-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Empfang und zur Wiedergabe von Informationen, insbesondere von audio(visuellen) Informationen, wie sie von Radio- oder TV-Sendern ausgestrahlt werden, in einem Fahrzeug. Dabei wird der Begriff „Fahrzeug” breit verstanden, so dass bspw. Straßen-, Gelände-, Schienen-, Wasser- und Luftfahrzeuge davon umfasst sind.
-
In heutigen Fahrzeugen gehören neben Navigationssystemen insbesondere Radio- und TV-Empfangsgeräte zum Stand der Technik. Sie dienen der aktuellen Information sowie der Unterhaltung des Fahrers und der Fahrgäste. Die seit Jahrzehnten für die Radio- bzw. TV-Übertragung genutzte analoge Funkübertragungstechnik wird dabei zunehmend durch eine digitale Funkübertragung ersetzt. Solche digitalen Funkübertragungstechniken sind heute bspw. als DAB (Digital Audio Broadcasting) oder DVB-T (Digital Video Broadcasting Terrestrial) bekannt. Die digitalen terrestrischen Sendernetze wurden in den letzten Jahren zunehmend ausgebaut. Dennoch weisen die alten analogen sowie insbesondere die neuen digitalen Sendernetze Bereiche auf, in denen ein Empfang der Signale nicht oder abhängig von Umweltbedingungen nur schlecht möglich ist. Gebiete mit schlechtem Empfang finden sich bspw. in ländlichen oder hügeligen Gebieten. Bezieht man die für Navigationssysteme notwendigen Navigationssatellitensignale mit in die Betrachtung ein, so können sich hierbei in den Häuserschluchten von Großstädten oder ebenfalls in gebirgigen Regionen Empfangsausfälle ergeben. Diese eingeschränkten Empfangsqualitäten sind bekannt und messbar. Nachteilig ist demzufolge, dass die gewünschten Radio-/TV-Sendungen, Informationen, Musik etc. in Gebieten mit eingeschränkten Empfangsqualitäten nicht oder nur mit schlechter Qualität empfangen werden können.
-
Aufgabe der Erfindung ist es die vorstehend beschriebenen Empfangsausfälle oder Einschränkungen in ihrer dargestellten nachteiligen Wirkung zu minimieren.
-
Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 und eine Vorrichtung gemäß Anspruch 6.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betrieb einer an Bord eines Fahrzeugs befindlichen Vorrichtung zum Funkempfang und zur Wiedergabe von Informationen, wobei die Vorrichtung ein Empfangsmittel zum Funkempfang von ersten Informationen einer selektierbaren ersten Informationsquelle, ein Mittel zur Feststellung einer aktuellen Empfangsqualität der ersten Informationen, und ein Sende- und Empfangsmittel zum Funkinformationsaustausch mit einer zweiten Informationsquelle umfasst, sieht vor, dass im Fall, dass die Empfangsqualität der ersten Informationen einen vorgebbaren Schwellwert unterschreitet, automatisiert oder nach manueller Interaktion durch einen Bediener das Sende- und Empfangsmittel von der zweiten Informationsquelle bereitgestellte, von der Art der selektierten ersten Informationen abhängige zweite Informationen abruft.
-
Die Begriffe „Informationen”, „erste Informationen” und „zweite Informationen” werden breit ausgelegt. Sie können Daten, wie bspw. Navigationsdaten, Geländedaten, Audiodaten, Bilddaten, Textdaten etc. und/oder Signal- oder Textinformationen bezeichnen. Dabei ist unerheblich in welcher Form (analog/digital) die Daten über Funk übermittelt werden.
-
Bevorzugt ist vorliegend die erste Informationsquelle ein Radiosender oder ein TV-Sender oder ein Satellitensender und die zweite Informationsquelle das Internet oder ein Internet-Gateway. Der Funk-Informationsaustausch zwischen dem Sende- und Empfangsmittel und der zweiten Informationsquelle erfolgt in einer vorteilhaften Ausführungsform über Mobilfunksendenetze mittels GSM, UMTS, LTE oder GPRS.
-
Der Begriff der „Art” der selektierten ersten Informationen bezieht sich bevorzugt auf deren Informationsgehalt, und kennzeichnet beispielsweise eine bestimmte Radio- oder TV-Sendung, ein bestimmtes Nachrichtenthema, eine bestimmte Musikrichtung, ein bestimmtes Musikstück. Derartige Angaben lassen sich heute bspw. aus Zusatzinformationen der von Radio- bzw. TV-Sendern ausgestrahlten Radio/TV-Signale/Daten ermitteln. In einer bevorzugten Ausführungsform wählt die zweite Signalquelle durch deren Zugriff auf das Internet gezielt zweite Informationen identischer oder naheliegender Art aus und stellt diese für einen Abruf durch das Sende- und Empfangsmittel bereit.
-
Eine weitere Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei der das Fahrzeug zusätzlich ein Mittel zur Bestimmung der aktuellen Position des Fahrzeugs, eine Speichereinheit und eine Auswerteeinheit aufweist, zeichnet sich dadurch aus, dass mittels der Auswerteeinheit diejenigen Positionen des Fahrzeugs auf der Speichereinheit gespeichert werden, an denen vom Mittel zur Feststellung der Empfangsqualität ein Unterschreiten das Schwellwertes der Empfangsqualität festgestellt wird.
-
Diese Erfindung beschreibt somit ein Verfahren zur Anreicherung und Verbesserung der im Fahrzeug vorhandenen, d. h. von Radio-TV- oder Satellitensendern empfangenen Informationen/Daten durch externe Informationen. Diese externen Informationen können in bevorzugter Weise über ein sogenanntes Internet Application Gateway, d. h. durch eine Internetverbindung bereitgestellt werden.
-
Die Erfindung basiert bspw. darauf, dass insbesondere in modernen Fahrzeugen über Funkschnittstellen eine Internetanbindung des Fahrzeugs erfolgt, die es erlaubt, vom Fahrzeug aus auf das gesamte Internet und die darin bereitgestellten Informationen und Daten zuzugreifen. Dieser Zugriff auf das Internet erfolgt heute bevorzugt über Funknetze für Mobiltelefone, die eine nahezu lückenlose Gebietesabdeckung gewährleisten. Eine solche Verbindung erlaubt im Gegensatz zu etablierten Broadcast-Diensten wie bspw. FM-Radio, DAB-Radio DVB-T-TV einen Rückkanal, mittels dem, einem Application Gateway im Internet bspw. die Information über die aktuelle Position des Fahrzeugs, die aktuell konsumierte Audio- oder TV-Quelle (das Radio-/TV-Programm) bzw. die aktuelle Fahrtroute des Fahrzeugs bekannt gemacht werden kann. Der Internet Application Gateway ist bspw. eine Art Internet-Portal, welches das Fahrzeug gegenüber dem „freien” Internet eingrenzt.
-
In bevorzugter Weise kann unter Beachtung der aktuellen Empfangsqualität für die ersten Informationen am jeweiligen aktuellen Ort des Fahrzeugs, einschließlich einer aus aufgezeichneten Daten vergangener Fahrten bestimmten Empfangsqualität für vorausberechnete Orte des Fahrzeugs (bei einer aktiver Routenführung), ein Application Gateway gezielt Informationen anbieten, die die jeweilige eingeschränkte Empfangsqualität des Fahrzeugs ausgleichen und bevorzugt den ersten Informationen entsprechen, oder diesen zumindest nahekommen.
-
Zur Verdeutlichung sei beispielhaft angenommen, dass ein Fahrer mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn A8 von Stuttgart nach München über Ulm fährt. Auf der Strecke von Stuttgart nach Ulm ist als FM-Radiosender SWR3 eingestellt. Das Fahrzeug übermittelt dem Application Gateway (zweite Informationsquelle) Daten/Informationen über den aktuell eingestellten Sender, seine aktuelle Position und die aktuelle Fahrtroute. Nach Ulm in Richtung München wird die Empfangsqualität des Radiosenders SWR3 schlechter. Aufgrund des laufenden Datenaustausches zwischen Fahrzeug und Gateway, kennt der Application Gateway den aktuellen Ort und das aktuell eingestellte Radio-Programm (SWR3) des Fahrzeugs und bietet in dem Fall, dass die Empfangsqualität von SWR3 unter einen vorgebbaren Schwellwert fällt selbständig über die SW R3-Programmauswahl eine benachbarte Informationsquelle (z. B. auch einen SWR3-Podcast an), empfängt und speichert diese Informationen in Bereichen guter Empfangsqualität („Caching”) und bietet diese dem Kunden bei sinkender Empfangsqualität als Alternative an.
-
Ein anderes Beispiel basiert darauf, dass einige heutige Radioprogramme zahlreiche Wiederholungen aufweisen, d. h. dass Berichte, Nachrichten, Interviews, und teilweise ganzen Sendungen wiederholt gesendet werden. Dies trifft insbesondere auf reine Nachrichten TV-Sender zu. Das heißt, man könnte bei Empfangsproblemen bei den ersten Informationen der ersten Informationsquelle über eine erfindungsgemäße Informationsbeschaffung via der zweiten Informationsquelle, bspw. das Internet, das Programm manchmal sogar nahezu ”identisch” zu der Ausstrahlung der ersten Informationsquelle gestalten. Des Weiteren sind bei einigen Radiosendern, bspw. dem Deutschlandfunk (D LF), viele Berichte oder Interviews in Textform im Internet verfügbar. Bei schlechter Empfangsqualität dieser Radiosender (erste Informationsquelle) könnten diese Texte von der zweiten Informationsquelle bspw. dem Application Gateway, ermittelt, an das Fahrzeug übertragen und maschinell im Fahrzeug vorgelesen werden.
-
In einem weiteren Beispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine bekannte Empfangsschwäche eines Audio-/Video-Signals, z. B. eines heutigen DVB-T-Kanals, durch eine Internetinformation als Alternative ausgeglichen, wobei die zweite Informationsquelle, bspw. der Application Gateway, ein aktives Angebot zur zweiten Information macht. Weiterhin kann das Fahrzeug bekannte empfangsschwache Gebiete auf früheren Fahrten speichern und merkt hierzu jeweils eine potentielle Internetinformation vor. Diese Internetinformationen werden durch das Application Gateway fahrzeug- und programmspezifisch im jeweiligen Zeit- und Ortsbezug ausgewählt und dem Fahrzeug aktiv angeboten. Dabei kann der Application Gateway (zweite Informationsquelle) bei einer Radioquelle als erster Informationsquelle mit eingeschränkter Empfangsqualität, dem Fahrzeug eine naheliegende Alternativinformation anbieten, bspw. einen Podcast gleicher Thematik. Bei einer TV-Quelle als erster Informationsquelle mit eingeschränktem Empfang kann dem Fahrzeug eine naheliegende Alternativinformation angeboten werden, bspw. eine TV-Sendung gleichen oder ähnlichen Formats/Inhalts oder gleicher oder ähnlicher Thematik.
-
Bei einer weiteren Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens kann bei aktiver Routenführung und damit im Vorhinein bekannten Empfangsschwächen für den Empfang der ersten Informationen, der Internet- oder Application-Gateway sowohl Audio- als auch Video-Informationen (zweite Informationen) im Vorhinein bereitstellen und dazu das jeweilige aktuelle Programm im Fahrzeug heranziehen.
-
In einer bevorzugten weiteren Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens findet das Verfahren im Mehrplatzsystem Anwendung, d. h. bei unterschiedlichen und mehrfachen gleichzeitigen Applikationen, z. B. gleichzeitigen TV- und Radio-Programmen auf mehreren Plätzen des Fahrzeugs. Die zweite Informationsquelle, bspw. der Application Gateway kann auch zusätzliche Navigationsinformationen bereitstellen, bspw. erweiterte Karteninformationen, 3D-Geländemodelle, Luftbilder, etc., wenn das Fahrzeug sich in einem Gebiet mit unzureichender oder eingeschränkter Informationslage befindet und/oder in dieses Gebiet navigieren soll.
-
Eine weitere Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens basiert darauf, dass das Fahrzeug eine Ortungseinheit (z. B. GPS), eine digitale Straßenkarte und eine Kommunikationseinheit (z. B. über GSM) aufweist und weiterhin das Fahrzeug über eine Navigation mit Routenführung verfügt, Verarbeitungseinheiten und eine Speichereinheit im Fahrzeug für Audio- und Video-Informationen vorhanden sind, und als zweite Informationsquelle ein Application Gateway Informationen für das Fahrzeuge aus dem Internet bereitstellen kann. Zur orts- und zeitabhängigen Anreicherung von audiovisuellen Fahrzeuganwendungen (bspw. Radio, TV, Navigation) durch externe Dienste und Informationen, wird durch das Application Gateway (zweite Informationsquelle) eine zweite Information (als Angebot) fahrzeug- und programmspezifisch im jeweiligen Zeit- und Ortsbezug ausgewählt und dem Fahrzeug aktiv angeboten. Demzufolge sind dem Application Gateway auch die aktuell im Fahrzeug aktiven Quellen (Programme von Radio, TV) bekannt. Auf einer Speichereinheit können die von vergangenen Fahrten bekannten empfangsschwachen Gebiete abspeichert und für eine potentielle Internetinformation vorgemerkt werden. Die Nutzerpräferenzen (z. B. Radio-Programme) des jeweiligen Fahrzeugs können auf dem Application Gateway bekannt sein und bei der zeitlich-räumlichen Programmauswahl beachtet werden. Diese Nutzerpräferenzen können im Übrigen für den Fahrer individualisiert sein, wobei der jeweilige Fahrer dem Application Gateway bekannt sein muss. Alternativ können die Nutzerpräferenzen im Fahrzeug gespeichert werden und das Fahrzeug, d. h. eine Verarbeitungs- bzw. Steuereinheit des Fahrzeugs kann selbst entscheiden, welche zweiten Informationen vom Application Gateway angefordert werden, bspw. von den Gewohnheiten des Fahrers ausgehend, den es am besten ”kennt”. In diesem Fall müssen deutlich weniger Informationen/Daten an die zweite Informationsquelle übermittelt werden, was dem Datenschutz entgegenkommt.
-
Bevorzugt wird die Interaktion des Fahrers in der Weise minimiert, dass bei einer erkannten Empfangsschwäche durch die zweite Informationsquelle automatisch eine Alternative angeboten wird (und diese schon vorher im Fahrzeug abgespeichert wurde). Dabei kann das Fahrzeug über sogenannte „Managed Applications” verfügen, die bei bekannter Routenwahl auch vor deren Befahrung je nach Anwendung (Radio/TV/Navigation) entsprechende Informationen über das Application Gateway herunterladen. Das kann beispielsweise auch die Ergänzung einer Navigationsanwendung durch Internet-Informationen sein. Alternativ kann der Fahrer im Falle einer erkannten Empfangsschwäche für die ersten Informationen auf die Möglichkeit einer Internetquelle hingewiesen werden, die aber erst nach dem Kundenwunsch aktiv geladen wird.
-
Die erfindungsgemäße Vorrichtung, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorangegangenen Ansprüche, umfasst ein Empfangsmittel zum Funkempfang von ersten Informationen einer selektierbaren ersten Informationsquelle, ein Mittel zur Feststellung einer aktuellen Empfangsqualität der ersten Informationen, und ein Sende- und Empfangsmittel zum Funk-Informationsaustausch mit einer zweiten Informationsquelle, wobei im Fall, dass die Empfangsqualität der ersten Informationen einen vorgebbaren Schwellwert unterschreitet, automatisiert oder nach manueller Interaktion durch einen Bediener das Sende- und Empfangsmittel von der zweiten Informationsquelle bereitgestellte, von der Art der selektierten ersten Informationen abhängige zweite Informationen abrufbar ist.
-
Eine bevorzugte Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Vorrichtung umfasst ein Mittel zur Bestimmung der aktuellen Position des Fahrzeugs, eine Speichereinheit, und eine Auswerteeinheit, wobei die Auswerteeinheit dazu eingerichtet und derart ausgeführt ist, dass diejenigen Positionen des Fahrzeugs auf der Speichereinheit gespeichert werden, an denen vom Mittel ein Unterschreiten das Schwellwertes der Empfangsqualität festgestellt wird.
-
Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels erläutert. Dabei zeigt schematisch:
-
1 eine erfindungsgemäße Vorrichtung.
-
1 zeigt eine stark schematisierte erfindungsgemäße Vorrichtung 101. Die Vorrichtung 101 umfasst ein Empfangsmittel 102 zum Funkempfang von ersten Informationen einer selektierbaren ersten Informationsquelle 105, ein Mittel 103 zur Feststellung einer aktuellen Empfangsqualität der ersten Informationen, und ein Sende- und Empfangsmittel 104 zum Funk-Informationsaustausch mit einer zweiten Informationsquelle 106. Zwischen der ersten Informationsquelle 105 und dem Empfangsmittel 102 erfolgt eine unidirektionale Informationsübermittlung, in 1 wiedergegeben durch den Pfeil 107, zum Empfangsmittel 102 hin. Im Gegensatz dazu erfolgt der Informationsaustausch zwischen Sende- und Empfangseinheit 104 und der zweiten Informationsquelle 106 bidirektional, in 1 wiedergegeben als Doppelpfeile 108. Die Vorrichtung ist derart ausgeführt und eingerichtet, dass im Fall, dass die Empfangsqualität der ersten Informationen einen vorgebbaren Schwellwert unterschreitet, automatisiert oder nach manueller Interaktion durch einen Bediener das Sende- und Empfangsmittel 103 von der zweiten Informationsquelle 106 bereitgestellte, von der Art der selektierten ersten Informationen abhängige zweite Informationen abrufbar sind.
-
Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung bzw. dem erfindungsgemäßen Verfahren können Übertragungsmängel bei der herkömmlichen Informations- bzw. Datenübertragung (bspw. Radio bzw. TV Broadcasting) erheblich reduziert werden. Darüber hinaus wird dem Wunsch nach individualisierter und zuverlässiger Informationsbereitstellung in heutigen modernen Fahrzeugen Rechnung getragen.