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Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein zugehöriges Verfahren
zur präoperativen
Auswahl und Bestimmung einer Position einer Endoprothese mit einer
feststehenden ersten Rückprojektionsfläche mit
veränderbarer
Opazität
und einer beweglichen zweiten Rückprojektionsfläche.
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Bekannte
Lösungen
zur Auswahl einer Endoprothese und deren Positionsbestimmung vor
einem chirurgischen Eingriff nutzen Standardbildschirmarbeitsplätze und
eine Einpass-Software, um mittels Maus-Eingabe die Lage einer bildlichen
Darstellung von Endoprothesen in beispielsweise einem relevanten
Schnitt eines CT-Datensatzes oder einer Röntgenaufnahme festzulegen.
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In
der klinischen Praxis wird das „Einpassen” einer Endoprothese unter
Verwendung der Computermaus von Ärzten
häufig
als unergonomisch und umständlich
empfunden. Deshalb verwenden sie sowohl eine Kopie der elektronischen
Bilddaten auf einem Röntgenfilm
als auch Schablonen der unterschiedlichen, verfügbaren Endoprothesen, um eine geeignete
Endoprothese durch manuelles Verschieben unterschiedlicher Schablonen
auf dem Röntgenfilm
auszuwählen.
Dieses Verfahren wird im Folgenden „Röntgenfilm-Schablonentechnik” genannt. Meist
wird die Entscheidung über
die Auswahl einer bestimmten Endoprothese in einem Befund festgehalten.
Die genaue Lage der Endoprothese wird jedoch nicht in elektronischer
Form in einen Röntgenbilddatensatz übernommen.
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In
der gattungsbildenden bzw. nächstkommenden
Druckschrift „S.
Izadi et al., Going Beyond the Display: A Surface Technology with
an Electronically Switchable Diffuser; in Proceedings of User Interface
Software and Technology 2008 (ACM UIST 2008)” wird das neuartige Bildschirmanzeigesystem „Second
Light” vorgestellt. „Second
Light” nutzt
eine interaktive Bildschirmoberflächentechnik basierend auf einer schaltbaren
(Rück)-Projektionsfläche, die elektronisch
gesteuert diffus oder transparent sein kann.
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Eine
erste Projektionsfläche
bildet die unverschiebbare Oberfläche eines Gehäuses und
ist als Diffusor ausgelegt, der elektrisch in die Modi „diffus” oder „transparent” geschaltet
werden kann und somit entweder als Projektionsfläche dient oder Licht durchlässt. Erfolgt
das Umschalten zwischen den beiden Modi mit einer hohen, für das menschliche Auge
nicht mehr wahrnehmbaren Frequenz (z. B. mit 100 Hz), kann während der
transparenten Phase durch die erste Projektionsfläche hindurch
ein Bild auf eine zweite, bewegliche (Rück-)Projektionsfläche projiziert
werden, die sich oberhalb der ersten Projektionsfläche befindet.
Die alternierende Transparenz der ersten Projektionsfläche ermöglicht zudem
die Verfolgung der Manipulationen (Verschiebungen, Drehungen) an
der beweglichen zweiten Projektionsfläche mit Hilfe einer sich unterhalb
der ersten Projektionsfläche
befindlichen Kamera und einer Bildverarbeitungssoftware. Alternativ
könnten
Manipulationen (Verschiebungen, Drehungen) der zweiten Projektionsfläche auch
durch eine berührungsempfindliche Auslegung
der ersten Projektionsfläche
verfolgt werden.
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Die
DE 10 2004 046 151
A1 offenbart eine Vorrichtung zur visuellen Darstellung
grafischer Detailinformationen mit einem ersten Grafikoberflächenbereich,
auf dem grafische Informationen mit einem ersten optischen Auflösungsgrad
darstellbar sind, und einem zweiten Grafikoberflächenbereich, auf dem grafische
Informationen mit einem höheren zweiten
optischen Auflösungsgrad
darstellbar sind. Der zweite Grafikoberflächenbereich überlappt
mit dem ersten Grafikoberflächenbereich.
Im Bereich der Überlappung
sind die auf dem ersten Grafikoberflächenbereich dargestellten grafischen
Informationen auf dem zweiten Grafikoberflächenbereich mit dem zweiten
Auflösungsgrad
darstellbar.
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Die
US 2008/0077003 A1 offenbart
ein Verfahren zur virtuellen Adaption eines Implantats in einen
Körperteil
eines Patienten. Das Implantat und der Körperteil werden auf einem Monitor
dargestellt und zueinander virtuell verschoben, bis das Implantat in
den Körperteil
passt.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung eine Vorrichtung und ein Verfahren anzugeben,
die eine verbesserte präoperative
Auswahl und eine verbesserte präoperative
Positionsbestimmung einer Endoprothese ermöglichen.
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Gemäß der Erfindung
wird die Aufgabe mit der Vorrichtung und dem Verfahren der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
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Die
Erfindung beansprucht eine Vorrichtung zur präoperativen Auswahl und Bestimmung
einer Position einer Endoprothese. Die Vorrichtung umfasst eine
feststehende erste Rückprojektionsfläche mit
veränderbarer
Opazität
und eine bewegliche zweite Rückprojektionsfläche, die
sich bezüglich
einer Rückprojektion
vor der ersten Rückprojektionsfläche befindet.
Die Vorrichtung umfasst des Weiteren eine erste Projektionseinheit
zum Erzeugen mindestens einer ersten Projektion eines Bereichs eines
Objekts, in dem die Endoprothese eingepasst werden soll, auf die
erste Rückprojektionsfläche, eine
zweite Projektionseinheit zum Erzeugen mindestens einer zweiten
Projektion der Endoprothese auf die zweite Rückprojektionsfläche, wobei
die Skalierung der ersten und zweiten Projektion gleich ist, eine
Verschiebeeinheit zum Verschieben und/oder Drehen der zweiten Rückprojektionsfläche gegenüber der
ersten Rückprojektionsfläche und
eine in der Verschiebeeinheit angeordnete Rückkopplungseinheit, durch welche
die zum Verschieben der zweiten Rückprojektionsfläche bei
der Auswahl und Positionierung der Endoprothese erforderliche Kraft
derart veränderbar ist,
dass ein Benutzer ein haptisches Feedback erhält. Die Erfindung bietet den
Vorteil einer intuitiven haptischen Steuerung bei der Auswahl und
Positionsplanung einer Endoprothese und dass die Erfahrungen von
Nutzern einer Röntgenfilm-Schablonentechnik
angewandt werden können.
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In
einer Weiterbildung kann die zweite Projektion durch die erste Rückprojektionsfläche hindurch
erfolgen, indem deren Opazität
verändert
wird. Dadurch wird eine zweite Projektion einfach sichtbar.
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In
einer weiteren Ausführungsform
kann die erste Projektion eine zweidimensionale Projektion einer
Bildaufnahme oder einer Schnittbildaufnahme des Bereichs des Objekts
sein.
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Des
Weiteren kann die zweite Projektion eine zweidimensionale Projektion
einer bildlichen und/oder geometrischen Schnitt-Darstellung der Endoprothese sein.
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Vorzugsweise
können
die erste Projektion aus einer Röntgenaufnahme
oder einem Schnitt eines Tomographiedatensatzes und/oder die zweite Projektion
aus einem dreidimensionalen Geometriedatensatz der Endoprothese
erzeugbar sein.
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Die
Vorrichtung kann außerdem
eine Prothesenprojektionssteuereinheit zur Auswahl der ersten und
zweiten Projektion umfassen, wobei sie eine gemeinsame Bildaufnahmeebene
aufweisen.
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Die
Vorrichtung kann des Weiteren eine Zoomsteuereinheit zum simultanen
Zoomen der ersten und zweiten Projektion umfassen.
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In
einer Weiterbildung kann die Vorrichtung eine Simultanprojektionssteuereinheit
zur simultanen Veränderung
und/oder Auswahl der Bildaufnahmeebene der ersten und zweiten Projektion
umfassen.
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Außerdem kann
die Vorrichtung eine Prothesenauswahlsteuereinheit zur Auswahl einer
Endoprothese aus gespeicherten Daten umfassen.
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Die
Erfindung beansprucht auch ein Verfahren zur präoperativen Auswahl und Bestimmung
einer Position einer Endoprothese mit folgenden Schritten:
- – Erzeugen
mindestens einer ersten Projektion des Bereichs eines Objekts, in
dem die Endoprothese eingepasst werden soll, auf eine erste Rückprojektionsfläche mit
veränderbarer
Opazität,
- – Erzeugen
mindestens einer zweiten Projektion der Endoprothese auf eine beweglichen
zweite Rückprojektionsfläche durch
die erste Projektionsfläche
hindurch, wobei die Skalierung der ersten und zweiten Projektion
(6, 7) gleich ist, und
- – Verschieben
und/oder Verdrehen der zweiten Rückprojektionsfläche gegenüber der
ersten Rückprojektionsfläche derart,
dass die zweite Projektion in die erste Projektion eingepasst wird, wobei
die zum Verschieben der zweiten Rückprojektionsfläche bei
der Auswahl und Positionierung der Endoprothese erforderliche Kraft
derart verändert
wird, dass ein Benutzer ein haptisches Feedback erhält.
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Eine
Weiterbildung des Verfahrens kann eine Speicherung der Bezeichnung
der Endoprothese und ihrer Position bezüglich der ersten Projektion
umfassen.
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Vorteilhaft
daran ist, dass eine genaue Dokumentation für einen späteren chirurgischen Eingriff möglich ist.
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Weitere
Besonderheiten und Vorteile der Erfindung werden aus den nachfolgenden
Erläuterungen
mehrerer Ausführungsbeispiele
anhand von schematischen Zeichnungen ersichtlich.
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Es
zeigen:
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1:
ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur präoperativen Auswahl und Positionsbestimmung
einer Endoprothese,
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2:
eine Darstellung einer ersten und zweiten Projektion und
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3:
ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur präoperativen Auswahl und Positionsbestimmung
einer Endoprothese.
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1 zeigt
ein Blockschaltbild einer Vorrichtung zur präoperativen Auswahl und Positionsbestimmung
einer Endoprothese. Die Vorrichtung umfasst eine feststehenden ersten
Rückprojektionsfläche 1 mit
veränderbarer
Opazität
und eine zweite Rückprojektionsfläche 2,
die sich bezüglich
einer Rückprojektion
vor der ersten Rückprojektionsfläche 1 befindet
und gegenüber
dieser bewegbar ist. Die zweite Projektionsfläche 2 ist mit einer
Verschiebeeinheit 8 zum Drehen und Verschieben und einer Rückkopplungseinheit 3 verbunden.
Die Rückkopplungseinheit
beeinflusst beispielsweise nach dem Funktionsprinzip von Force-Feedback-Mäusen den Verschiebewiderstand
der zweiten Projektionsfläche 2 auf
der ersten Projektionsfläche 1 und
kann somit einem Benutzer ein haptisches Feedback beim Verschieben
der zweiten Projektionsfläche 2 geben.
Zusätzlich
kann die zweite Projektionsfläche 2 mit
Elementen 4 zur Steuerung, d. h. zur Drehung und Verschiebung
der zweiten Projektionseinheit, wie z. B. Schaltern, Trackballs
verbunden sein. Alternativ können
solche Steuerungselemente 4 auch auf die zweite Projektionsfläche 2 projiziert
und ihre „Bedienung” durch
eine Kamera unterhalb der ersten Projektionsfläche 1 erfasst werden.
Zweite Projektionsfläche, Rückkopplungseinheit 3 und
Steuerungselemente 4 bilden das sogenannte Handset 5.
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Die
Rückkopplungseinheit 3 ermöglicht,
die Verschiebung des Handsets 5 in bestimmte Richtungen
zu erleichtern oder zu erschweren. Durch die Erleichterung kann
der Benutzer in die Richtung geeigneter Einpassungen geleitet werden,
durch das Erschweren erhält
der Benutzer ein haptisches Feedback über schlechte oder unmögliche Einpassungen (z.
B. wenn der Gelenkkopf einer Hüftgelenksendoprothese
sich in der aktuellen Konfiguration mit einer knöchernen Struktur räumlich überschneidet).
Eine solche Force-Feedback Unterstützung für den Benutzer erfordert die
Extraktion relevanter Strukturen (z. B. Hüftgelenkspfanne und Endoprothesenkontour
im Falle von Hüftgelenksendoprothesen)
aus einer Anatomieprojektion 6 und einer Prothesenprojektion 7 mit
Hilfe geeigneter Bildverarbeitungsalgorithmen (z. B. Kantenerkennung)
sowie den Einsatz geeigneter Kollisions- und Bewegungsplanungsalgorithmen.
Alternativ zur automatischen Erkennung relevanter anatomischer Strukturen
kann der Benutzer diese auch mit einem Finger auf der ersten Rückprojektionsfläche 1 einzeichnen,
so dass sie von der Vorrichtung dargestellt und verwendet werden
können.
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Logisch
werden der ersten Projektionsfläche 1 und
dem Handset 5 mit der zweiten Projektionsfläche 2 zwei
in 1 nicht dargestellte 2D-Koordinatensysteme zugeordnet,
die der Benutzer der Vorrichtung durch Bewegung des Handsets 5 gegeneinander
verschieben und verdrehen kann.
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Mit
Hilfe einer ersten Projektionseinheit 11 erfolgt eine zweidimensionale
erste Projektion 6, im Folgenden Anatomieprojektion genannt,
einer geeigneten Röntgenaufnahme,
beispielsweise eine AP Aufnahme des Beckenbereichs im Fall der Auswahl und
Einpassung einer Hüftgelenksendoprothese, oder
eines geeigneten Schnitts (entweder nativer oder rekonstruierter
Schnitt) aus einem Tomographiedatensatz (Computertomographie, Magnetresonanztomographie)
auf die erste Projektionsfläche 1.
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Mit
einer Anatomieprojektionssteuereinheit 13 kann die Schnittebene
durch die anatomische Strukturen ausgewählt und/oder verändert werden (Verschiebung,
Drehung), sofern die Anatomieprojektion ein Schnitt durch einen
Tomographiedatensatz ist oder aus einem solchen errechnet wurde.
Die Anatomieprojektionssteuereinheit 13 kann beispielsweise
einen Trackball und Tasten umfassen oder als virtuelle Steuerung
auf einen Ausschnitt der ersten Projektionsfläche 1 ausgebildet
sein.
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Mit
Hilfe einer Prothesenauswahlsteuereinheit 14 kann ein Endoprothesenmodell
aus einer Vielzahl von Endoprothesenmodellen ausgewählt werden.
Die Prothesenauswahlsteuereinheit 14 umfasst beispielweise
ein auf einen Ausschnitt der ersten Projektionsfläche 1 projiziertes
Auswahlmenü.
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Mit
Hilfe einer zweiten Projektionseinheit 12 erfolgt eine
zweidimensionale zweite Projektion 7, im Folgenden Prothesenprojektion
genannt, eines geeigneten, aus dem 3D-Geometriemodell eines auswählten Endoprothesenmodells
errechneten, auf die Skalierung der Anatomieprojektion 6 angepassten Schnitts
durch das Endoprothesenmodell auf die zweite Projektionsfläche 2 des
Handsets 5.
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Durch
eine Prothesenprojektionssteuereinheit 15 wird das ausgewählte Endoprothesenmodell gegenüber den
anatomischen Strukturen im Raum gedreht und eine Schnittebene durch
das ausgewählte
und im Raum positionierte Endoprothesenmodell ausgewählt. Die
Prothesenprojektionssteuereinheit 15 umfasst beispielsweise
einen Trackball und Taster oder eine virtuelle Steuerung auf einem
Ausschnitt der ersten Rückprojektionsfläche 1.
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Mit
Hilfe einer Zoomsteuereinheit 16 wird die Anatomie- und
Prothesenprojektion 6, 7 simultan gezoomt (Zoom-In,
Zoom-Out). Die Zoomsteuereinheit 16 kann
beispielsweise auf einen Ausschnitt der ersten Projektionsfläche 1 projizierte
Elemente umfassen.
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Mit
Hilfe einer Simultanprojektionssteuereinheit 17 kann die
Schnittebene durch die Anatomie und das Prothesenmodell simultan
ausgewählt und/oder
verändert
werden (Verschiebung, Drehung). Die Simultanprojektionssteuereinheit 17 kann beispielsweise
einen Trackball und Taster umfassen oder als virtuelle Steuerung
auf einen Ausschnitt der ersten Rückprojektionsfläche 1 projiziert
werden.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Vorrichtung kann die erste Projektion 6 der anatomischen
Strukturen auf die erste Rückprojektionsfläche 1 sowie
die zweite Projektion 7 der Endoprothesen auf die zweite
Rückprojektionsfläche 2 dreidimensional
erfolgen, wodurch die Endoprothesenauswahl und deren Grobeinpassung
durch Verschiebung des Handset 5 und Drehung im Raum unter
Verwendung der Prothesenprojektionssteuereinheit 15 vereinfacht wird.
Um den Benutzer immer eine Sicht auf das Raumvolumen zu ermöglichen,
in dem die Einpassung erfolgen soll, werden in der dreidimensionalen Darstellung
die Strukturen in der Sichtlinie des Benutzers entweder automatisch
entfernt oder semitransparent dargestellt. Da eine dreidimensionale
Darstellung allerdings immer perspektivische Verzerrungen hat, muss
immer die Möglichkeit
zu einer Feineinpassung in 2D bestehen.
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In
einer weiteren Ausführungsform
kann auf die zweite Rückprojektionsfläche 2 im
Handset 5 verzichtet werden. Dieses bildet dann lediglich
ein bewegliches Eingabegerät,
dessen Position zur Steuerung des Systems erkannt wird und das gegebenenfalls
Force-Feedback an den Benutzer liefert. Die Projektion sowohl der
anatomischen Strukturen als auch der Endoprothese erfolgt dabei
auf die erste Rückprojektionsfläche 1,
die Darstellung der Endoprothese wird dabei von der Software des
Systems in die anatomischen Strukturen eingebettet und gemeinsam
projiziert.
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In
einer weiteren Ausführungsform
kann auf die zweite Rückprojektionsfläche 2 und
das Handset 5 verzichtet werden. Stattdessen wird ein virtuelles Handset
zusammen mit der Prothesenprojektion 7 auf die erste Rückprojektionsfläche 1 projiziert
und kann vom Benutzer gegenüber
der ebenfalls auf die erste Rückprojektionsfläche 1 projizierten
Anatomieprojektion 6 verschoben werden, indem er z. B. zwei
Finger an gegenüberliegenden
Ecken des virtuellen Handsets positioniert und es durch synchrones Ziehen
der Finger über
die Oberfläche
verschiebt. Die Darstellung des virtuellen Handsets und der Endoprothese
wird dabei von der Software der Vorrichtung in die anatomischen
Strukturen eingebettet und auf die erste Rückprojektionsfläche 1 projiziert.
Bei dieser Ausführungsform
ist allerdings kein Force-Feedback möglich.
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Die
Vorrichtung kann auch für
das Einpassen von Bauteilen z. B. in CAD-Anwendungen verwendet werden,
wobei das einzupassende Bauteil auf das Handset 5 projiziert
wird und das System, in das das Bauteil einzupassen ist, auf die
erste Rückprojektionsfläche 1 projiziert
wird.
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In 2 sind
eine erste Projektion 6, die sogenannte Anatomieprojektion,
und eine zweite Projektion 7, die sogenannte Prothesenprojektion,
dargestellt. Die Anatomieprojektion 6 zeigt einen Ausschnitt
eines menschlichen Beckens und wird auf der ersten Rückprojektionsfläche 1 abgebildet.
Die Prothesenprojektion 7 zeigt die Geometrie einer Endoprothese
und wird auf der zweiten Rückprojektionsfläche 2 abgebildet.
Mit den virtuellen Elementen 4 wird die Bewegung der zweiten
Rückprojektionsfläche 2 gesteuert.
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3 zeigt
ein Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur präoperativen
Auswahl und Positionsbestimmung einer Endoprothese mit den Schritten 100 bis 105.
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Im
Schritt 100 lädt
ein Benutzer einen Bilddatensatz des Bereichs eines Patienten, in
dem eine Endoprothese eingepasst werden soll, und erzeugt eine erste
Projektion 6 (Anatomieprojektion) auf einer ersten Rückprojektionsfläche 1 Sofern
es sich um einen Tomographiedatensatz handelt, wählt der Benutzer mit der Anatomieprojektionssteuereinheit 13 eine Anatomieprojektion 6 aus,
die auf eine erste Projektionsfläche 1 projiziert
wird. Alternativ kann von der Vorrichtung bereits eine Standardanatomieprojektion vorgeschlagen
werden (z. B. AP Schnitt auf Höhe des
Femurkopfes im Falle einer Hüftgelenksendoprothese).
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Im
Schritt 101 wählt
der Benutzer mit einer Prothesenauswahlsteuereinheit 13 auf
Basis einer Beurteilung der gewählten
Anatomieprojektion 6 und seiner Erfahrung ein Endoprothesenmodell
EM aus, das auf ein Handset 5 mit einer zweiten Rückprojektionsfläche 2 projiziert
wird. So entsteht die Prothesenprojektion 7. Alternativ
kann die Vorrichtung nach einer automatischen Erkennung und Vermessung
relevanter anatomischer Strukturen (z. B. im Fall von Hüftgelenksendoprothesen
des Winkels zwischen Femurhals und Femurschaft) ein Endoprothesenmodell
EM vorschlagen.
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Im
Schritt 102 erzeugt der Benutzer mit einer Prothesenprojektionssteuereinheit 15 eine
geeignete Prothesenprojektion 7. Alternativ kann die Vorrichtung
eine Prothesenprojektion 7 vorschlagen, die sich aus der
aktuell gewählten
Anatomieprojektion 11 sowie der typischen räumlichen
Anordnung der Endoprothese und der diese umgebenden anatomischen
Strukturen errechnen lässt.
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Im
folgenden Schritt 103 verschiebt oder dreht der Benutzer
das Handset 5 mit der Prothesenprojektion 7 gegenüber der
Anatomieprojektion 6 solange bis die Lage der Endoprothese
in der aktuellen Projektion passt oder bis er feststellt, dass das
gewählte
Endoprothesenmodell EM nicht passt und er ein alternatives Modell
probieren muss. Dabei wird das Verschieben des Handsets 5 von
der Vorrichtung getrackt und die Prothesenprojektion 7 immer
in den gleichen Bereich des Handsets 5 projiziert. Die
Einpassung kann dabei durch das System unterstützt werden, indem die Güte einer
Einpassung berechnet und dem Benutzer darüber ein Feedback über einen Ausgabekanal
optisch, akustisch und/oder haptisch gibt. Die Berechnung der Güte einer
Einpassung erfordert die Extraktion relevanter Strukturen (z. B. Hüftgelenkspfanne
und Endoprothesenkontour im Falle von Hüftgelenksendoprothesen) aus
der Anatomieprojektion 6 und der Prothesenprojektion 7 mit Hilfe
geeigneter Bildverarbeitungsalgorithmen (z. B. Kantenerkennung)
sowie den Einsatz geeigneter Kollisions- und Bewegungsplanungsalgorithmen.
Alternativ zur automatischen Erkennung relevanter anatomischer Strukturen
kann der Benutzer diese auch mit seinen Fingern auf der zweiten
Rückprojektionsfläche 2 einzeichnen,
so dass sie von der Vorrichtung dargestellt und verwendet werden
können.
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Nach
einer erfolgreichen Einpassung des Endoprothesenmodells EM in der
aktuellen Projektionsebene kann der Benutzer im Schritt 104 mit
der Simultanprojektionssteuereinheit 17 die Anatomieprojektionsebene
und die Prothesenprojektionsebene simultan verändern und prüfen, ob
das gewählte
Endoprothesenmodell EM und dessen Lage auch in anderen Projektionsebenen
passen. Bei Erfolg wird im Schritt 105 das gewählte Endoprothesenmodell
EM in einem Befund dokumentiert bzw. gespeichert. Außerdem kann
die ermittelte Position der Endoprothese in einem Overlay der Anatomieprojektion 6 gespeichert
werden. Auf diese Weise ist es möglich,
intra- oder postoperativ die Positionierung der Endoprothese zu
kontrollieren, in dem die geplante Position mit der tatsächlichen
Position, z. B. unter Verwendung von Registrierungsalgorithmen,
verglichen wird.
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Ist
es dem Benutzer nicht möglich,
das gewählte
Endoprothesenmodell EM einzupassen, kann er mit der Prothesenprojektionssteuereinheit 15 im Schritt 105 eine
andere Schnittebene durch die Endoprothese wählen und somit die Endoprothese
im Raum gegenüber
der Anatomie drehen und eine erneute Einpassung gemäß Schritte 103, 104 versuchen.
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Die
beschriebene Vorrichtung und das Verfahren ermöglichen dem Benutzer, eine
auf das Handset 5 zu projizierende Endoprothese auszuwählen, deren
Lage im Raum sowie eine Schnittebene durch sie festzulegen und das
Handset 5 solange zu verschieben bzw. zu drehen, bis eine
geeignete Endoprothese gefunden und diese eingepasst ist. Da der
Benutzer dabei ein physisches Element, nämlich das Handset 5,
mit seinen Händen
verschiebt, ist das beschriebene Verfahren wesentlich intuitiver
und handhabbarer als die Auswahl und die Einpassung eines Endoprothesenmodells
EM auf einem Standardbildschirmarbeitsplatz unter Verwendung einer Computermaus.
Außerdem
ist das Verfahren weitgehend einer Einpassung durch Verschieben
von Endoprothesenschablonen auf einem ausgedruckten Röntgenbild
nachempfunden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Erste
Rückprojektionsfläche
- 2
- Zweite
Rückprojektionsfläche
- 3
- Rückkopplungseinheit
- 4
- Element
zur Steuerung
- 5
- Handset
- 6
- Erste
Projektion/Anatomieprojektion
- 7
- Zweite
Projektion/Prothesenprojektion
- 8
- Verschiebeeinheit
- 11
- Erste
Projektionseinheit
- 12
- Zweite
Projektionseinheit
- 13
- Anatomieprojektionssteuereinheit
- 14
- Prothesenauswahlsteuereinheit
- 15
- Prothesenprojektionssteuereinheit
- 16
- Zoomsteuereinheit
- 17
- Simultanprojektionssteuereinheit
- 100
- Erzeugen
einer ersten Projektion 6
- 101
- Auswahl
eines Endoprothesenmodells EM
- 102
- Erzeugen
einer zweiten Projektion 7
- 103
- Verschieben
und/oder Verdrehen
- 104
- Simultanes
Verändern/Auswahl
einer Schnittebene
- 105
- Speichern
- EM
- Endoprothesenmodell