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Die Erfindung betrifft einen Dichtring zur Befestigung an einem proximalen Ende einer Stumpfaufnahme mit einem hülsenförmigen Grundkörper, der Befestigungsmittel zur Festlegung des Grundkörpers an der Stumpfaufnahme aufweist wobei an dem Grundkörper eine nach innen abstehende Dichtlippe angeordnet ist, sowie ein System aus einem solchen Dichtring und einer Stumpfaufnahme. Die Stumpfaufnahme kann als Prothesenschaft und der Dichtring als sogenannter Sitzring ausgebildet sein, wobei der Dichtring sowohl den Tragekomfort als auch die Sicherheit gegen ein ungewolltes Ablösen der Stumpfaufnahme von dem Stumpf erhöht.
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Personen, die ein Exoprothesenkniegelenk mit einem Unterschenkelrohr und einem Prothesenfuß benötigen, legen dieses in der Regel an einem Oberschenkelstumpf über eine Stumpfaufnahme fest. Die Stumpfaufnahme ist an einem sogenannten Oberteil oder oberen Anschlussmitteln des Prothesenkniegelenkes befestigt und stellt sicher, dass das Prothesenkniegelenk in der richtigen Ausrichtung sicher an dem Oberschenkelstumpf gehalten wird. Über die Stumpfaufnahme ist es möglich, die Protheseneinrichtung anzulegen und bei Bedarf wieder abzulegen.
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Eine häufige Art und Weise der Befestigung der Prothese sieht vor, dass auf den Oberschenkelstumpf ein Liner gezogen wird, der beispielsweise aus Silikon oder Polyurethan besteht und neben der Stützung des Weichteilgewebes eine Schutz- und Polsterfunktion für den Oberschenkelstumpf bewirkt. Am distalen Ende des Liners kann ein mechanisches Verriegelungselement, der sogenannte Pin, angeordnet sein, mit dem eine mechanische Festlegung an der Stumpfaufnahme, beispielsweise an einem Oberschenkelschaft aus Holz oder einem faserverstärkten Kunststoff, erfolgt. Neben einer mechanischen Festlegung besteht alternativ oder ergänzend die Möglichkeit, über einen angelegten Unterdruck eine ggf. zusätzliche Sicherung der Stumpfaufnahme an dem Liner zu bewirken.
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Die
DE 83 13 938 U1 betrifft eine Beinprothese mit einem Schaftteil, das eine in axialer Richtung geschlitzte, beidseitig offene und in Umfangsrichtung elastisch aufweitbare Schafthülse aufweist, die über einen Bügel mit dem Unterbau verbunden ist. Die Schafthülse kann als Oberschenkelschaft ausgebildet sein und an dem Einführende, also am proximalen Ende, eine Polsterung aufweisen.
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Die
EP 1 875 881 A1 betrifft einen Prothesenschaft mit einem am distalen Ende angeordneten Auslassventil, um beim Einführen eines Prothesenliners die eingeschlossene Luft herausdrücken zu können. Im Schaft ist eine Nut eingearbeitet, in der eine Dichtung eingelegt ist.
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Die
US 8 097 043 B2 betrifft einen Prothesenschaft mit einem Auslassventil und einem Liner, der in den Prothesenschaft einführbar ist. An dem distalen Ende des Liners ist zumindest ein Dichtungselement angeordnet, das ringförmig um den Grundkörper des Liners herum verläuft.
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Die
US 8 372 159 B2 betrifft eine Dichthülse für einen prothetischen Liner, bei der ein umlaufender Dichtring an der Außenseite befestigt ist.
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Die
US 8 394 150 B2 betrifft einen prothetischen Liner mit einer proximalen Dichtung, wobei der Liner über einen Pin in dem Prothesenschaft gehalten wird. Die Dichtung erstreckt sich von außen über den Prothesenschaft und liegt an dem Liner außen an.
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Die
WO 03/024370 A1 betrifft einen Prothesenschaft mit einer nach innen ragenden Dichtung, die aus einem anschmiegsamen, luftundurchlässigen Material ausgebildet ist. Ebenfalls ist ein Liner beschrieben, der in dem Prothesenschaft aufgenommen werden kann. An dem Liner ist eine nach außen gelegene und sich nach außen vorwölbende Wand aus einem anschmiegsamen, luftundurchlässigen Material vorgesehen, die als Dichtung zum Abdichten des Liners gegen die Wand eines Prothesenschaftes dient.
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Die
WO 2009/062489 A1 betrifft einen Liner zur Aufnahme von Amputationsstümpfen zur Benutzung in prothetischen Schäften, wobei der Liner doppelwandig aus einem Innenliner und einem Außenliner ausgebildet ist. Der Liner erlaubt eine verbesserte Abdichtung durch ein Vakuum zwischen dem Liner und dem prothetischen Schaft dadurch, dass der Innenliner und der Außenliner im mittleren und/oder distalen Drittel fest miteinander verbunden sind und der Außenliner zur Abdichtung mit dem prothetischen Schaft ausgebildet ist.
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Die
WO 2012/051385 A1 betrifft einen Liner, der dazu ausgebildet ist, ein Interface zwischen einem Oberschenkelstumpf und einem Oberschenkelschaft auszubilden. Ein federndes Dichtelement steht radial von dem Liner ab. Eine mit einem Medium befüllbare Kammer ist vorgesehen, um eine Anpassung des Linervolumens an die Nutzungsbedingungen zu ermöglichen.
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Die
WO 2013/028647 A1 betrifft einen Liner mit einer Dichtungskomponente im distalen Abschnitt. An der äußeren Oberfläche ist eine Dichtungskomponente zum Ineingrifftreten mit einem Prothesenschaft vorgesehen.
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Die
EP 2 285 316 B1 betrifft einen Prothesenschaft mit einer integrierbaren Arretiervorrichtung zur Arretierung eines Gliedmaßenstumpfes über Unterdruck, wobei in der Innenseite des Prothesenschaftes ein Funktionselement der Arretiervorrichtung integriert ist, an das ein nach innen reichendes Dichtungselement reversibel, formschlüssig und von Luft nicht durchströmbar anbringbar ist. Das Funktionselement zur Anbringung des Dichtelementes ist in einer Nut des Prothesenschaftes unlösbar und von Luft nicht durchströmbar fixiert.
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Die
EP 0 631 765 B1 betrifft einen Prothesenschaft mit einem offenen proximalen Ende und einem geschlossenen distalen Ende und einem Ventil, das im Bereich des distalen Endes angeordnet ist. Wird ein Stumpf in den Prothesenschaft eingeführt, tritt Luft aus dem Inneren des Prothesenschaftes nach au-ßen. Ein Dichtungselement ist im Bereich des oberen Endes des Prothesenschaftes in eine Nut eingesetzt und weist eine elastische Membran auf, die sich radial nach innen erstreckt und eine zentrale Öffnung zum Aufnehmen des Stumpfes eines Patienten aufweist. Die Membran ist dazu ausgelegt, mit dem Stumpf dichtend in Eingriff zu stehen, wenn der Stumpf in dem Prothesenschaft vollständig aufgenommen ist.
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Die
DE 83 13 938 U1 betrifft einen Prothesenschaft mit einer geschlitzten Schafthülse, die über einen Bügel mit einer distalen Komponente verbindbar ist. Die Schafthülse ist beidseitig offen und vorzugsweise in dem Schlitzbereich einander überlappend angeordnet. In einer Ausgestaltung als Oberschenkelschaft ist an dem Einführende ein weich gepolsterter Sitzringbereich vorhanden.
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Prothesenschäfte oder Stumpfaufnahmen weisen häufig eine sich zum proximalen Ende hin auftulpende Form auf, was zu Komfort- und Dichtungsproblemen führen kann, da der abstehende Rand Dichtigkeitsprobleme und Unbehaglichkeiten beim Sitzen verursachen kann. Bei Linern, die zumindest teilweise über Unterdruck in dem Prothesenschaft gehalten werden, kann dies zu einem Sicherheitsverlust und zu einem Komfortverlust führen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Dichtring und ein System aus einem Dichtring und einer Stumpfaufnahme bereitzustellen, mit denen diese Probleme vermieden oder zumindest vermindert werden können.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch einem Dichtring mit den Merkmalen des Hauptanspruches und ein System mit den Merkmalen des nebengeordneten Anspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen, den Figuren sowie der Beschreibung offenbart.
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Der Dichtring zur Befestigung an einem proximalen Ende einer Stumpfaufnahme mit einem hülsenförmigen Grundkörper, der Befestigungsmittel zur Festlegung des Grundkörpers an der Stumpfaufnahme aufweist, wobei an dem Grundkörper eine nach innen abstehende Dichtlippe angeordnet ist, sieht vor, dass der Grundkörper in einem proximalen Bereich der Stumpfaufnahme als Polster an der Innenseite der Stumpfaufnahme anliegt oder daran befestigt ist und über den proximalen Rand der Stumpfaufnahme übersteht. Durch die Anordnung des Dichtringes am proximalen Ende der Stumpfaufnahme, beispielsweise des Oberschenkelschaftes, des Unterschenkelschaftes, oder eines Schaftes einer oberen Extremität, ist es möglich, ein fest mit der Stumpfaufnahme verbundenes Bauteil bereitzustellen, das eine individuelle Anpassbarkeit von Prothesenschäften oder Stumpfaufnahmen an den jeweiligen Nutzer erlaubt, so dass es möglich ist, entweder standardmäßig vorgefertigte Prothesenschäfte oder Stumpfaufnahmen an den jeweiligen Nutzer anzupassen oder bei Schwankungen an dem Oberschenkel oder Oberschenkelstumpf oder einer anderen Gliedmaße eine einfache Anpassung vorzunehmen, ohne einen komplett neuen Schaft oder eine komplett neue Stumpfaufnahme fertigen zu müssen. Sowohl der auf den Stumpf anzulegende Liner als auch die Stumpfaufnahme müssen nicht erneut vollständig angepasst werden, ein Auswechseln des Dichtringes reicht aus, um einerseits den Tragekomfort einer Prothese am Schaftrand, beispielsweise beim Sitzen, zu erhöhen und gleichzeitig ein Unterdrucksystem, mit dem der Prothesenschaft und damit die übrige Prothese an dem Nutzer gehalten wird, verbessert zu nutzen. Dazu ist an dem Grundkörper, der die Polsterfunktion und die Fixierfunktion übernimmt, eine radial nach innen abstehende Dichtlippe angeordnet, die eine verbesserte Dichtwirkung bereitstellt. Der Grundkörper ist dafür luftdicht oder dichtend an der Stumpfaufnahme festgelegt, so dass eine verbesserte proximale Abdichtung des Liners zu dem Prothesenschaft erfolgt. Der Dichtring ist insbesondere bei der Anwendung an einem Oberschenkelschaft an dem oberen Schaftrand festgelegt und steht in proximaler Richtung darüber hinaus, um eine Polsterung und eine sanften Übergang von dem in der Regel starren Schaftrand zum Stumpf zu bewirken. Der Dichtring ist dann ein Sitzring mit einer erweiterten Funktionalität, nämlich mit der Erweiterung um eine verbesserte Dichtfunktion. Dazu ist die Dichtlippe als Teil des Dichtringes mit einem den Komfort erhöhenden Sitzringabschnitt verbunden oder daran ausgebildet.
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Die Dichtlippe ist vorteilhafterweise an dem Grundkörper angeformt, um die Montage des Dichtringes oder des Sitzringes mit Dichtfunktion zu vereinfachen und um keine Montageschritte zur Fertigstellung des Dichtringes durchführen zu müssen. Die Dichtlippe kann umlaufend ausgebildet sein, grundsätzlich ist es auch möglich, dass die Dichtlippe nur teilweise um dem Umfang des Grundkörpers herum radial nach innen absteht, sofern sichergestellt ist, dass diejenigen Abschnitte des Grundkörpers, die nicht mit einer Dichtlippe versehen sind, eine ausreichende Dichtigkeit zwischen einem Liner und dem Grundkörper bereitstellen.
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Der Dichtring kann in einem Winkel zwischen 80° und 100°, bevorzugt 90° zur Stumpflängsachse orientiert ausgebildet sein. Die Orientierung der Dichtlippe zu der Stumpfachse kann variieren, um den für die Vakuumwirkung zur Verfügung stehenden Raum zu vergrößern und/oder um die Dichtlippe in einem für die Dichtwirkung optimierten Winkel auszurichten.
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Der Dichtring ist aus einem Elastomer, vorteilhafterweise aus Silikon ausgebildet, was eine einfache Fertigung, hohe Gebrauchsfertigkeit bei hoher Dichtigkeit und ein angenehmes Tragverhalten miteinander kombiniert.
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Die Wanddicke des Grundkörpers ist bevorzugt größer als die Wanddichte der Dichtlippe, um einerseits im Schaftbereich eine ausreichende Polsterung bereitzustellen und andererseits ausreichend Material bereitzustellen, um Befestigungsmittel zur Festlegung des Grundkörpers an der Stumpfaufnahme ausreichend stabil festlegen zu können. Die Wanddicke des Grundkörpers kann doppelt so dick oder größer als die Wanddicke der Dichtlippe sein, wobei die relativ dünne Dichtlippe eine gute Verformbarkeit und Anschmiegung an die Lineroberfläche bewirkt. Der Grundkörper übernimmt die Funktion der Komforterhöhung durch Abpolsterung und Überstand über das proximale Ende oder den Schaftrand und liegt an der Innenseite des Schaftrandes an dem Schaft an oder ist daran befestigt.
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An dem Außenumfang des Grundkörpers kann eine Nut zur Aufnahme eines Dichtringes, eines Klebeelementes und/oder von Formschlusselementen, die an der Stumpfaufnahme befestigt sind, ausgebildet sein. Durch die Nut ist es möglich, eine zusätzliche Abdichtmöglichkeit zwischen dem Außenumfang des Dichtringes und der Stumpfaufnahme bereitzustellen. Über ein Klebelement kann die Festlegung des Dichtringes oder des Grundkörpers im proximalen Abschnitt des Prothesenschaftes erfolgen oder eine zusätzliche Sicherheit, beispielsweise bei einer Verwendung von mechanischen Sicherungsmitteln, wie Schrauben, Nieten oder Klipsen, bereitgestellt werden. Ebenso ist es möglich, dass in der Nut Formschlusselemente, die auf der Innenseite der Stumpfaufnahme angeordnet sind, beispielsweise angeformt oder daran befestigt, aufgenommen werden, so dass eine formschlüssige Verriegelung des Dichtringes an der Stumpfaufnahme erfolgen kann. Die Nut kann beispielsweise mit einem Hinterschnitt versehen sein, in die ein umlaufender Vorsprung eines Steges, der an dem inneren Umfang der Stumpfaufnahme ausgebildet oder befestigt ist, eingreift.
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An der Außenseite des Grundkörpers kann eine Klebezone ausgebildet sein, die eine Verklebung des Grundkörpers mit der Innenseite der Stumpfaufnahme bewirkt.
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An dem distalen Ende des Grundkörpers ist eine Durchtrittsöffnung für einen Stumpf ausgebildet, um den Stumpf zusammen mit dem gegebenenfalls daran angelegten Prothesenliner in die Stumpfaufnahme einführen zu können. Der Prothesenliner kann entweder ausschließlich über ein Unterdrucksystem oder aber über ein mechanisches Verriegelungssystem, beispielsweise ein Pin oder ein Shuttle Lock in Verbindung mit dem Unterdrucksystem an der Prothesenaufnahme gehalten werden.
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Vorteilhafterweise ist die Dichtlippe im distalen Bereich des Grundkörpers angeordnet, was eine vereinfachte Fertigung des Dichtringes ermöglicht.
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Das System aus einem Dichtring, wie er oben beschrieben wurde, und einer Stumpfaufnahme sieht vor, dass der Dichtring über die Stumpfaufnahme proximal übersteht. Dadurch ist es möglich, im Randbereich der Stumpfaufnahme eine effektive Polsterung durch den weichen Dichtring zu erreichen und gleichzeitig durch die nach innen vorstehende Dichtlippe einen verbesserten Abdichteffekt und eine verbesserte Zuordnung der Stumpfaufnahme zu dem Nutzer zu bewirken.
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Der Dichtring erstreckt sich vorteilhafterweise nur über einen Teilbereich der Stumpfaufnahme, insbesondere nur über deren proximalen Bereich, um lediglich dort, wo sowohl eine Abpolsterung als auch eine Verstärkung des Dichteffektes gewünscht ist, diese bereitzustellen.
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Die Stumpfaufnahme, insbesondere in der Ausgestaltung als Oberschenkelaufnahme, ist vorteilhafterweise als becherförmiger Außenschaft, z.B. als Oberschenkelaußenschaft, ausgebildet, der aus einem luftdichten oder im Wesentlichen luftdichten Material besteht und einen im Wesentlichen geschlossenen Querschnitt aufweist, gegebenenfalls mit einem Auslassventil, um beim Einstieg des Stumpfes in den Prothesenaußenschaft die darin eingeschlossene Luft herauszudrücken und über Unterdruck oder mit Unterdruckunterstützung in Verbindung mit einem mechanischen Befestigungselement den Außenschaft an dem Prothesennutzer reversibel festzulegen.
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An dem Grundkörper kann eine radial nach innen abstehende Dichtlippe angeordnet sein. Der Grundkörper stellt die Sitzringfunktionalität bereit, um im Bereich des Prothesenschaftrandes eine Abpolsterung zu erreichen. Der Dichtring ist eine Verbindung aus Sitzring zur Polsterung des Schaftrandes und einer Dichtung zur Verbesserung der Tragsicherheit.
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Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der beigefügten Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- 1 - einen Dichtring in posteriorer Ansicht;
- 2 - einen Dichtring in lateraler Ansicht;
- 3 - einen Dichtring in plantarer Ansicht,
- 4 - eine Schnittdarstellung eines Dichtringes in einer Stumpfaufnahme ohne Stumpf;
- 5 - eine Detaildarstellung der 4;
- 6 - eine Anordnung gemäß 4 mit einem eingeführten Oberschenkelstumpf;
- 7 eine Variante der 4 im M-L-Schnitt;
- 8 eine Variante mit verkippt angeordnetem Dichtring; sowie
- 9 und 10 Varianten der 5 mit unterschiedlichen Orientierungen der Dichtlippe.
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In der 1 ist ein Dichtring 1 aus einem Silikonwerkstoff in einer posterioren Ansicht gezeigt. Ein lateraler Seitenabschnitt 11 und ein medialer Seitenabschnitt 12 sind einander gegenüberliegend erhöht ausgebildet, wobei der laterale Abschnitt 11 in proximaler Richtung über den medialen Abschnitt 12 übersteht. Zwischen den beiden Abschnitten 11, 12 sind die anterioren und posterioren Randbereiche des Dichtringes 1 vertieft ausgebildet. Der Dichtring 1 weist einen Grundkörper 10 auf, der im Wesentlichen hülsenförmig ausgebildet ist und einen geschlossenen Querschnitt aufweist und im lateralen Bereich mit Befestigungsmitteln 15 in Gestalt von Setzmuttern versehen ist, über die es möglich ist, den Dichtring 1 an einer nicht dargestellten Stumpfaufnahme, beispielsweise einem Prothesenschaft, reversibel über Schrauben zu befestigen. Im distalen Endbereich 13 des Dichtringes 1 ist ein Klebebereich 16 vorgesehen, der zusätzlich mit den mechanischen, formschlüssig wirkenden Befestigungsmitteln 15 in Gestalt der Setzmuttern eine zusätzliche Befestigung mittels der Klebeschicht 16 bewirkt. Die Klebeschicht 16 ist umlaufend um den Außenumfang des Grundkörpers 10 angeordnet oder ausgebildet.
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2 zeigt eine Lateralansicht des Dichtringes 1 mit dem Grundkörper, den vier Setzmuttern 15 sowie dem umlaufenden Klebebereich 16. Der laterale Bereich 11 steht im proximalen Bereich über den medialen Bereich 12 und den anterioren und posterioren Bereich über.
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3 zeigt den Dichtring 1 in einer Plantaransicht, der Grundkörper 10 mit einer im Wesentlichen konstanten Wanddicke ist in seiner Hülsenform und dem geschlossenen Querschnitt ebenso zu erkennen wie eine radial von dem Grundkörper 10 nach innen ragende Dichtlippe 18, die im dargestellten Ausführungsbeispiel umlaufend ausgebildet ist und sich an das untere, distale Ende des Grundkörpers 10 anschließt. Innerhalb der Dichtlippe 18 ist eine Durchtrittsöffnung 19 ausgebildet, durch die ein nicht dargestellter Oberschenkelstumpf mit einem Prothesenliner hindurch geführt werden kann, wenn der Dichtring 1 an der Stumpfaufnahme montiert ist. Die angeformte Dichtlippe 18 steht im Wesentlichen senkrecht zu der Innenwand der Stumpfaufnahme 2 radial nach innen.
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4 zeigt den Dichtring 1 und eine Stumpfaufnahme 2 im montierten Zustand in einer schematischen Schnittdarstellung. In der 4 ist der Silikon-Dichtring 1 im montierten Zustand innerhalb der Stumpfaufnahme 2 dargestellt. Die Stumpfaufnahme 2 ist als becherförmiger, im Wesentlichen geschlossener Oberschenkelschaft mit einer proximalen Einführöffnung ausgebildet. Der Dichtring 1 ist mit seinem Grundkörper 10 im Wesentlichen kollinear zur Seitenwand der Stumpfaufnahme 2 ausgebildet und liegt dicht in dem Proximalbereich 21 der Stumpfaufnahme 2 an. Durch die nicht dargestellte Klebezone 16 wird eine zusätzliche distale, dichte Verbindung zwischen dem Grundkörper 10 und der Innenkontur der Stumpfaufnahme 2 bewirkt. Die unterhalb der lateralen Erhöhung im Lateralbereich 11 ausgebildeten und angeordneten Befestigungsmittel 15 in Gestalt von Setzmuttern sind mit nicht dargestellten Schrauben, die durch Durchgangsöffnungen innerhalb der Seitenwand der Stumpfaufnahme 2 hindurch geführt sind, reversibel und formschlüssig an der Stumpfaufnahme 2 festgelegt. Der Dichtring 1 steht mit seinem Proximalbereich 17 über den proximalen Rand der Stumpfaufnahme 2 über, um so eine Abpolsterung durch das weiche Silikonmaterial des Dichtringes 1 am proximalen Rand der Stumpfaufnahme 2 zu bewirken.
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Die Anlagesituation des Dichtringes 1 an der Stumpfaufnahme 2 ist in der 5 dargestellt, in der der Proximalbereich 21, der sich ungefähr auf 1/3 bis 1/5 der Gesamtlänge der Stumpfaufnahme 2 bezieht, zu erkennen ist. In dem Proximalbereich 21 liegt der Grundkörper 10 des Dichtringes 1 dicht an, der Proximalbereich 17 des Dichtringes 1 steht über den proximalen Rand der Stumpfaufnahme 2 über und die Dichtlippe 18 im Wesentlichen senkrecht radial zur Seitenwand der Stumpfaufnahme 2 nach innen ab. Neben der Klebezone 16 und den formschlüssig wirkenden Befestigungselementen 15 in Verbindung mit den Schrauben ist es möglich, weitere Festlegungsarten des flexiblen und elastischen Dichtringes 1 an der Stumpfaufnahme 2 vorzusehen, beispielsweise über nach innen vorstehende Formschlusselemente mit Hinterschnitten, die in Nuten innerhalb des Grundkörpers 10 eingreifen und eine ungewollte Entfernung des Dichtringes 1 aus der Stumpfaufnahme 2 verhindern.
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6 zeigt die Detailansicht gemäß 5 im angelegten Zustand, auf einem Oberschenkelstumpf 4 ist ein Prothesenliner 3, beispielsweise aus einem Silikon oder einem anderen Elastomer, aufgezogen und durch die proximale Öffnung sowohl des Dichtringes als auch durch die Einführöffnung im proximalen Bereich 21 eingeführt. Die angeformte Dichtlippe 18 wurde durch den Oberschenkelstumpf 4 und den Liner 3 nach außen gedrückt und liegt dichtend an der Innenwand der Stumpfaufnahme 2 an. Der Liner 3 wurde durch die Durchtrittsöffnung 19 hindurch geschoben, die Dichtlippe 18 wurde dadurch in proximale Richtung verlagert und aufgeweitet, so dass die Dichtlippe 18 eng an dem Prothesenliner 3 anliegt. Zusammen mit der mechanischen und klebenden Festlegung des Grundkörpers 10 an dem Proximalbereich 21 der Stumpfaufnahme wird dadurch eine verbesserte Dichtung insbesondere im Proximalbereich 21 der Stumpfaufnahme bereitgestellt, bei der sonst aufgrund der in der Regel sich aufweitenden Ausgestaltung der Stumpfaufnahme 2 eine Relativbeweglichkeit oder Relativverlagerbarkeit zwischen einem Prothesenliner 3 und der Stumpfaufnahme 2 besteht. Hierdurch könnte Luft zwischen den Liner 3 und den Prothesenschaft 2 dringen, was bei einer unterdruckbedingten oder unterdruckunterstützten Festlegung der Protheseneinrichtung mit Prothesenkniegelenk an der Stumpfaufnahme 2 und den sich distal daran anschließenden Komponenten an dem Oberschenkelstumpf 4 ungünstig wäre. Durch den Überstand des proximalen Bereichs 17 des Grundkörpers 10 über den proximalen Rand der Stumpfaufnahme 2 wird eine Abpolsterung für den Nutzer bereitgestellt.
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In der 7 ist eine Variante der Erfindung in einem medial-lateral-Schnitt gezeigt. Ebenso wie in der 4 ist die Dichtlippe 18 in einem Winkel von ca. 90° zur Längsachse 25 der Stumpfaufnahme 2 ausgebildet. Die Proximalbereiche 17 des Dichtringes 1 stehen jeweils über den medialen und lateralen Rand der Stumpfaufnahme 2 über und ermöglichen ein Abpolstern und eine dichte Anlage des Systems aus Stumpfaufnahme 2 und Dichtring 1 an dem nicht dargestellten Stumpf. Der 7 ist zu entnehmen, dass der mediale Überstand des Proximalbereiches 17 größer als der laterale Überstand ist.
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Eine Variante der Erfindung ist in der 8 dargestellt, bei der die Ebene, in der die Dichtlippe 18 liegt, verkippt zur Längserstreckung 25 der Stumpfaufnahme 2 orientiert ist, so dass, abweichend von dem Ausführungsbeispiel gemäß der 7, die Längserstreckung nicht senkrecht auf der Ebene steht, innerhalb der die Dichtlippe 18 liegt. Durch diese Anordnung wird der laterale Raum innerhalb der Stumpfaufnahme 2 vergrößert. Durch die schräg gestellte Orientierung der Dichtlippe 18 zu der Längserstreckung unter der Stumpfachse 25 ist es möglich, die Dichtlippe 18 hinsichtlich der Dichtwirkung optimal auf den einzuführenden Stumpf zu orientieren und damit die Dichtwirkung zu optimieren.
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In den 9 und 10 sind Varianten der 5 gezeigt, in der 9 ist zu erkennen, dass der Winkel α, der zwischen dem Grundkörper 10 des Dichtringes 1 und der Dichtlippe 18 ausgebildet ist, größer als 90° beträgt, während in der 10 der zwischen dem Grundkörper 10 und der Dichtlippe 18 ein geschlossener Winkel α kleiner als 90° ist. Der Variante der 9 erleichtert das Einführen eines Stumpfes, wohingegen bei der Variante gemäß 10 die Dichtlippe 18 erst radial komprimiert und nach Erreichen eines rechten Winkels wieder aufgeweitet werden muss. Bei der Variante gemäß 9 wird der Vakuumraum distal zu der Dichtlippe verkleinert, bei der Variante gemäß 10 wird der Vakuumraum distal der Dichtlippe 18 im Vergleich zur 5 vergrößert.