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Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Desinfektion oder Sterilisation von Verpackungsmaterial und/oder Behältern insbesondere für Nahrungsmittel, Getränke, Kosmetika, medizinische Geräte und sonstige Produkte mit erhöhten hygienischen Anforderungen, Des Weiteren betrifft die Erfindung die Verwendung von Plasma zur Behandlung von solchen Materialien oder Behältern. Schließlich betrifft die Erfindung entsprechend behandelte Materialien bzw. entsprechend behandelte Behälter.
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Aus dem industriellen Bereich sind eine Vielzahl von festen, flüssigen oder pastösen Produkten bekannt, die vor der Verwendung bzw. zum Weitertransport in Behältnisse, wie Flaschen, Gläser bzw. Verpackungen ab- oder eingefüllt werden müssen. Um die abgefüllten Produkte danach haltbarer zu machen, werden verschiedene Methoden angewendet, wovon das bekannteste die Wärmebehandlung (Einkochen, Autoklavieren) ist. Dabei werden Keime, die sich im Produkt oder am Verpackungsmaterial befinden, inaktiviert, so dass eine spätere bedenkliche Verkeimung (Verderben) des Produkts unterdrückt oder ganz verhindert wird.
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Es gibt aber eine Vielzahl von Produkten, die man nicht thermisch behandeln kann oder will, da dadurch z. B. Geschmacksveränderungen entstehen, wertvolle Inhaltsstoffe beeinträchtigt werden (z. B. Vitamine) oder sich das Produkt insgesamt nachteilig verändert (z. B. Karamellisieren, Schmelzen). Des Weiteren stellt die thermische Behandlung erhöhte Anforderungen an das Behältnis, den Verschluss bzw. die Verpackung und ist auch insgesamt sehr kostenintensiv, da hohe Energiemengen aufgewendet werden müssen und sich dieser Prozess darüber hinaus sehr langwierig gestaltet.
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Obwohl bei der industriellen Verarbeitung und Verpackung von Produkten meist höchste hygienische Sorgfalt angewendet wird, kommt es doch immer wieder zu mikrobiologischen Kontaminationen während des Verpackungs- oder Abfüllvorgangs. Diese können jedoch nicht unmittelbar danach festgestellt werden, sondern erst nach längerer Zeit (Tage, Wochen), wenn sich das Produkt schon beim Endverbraucher befindet. Dabei können nachteilige geschmackliche Wahrnehmungen oder im schlimmsten Fall sogar ernsthafte gesundheitliche Probleme auftreten.
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Der kritische Moment, der zu einer mikrobiologischen Kontamination führen kann, findet statt, wenn das Produkt beim Abfüllen oder Verpacken mit dem Material des Behälters oder der Verpackung in Berührung kommt und das Material bereits unerwünschte Keime trägt, die z. B. über den Luftweg oder durch sonstige Kontakte darauf gelangt sein können.
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In diesem Zusammenhang ist bekannt, entsprechende Abfüll- und/oder Verpackungsschritte in praktisch keimfreier Umgebung (sogenanntes Aseptic Filling) vorzunehmen. Die Atmosphäre in solchen keimfreien Abfüll-/Verpackungsanlagen wird dabei durch Hochleistungsfilter, nämlich sogenannte High Efficiency Particulate Airfilter (HEPA-Filter) bereitgestellt. Solche Filter verfügen über einen derart geringen Porendurchmesser, dass selbst Viren zurückgehalten werden können. Jedoch neigen auch diese Filter zu einer Verkeimung, so dass letztlich die Keimfreiheit während des Abfüll-/Verpackungsschritts nicht sichergestellt werden kann.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine schnelle und schonende Entkeimung von Verpackungsmaterial und/oder Behältern kurz vor dem Einfüll- oder Verpackungsvorgang zu realisieren
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Diese Aufgabe ist in Bezug auf ein Verfahren zur Desinfektion oder Sterilisation von Verpackungsmaterial und/oder Behältern insbesondere von solchen Verpackungsmaterialien aus Kunststoff, mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Danach wird das Material bzw. der Behälter mit einem in einem Plasmareaktor erzeugten Gas behandelt.
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Mit den Merkmalen des Patentanspruchs 22 ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Desinfektion oder Sterilisation von derartigen Materialien oder Behältern angegeben.
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Des Weiteren werden mit den Patentansprüchen 24 und 25 entsprechend behandelte Verpackungs- oder Behälter bzw. die Verwendung von Plasma zur Behandlung von solchen Materialien oder Behältern vorgeschlagen.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind den jeweils nachgeordneten Ansprüchen entnehmbar.
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Aus der
DE 44 08 301 A1 ist eine Sterilisationsvorrichtung mit einer Kaskade an evakuierbaren Kammern beschrieben, in die die Behälter nacheinander durch Schieberventile eingebracht werden. Nach jedem Transport-Schritt folgt ein Evakuier-Schritt. Es handelt sich hierbei also nicht um eine kontinuierliche, sondern um eine schrittweise Verfahrensführung.
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Aus der
DE 101 34 037 A1 ist eine Niederdruck-Sterilisationsvorrichtung bekannt, bei der für jeden zu behandelnden Behälter ein eigener Plasmaerzeuger und eine individuelle Absaugstelle notwendig sind. Darüber hinaus können die Behälter nur entweder innen oder außen desinfiziert werden.
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Aus der
DE 101 38 938 A1 ist eine Niederdruck-Sterilisationsvorrichtung bekannt, in der aufgrund des Revolvertrommel ähnlichen Aufbaus nur zylinderförmige Flaschen oder Ampullen, aber keine nicht-zylindrische oder eingeschnürte Flaschen und/oder Verschlusskappen behandelt werden können.
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Aus der
DE 102 36 683 A1 und der
DE 199 09 826 A1 sind ebenfalls Niederdruck-Sterilisationsvorrichtungen bekannt. Mehrere auf einem Sternrad angeordnete evakuierbare Kammern sind zur Aufnahme jeweils eines Behälters vorgesehen.
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Aus der
DE 197 19 911 A1 ist eine Sterilisationsvorrichtung bei der ein Fremdgas, insbesondere Argon zugeführt wird. Eine Plasma-Elektrode wird in jeden Behälter eingeführt. Eine kontinuierliche Prozessführung ist dabei nicht möglich. Stattdessen wird die Vorrichtung mit einer vorgegebenen Taktfrequenz von ca. 10 Hz betrieben.
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Aus der
DE 199 03 935 A1 ist eine Niederdruck-Sterilisationsvorrichtung bekannt, bei der lediglich das Behälterinnere sterilisiert wird.
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Erfindungsgemäß ist erkannt worden, dass durch die Behandlung mit einem Plasma die hygienischen Eigenschaften von Verpackungs- und Behältermaterialien insbesondere jedoch von Verschlusselementen, insbesondere aus Kunststoff, deutlich verbessert werden können.
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Plasma ist dabei ein teilweise oder vollständig ionisiertes Gas, das zu einem nennenswerten Anteil freie Ladungsträger wie Ionen, aber vor allem freie Elektronen aufweist. Dabei kann Plasma aus der Umgebungsluft oder anderen geeigneten reinen Gasen oder Gasgemischen erzeugt werden.
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Die Verwendung von Plasma ist bisher lediglich aus anderen technischen Gebieten bekannt. So wird in
US 6,467,467 B1 der Einsatz von Plasma zur Reduktion von gasförmigen und/oder festen Verunreinigungen im Abgasstrom von Verbrennungsmotoren vorgeschlagen.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist erkannt worden, dass die Oberfläche von Verpackungsmaterialien durch den Kontakt mit Plasma bzw. den im Plasma erzeugten Gasen in besonders vorteilhafter Weise modifiziert wird. Behandelte Materialien werden in wenigen Sekunden entkeimt, d. h. desinfiziert. Die Temperatur steigt dabei nur um wenige Grad C an, was die behandelten Materialien nicht beeinträchtigt.
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In erfindungsgemäßer Weise ist zur Desinfektion der Oberflächen der Verpackungsmaterialien lediglich ein geringer Energieeinsatz erforderlich.
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Es wird vermutet, dass das Plasma die Luftmoleküle teilweise bis in atomare Bruchstücke aufspaltet und dabei sog. „Reactive Oxidizing Species“ (ROS), z. B. aus Luft OH-Radikale, erzeugt. Daneben können elektronisch angeregte Sauerstoffmoleküle sowie atomarer Sauerstoff im Grundzustand und im angeregten Zustand entstehen. Des Weiteren geht die Erzeugung von Plasma unter Anwesenheit von Sauerstoff im Allgemeinen mit der Produktion von Ozon (O3) einher.
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Das Plasma bewirkt einen Elektronenaustausch an der Oberfläche der behandelten Materialien, was zu einer Hydrophilisierung der Oberfläche führt und somit die „Klumpenbildung“ von Mikroorganismen verringert.
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Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich nicht nur zur Desinfektion oder Sterilisation von Verpackungsmaterial, sondern lässt sich auch erfolgreich zur Behandlung von Filtermaterial einsetzen, um eine Verkeimung zu beseitigen. So kann das erfindungsgemäße Verfahren insbesondere im Zusammenhang mit Abfüll- und/oder Verpackungsanlagen zur periodischen Behandlung dort eingesetzter HEPA-Filter genutzt werden. Es sind jedoch auch alle anderen denkbaren Filtermaterialien behandelbar.
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In einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens wird das Produkt und/oder die Produktoberfläche mit einem Plasma, insbesondere mit einem nicht-thermischen atmosphärischen Plasma, in Berührung gebracht. Ein atmosphärisches Plasma wird bei Umgebungsdruck aus der umgebenden Luft gewonnen. Bei einem nicht-thermischen Plasma weisen die Elektronen eine höhere Temperatur als die schweren Teilchen auf. So kann die Temperatur des Gases im Bereich der Umgebungstemperatur angesiedelt sein, während einzelne Elektronen sehr hohe Energieinhalte aufweisen. Während die Erzeugung eines atmosphärischen, nicht-thermischen Plasmas bevorzugt ist, ist alternativ auch die Anwendung eines Niederdruck- oder Hochdruckplasmas denkbar. Des Weiteren kann sich das verwendete Plasma auch im vollständigen oder im lokalen thermischen Gleichgewicht befinden. Alternativ kann das Produkt nicht direkt mit dem Plasma, sondern viel mehr mit dem im Plasma erzeugten Gas in Kontakt gebracht werden.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden besonders gute Ergebnisse erzielt, wenn das mit Plasma behandelte Gas nach der Passage über die zu desinfiziernde Oberfläche recycled wird, d. h. erneut in die Plasmazone eingespeist wird.
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Es ist eine Ausführungsform des Verfahrens bevorzugt, bei dem das erzeugte Gas Ozon (O3) und/oder OH-Radikale und/oder weitere Oxidationsmittel (Reactive Oxidizing Species, ROS) aufweist. Durch das Vorhandensein solcher stark reaktiver Bestandteile werden einerseits Mikroorganismen vernichtet und wird andererseits die Oberfläche des zu behandelnden Materials in oben beschriebener, vorteilhafter Weise konditioniert.
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Eine weitere Wirkungssteigerung ergibt sich, wenn man dem Plasmareaktor zusätzlichen Sauerstoff zuführt. Da der Stickstoff der Luft (mit ca. 78%) nicht an der Plasma-Reaktion teilnimmt, kann hierdurch die Konzentration an ROS deutlich gesteigert werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die Gaserzeugung im Hinblick auf einen hohen Gehalt an OH-Radikalen optimiert. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung konnte festgestellt werden, dass ein erhöhter Gehalt an solchen Hydroxyl-Radikalen im Gasstrom in überraschender Weise zu einer stark verbesserten Entkeimung führt. Die OH-Radikale weisen demnach besonders wirksame antimikrobielle Eigenschaften auf.
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Im Hinblick auf einen erhöhten Gehalt an OH-Radikalen ist bevorzugt, dass dem Plasmareaktor Wasser, insbesondere in Form von Luftfeuchtigkeit und/oder Wasserdampf, zugeführt wird. So lässt sich während der Plasmaerzeugung eine erhöhte Ausbeute an OH-Radikalen erzielen, nämlich einerseits aus dem Wasser selber gemäß der Reaktion H2O -> OH+H, und andererseits unter weiterer Reaktion des molekularen Wasserstoffs mit dem während der Plasmaerzeugung gebildeten Ozon, nämlich gemäß der Reaktion H+O3-> OH+O2.
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Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens zeichnet sich dadurch aus, dass in einem ersten Schritt im Plasmareaktor erzeugtes Ozon durch nachfolgende Beaufschlagung mit UV-Strahlung und einen darauf folgenden Kontakt mit Wasser in OH-Radikale überführt wird. So ist festgestellt worden, dass Ozon mittels einer Beaufschlagung mit UV-Strahlung in elektronisch angeregten atomaren Sauerstoff überführbar ist, nämlich gemäß O3 -> O2+O(1D). Dieser elektronisch angeregte atomare Sauerstoff O(1D) lässt sich durch die weitere Reaktion mit vorhandenem Wasser in OH-Radikale überführen, nämlich gemäß O(1D)+H2O -> 2 OH.
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Im Hinblick auf eine besonders effektive Bildung des elektronisch angeregten atomaren Sauerstoffs O(1D) einhergehend mit einer möglichst hohen Ausbeute an OH-Radikalen wird vorgeschlagen, dass die verwendete UV-Strahlung eine Wellenlänge von ca. 240 nm bis zu ca. 300 nm, insbesondere ca. 270 nm, aufweist. Im genannten Wellenlängenbereich konnte in überraschender Weise eine besonders hohe Ausbeute an OH-Radikalen erhalten werden.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird das Plasma, vorzugsweise ein nicht-thermisches atmosphärisches Plasma, durch eine dielektrisch behinderte Entladung (Barriereentladung) gewonnen. Dabei kann trotz herrschenden Umgebungsdrucks ein Plasma erzeugt werden, das weit vom thermischen Gleichgewicht entfernt ist. Damit lassen sich besonders energiereiche Elektronen bereitstellen. Obwohl die Durchführung einer dielektrisch behinderten Entladung bevorzugt ist, kann das Plasma auch durch andere Arten erzeugt werden, bspw. durch Laserstrahlung, durch Gleichspannung (Funkenüberschlag), durch Mikrowellenstrahlung, magnetische Anregung oder dergleichen.
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Darüberhinaus wird vorgeschlagen, dass Barrieren verwendet werden, welche mit photoaktivem Titandioxid beschichtet sind, wobei die Barrieren gegebenenfalls keramisches Material aufweisen. Keramische Materialien stellen zunächst besonders wirksame Dielektrika bereit. Die Barriere kann nun mit photoaktivem Titandioxid beschichtet werden. Dieses Titandioxid zeichnet sich durch eine Energieaufnahme während der Entladung aus, wobei die aufgenommene Energie daraufhin unter anderem als ultraviolette Strahlung wieder abgegeben wird. Demgemäß kann die so emittierte UV-Strahlung einen wertvollen Beitrag zur wie oben beschriebenen Bildung von elektronisch angeregtem atomarem Sauerstoff O(1D) leisten.
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Im Hinblick auf eine Plasmaerzeugung durch elektrische Entladung ist eine Weiterbildung des Verfahrens bevorzugt, bei der die elektrische Spannung von ca. 15 kV bis ca. 40 kV beträgt und/oder die Plasmafrequenz von ca. 5 kHz bis ca. 50 kHz beträgt. Mit diesen Parametern sind besonders gute Ergebnisse erzielt worden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Erfindungsgedankens wird das Plasma gepulst erzeugt, wobei ein Takt von ca. 0,1 sec bis ca. 3 sec, insbesondere ca. 2 sec, verwendet wird. Mit diesen Parametern sind gute Ergebnisse erzielt worden.
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Die Behandlung der Materialien wird in vorteilhafter Weise so durchgeführt, dass das Material und/oder die Materialoberfläche bzw. der Behälter und/oder die Behälterinnenfläche und/oder die Behälteroberfläche mit dem Plasma, insbesondere einem nicht-thermischen atmosphärischen Plasma, in Berührung gebracht wird. Im Sinne einer schonenden Behandlung, insbesondere unter Beachtung einer Höchstgrenze des Wärmeeintrags, kann es jedoch auch ausreichend sein, die zu behandelnden Materialien mit dem in Plasma erzeugten reaktiven Gas in Berührung zu bringen. Dabei kann das erzeugte reaktive Gas den zu behandelnden Materialien zugeleitet werden. Die Materialien können dabei einen gewissen Abstand von dem Plasma bzw. der Entladungszone einnehmen.
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Vorzugsweise wird die Behandlung des Produkts in einem Reaktor und/oder in oder hinter einer Entladungszone durchgeführt. In besonders bevorzugter Weise befindet sich dabei eine Entladungszone in einem in geeigneter Weise abgekapselten Reaktor. Das zu behandelnde Produkt wird dann mit dem im Plasma erzeugten reaktiven Gas in Kontakt gebracht. Für einen kontinuierlichen Betrieb ist des Weiteren eine Vorbeileitung für den Produktstrom durch den Reaktor vorzusehen.
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Als besonders vorteilhaft für das erfindungsgemäße Verfahren hat sich eine Behandlungsdauer von ca. 20 sec bis ca. 120 sec insbesondere ca. 60 sec bis ca. 120 sec, und insbesondere ca. 90 sec herausgestellt. Die genannten Behandlungszeiten stellen dabei einen optimalen Kompromiss zwischen Behandlungserfolg (Keimabtötung) und Wirtschaftlichkeit dar. Das zu behandelnde Material kann wahlweise während der Behandlung auch ständig in Bewegung gehalten werden (In-line Treatment).
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Sofern das zu behandelnde Material nicht direkt mit dem Plasma in Berührung kommen soll bzw. darf, hat sich ein Abstand des zu behandelnden Materials von dem Plasma bzw. von der Entladungszone von ca. 5 cm bis ca. 20 cm, insbesondere von ca. 11 cm bis ca. 17 cm, als besonders wirksam erwiesen.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich Materialien bzw. Behälter aus Kunststoff besonders gut antimikrobiell behandeln. Solche Materialien tolerieren im Allgemeinen keine starke Temperaturerhöhung, so dass eine thermische Behandlung meist nur mit einer letztlich nicht ausreichenden Erhitzung durchführbar ist.
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Daher sind diese Materialien prädestiniert für die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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So lassen sich Materialen bzw. Behälter zur Verpackung und/oder Lagerung von Lebensmitteln, Getränken und anderen hygienisch sensiblen Substanzen mit dem erfindungsgemäßen Verfahren einfach, schonend und schnell entkeimen.
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Besonders gute Ergebnisse sind bei der Behandlung von Getränkeflaschen und insbesondere den zugehörigen Verschlusselementen (Schraubdeckel) aus Kunststoff erzielt worden. Bei den behandelbaren Getränkeflaschen kann es sich sowohl um Einweg- als auch um Mehrwegprodukte handeln. Obwohl die verwendeten Schraubdeckel stets fabrikneu auf die Getränkeflaschen aufgebracht werden, ist eine vorherige Entkeimung notwendig, insbesondere beim Abfüllen von Limonade, Säften oder dergleichen Erfrischungsgetränken.
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Alternativ oder zusätzlich lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch beliebige Filtermaterialien, insbesondere jedoch HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Airfilter) behandeln, welche zur Luftreinigung für keimfreie Abfüll- und/oder Verpackungsanlagen verwendbar sind.
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Eine bevorzugte Vorrichtung zur Desinfektion oder Sterilisation von Verpackungsmaterial und/oder Behältern und/oder Filtermaterial weist schließlich eine Ein- und/oder Ausschleussvorrichtung für das zu behandelnde Material und/oder Behälter auf. Dadurch ist eine kontinuierliche und rasche Behandlung der Materialien ermöglicht.
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Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die nachgeordneten Patentansprüche, andererseits auf die nachfolgende Erläuterung von Versuchsbeispielen zu verweisen. Die nachfolgenden Beispiele dienen zur näheren Erläuterung des Erfindungsgegenstands, ohne ihn jedoch auf diese beschränken zu wollen.
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Versuchsbeispiele
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Versuchsbeispiel 1:
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Zur Feststellung der Wirksamkeit der im Plasma erzeugten oxidierenden Species (ROS), insbesondere Ozon und OH-Radikale, wurde eine Vielzahl von Versuchsschalen mit einer Methylenblau-Lösung dem erzeugten Gas ausgesetzt. Methylenblau ist ein Phenothiazin-Derivat und ein bekannter Redoxindikator. Eine oxidierende Wirkung des erzeugten Gases führt dabei zu einer Entfärbung der anfangs tiefblauen Lösung.
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Dabei sind folgende Parameter variiert worden:
- - Abstand vom Plasma (6 cm, 11 cm und 17 cm),
- - Behandlungsdauer (60 sec, 90 sec und 120 sec),
- - Feed für den Plasmareaktor (Luft oder reiner Sauerstoff, ggf. mit Wasserbeimischung), und
- - zusätzlicher Einsatz von UV-Strahlung.
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Die Versuchsschalen wurden unter Variation der oben genannten Parameter mit dem im Plasma erzeugten Gas behandelt. Der Erfolg der Behandlung wurde anhand der erreichten Entfärbung der jeweiligen Probe beurteilt.
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Während bei der alleinigen Verwendung von atmosphärischer Luft bei allen drei Abständen und einer Behandlungsdauer von 120 sec nur eine schwache Entfärbung festgestellt werden konnte, führte die Versorgung des Plasmareaktors mit reinem Sauerstoff bei Entfernungen von 6 cm und 11 cm bereits zu einer deutlichen Entfärbung, wobei hier mit einer Behandlungsdauer von 60 sec das schlechteste Ergebnis erzielt wurde.
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Wurde dem Feed-Strom aus reinem Sauerstoff zusätzlich Wasser beigemischt, konnte auch bei einer Entfernung von 17 cm und einer Behandlungsdauer von 90 sec bereits eine deutliche Entfärbung festgestellt werden. Diese Entfärbung war beim selben Abstand und derselben Behandlungsdauer ohne die Zugabe von Wasser deutlich geringer ausgeprägt.
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Bei einer Behandlungsdauer von 120 sec und der Verwendung von Sauerstoff mit Zugabe von Wasser ist bei einem Abstand von 17 cm eine beinahe vollständige Entfärbung gelungen.
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Die mit Abstand besten Ergebnisse sind mit reinem Sauerstoff als Feed unter Zugabe von Wasser und der zusätzlichen Verwendung von UV-Strahlung mit einer Wellenlänge von 270 nm gelungen. Hier konnte sowohl bei einem Abstand von 11 cm und einer Behandlungsdauer von 90 sec als auch bei einem Abstand von 17 cm und einer Behandlungsdauer von 120 sec eine vollständige Entfärbung der Probe erreicht werden. Bei einem Abstand von 6 cm und einer Behandlungsdauer von 60 sec war die Probe deutlich aufgehellt, jedoch noch nicht vollständig entfärbt.
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Versuchsbeispiel 2:
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Es wurden eine Vielzahl von Proben, bestehend aus Schraub-Verschlusskappen für Getränkeflaschen aus Kunststoff (Polystyrol), mit verschiedenen Keimen und Sporen künstlich kontaminiert und anschließend einer Behandlung im Plasma unterzogen. Dabei konnten die Keime innerhalb von 60 sec um 5 log-Stufen (d.h. 99,999%) reduziert werden.
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Versuchsbeispiel 3:
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Die durch das erfindungsgemäße Verfahren erzielte Inaktivierungsrate ist anhand zweier verschiedener Mikroorganismen ermittelt worden. Dabei sind einerseits mit Aspergillus Niger (Schwarzschimmel) und andererseits mit Bacillus atrophaeus (vormals Bacillus subtilis, Heubazillus, ein weit verbreitetes grampositives, stäbchenförmiges und begeißeltes Bakterium, welches ein aerob wachsender Endosporenbildner ist) kontaminierte Proben bereitgestellt und behandelt worden. Die erreichte Reduktion der Keimzahl (KBE = Koloniebildende Einheiten) ist zusammen mit der jeweiligen Behandlungszeit der nachfolgenden Tabelle entnehmbar:
Keimart | Behandlungszeit [sec] | Keimzahl [KBE] Plasmabehandlung VOR NACH | Reduktion [log] |
Aspergillus Niger | 60 | 540.000 < 2 | 5,7 |
60 | 94.000 < 1 | > 5 |
30 | 1.800 < 2 | > 2,9 |
Bacillus atrophaeus (vorm. Bacillus subtilis) | 30 | 280.000 < 3 | 5,1 |
10 | 50.000 < 2 | > 4,6 |