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Die Erfindung betrifft ein Korrosionsschutz-Verfahren zum Auftragen eines Korrosionsschutzfluids auf Bereiche einer Kraftfahrzeugkarosserie, die unter dem vorderen Kotflügel liegen.
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Es ist bekannt, dass ungeschützte Fügestellen wie Falzverbindungen zwischen Rohbau- bzw. Anbauteilen von Kraftfahrzeugen durch die Penetration von Korrosionsmedien von innen nach außen korrodieren. Bislang werden die betroffenen Bereiche von innen daher beispielsweise mit Wachsen versiegelt, so dass ein Fügespalt zwischen den gefügten Bauteilen mit dem Wachs gefüllt ist.
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Konventionell werden daher Hohlräume an Fügestellen einer Fahrzeugkarosserie vor Korrosion geschützt, indem Applikationsdüsen für ein Korrosionsschutzwachs durch Löcher in die Trägerprofile der Karosserie eingeführt werden, um dort von innen die Fügeflansche zu erreichen und mit dem Wachs zu konservieren. Bei einer herkömmlichen Unterbodenkonservierung werden große Flächen wie Radläufe, Boden, Schweller, Längsträger, Montageteile wie Integralträger, Achsen und Schraubanbindungen von unten mit Wachs großflächig konserviert, so dass das Hohlraum-Versiegelungswachsmaterial aufgrund seiner Kriecheigenschaften durch Druck und Kriechen von außen in die Fügespalte zwischen den Bauteilflanschen penetriert und durch die Viskosität des Materials dank der Oberflächenspannungseigenschaften ein beständiger Überzug an dem Unterboden gebildet wird.
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Aus der
JP 2009 208 015 A ist eine Korrosionsschutzbehandlung für eine Karosserie bekannt, in der die Permeation von Wachs in eine Engstelle der Karosserie gestattet, das Abtropfen von Wachs auf ein Produktionsband verhindert und dem Abtropfen des Wachses in der späteren Verwendung des Fahrzeugs vorgebeugt wird. Dazu umfasst das Behandlungsverfahren die Applikation eines Wachses, das ein thixotropes Mittel des Erwärmungstyps enthält, so dass das durch Erhitzen verflüssigte Wachs in die Engstelle der Karosserie penetriert, wonach es eindicken und abkühlen gelassen wird. Weiteres Erhitzen des Wachses führt dann nicht mehr zu einer Viskositätsverringerung, so dass das Wachs in der Engstelle verbleibt.
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Die
DE 101 05 280 C1 adressiert das Problem, einen Hohlraumschutz auch in Teilhohlräumen einer Karosserie zu erzielen, die durch ein Verschlusselement voneinander getrennt sind. Das Karosserieelement, das den in zwei Teilhohlräume durch ein Verschlusselement geteilten Hohlraum aufweist, hat eine Öffnung zum Einbringen eines Hohlraumschutzfluids. Um beide Teilhohlräume damit zu versorgen, weist das Verschlusselement einen als Siphon ausgebildeten Durchlass für das erstarrende Hohlraumschutzfluid auf.
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Die
DE 10 2009 006 258 A1 betrifft ein Verfahren zum Behandeln von Verbindungsstellen zweier Bauteile eines Kraftwagens, die durch Korrosion geschädigt werden können. Es avisiert durch die Vermeidung der Korrosion die Reduktion von durch Korrosion verursachten Kosten. Dort ist vorgesehen, das Korrosionsschutzmittel durch eine Beaufschlagung mittels Ultraschall in die Verbindungsstellen eindringen zu lassen, wodurch eine verbesserte Diffusion des Korrosionsschutzmittels erreicht wird.
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In der
DE 10 2007 021 449 A1 wird ein Verfahren zur Herstellung eines Fahrwerkbauteils, sowie das Fahrwerkbauteil und das Fahrwerk offenbart. Das Fahrwerkbauteil aus ultrahoch-/höchstfestem Stahl weist eine Korrosionsschutzschicht auf, deren erste auf dem Stahlgrundkörper aufgetragene Schicht eine nickel- und zinkhaltige kathodische Schutzschicht ist, während eine zweite Schicht der Korrosionsschutzschicht unter anderem eine Wachsschicht sein kann.
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Unzureichend aufgetragene Hohlraumversiegelungen allerdings verstärken die Kapillarkräfte, wodurch die korrosiven Medien verstärkt in die Fügespalte gezogen werden, was sogar eine Beschleunigung des Korrosionsvorgangs zur Folge hat.
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Gemäß dem Stand der Technik wird im Bereich unter dem Kotflügel vorne bislang entweder nur ein schlechter Korrosionsschutz erreicht, oder es wird ein Klebstoffüberschuss im Fügebereich im Rohbau appliziert. Rohbau-Nahtabdichtungsmaterialien können aufwändig mit oder ohne sekundäre Maßnahmen vorgenommen werden, oder es erfolgt eine Nahtabdichtung in der Lackiererei vor der Montage des Kotflügels.
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Üblicherweise wird dabei das Wachs, beziehungsweise ein Korrosionsschutzfluid, manuell mit folgenden Auswirkungen appliziert:
Das Wachs wird aufgrund des Sprühnebels an undefinierten Stellen appliziert, so dass auch Flächen Wachs aufweisen, auf die nicht direkt Wachs appliziert wurde (indirekte Wachsflächen). Die Produktionskosten bei dieser Art der Wachsapplikation sind hoch, da im Nachgang ein händischer Reinigungsaufwand an Klebeflächen in der Montage und Reinigungsaufwand an kundenrelevanten Flächen erforderlich ist, bei denen es sich um die direkt sichtbaren Oberflächen oder Bereiche handelt, die mit Kleidung in Berührung kommen können.
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Bislang werden bisweilen Schablonen eingesetzt, um Wachs an unerwünschten Flächen zu vermeiden. Dazu werden im Wachsprozess vor dem Wachsvorgang die Schablonen händisch eingesetzt. Hierauf müssen die Schablonen wieder händisch entfernt werden. Die Schablonen müssen dann, meist ebenfalls händisch, vor der weiteren Verwendung gereinigt werden. Ferner müssen solche Schablonen aufgrund eines hohen Verschleißes häufig getauscht werden. Trotz der Verwendung der Schablonen ist meistens eine nachfolgende händische Reinigung der Karosserie unvermeidbar, gegebenenfalls ist sogar nach Kontrolle der Karosserie noch eine Zusatzreinigung erforderlich.
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Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein zuverlässiges technisch einfach zu realisierendes Verfahren zur Applikation eines Korrosionsschutzfluids zur Vermeidung von Korrosion an Stellen unter dem vorderen Kotflügel einer Kraftfahrzeugkarosserie, an denen keine Nahtabdichtung appliziert wird, zu schaffen, das keine aufwändigen und kostenträchtigen Maßnahmen zur Vermeidung oder Säuberung von Wachs an unerwünschten Flächen, wie Montageklebeflächen oder Sichtoberflächen, erforderlich macht.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Weiterbildungen des Verfahrens sind in den Unteransprüchen ausgeführt.
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Eine erste Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Auftragen eines Korrosionsschutzfluids, insbesondere eines Wachses, auf Karosseriebereiche eines Kraftfahrzeugs unter einem vorderen Kotflügel umfasst die Schritte
- – Öffnen einer Fahrzeugtür um einen Winkel von 20° bis 70°, dabei Verschwenken einer in Richtung des Kotflügels weisenden vorderen Kante der Tür in Richtung einer A-Säule, wobei die in Richtung der A-Säule verschwenkte vordere Kante der Tür eine Barriere gegen das Austreten des auf die Kraftfahrzeugbereiche unter dem vorderen Kotflügel aufgetragenen Korrosionsschutzfluids bildet.
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So wird ein sehr guter Korrosionsschutz an Fügebereichen der Karosserie erreicht, wo die Applikation von PVC-Nahtabdichtung in der Lackierung nicht möglich ist. Dabei werden gleichzeitig Reinigungskosten und händische Verwendung von Schablonen mit den damit verbundenen Nachteilen vermieden, was die Durchlaufzeiten (HPV = Hours per Vehicle) verkürzt und damit zur weiteren Kostensenkung beiträgt.
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Die Kraftfahrzeugbereiche, auf die das Korrosionsschutzfluid aufgetragen wird, können einen Längsträger unter dem Kotflügel umfassen.
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Das Korrosionsschutzfluid kann ein Wachs sein. Hierzu zählen die üblichen Korrosionsschutzwachse.
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Das Auftragen des Korrosionsschutzfluids kann automatisch durch eine bewegliche, gesteuerte Robotervorrichtung erfolgen, die mit einer Sprühlanze für das Korrosionsschutzfluid ausgestattet ist.
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Der Bezug auf die Figur in der Beschreibung dient der Unterstützung der Beschreibung und dem erleichterten Verständnis des Gegenstands.
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Die Figur ist lediglich eine schematische Darstellung einer Ausführungsform der Erfindung und zeigt eine schematische Schnittansicht durch den Bereich Beifahrertür-A-Säule-Kotflügel vorne.
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Die Erfindung bezieht sich auf ein einfaches, reproduzierbares und prozesssicheres Korrosionsschutzverfahren für die Bereiche unter dem Kotflügel vorne. Vorteilhaft wird dabei die Verschmutzung der Tür auch ohne zusätzlichen Einsatz von Schablonen und damit der sonst erforderliche Reinigungsaufwand vermieden und damit Produktionskosten und -zeit gespart.
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Mit dem Verfahren kann ein sehr guter Korrosionsschutz erzielt werden, gerade auch an den Stellen, die nicht mit einer Nahtabdichtung versiegelt werden können. Das Korrosionsschutz-Verfahren kann an der fertigen Karosserie durchgeführt werden und erfordert keine weiteren Maßnahmen.
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Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Fahrzeugtür, die in der Figur die Beifahrertür ist, mit einem Winkel α, der zwischen 20° und 70° liegt, geöffnet. Damit befindet sich die vorderen Kante 1.3 der Tür auf Grund der Türeindrehkinematik im „Sprühschatten” des Innenteils 5 („Spazierstock”) des Kotflügels 4, wenn der Längsträger 3 unter dem Kotflügel durch Aufsprühen von Wachs, dargestellt durch den Sprühstrahl 10, von außen konserviert wird. Von dem Sprühstrahlzentrum 10 abweichende Sprühnebel/strahlen 11 gelangen so höchsten an die Außenseite der A-Säule 2, da die Tür mit ihrer um den Winkel α eingedrehten vorderen Kante 1.3 die Flugbahn des Wachses in Richtung Fahrgastzelle unterbricht. Dadurch wird das Wachs daran gehindert, den Dichtungsbereich der Tür entlang dem zur vorderen Kante 1.3 führenden Abschnitt des Innenteils 1.1, zu benetzen. In der Figur ist die Beifahrerseite dargestellt, entsprechendes gilt aber selbstverständlich auch für die Fahrerseite.
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Durch das Öffnen der Tür während des Wachsens der Bereiche unter Kotflügel vorne wird die Tür vollständig von außen und von innen vor Wachs geschützt, d. h. sowohl das Innenteil 1.1 als auch die Beplankung 1.2 der Türe 1 bleiben wachsfrei.
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Somit bleiben die Klebeflächen für Montageteile, etwa der zur vorderen Kante 1.3 führende Abschnitt des Innenteils 1.1, und die kundenrelevanten Flächen, die direkt sichtbaren Oberflächen oder Bereiche, die mit Kleidung in Berührung kommen können, ohne händische Nacharbeit wachsfrei.