit gemacht werden. Eine weitere wichtige Größe ist die Peaklast-Zeit τp. Sie gibt an, bei welcher Zeitfensterbreite die zeitgewichtete Belastungsdauerkurve 90% vom Maximalwert Wp unterschreitet. Die folgende Tabelle fasst alle relevanten Kennwerte für die Datensätze des Beispiels zusammen.
    Kennwert ZV 1 ZV 2 ZV 3 ZV 4 ZV 5
    Wp[A] 571,0 550,0 550,0 550,0 570,5
    τp[s] 12,0 19,0 25,0 ***** 27,0
    Wd [A] 210,1 264,8 3925 503,7 265,1
    τd [s] 8200,0 1000,0 1000,0 1000,0 620,0
    KA [–] 2,7 2,1 1,4 1,1 2,2
  • Die Zeitverläufe unterscheiden sich zum Teil stark im Dauerlast-Wert Wd, den Zeitkonstanten τ und im Ausnutzungskoeffizient KA. Dabei nimmt Zeitverlauf vier eine Sonderstellung ein, da bei keiner Zeitfensterbreite 90% vom Maximalwert Wp unterschritten wird. Er stellt damit eine extreme Belastung hinsichtlich der Dauerlast dar und bestimmt in diesem Bereich maßgeblich die Maximalkurve. Bei kleinen Zeitfensterbreiten ist Zeitverlauf fünf bestimmend. Die Maximalkurve aus allen zeitgewichteten Belastungsdauerkurven ist das Kriterium für eine thermische Auslegung und die Auslegung gegen Wechsellast. Sie stellt diesbezüglich die höchste Belastung dar. Es muss also sichergestellt werden, dass die Komponente (im Beispiel der Wechselrichter) einer solchen Maximalbelastung standhält. Die zeitgewichteten Belastungsdauerkurven für den Energiespeicher und die Traktionsmaschine befinden sich in 6f und 6g.
  • In Hinblick auf die Lebensdauerbelastung einer Komponente ist es von fundamentaler Bedeutung, Aussagen zur Häufigkeit der charakteristischen Belastungen zu treffen. Diese Notwendigkeit ist der Anlass für die Berechnung der sogenannten Zeitfenster-Häufigkeit (ZFH). Die Zeitfenster-Häufigkeit ist eine Statistik auf Basis der quadratischen Mittelwerte der Wertefolgen Zqm,i(τ) der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve. Sie ist eine normierte Größe und beschreibt die Häufigkeit des Auftretens von Belastungsklassen bezogen auf die Dauer des Auftretens. Ausgehend vom Maximalwert Zmax von Z(τ) wird die betrachtete Belastungsgröße kategorisiert. Jede Kategorie zi besitzt eine definierte Untergrenze. Die Intervallbreite wird für alle Kategorien meist gleich groß gewählt. Die folgende Tabelle zeigt eine verallgemeinerte Einteilung in k = 3 äquidistante Kategorien.
    zi Intervall von zi
    z1 z(τ) ≥ 0
    z2 z(τ) ≥ 0,4·Zmax
    z3 z(τ) ≥ 0,8·Zmax
  • Die in der Zeitfenster-Häufigkeit betrachteten Werte sind stets quadratische Mittelwerte eines Zeitabschnittes von z(t). Entsprechend der Kategoriedefinition werden beim Erstellen der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve absolute Häufigkeiten gezählt. Für jede Kategorie zi wird für jede Zeitfensterbreite τ bestimmt, wie oft sich der quadratische Mittelwert der Belastungsgröße z(t) innerhalb dieser Kategorie befindet. Es wird eine Häufigkeitsverteilung HN(τ, i) gebildet, bei der die absoluten Häufigkeitswerte durch die maximal mögliche Anzahl an Schritten n dividiert und auf einen Maximalwert von 100% normiert werden.
  • Figure DE102015013196A1_0004
  • Durch die Division werden relative Häufigkeitswerte gebildet, die einen direkten Vergleich unterschiedlich langer Zeitverläufe ermöglichen. Die prozentualen Angaben ermöglichen eine allgemeine Bewertung der Häufigkeitswerte. In der Praxis werden weitaus mehr Kategorien (≥ 20) berechnet, als in obiger Tabelle aufgezeigt wird (Kategoriewerte für das Beispiel: folgende Tabelle, welche im Folgenden mit Tabelle A.1 bezeichnet wird).
    i Iph,inv[A] i Iph,inv[A] i Iph,inv[A]
    1 0 26 200 51 400
    2 8 27 208 52 408
    3 16 28 216 53 416
    4 24 29 224 54 424
    5 32 30 232 55 432
    6 40 31 240 56 440
    7 48 32 248 57 448
    8 56 33 256 58 456
    9 64 34 264 59 464
    10 72 35 272 60 472
    11 80 36 280 61 480
    12 88 37 288 62 488
    13 96 38 296 63 496
    14 104 39 304 64 504
    15 112 40 312 65 512
    16 120 41 320 66 520
    17 128 42 328 67 528
    18 136 43 336 68 536
    19 144 44 344 69 544
    20 152 45 352 70 552
    21 160 46 360 71 560
    22 168 47 368 72 568
    23 176 48 376 73 576
    24 184 49 384
    25 192 50 392
  • Eine höhere Anzahl an Kategorien verfeinert die Analyse und lässt genauere Aussagen zur Belastungscharakteristik zu. Für die Zeitfenster-Häufigkeit eignet sich eine doppelt logarithmische Darstellung der Häufigkeitsmatrix HN über der Zeitfensterbreite τ. Das Diagramm in 2d zeigt beispielhaft die Darstellung der Ergebnisse für den Ausgangsstrom des Wechselrichters in der Kategorie Iph,inv ≥ 520 A.
  • Auf der x-Achse ist die Zeitfensterbreite τ in Sekunden abgetragen. Deren Maximalwert entspricht der Vorgabe aus der Zeitwichtung (hier: 10000 s). Die y-Achse beschreibt den Anteil am Gesamtvorgang in Prozent. Für jeden Zeitverlauf gibt es eine separate Kurve und für jede Kategorie zi ein eigenes Diagramm. Der Startpunkt Ws jeder Kurve auf der y-Achse gibt die Häufigkeit an, mit der der Effektivwert der Belastung Iph,inv(t) in der jeweiligen Kategorie insgesamt auftritt, z. B. für Zeitverlauf zwei mit Ws = 0,73%. Dieser Wert ist der einzige auch mit der klassischen Statistik ermittelbare Wert. Der Endpunkt dieser Kurve beinhaltet weitere wichtige Kennwerte zur entsprechenden Kategorie. Die Abszisse τe dieses Punktes gibt die maximale Zeitfensterbreite an, in der ein Effektivwert dieser Kategorie auftritt (τe = 7 s). Die Ordinate We beziffert, zu welchem Prozentanteil an der Gesamtbelastung dieses Zeitfenster in der Belastung Iph,inv(t) auftritt (We = 0,1%). Jeder einzelne Punkt der Kurven ist also als eine Kombination aus dem Kategoriekennwert zi, der Zeitfensterbreite τ und der normierten Häufigkeit HN des Auftretens dieser Kombination zu verstehen. Durch die doppelt logarithmische Darstellung bleiben die Details bei kleinen Zeitfensterbreiten und hohen Belastungskategorien sehr gut erkennbar. Ein weiterer bedeutender Kennwert für den Vergleich der Kurven ist der Häufigkeitswert bei der größten gemeinsamen Zeitfensterbreite τg,max, bei der noch alle Kurven einen Häufigkeitswert Wg,max größer als Null haben. Für das gezeigte Beispiel ist τg,max = 7,0 s. Die folgende Tabelle zeigt die Kennwerte für die fünf Zeitverläufe des Wechselrichter-Ausgangsstroms Iph,inv für die im Diagramm gezeigte Kategorie.
    Kennwert ZV 1 ZV 2 ZV 3 ZV 4 ZV 5
    Ws [%] 0,89 0,73 1,15 3,79 3,86
    τe [s] 10,00 7,00 17,00 90,00 21,00
    WE [%] 0,09 0,20 0,20 0,20 0,48
    Wg,max [s] 0,29 0,10 0,90 3,59 2,90
  • Bei der Zeitfenster-Häufigkeit wird je eine Maximalkurve pro Kategorie gebildet. Im Beispiel wird sie zu einem Großteil von Zeitverlauf vier bestimmt, was qualitativ im Diagramm und quantitativ auch an den Kennwerten τe, We und Wg,max zu erkennen ist. Der kritischste Fall aus allen Zeitverläufen ist in dieser Kategorie also ein effektiver Strom ≥ 520 A für eine Dauer von bis zu 90 s. Der Anteil am Gesamtvorgang beträgt für dieses längste Zeitfenster 0,2%. Entscheidend für die Auslegung der Komponenten sind alle Kategorien, deren Grenzwert oberhalb der Dauerbelastung Wd der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve ist (Diagramme dazu in 6h–p). Diese Korrelation aus Belastungshöhe, -dauer und -häufigkeit ist ein entscheidendes Kriterium für die Auslegung der Komponenten auf eine gewünschte Lebensdauer. Können diese den Belastungen entsprechend der Maximalkurven standhalten, stellen die gegebenen Zeitverläufe keine Gefahr für eine funktionseinschränkende Schädigung der Komponenten dar.
  • Die mehrdimensionale Analyse ist der erste Schritt für die Ableitung von Referenzlastprofilen. Anhand der komponentenweisen Untersuchung von korrelierenden elektrischen, mechanischen und/oder thermischen Größen werden alle kritischen Lastabschnitte einer gegebenen Datenmenge charakterisiert. Ausgehend vom physikalischen Wirkprinzip der Komponenten werden zunächst allgemeingültig kritische Lastfälle definiert, wobei sogenannte Nebenbedingungen festgelegt werden. Unter einer Nebenbedingung versteht man im Folgenden eine physikalische Größe, die neben der eigentlich zu untersuchenden elektrischen Belastungsgröße bei der zeitfensterbasierten Analyse einen zusätzlichen Einfluss auf das Verhalten der Komponente hat. Für das Beispiel folgt ein Blick auf das Prinzipschaltbild des Wechselrichters in 3.
  • Der Wechselrichter besteht aus einem Gleichspannungszwischenkreis mit der Kapazität CZK und der Spannung UDC. Mit Hilfe der Schalter S wird diese Gleichspannung so mit einem bestimmten Pulsmuster abwechselnd auf die drei Phasen (U, V, W) der Traktionsmaschine geschaltet, dass an ihr eine Wechselspannung mit der gewünschten Grundfrequenz anliegt. Die Schalter bestehen aus einer Kombination von n-Kanal-MOSFET beziehungsweise IGBT und einer Freilaufdiode. Kritische Lastfälle sind diejenigen, bei denen in den Schaltelementen hohe Temperaturen Θ (Grenzübertemperatur der Sperrschicht), Temperaturhübe ΔΘ und -gradienten dΘ/dt (mechanische Beanspruchung) entstehen. Um diese zu charakterisieren, werden die jeweiligen Ersatzschaltbilder betrachtet (vgl. 7a–c). Dabei zeigt 7a ein Ersatzschaltbild einer Diode, 7b ein Ersatzschaltbild eines n-Kanal-Mosfet und 7c ein Ersatzschaltbild eines IGBT. In der Diode entstehen hohe Temperaturen durch die Verlustleistung bei großen Strömen sowie beim Umladen der Sperrschichtkapazität beim Schaltvorgang. Beim n-Kanal-MOSFET erhöhen ein hoher Laststrom und der nicht ideale Schaltvorgang ebenfalls Verlustleistung und Temperatur. Der IGBT zeigt ein ähnliches Verhalten. Kritisch sind demnach Lastfälle, die einen hohen Strom hervorrufen und deren Zeitdauer zu signifikanten Temperaturänderungen führt. Als entscheidend für das thermische Verhalten des Wechselrichters kann also zum einen der Laststrom (Phasenstrom Iph,trm der Traktionsmaschine) charakterisiert werden. Zum Anderen ist auch die Eingangsgleichspannung UDC ein wichtiger Faktor, da die Schaltverluste mit ihr proportional zur Schaltfrequenz steigen und somit ebenfalls Temperaturerhöhungen hervorrufen. Diese beiden Größen sind also die Nebenbedingungen für den Wechselrichter, was 4a zu entnehmen ist.
  • Sowohl für den Phasenstrom der Traktionsmaschine Iph,trm als auch für die Eingangsgleichspannung UDC wird ein gemeinsamer Wertebereich aus allen Zeitverläufen inklusive der absoluten Maximalbeträge bestimmt (Imax = 571,0 A, Umax = 418,9 V). Eine Normierung auf diese Wertebereiche macht die Verläufe direkt miteinander vergleichbar. Weiterhin ist die Normierung der Ausgangspunkt für die Kategorisierung der Nebenbedingungen in jeweils 100 äquidistante Kateorien Ki.
  • Figure DE102015013196A1_0005
  • Im Folgenden werden alle Werte der normierten Zeitverläufe genau einer dieser Kategorien (vgl. folgende Tabelle A.2) zugeordnet. Daraus ergibt sich ein zweidimensionales Kennfeld, welches Aussagen zu Betriebspunkthäufigkeiten ermöglicht, was in 4b erkennbar ist.
    i Uu,n [–] Uo,n [–] i Uu,n [–] Uo,n [–] i Uu,n [–] Uo,n [–]
    1 0,6400 0,6436 29 0,7408 0,7444 57 0,8416 0,8452
    2 0,6436 0,6472 30 0,7444 0,7480 58 0,8452 0,8488
    3 0,6472 0,6508 31 0,7480 0,7516 59 0,8488 0,8524
    4 0,6508 0,6544 32 0,7516 0,7552 60 0,8524 0,8560
    5 0,6544 0,6580 33 0,7552 0,7588 61 0,8560 0,8596
    6 0,6580 0,6616 34 0,7588 0,7624 62 0,8596 0,8632
    7 0,6616 0,6652 35 0,7624 0,7660 63 0,8632 0,8668
    8 0,6652 0,6688 36 0,7660 0,7696 64 0,8668 0,8704
    9 0,6688 0,6724 37 0,7696 0,7732 65 0,8704 0,8740
    10 0,6724 0,6760 38 0,7732 0,7768 66 0,8740 0,8776
    11 0,6760 0,6796 39 0,7768 0,7804 67 0,8776 0,8812
    12 0,6796 0,6832 40 0,7804 0,7840 68 0,8812 0,8848
    13 0,6832 0,6868 41 0,7840 0,7876 69 0,8848 0,8884
    14 0,6868 0,6904 42 0,7876 0,7912 70 0,8884 0,8920
    15 0,6904 0,6940 43 0,7912 0,7948 71 0,8920 0,8956
    16 0,6940 0,6976 44 0,7948 0,7984 72 0,8956 0,8992
    17 0,6976 0,7012 45 0,7984 0,8020 73 0,8992 0,9028
    18 0,7012 0,7048 46 0,8020 0,8056 74 0,9028 0,9064
    19 0,7048 0,7084 47 0,8056 0,8092 75 0,9064 0,9100
    20 0,7084 0,7120 48 0,8092 0,8128 76 0,9100 0,9136
    21 0,7120 0,7156 49 0,8128 0,8164 77 0,9136 0,9172
    22 0,7156 0,7192 50 0,8164 0,8200 78 0,9172 0,9208
    23 0,7192 0,7228 51 0,8200 0,8236 79 0,9208 0,9244
    24 0,7228 0,7264 52 0,8236 0,8272 80 0,9244 0,9280
    25 0,7264 0,7300 53 0,8272 0,8308 81 0,9280 0,9316
    26 0,7300 0,7336 54 0,8308 0,8344 82 0,9316 0,9352
    27 0,7336 0,7372 55 0,8344 0,8380 83 0,9352 0,9388
    28 0,7372 0,7408 56 0,8380 0,8416 84 0,9388 0,9424
    85 0,9424 0,9460 91 0,9640 0,9676 97 0,9856 0,9892
    86 0,9460 0,9496 92 0,9676 0,9712 98 0,9892 0,9928
    87 0,9496 0,9532 93 0,9712 0,9748 99 0,9928 0,9964
    88 0,9532 0,9568 94 0,9748 0,9784 100 0,9964 1,0000
    89 0,9568 0,9604 95 0,9784 0,9820
    90 0,9604 0,9640 96 0,9820 0,9856
  • Die Punktewolke in 4b erstreckt sich über den gesamten Strombereich, jedoch nur über einen Teil des Spannungsbereiches. Besonders häufig treten Betriebspunkte bei Spannungen von 340 V bis 400 V und Strömen größer als 300 A auf.
  • Mit Hilfe der Nebenbedingungen werden nun die Zeitverläufe der Eingangsdaten in Lastabschnitte unterschiedlicher Charakteristik unterteilt. Dafür werden die in der folgenden Tabelle augezeigten Typen definiert.
    Figure DE102015013196A1_0006
  • Anhand der Nebenbedingungen für den Wechselrichter wird bestimmt, in welchen Betriebszuständen die entsprechende Lastabschnitt-Charakteristik eintritt. Kleine bis mittlere Phasenströme Iph,trm stellen in Verbindung mit einer niedrigen Spannung UDC die niedrigsten thermischen Belastungen und damit Niedriglastabschnitte im Zeitverlauf dar. Spitzenlastabschnitte sind hingegen durch höhe Ströme und mittlere bis hohe Spannungen charakterisiert. Die Kriterien für die Zerlegung der Zeitverläufe in Lastabschnitte (Wechselrichter) werden wie folgt parametriert:
    • • Niedriglast: UDC < UDC,max·90%, Iph,trm < Iph,trm,max·50%
    • • Spitzenlast: Iph,trm ≥ Iph,trm,max·50%
    • • Mischlast: weder Niedriglast noch Spitzenlast.
  • Für den im Beispiel gegebenen Zeitverlauf fünf ergibt die Zerlegung das in 4c gezeigte Bild. Darin sind Niedriglastabschnitte (NLA), Spitzenlast- und Mischlastabschnitte (SLA und MLA) gekennzeichnet. Zu Beginn (0 s–28 s) liegen hohe Beträge und große Änderungen im Phasenstrom Iph,trm vor, sodass dieser Lastabschnitt als SLA klassifiziert wurde. Dem folgen ein NLA (geringer Strom) und ein MLA bis zum Zeitpunkt 200 s. An dieser Stelle kommt es zu einem starken Stromanstieg mit gleichzeitigem Spannungseinbruch (UDC). Diesem SLA folgt ab t = 250 s ein NLA, charakterisiert durch den geringen Strom und nur kleine Änderungen in den Nebenbedingungsgrößen.
  • Das Ergebnis für die Zerlegung aller Zeitverläufe zeigt die folgende Tabelle. Die vier synthetischen Beschleunigungsvorgänge unterscheiden sich deutlich vom ersten, realen Fahrprofil. Sie können in wenige, verhältnismäßig lange Lastabschnitte unterteilt werden, während Zeitverlauf eins aus einer Vielzahl unterschiedlicher und meist kürzerer Lastabschnitte besteht. Der zeitliche Anteil t% der Lastabschnittstypen gibt einen Überblick über die grundlegende Charakteristik der Eingangsdaten. Ein Anteil von 30% für die SLA sticht hier besonders hervor und unterstreicht die besonderen Anforderungen der künstlichen Beschleunigungsvorgänge.
    Art ZV 1 ZV 2 ZV 3 ZV 4 ZV 5 Σ t%
    Niedriglast 484 1 0 0 2 487 21
    Spitzenlast 272 1 1 1 2 277 30
    Mischlast 320 1 1 1 1 324 49
  • Zuvor wurde dargestellt, wie die Zeitverläufe in verschiedene Lastabschnitte (LA) zerlegt wurden. Der nächste Schritt ist nun die Identifizierung der für ein Referenzlastprofil relevanten LA. Geht man davon aus, dass dieses Profil eine Maximalbelastung darstellt, so sind alle Lastabschnitte mit einer hohen Leistungsanforderung und mit hohem Energiedurchsatz wie folgt zu charakterisieren:
    • • die LA mit den höchsten Energieinhalten
    • • die LA mit den höchsten Maximalwerten der elektr. Belastungsgröße
    • • alle LA, die über einem gewissen Prozentsatz beider Kennwerte liegen.
  • Die Parameter der aufgelisteten Bedingungen wurden in einem empirischen Versuch mit dem Nachweis ermittelt, dass es durch die Reduktion der Datenmenge für die folgenden Arbeitsschritte zur Synthese eines Referenzlastprofils keinen Informationsverlust gibt, der sich negativ auf das Endergebnis auswirkt. Der Vorteil besteht in einer erheblichen Verkürzung der Rechenzeit und der Einsparung von Speicherplatz. Der Energieinhalt ELA für Lastabschnitte des Wechselrichters kann nach der folgenden Gleichung aus der Eingangsgleichspannung UDC, dem Eingangsstrom IDC und der Zeitdauer tLA des Lastabschnittes bestimmt werden:
    Figure DE102015013196A1_0007
  • Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die relevanten Lastabschnitte für den Wechselrichter. Insgesamt 82 Lastabschnitte sind entscheidend und werden von den SLA dominiert. Der größte vorkommende Energiedurchsatz ist ELA,max = 49 Wh, wobei der höchste Strom Iph,inv,max = 571 A beträgt. Ledigich ca. 39% der Eingangsdatenmenge (vgl. tsum,ges und obige Ausführungen) spielen bei der Synthese des Referenzlastprofils eine prägende Rolle.
    Eigenschaft NLA SLA MLA
    Anzahl 7 70 5
    ELA,max 49 Wh
    Iph,inv,max 571,0 A
    tsum,ges 4578,6 s
  • Nach der Auswahl der relevanten Lastabschnitte werden diese nun einer zeitfensterbasierten Analyse unterzogen. Betrachtet wird dabei die elektrische Belastungsgröße, für die ein Referenzlastprofil synthetisiert werden soll, im Beispiel also der Ausgangsstrom Iph,inv des Wechselrichters. Die relevanten Lastabschnitte dürfen jedoch nicht direkt als Ausschnitt aus dem Originalzeitverlauf analysiert werden. Dies würde sowohl bei der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve als auch bei der Zeitfenster-Häufigkeit zu fehlerhaften Ergebnissen führen, welche die folgenden Arbeitsschritte negativ beeinflussen. Vielmehr müssen alle Werte vor beziehungsweise nach dem Lastabschnitt im Zeitverlauf auf null gesetzt werden. 4d verdeutlicht diesen Sachverhalt.
  • Der mit 10 in 4d bezeichnete Verlauf enthält nur im Intervall des Spitzenlastabschnittes (t = 1,2 s–28,2 s) die realen Werte. Alle anderen Werte wurden zu null gesetzt. In dieser Form werden für alle relevanten Lastabschnitte zeitgewichtete Belastungsdauerkurven und die Zeitfenster-Häufigkeit bestimmt. Diese sind die Grundlage für die Approximation der Lastabschnitte durch S10-Lastspiele und die Bestimmung der Häufigkeit im Referenzlastprofil (vgl. die folgenden Ausführungen).
  • Das Referenzlastprofil soll eine allgemeingültige Beschreibung der auftretenden Belastungen sein. Deshalb können die oben beschriebenen Zeitabschnitte nicht direkt in das Profil übernommen werden. In der EN 60034 „Drehende elektrische Maschinen – Teil 1: Bemessung und Betriebsverhalten” sind Betriebsarten definiert, deren Tauglichkeit für die Approximation von Zeitverläufen bereits untersucht wurden. Geeignet ist demnach die Betriebsart S10 mit einer Modifikation. Die Betriebsart S10, welche auch als Norm- oder Nennbetriebsart S10 bezeichnet wird, ist als ein Betrieb mit einzelnen konstanten Belastungen und Drehzahlen definiert. Gegenüber S1 (Dauerbetrieb mit konstanter Belastung) wird eine oft merkliche Leistungssteigerung zugelassen. Das Lastspiel setzt sich aus einer begrenzten Anzahl von bestimmten Werten der Belastung und der Drehzahl zusammen. Auch der Wert null (entspricht Stillstand mit stromlosen Wicklungen) ist zulässig. Jede Kombination bleibt ausreichend lange aufrechterhalten, sodass sich der thermische Beharrungszustand einstellt. Aus der Norm geht hervor, dass nicht alle Lastspiele exakt gleich sein müssen, jedoch das Integral über die Lastspieldauer auf die gleiche relative thermische Lebenserwartung (rtL) führen muss. Es müssen einige belastungsspezifische Kennwerte angegeben werden:
    • • bezogene Größen pi/Δti für die jeweilige Belastung/Einwirkdauer
    • • bezogene Größe TL für die rtL des Isoliersystems
    • • Referenzbelastung Pref entsprechend konstanter Belastung bei S1.
  • Die Größe TL wird als Referenzwert für die thermische Lebenserwartung bezeichnet und muss immer auf das nächste Vielfache von 0,05 gerundet werden. Sie beschreibt diese bei der Bemessung für Dauerbetrieb mit zulässigen Grenzwerten der Übertemperatur (entsprechend S1). Die Kennzeichnung der Zeit des Stillstands mit stromlosen Wicklungen erfolgt durch den Buchstaben r. 4e verdeutlicht den Sachverhalt. Der Verlauf der Leistung P zeigt, dass lediglich Konstantbelastungen betrachtet werden, ohne Beachtung der Einflüsse von Hochlauf- und Abbremsvorgängen. Die Referenzlast Pref kann dabei für eine bestimmte Zeitdauer überschritten werden. Dabei treten sehr hohe Verluste Pv auf, die dazu führen können, dass die maximal zulässige Endübertemperatur Θmax zeitweise überschritten wird. Generell ist ersichtlich, dass in jedem Belastungsabschnitt eine bestimmte konstante Übertemperatur Θ erreicht wird (thermischer Beharrungszustand).
  • Diese Betriebsart hat keine konstante Leistungsanforderung P und lässt Übertemperaturen über der maximal zulässigen Endübertemperatur Θmax zu. Aufgrund der hochdynamischen Belastungsänderungen im Pkw-Antriebsstrang bleiben Belastungen nur selten so lange konstant, dass der thermische Beharrungszustand erreicht wird. Die S10-Definition wird modifiziert, weshalb im Folgenden auch Belastungsblöcke möglich sind, bei denen die Übertemperatur Θ keinen stationären Wert erreicht. Da die Bezeichnung S10 auch für andere Komponenten wie den Wechselrichter und den Energiespeicher verwendet werden soll, erübrigt sich eine Angabe der bezogenen Größe TL für die relative thermische Lebenserwartung des Isoliersystems. Die bezogenen Größen pi/Δti für die jeweilige Belastung und Einwirkdauer sowie die Referenzbelastung Pref sind jedoch zwingend zu nennen.
  • Im Folgenden wird der Algorithmus vorgestellt, mit dem bezüglich der Belastungscharakteristik äquivalente S10-Lastspiele für die relevanten Lastabschnitte erzeugt werden. Um eine annähernd gleiche Belastungscharakteristik zu erzielen, werden die oben vorgestellten Kriterien „zeitgewichtete Belastungsdauerkurve” und „Zeitfenster-Häufigkeit” angewendet. Der Algorithmus besteht aus den folgenden Schritten:
    • • Berechnung des gerundeten Maximums der Belastungsgröße
    • • Charakterisierung zusammenhängender Bereiche gleicher Anstiegsrichtung
    • • Berechnung der Ersatzwertaufteilung für alle Bereiche des Lastabschnitts.
  • Die separate Beschreibung der Arbeitsschritte erfolgt unter Betrachtung eines Lastabschnitts aus dem Beispiel für den Wechselrichter. Dafür wird der Spitzenlastpunkt zwei im in 4f gezeigten Diagramm dargestellt. Ihn kennzeichnet ein durchgängig hoher Phasenstrom Iph,inv im Bereich von 380 A bis 570 A, wobei sowohl Plateaus (z. B. 0 s–3 s) als auch Bereiche mit Änderungen (z. B. 6 s–18 s) auftreten. Die Länge des Lastabschnittes beträgt 27,1 s. Das äquivalente S10-Lastspiel wird stets mit der gleichen Länge synthetisiert, damit die zeitliche Charakteristik der Belastung unverändert bleibt.
  • Im ersten Schritt erfolgt die Bestimmung des maximalen Betrages Bmax der Belastungsgröße Iph,inv aus allen Lastabschnitten gemäß folgender Gleichung.
  • Figure DE102015013196A1_0008
  • Für das Beispiel ergibt sich ein Wert von 570,5 A. Mit diesem Maximalbetrag wird das Rundungsintervall Rl bestimmt. Das Intervall ergibt sich aus dem einprozentigen Anteil der größten vorkommenden geraden Potenz der Basis 10 im Maximalbetrag:
    Figure DE102015013196A1_0009
  • Der im Beispiel ermittelte Wert von RI = 1 A wird für die Berechnung des gerundeten Maximalbetrags Br,max der Belastungsgröße in den S10-Lastspielen verwendet. Es wird immer auf das nächsthöhere ganzzahlige Vielfache von Rl gerundet: Br,max = ⌊Bmax + Rl
  • Alle bei der Lastspiel-Erzeugung generierten Werte haben einen maximalen Betrag von 571 A. Im zweiten Schritt werden nun die Teilabschnitte ermittelt, in die der Lastabschnitt aufgetrennt wird. Dazu werden zunächst zu jedem Zeitpunkt die Anstiege Δl/Δt berechnet:
    Figure DE102015013196A1_0010
  • Die Anstiege werden zu Zeitabschnitten mit gleicher Anstiegsrichtung zusammen gefasst. Dafür gibt es drei verschiedene Möglichkeiten:
    • • Größe ist streng monoton steigend: Anstieg positiv (+)
    • • Größe ist streng monoton fallend: Anstieg negativ (–)
    • • Größe ist konstant: Anstieg null (o).
  • Das Ergebnis für den Spitzenlastabschnitt zwei des Beispiels zeigt die auf folgende Tabelle. Sie gibt die Zeitabschnitte sowie die dazugehörige Anstiegsrichtung an. Insgesamt werden 10 Zeitabschnitte klassifiziert, die unterschiedliche Längen und Anstiegsrichtungen haben. Zeitabschnitte, die nur aus einem Wert bestehen würden, werden dem nachfolgenden Abschnitt direkt angegliedert.
    Zeit [s]
    Anschnitt von bis Länge tA [s] Werte Anstieg
    1 0,1 0,2 0,2 2 +
    2 0,3 3,2 3,0 30 o
    3 3,3 6,6 3,4 34
    4 6,7 6,9 0,3 3 o
    5 7,0 11,3 4,4 44 +
    6 11,4 11,5 0,2 2
    7 11,6 12,6 1,1 11 +
    8 12,7 12,8 0,2 2
    9 12,9 18,6 5,8 58 +
    10 18,7 27,1 8,5 85
  • Das in 4g gezeigte Diagramm veranschaulicht die separaten Bereiche. Die Trennstellen sind schwarz dargestellt. Die Bereiche sind P (Anstieg positiv), G (null) R (negativ).
  • Für jeden dieser Bereiche mit der Länge tA erfolgt nun eine zweiteilige Approximation. Dafür werden je zwei Kennwerte der Belastungsgröße (Werte im Lastabschnitt: WLA) bestimmt. Der obere Wert ist das Maximum Wmax im aktuellen Bereich und der untere das Minimum Wmin. Beide werden auf den nächsthöheren Kategoriewert zi der Zeitfenster-Häufigkeit (vgl. obige Tabelle A.1) gerundet.
  • Figure DE102015013196A1_0011
  • Die folgende Tabelle gibt Aufschluss, wie die Approximation der Werte WTB in Abhängigkeit von der Anzahl der Werte WLA und vom Anstieg im jeweiligen Bereich durchgeführt wird.
  • Figure DE102015013196A1_0012
  • Figure DE102015013196A1_0013
  • Wenn der Bereich aus genau zwei Werten besteht, so werden der Maximal- und Minimalwert Wmax beziehungsweise Wmin je einmal eingesetzt. Ist der Anstieg positiv oder null, beginnt der Bereich mit Wmin, bei negativem Anstieg mit Wmax. Bei mehr als zwei Werten ist die Reihenfolge zwar gleich, jedoch ergibt sich abhängig von tA und den Wertebereichen eine andere Aufteilung der zeitlichen Anteile von Wmax und Wmin. Bei positivem beziehungsweise keinem Anstieg und positiven Werten von Wmax wird das erste Viertel des Bereiches mit Wmin belegt, der Rest mit Wmax. Sind sowohl Wmax als auch Wmin negativ, vertauschen sich die zeitlichen Anteile beider Werte. Dies gilt auch bei negativen Anstiegen und einem positiven Wmax. Im Falle eines negativen Anstieges und negativen Wertebereichen kehrt sich dieses Verhalten erneut um (ein Viertel Wmax, letzte drei Viertel Wmin).
  • Für das Beispiel des Wechselrichters wird nun konkret Bereich drei (3,3 s bis 6,6 s) betrachtet. Die folgende Tabelle und 4h fassen dabei alle Kennwerte sowie die Darstellung des Zwischenergebnisses zusammen. Der Bereich hat über eine Länge von 3,4 s einen negativen Anstieg und sowohl der Maximal- als auch der Minimalwert sind positiv. Die Approximation erfolgt demnach mit einem Block von 552 A für die ersten 2,5 s des Bereiches, gefolgt von einem weiteren Block mit 408 A für den restlichen Zeitanteil.
  • Figure DE102015013196A1_0014
  • Figure DE102015013196A1_0015
  • Dieses Verfahren wird für jeden der in obiger Tabelle identifizierten Bereiche angewendet. Die so erzeugten approximierten Teilbereiche werden sequenziell aneinander gereiht. Dies ergibt das endgültige S10-Lastspiel für den Lastabschnitt 81 im Beispiel. Das Endergebnis zeigen die folgende Tabelle sowie 4i, in der der originale Zeitverlauf des Lastabschnittes und das erzeugte S10-Lastspiel dargestellt sind. Zusätzlich enthält das Diagramm die Referenzbelastung Iref. Die zehn sequenziellen Teilbereiche ergeben ein Lastspiel, das aus sieben Blöcken unterschiedlicher Höhe entsteht. Theoretisch müssten sich jedoch pro Teilbereich zwei, also insgesamt 20 Blöcke ergeben. Da jedoch die Block-Werte jeweils auf die Kategoriewerte der Zeitfenster-Häufigkeit gerundet werden, kommt es teilweise zu exakten Übereinstimmungen der End- beziehungsweise Startwerte der unterschiedlichen Teilbereiche. Dies führt beim Aneinanderreihen der Teilbereiche zur Vereinigung der Blöcke und zur Reduzierung der Anzahl der Teilbereiche und damit der Komplexität des Lastspiels.
  • Die folgende Tabelle enthält die gemäß der Definition der Betriebsart S10 erforderlichen Angaben zu den bezogenen Größen I1/Δti. Auffällig sind die zum Teil sehr kurzen Zeiten Δti, die aus der hohen Dynamik der Belastungen im motorisierten Individualverkehr resultieren.
    Block Ii/Δti Block Ii/Δti
    1 464 A/0,1 s 5 456 A/2,5 s
    2 552 A/5,6 s 6 576 A/10,6 s
    3 408 A/2,4 s 7 384 A/2,2 s
    4 432 A/3,7 s
  • Zusätzlich wird entsprechend der Normbetriebsart S1 die Ersatzbelastung Iref angegeben. Der Ausgangspunkt der Berechnung ist ein äquivalenter Wärmeeintrag in die Komponente in Form der thermischen Verlustleistung Pv. Diese ist abhängig vom Quadrat des Stromes Iph,inv und dem elektrischen Widerstand Rel. Es gilt:
    Figure DE102015013196A1_0016
  • Der Widerstand Rel kann auf beiden Seiten gekürzt werden und wird nicht weiter betrachtet. Somit ergibt sich die Referenzbelastung Iref aus der Wurzel der quadratischen Wichtung der Stromwerte der einzelnen Blöcke des S10-Lastspiels:
    Figure DE102015013196A1_0017
  • Für das Beispiel ergibt sich ein Wert von Iref = 514,8 A für die Referenzbelastung gemäß der Normbetriebsart S1. Wird dieser Stromwert für die Gesamtdauer des S10-Lastspiels angesetzt, so würde sich bei gleichem elektrischem Widerstand der gleiche Verlustleistungseintrag in den Wechselrichter ergeben.
  • Das Referenzlastprofil wird durch eine intelligente Kombination der in den vorigen Abschnitten klassifizierten und approximierten Lastabschnitte synthetisiert. Dabei ist es wichtig, dass das Profil die Kriterien für die thermische und Wechsellast-Auslegung (Maximalkurve der ZBDK) sowie der Lebensdauerauslegung (Maximalkurven der ZFH) erfüllt. Folgende Schritte sind für die Synthese notwendig:
    • • Bestimmung der Häufigkeit von Lastabschnitten im Gesamtprofil
    • • Bestimmung der Reihenfolge der Lastabschnitte
    • • Optimierung des Gesamtprofils.
  • Der Algorithmus für die Häufigkeitsbestimmung der Lastabschnitte im Gesamtprofil ergibt sich aus einer einfachen Überlegung: wenn die Maximalkurve der Eingangsdaten Lastspitzen mit definiertem Anteil am Gesamtvorgang hat, so muss auch das Referenzprofil Lastspitzen gleicher Höhe mit gleichem Anteil am Gesamtvorgang haben. Durch die Analyse mit der Zeitfenster-Häufigkeit wurden diese Lastspitzen kategorisiert. Wie bereits zuvor erläutert, sind lediglich die Kategorien entscheidend, deren Grenzwert zi oberhalb der Dauerbelastung Wd der Maximalkurve der ZBDK sind. Für jede dieser Kategorien wird bestimmt, welcher der als relevant klassifizierten Lastabschnitte die höchste Zeitfenster-Häufigkeit HN(τ, i) hat. Als Vergleichswert dient der Häufigkeitswert HN,max(τ, i) bei der kleinsten Zeitfensterbreite, im Beispiel also bei τ = 0,1 s. Die Werte zeigt die folgende Tabelle. Zusätzlich enthält sie den Häufigkeitsfaktor fh,LA für das Referenzlastprofil, der sich wie folgt berechnen lässt:
    Figure DE102015013196A1_0018
  • Der Häufigkeitsfaktor ergibt sich also aus dem Verhältnis der Häufigkeitswerte, das zudem auf die nächsthöhere natürliche Zahl aufgerundet wird. Er gibt an, wie oft der dazugehörige Lastabschnitt im Referenzlastprofil enthalten sein muss.
    Kategorie zi [A] HN,max [%] HN [%] fh,LA,j [–] Name j [–]
    64 504 4,87 4,73 2 LA 79 1
    65 512 4,32 4,06 2 LA 79 1
    66 520 3,85 3,80 2 LA 79 1
    67 528 3,63 3,63 1 LA 79 1
    68 536 3,51 3,51 1 LA 79 1
    69 544 3,42 3,42 1 LA 79 1
    70 552 0,85 0,53 2 LA81 2
    71 560 0,42 0,26 2 LA 81 2
    72 568 0,10 0,08 2 LA 81 2
    73 476 0,00 0,00 - - -
  • Die obige Tabelle zeigt, dass es lediglich für neun der zehn Kategorien, deren Grenzwerte höhere als der Dauerlastwert sind, Zeitfenster-Häufigkeiten größer als null gibt. Das bedeutet, dass es keinen Strom Iph,inv größer oder gleich 576 A gibt. Für die Kategorien 64 bis 69 ist jeweils Lastabschnitt 79 maßgebend, für die beiden verbleibenden LA 81. LA 79 erhält die Häufigkeitsfaktoren fh,LA = [2, 2, 2, 1, 1, 1], wobei der höchste dieser Faktoren relevant für die Referenzprofilsynthese ist. Demzufolge müssen für das Beispiel des Wechselrichters sowohl LA 79 als auch 81 je zweimal im Referenzlastprofil enthalten sein. Sollte der Fall eintreten, dass es mehrere LA mit der gleichen Zeitfenster-Häufigkeit HN gibt, so wird derjenige ausgewählt, der den höheren Maximalbetrag in der Belastungsgröße, respektive bei Gleichheit dessen den höheren Effektivwert (vgl. unten stehende Gleichungen) besitzt. Imax = max(|Iph,inv(t)|) mit 0 ≤ t ≤ T
    Figure DE102015013196A1_0019
  • Diese Regeln beruhen auf der Forderung, die Maximalbelastung aus allen gegebenen Zeitverläufen nachzubilden, weshalb stets die Lastabschnitte mit höheren Werten in der Belastungsgröße (BSP: Iph,inv) zu wählen sind. Jeder gewählte Lastabschnitt erhält einen Index j, der ihn eindeutig identifiziert (jmax = 2). Die Reihenfolge der S10-Lastspiele ist ein entscheidender Faktor für die Güte der Abbildung der Eingangsdatencharakteristik im Referenzprofil. Für die Bestimmung der optimalen Reihenfolge R werden die jeweiligen Nebenbedingungen für die Komponenten herangezogen. Im Beispiel des Wechselrichters sind dies der Phasenstrom Iph,trm der Traktionsmaschine und die Eingangsgleichspannung UDC des Umrichters. Folgende Schritte sind zu bearbeiten:
    • • Bestimmung der Start- und End-Kategorien der Nebenbedingungen in jedem relevanten Lastabschnitt
    • • Priorisierung der optimalen Vorgänger/Nachfolger
    • • Verknüpfung der Lastabschnitte.
  • In 4j ist ein Zeitabschnitt (t = 0 s–50 s) des Eingangszeitverlaufs fünf dargestellt. Im oberen Subplot ist die Hauptgröße Iph,inv inklusive des S10-Lastspiels für Lastabschnitt 81 zu sehen. Der untere Subplot enthält die normierten Nebenbedingungen. In beiden Subplots markieren die senkrechten Linien den Start- beziehungsweise Endpunkt des Lastabschnitts 81. Zu den Zeitpunkten ts = 1,2 s und te = 28,2 s können dabei jeweils die Start- beziehungsweise Endwerte der Nebenbedingungen bestimmt werden (Us, Is beziehungsweise Ue, Ie). Diese können in die oben bestimmten Kategorien eingeordnet werden. Die folgende Tabelle fasst die Ergebnisse für beide relevante Lastabschnitte (79 und 81) zusammen.
    Eingangsgleichspannung Phasenstrom TRM
    j LA Us [–] Ks,j1 [–] Ue [–] Ke,j1 [–] Is [–] Ks,j2 [–] Ie [–] Ke,j2 [–]
    1 79 0,918 78 0,861 62 0,799 80 0,881 89
    2 81 0,912 76 0,791 42 0,799 80 0,668 57
  • Auffällig ist, dass bei beiden Lastabschnitten nahezu identische Startwerte Us und Is für die beiden Nebenbedingungen vorliegen (Kategorien 78/76 beziehungsweise 80/80). Der Grund dafür ist, dass beide den Lastabschnitten zugrunde liegenden Zeitverläufe jeweils künstliche Beschleunigungsvorgänge aus dem Stillstand sind und somit vor allem zu Beginn starke Ähnlichkeiten aufweisen. Des Weiteren befinden sich auch beide Lastabschnitte jeweils am Anfang der Zeitverläufe. Einen deutlichen Unterschied gibt es bei den Endwerten Ue und Ie (Kategorien 62/42 beziehungsweise 89/67). Im nächsten Schritt folgt nun die Priorisierung der optimalen Vorgänger und Nachfolger für jeden der relevanten Lastabschnitte. Die Priorisierung erfolgt an Hand der summierten Abweichung AVN der Start- und End-Kategorien der unterschiedlichen Lastabschnitte. Sie berechnet sich wie folgt: AVN = |Ks,N1 – Ke,V1| + |Ks,N2 – Ke,V2| mit N, V = 1...jmax
  • Für beide Nebenbedingungen (BSP: UDC(x = 1) und Iph,trm(x = 2)) wird der Betrag der Differenz aus der Start-Kategorie Ks,Nx des nachfolgenden Lastabschnitts und der End-Kategorie Ke,Vx des aktuellen Lastabschnitts berechnet. Die Beträge werden anschließend zur summierten Abweichung AVN aufaddiert. Da es mehrere beteiligte Lastabschnitte gibt, muss diese Berechnung für jede mögliche Kombination der Lastabschnitte durchgeführt werden, wobei auch die direkte Abfolge des gleichen Abschnitts auf sich selbst betrachtet wird. Für die beiden Lastabschnitte im Beispiel ergibt sich eine 2×2-Matrix der summierten Abweichung AVN. Der Index N gibt dabei den Lastabschnitt an, der auf den Abschnitt mit dem Index V folgt. Die Werte dieser Matrix werden aufsteigend sortiert. Jede Kombination erhält damit einen Prioritäts-Index p. Die folgenden Tabellen verdeutlichen den Sachverhalt an Hand des Ergebnisses für das Beispiel.
    p Kombination Abweichung
    1 1 -> 2 A12 = 23
    2 1 -> 1 A11 = 25
    3 2 -> 2 A22 = 47
    4 2 -> 1 A27 = 49
    Name j [–]
    LA 79 1 2
    LA 81 2 2
  • Der Übergang von Lastabschnitt 79 (j = 1) zu Lastabschnitt 81 (j = 2) hat die geringste summierte Abweichung (A12 = 23), gefolgt von A11 usw. Die Bestimmung der optimalen Reihenfolge R für das Gesamtprofil erfolgt nun durch das simple fortlaufende Auswählen der Kombinationen mit der geringsten Abweichung AVN. Dies wird solange wiederholt, bis für jeden Lastabschnitt der erforderliche Häufigkeitsfaktor fh,LA im Gesamtprofil erreicht ist. Ab dem zweiten Schritt entspricht der Index V (Vorgänger) direkt dem Index N (Nachfolger) des vorherigen Schrittes. Der aktuelle Vorgänger V ist also immer der Nachfolger N aus der Kombination, die vorher ausgewählt wurde. Die folgende Tabelle zeigt die Schrittfolge für das Beispiel.
    Schritt Beschreibung Kombination Ergebnis
    1 absolut niedrigste Abweichung AVN 1 -> 2 R = 1-> 2 fh,LA,1 = 1, fh,LA,2 = 1
    2 k = 2, A2N 2 -> 2 R = 1-> 2 -> 2 fh,LA,1 = 1, fh,LA,2 = 2
    3 k = 2, A2N 2 -> 1 R = 1-> 2 -> 2 -> 1 fh,LA,1 = 2, fh,LA,2 = 2
  • Für das Beispiel sind demnach genau drei Schritte notwendig. Im ersten Schritt wird die Kombination mit dem absolut niedrigsten Wert AV N ausgewählt (A12 = 23), die Reihenfolge R beginnt also mit der Kombination 1 → 2. Damit sind beide Lastschnitte bereits je einmal im Gesamtprofil enthalten. Im zweiten Schritt folgt der Übergang von zwei nach zwei (A22 = 47), da ja nur Kombinationen möglich sind, bei denen Lastabschnitt 81 (j = 2) als Vorgänger fungiert. Dieser Abschnitt ist nun bereits zweimal im Gesamtprofil enthalten. Deshalb erfolgt im dritten Schritt der Übergang von zwei nach eins (A21 = 49). Als Endergebnis für die Reihenfolge R erhält man 1 → 2 → 2 → 1, wobei für jeden Lastabschnitt die Häufigkeitsanforderung fh,LA,j erfüllt ist. Die Kombination 1 → 1 wird also trotz ihres kleinen Abweichungswertes A11 = 25 nicht eingesetzt, was mit den niedrigen und bereits nach drei Schritten erfüllten Häufigkeitsfaktoren begründet werden kann.
  • Dieser Abschnitt beschreibt das Vorgehen für die Zusammensetzung des Gesamtprofils gemäß der bisher als relevant charakterisierten Lastabschnitte und der im vorigen Abschnitt berechneten Reihenfolge dieser. Weiterhin erfolgt durch das Einfügen von Belastungspausen eine Optimierung des Gesamtprofils auf eine vom Benutzer vorgegebene Ziel-Reserve der thermischen Auslegung. Der erste Schritt ist das Zusammensetzen der Lastabschnitte, aus dem sich ein vorläufiges Gesamtprofil ergibt. Für das Beispiel des Umrichters ist in 4k der so entstandene Zeitverlauf dargestellt. Die verschiedenen Lastabschnitte haben dafür eine unterschiedliche Farbcodierung erhalten. Lastabschnitt 79 ist mit 12 und Lastabschnitt 81 mit 14 bezeichnet. Die approximierten S10-Lastspiele sind durch schwarze senkrechte Linien getrennt. Das Diagramm verdeutlicht die Nachbildung der optimalen Reihenfolge R, beginnend mit Lastabschnitt 79. Daraufhin folgen zweimal nacheinander Lastabschnitt 81 sowie der Abschluss des vorläufigen Gesamtprofils mit Lastabschnitt 79. Vorläufig hat das Gesamtprofil eine Länge von Tv = 2054 s (entspricht etwas mehr als 34 min). Dieses vorläufige Profil wird nun bezüglich einer Benutzervorgabe optimiert. Dabei wird festgelegt, welche Reserve das Referenzlastprofil bezüglich der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve minimal beziehungsweise maximal haben soll.
  • Für das Beispiel wird eine Reserve-Vorgabe von mindestens 0% bis maximal 5% gemacht. Im zweiten Schritt werden demnach zwischen den Lastabschnitten Belastungspausen, das heißt Iph,inv = 0 eingefügt, die genau so lang sind, dass sich die Reserve im vorgegebenen Band (0%–5%) befindet. Folgende Schritte müssen für die Bestimmung der Pausenlänge bearbeitet werden:
    • 1) Berechnung der maximalen Pausenlänge tpa,max aus vorläufiger und maximal möglicher Profillänge
    • 2) iterative Bestimmung der optimalen Pausenlänge (Auflösung: 0,1 s) unter Beachtung der Kriterien der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve und der Zeitfenster-Häufigkeit a) Pausen der Länge tpa,akt einfügen b) Neuberechnung der ZBDK und Prüfung gemäß Benutzervorgabe c) Neuberechnung der ZFH und Prüfung der Mindestanforderung
  • In die Berechnung der maximalen Pausenlänge gehen neben der maximal möglichen Profillänge TRP,max (z. B. 2 h) die Länge des vorläufigen Profils sowie die Anzahl der Lastabschnitte fh,ges ein. Im Beispiel besteht das vorläufige Profil aus zwei Lastabschnitten (LA 79 und 81), die je zwei mal vorkommen (fh,LA,1 = fh,LA,2 = 2). Da auch am Ende des Gesamtprofils (nach dem letzten Lastabschnitt) eine Pause eingefügt wird, wird mit der Gesamtanzahl der Lastabschnitte fh,ges = 4 gerechnet. Die vorläufige Gesamtlänge Tv beträgt 2054 s. Die maximale Pausenlänge ergibt sich wie folgt:
    Figure DE102015013196A1_0020
  • Bei Durchführung der Berechnung mit den Beispielwerten erhält man eine maximale Pausenlänge von tpa,max = 1286,5 s. Dieser Wert bildet zusammen mit der minimalen Pausenlänge tpa,min = 0 s das Ausgangsintervall [tu, t0] für die nun folgende iterative Optimierung mit der Methode der Bisektion. Das Ziel ist eine Minimierung der Reserve an die Untergrenze des Toleranzbandes (BSP: 0%, Z0%(τ)) bei gleichzeitiger Einhaltung der oberen Toleranzgrenze (BSP: 5%, Z5%(τ)). Das Kriterium für die Richtung der Intervallhalbierung ist der Vergleich der neu berechneten zeitgewichteten Belastungsdauerkurve ZRP(τ) sowie der Zeitfenster-Häufigkeit HN,RP(τ, i) mit der Vorgabe des Benutzers. Bei der Zeitfenster-Häufigkeit werden lediglich die Untergrenze sowie alle Kategorien zip betrachtet, deren Kategoriewert größer oder gleich des Dauerwert Wd aus der ZBDK sind. Es gilt:
    Figure DE102015013196A1_0021
  • Für den Fall, dass alle Werte der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve ZRP(τ) und der Zeitfenster-Häufigkeit HN,RP(τ, ip) größer oder gleich der dazugehörigen Vergleichswerte Z0%(τ) beziehungsweise HN,0%(τ, ip) sind, ist die angesetzte Pausenlänge tpa,akt zu kurz. Das Intervall wird nach oben halbiert und die neue Untergrenze tu wird gleich der aktuellen Pausenlänge gesetzt. Im anderen Fall, wenn also mindestens ein Wert von ZRP(τ) oder HN,RP(τ, ip) kleiner als der entsprechende Vergleichswert ist, ist die Pausenlänge zu groß und das Intervall muss nach unten halbiert werden. Die neue Obergrenze to wird dabei durch tpa,akt ersetzt. Dieses Verfahren wird solange wiederholt, bis die optimale Pausenlänge, auf 0,1 s aufgelöst, bestimmt wurde. Dafür wird zusätzlich geprüft, dass auch die obere Toleranzgrenze der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve eingehalten wird. Die Prüfung einer oberen Reserve für die Zeitfenster-Häufigkeit ist zunächst nicht vorgesehen, da die Optimierung bezüglich der thermischen Auslegung erfolgen soll. ZRP(τ) ≤ Z5%(τ)∀τ ≤ τmax
  • Für das Beispiel des Wechselrichters konnte eine optimale Pausenlänge von tpa = 2,5 s bestimmt werden. Diese wird nun, wie 4l zeigt, nach jedem Lastabschnitt eingefügt. Das Diagramm in 4l enthält lediglich einen Ausschnitt aus dem Zeitverlauf des Gesamtprofils (990 s ≤ t ≤ 1070 s), sodass die im Beispiel entscheidenden Bereiche besser erkennbar sind. Im oberen Subplot ist die Ausgangslage (vorläufiges Profil ohne Pausen) abgebildet. Der untere Subplot beinhaltet das optimierte Gesamtprofil mit Pausen PA zwischen den Lastabschnitten.
  • Das Referenzlastprofil muss nun gemäß den zuvor vorgestellten Kriterien für die thermische und Wechsellast-Beanspruchung sowie der Lebensdauer geprüft werden. Dazu wird eine zeitfensterbasierte Analyse durchgeführt und der Vergleich mit den Anforderungen angestellt werden. 4m zeigt das Ergebnis der Referenzprofilsynthese im Überblick. Zum einen ist im oberen Subplot der Zeitverlauf Iph,inv(t) dargestellt, zum anderen ist im unteren Subplot die zeitgewichtete Belastungsdauerkurve Iph,inv(τ) des Referenzlastprofils im Vergleich zur Maximalkurve der Eingangsdaten und der Benutzervorgabe für die Reserve zu sehen.
  • Im Zeitverlauf sind die beiden charakteristischen S10-Lastspiele der relevanten Lastabschnitte 79 und 81 in der bereits vorgestellten optimalen Reihenfolge zu erkennen. Die im Vergleich zur Gesamtlänge des Profils sehr kurzen Belastungspausen sind nur andeutungsweise im Bereich um t = 1000 s und am Ende des Profils sichtbar. Die Darstellung zur zeitgewichteten Belastungsdauerkurve enthält die Maximalkurve der Eingangsdaten sowie die Kennlinien des durch die Benutzervorgabe von 0% bis 5% aufgespannten Toleranzbandes für die Reserve. Die Kennlinien sind in 1%-Schritten eingezeichnet. Eine Reserve von 0% entspricht dem Originalverlauf der Maximalkurve. Der Graph ist das Ergebnis der zeitfensterbasierten Analyse des Referenzlastprofils. Es ist zu beachten, dass der Subplot lediglich den relevanten Wertebereich von 500 A bis 600 A zeigt, damit die wesentlichen Details besser erkennbar sind. Die zeitgewichtete Belastungsdauerkurve des Referenzlastprofils befindet sich für alle Zeitfensterbreiten τ innerhalb des Toleranzbandes. Vor allem im Bereich der Dauerlast (τ > 200 s) wird ein hervorragendes Ergebnis mit einer nahezu minimalen Reserve erzielt. Bei näherer Betrachtung dieses Bereiches fällt auf, dass auch die charakteristische Zeitkonstante τd der Maximalkurve für die Dauerlast Wd exakt getroffen wird. An dieser Stelle wird ersichtlich, dass das Referenzlastprofil stark durch den Lastabschnitt 79 und dessen Eigenschaften (z. B. Länge: t = 999,9 s) geprägt wird. Im Kurzzeitbereich bis τ = 100 s entspricht das Profil ebenfalls den Vorgaben und befindet sich lediglich bei Zeitkonstanten von 5 s bis 10 s im Bereich von 4% bis 5% Reserve. Die folgende Tabelle fasst die für den Vergleich von Belastungs-Zeit-Verläufen eingeführten Kennwerte der ZBDK für das konkrete Ergebnis der Referenzprofilsynthese zusammen.
    Kennwert Maximalkurve Referenzlastprofil
    Wp [A] 571,0 576,0
    τp [s] 143,0 152,0
    Wd [A] 503,7 506,2
    τd [s] 1000,0 1000,0
    KA [–] 1,1 1,1
  • Im Spitzenlastbereich gibt es kleine Abweichungen sowohl beim Peakwert Wp als auch bei der Peaklast-Zeit τp. Beide Werte liegen beim Referenzlastprofil etwas höher. Diese systematische Abweichung entsteht durch das Aufrunden der diskreten Zeitverlaufswerte der einzelnen S10-Lastspiele auf den jeweils nächsthöheren Kategoriewert der Zeitfenster-Häufigkeit. Im vorliegenden Fall sind die Abweichungen von 0,9% für den Peakwert und 6,3% für die Peaklast-Zeit absolut tolerierbar. Im Dauerlastbereich ist das Ergebnis noch besser. Hier liegt der Dauerwert Wd des Referenzlastprofils lediglich 0,5% über dem der Maximalkurve. Die Dauerlast-Zeitkonstante τd stimmt bei beiden exakt überein. Aus der guten Übereinstimmung der Peak- und Dauerwerte ergibt sich auch eine Übereinstimmung des Ausnutzungskoeffizienten KA, der bei beiden Verläufen mit einem Wert von 1,1 sehr niedrig liegt. Die Kriterien für eine Approximierung der Charakteristik der Eingangsdaten bezüglich der thermischen Beanspruchung der Komponente sind demnach vollständig erfüllt.
  • Als zweites müssen zusätzlich die Ergebnisse der Zeitfenster-Häufigkeit kontrolliert werden. Wie oben erläutert, werden dazu alle Kategorien betrachtet, deren Untergrenze größer als der Dauerwert der Maximalkurve der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve (BSP: W0 = 503,7 A) sind. Der obigen Tabelle A.1 entsprechend handelt es sich im Beispiel um die Kategorien 64 (Iph,inv ≥ 504 A) bis 73 (Iph,inv ≥ 576 A). Stellvertretend für alle Kategorien zeigt 4n die Zeitfenster-Häufigkeiten der Maximalkurve und des Referenzlastprofils für Kategorie 66, deren Untergrenze bei Iph,inv ≥ 520 A liegt. Im Diagramm ist deutlich zu sehen, dass die Kurve des Referenzlastprofils für jede Zeitfensterbreite τ, bei der die Maximalkurve einen Wert HN (τ, 66) > 0 hat (BSP: τe = 90 s), über der Maximalkurve liegt. Gleiches gilt auch für die anderen Kategorien, deren Darstellung in 8a–i zu finden ist. Damit ist die notwendige Bedingung bezüglich der Lebensdauerauslegung erfüllt, was bedeutet, dass Häufigkeit und Höhe der Lastspitzen im Referenzlastprofil hoch genug sind, um die wesentliche Charakteristik der Eingangsdaten nachzubilden.
  • Ein genauerer Blick auf die typischen Kennwerte der Zeitfenster-Häufigkeit für Kategorie 66 lässt erkennen, dass die Reserven hier höher sind (ca. 1% bis 62%), als bei der zeitgewichteten Belastungsdauerkurve. Wichtig ist jedoch vor allem, dass sowohl der Startpunkt Ws als auch die maximale Zeitfensterbreite τe des Referenzlastprofils oberhalb der Vorgabe durch die Maximalkurve liegen. Auch der Häufigkeitswert Wg,max bei der größten gemeinsamen Zeitfensterbreite ist beim Referenzlastprofil größer. Da die Optimierung bezüglich der thermischen Auslegung erfolgte, sind die zum Teil großen Reserven tolerierbar.
    Kennwert Maximalkurve Referenzlastprofil
    Ws [%] 3,85 5,92
    τe [s] 90,00 146,00
    We [%] 0,20 0,19
    Wg,max [%] 0,20 6,64
  • Als ein Komponenten-Testzyklus ist im Folgenden ein Belastungsgang zu verstehen, der neben dem Zeitverlauf der elektrischen Belastungsgröße für die Komponente (Referenzlastprofil) auch die Zeitverläufe der mechanischen Ausgangsgrößen des Antriebs enthält. Dazu gehören die Lastdrehzahl nL und das Lastmoment ML an der Welle der Traktionsmaschine. Der Komponenten-Testzyklus soll es ermöglichen, die Komponente einzeln beziehungsweise den gesamten Antrieb als Hardware in the Loop (HIL) zu testen. Dadurch können die Komponente beziehungsweise der Antrieb bereits in einer frühen Entwicklungsphase in Betrieb genommen, appliziert und abgesichert werden, ohne dass dafür bereits das gesamte Fahrzeug aufgebaut werden muss. Vielmehr wird der Rest des Fahrzeuges in Echtzeit simuliert und mit den real aufgebauten Komponenten am Prüfstand gekoppelt, wie dies in 5 beispielhaft darstellt. Um einen solchen Komponenten-Testzyklus zu erzeugen, müssen die Zeitverläufe von Drehzahl und Drehmoment entsprechend dem Referenzlastprofil erzeugt werden. Dies geschieht im Beispiel für den Wechselrichter mit Hilfe der relevanten Lastabschnitte 79 beziehungsweise 81 und den dazugehörigen originalen Zeitverläufen der mechanischen Größen. Folgende Arbeitsschritte müssen durchgeführt werden:
    • • Äquivalent zur S10-Approximation wirkende Anpassung des Drehmomentverlaufes im Lastabschnitt
    • • Zusammensetzen der Zeitverläufe gemäß der Reihenfolge der Lastabschnitte
    • • Berechnung der Übergangsvorgänge an den eingefügten Pausen zwischen den Lastabschnitten.
  • Allgemein gilt für die im Antrieb eingesetzten Drehfeldmaschinen, dass das Drehmoment ML an der Welle direkt proportional zu Wirkstrom I beziehungsweise Wirkleistung P im Stator ist. Unter der Annahme, dass ein proportional höherer Strom (Leistung) im Stator und in den anderen Komponenten proportional höhere Ströme (Leistungen) in den anderen Komponenten des Antriebs hervorruft, kann die Anpassung des Drehmomentverlaufes im Lastabschnitt durch eine simple Verhältnisgleichung erfolgen. Es gilt:
    Figure DE102015013196A1_0022
  • Es wird also schrittweise zu jedem Zeitpunkt das Verhältnis aus dem Originalwert der elektrischen Belastungsgröße Worig und dem approximierten Wert WS10 gebildet. Aus der Multiplikation dieses Verhältnisses mit dem Originalwert des Lastmomentes ML,orig erhält man den angepassten Wert ML,S10 für das Drehmoment. Den korrigierten Verlauf für Lastabschnitt 81 zeigt der untere Subplot von 6a. Der obere Subplot beinhaltet die Verläufe Worig und WS10, im Beispiel für den Phasenstrom Iph,inv des Wechselrichters. Die Anpassung der Drehmomentwerte ist deutlich erkennbar, vor allem im markanten ersten Block bis etwa t = 6 s. Auch im weiteren Verlauf sind die Korrekturen, wenn auch nicht so stark ausgeprägt, sichtbar.
  • Das Zusammensetzen der so korrigierten Zeitverläufe für das Drehmoment und der Originalverläufe der Drehzahl erfolgt passend zur Synthese des Gesamtprofils und der durch die Nebenbedingungen vorgegebenen Reihenfolge R. Durch das Einfügen der Belastungspausen mit Iph,inv = 0, die bei der Optimierung bezüglich der thermischen Auslegung eingefügt wurden, entstehen jedoch Lücken im Verlauf von Drehzahl und Drehmoment. Damit für beide Größen ein kontinuierlicher Verlauf entsteht, müssen die entsprechenden Übergangsvorgänge zwischen den einzelnen S10-Lastspielen der Lastabschnitte berechnet werden. Dies bedeutet, dass ebenso die Belastungspausen korrigiert werden müssen. Die Berechnung der Übergangsvorgänge erfolgt auf der Überlegung, dass während der Pausenzeit tpa die Drehzahldifferenz Δn zwischen dem Endwert des einen Lastspiels und dem Startwert des anderen Lastspiels durch den Antrieb überwunden werden muss. Dafür muss dieser ein Beschleunigungs- beziehungsweise Verzögerungsmoment Mb (Δn ≥ 0 beziehungsweise Δn < 0) aufbringen. Unter der Annahme, dass die Drehzahldifferenz gleichmäßig (mit konstantem Drehmoment) ausgeglichen werden soll, kann dieses aus der (vereinfachten) Bewegungsgleichung für die Rotation des Antriebs berechnet werden:
    Figure DE102015013196A1_0023
  • Bei Vernachlässigung der Reibungsverluste kann das Drehmoment aus dem Produkt des Trägheitsmomentes J der rotierenden Teile des Antriebs und der Drehzahldifferenz Δn während der Pausenlänge tpa bestimmt werden. Die folgende Tabelle gibt die notwendigen Werte sowie das berechnete Drehmoment Mb für das Beispiel an.
    Bezeichnung Formelzeichen Wert Einheit
    Trägheitsmoment J 0,0407 Kg m–2
    Drehzahldifferenz Δn –1510,4 min–1
    Pausenlänge tpa 2,5 S
    Drehmoment Mb –2,58 Nm
  • Innerhalb der Pausenzeit von tpa = 2,5 s muss der Antrieb von einer Drehzahl von 1611 min–1 auf 100,6 min–1 abgebremst werden. Das dafür notwendige Verzögerungsmoment beträgt –2,58 Nm und muss von der Traktionsmaschine erzeugt werden. 6b zeigt den korrigierten Drehzahl- und Drehmomentverlauf während des Übergangs sowie die Ersatzwerte für Iph,inv. Das Drehmoment liegt konstant bei –2,58 Nm, wodurch sich eine lineare Drehzahländerung ergibt und der Übergang vom Ende des S10-Lastspieles für Lastabschnitt 79 zum dem S10-Lastspiel von Lastabschnitt 81 erfolgt (oberer Subplot). Um das Drehmoment für den Übergang aufzubringen, muss die Traktionsmaschine durch den Wechselrichter mit elektrischer Leistung versorgt werden. Der Phasenstrom Iph,inv kann also nicht null bleiben. Die entsprechend dem Drehzahl- und Drehmomentverlauf erforderlichen Werte werden den zum Antrieb gehörigen Kennfeldern entnommen. Die Kennfelder, von denen eines beispielhaft in 9 gezeigt ist, beschreiben die Höhe des Phasenstroms in Abhängigkeit von der Drehzahl nL, dem Drehmoment ML und der Eingangsgleichspannung UDC des Wechselrichters für den gegebenen Gesamtantrieb.
  • Es ergeben sich Werte, die zwischen 27 A und 29 A liegen (vgl. die folgende Tabelle A.4).
    t[s] nL[min–1] ML[N m] Ip,h,inv[A]
    1000,0 1553,0 –2,58 28,2
    1000,1 1494,9 –2,58 28,2
    1000,2 1436,8 –2,58 28,2
    1000,3 1378,7 –2,58 28,1
    1000,4 1320,6 –2,58 28,1
    1000,5 1262,5 –2,58 28,0
    1000,6 1204,4 –2,58 28,0
    1000,7 1146,3 –2,58 28,0
    1000,8 1088,2 –2,58 27,9
    1000,9 1030,1 –2,58 27,9
    1001,0 972,0 –2,58 27,9
    1001,1 913,9 –2,58 27,8
    1001,2 855,8 –2,58 27,8
    1001,3 797,7 –2,58 27,8
    1001,4 739,7 –2,58 27,7
    1001,5 681,6 –2,58 27,7
    1001,6 623,5 –2,58 27,7
    1001,7 565,4 –2,58 27,6
    1001,8 507,3 –2,58 27,6
    1001,9 449,2 –2,58 27,6
    1002,0 391,1 –2,58 27,6
    1002,1 333,0 –2,58 27,6
    1002,2 274,9 –2,58 27,7
    1002,3 216,8 –2,58 27,7
    1002,4 158,7 –2,58 27,7
  • Zu beachten ist hierbei, dass äquivalent zu den Eingangsdaten auch hier bereits der Effektivwert des Phasenstroms Iph,inv betrachet wird. Der Komponenten-Testzyklus ist mit den kontinuierlichen Verläufen von Drehzahl, Drehmoment und Phasenstrom vollständig und kann so für eine Hardware in the Loop (HIL) Anwendung eingesetzt werden.
  • Ferner zeigt folgende Tabelle normierte Kategorien von Iph,trm.
    i Iu,n[–] Io,n[–] i Iu,n[–] Io,n[–] i Iu,n[–] Io,n[–]
    1 0,00 0,01 20 0,19 0,20 39 0,38 0,39
    2 0,01 0,02 21 0,20 0,21 40 0,39 0,40
    3 0,02 0,03 22 0,21 0,22 41 0,40 0,41
    4 0,03 0,04 23 0,22 0,23 42 0,41 0,42
    5 0,04 0,05 24 0,23 0,24 43 0,42 0,43
    6 0,05 0,06 25 0,24 0,25 44 0,43 0,44
    7 0,06 0,07 26 0,25 0,26 45 0,44 0,45
    8 0,07 0,08 27 0,26 0,27 46 0,45 0,46
    9 0,08 0,09 28 0,27 0,28 47 0,46 0,47
    10 0,09 0,10 29 0,28 0,29 48 0,47 0,48
    11 0,10 0,11 30 0,29 0,30 49 0,48 0,49
    12 0,11 0,12 31 0,30 0,31 50 0,49 0,50
    13 0,12 0,13 32 0,31 0,32 51 0,50 0,51
    14 0,13 0,14 33 0,32 0,33 52 0,51 0,52
    15 0,14 0,15 34 0,33 0,34 53 0,52 0,53
    16 0,15 0,16 35 0,34 0,35 54 0,53 0,54
    17 0,16 0,17 36 0,35 0,36 55 0,54 0,55
    18 0,17 0,18 37 0,36 0,37 56 0,55 0,56
    19 0,18 0,19 38 0,37 0,38 57 0,56 0,57
    58 0,57 0,58 73 0,72 0,73 88 0,87 0,88
    59 0,58 0,59 74 0,73 0,74 89 0,88 0,89
    60 0,59 0,60 75 0,74 0,75 90 0,89 0,90
    61 0,60 0,61 76 0,75 0,76 91 0,90 0,91
    62 0,61 0,62 77 0,76 0,77 92 0,91 0,92
    63 0,62 0,63 78 0,77 0,78 93 0,92 0,93
    64 0,63 0,64 79 0,78 0,79 94 0,93 0,94
    65 0,64 0,65 80 0,79 0,80 95 0,94 0,95
    66 0,65 0,66 81 0,80 0,81 96 0,95 0,96
    67 0,66 0,67 82 0,81 0,82 97 0,96 0,97
    68 0,67 0,68 83 0,82 0,83 98 0,97 0,98
    69 0,68 0,69 84 0,83 0,84 99 0,98 0,99
    70 0,69 0,70 85 0,84 0,85 100 0,99 1,00
    71 0,70 0,71 86 0,85 0,86
    72 0,71 0,72 87 0,86 0,87
  • Die vorigen Ausführungen haben den Weg von einer Eingangsdatenmenge, umfassend Zeitverläufe verschiedener physikalischer Größen, hin zu einem Referenzlastprofil für den Phasenstrom des Wechselrichters inklusive Komponenten-Testzyklus gezeigt. Das vorgestellte Verfahren kann auch für den Energiespeicher und die Traktionsmaschine angewendet werden, wenngleich dazu einige konkrete komponentenspezifische Anpassungen durchgeführt werden müssen. Die folgenden Ausführungen fassen die notwendigen Änderungen zusammen. Anschließend werden die wesentlichen Ergebnisse und Vorteile des Verfahrens zur Ableitung von Referenzlastprofilen und Komponenten-Testzyklen in einer Kurzfassung dargestellt.
  • Das Gesamtverfahren muss im Bereich der mehrdimensionalen Analyse angepasst werden. Diese wird angewendet, um die Belastung in den Zeitverläufen zu kategorisieren und für die Komponente schädliche Lastabschnitte zu identifizieren. Die Kategorisierung erfolgt mit Hilfe von Nebenbedingungen, welche ja nach Komponente variieren und in der folgenden Tabelle aufgelistet sind.
    Komponente Nebenbedingung Bezeichnung Einheit
    Energiespeicher State of Charge S %
    Eingangsstrom IDC A
    Traktionsmaschine Drehzahl nL min–1
    Drehmoment ML Nm
  • Die Nebenbedingungen für den Energiespeicher ergeben sich aus dem Ersatzschaltbild und der Spannungskennlinie eines Lithium-Ionen-Akkumulators, da dieser am häufigsten als Energiespeicher eingesetzt wird. Für die Traktionsmaschine werden die Ersatzschaltbilder der Asynchronmaschine mit Kurzschlussläufer sowie der permanenterregten Synchronmaschine betrachtet. Es wird jeweils eine Verlustbetrachtung durchgeführt, aus der die Nebenbedingungen bestimmt werden. Für den Energiespeicher werden der State of Charge und der Eingangsstrom des Wechselrichters untersucht. Bei der Traktionsmaschine werden die mechanischen Größen Drehzahl und Drehmoment an der Welle analysiert. Äquivalent zu den obigen Ausführungen werden die Lastabschnitte auch für die beiden anderen Komponenten in Abhängigkeit von den jeweiligen Nebenbedingungen definiert (vgl. die folgenden Tabellen).
    Figure DE102015013196A1_0024
  • Figure DE102015013196A1_0025
  • Die Kriterien für die Zerlegung der Zeitverläufe in Lastabschnitte im Fall des Energiespeichers werden wie folgt parametriert:
    • • Niedriglast: IDC < IDC,max·50%, 30% ≤ S ≤ 85%
    • • Spitzenlast: IDC ≥ IDC,max·50%
    • • Mischlast: weder Niedriglast noch Spitzenlast.
  • Für die Traktionsmaschine ergeben sich folgende Definition der Lastabschnitte und Parametrierung der Kriterien für die Zerlegung der Belastung. Die Kriterien für die Zerlegung der Zeitverläufe in Lastabschnitte im Fall der Traktionsmaschine werden wie folgt parametriert:
    • • Niedriglast: M < Mmax·50%, Δn ≤ ±0,5%
    • • Spitzenlast: M ≥ Mmax·50%
    • • Mischlast: weder Niedriglast noch Spitzenlast.
  • Mit den unterschiedlich bestimmten Nebenbedingungen und der daraus folgenden verschiedenen Definition der Lastabschnitte ergibt sich auch eine für jede Komponente abweichende Berechnung des Energieinhalts der Lastabschnitte:
    Figure DE102015013196A1_0026
  • Der Energieinhalt für die Lastabschnitte des Energiespeichers wird über die elektrische DC-Leistung an den Klemmen berechnet, während für die Traktionsmaschine die mechanische Leistung an der Welle eingesetzt wird. Mit Hilfe der genannten Anpassungen lassen sich Referenzlastprofile und auch Komponenten-Zyklen für den Energiespeicher und die Traktionsmaschine ableiten. Der Algorithmus zur Approximation der Lastabschnitte durch S10-Lastspiele und die Synthese des Referenzlastprofils bleiben gleich, wobei jedoch die komponentenspezifischen Nebenbedingungen einzusetzen sind. Die folgende Tabelle fasst alle physikalischen Größen im elektrischen Antrieb von Hybridfahrzeugen zusammen, für die eine Referenzlastprofilsynthese inklusive Ableitung von Komponenten-Testzyklen möglich ist.
    Komponente Belastungsgröße
    Energiespeicher DC-Strom DC-Leistung Verlustleistung Temperatur
    Wechselrichter DC-Strom am Eingang DC-Leistung am Eingang AC-Strom am Ausgang Verlustleistung Temperatur
    Traktionsmaschine AC-Strom AC-Leistung mechanische Leistung an der Welle Verlustleistung Temperatur
  • Das vorgestellte Verfahren ist als ein übergeordnetes, allgemeingültiges Verfahren zu verstehen. Durch eine systemunabhängige Parametrierung der mehrdimensionalen Analyse, der S10-Approximation und der Profilsynthese erlaubt es die Bildung von Referenzlastprofilen und Komponenten-Testzyklen mit Hilfe weniger systemspezifischer Parameter (z. B. Trägheitsmoment, Antriebskennfeld). Zusätzlich ist es natürlich möglich, die Parametrierung speziell an einen bestimmten Anwendungsfall anzupassen. Dies erfordert jedoch erhebliche Erfahrung und fundierte Kenntnisse im Umgang mit den Hybridkomponenten und dem Algorithmus, um belastbare Ergebnisse zu erzeugen.
  • Das Verfahren zur Ableitung von Referenzlastprofilen von Hybridkomponenten auf Basis der EN 60034 zur Absicherung der Auslegung mit Komponenten- und Gesamtsystemtests beschreibt einen Weg, um die Informationen aus einer Vielzahl von Eingangsdaten für eine optimale Auslegung und Absicherung von Hybridkomponenten zu verdichten. Die Eingangsdaten liegen in Form von Zeitverläufen vor und beinhalten neben den elektrischen Belastungsgrößen weitere, zum Teil auch mechanische Größen, die einen Einfluss auf das Komponentenverhalten haben können. Mit Hilfe der zeitfensterbasierten Analyse werden zunächst die Maximalanforderungen an die Komponenten aus der gegebenen Datenmenge bestimmt. Zeitgewichtete Belastungsdauerkurven geben hierbei Aufschluss über die zu erwartenden thermischen und Wechsellast-Beanspruchungen und die Zeitfenster-Häufigkeit beinhaltet die notwendigen Informationen für eine Auslegung auf eine gewünschte Lebensdauer. Mit Hilfe der mehrdimensionalen Analyse werden die Belastungs-Zeitverläufe komponentenspezifisch in verschiedene Lastabschnitte zerlegt. Die Zerlegung erfolgt an Hand sogenannter Nebenbedingungen. Diese Nebenbedingungen ergeben sich aus einer Untersuchung des jeweiligen physikalischen Wirkprinzips der Komponenten und können sowohl elektrische als auch mechanische Größen sein. Damit werden Niedriglast-, Spitzenlast- und Mischlastabschnitte definiert, in die die Belastungs-Zeitverläufe zerlegt werden.
  • Die Identifikation der für die Komponenten bezüglich der thermischen Beanspruchung und der Lebensdauer schädlichen Lastabschnitte erfolgt anhand der Belastungshöhe in den Lastabschnitten und den jeweiligen Energieinhalten. Im Anschluss daran werden die relevanten Lastabschnitte als Vorbereitung für die Referenzlastprofilsynthese ebenfalls mit der zeitfensterbasierten Analyse untersucht. Um das Ziel einer allgemeingültigen Beschreibung der Referenzbelastung für die gegebene Eingangsdatenmenge zu erreichen, werden die relevanten Lastabschnitte mit Hilfe der Normbetriebsart S10 für drehende elektrische Maschinen (EN 60034) approximiert. Daraus ergeben sich genormte S10-Lastspiele, die im folgenden Schritt zu einem Gesamtprofil mit vom Benutzer vorgegebener Reserve zusammengesetzt werden. An dieser Stelle wird auf die Ergebnisse der zeitfensterbasierten Analyse der Eingangsdaten und der relevanten Lastabschnitte zurückgegriffen. Aus dem Verhältnis der Zeitfenster-Häufigkeitswerte werden separate Häufigkeitsfaktoren für die S10-Lastspiele bestimmt. Diese geben an, wie oft das jeweilige Lastspiel im Gesamtprofil enthalten sein muss. Anhand der zugehörigen Nebenbedingungen wird die optimale Reihenfolge bestimmt, mit der die S10-Lastspiele zusammen gesetzt werden. Dies ist ein entscheidender Schritt für die Güte des Referenzlastprofils, da es für die Hybridkomponenten von entscheidender Bedeutung ist, in welcher Reihenfolge und mit welchem Abstand zueinander Belastungsspitzen und -pausen im Zeitverlauf auftreten. Da das Ziel des Verfahrens eine hochgenaue Nachbildung der Belastungscharakteristik ist, erfolgt zusätzlich eine Optimierung des Gesamtprofils bezüglich der thermischen Belastung durch das Einfügen von Belastungspausen zwischen den einzelnen S10-Lastspielen. Das Gesamtprofil wird im Anschluss daran mit der zeitfensterbasierten Analyse auf seine Richtigkeit und Güte geprüft.
  • Anhand des Vergleichs der Maximalkurven der Eingangsdaten und der Ergebniskurven des Referenzlastprofils werden sowohl dessen thermische als auch Lebensdauerbelastung kritisch untersucht. Im vorgestellten Beispiel für den Phasenstrom des Wechselrichters konnte ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden, dass den Vorgaben des Benutzers von 0% bis 5% Reserve entspricht. Zusätzlich zum Referenzlastprofil konnte ein Komponenten-Testzyklus abgeleitet werden. Dazu ist es erforderlich, kontinuierliche Verläufe von Drehzahl und Drehmoment zum Beispiel für einen Hardware in the Loop Prüfstand zu erzeugen. Einer Korrektur der Drehmomentwerte entsprechend der S10-Approximation der Belastungsgröße folgt die Berechnung der Übergänge während der zur Profiloptimierung eingefügten Belastungspausen mit Hilfe der vereinfachten Bewegungsgleichung des Antriebs. Die Ersatzwerte für die Belastungsgröße während dieser Übergänge werden den Antriebskennfeldern entnommen.
  • Das Verfahren zur Ableitung von Referenzlastprofilen von Hybridkomponenten auf Basis der EN 60034 zur Absicherung der Auslegung mit Komponenten- und Gesamtsystemtests ermöglicht demnach das komponentenweise Zusammenfassen einer Vielzahl von Belastungs-Zeitverläufen zu je einem einzelnen Referenzlastprofil. Dieses Referenzlastprofil ist ein Zeitverlauf und besitzt die gleiche, für die Lebensdauer der Komponente schädliche Belastungscharakteristik, wie die Gesamtheit der Eingangsdaten. In Folge der Anwendung der EN 60034 konnte das Ziel der allgemeingültigen Beschreibung der Belastung erreicht werden. Außerdem ermöglicht das Verfahren die Ableitung kompletter Komponenten-Testzyklen. Mit Hilfe dieser Zyklen, in denen die schädlichen Belastungsanteile der Eingangsdaten verdichtet sind, ist es einfacher und unter geringerem Zeitaufwand möglich, die Komponenten an Prüfständen zu applizieren und abzusichern.
  • Bezugszeichenliste
  • 10
    Verlauf
    12
    Lastabschnitt 79
    14
    Lastabschnitt 81
    ES
    Energiespeicher
    PES
    Leistung
    PNV
    Leistung
    IEC
    Eingangsstrom
    UTC
    Spannung
    WR
    Wechselrichter
    IPH
    Phasenstrom
    M3
    Traktionsmaschine
    mL
    Drehzahl
    ML
    Drehmoment
    τ
    Zeitfensterbreite
    ti
    Zeitpunkt
    T
    Lastspieldauer
    CZK
    Kapazität
    NLA
    Niedriglastabschnitte
    SLA
    Spitzenlastabschnitte
    MLA
    Mischlastabschnitte
    G
    Anstieg 0
    P
    Anstieg positiv
    R
    Anstieg negativ
    PA
    Pause
  • ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
  • Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
  • Zitierte Nicht-Patentliteratur
    • EN 60034-1 [0005]
    • EN 60034 [0009]
    • EN 60034 [0023]
    • Europäische Norm 60034 [0024]
    • (EN) 60034 [0029]
    • EN 60034 [0030]
    • EN 60034 [0062]
    • EN 60034 [0121]
    • EN 60034 [0122]
    • EN 60034 [0124]
    • EN 60034 [0124]

Claims (4)

  1. Verfahren zum Ermitteln wenigstens eines Referenzlastprofils einer Komponente (WR) für einen Kraftwagen, insbesondere ein Hybrid-Fahrzeug, mit den Schritten: • Charakterisieren von auf die Komponente (WR) wirkenden Belastungen in Abhängigkeit von korrelierenden physikalischen Größen; • Approximieren von kritischen Lastabschnitten bei wenigstens einer vorgebbaren Betriebsart der Komponente (WR); • Bestimmen eines Gesamtprofils in Abhängigkeit von den approximierten Lastabschnitten und in Abhängigkeit einer charakteristischen Abfolge von Belastungsspitzen und Belastungspausen einer Ausgangsbelastung der Komponente; • Ermitteln von eine Belastung der Komponente charakterisierenden Informationen aus einer Originaldatenmenge; • Überführung der Informationen und des Gesamtprofils in genau ein Lastprofil als das Referenzlastprofils.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als die Originaldatenmenge Messdaten verwendet werden, welche anhand einer Flotte von Kraftwagen ermittelt werden.
  3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als die Komponente (WR) eine elektrische Komponente, insbesondere eine elektrische Maschine (M3), verwendet wird.
  4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass als die Betriebsart die Nennbetriebsart S10 nach EN 60034-1 vorgegeben wird.
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Cited By (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
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DE102020105429A1 (de) 2020-03-02 2021-09-02 Schaeffler Technologies AG & Co. KG Verfahren zur Ermittlung eines modularen Temperaturmodells für Elektromaschinen
WO2021174281A1 (de) * 2020-03-05 2021-09-10 Avl List Gmbh Umrichteranordnung und prüfstand mit einer umrichteranordnung

Non-Patent Citations (4)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Title
(EN) 60034
EN 60034
EN 60034-1
Europäische Norm 60034

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