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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Betrieb eines Fahrzeuges mit einer Sicherheitsgurtvorrichtung, welche ein Gurtschloss und eine an einem Sicherheitsgurtband angeordnete Gurtschlosszunge umfasst, welche bei einem Anschnallvorgang in das Gurtschloss eingesteckt und verriegelt wird, wobei die Gurtschlosszunge nach erfolgter Kollision bei erfasstem Stillstand des Fahrzeuges automatisch freigegeben wird.
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Aus der
DE 34 39 310 A1 ist ein Notlösesystem für ein Sicherheitsgurtschloss zur Verwendung bei einem Kraftfahrzeug und ein Verfahren zum Betrieb eines solchen Notlösesystems bekannt. Das Notlösesystem weist einen automatischen Verriegelungsplatten-Lösemechanismus, einen Aufprall-Fühlermittel und einen zwischen dem Lösemechanismus und dem Aufprall-Fühlermittel eingesetzten Zeitgeber-Mechanismus auf. Erleidet das Kraftfahrzeug einen Aufprall von einer vorbestimmten Größe, wird eine mit dem Sicherheitsgurtschloss im Eingriff stehende Verriegelungsplatte automatisch von dort in einer vorbestimmten Zeit ausgeworfen. Der Verriegelungsplatten-Lösemechanismus enthält ein mit einem Hand-Lösemechanismus des Sicherheitsgurtschlosses gekuppeltes elektrisch betätigbares Stellglied, wobei das Aufprall-Fühlermittel zwei auf Beschleunigung ansprechende Fühlermittel enthält, von denen eines nur auf eine vorbestimmte hohe Beschleunigung reagiert, die wesentlich niedriger als die vorbestimmte hohe Beschleunigung ist und eine wesentliche Fahrzeugbewegung anzeigt. Der Zeitgabemechanismus ist in einer elektronischen Zeitgabe- und Stellgliedbetätigungs-Schaltung aufgenommen, welche zwischen den Fühlermitteln und, wenn das System in dem Kraftfahrzeug installiert ist, dem Stellglied angeschlossen ist, so dass, wenn das Kraftfahrzeug einen Aufprall erleidet, der Zeitgebeabschnitt der Schaltung durch das eine Fühlermittel zur Erzeugung einer eingestellten kurzen Zeitverzögerungsdauer betätigt ist. Die Betätigung erfolgt bevor ein elektrisches Signal durch den Stellgliedbetätigungsabschnitt der Schaltung erzeugt ist, um das Stellglied in dem Sicherheitsgurtschloss zu betätigen. Irgendeine Betätigung des anderen Fühlermittels während der eingestellten kurzen Zeitverzögerungsdauer stellt den Zeitgebeabschnitt auf den Anfangspunkt der eingestellten kurzen Zeitverzögerungsdauer zurück, wodurch ein automatisches Auswerten der Verriegelungsplatte aus dem Sicherheitsgurtschloss nicht auftritt, bevor das Kraftfahrzeug zur Ruhe gekommen ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren und eine Vorrichtung zum Betrieb eines Fahrzeuges mit einer Sicherheitsgurtvorrichtung anzugeben.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich des Verfahrens durch die in Anspruch 1 und hinsichtlich der Vorrichtung durch die in Anspruch 3 angegebenen Merkmale gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Ein Verfahren zum Betrieb eines Fahrzeuges mit einer Sicherheitsgurtvorrichtung, welche ein Gurtschloss und eine an einem Sicherheitsgurtband angeordnete Gurtschlosszunge umfasst, die bei einem Anschnallvorgang in das Gurtschloss eingesteckt und verriegelt wird, sieht vor, dass die Gurtschlosszunge nach erfolgter Kollision bei erfasstem Stillstand des Fahrzeuges automatisch freigegeben wird. Erfindungsgemäß wird die Gurtschlosszunge zusätzlich durch eine linguatronische Eingabe und/oder durch Abschalten einer Zündung und/oder durch Entfernen eines Zündschlüssels aus einem Zündschloss des Fahrzeuges automatisch freigegeben.
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Da die Gurtschlosszunge nach erfolgter Kollision bei erfasstem Stillstand des Fahrzeuges und zusätzlich durch eine linguatronische Eingabe und/oder durch Abschalten einer Zündung und/oder durch Entfernen eines Zündschlüssels aus einem Zündschloss des Fahrzeuges automatisch freigegeben wird, kann eine Bergung eines Fahrzeuginsassen, welcher das Sicherheitsgurtband angelegt hatte, vereinfacht erfolgen. Ein Bergungspersonal ist somit nicht veranlasst, nach dem Gurtschoss und einem an dem Gurtschloss angeordneten Betätigungselement zur Freigabe der Gurtschlosszunge zu suchen.
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Bei einer Verunfallung des Fahrzeuges kann der Fahrzeuginsasse, falls die Gurtschlosszunge nicht aufgrund der Kollision und dem darauffolgenden Stillstand des Fahrzeuges automatisch gelöst wird, durch einen Sprachbefehl veranlassen, dass die Gurtschlosszunge automatisch freigegeben wird und er das Sicherheitsgurtband ablegen und gegebenenfalls das Fahrzeug verlassen kann. Der Fahrzeuginsasse, welcher eventuell verletzt ist, kann sich dadurch selbstständig befreien.
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Kann sich der Fahrzeuginsasse ausreichend bewegen, kann er die Gurtschlosszunge durch Betätigen des Zündschlüssels in dem Zündschloss des Fahrzeuges automatisch freigeben.
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Liegt das Fahrzeug beispielsweise auf der Seite und der Fahrzeuginsasse dadurch mit seinem Becken auf dem Gurtschloss, so kann die Freigabe der Gurtschlosszunge und somit des Sicherheitsgurtbandes in besonders vorteilhafter Weise durch die linguatronische Eingabe erfolgen.
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Zudem ist es auch möglich, die Gurtschlosszunge zur Erhöhung eines Komforts für den Fahrzeuginsassen linguatronisch und/oder durch Abschalten der Zündung und/oder durch Entfernen des Zündschlüssels aus dem Zündschloss des Fahrzeuges automatisch freizugeben.
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Ist z. B. ein Platz zwischen einer Mittelkonsole und dem Gurtschloss, um das Betätigungselement an dem Gurtschloss zu betätigen, vergleichsweise gering, so kann die Gurtschlosszunge mittels des Sprachbefehls oder durch Ausschalten der Zündung oder durch Abziehen des Zündschlüssels aus dem Zündschloss automatisch freigegeben werden.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand einer Zeichnung näher erläutert.
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Dabei zeigt die:
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1 schematisch ein verunfalltes Fahrzeug mit einem Fahrzeuginsassen mit angelegtem Sicherheitsgurt.
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In der einzigen Figur ist ein verunfalltes Fahrzeug 1 dargestellt. In dem Fahrzeug 1 befindet sich ein Fahrzeuginsasse 2, welcher auf seinem Fahrzeugsitz 3 sitzt und seinen, diesem Fahrzeugsitz 3 zugeordneten Sicherheitsgurt angelegt hat.
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An einem Sicherheitsgurtband 4 des Sicherheitsgurtes ist eine nicht näher dargestellte Gurtschlosszunge verschiebbar angeordnet, welche bei angelegtem Sicherheitsgurt in ein nicht gezeigtes Gurtschloss eingesteckt und in diesem verriegelt ist.
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Das Gurtschloss weist ein Betätigungselement auf, auf welches durch den Fahrzeuginsassen 2 Druck ausgeübt werden muss, um die Gurtschosszunge freizugeben, so dass das Sicherheitsgurtband 4 abgelegt werden kann.
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Die Gurtschlosszunge ist in dem Gurtschloss gehalten, so dass nach einer Verunfallung des Fahrzeuges 1 das Risiko besteht, dass der Fahrzeuginsasse 2, der das Sicherheitsgurtband 4 angelegt hat, schwieriger geborgen werden kann.
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Um eine Bergung des Fahrzeuginsassen 2 zu erleichtern ist vorgesehen, dass die Gurtschlosszunge nach einer Kollision, wenn sich das Fahrzeug 1 im Stillstand befindet, automatisch freigegeben wird. Die Kollision wird mittels am oder im Fahrzeug 1 angeordneten Erfassungseinheiten detektiert.
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Zur automatischen Freigabe der Gurtschlosszunge ist in dem Gurtschloss eine Aktorik angeordnet, die mit einem Verriegelungsmechanismus des Gurtschlosses und einer Steuereinheit gekoppelt ist. Bei der Steuereinheit kann es sich bevorzugt um ein Airbagsteuergerät handeln.
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Hinsichtlich der eingetretenen Kollision erfasste Signale werden der Steuereinheit zugeführt, wobei vorgesehen sein kann, dass anhand der erfassten Signale in der Steuereinheit eine Kollisionsschwere ermittelt wird.
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Die Steuereinheit ist bevorzugt auch mit einem Motorsteuergerät verbunden, so dass beispielsweise anhand einer Motordrehzahl erfasst werden kann, ob sich das Fahrzeug 1 im Stillstand befindet.
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Ist das Fahrzeug 1 verunfallt und befindet sich anschließend im Stillstand, wird mittels der Steuereinheit ein Steuersignal erzeugt, welches der Aktorik in dem Gurtschloss zugeführt wird. Hierzu ist die Aktorik drahtlos oder auch drahtgebunden mit der Steuereinheit gekoppelt.
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Die Steuereinheit steuert die mit dem Verriegelungsmechanismus gekoppelte Aktorik an, so dass die Gurtschlosszunge freigegeben wird, also nicht mehr in dem Gurtschloss gehalten ist und das Sicherheitsgurtband 4 abgelegt werden kann.
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Zusätzlich ist vorgesehen, dass die Gurtschlosszunge mittels einer linguatronischen Eingabe oder durch Abschalten einer Zündung oder durch Entfernen eines Zündschlüssels aus einem Zündschloss des Fahrzeuges 1 automatisch freigegeben wird.
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Hierzu ist die Steuereinheit mit einer im Fahrzeug 1 angeordneten Spracheingabeeinheit und dem Zündschloss gekoppelt.
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Als linguatronische Eingabe, d. h. als Sprachbefehl, können beispielsweise ein Wort und/oder eine Wortgruppe vorgegeben sein, die der Fahrzeuginsasse 2 oder auch ein zu Hilfe kommendes Bergungspersonal ausspricht. Die linguatronische Eingabe wird von der Spracheingabeeinheit, insbesondere einem im Fahrzeug 1 angeordneten und mit der Steuereinheit verbundenen Mikrofon, erfasst. Die Steuereinheit erzeugt das Steuersignal zur Ansteuerung der Aktorik, so dass die Gurtschlosszunge automatisch freigegeben wird.
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Alternativ oder zusätzlich kann die Gurtschlosszunge automatisch freigegeben werden, wenn erfasst wird, dass die Zündung des Fahrzeuges 1 ausgeschaltet wird oder der Zündschlüssel aus dem Zündschloss gezogen wird.
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Diesbezügliche Signale werden der Steuereinheit zugeführt, welche die Aktorik zur Freigabe der Gurtschlosszunge ansteuert.
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Die automatische Freigabe der Gurtschlosszunge mittels der linguatronischen Eingabe, des Ausschaltens der Zündung und/oder des Abziehens des Zündschlüssels kann sowohl bei einer Verunfallung des Fahrzeuges 1 als auch zu Komfortzwecken verwendet werden.
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Verfügt das Fahrzeug 1 über ein integriertes Notrufsystem, wird ein Rettungsdienst automatisch verständigt. Wird ein Airbag oder ein Gurtstraffer im Fahrzeug 1 ausgelöst und besteht eine Verbindung zwischen dem Notrufsystem und einem Mobiltelefon des Fahrzeuginsassen 2, werden eine mittels eines Navigationssatelliten ermittelte Position des Fahrzeuges 1 sowie dessen Fahrgestellnummer per Mitteilungsdienst an eine Notrufzentrale gesendet.
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Dazu kann weiter vorgesehen sein, dass das durch die linguatronische Eingabe und/oder die Betätigung des Zündschlüssels zur automatischen Freigabe der Gurtschlosszunge eine Mitteilung an die Notrufzentrale gesendet wird, wodurch bestätigt werden kann, dass der Fahrzeuginsasse 2 zumindest zu dem Zeitpunkt, an dem er das automatische Freigeben der Gurtschlosszunge auslöst, noch lebt.
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Mittels des Verfahrens zum automatischen Freigeben der Gurtschlosszunge, d. h. dem automatischen Lösen des Sicherheitsgurtes, kann eine Bergung des Fahrzeuginsassen 2 als Unfallopfer vereinfacht werden.
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Ist der Fahrzeuginsasse 2 verletzt, so kann er sich selbstständig durch das automatische Freigeben der Gurtschlosszunge befreien und, sofern es möglich ist, das Fahrzeug 1 verlassen.
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Zudem kann die Gurtschlosszunge in dem Gurtschloss zur Erhöhung eines Komforts für den Fahrzeuginsassen 2, beispielsweise aufgrund von zu wenig Platz zwischen dem Becken des Fahrzeuginsassen 2 und der Mittelkonsole, zum Ablegen des Sicherheitsgurtbandes 4 mittels der linguatronischen Eingabe oder dem Betätigen des Zündschlüssels automatisch freigegeben werden.
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Darüber hinaus ist es mittels des Verfahrens möglich, die Gurtschlosszunge bei Feuer und/oder Einklemmung schnell zu lösen, um sich zu befreien oder um befreit zu werden.
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Auch stellt das Verfahren eine Hilfe zum Ablegen des Sicherheitsgurtbandes 4, z. B. bei einem vergleichsweise zierlichen Mensch als Opfer, welches die Öffnungskräfte zur Freigabe der Gurtschlosszunge nicht aufbringen kann, dar.
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Handelt es sich bei einem der Fahrzeuginsassen 2 beispielsweise um einen behinderten Menschen mit nur einer Hand, so ist es auch für ihn möglich, seinen Sicherheitsgurt, d. h. das Sicherheitsgurtband 4, selbstständig abzulegen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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