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Die
Erfindung betrifft eine Schaltungsanordnung und ein Verfahren zur
Ansteuerung einer Schaltungsanordnung. Halbleiterschalter, wie sie
beispielsweise bei der elektrischen Versorgung von Frequenzumrichtern,
Wechselrichtern, Motorsteuerungen, Hochspannungs-Gleichstromübertragungsanlagen
oder dergleichen eingesetzt werden, unterliegen im Schaltbetrieb
extremen Belastungen. Beim Betrieb der Halbleiterschalter entstehen
hohe Verluste und hohe Temperaturen, was einen hohen Aufwand zur
Kühlung
der Halbleiter nach sich zieht.
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Um
diese Probleme gering zu halten, werden Halbleiterschalter mit einer
niedrigen Sättigungsspannung,
beispielsweise IGBTs, eingesetzt. Insbesondere beim Schalten induktiver
Lasten kann es beim Abschalten der Halbleiterschalter zu hohen Induktionsspannungen
und in der Folge zu einem Lawinendurchbruch kommen, der die Halbleiterschalter schädigen oder
zerstören
kann.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine Schaltungsanordnung
zum Schalten eines elektrischen Verbrauchers bereitzustellen, die beim
Schalten geringe Gesamtverluste aufweist und die unempfindlich gegenüber Lawinendurchbrüchen ist.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Halbbrückenanordnung
mit diesen Eigenschaften bereitzustellen, sowie Verfahren, durch
die sich ein Schaltbetrieb einer Schaltungsanordnung mit einem Halbleiterschalter
mit geringen Gesamtverlusten und einer geringen Empfindlichkeit
gegenüber
einem Lawinendurchbruch realisieren lässt.
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Diese
Aufgaben werden durch eine Schaltungsanordnung gemäß Patentanspruch
1, durch eine Halbbrückenanordnung
gemäß Patentanspruch 11,
sowie durch Verfahren zum Betrieb einer Schaltungsanordnung gemäß den Patentansprüchen 16, 20
und 22 gelöst.
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand
von Unteransprüchen.
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Die
zur Lösung
dieser Aufgaben vorgesehene Schaltungsanordnung umfasst ein erstes
und ein zweites steuerbares Halbleiterbauelement. Das zweite steuerbare
Halbleiterbauelement besitzt einen Halbleiterkörper basierend auf dem Halbleitergrundmaterial
Siliziumkarbid (SiC). Solche Siliziumkarbid-Halbleiterbauelemente besitzen hohe
Schaltgeschwindigkeiten und sind unempfindlich gegenüber hohen
Stromspitzen und gegenüber
Lawinendurchbrüchen.
Im Vergleich zum zweiten steuerbaren Halbleiterbauelement kann das
erste steuerbare Halbleiterbauelement, beispielsweise ein IGBT,
eine geringere Sättigungsspannung
aufweisen.
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Es
ist daher vorgesehen, den Schaltbetrieb einer Schaltungsanordnung
mit einem derartigen ersten steuerbaren Halbleiterbauelement und
einem derartigen zweiten steuerbaren Halbleiterbauelement so auszugestalten,
dass der Strom durch eine von der Schaltungsanordnung versorgte
Last in der Einschaltphase und/oder in der Ausschaltphase ganz oder
zumindest überwiegend über das
zweite steuerbare Siliziumkarbid-Halbleiterbauelement fließt. Ein zeitlich
außerhalb
der Einschalt- bzw. Ausschaltphase fließender Strom hingegen fließt ganz
oder zumindest überwiegend über das
erste steuerbare Halbleiterbauelement.
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Im
Einzelnen umfasst eine solche Schaltungsanordnung ein erstes steuerbares
Halbleiterbauelement, das eine Laststrecke mit einem ersten Lastanschluss
und mit einem zweiten Lastanschluss aufweist, sowie ein zweites
steuerbares Halbleiterbauelement, das ebenfalls eine Laststrecke
mit einem ersten Lastanschluss und mit einem zweiten Lastanschluss
aufweist. Außerdem
umfasst das zweite steuerbare Halbleiterbauelement einen Halbleiterkörper mit
dem Halbleitergrundmaterial Siliziumkarbid (SiC).
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Das
erste steuerbare Halbleiterbauelement und das zweite steuerbare
Halbleiterbauelement sind nun so miteinander verschaltet, dass der
erste Lastanschluss des ersten steuerbaren Halbleiterbauelements
an einem ersten Schaltungsknoten elektrisch mit dem ersten Lastanschluss
des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements gekoppelt ist. Weiterhin
ist der zweite Lastanschluss des ersten steuerbaren Halbleiterbauelements
an einem zweiten Schaltungsknoten elektrisch mit dem zweiten Lastanschluss
des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements gekoppelt.
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Im
Sinne der vorliegenden Anmeldung ist der Ausdruck "gekoppelt" so zu verstehen,
dass zwei miteinander gekoppelte Elemente niederohmig miteinander
verbunden sind. Eine solche niederohmige Verbindung kann beispielsweise
unter Verwendung metallischer Leiterbahnen, Bonddrähte oder
metallischer Laschen und Schienen ebenso erfolgen wie unter Verwendung
von Dioden oder von Laststrecken eines oder mehrerer steuerbarer
Halbleiterbauelemente. Weiterhin werden zwei Elemente als miteinander "koppelbar" bezeichnet, wenn
diese durch Betätigen
eines zwischengeschalteten Schalters, beispielsweise durch einen
steuerbaren Halbleiterschalter, über
dessen Laststrecke elektrisch niederohmig miteinander verbunden
werden können.
Ein elektrisches Signal, das einer elektrischen Komponente beispielsweise
mittels eines steuerbaren Halbleiterbauelements zugeschaltet werden
kann, wird nachfolgend auch als auf diese elektrische Komponente "aufschaltbar" bezeichnet.
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Auf
Basis von zwei derartigen Schaltungsanordnungen kann auch eine Halbbrückenanordnung realisiert
werden, bei der eine erste und eine zweite solche Schaltungsanordnung
miteinander verschaltet werden, indem der zweite Schaltungsknoten
der ersten Schaltungsanordnung elektrisch mit dem ersten Schaltungsknoten
der zweiten Schaltungsanordnung gekoppelt oder koppelbar ist.
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Die
Ansteuerung einer Schaltungsanordnung kann so erfolgen, dass nach
dem Anlegen einer elektrischen Spannung zwischen dem ersten Schaltungsknoten
und dem zweiten Schaltungsknoten zu einem ersten Zeitpunkt ein leitender
Zustand der Laststrecke des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements
und zu einem späteren
zweiten Zeitpunkt ein leitender Zustand der Laststrecke des ersten
steuerbaren Halbleiterbauelements hergestellt werden. Hierdurch übernimmt
das auf einem Siliziumkarbid-Halbleitergrundkörper basierende zweite steuerbare
Halbleiterbauelement die Last beim Einschalten des Stromes.
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Beim
Ausschalten des Stromes kann das auf einem Siliziumkarbid-Halbleitergrundkörper basierende
zweite steuerbare Halbleiterbauelement ebenfalls die Schaltlast übernehmen.
Hierzu wird bei einer zwischen dem ersten Schaltungsknoten und dem zweiten
Schaltungsknoten angelegten elektrischen Spannung zu einem dritten
Zeitpunkt ein sperrender Zustand der Laststrecke des ersten steuerbaren Halbleiterbauelements,
und zu einem späteren
vierten Zeitpunkt ein sperrender Zustand der Laststrecke des zweiten
steuerbaren Halbleiterbauelements hergestellt.
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Sowohl
beim Einschalten als auch beim Ausschalten der ersten und zweiten
steuerbaren Halbleiterbauelemente der beteiligten Schaltungsanordnungen
ist dabei jeweils auf den Zeitpunkt abzustellen, zu dem die Laststrecke
des jeweiligen steuerbaren Halbeiterbauelements tatsächlich in
den leitenden bzw. in den sperrenden Zustand übergeht, und nicht auf den
Zeitpunkt, an dem die Steuersignale zur Erzeugung des leitenden
bzw. sperrenden Zustands am Steueranschluss des betreffenden Halbleiterbauelements
anliegen. In der Praxis erfolgt nämlich die Reaktion der Laststrecke
auf ein dem Steueranschluss zugeführtes Steuersignal verzögert, was
in bestimmten Schaltungsvarianten bei der Ansteuerung der steuerbaren
Halbleiterbauelemente entsprechend berücksichtigt werden muss oder
sogar vorteilhaft genutzt werden kann.
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Ein
Schaltwechselbetrieb mit einer derartigen Schaltungsanordnung lässt sich
nun dadurch realisieren, dass ein erstes Teil-Verfahren, bei dem das
zweite steuerbare Halbleiterbauelement den Laststrom beim Einschalten übernimmt,
und ein zweites Teil-Verfahren, bei dem das zweite steuerbare Halbleiterbauelement
die Last beim Ausschalten des Stromes übernimmt, abwechselnd aufeinanderfolgend
durchgeführt
werden.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf die beigefügten
Figuren näher
erläutert.
Es zeigen:
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1 eine
Halbbrücke
mit zwei identischen Schaltungsanordnungen, von denen jede einen
IGBT aufweist, zu dessen Laststrecke die Laststrecke eines selbstleitenden
J-FET parallel geschaltet ist,
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2 Signalverläufe, wie
sie bei einer Ansteuerung einer in 1 gezeigten
Schaltungsanordnung an unterschiedlichen Stellen der Schaltung auftreten
können,
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3 eine
Halbbrücke
mit zwei identisch aufgebauten Schaltungsanordnungen, von denen jede
einen IGBT umfasst, sowie eine zu dessen Laststrecke parallel geschaltet
Reihenschaltung der Laststrecken eines selbst leitenden J-FETs und
eines MOSFETs,
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4 Signalverläufe, wie
sie bei einer Ansteuerung einer in 3 gezeigten
Schaltungsanordnung an unterschiedlichen Stellen der Schaltung auftreten
können.
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Sofern
nicht anders angegeben, bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche
Elemente mit gleicher Funktion.
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1 zeigt
eine Halbbrückenanordnung
mit zwei miteinander verschalteten Schaltungsanordnungen 100 und 100'. Bei dem Beispiel
gemäß 1 sind
die Schaltungsanordnungen 100 und 100' identisch geschaltet
und werden daher nachfolgend anhand der Schaltungsanordnung 100 näher erläutert. Für einander
entsprechende Komponenten der Schaltungsanordnungen 100 und 100' sind die Bezugszeichen – abgesehen
von einem dem jeweiligen Bezugszeichen nachgestellten Apostroph
(') bei den Komponenten
der Schaltungsanordnung 100' – identisch
gewählt.
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Die
Schaltungsanordnung 100 umfasst ein erstes steuerbares
Halbleiterbauelement 1, das beispielhaft als IGBT ausgebildet
ist, ein zweites steuerbares Halbleiterbauelement 2, das
einen Halbleiterkörper
mit dem Halbleitergrundmaterial Siliziumkarbid (SiC), das beispielhaft
als J-FET gebildet ist, sowie ein optionales Gleichrichterbauelement 4,
das beispielhaft als Diode ausgebildet ist, umfasst. Das erste steuerbare
Halbleiterbauelement 1 weist eine Laststrecke mit einem
ersten Lastanschluss 11 und einem zweiten Lastanschluss 12 auf,
sowie einen Steueranschluss 13, der zur Steuerung der Lastrecke
dient. Entsprechend weist auch das zweite Halbleiterbauelement 2 eine
Laststrecke mit einem ersten Lastanschluss 21 und einem
zweiten Lastanschluss 22 auf, die mittels eines Steueranschlusses 23 ansteuerbar
ist. Der erste Lastanschluss 11 des ersten steuerbaren
Halbleiterbauelements 1 ist an einem ersten Schaltungsknoten 91 elektrisch
mit dem ersten Lastanschluss 21 des zweiten steuerbaren
Halbleiterbauelements 2 koppelbar oder gekoppelt. Weiterhin
ist der zweite Lastanschluss 12 des ersten steuerbaren
Halbleiterbauelements 1 an einem zweiten Schaltungsknoten 92 elektrisch
mit dem zweiten Lastanschluss 22 des zweiten steuerbaren
Halbleiterbauelements 2 koppelbar oder gekoppelt.
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Eine
positive elektrische Betriebsspannung +UB,
die dem ersten Schaltungsknoten 91 beispielsweise über einen
Anschluss 81 zugeführt
wird oder die anderweitig auf den ersten Schaltungsknoten aufschaltbar
ist, kann – abgesehen
von einem im Vergleich zu der positiven Betriebsspannung +UB geringen Spannungsabfall an den Laststrecken
der leitenden der steuerbaren Halbleiterbauelemente 1 bzw. 2 – im Wesentlichen
unverändert
dem zweiten Schaltungsknoten 92 zugeführt werden, wenn sich zumindest
eine der Laststrecken der steuerbaren Halbleiterbauelemente 1 und 2 in
einem leitenden Zustand befindet.
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Der
zweite Schaltungsknoten 92 der ersten Schaltungsanordnung 100 ist
mit einem Ausgang 83 der ersten Schaltungsanordnung 100 verbunden.
Alternativ dazu kann der zweite Schaltungsknoten 92 der
ersten Schaltungsanordnung 100 auch auf den Ausgang 83 aufschaltbar
sein. Eine an dem Ausgang 83 angeschlossene Last 200,
beispielsweise eine induktive Last wie z. B. ein Motor M, kann auf
diese Weise schaltbar mit der positiven Betriebsspannung +UB verbunden werden.
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Analog
dazu kann eine negative elektrische Betriebsspannung –UB, die dem zweiten Schaltungsknoten 92' der zweiten
Schaltungsanordnung 100' beispielsweise über einen
Anschluss 82 zugeführt wird
oder die anderweitig auf den zweiten Schaltungsknoten 92' aufschaltbar
ist, – abgesehen
von einem im Vergleich zu der negativen Betriebsspannung –UB geringen Spannungsabfall an den Laststrecken
der leitenden der steuerbaren Halbleiterbauelemente 1' bzw. 2' der zweiten
Schaltungsanordnung 100' – im Wesentlichen
unverändert
dem ersten Schaltungsknoten 91' der zweiten Schaltungsanordnung 100' zugeführt werden,
wenn sich zumindest eine der Laststrecken der steuerbaren Halbleiterbauelemente 1' und 2' in einem leitenden
Zustand befindet.
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Der
erste Schaltungsknoten 91' der
zweiten Schaltungsanordnung 100' ist mit einem Ausgang 83' der zweiten
Schaltungsanordnung 100' verbunden. Alternativ
dazu kann der erste Schaltungsknoten 91' der zweiten Schaltungsanordnung 100' auch auf den Ausgang 83' aufschaltbar
sein. Eine an dem Ausgang 83' angeschlossene
Last 200, beispielsweise eine induktive Last wie z. B.
ein Motor M, kann auf diese Weise schaltbar mit der negativen Betriebsspannung – UB verbunden werden.
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In 1 ist
der zweite Schaltungsknoten 92 der ersten Schaltungsanordnung 100 identisch
mit dem ersten Schaltungsknoten 91' der zweiten Schaltungsanordnung 100'. Alternativ
dazu kann der zweite Schaltungsknoten 92 der ersten Schaltungsanordnung 100 auch
mit dem ersten Schaltungsknoten 91' der zweiten Schaltungsanordnung 100' koppelbar oder
gekoppelt sein.
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Außerdem ist
der Ausgang 83 der ersten Schaltungsanordnung 100 identisch
mit dem Ausgang 83' der
zweiten Schaltungsanordnung 100'. Alternativ dazu kann der Ausgang 83 der
ersten Schaltungsanordnung 100 auch mit dem Ausgang 83' der zweiten
Schaltungsanordnung 100' koppelbar
oder gekoppelt sein.
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2 zeigt
signifikante Signalverläufe
der in 1 gezeigten Schaltungsanordnung 100 und
gibt eine Möglichkeit
zur Ansteuerung von deren steuerbaren Halbleiterbauelementen 1 und 2,
jeweils in Abhängigkeit
von der Zeit t, wieder.
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Zu
einem Zeitpunkt t0 sind die Laststrecken beider steuerbarer Halbleiterbauelemente 1 und 2 gesperrt,
d. h. die zugehörigen
Lastströme
I1 und I2 sind gleich Null. Hierzu liegt der Steueranschluss 13 des
ersten steuerbaren Halbleiterbauelements 1 auf einem Potential,
das die Laststrecke des ersten steuerbaren Halbleiterbauelements 1 in
einen sperrenden Zustand versetzt. Das als J-FET ausgebildete zweite
steuerbare Halbleiterbauelement 2 ist selbstleitend, d.
h. ein Sperren der Laststrecke des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 muss
durch eine aktive Ansteuerung von dessen Steueranschluss 23 erfolgen.
Hierzu wird die dem Steueranschluss 23 zugeführte Ansteuerspannung
U23 auf ein gegenüber
dem Potential des zweiten Steueranschlusses 22 negatives
Potential gelegt, das ausreicht, die Laststrecke des zweiten steuerbaren
Halbleiterbauelements 2 zu sperren. Da somit die Laststrecken beider
steuerbarer Halbleitbauelemente 1 und 2 gesperrt
sind und die Diode 4 ebenfalls in Sperrrichtung betrieben
wird, ist die Spannung U1, welche über den Laststrecken der steuerbaren
Halbleiterbauelemente 1 und 2 abfällt, identisch
mit der positiven Betriebsspannung +UB.
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Zu
einem Zeitpunkt t1 werden die an den Steueranschlüssen 101 und 102 anliegenden
Ansteuersignale U13 bzw. U23 so verändert, dass sie ein Aufsteuern
der Laststrecken des jeweiligen steuerbaren Halbleiterbauelements 1 bzw. 2 bewirken. Wegen
des im Vergleich zum IGBT 1 schnelleren Schaltverhaltens
des J-FETs 2 wird die Laststrecke des J-FETs 2 schneller
aufgesteuert als die Laststrecke des IGBTs 1. Hierdurch
bedingt fließt
durch die Laststrecke des J-FETs 2 ein Teilstrom I2, der
zunächst
größer ist
als ein Teilstrom I1 durch die Laststrecke des ersten steuerbaren
Halbleiterbauelements 1, was bedeutet, dass die beim Einschalten auftretende
Belastung der Halbleiterschalter 1, 2 im Wesentlichen
vom J-FET 2 übernommen
wird.
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Im
weiteren Verlauf des Einschaltvorgangs sinken die elektrischen Widerstände der
Laststrecken sowohl des IGBTs 1 als auch des J-FETs 2,
bis beide Laststrecken voll aufgesteuert sind. Damit einhergehend
steigt der Gesamtstrom I weiter an. Im voll aufgesteuerten Zustand
ist der elektrische Widerstand der Laststrecke des IGBTs 1 (Durchlasswiderstand)
deutlich kleiner als der elektrische Widerstand (Durchlasswiderstand)
der voll aufgesteuerten Laststrecke des J-FETs 2, d. h.
bei voll aufgesteuerten Laststrecken ist der Teilstrom I1 größer als
der Teilstrom I2. Der Hauptanteil des Gesamtstromes I fließt somit
am Anfang der Einschaltphase über
die Laststrecke des J-FET 2 und zu einem späteren Zeitpunkt der
Einschalphase über
die Laststrecke des IGBTs.
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In
dem Maße,
in dem der Gesamtwiderstand der Laststrecken der steuerbaren Halbleiterbauelemente 1 und 2 während des
Gesamteinschaltvorgangs abnimmt, sinkt auch die an den Laststrecken der
steuerbaren Halbleiterbauelemente 1 und 2 abfallende
Spannung U1, bis sie zu einem Zeitpunkt t2 einen Minimalwert annimmt.
Der Gesamtstrom I durch die externe Last 200 ist durch
die Summe der Teilströme
I1 und I2 gegeben.
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Um
nun nach einiger Zeit den die Last 200 durchfließenden Gesamtstrom
I abzuschalten, wird zu einem Zeitpunkt t3 zunächst das Ansteuersignal U13
so verändert,
dass die Laststrecke des IGBTs 1 von ihrem leitenden Zustand
in einen sperrenden Zustand übergeht.
Dadurch verringert sich der die Laststrecke des IGBTs 1 durchfließende Strom
I1 etwa ab dem Zeitpunkt t3.
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Da
die Laststrecke des J-FETs 2 zunächst noch voll aufgesteuert
ist, steigt dessen Laststrom I2 bedingt durch das Abschalten des
IGBTs 1 an. Zu einem Zeitpunkt t4 wird dem Steueranschluss 23 des J-FETs 2 eine
Ansteuerspannung U23 zugeführt,
die bewirkt, dass die Laststrecke des steuerbaren Halbleiterbauelements 2 von
ihrem leitenden Zustand in einen sperrenden Zustand übergeht.
Die mit dem Abschalten des J-FETs 2 verbundene
Erhöhung
des Widerstands von dessen Laststrecke erfolgt zu einem Zeitpunkt,
zu dem die Laststrecke des IGBTs 1 entweder bereits voll
gesperrt ist, oder zumindest nicht mehr vollständig leitet.
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Während des
Abschaltvorgangs des J-FETs 2 sinkt der Strom 12 durch
dessen Laststrecke und damit der Gesamtstrom I – abgesehen von einem minimalen
Leckstrom – auf
den Wert Null. Somit trägt der
J-FET 2 auch beim Abschalten des Stromes I die Hauptlast.
Insbesondere wenn es sich bei der externen Last 200 um eine induktive
Last handelt, kommt es wegen des steilen Abfalls des Stromes I in
der induktiven Last 200 zu einer Induktionsspannung, die sich
zur Versorgungsspannung +UB addiert, was dazu
führt,
dass die an den Laststrecken der steuerbaren Halbleiterbauelemente 1 und 2 anliegende Spannung
U1 bis auf einen Wert U1max ansteigt, der größer ist,
als die positive Versorgungsspannung +UB.
Wegen dieser Spannungsüberhö hung erhöht sich
auch die von den steuerbaren Halbleiterbauelementen 1 und 2 aufzunehmende
Abschaltbelastung.
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Mit
dem erläuterten
Einschalt- und Ausschaltverfahren lässt sich erreichen, dass das
zweite steuerbare Halbleiterbauelement 2 die Hauptlast beim
Einschalten und/oder beim Ausschalten 2 übernimmt.
Da das zweite steuerbare Halbleiterbauelement einen Halbleiterkörper basierend
auf dem Halbleitergrundmaterial Siliziumkarbid (SiC) aufweist, ist es
unempfindlicher gegen derartige Belastungen als das erste steuerbare
Halbleiterbauelement 1, welches auf einem Halbleiterkörper mit
einem Halbleitermaterial basiert, bei dem es sich nicht um Siliziumkarbid
handelt. Beispielsweise kann das erste steuerbare Halbleiterbauelement 1 auf
einem Halbleiterkörper
mit dem Halbleitergrundmaterial Silizium basieren.
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Außerhalb
der Einschaltphase und außerhalb
der Ausschaltphase des Gesamtstromes I fließt dieser vollständig oder
zumindest zu einem signifikanten Anteil über die Laststrecke des ersten
steuerbaren Halbleiterbauelements 1, deren Widerstand im voll
aufgesteuerten Zustand sehr viel kleiner ist als der Widerstand
der voll aufgesteuerten Laststrecke des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2. Durch
die vorgeschlagene Schaltung in Verbindung mit der erläuterten
Ansteuerung "übernimmt" das zweite steuerbare
Halbleiterbauelement 2 die beim Einschalten und/oder beim
Abschalten des Gesamtstromes I auftretenden Belastungen, während ein Gesamtstrom
I außerhalb
dieser Anschalt- und/oder Abschaltphasen über das im leitenden Zustand
extrem niederohmige erste steuerbare Halbleiterbauelement 1 fließt.
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Wie
aus 1 ersichtlich ist, kann die Schaltungsanordnung 100 optional
mit einer weiteren Schaltungsanordnung 100' zu einer Halbbrückenanordnung
verschaltet werden. Dazu wird der zweite Schaltungsknoten 92 der
ersten Schaltungsanordnung 100 entweder identisch zum ersten
Schaltungsknoten 91' der
zweiten Schaltungsanordnung 100' gewählt, oder mit diesem dauer haft
oder aufschaltbar verbunden. Da der erste Halbleiterschalter 1' der zweiten
Schaltungsanordnung 100' ebenso
wie der erste Halbleiterschalter 1 der ersten Schaltungsanordnung 100 als
n-Kanal-IGBT ausgebildet ist, erfolgt die Ansteuerung bezogen auf
den mit dem jeweiligen Emitter 12 bzw. 12' verbundenen zweiten
Schaltungsknoten 92 bzw. 92'. Entsprechendes gilt für die Ansteuerung
der zweiten steuerbaren Halbleiterbauelemente 2 und 2', die jeweils
als n-Kanal J-FET ausgebildet sind und deshalb mit einem auf den
jeweiligen zweiten Schaltungsknoten 92 bzw. 92' bezogenen Steuerspannung
U13, U23, U13' bzw.
U23' angesteuert
werden. Dies hat den Vorteil, dass zur Ansteuerung der steuerbaren
Halbleiterbauelemente 1, 2, 1', 2' eine im Vergleich
zu den Versorgungsspannungen +UB und –UB betragsmäßig geringe Ansteuerspannung
U13, U23, U13' und
U23' eingesetzt
werden kann.
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Grundsätzlich können jedoch
für das
erste steuerbare Halbleiterbauelement 1 der ersten Schaltungsanordnung 100 und
für das
erste steuerbare Halbleiterbauelement 1' der zweiten Schaltungsanordnung 100' auch zueinander
komplementäre
Bauelemente eingesetzt werden. Unabhängig davon können für die zweiten
steuerbaren Halbleiterbauelemente 2 und 2' der ersten
Schaltungsanordnung 100 bzw. der zweiten Schaltungsanordnung 100' ebenfalls zueinander
komplementäre
Bauelemente eingesetzt werden.
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Beispielsweise
wäre es
möglich,
ausgehend von der Anordnung gemäß 1 anstelle
des als n-Kanal ausgebildeten IGBTs 1' einen p-Kanal IGBT und anstelle
des n-Kanal J-FET 23' einen
p-Kanal J-FET einzusetzen. In diesem Fall ist es vorteilhaft, die
Ansteuerspannungen U13' und
U23' nicht wie in 1 dargestellt
auf den zweiten Schaltungsknoten 92' sondern auf den ersten Schaltungsknoten 91' zu beziehen,
und so betragsmäßig geringe
Ansteuerspannungen U13',
U23' verwenden zu
können.
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Da
die zweiten steuerbaren Halbleiterbauelemente 2, 2' bei dem in 1 gezeigten
Beispiel als n-Kanal J-FETs ausgebildet sind, ist zu deren Ansteuerung
die Bereitstellung einer bezogen auf die zweiten Schaltungsknoten 92 bzw. 92' negativen Hilfsspannung
erforderlich. Dem gegenüber
erfordert die Ansteuerung der ersten steuerbaren Halbleiterbauelemente 1, 1' bezogen auf
die betreffenden zweiten Schaltungsknoten 92, 92' eine positive
Hilfsspannung. Um den mit der Bereitstellung von Hilfsspannungen
unterschiedlicher Polarität
verbundenen Aufwand zu vermeiden, kann eine Schaltung gemäß 3 eingesetzt
werden. Diese zeigt ebenso wie 1 eine Halbbrücke und
besitzt den gleichen Grundaufbau. Allerdings ist zwischen die zweiten Lastanschlüsse 22 bzw. 22' der zweiten
steuerbaren Halbleiterbauelemente 2 bzw. 2' und die jeweiligen zweiten
Schaltungsknoten 92 bzw. 92' die Laststrecke eines dritten
steuerbaren Halbleiterbauelements 3 bzw. 3' geschaltet.
Hierzu weist die Laststrecke des dritten steuerbaren Halbleiterbauelements 3 einen ersten
Lastanschluss 31 auf, der mit dem zweiten Lastanschluss 22 des
zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 koppelbar oder
gekoppelt ist, sowie einen zweiten Lastanschluss 32, der
mit dem zweiten Schaltungsknoten 92 der ersten Schaltungsanordnung 100 koppelbar
oder gekoppelt ist. Analog dazu weist die Laststrecke des dritten
steuerbaren Halbleiterbauelements 3' der zweiten Schaltungsanordnung 100' einen ersten
Lastanschluss 31' auf,
der mit dem zweiten Lastanschluss 22' des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2' koppelbar oder
gekoppelt ist, sowie einen zweiten Lastanschluss 32', der mit dem
zweiten Schaltungsknoten 92' koppelbar oder
gekoppelt ist.
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Die
Laststrecken des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 und
des dritten steuerbaren Halbleiterbauelements 3 der ersten
Schaltungsanordnung 100 sind damit in Reihe geschaltet.
Entsprechend sind die Laststrecken des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2' und des dritten
steuerbaren Halbleiterbauelements 3' der Schaltungsanordnung 100' ebenfalls in
Reihe geschaltet. Abweichend von der Anordnung gemäß 1 sind
die Steueranschlüsse 23 bzw. 23' der zweiten
steuerbaren Halbleiterbauelemente 2 bzw. 2' mit dem zweiten
Schaltungsknoten 92 bzw. 92' koppelbar oder gekoppelt. Die
externe Steuerung des Stroms I2 und I2' über
die Laststrecke des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 bzw. 2' erfolgt über den
Steueranschluss 33 bzw. 33' des zugehörigen dritten steuerbaren Halbleiterbauelements 3 bzw. 3'. Diese Schaltung
ermöglicht
es, den über
die Laststrecke des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 bzw. 2' fließenden Strom
I2 bzw. I2' mittels
einer Ansteuerspannung U33 bzw. U33' zu steuern, die bezogen auf die jeweiligen
zweiten Schaltungsknoten 92 bzw. 92' keine negativen Werte annehmen
muss. Somit entfällt
der Erfordernis, innerhalb einer der Schaltungsanordnungen 100, 100' Spannungen
unterschiedlicher Polarität
zur Erzeugung der Ansteuerspannungen U13 und U33 bzw. U13' und U33' bereitstellen zu
müssen.
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4,
die den Verlauf verschiedener signifikanter Signale bei einer möglichen
Ansteuerung der Anordnung gemäß 3 mit
Ansteuerspannungen U13 und U33 zeigt, ist im Wesentlichen identisch
mit den in 2 gezeigten Signalverläufen. Der
Unterschied besteht lediglich darin, dass zum Schalten des zweiten
steuerbaren Halbleiterbauelements 2 anstelle der Ansteuerspannung
U23 eine Ansteuerspannung U33 verwendet werden kann, zu deren Erzeugung
keine in Bezug auf den zweiten Schaltungsknoten 92 negative
Hilfsspannung bereitgestellt werden muss.
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Bei
dem Signalverlauf der Ansteuerspannungen U13 und U23 gemäß 2 ist
erkennbar, dass die Signalwechsel, welche das Einschalten der betreffenden
steuerbaren Halbleiterbauelemente 1 bzw. 2 auslösen, synchron
zum Zeitpunkt t1 erfolgen. Grundsätzlich können diese Signalwechsel in
ihrer zeitlichen Reihenfolge beliebig zueinander versetzt sein,
solange sichergestellt ist, dass das Aufsteuern der Laststrecke
des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 eine ausreichende
Zeit vor dem Aufsteuern der Laststrecke des ersten steuerba ren Halbleiterbauelements 1 beginnt.
Ein eventueller zeitlicher Versatz zwischen diesen Signalwechseln ist
in der Praxis in Abhängigkeit
von der Einschaltverzögerung
der jeweils verwendeten steuerbaren Halbleiterbauelemente 1 und 2 anzupassen.
Unter dieser Maßgabe
kann der Signalwechsel des Ansteuersignals U13 vor, zugleich mit
oder nach dem Signalwechsel des Ansteuersignals U23 erfolgen.
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Bei
den vorangehend erläuterten
Anordnungen gemäß den 1 und 2 wurden
als erste steuerbare Halbleiterbauelemente 1 bzw. 1' IGBTs verwendet.
Anstelle von IGBTs können
jedoch grundsätzlich
auch beliebige andere steuerbare Halbleiterbauelemente eingesetzt
werden, solange deren Laststrecken im voll aufgesteuertem Zustand
einen Widerstand aufweisen, der geringer ist, als der elektrische
Widerstand der vollständig
aufgesteuerten Laststrecke des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 (bei 1),
oder geringer als die Summe der elektrischen Widerstände der
voll aufgesteuerten Laststrecke des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements 2 und
der voll aufgesteuerten Laststrecke des dritten steuerbaren Halbleiterbauelements 3 (bei 3).
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Um
auch beim Abschalten des einer Last 200 zugeführten Stromes
I eine Überlastung
der beteiligten Bauelemente zu vermeiden, kann als Gleichrichterbauelement,
beispielsweise als Diode 4, 4' in den 1 und 3,
ein Bauelement gewählt
werden, dessen Sättigungsspannung
kleiner ist als die Sättigungsspannung
des zweiten steuerbaren Halbleiterbauelements derselben Schaltungsanordnung, in
den 1 und 3 also kleiner als die Sättigungsspannung
der J-FETs 2 bzw. 2'.
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Da
die Gleichrichterbauelemente 4, 4' bei den Anordnungen gemäß den 1 und 3 ebenfalls
hohen Spannungsbelastungen unterliegen, kann optional für diese
Gleichrichterbauelemente 4 und/oder 4' wegen seiner
vergleichsweise geringen Empfindlichkeit gegenüber Lawinendurchbrüchen ebenfalls
Siliziumkarbid (SiC) als Halbleitergrundmaterial verwendet werden.