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Gegenstand der Erfindung
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Die Erfindung betrifft ein innovatives Sportgerät, genauer ein Snowboard mit zwei Ebenen, deren obere eine Stand- oder Sitzfläche beinhaltet und dessen Unterteil aus drei Gleitboards besteht, die durch Gewichtsverlagerung lenkbar ausgeführt sind.
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Hintergrund der Erfindung
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Snowboarden ist ein bei jungen Leuten beliebter Sport, aber nicht leicht zu erlernen, zumal er einige Kraft und Körperbeherrschung erfordert. Der Versuch, schon Kinder ans Snowboarden heranzuführen, erwies sich aus diesem Grunde als weniger erfolgreich, als die Verwendung von Kinderski, die auch von körperlich noch weniger entwickelten Kinder beherrschbar sind, wenngleich i. d. R. nicht ohne Hilfe und Unterstützung von Eltern oder Skilehrern. Wo diese nicht gegeben ist, kommen Kinder normalerweise auch nicht zum Skifahren.
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Kinder fahren dagegen alleine oder mit Gleichaltrigen gerne Schlitten. Hierzu wird zunächst weniger körperlicher Einsatz und Geschick verlangt, der Schlitten läuft, zumindest auf einfachen Abfahrtsstrecken, weitgehend von allein.
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Eine Weiterentwicklung vom Schlittenfahren zu anspruchsvolleren Wintersportarten ergibt sich daher in der Regel nicht von selbst, sondern nur bei entsprechender Förderung und grundlegender Umstellung auf ein anderes Sportgerät.
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Aufgabenstellung
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Aufgabe vorliegender Erfindung ist, vorgenannten, sprunghaften Einschnitt in den Anforderungen an die Körperbeherrschung zu überwinden und Kinder und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen ohne sportliche Vorbildung, einen quasi natürlichen Übergang von einfacher Schlittenfahrt zu Wintersportarten zu ermöglichen, die in überwiegend stehender Haltung und mit Kraft und Geschick ausgeführt werden.
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Dies ist hinsichtlich des Snowboardfahrens um so wichtiger, als dies nach Erhebungen von Roberts und Davidson [1, 2] speziell für Anfänger mit erhöhtem Risiko verbunden ist. Die Verletzungsquote entspricht etwa vier bis sechs Verletzungen pro 1000 Personen pro Tag und ist damit etwa doppelt so hoch wie die von Skifahrern. Dabei entfällt ein Viertel aller Verletzungen auf Neulinge und die Hälfte auf Anfänger mit weniger als einem Jahr Erfahrung.
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Lösung
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Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass ein schlittenartiges Gerät zunächst einfach zur ungeregelten Schlittenfahrt im Sitzen oder Liegen, dann zur gelenkten Bewegung, zunehmend auch im Stehen, und endlich gelenkt wie ein Snowboard bis hin zu artistischen Bewegungen genutzt werden kann.
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Der erfinderische Schritt ist dabei, die Kinematik von Skateboards bei einem Wintersportgerät einzusetzen und so weiter zu entwickeln, dass das Gerät hohe Lenkbarkeit bei geringen Anforderungen an die Geschicklichkeit im Sitzen, Liegen und dann im Stand verbindet und mit zunehmender sportlicher Ambition vom Schwingen im Schnee bis zu Sprüngen führt.
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Stand der Technik
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Derartige Versuche wurden in Deutschland und Österreich schon einmal mit dem ”Swingbo” unternommen. Er bestand aus zwei Skier, die mit einer Standplatte verbunden waren. Diese sollten auch wie ein Skateboard funktionieren, waren aber vor allem dazu gedacht, auf Skipisten zugelassen zu sein, die damals noch für Snowboards gesperrt waren.
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Das Fahren des Swingbo war jedoch bei höheren Geschwindigkeiten schwierig, denn im Prinzip sollte damit die skigemäße Kurvenfahrt durch Gewichtsverlagerung zwischen den Ski erfolgen. Nur war dabei weder Einkanten, noch die Veränderung von Winkel oder Abstand der Kurzski zueinander möglich. Auch die eigentlichen Skater-Tricks (s. u.) waren bei dieser Konstruktion nicht ausführbar, insbesondere eignete sich der Swingbo nicht für die Halfpipe.
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Andere Versuche, Snowboards bessere Steuereigenschaften zu vermitteln, sind z. B. durch
AT 442 192 (T) , bzw.
CN 1970121 (A) oder
EP 1790395 (B1) mit senkrecht stehenden Rändern bzw. Stahlkanten und mit Taillierung, wie von Carving Ski (
US 5.018.7609 ), oder durch Stützkanten, die bei Krängung greifen (nach
DE 3323813 A1 ) bekannt, kannten jedoch die grundsätzlichen Probleme nicht lösen.
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Technischer Hintergrund: Skateboarden
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Im Gegensatz zum Snowboarden liegt der Ursprung des Skateboardens in der Übertragung des Wellenreitens auf den Asphalt durch die Konstruktion eines Achssystems, dessen gewichtssensible Beweglichkeit das Lenken des Skateboards und das Einfedern zu Flips und Ollies ermöglicht.
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Dazu sind unter ein Skateboard üblicherweise zwei beweglich gelagerte Achsen geschraubt, an denen die 4 Räder geführt sind. Eine solche Aufhängung (Truck) wird unten anhand anliegender Zeichnung 1 näher beschrieben.
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Snowboard
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Dagegen ist das Snowboard ein Wintersportgerät, auch in Form eines Brettes mit etwas hochgezogener Nose und Tail, um auf Schnee zu fahren. Dabei steht der Fahrer seitlich zur Fahrtrichtung auf dem Brett.
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Ähnlich wie beim Surfboard wurden dabei anfänglich verstellbare Gummiriemen als Fußschlaufen und Antirutschflächen auf das Board montiert, um die Standsicherheit zu erhöhen. (siehe
WO 992 93 77 A1 ). Zunehmend wurden jedoch Techniken der Skiindustrie adaptiert, so z. B. P-Tex-Belöge, Stahlkanten und feste Bindungen.
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Ambitionierte Tricks sind mit Snowboards auf Rails, Half- und Quarterpipes, Ramps, sowie in Cornerjumps möglich, allerdings ohne den Kontakt zwischen Board und Füßen aufzugeben – was Flips und Ollies mit durch die Luft wirbelndem Board verhindert.
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Denn auf der Oberseite der Boards sind zwei Bindungen montiert, um die Snowboard-Schuhe auf dem Brett zu fixieren. Man unterscheidet dabei zwischen Platten- und Saftbindungen und deren jetzt verbreiteten Step-In-Ausführungen, die es ermöglichen, auch Saftboots im Stehen in die Bindung einzurasten.
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Feste Bindungen sind bislang erforderlich, weil Snowboards bei Abfahrt und Riesenslalom neben Gewichtsverlagerung durch Kanteneinsatz gesteuert werden.
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Allerdings verlangt dies bei verdichteter, oder gar bei wechselnder Griffigkeit der Schneedecke ein erhebliches Balancegefühl, weil das Board auf der Kante im Gleichgewicht gehalten werden muss. Deshalb sieht man Anfänger dieser Sportart oft mehr beim Ausruhen als beim Fahren.
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Die ungewohnte Belastung der Unterschenkel und Knie ist aber auch Mit-Ursache der häufigen Verletzungen bei Versagen der Kräfte (meist sind jedoch die Handgelenke betroffen, weil sich Anfänger bei harter ”Landung” mit den Händen abzustützen versuchen).
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Detaillierte Beschreibung der Erfindung
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Die Lösung der Aufgabe eines leichteren Übergangs vom eher passiven Fahren mit dem Rodelschlitten zum aktiven Snowboarden wird mit einer neuen Konstruktion des Snowboards erreicht, das sich graduell von einer Benutzung in sitzender Haltung mit zunehmender Steuerung durch Gewichtsverlagerung zu stehender Haltung mit effizienter Lenkung entwickelt werden kann.
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Voraussetzung dafür ist, dass die Steuerung durch Gewichtsverlagerung ohne wesentlichen Kanteneinsatz und daher weniger kräftezehrend möglich ist.
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Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, dass Gleitboards unter dem Hauptboard angeordnet sind und die Laufrichtung durch den Winkel der Gleitboards zueinander bestimmt wird.
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Vom ist ein Gleitboard angebracht, dahinter zwei Gleitbords parallel. Der Winkel wird wie der Winkel zwischen den Laufrichtungen der Rollen von Skateboards durch Gewichtsverlagerung reguliert, indem die Gleitboards wie die Achsen der Skateboards über Joche mit ähnlicher Kinematik in Lenkgummis und einer Zentralschraube geführt werden. Allerdings sind in diesem Falle auch einfachere Konstruktionen denkbar, etwa über Führungen mit kompressiblen Pads.
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Mehr noch als beim Boardskaten ist es bei der Standardkonstruktion jedoch möglich, die Steuerfunktion den sportlichen Fähigkeiten des Nutzers anzupassen. So kann durch Einsatz härterer Lenkgummis und straffem Anziehen der Kingpins ein betonter Geradeauslauf des Boards eingestellt werden, so dass das Gerät eher wie ein konventioneller Schlitten bergab zu benutzen ist – auf Grund der relativ sicheren Lage zunächst im Sitzen oder Liegen, später dann im Stehen, wobei bei jedem dieser Schritte jeweils gesteigerte Lenkmöglichkeiten durchgespielt werden können.
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Da die erforderliche Gewichtsverlagerung weit gehend der üblicher Snowboards entspricht, ohne dass gleichzeitig die Balance auf jeweils einer Boardkante gehalten werden muss, ergibt sich ein harmonischer und leicht zu erlernender Bewegungsablauf. Ferner erübrigt sich die unfallträchtige Zwangsverbindung zwischen Schuhen und Board.
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Generelle Beschreibung der Zeichnungen:
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1 zeigt die verbreitete Form der Radaufhängungen und Lenkung beim Skateboard,
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2 zeigt die wesentlichen konstruktives Elemente, 3 und 4 zeigen exemplarisch die Anstellwinkel der Gleitboards als Resultante der Gewichtsverlagerung auf dem Mainboard.
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Detaillierte Beschreibung der Funktionen anhand der Zeichnungen:
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1 zeigt die zwei Hauptkomponenten der Aufhängung eines Skateboards, die hier zur Steuerung durch Winkelstellung der Gleitboards übernommen werden: Den oberen Teil (baseplate) 14, der mit vier Schrauben (mounting, bolts, shorties) durch die Bohrungen 60 am Brett befestigt ist, und dem unteren Teil (Hanger) 18, der die Achse 52 mit kugelgelagerte Rollen (wheels, hier nicht gezeigt) aus Polyurethankunststoff trägt. Beide Teile werden über den Führungsbolzen 22 im Hohlraum 26 der Lenkgummikalotte (bushing) 62 in der Führungsbuchse 64 der Baseplate 14 geführt und mit der Hauptschraube (kingpin) 28 gesichert, sowie gegen die Dämpfungsscheiben (rubbers, dohdohs) 32 und 34 verspannt. Durch die beweglich um einen Kipppunkt (Pivot) 66 gelagerten Achsen kann das Skateboard mittels Gewichtsverlagerung gelenkt werden.
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2 zeigt die wesentlichen konstruktiven Elemente. Das vordere Gleitboard ist mit einer quer über das Board geführten Stange mit Fußrasten ausgeführt 1, das Gleitboard ist beweglich mit dem Mainboard 2 verbunden. Die Stange unterstützt den Lenkeinschlag, der durch die Gewichtsverlagerung eingeleitet wird, indem der Fahrer sich gegen die Fußraste abdrückt. Wenn der Fahrer sein Gewicht z. B. nach links verlagert, drückt er sich automatisch mit dem rechten Fuß ab, was zu einem natürlichen Bewegungsablauf führt Indem der Fahrer seine Füße auf der Fußrastenstange ruhen lässt, wird die Position des Fahrers auf dem Sportgerät stabilisiert, besonders in engen Kurven. Die Gleitboards verfügen über längs an den Seiten geführte Leitbleche 3, die das Gerät in der gewünschten Fahrtrichtung stabilisieren und ein Driften wirkungsvoll verhindern.
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Bei sitzender Fahrt befindet sich der Fahrer mittig auf dem Snowboard, die Füße ruhen auf den „Fußrasten”, die Hände umfassen an den Seiten des Boards angebrachte Griffe 4. Bei liegender Benutzung umfasst der Fahrer die Fußrasten mit den Händen und liegt bäuchlings auf dem Board. Die Fußrasten werden nun als Lenkstange verwendet. In stehender Fahrt nutzt der Fahrer Fußschlaufen 5, die in sitzende Fahrt niedergedrückt sind. Die Unterstützung der Lenkbewegungen über die Fußrasten entfällt in dieser Konfiguration. Dies wird jedoch dadurch kompensiert, dass der Fahrer stehend mehr Druck auf die Seiten des Boards aufbauen kann.
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3 zeigt die Art der Bewegung im erfindungsgemäßen mehrstufigen Snowboard: verlagert der Skater sein Gewicht 1 nach rechts, dreht sich das vordere Gleitboard 2 an der Vorderachse 3 wie beim Skateboards nach rechts, die hinteren Gleitboards 4 an der Hinterachse 5 aber nach links. Das Ergebnis ist, auch ohne wesentliche Aufkantung des Hauptboards und Krafteinsatz, eine Rechtskurve 6, wie sie auch als quasi-natürliche Bewegung – etwa beim Roller- oder Fahrradfahren – erlernt wird.
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4 zeigt die entgegengesetzte Drehung 12 durch Linksdrehung des vorderen Gleitboards 8 an der Achse 9 und der hinteren Gleitboards 11 an der Achse 10 nach rechts, wenn der Aufdruck 7 des Snowboarders durch Gewichtsverlagerung nach links erfolgt
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Literaturnachweis:
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[1] William O. Roberts: Bull's Handbook of Sports Injuries. McGraw-Hill Medical February 2004, ISBN 0071402918
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[2] Davidson TM, Laliotis AT (1996) Snowboarding injuries, a four-year study with comparison with alpine ski injuries. West J Med; p. 231
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- AT 442192 T [0011]
- CN 1970121 A [0011]
- EP 1790395 B1 [0011]
- US 50187609 [0011]
- DE 3323813 A1 [0011]
- WO 9929377 A1 [0015]