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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Fluidzylinder mit einem Gehäuse, das ein Zylinderrohr aufweist, und mit einem Kolben, der in dem Zylinderrohr verfahrbar ist, wobei der Kolben ein Volumen des Zylinderrohrs in einen ersten Zylinderraum und einen zweiten Zylinderraum unterteilt und mit einer Kolbenstange verbunden ist, die aus dem Gehäuse herausragt, wobei der erste Zylinderraum mit einem Arbeitsanschluss verbunden ist.
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Ferner betrifft die vorliegende Erfindung eine Pressvorrichtung mit einem derartigen Fluidzylinder.
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Fluidzylinder der oben beschriebenen Art, bei denen eine Kolbenstange aus dem Gehäuse herausragt, werden als Arbeitszylinder verwendet. Durch Zufuhr von Fluid in den Fluidzylinder wird die hierdurch bereitgestellte Fluidenergie in eine Bewegung umgewandelt. Die Bewegung ist in der Regel eine Linearbewegung des Kolbens, kann bei geeigneter Ausbildung des Fluidzylinders jedoch auch eine rotatorische Bewegung sein.
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Der Fluidzylinder kann entweder als pneumatischer Zylinder ausgebildet sein, ist jedoch vorzugsweise ein Hydrozylinder.
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Beispielsweise werden derartige Fluidzylinder in Pressvorrichtungen verwendet, bei denen der Kolben einen Press- oder Andrückvorgang durchführt. Bei solchen Pressvorrichtungen besteht generell die Gefahr, dass während eines Arbeitshubes des Fluidzylinders ein Finger oder eine Hand einer Bedienperson in den Weg des Kolbens gelangt. Aufgrund der von einem solchen Fluidzylinder bei dem Arbeitshub ausgeübten Kräfte kann es hierbei zu erheblichen Verletzungen kommen. Pressvorrichtungen dieser Art weisen daher in der Regel sicherheitstechnische Schutzvorrichtungen auf. Diese können beispielsweise Lichtgitter oder Lichtschranken beinhalten, die mit einer Sicherheitstechnik verbunden sind, um die Pressvorrichtung bei Durchbrechen der Lichtschranke sofort abzuschalten. Alternativ ist es möglich, die Schutzvorrichtungen mit einem Gehäuse auszubilden, in das nur über eine Sicherheitstür hineingelangt werden kann.
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Der Aufwand zum Einrichten der notwendigen sicherheitstechnischen Vorkehrungen ist beträchtlich.
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Vor diesem Hintergrund ist es eine Aufgabe der Erfindung, einen Fluidzylinder anzugeben, der sich zum Einsatz in einer Pressvorrichtung oder dergleichen eignet und mittels dessen das Maß der sicherheitstechnischen Vorkehrungen verringert werden kann. Ferner ist es eine Aufgabe der Erfindung, eine Pressvorrichtung anzugeben, die mit derart verringerten Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet werden kann.
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Die obige Aufgabe wird durch einen Fluidzylinder der eingangs beschriebenen Art gelöst, wobei das Zylinderrohr eine Öffnung aufweist, die mit dem Arbeitsanschluss verbunden ist, die während eines Grundhubes des Kolbens freiliegt und in den zweiten Zylinderraum mündet, und die während eines Krafthubes des Kolbens von diesem überdeckt ist oder in den ersten Zylinderraum mündet.
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Ferner wird die obige Aufgabe gelöst durch eine Pressvorrichtung mit einem derartigen Fluidzylinder.
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Durch die Maßnahme, eine Öffnung vorzusehen, die während eines Grundhubes des Kolbens freiliegt und während eines Krafthubes von diesem überdeckt bzw. überfahren ist, ist es möglich, den Fluidzylinder so auszugestalten, dass er eine hohe Eigensicherheit aufweist. So kann beispielsweise dafür gesorgt werden, dass die von dem Kolben ausgeübte Kraft während des Grundhubes nur so gering ist, dass Verletzungen durch eingeklemmte Finger oder dergleichen vermieden werden können. Hingegen kann während des Krafthubes, wenn die Öffnung überdeckt ist, von dem Fluidzylinder eine sehr hohe Kraft ausgeübt werden, die beispielsweise für einen Pressvorgang hinreichend ist.
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Die Größe des Krafthubes kann dabei relativ klein sein, beispielsweise so, dass während des Krafthubes ein Finger nicht eingeklemmt werden kann. Insbesondere kann der Krafthub kleiner sein als 10 mm, insbesondere kleiner als 8 mm, besonders bevorzugt kleiner als 5 mm. Hierdurch können Verletzungen einer Hand oder dergleichen vermieden werden, und der Fluidzylinder kann völlig unabhängig von einer Beschaltung ohne weitere Maßnahmen die notwendige Arbeitssicherheit leisten. Da die Sicherheit folglich gewährleistet werden kann, selbst wenn in einer Ventilbeschaltung des Fluidzylinders Fehler auftreten, kann bei Anwendung beispielsweise in einer Pressvorrichtung darauf verzichtet werden, aufwändige Sicherheitsmaßnahmen vorzusehen. So kann eine derartige Pressvorrichtung beispielsweise ohne Lichtgitter oder Lichtschranke bzw. ohne Gehäuse (Sicherheitstür) betrieben werden.
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Demzufolge wird durch das Bereitstellen eines erfindungsgemäßen Fluidzylinders die Möglichkeit geschaffen, Arbeitsvorrichtungen, die mit einem solchen Fluidzylinder betrieben werden, deutlich kostengünstiger bereitzustellen, da auf aufwändige Sicherheitsmaßnahmen verzichtet werden kann.
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Die Aufgabe wird auf diese Weise vollkommen gelöst.
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Von besonderem Vorzug ist es, wenn die Öffnung über eine Bohrung in dem Gehäuse mit dem Arbeitsanschluss verbunden ist.
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Diese Maßnahme erhöht die Eigensicherheit, da die Verbindung zwischen dem Arbeitsanschluss und der Öffnung nicht über eine externe Leitung erfolgt, die möglicherweise durch Einwirkung von außen beschädigt werden kann oder dergleichen. Vielmehr ist diese Verbindung im Inneren des Gehäuses des Zylinders eingerichtet, so dass Beschädigungen von außen vermieden werden können. Mit anderen Worten kann hierdurch gewährleistet werden, dass während des Grundhubes immer nur eine sehr geringe Kraft von dem Kolben ausgeübt wird.
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Ferner ist es vorteilhaft, wenn der zweite Zylinderraum mit einem Entlüftungsanschluss verbindbar ist.
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Während des Grundhubes kann ein verdrängtes Fluidvolumen in dem zweiten Zylinderraum über die Öffnung abfließen. Während des Krafthubes ist es jedoch bevorzugt, insbesondere bei einem Hydrozylinder, wenn der zweite Zylinderraum über einen Entlüftungsanschluss das während des Krafthubes verdrängte Fluid abführen kann.
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Der Begriff des Entlüftungsanschlusses ist vorliegend breit zu verstehen und nicht auf eine Entlüftung im Sinne des Entfernens von Luft zu verstehen. Vielmehr soll der Begriff des Entlüftungsanschlusses insbesondere bedeuten, dass während des Krafthubes verdrängtes Fluid über diesen Anschluss ausströmen kann, beispielsweise hin zu einem Tank.
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Dabei ist es von besonderem Vorzug, wenn eine Entlüftungsöffnung in den zweiten Zylinderraum mündet und über ein Entlüftungsventil mit dem Entlüftungsanschluss verbunden ist.
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Das Entlüftungsventil kann dabei während des Grundhubes geschlossen sein, wohingegen es während des Krafthubes geöffnet wird. Das Entlüftungsventil ist vorzugsweise ein von dem Kolbenweg abhängiges Ventil.
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Dabei ist es ferner vorteilhaft, wenn das Entlüftungsventil in das Gehäuse integriert ist.
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Hierdurch kann die Eigensicherheit des Fluidzylinders weiter erhöht werden.
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Insbesondere ist es bevorzugt, wenn das Entlüftungsventil im Bereich eines Gehäuseabschnittes ausgebildet ist, der von einer mit dem Kolben verbundenen Kolbenstange durchsetzt ist, wobei das Entlüftungsventil eine an der Kolbenstange ausgebildete Ringnut aufweist, deren Position und/oder axiale Länge auf den Krafthub abgestimmt ist.
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Bei dieser Ausführungsform wird das Ventil durch das Zusammenwirken zwischen dem Gehäuse und der Kolbenstange eingerichtet. So kann die Entlüftungsöffnung während des Grundhubes durch die in dem Gehäuse abgedichtete Kolbenstange von dem Entlüftungsanschluss getrennt sein. Während des Krafthubes kann Fluid jedoch von der Entlüftungsöffnung über die Ringnut hin zu dem Entlüftungsanschluss strömen, so dass für eine Entlüftung von verdrängtem Fluid gesorgt werden kann.
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Dabei ist diese Ventilfunktion nicht durch ein separates Ventil realisiert sondern durch den Fluidzylinder selbst, so dass die Eigensicherheit noch weiter erhöht werden kann. Insbesondere ist es bei dieser Ausführungsform nicht notwendig, für das Umschalten zwischen geschlossenem Entlüftungsventil während des Grundhubes und geöffnetem Entlüftungsventil während des Krafthubes eine elektronische Ansteuerung vorzusehen, die gegebenenfalls versagen könnte und daher entsprechend abzusichern wäre.
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Ferner ist es insgesamt vorteilhaft, wenn der Kolben mit einer zweiten Kolbenstange verbunden ist, die an dem der ersten Kolbenstange gegenüberliegenden Ende in dem Gehäuse geführt ist.
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Diese Maßnahme wird unabhängig von der Ausbildung einer Öffnung im Bereich des zweiten Zylinderraumes als eigene Erfindung angesehen.
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Hierdurch kann erreicht werden, dass die zweite Kolbenstange weitere Funktionen erfüllt, wie sie nachstehend beispielhaft beschrieben werden.
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So ist es besonders bevorzugt, wenn der Durchmesser der zweiten Kolbenstange kleiner ist als der Durchmesser der ersten Kolbenstange, so dass die Wirkfläche des Kolbens im Bereich des ersten Zylinderraumes größer ist als die Wirkfläche des Kolbens im Bereich des zweiten Zylinderraumes.
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Hierdurch ist es möglich, den Kolben nur durch Versorgen des Arbeitsanschlusses mit Fluid in Richtung des zweiten Zylinderraumes zu bewegen. Denn aufgrund der unterschiedlichen Wirkflächen wirkt auf den Kolben trotz des gleichen Druckes des Fluides in dem ersten und dem zweiten Zylinderraum eine Kraft in Richtung hin zu dem zweiten Zylinderraum.
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Hierbei ist es bevorzugt, wenn die Betätigungsgeschwindigkeit des Kolbens gegenüber möglichen Druckänderungen klein ist, so dass generell davon ausgegangen werden kann, dass während des Grundhubes in dem ersten Zylinderraum und in dem zweiten Zylinderraum der gleiche Druck vorherrscht.
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Der Unterschied zwischen den Wirkflächen ist dabei vorzugsweise so gewählt, dass die Kraft, die von dem Kolben während des Grundhubes ausgeübt werden kann (bei maximal möglichem Druck des Fluides), so gering ist, dass Verletzungen einer im Weg des Kolbens befindlichen Hand ausgeschlossen werden können. Insbesondere sollte die Kraft so gewählt sein, dass der Kolben während des Grundhubes durch eine im Weg befindliche Hand oder einen im Weg befindlichen Finger angehalten wird. Hierdurch kann die Eigensicherheit des Fluidzylinders weiter erhöht werden.
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Generell ist es möglich, dass der Fluidzylinder als einfachwirkender Zylinder ausgebildet ist.
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In diesem Fall kann im Bereich des zweiten Zylinderraumes beispielsweise eine Rückstellfeder oder dergleichen angeordnet sein.
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Besonders bevorzugt ist es, wenn der Fluidzylinder als doppeltwirkender Zylinder ausgebildet ist.
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Hierbei erfolgt eine Rückstellung des Kolbens in seine Ausgangsposition ebenfalls durch den Einsatz eines Fluides. Generell ist es möglich, dies zu erreichen, wenn man die Bohrung, die die in den zweiten Zylinderraum mündende Öffnung mit dem Arbeitsanschluss verbindet, durch ein Ventil verschließbar macht. In diesem Fall würde das Ventil entweder den Arbeitsanschluss mit der Öffnung verbinden oder die Öffnung mit einem weiteren Arbeitsanschluss.
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Insbesondere dann, wenn der Kolben mit einer zweiten Kolbenstange verbunden ist, ist es jedoch bevorzugt, wenn die zweite Kolbenstange mit einem zweiten Kolben verbunden ist, der in einem zweiten Zylinderrohr verfahrbar ist.
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Hierbei kann der Rückhub dadurch erreicht werden, dass ein dritter Zylinderraum in dem zweiten Zylinderrohr mit Fluid befüllt wird.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine schematische Längsschnittansicht durch einen Fluidzylinder gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung;
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2 ein Diagramm von Kraft über Weg des Fluidzylinders der 1;
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3 eine schematische Längsschnittansicht durch ein an den Fluidzylinder der 1 anzusetzendes Ansatzgehäuse, mittels dessen der Fluidzylinder als doppeltwirkender Fluidzylinder ausgebildet werden kann; und
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4 eine schematische Darstellung einer Pressvorrichtung mit einem erfindungsgemäßen Fluidzylinder.
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In 1 ist eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Fluidzylinders generell mit 10 bezeichnet.
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Der Fluidzylinder 10 weist ein Gehäuse 12 auf, das ein Zylinderrohr 14 beinhaltet. Das Zylinderrohr 14 ist in einer Längsachse 16 ausgerichtet und weist ein Volumen 18 auf.
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In dem Zylinderrohr 14 ist ein Kolben 20 in Längsrichtung verschieblich gelagert, der das Volumen in einen ersten Zylinderraum 21 und einen zweiten Zylinderraum 23 unterteilt. Der Kolben 20 ist in dem Zylinderrohr 14 dabei zwischen einer ersten Endposition 22, in der das Volumen des ersten Zylinderraumes 21 minimal ist, und einer zweiten Endposition 24 verschiebbar, in der das Volumen des zweiten Zylinderraumes 23 minimal ist.
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Der Kolben 20 ist mit einer ersten Kolbenstange 26 verbunden, die im Bereich eines ersten Zylinderdeckels 28 des Gehäuses 12 aus diesem herausragt. Der herausragende Teil der ersten Kolbenstange 26 kann beispielsweise als Arbeitskolben in einer Arbeitsvorrichtung wie einer Pressvorrichtung verwendet werden.
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An dem gegenüberliegenden axialen Ende weist das Gehäuse 12 einen zweiten Zylinderdeckel 32 auf. Ferner ist der Kolben 20 auf der der ersten Kolbenstange 26 gegenüberliegenden Seite mit einer zweiten Kolbenstange 30 verbunden, die aus dem Gehäuse 12 im Bereich des zweiten Zylinderdeckels 32 herausragt.
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Der Fluidzylinder 10 weist einen ersten Arbeitsanschluss A auf. Der erste Arbeitsanschluss A ist über eine Bohrung 34 im Bereich des zweiten Zylinderdeckels 32 mit einer ersten Arbeitsöffnung 36 verbunden, die axial in den ersten Zylinderraum 21 mündet.
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Ferner ist der erste Arbeitsanschluss A über eine Längsbohrung 40, die sich durch den Mantel des Zylinderrohrs 14 erstreckt, mit einer zweiten Arbeitsöffnung 38 verbunden, die radial im Bereich des zweiten Zylinderraums 23 in diesen mündet.
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Die zweite Arbeitsöffnung 38 ist in Längsrichtung gesehen zwischen den axial gegenüberliegenden Enden des ersten Zylinderraums 21 und des zweiten Zylinderraums 23 vorgesehen. Die zweite Arbeitsöffnung 38 unterteilt einen Gesamthub des Kolbens 20 (zwischen der ersten Endposition 22 und der zweiten Endposition 24) in einen Grundhub 42 und einen Krafthub 44. Der Grundhub 42 deckt dabei den Weg des Kolbens 20 von der ersten Endposition 22 bis hin zu der Position ab, bei der der Kolben 20 die zweite Arbeitsöffnung 38 überdeckt. Der Krafthub 44 deckt den restlichen Teil des Grundhubes ab. Während des Krafthubes 44 ist die zweite Arbeitsöffnung 38 entweder immer von dem Kolben 20 überdeckt und somit verschlossen oder ab einer bestimmten Position des Kolbens mit dem ersten Zylinderraum kurzgeschlossen (also von dem Kolben überfahren).
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Der Fluidzylinder 10 weist ferner einen Entlüftungsanschluss E auf. Der Entlüftungsanschluss E ist über ein Entlüftungsventil 48 mit einer Entlüftungsöffnung 46 verbindbar, die axial in den zweiten Zylinderraum 23 mündet.
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Die Entlüftungsöffnung 46 ist mit einer ersten Entlüftungsbohrung 50 in dem ersten Zylinderdeckel 28 verbunden, die in eine Durchführung für die erste Kolbenstange 26 mündet. Der Entlüftungsanschluss E ist über eine zweite Entlüftungsbohrung 52 angeschlossen, die ebenfalls in dem ersten Zylinderdeckel 28 ausgebildet ist und in der Durchführung für die erste Kolbenstange 26 mündet. Die erste Entlüftungsbohrung 50 und die zweite Entlüftungsbohrung 52 sind vorzugsweise miteinander ausgerichtet, und zwar in radialer Richtung.
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Zur Realisierung eines eigensicheren Entlüftungsventils 48 ist an der ersten Kolbenstange 26 eine Ringnut 54 vorgesehen, deren Position und axiale Länge auf den Krafthub 44 abgestimmt sind. Genauer gesagt tritt die Ringnut 54 während eines Arbeitshubes des Kolbens 20 in Überdeckung mit den Entlüftungsbohrungen 50, 52, wenn der Kolben 20 die zweite Arbeitsöffnung 38 überdeckt hat. Ferner bleibt die Ringnut 54 während des Krafthubes 44 in Überdeckung mit den Entlüftungsbohrungen 50, 52. Hierdurch kann während des Krafthubes 44 Fluid aus dem zweiten Zylinderraum 23 über die Entlüftungsöffnung 46, die erste Entlüftungsbohrung 50, die Ringnut 54, die zweite Entlüftungsbohrung 52 und den Entlüftungsanschluss E entweichen. Da während des Krafthubes 44 die zweite Arbeitsöffnung 38 von dem Kolben 20 überdeckt oder mit dem ersten Zylinderraum 21 kurzgeschlossen ist, kann über die Ringnut 54 und den Entlüftungsanschluss E ein nicht oder wenig kompressibles Fluid wie beispielsweise ein Hydrauliköl während des Krafthubes 44 aus dem zweiten Zylinderraum 23 verdrängt werden.
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Wie es in 1 gestrichelt dargestellt ist, kann anstelle eines Entlüftungsanschlusses E im Bereich des ersten Zylinderdeckels 28 auch ein Entlüftungsanschluss E' im Bereich des zweiten Zylinderdeckels 32 vorgesehen sein. In diesem Fall ist eine erste Entlüftungsbohrung 50' vorgesehen, die sich von der Entlüftungsöffnung 46 im Bereich des zweiten Zylinderraumes 23 über den ersten Zylinderdeckel 28 und einen Mantel des Zylinderrohrs 14 hin zu dem zweiten Zylinderdeckel 32 erstreckt, und zwar hin bis zu einer Durchführung der zweiten Kolbenstange 30 durch den zweiten Zylinderdeckel 32 hindurch. Ferner ist bei dieser Ausführungsform eine zweite Entlüftungsbohrung 52' vorgesehen, die sich von dem Entlüftungsanschluss E' hin zu der Durchführung der zweiten Kolbenstange 30 durch den zweiten Zylinderdeckel 32 erstreckt. Schließlich ist bei dieser Ausführungsform eine Ringnut 54' an der zweiten Kolbenstange 30 ausgebildet, deren Position und axiale Länge auf den Krafthub 44 abgestimmt ist.
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Die erste Kolbenstange 26 weist einen Durchmesser 60 auf, der größer ist als ein Durchmesser 62 der zweiten Kolbenstange 30. Hierdurch ist eine erste Wirkfläche 64 im Bereich des ersten Zylinderraumes 21 größer als eine zweite Wirkfläche 66 des Kolbens 20 im Bereich des zweiten Zylinderraumes 23.
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Die Arbeitsweise des Fluidzylinders 10 ist folgendermaßen. In einer Grundstellung befindet sich der Kolben 20 in der ersten Endposition 22. Zum Durchführen eines Arbeitshubes wird Fluid unter einem Druck in den Arbeitsanschluss A eingeführt. Das Fluid gelangt über die Bohrung 34 und die erste Arbeitsöffnung 36 in den ersten Zylinderraum 21, und gelangt ferner über die Längsbohrung 40 und die zweite Arbeitsöffnung 38 in den zweiten Zylinderraum 23. Generell ist von statischen Druckverhältnissen auszugehen. Da die Wirkfläche 64 des Kolbens 20 größer ist als die gegenüberliegende Wirkfläche 66, wird folglich bei gleichem Druck in den Zylinderräumen 21, 23 eine Kraft auf den Kolben 20 in Richtung hin zur zweiten Endposition 24 ausgeübt.
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In Abhängigkeit von dem maximalen Druck des Fluides ist der Unterschied zwischen den Wirkflächen 64, 66 so gewählt, dass die auf den Kolben 20 ausgeübte Kraft hierbei relativ klein ist und insbesondere keine Verletzungsgefahr für Hand oder Finger einer Bedienperson darstellt. Diese Sicherheitsfunktion, die dem Fluidzylinder 10 zu eigen ist, gilt für den gesamten Grundhub 42. Sobald der Kolben 20 die zweite Arbeitsöffnung 38 überdeckt hat und die Ringnut 54 die Verbindung zwischen der Entlüftungsöffnung 46 und dem Entlüftungsanschluss E freigegeben hat, wirkt auf den Kolben 20 ausschließlich eine Kraft, die sich durch den Druck des Fluides multipliziert mit der ersten Wirkfläche 64 ergibt. Der Entlüftungsanschluss E ist dabei vorzugsweise mit einem Tank oder dergleichen verbunden und ist jedenfalls drucklos oder auf einen sehr geringen Druck geschaltet. Hierdurch kann während des Krafthubes 64 eine relativ hohe, auf jeden Fall deutlich höhere Kraft auf den Kolben 20 ausgeübt werden, die beispielsweise für einen Arbeitsvorgang wie einen Pressvorgang verwendet werden kann. Der Krafthub 44 ist dabei vorzugsweise so kurz, dass eine Verletzungsgefahr für eine Bedienperson ausgeschlossen ist. Insbesondere ist der Krafthub 44 kleiner als 10 mm, vorzugsweise kleiner als 8 mm, insbesondere kleiner als 4 mm. Während des Krafthubes kann der Kolben die Öffnung 38 entweder durchgehend überdecken oder überfahren, so dass die Öffnung 38 in den ersten Zylinderraum 21 mündet.
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Der oben beschriebene Sachverhalt ergibt sich auch aus dem in 2 dargestellten Kraft/Weg-Diagramm. Dort ist gezeigt, dass der Weg s des Kolbens 20 zunächst über den Grundhub 42 geht, bei dem nur eine relativ geringe Kraft F1 auf den Kolben 20 ausgeübt wird. Im Bereich des Krafthubes 44, der sich an den Grundhub 42 anschließt, wird auf den Kolben 20 hingegen eine relativ große Kraft F2 ausgeübt, die für einen Arbeitsvorgang hinreichend ist.
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Der Fluidzylinder 10 kann als einfachwirkender Zylinder ausgebildet sein. In diesem Fall kann beispielsweise in dem zweiten Zylinderraum 23 eine axial wirkende Druckfeder angeordnet sein. Die Differenz zwischen den Wirkflächen 64, 66 ist dabei so einzurichten, dass die auf den Kolben 20 durch den Fluiddruck wirkende Kraft zum einen hinreichend groß ist, um die Rückstellkraft einer solchen Rückstellfeder zu überwinden, und ferner hinreichend ist, um den Kolben 20 während des Grundhubes 42 in Richtung der zweiten Endposition 24 zu bewegen.
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Alternativ hierzu kann der Fluidzylinder 10 auch als doppeltwirkender Zylinder ausgebildet sein.
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So ist in 3 eine Ausführungsform gezeigt, bei der an das Gehäuse 12 im Bereich des zweiten Zylinderdeckels 32 ein Ansatzgehäuse 68 angesetzt werden kann, das ein zweites Zylinderrohr 72 aufweist, in dem ein zweiter Kolben 70 axial verfahrbar ist. Der zweite Kolben 70 ist bei dieser Ausführungsform mit der zweiten Kolbenstange 30 verbunden. Das Ansatzgehäuse 68 kann auch in das erste Gehäuse 12 integriert sein.
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An dem Ansatzgehäuse 68 ist ein zweiter Arbeitsanschluss A2 vorgesehen, sowie ein zweiter Entlüftungsanschluss E2. Der zweite Arbeitsanschluss A2 ist mit einem dritten Zylinderraum 74 verbunden, der dem ersten Gehäuse 12 zugewandt ist. Der zweite Entlüftungsanschluss E2 ist mit einem vierten Zylinderraum 76 verbunden, der auf der dem dritten Zylinderraum 74 gegenüberliegenden Seite des zweiten Kolbens 70 angeordnet ist.
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Während des Arbeitshubes des ersten Kolbens 20 können der erste Arbeitsanschluss A2 und der zweite Entlüftungsanschluss E2 von einer Druckquelle getrennt werden, beispielsweise mit einem Tank verbunden werden. Hierdurch ist der zweite Kolben 70 innerhalb des zweiten Zylinderrohrs 72 axial frei beweglich und behindert den Arbeitshub nicht. Bei dem Rückhub wird der erste Arbeitsanschluss A drucklos geschaltet. Ausgehend von der zweiten Endposition 24 des ersten Kolbens 20 kann dann an den zweiten Arbeitsanschluss A2 ein Fluid unter Druck eingeführt werden, um auf diese Weise den zweiten Kolben 70 und damit auch den ersten Kolben 20 zurück in die erste Endposition 22 zu bewegen. Hierbei wird der zweite Entlüftungsanschluss E2 vorzugsweise drucklos geschaltet, beispielsweise mit einem Tank verbunden.
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Alternativ hierzu ist es auch möglich, in dem zweiten Zylinderrohr 72 im Bereich des dritten Zylinderraumes 74 eine Rückstellfeder anzuordnen, die alternativ oder zusätzlich zu einer Rückstellfeder in dem zweiten Zylinderraum 23 vorgesehen sein kann, um auf diese Weise einen einfachwirkenden Zylinder zu realisieren.
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In 4 ist in schematischer Form eine Pressvorrichtung 80 dargestellt. Unter einer Pressvorrichtung ist vorliegend allgemein jede Art von Vorrichtung zu verstehen, bei der ein relativ kurzer Krafthub erforderlich ist oder ausreicht. Die Pressvorrichtung 80 dient z. B. dazu, ein erstes Werkstück 82, das auf einem Werkstücktisch 84 aufliegt, mit einem zweiten Werkstück 86 zu verbinden, indem das zweite Werkstück 86 in eine nicht näher bezeichnete Öffnung des ersten Werkstückes 82 eingepresst wird. Diese Art eines Pressvorganges ist jedoch nur beispielhaft zu verstehen; auch andere Arten von Pressvorgängen können mittels einer solchen Pressvorrichtung 80 durchgeführt werden. Beispielsweise kann eine Pressvorrichtung 80 auch dazu verwendet werden, einen Abdichtvorgang oder einen Spannvorgang durchzuführen.
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Der Pressvorgang wird mittels eines Fluidzylinders 10 durchgeführt, wie er beispielsweise in den 1 bis 3 dargestellt ist. Dabei erstreckt sich aus dem Fluidzylinder 10 die erste Kolbenstange 26, die auf das zweite Werkstück 86 aufgesetzt wird. In 4 sind dabei ferner der Grundhub 42 und der Krafthub 44 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass der Krafthub 44 so klein ist, dass er zwar zur Durchführung des Pressvorganges hinreichend ist, jedoch während des Krafthubes 44 eine Gefährdung eines Fingers 88 einer Bedienperson ausgeschlossen ist. Während des Grundhubes 42 könnte ein Finger 88 zwar zwischen dem zweiten Werkstück 86 und dem Arbeitsende der ersten Kolbenstange 26 angeordnet sein; da hierbei jedoch die von der Kolbenstange 26 ausgeübte Kraft nur relativ gering ist, geht hiermit keine Verletzungsgefahr einher.