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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatischen Abtrennen und
Isolieren von Gewebezellen einer Gewebeschicht aus einem mehrschichtigen biologischen
Gewebe des tierischen oder menschlichen Körpers, besonders Epithelzellen
aus Hautbiopsaten sowie eine Vorrichtung zur automatischen Durchführung dieses
Verfahrens.
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Technisches Gebiet
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Die
Erfindung betrifft das technische Gebiet des Tissue Engineering.
Das Prinzip des Tissue Engineering besteht im Wesentlichen darin,
aus biologischem Gewebe, das in einem separaten Verfahrensablauf
aus dem menschlichen oder tierischen Körper in Form von Spendergewebe
als sogenanntes Biopsat gewonnen werden kann, vitale Zellen oder
Zellverbände
zu isolieren und daraus neue Gewebe zu konstituieren. Die isolierten
Zellen werden vermehrt und im Anschluss zum Aufbau neu konstituierter
dreidimensionaler Gewebestrukturen, beispielsweise neu konstituierter
Hautäquivalente,
aufgebracht. Solche neu konstituierten Gewebe können dann als Testsysteme in
der Forschung, insbesondere zur Wirkstofferforschung oder als Transplantate
in der Medizin eingesetzt werden, um verlorene Organfunktionen zu
ersetzen. Beispielsweise werden zweischichtige Hautmodelle bevorzugt
als Testsysteme für
Wirkstoffe, Chemikalien und Kosmetika eingesetzt und stellen eine
Alternative zum Tierversuch dar.
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Es
wird erwartet, dass der hohe Bedarf an Hauttestsystemen aus humanen
primären
Zeilen und die Anforderungen an deren Reproduzierbarkeit kann letztlich
nur durch eine Automatisierung des Herstellungsprozesses gewährleistet
werden. Für den
Aufbau von Hauttestsystemen werden zwei unterschiedliche primäre Zelltypen,
und zwar Fibroblasten und Keratinozyten, benötigt, die bekanntermaßen aus
mehrschichtigem Hautgewebe (insbesondere Präputiumbiopsate) isoliert werden.
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Stand der Technik
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Besonders
im Zusammenhang mit der regenerativen Medizin besteht der Bedarf,
biologische Laborprozesse unter Reinraumbedingungen GMP-konform
zu automatisieren. Dadurch soll eine höhere Ausbeute, eine höhere Prozesssicherheit
sowie eine standardisierbare Prozessoptimierung und Prozesskontrolle
erreicht werden.
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Eine
Schwierigkeit besteht vor allem darin, die Vielzahl an unterschiedlichen
vorbekannten manuellen Schritten und Handlungsabläufen der
Gewebeaufbereitung und Zellisolation in zweckmäßig automatisierten Handhabungen
umzusetzen. Eine besondere Herausforderung an die Automatisierung solcher
Abläufe
stellt dabei die Trennung verschiedener Gewebeschichten aus mehrschichtigen
Gewebeverbänden
dar, insbesondere die Abtrennung von Epithelschichten von Gewebeverbänden wie
Hautbiopsaten.
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Im
Zusammenhang mit der Isolation von Gewebeschichten verschiedener
Zelltypen aus Spendergewebe, insbesondere Hautgewebe sind manuelle
Verfahren bekannt, worin zur Trennung von Epidermis und Dermis eines
Hautbiopsats unmittelbar nach Abtrennung von gegebenenfalls anhaftendem Fettgewebe
mit einem Skalpell in circa 2 × 2
mm2 kleine Stücke geschnitten und in eine
Enzymlösung überführt wird.
Diese soll die Verbindung zwischen Epidermis und Dermis, besonders
die dazwischen angeordnete Basalmembran auflösen. Das vollständige Zerschneiden
des Biopsates ist erforderlich, um dem Enzym eine Angriffsfläche zur
Basalmembran zu bieten. Dieses manuelle Verfahren lässt sich
nicht automatisieren. In bekannten Verfahren wird davon ausgegangen,
dass sich das Biopsat nur durch einen ziehenden Schnitt auf der
Epidermisseite zerschneiden lässt.
Weiter ist eine für
einen definierten Schnitt erforderliche Ausrichtung des Biopsats
in reproduzierbarer Weise aufgrund der unterschiedlichen Biopsatgrößen und
-beschaffenheit nicht realisierbar. Ein wesentliches Problem ergibt
sich vor allem daraus, dass das zerschnittene Biopsatgewebe anschließend manuell
in die beiden Gewebeschichten getrennt werden muss. Dies findet
in den bekannten manuellen Verfahren an den einzelnen Biopsatstücken mittels
einer Pinzette und unter optischer Kontrolle statt, wobei die Epidermisschicht
mit der Pinzette von der etwas dickeren Dermisschicht abgezogen wird.
Da Hautbiopsate dazu neigen, sich einzurollen, ist die Handhabung
zusätzlich
erschwert. Aktuell gibt es keine geeignete Technologie, um den qualitativen optischen
Unterschied zwischen den beiden Gewebeschichten für ein automatisiertes,
robotergestütztes
Abziehen der Gewebeschichten voneinander auszuwerten.
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In
den manuellen Verfahren muss, um einzelne Epithelzellen aus der
manuell abgetrennten Epithelschicht zu gewinnen, die Epithelschicht zunächst in
einem weiteren Verfahrensschritt homogenisiert werden und im Anschluss
einer Trypsinbehandlung unterzogen werden. Hier ist eine hohe Einwirkzeit
erforderlich, um eine große
Anzahl an vereinzelten Epithelzellen zu gewinnen. Die Inkubationszeit beträgt dabei
bekanntermaßen
zwischen 15 und 20 Minuten, insbesondere etwa 18 Minuten. Nachteilig ist
dabei, dass das Enzym Trypsin schon nach wenigen Minuten einen schädlichen
Einfluss auf die Zellvitalität
der Epithelzellen, insbesondere Keratinozyten, hat.
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Im
bekannten Verfahren wird die Enzymreaktion nach Ende der definierten
Inkubationsdauer abgestoppt. Die Suspension wird durch ein Zellsieb gegeben,
abzentrifugiert, und die Zellen werden in einem spezifischen Nährmedium
resuspendiert.
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Daneben,
findet optional eine Aufbereitung der von der Epithelschicht befreiten
weiteren Gewebeschicht, insbesondere der Dermisschicht statt.
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Aus
der
DE 691 28 530
T2 ist ein Verfahren zur Herstellung von Lebendhaut-Äquivalenten
bekannt, worin eine Hautprobe bereitgestellt wird, die enzymatisch
behandelt wird, um die Epidermis zu trennen, und die Epidermis enzymatisch
behandelt wird, um die Keratinozyten freizusetzen. Aus der
DE 101 47 950 A1 ist
ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Extraktion von Zellmaterial
aus einer Gewebeprobe bekannt, worin Gewebeschichten durch Anfrieren von
Zellmaterial an eine Probenentnahmevorrichtung getrennt werden.
Aus der
DE 199 12
798 C1 ist eine Vorrichtung zur Auftrennung einer Gewebeprobe
in Gewebefragmente bekannt, wobei eine Gewebeprobe auf eine aufgeraute
Schneidplatte gelegt und mittels eines Schneidmesserrahmens durchtrennt
wird.
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Bisherige
Lösungsansätze zur
Automatisierung im Bereich der Zellkulturtechnik und des Tissue Engineering
beschränken
sich hauptsächlich
auf die Kultivierung von Einzelzellen: Automatisierte Robotersysteme
sind bekannt, die Zellkulturflaschen oder Bioreaktoren, insbesondere
im Format standardisierter Multiwellplatten, handhaben können. Alle
für die Zellkultur
erforderlichen Schritte, Inkubation, Medienwechsel, Passagier- und
Ernteprozesse werden automatisiert und gegebenenfalls auch unter
GMP-konformen Bedingungen durchgeführt. Weder für die Zellextraktion
der zu kultivierenden Zellen, noch für die Weiterverarbeitung der
kultivierten Zellen stehen bisher automatisierbare Verfahren oder
Mittel bereit.
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Aufgabenstellung
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Der
vorliegenden Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, ein
automatisierbares Verfahren zum Abtrennen und Isolieren einer Gewebeschicht,
besonders einer Epithelzellschicht von anderen Gewebeschichten eines
Gewebeverbands bereitzustellen, der aus einer ersten Gewebeschicht, bevorzugt
einer Epithelzellen enthaltenden Epithelschicht und mindestens einer
weiteren Gewebeschicht besteht, wobei bevorzugt die Epithelschicht mit
der mindestens einer weiteren Gewebeschicht über eine Basalmembran verbunden
ist, die zwischen der Epithelschicht und der weiteren Gewebeschicht
angeordnet ist. Das Verfahren soll vor allem technisch aufwändige und
schlecht automatisierbare Handhabungsschritte, wie aus der manuellen
Bearbeitung von Gewebestücken
bekannt, vermeiden und eine einfache technische Realisierung in
automatisierten robotergestützten
Systemen ermöglichen.
Die Epidermiszellen sollen abgetrennt und insbesondere isoliert
werden von einem biologischen Gewebestück, wobei das Gewebestück bevorzugt ein
Spendergewebe ist, besonders bevorzugt menschliches oder tierisches
Hautgewebe, welches bevorzugt zumindest eine Epidermis und zumindest eine
Dermisschicht aufweist.
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Ein
damit verbundenes technisches Problem ist die Bereitstellung einer
speziellen Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
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Das
technische Problem wird gelöst
durch die Bereitstellung eines Verfahrens zur Trennung einer ersten
Gewebeschicht aus einem mehrschichtigen biologischen Gewebeverband,
bestehend aus der ersten Gewebeschicht und mindestens einer weiteren
mit der ersten Gewebeschicht, insbesondere fest verbundenen Gewebeschicht, wobei
die erste Gewebeschicht im Vergleich zu der weiteren Gewebeschicht
mechanisch spröder
und somit die weitere Gewebeschicht im Vergleich zu der ersten Gewebeschicht
mechanisch zäher
ist. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass durch Beaufschlagen des
Gewebeverbandes mit einem oder mehreren abrupten Kraftimpulsen (Hacken)
in der ersten Gewebeschicht Sprödbruch
ausgelöst
wird, so dass die dadurch aufgespaltene erste Gewebeschicht von
der weiteren Gewebeschicht ablösbar
wird. Insbesondere ermöglicht
das erfindungsgemäße Verfahren
ein Eindringen eines die Gewebeschichten an ihren Verbindungsstellen
lösenden
Agens durch die durch den Sprödbruch
der integrierten erste Gewebeschicht, welche ansonsten ein Vordringen
des Agens an die Gewebeverbindungsstellen verhindern würde. Außerdem ermöglicht das
erfindungsgemäße Verfahren,
dass die durch den Sprödbruch
desintegrierte erste Gewebeschicht in „Bruchstücken” von der mindestens einen
weiteren Gewebeschicht ablösbar wird,
so dass durch einfache nachfolgende Handhabungsschritte ein Trennen
der Gewebeschichten ermöglicht
wird. Besonders liegen die Gewebebruchstücke der ersten Gewebeschicht
in Suspension vor, während
die vom Sprödbruch
nicht erfassten weiteren Gewebeschichten als weitgehend zusammenhängendes
Gewebe intakt bleiben so auf einfache Weise von der Suspension abtrennbar
sind.
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Das
technische Problem wird in bevorzugter Ausgestaltung gelöst durch
die Bereitstellung eines Verfahrens zur Isolierung von Epithelzellen
aus einem Gewebeverband, bestehend aus einer die Epithelzellen enthaltenden
Epithelzellschicht und mindestens einer mit der Epithelzellschicht über eine
dazwischen liegende Basalmembran verbundenen weiteren Gewebeschicht,
welches gekennzeichnet ist durch die zumindest folgenden Verfahrensschritte:
- a) Die Integrität der Epithelzellschicht des
Gewebeverbandes wird zerstört
durch bevorzugt wiederholte Hackbewegungen einer Klinge, das heißt durch
Beaufschlagen des Gewebeverbandes über die Klinge mit einem oder
mehreren abrupten Kraftimpulsen, sodass die Epithelzellschicht, besonders
an der Stelle des einwirkenden Kraftimpulses, bevorzugt im Wesentlichen,
bis zur Basalmembran hin aufgespalten wird, wobei bevorzugt die
mindestens eine darunterliegende weitere Gewebeschicht vollständig, oder
bevorzugt im Wesentlichen intakt bleibt;
- b) Inkontaktbringen des die aufgespaltete Epithelzellschicht
aufweisenden Gewebeverbands mit einem die Basalmembran des Gewebeverbands lösenden Agens,
sodass sich die Epithelzellschicht von dem Gewebeverband ablöst, wobei ein
die mindestens eine weitere Gewebeschicht enthaltendes Restgewebe
des Gewebeverbandes vollständig,
bevorzugt im Wesentlichen, intakt bleibt;
- c) Abtrennen der abgelösten
Epithelzellschicht von dem die mindestens eine weitere Gewebeschicht
enthaltenden Restgewebe des Gewebeverbandes.
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Bevorzugt
findet das Hacken, das heißt
das Beaufschlagen mit einem abrupten Kraftimpuls des Gewebeverbandes
im Schritt a) wiederkehrend statt; die Wiederholfrequenz des Hackens
beträgt
in Schritt a) von 1 bis 5 Hz, bevorzugt von 3 bis 5 Hz. Andere Wiederholraten
sind, je nach den Eigenschaften des zu bearbeitenden Gewebeverbands
durch den Fachmann in Kenntnis der erfindungsgemäßen Lösung anpassbar, um gegebenenfalls
das Hackergebnis zu verbessern, ohne dass der Erfindungsgedanke
verlassen wird.
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Die
Erfindung sieht also vor, vor einem Auflösen des Gewebeverbands durch
ein lösendes
Agens die Integrität
der Epithelzellschicht durch einen abrupten Kraftimpuls auf den
Gewebeverband (Hacken) zu zerstören.
Charakteristisch für
diese neuartige Desintegrationsmethode ist, dass dabei die mit der
Epithelzellschicht verbundene mindestens eine weitere Gewebeschicht
nicht oder nicht wesentlich desintegriert wird und daher vollständig oder
zumindest im Wesentlichen intakt bleibt. Das heißt, der Gewebeverband bleibt
im Anschluss an Schritt a) als solcher mechanisch erhalten, was
die automatisierte, insbesondere robotergestützte Weiterverarbeitung erleichtert.
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Die
Erfindung macht sich die überraschende Erkenntnis
zunutze, dass die mechanischen Eigenschaften der Epithelzellschicht
sich von den mechanischen Eigenschaften von mit der Epithelzellschicht verbundenen
weiteren Gewebeschichten unterscheiden. Insbesondere ist die Epithelzellschicht
im Vergleich zu den damit verbundenen weiteren Gewebeschichten vergleichsweise
spröde
und die an eine Epithelzellschicht anhaftenden weiteren Gewebeschichten
sind vergleichsweise zäh.
Ohne an die Theorie gebunden sein zu wollen, verursacht der abrupte
Hackimpuls auf das Gewebe einen im Wesentlichen verformungslosen
Sprödbruch
in der Epithelzellschicht, während
vergleichsweise zähe
Gewebeschichten im Wesentlichen intakt bleiben. Der abrupte Hackimpuls
kann keinen verformungsreichen Zähbruch
in einem vergleichsweise zäheren
Gewebe erzeugen.
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Durch
die vorliegende Erfindung wird dem Fachmann ermöglicht, die bisher bekanntermaßen nur
durch eine ziehende Schnittführung
erreichte Zerteilung des Gewebes durch eine bruchmechanische Beanspruchung
zum Auftrennen der Epithelzellschicht im Gewebeverband zu ersetzen
und durch die zu erreichbare Desintegration der Epithelzellschicht
kann ein Gewebe auflösendes
Agens unmittelbar an die der Epithelzellschicht anliegenden Basalmembran
einwirken, wodurch diese aufgelöst werden
kann, um den Gewebeverband aufzulösen und insbesondere die Epithelzellen
an der mindestens einen weiteren Gewebeschicht des Gewebeverbands
abzulösen.
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Die
Erfinder fanden weiter überraschend, dass
der vorteilhafte Effekt des abrupt wirkenden Kraftimpulses (Hacken)
auf die Zerstörung
der Integrität
der Epithelzellschicht im Gewebeverband tatsächlich im Wesentlichen unabhängig von
der Orientierung des Gewebestücks
in Bezug auf die Hackrichtung ist. Es hat sich herausgestellt, dass
es nicht, wie zunächst
zu erwarten gewesen wäre,
erforderlich ist, dass die zu desintegrierende Epithelzellschicht
an der der Kraftimpulsrichtung zugewandten Oberfläche des
Gewebeverbands angeordnet sein muss, um durch den erfindungsgemäßen Kraftimpuls
die Desintegration der Epithelzellschicht zu erwirken. Es hat sich überraschend
herausgestellt, dass auch die mit der Epithelzelleschicht im Gewebeverband
verbundenen mindestens eine weitere Gewebeschicht die Kraftimpulswirkung
auf die Epithelzellschicht leiten kann, um diese zu desintegrieren.
Vorteilhafterweise kann so die Epithelzellschicht im Gewebeverband „aufgeschnitten” werden,
ohne dass die konkrete Orientierung des Gewebestücks vorher festgelegt, oder bekannt
sein muss. Dies ist ein weiterer entscheidender Vorteil gegenüber der
bekannten Maßnahme
der ziehenden Schnittführung
auf dem gezielt orientierten und ausgebreiteten Gewebestück.
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Die
Erfindung sieht bevorzugt vor, dass das Hacken des Gewebeverbandes
in Schritt a) innerhalb des Verfahrens über die im Wesentlichen gesamte
Oberfläche
des Gewebeverbandes verteilt erfolgt, um möglichst die gesamte Epithelzellschicht
zu desintegrieren, das heißt
in wesentlichen Teilen im Wesentlichen bis zur Basalmembran hin
aufzuspalten. In einer bevorzugten Variante der Erfindung wird dies
erreicht, indem der Gewebeverband in Schritt a) auf einer Trägerfläche aufliegt,
die im Wesentlichen senkrecht zur Hackbewegung, das heißt senkrecht zu
der von der Klinge ausgeübten
Kraftimpulsrichtung, bevorzugt schrittweise, verfahren, das heißt, verschoben
wird. Dies erfolgt bevorzugt durch den Einsatz eines Kreuztisches,
woraus die Trägerfläche angeordnet
ist. Der Kreuztisch weist eine erste horizontale Achse und eine
zweite, dazu senkrecht stehende horizontale Achse auf. Die Erfindung
sieht bevorzugt vor, dass die Trägerfläche, und
damit das darauf aufliegende Gewebestück, zumindest in den Intervallen
zwischen den sich wiederholenden Hackbewegungen, vorzugsweise schrittweise
in zumindest einer Achsenrichtung verfahren, das heißt verschoben
wird, sodass mit jeder Hackbewegung ein anderer Oberflächenabschnitt
des auf der Trägerfläche aufliegenden
Gewebeverbandes mit dem abrupten Kraftimpuls der Klinge beaufschlagt
wird.
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In
einer ersten Variante erfolgt das schnittweise Verfahren entlang
der mindestens einen horizontalen Achse in Form eines regelmäßigen Musters (Scannen).
In einer alternativen Variante erfolgt das Verfahren in zumindest
einer Achsenrichtung nach ungeordneten, insbesondere quasi-stochastischen Verteilungsmustern.
Der Vorteil der quasi-stochastischen Verteilung der Kraftimpulseinwirkung
auf die Oberfläche
des Gewebeverbandes besteht darin, dass unabhängig von der konkreten Lage
des Gewebeverbandes auf der Trägerfläche eine
im Mittel gleichgewichtete Desintegrationswirkung erreicht wird.
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Die
Erfindung sieht bevorzugt vor, dass als die Basalmembran im Gewebeverband
lösendes Agens
ein Enzym oder eine Enzymmischung eingesetzt wird, die bevorzugt
ausgewählt
ist aus dem Enzym Dispase, Dispase-ähnlichen Enzymen und Mischungen
davon. Bevorzugt wird das Inkontaktbringen des Gewebeverbands mit
dem die Basalmembran lösenden
Agens in Schritt b) durch eine Inkubation des Gewebeverbands mit
diesem Agens realisiert. Bevorzugt erfolgt die Inkubation über einen Zeitraum
von 3 bis 5 Stunden, besonders bevorzugt über einen Zeitraum von 4 Stunden.
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Gegenstand
dieser Erfindung ist auch ein um mindestens einen weiteren Schritt
ergänztes
Verfahren, wonach in dem weiteren Schritt d) die in Schritt c) abgetrennte
Epithelzellschicht mit einem den Zellverband der Epithelzellschicht
lösenden
Agens in Kontakt gebracht wird, sodass sich vereinzelte Epithelzellen
aus der abgetrennten Epithelzellschicht ablösen.
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Bevorzugt
ist das den Zellverband der Epithelzellschicht lösende Agens ein Enzym oder
Enzymgemisch, welches bevorzugt ausgewählt ist aus dem Enzym Trypsin,
Trypsin-ähnlichen
Enzymen und Mischungen davon. Vorzugsweise wird das Inkontaktbringen
der abgetrennten Epithelzellschicht mit dem den Zellverband der
Epithelzellschicht lösenden Agens
in Schritt d) durch eine Inkubation der Epithelzellschicht mit diesem
Agens realisiert. Bevorzugt findet die Inkubation über einen
Zeitraum von etwa 3 bis etwa 10 Minuten, bevorzugt von 4 bis 6 Minuten,
besonders bevorzugt von 5 Minuten statt.
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Gegenstand
der Erfindung ist auch ein um ein mindestens einen weiteren Schritt
erweitertes erfindungsgemäßes Verfahren,
wobei in eifern nachfolgenden oder alternativen Schritt e) das die
mindestens eine weitere Gewebeschicht aufweisende Restgewebe mit
einem den Gewebeverband lösenden Agens
in Kontakt gebracht wird, sodass sich vereinzelte Gewebezellen der
mindestens einen weiteren Gewebeschicht aus dem Restgewebe lösen.
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Vorzugsweise
wird das den Zellverband der mindestens einen weiteren Gewebeschicht
lösende Agens
im Schritt e) ein Enzym oder Enzymgemisch, ausgewählt aus
dem Enzym Kollagenase, Kollagenase-ähnlichen Enzymen und Mischungen
davon. Bevorzugt wird das Inkontaktbringen der mindestens einen
weiteren Gewebeschicht mit dem den Zellverband der Gewebeschicht
lösenden
Agens in Schritt e) durch eine Inkubation der mindestens einen weiteren
Gewebeschicht in dem Agens realisiert. Die Inkubation findet bevorzugt über einen
Zeitraum von 1 bis 8 Stunden, besonders bevorzugt über einen
Zeitraum von 3 bis 5 Stunden statt. Die Ausbeute der aus dem Zellverband
der mindestens einen weiteren Gewebeschicht herausgelösten vereinzelten
Gewebezellen hängt
von der Inkubationsdauer ab.
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Die
Erfindung stellt somit ein Gesamtverfahren bereit, womit aus einem
mindestens zwei Gewebeschichten enthaltenden Gewebeverband, bevorzugt
in Form eines Spendergewebes, welches eine Epithelzellschicht und
eine über
eine Basalmembran verbundene weitere Gewebeschicht aufweist, bereit, um
in automatisierbarer, insbesondere robotergestützter Weise eine einfache,
schnelle und zuverlässige
Isolation sowohl der Epithelzellen, als auch bevorzugt zusätzlich der
Gewebezellen der weiteren Gewebeschicht von dem Gewebeverband ermöglicht.
Ein solches Verfahren ist reproduzierbar, genügt High-Throughput-Erfordernissen
und kann die Anforderungen an die GMP-Konformität erfüllen.
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In
einer bevorzugten Ausführung
ist der Gewebeverband ein Spendergewebe des menschlichen oder tierischen
Körpers;
besonders bevorzugt ist der Gewebeverband Hautgewebe, insbesondere
in Hautgewebebiopsat. Demgemäß ist die
Epithelzellschicht bevorzugt eine Epidermisschicht und die zu isolierenden
Epithelzellen sind bevorzugt Keratinozyten, die als solche aus dem
Spendergewebe, insbesondere Hautgewebe, isolierbar sind. Ebenso
ist die mindestens eine weitere Gewebeschicht des Gewebeverbandes
bevorzugt eine Dermisschicht und die aus der mindestens einen weiteren
Gewebeschicht isolierbaren Gewebezellen sind bevorzugt Fibroblasten.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens,
insbesondere zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Schritts
a), geeignete Vorrichtung zum Zerstören der Integrität einer
Epithelzellschicht in einem Gewebestück eines Gewebeverbandes, bestehend
aus einer die Epithelzellen enthaltenen Epithelzellschicht und mindestens
einer mit der Epithelzellschicht über eine dazwischen liegende
Basalmembran verbundenen weiteren Gewebeschicht, durch Beaufschlagen
des Gewebeverbandes über eine
Klinge mit einem abrupten Kraftimpuls (Hacken), wobei die Vorrichtung
zumindest folgende Komponenten aufweist:
- – Trägerfläche (10),
welche über
eine Kreuztisch-Lagerung an einer Basis (40) angeordnet
ist, die zur Aufnahme des Gewebestücks geeignet ist und eine erste
horizontale Verfahrachse (42) und eine dazu senkrecht angeordnete
zweite horizontale Verfahrachse (44) aufweist;
- – Klingenhebel
(30), der an der Basis (40) schwenkbar gelagert
ist und mindestens einen an dem zur Trägerfläche (10) hingewandten
Ende angeordneten Klingenblock (25) aufweist, der mindestens
eine Klinge (20) aufnimmt, welche durch Schwenken des Klingenhebels
(30) auf die Trägerfläche (10)
absenkbar ist;
- – Antriebselement
(35), welches mit dem Klingenhebel (30) in Kraftverbindung
steht, um ein abruptes Absenken der mindestens einen Klinge (20) auf
ein auf der Trägerfläche (10)
aufgenommenes Gewebestück
ermöglicht.
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Es
ist bevorzugt vorgesehen, dass in dem Klingenblock mehrere Klingen
angeordnet sind. In einer bevorzugten Ausführung sind die eingesetzten Klingen
Skalpellmesser. Bevorzugt sind dies auswechselbare Skalpellklingen.
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Die
Vorrichtung ist bevorzugt dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens
eine Klinge im Wesentlichen senkrecht auf die Trägerfläche absenkbar ist. Dies wird
bewerkstelligt durch entsprechende Anordnungen des schwenkbar an
der Basis gelagerten Klingenhebels. Die Schwenkachse des Klingenhebels
liegt bevorzugt oberhalb der Ebene der Trägerfläche.
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Das
zum Antrieb des Klingenhebels vorgesehene Antriebselement ist ein
Kraftantrieb, der bevorzugt ausgewählt ist aus pneumatischen Antrieben,
hydraulischen Antrieben und piezoelektrischen Antrieben und elektromagnetischen
Antrieben. Dazu analoge Antriebskonzepte sind ebenfalls vom Gegenstand
der Erfindung umfasst. Besonders bevorzugt ist der elektromagnetische
Antrieb. Ein bevorzugtes Merkmal des Antriebselements ist die Fähigkeit, über die
Klinge einen abrupten Kraftimpuls auf ein Gewebestück auszuwirken.
In einer bevorzugten alternativen Ausführung wird auf die schwenkbare Lagerung
des Klingenhebels verzichtet, um eine direkte Verbindung zwischen
Klinge und Antriebselement zu erzeugen. In einer weiteren alternativen
bevorzugten Ausführung
wird auf den Klingenhebel verzichtet und das Antriebselement unmittelbar
mit der Klinge verbunden.
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Die
Vorrichtung ist außerdem
dadurch gekennzeichnet, dass bevorzugt zumindest an einer Stelle
der die Klinge über
den Klingenhebel mit dem Antriebselement verbindenden Wirkmechanik,
ein Endanschlag vorgesehen ist, der die durch das Absenken der Klinge
auf die Trägerfläche ausübbare Hubbewegung
zur Trägerfläche hin
begrenzt. Dadurch wird erreicht, dass sich die Klinge bei der Hubbewegung,
das heißt
beim erfindungsgemäßen Hacken
nicht oder nicht vollständig
auf die Trägerfläche herabsenkt.
Diese wird vorteilhafterweise dadurch an ihrer Oberfläche geschont
und der Verschleiß von Trägerfläche und/oder
Klinge minimiert. Gleichzeitig erlaubt der Endanschlag, dass ein
vollständiges Durchtrennen
des auf der Trägerfläche aufliegenden Gewebestücks aufgrund
einer durch die Klinge verursachten Messerschneidwirkung vermieden
oder verhindert wird. Im Vordergrund dieser Erfindung steht nicht
die durch die herabfahrende Klinge erzeugte Messerschneidwirkung
gegen die Trägerfläche, sondern
der durch die Klinge im Gewebe erzeugte abrupte Kraftimpuls, welcher
zum „Zerspringen” des vergleichsweise
spröden
Epithelgewebes im Gewebeverband des Gewebestücks führt. Die Vorrichtung ist deshalb
derart ausgelegt, dass eine messerschneidende Wirkung der Klinge
ausgeschlossen ist. Die Vorrichtung ist daher auch so ausgestaltet,
dass ein sogenannter ziehender Schnitt auf dem Gewebestück verhindert
wird. Der Fachmann kennt entsprechende geometrische Ausgestaltungen,
insbesondere die Anordnung der Schwenkachse des Klingenhebels in
Bezug auf die Trägerfläche und
den Anstellwinkel der auf die Trägerfläche niederfahrenden
Klinge, um entsprechende schneidende Bewegungen, die im Wesentlichen
parallel zur Oberfläche
des Gewebestücks
verlaufen, vermeiden.
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Gegenstand
der Erfindung ist auch eine Vorrichtung, die weiter eine Steuereinheit,
insbesondere geeignet zur Steuerung des Verfahrensablauf in Schritt
a) des erfindungsgemäßen Verfahrens
aufweist, die mit dem Antriebselement (35) und Effektoren
der horizontalen Kreuztisch-Achsen (42, 44) in Verbindung
steht, bevorzugt in Wirkverbindung und/oder Steuerverbindung, die
speziell ausgebildet ist, die Verschiebung der Trägerfläche (10)
entlang der Achsen (42, 44) mit der von der Klinge
(20) über die
Antriebseinheit (35) ausgeführte Hubbewegung auf die Trägerfläche zu koordinieren,
und zwar insbesondere in der Gestalt, dass nach bevorzugt jeder ausgeführten Hubbewegung
der Klinge die Trägerfläche in zumindest
einer der beiden horizontalen Achsen (42, 44)
bevorzugt schrittweise verschiebbar ist.
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Die
Steuereinheit ist vorzugsweise in Abhängigkeit von der verwendeten
Antriebseinheit gewählt. Wird
beispielsweise eine pneumatische Antriebseinheit verwendet, wird
die Steuereinheit aus pneumatischen Steuerelementen, gegebenenfalls
in Verbindung mit programmgesteuerten Ventilen, eingesetzt. Die
Steuereinheit kann auch durch eine rein mechanische Wirkverbindung,
beispielsweise eine mechanische Rastung oder Schrittfolgesteuerung,
die über die
Hubbewegung der Klinge getaktet wird, ausgeführt werden. Besonders bevorzugt
ist eine über
einen Rechner realisierte Steuerung, bevorzugt in Verbindung mit
einem dazu geeigneten Computerprogramm, das auf dem Steuerrechner
implementiert ist.
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Gegenstand
der Erfindung ist daher auch ein Computerprogrammprodukt zur Steuerung
der Koordination der Bewegung der Klinge mit der Bewegung der Trägerfläche.
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Gegenstand
der Erfindung ist daher auch eine Anordnung zur automatischen, insbesondere
robotergestützten
Isolierung von Epithelzellen aus einem Gewebeverband, der aus einer
die Epithelzellen enthaltenden Epithelzellschicht und mindestens
einer mit der Epithelzellschicht über eine dazwischen liegende
Basalmembran verbundenen weiteren Gewebeschicht besteht oder diese
enthält,
wobei die Vorrichtung zumindest die folgenden Komponenten enthält:
- – Mittel
zum Zerstören
der Integrität
der Epithelzellschicht des Gewebeverbands durch Beaufschlagen des
Gewebeverbands über
eine Klinge mit einem abrupten Kraftimpuls (Hacken), sodass die
Epithelzellschicht im Wesentlichen bis zur Basalmembran hin aufgespalten
wird;
- – Mittel
zum Inkontaktbringen des Gewebeverbands mit der aufgespalteten Epithelzellschicht mit
einem die Basalmembran lösenden
Agens, sodass sich die Epithelzellschicht von dem Gewebeverband
ablöst;
und
- – Mittel
zum Abtrennen der abgelösten
Epithelzellschicht von dem die mindestens eine weitere Gewebeschicht
enthaltenden Restgewebe des Gewebeverbandes.
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In
bevorzugter Ausführung
ist das Mittel zum Zerstören
der Integrität
der Epithelzellschicht des Gewebeverbands die hierin beschriebene
erfindungsgemäße Vorrichtung.
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Bevorzugt
enthält
die Anordnung weiter:
- – Mittel zum Abtrennen von
Fettgewebe von dem Spendergewebe;
- – Mittel
zum Resuspendieren der vereinzelten Zellen und zum Abtrennen der
Zellen von gegebenenfalls vorliegenden Geweberesten.
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Die
Erfindung wird weiter durch die nachfolgenden Figuren sowie das
Beispiel näher
beschrieben, ohne dass diese beschränkend zu verstehen wären.
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1 zeigt
eine bevorzugte Ausführung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit einer Trägerfläche (10),
welche auf der Basis (40) über den Kreuztisch mit den
horizontalen Achsen (42, 44) gelagert ist und
auf die mindestens eine der Klingen (20) bevorzugt senkrecht
und bevorzugt ohne parallel zur Trägeroberfläche (10) verlaufenden
Bewegungskomponente absenkbar ist. Die mindestens eine Klinge (20)
ist über
einen Klingenblock (25) an dem zur Trägerfläche hinweisenden Ende eines
an der Basis (40) schwenkbar gelagerten Klingenhebels (30)
kraftschlüssig
fixiert. Der Klingenhebel (30) wirkt als Umlenkhebel der
Kraftwirkung, die vom Antriebselement (35), die hier in
Form eines Hubmagneten oder eines Pneumatikkolbens dargestellt ist,
erzeugt wird. Durch Ausfahren des Hubkolbens aus dem Antriebselement
(35) wird die mindestens eine Klinge (20) auf die
Trägerfläche (10)
abgesenkt. Die Trägerfläche (10)
ist zur Aufnahme des zu bearbeitenden Gewebestücks geeignet. Befindet sich
auf der Trägerfläche (10)
das Gewebestück,
fährt die
mindestens eine Klinge (20) bei der Hubbewegung der aus
den Elementen (35, 30 und 20) gebildeten
Einheit auf das Gewebestück
herab und übt
auf dieses einen abrupten Kraftimpuls aus, ohne dies durch eine
messerschneidende Wirkung zu zerschneiden. Optional ist der Trägerfläche (10)
ein Handhabungselement (46) zugeordnet, das den automatischen
Austrag und Eintrag der Trägerfläche (10)
in die Vorrichtung durch ein rotorgestütztes System ermöglicht.
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2 zeigt
eine reale Ausführung
der Vorrichtung nach 1 mit einer in den Klingenhebel
am Klingenblock eingespannten Klinge. Auf der hellen quadratischen
Trägerfläche liegt
ein Gewebestück auf.
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Beispiel: Vollautomatisierte Isolation
von Fibroblasten und Keratinozyten aus Epidermis- und Dermisschichten
von Hautbiopsaten.
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In
einem gegebenenfalls vorangehenden separaten Verfahrensablauf, der
unabhängig
von dem erfindungsgemäßen Verfahren
durchgeführt
wird, werden bevorzugt manuell operativ Hautgewebestücke (Biopsate)
aus dem menschlichen oder tierischen Körper, bevorzugt aus dem lebenden
menschlichen Körper,
entnommen. Bevorzugt sind dies Präputien.
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Die
Gewebestücke
befinden sich zu Prozessbeginn bevorzugt in einem Transportbecher
in ca. 20 ml Transportmedium (bevorzugt DMEM + 1% Gentamycin). Im
Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird das Biopsat zunächst
durch einen Greifer, welcher das Biopsat aus dem Transportbecher
nimmt und auf eine Verarbeitungsplattform ablegt, erfasst. Um das
Biopsat zum automatisierten Greifen in eine definierte Lage zu bringen,
wird der Transportbecher bevorzugt um ca. 40° aus der senkrechten Achse gekippt.
Durch die Schwerkraft sinkt das Biopsat in die so entstandene Senke
im Transportbecher ab, und damit in eine reproduzierbar definierte
Lage. Das Biopsat kann so von einem entsprechend ausgelegten Greifer
erfasst werden. Das Biopsat wird mit dem Greifer auf einer Verarbeitungsplattform
abgelegt und für
die Trennung der Gewebeschichten vorbereitet.
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Zur
Fettreduktion, das heißt
zur Abtrennung von am Biopsat anhaftendem Fettgewebe, wird auf die
mechanischen Eigenschaften des Fettgewebes gegenüber dem Dermis- und Epidermisgewebe,
insbesondere das Elastizitätsmodul,
zurückgegriffen. Das
Biopsat wird zunächst
bevorzugt mittels Unterdruckansaugung automatisch in eine zylinderförmige Hülse überführt, welche
so über
dem Boden eines Einweggefäßes (Petrischale)
positioniert ist, das zwischen Gefäßboden und Zylinderwand ein
Spalt von weniger als 1 mm entsteht. Durch einen in der Zylinderhülse laufenden
Kolben oder Stempel, wird das Biopsat auf den Boden gepresst. Dabei
kann der enge Spalt zwischen Zylinder und Boden nur von dem zur
Seite gepressten Fettgewebe durchdrungen werden, welches so durch
den Spalt nach außen
gedrückt
und vom übrigen
Gewebe (Epidermis- und Dermisschicht)
räumlich
getrennt wird.
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Das
ausgetretene Fettgewebe wird durch Abschneiden entfernt. Dazu wird
an der Außenseite der
Zylinderhülse
ein Schneidring abgesenkt, der das unter der Zylinderhülse hervorquellende
Fettgewebe abschneidet. Der Schneidring rotiert um die Achse der
Zylinderhülse,
um durch den ziehenden Schnitt die Schneidwirkung zu verbessern.
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Der
Schneidring ist mit dem im Inneren der Zylinderhülse verlaufenden Stempel mechanisch
gekoppelt, sodass zeitlich unmittelbar nach dem Herunterpressen
des Biopsats auf den Gefäßboden in
einem Arbeitsgang das Schneiden des nach außen hervorquellenden Fettgewebes
erfolgt: Das Quetschen und Schneiden wird innerhalb einer einzigen Hubbewegung über eine
speziell ausgelegte Mitnehmerhülse,
die mit dem Stempel und dem Schneidring gekoppelt ist, realisiert.
Zur Beabstandung der Zylinderhülse
vom Gefäßboden sind
Abstandshalter oder Stege vorgesehen, welche die Breite des Spalts
bestimmen. Der Spalt hat eine Breite von ca. 0,8 mm.
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Zur
automatisierten Aufnahme und Handhabung des Biopsats verfügt der Fettseparator über eine
Ansaugleitung zum Anlegen eines Unterdrucks, worüber das Biopsat in der Zylinderhülse festgehalten
werden kann. Dadurch kann das Biopsat aus einer defilierten Lage
angesaugt werden, bearbeitet werden und durch Positionierung des
Fettseparators wieder an einen definierten Ort abgelegt werden.
Es zeigt sich, dass durch die erfindungsgemäße Behandlung neben der Reduktion
des Fettgewebeanteils im Biopsat eine für die weitere Bearbeitung günstige Abflachung
und flächige
Ausbreitung des Biopsats erreicht wird. Diese hat einen überraschend positiven
Einfluss auf die Effizienz der weiteren Bearbeitung, insbesondere
der Trennung der Gewebeschichten (Dermisschicht, Epidermisschicht).
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Für die getrennte
Isolierung der beiden Zelltypen Keratinozyten und Fibroblasten aus
dem Hautbiopsat werden die beiden Hautschichten Epidermis und Dermis
voneinander getrennt. Dies geschieht enzymatisch über das
Enzym Dispase oder ein analog wirkendes Enzym, welches eine Auflösung der zwischen
Epidermis- und Dermisschicht angeordneten Basalmembran bewirkt.
Dazu wird das Biopsat so vorbereitet, dass das Enzym bis zur Basalmembran in
das Gewebe eindringen kann. Bevorzugt wird dazu ein Gewebehacker
eingesetzt, welcher ein Schneiden des flächig ausgebreiteten Biopsats
mit definierter Schnitttiefe ermöglicht.
Dabei wird die Oberfläche des
Biopsats, welches aus der Epidermis besteht, nur bis zum darunterliegenden
Dermisgewebe durchtrennt, das heißt, das darunterliegende Dermisgewebe
bleibt durch das mechanische Schneiden bevorzugt unbeeinflusst.
Aufgrund der vergleichsweise höheren
Sprödigkeit
der oben liegenden Epidermisschicht gegenüber der zäheren darunterliegenden Dermisschicht
wird durch die Hackbewegung der Klinge von oben auf die Epidermis
mechanisch mit hohem Impuls eingewirkt, sodass diese quasi „zerspringt” während die
tiefer liegende Dermisschicht im Wesentlichen intakt bleibt.
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Die
Größe der Epidermisstücke wird
insbesondere durch das Verhältnis
aus Hackfrequenz des Messerkopfs und der Bewegungsgeschwindigkeit des
Messerkopfs über
dem Biopsat sowie durch die Dauer des Hackvorganges bestimmt.
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Die
Schneid- oder Hackwirkung des wiederkehrend bevorzugt mit einer
Frequenz von ca. 2 bis 5 Hz hackenden Messers wird bevorzugt durch
Verschieben des Gewebestücks
auf einem Kreuztisch, welcher mit dem Hackmesser gekoppelt betrieben wird,
ist auf das gesamte Gewebestück
verteilt. Die Schnittführung
ist damit regelmäßig, bevorzugt
aber quasi-stochastisch auf der gesamten Gewebeoberfläche verteilt,
sodass eine bevorzugt enge Verteilung der Größen der geschnittenen Epidermisstücke entsteht.
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Anschließend wird
für einen
Zeitraum von 4 Stunden bei 37°C
in einer Enzymlösung,
Dispase (4 U/mL, 20 ml) inkubiert. Das Enzym kann durch die eingeschnittene
Epidermisschicht leicht zur Basalmembran vordringen. Durch die enzymatische
Zerstörung
der Baselmembran löst
sich die eingeschnittene Epidermis in Stücken von der darunterliegenden im
Wesentlichen intakten zusammenhängenden
Dermis. Die Epidermisstücke
schwimmen bevorzugt auf.
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Die
in Dispase suspendierten Epidermisstücke werden in dem nachfolgenden
Schritt von der als zusammenhängendes
Gewebestück
erhaltenen Dermis abgetrennt. Dazu wird zunächst das Volumen der Dispaselösung durch
Auffüllen
mit Pufferlösung
verdoppelt oder verdreifacht (auf 40 bis 60 ml) und die Dermis aus
der Suspension der Epidermisstücke
mittels eines Gewebegreifers automatisch entnommen und in ein separates
Gefäß abgelegt.
Epidermisgewebe und Dermisgewebe liegen nun in getrennten Gefäßen vor.
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Zur
Aufbereitung der Epidermisschicht zu vereinzelten Keratinozyten
werden die Epidermisstücke
mit Hilfe eines Gewebefilters, welcher an der Unterseite eines automatisierten
Pipettenkopfs angebracht ist, abgetrennt, indem die Suspension über den
Gewebefilter durch den Pipettenkopf abgesaugt wird, wobei die Epidermisstücke am Gewebefilter haften
bleiben. Die Erhöhung
des Lösungsvolumens durch
das Auffüllen
mit Pufferlösung
unmittelbar vor der Filtration verbessert die Ausbeute an Epidermis erheblich.
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Anschließend werden
die am Gewebefilter festgehaltenen Epidermisstücke mittels Puffer (PBS) durch
Rückspülen des
Gewebefilters über
den Pipettenkopf in ein weiteres Gefäß überführt und dort mit einer weiteren
Enzymlösung
(Trypsin/EDTA, 1 mL, 0,5%) versetzt. Das Trypsin bewirkt, dass sich
die Einzelzellen aus dem Gewebeverband der Epidermisstücke lösen. Nach
Inkubation liegt (für
circa 5 Minuten) eine Einzelzellsuspension aus Epidermiszellen vor.
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Nach
Ablauf der Inkubationszeit wird die Enzymreaktion des Trypsins durch
Zugabe von 10% FCS gestoppt. Da durch den optionalen Hackprozess bedingt
schon kleine Epidermisstücke
vorliegen können,
kann der im manuellen Verfahren übliche
Schritt der Homogenisierung der Gewebestücke vor der enzymatischen Behandlung
ausbleiben. Die dadurch erreichte reduzierte mechanische Belastung
der Zellen und die Verkürzung
der Inkubationszeit in Trypsin auf circa 5 min führen zu einer gesteigerten
Zellausbeute und Vitalität
im Vergleich zum konventionellen manuellen Prozess.
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Zur
Unterstützung
der Zellisolation wird die erhaltene Suspension in einem nachfolgenden Schritt
gegebenenfalls für
ca. 20 Sek. mechanisch durchmischt (Vortex). Zur Abtrennung von
eventuell vorhandenen Geweberesten wird die Suspension zunächst über dem
Gewebefilter mit 100 μm
Porengröße, welche
die Einzelzellen passieren lässt,
abgetrennt. Dazu wird an dem automatisierten Pipettenkopf ein zweiter
dem Gewebefilter in Saugströmungsrichtung
nachgeschalteter Einzelzellenfilter eingesetzt. Die Suspension wird
in den Pipettenkopf gesaugt, wodurch die in der Suspension gegebenenfalls
noch enthaltenen Gewebereste am Gewebefilter zurückgehalten und die Einzelzellen
am nachgeschalteten Einzelzellenfilter festgehalten werden. Anschließend wird
der Gewebefilter zusammen mit den daran anhaftenden Geweberesten
von dem automatischen Pipettenkopf abgetrennt und gegebenenfalls verworfen.
Die im Einzelzellenfilter im Pipettenkopf verbleibenden Einzelzellen
werden durch Rückspülen des
Einzelzellenfilters aus dem Pipettenkopf gespült. Dazu wird auf den Pipettenkopf
anstelle des Gewebefilters eine Pipettenspitze gesetzt und die Einzelzellen
durch Rückspülen des
Einzelzellenfilters in die Pipettenspitze verbracht. Optional wird
die Zellzahl in der Suspension bestimmt. Dazu wird ein Teil der
Einzelzellsuspension aus der Pipettenspitze in eine Zellzählkammer
dosiert und aus der in diesem Teilvolumen gefundenen Zellzahl auf
die Gesamtzellzahl in der Pipettenspitze geschlossen. Gegebenenfalls
wird durch Austausch der Suspendierlösung im Pipettenkopf in Abhängigkeit
von der gefundenen Zellzahl neues Medium zudosiert, sodass eine
Zellsuspension aus Epidermiszellen mit definierter Zellkonzentration
erhalten wird.
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Zur
Aufbereitung der Dermisschicht zu Fibroblasten wird die Dermisschicht
in einer Kollagenaselösung
(20 ml) für
einen Zeitraum von 1 bis 8 Stunden bei 37°C inkubiert. Die Zellausbeute
ist unter anderem abhängig
von der Inkubationsdauer. Mit zunehmender Inkubationsdauer steigt
der Grad der Auflösung
des Dermisgewebes. Die Fibroblasten, die sich bei der Enzymbehandlung
aus dem Gewebe herauslösen,
werden durch analoge Filtrationsschritte mit Gewebefilter und Einzelzellenfilter,
die optional mit dem automatisierten Pipettenkopf, wie vorstehend
für die
Epidermiszellen dargestellt, abgetrennt. Alternativ werden nicht
aufgelöste
Dermisgewebeteile bevorzugt mittels eines automatisierten Greifers entnommen.
Die Dermiszellen werden anschließend optional mittels des automatisierten
Pipettenkopfs auf eine bestimmte Zellkonzentration eingestellt.
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Das
automatisierte Verfahren ist so ausgelegt, dass es GMP-konform betrieben
werden kann. Die Modularität
der Einzelautomatisierungsschritte erlaubt eine hohe Flexibilität bezüglich des
eingesetzten Gewebes und der gewünschten
Anwendung, einschließlich
der Möglichkeit
einzelne Verarbeitungsschritte manuell auszuführen.