-
Die
vorliegende Erfindung betrifft zunächst einen Beschichtungsstoff,
aufweisend ein eine oder mehrere Komponenten umfassendes Bindemittel
und in dem Bindemittel verteilte Feststoffpartikel, wobei die Feststoffpartikel
Metallpartikel und vorzugsweise, d. h. nicht notwendig, Pigmente
und/oder Füllstoffe
umfassen, und wobei die Konzentration der Feststoffpartikel im Bereich
der Kritischen-Pigment-Volumen-Konzentration liegt oder größer als
die Kritische-Pigment-Volumen-Konzentration
ist.
-
Beschichtungsstoffe
dieses allgemeinen Typs sind im Stand der Technik als sog. Zinkstaubfarben
bekannt. Dabei handelt es sich um korrosionsschützende Beschichtungsstoffe,
die als Korrosionsschutzpigment unter anderem Zinkstaub enthalten.
Da Zink unedler als Eisen ist, werden Zinkstaubfarben zum Rost- bzw. Korrosionsschutz
von Eisen- und Stahlwerkstoffen eingesetzt. Im Anschluss wird auf
die Zinkstaubgrundierung noch zumindest eine sichtbare Deckbeschichtung
aufgetragen, welche weitgehend inerte Füllstoffe und Pigmente aufweist
zur Erzielung möglichst
stabiler, unveränderbarer
Oberflächen
sowie gleichbleibender optischer Eigenschaften. Abweichend davon
entsteht nun aber zunehmend auch der Bedarf, Gegenstände mit
einer sich durch Oxidation bzw. Korrosion verändernden Oberfläche zu versehen,
ohne dass dies auf längere Sicht
zur Zerstörung
des Bauteils führt.
Ein solcher Bedarf entsteht bspw. zunehmend bei vormals nicht beschichteten
Anlagenteilen, z. B. Bauten der Industriekultur, deren Substanz
dauerhaft erhalten werden soll, wobei aber gleichzeitig auch das
optische Erscheinungsbild möglichst
authentisch sein soll. Des Weiteren entsteht dieser Bedarf zunehmend
auch in Architektur-, Design- und
Kunstanwendungen.
-
Vor
diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine
Möglichkeit
bereitzustellen, eine Korrosionsoptik auch an nicht zur Oxidation
bzw. Korrosion neigenden Oberflächen
zu ermöglichen, bspw.
auch an Oberflächen,
welche eine rost- bzw. korrosionsverhindernde Grundierung aufweisen.
Besagte Korrosionsoptik sollte nach Möglichkeit einen möglichst
natürlichen
bzw. authentischen Eindruck entstehen lassen.
-
Diese
Aufgabe ist gemäß der Erfindung
zunächst
und im Wesentlichen in Verbindung mit den Merkmalen gelöst, dass
die Metallpartikel Eisen und/oder Kupfer und/oder Zinn und/oder
Bronze und/oder Messing aufweisen. Durch den Einsatz solcher feinteiligen,
oxidations- bzw. korrosionsfähigen
Metalle in den genannten Mengenverhältnissen in dem erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff
werden nach dessen Auftrag auf Gegenstände Oberflächen erzielt, die durch die
Einwirkung von Sauerstoff, Feuchtigkeit jeglicher Art sowie Salzen
und/oder sonstigen Verunreinigungen korrodieren und somit in relativ
kurzer Zeit eine natürliche
Patinaschicht ausbilden. Der Begriff Beschichtungsstoff wird dabei
in einem allgemeinen Sinn auch mit der Bedeutung von Beschichtungsmittel
bzw. Beschichtungsmaterial verwendet, d. h. schließt, wie
auch schon aus dem Vorangehenden deutlich wird, vielfältige Rezepturen
insbesondere mit ggf. mehreren unterschiedlichen Komponenten bzw.
Bindemittelkomponenten ein. Der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff kann
auf beliebiger Bindemittelbasis hergestellt sein. Durch den Zusatz
der von darin verteilten oxidations- bzw. korrosionsfähigen Metallpartikeln
entsteht ein vorzugsweise flüssiges
oder pastöses
Beschichtungsmittel, das sich anschaulich bzw. im übertragenen
Sinne auch als "rostender
bzw. korrodierender Lack" bezeichnen
lässt und
das sich insbesondere auch als sichtbare Deckbeschichtung mit oxidativ
bzw. korrosiv reagierender Oberfläche zum Schutz und/oder zur
optischen Gestaltung von Oberflächen
aller Art verwenden lässt.
Die dazu vorangehend vorgeschlagenen Metalle sind entweder gleich
edel oder edler als Eisen, so dass eine Verwendung in einer Grundierung
für Eisen
bzw. Stahlwerkstoffe mangels Schutzwirkung nicht möglich wäre und schon
der Gedanke daran abwegig ist. Dafür eignet sich der erfindungsgemäße, nun
trotz dieser Erkenntnis entwickelte Beschichtungsstoff nun überraschend
dazu, um nicht korrodierende Materialien und korrosionsgeschützte Oberflächen mit
einer authentischen Korrosionsoptik zu versehen. Indem die Konzentration
der Feststoffpartikel, d. h. die Gesamtkonzentration der Metallpartikel
und eventuell zusätzlich
vorhandener Pigmente und/oder Füllstoffe,
im Bereich der Kritischen-Pigment-Volumen-Konzentration liegt oder größer als
diese ist, entsteht der Effekt, dass nach der Applikation des Beschichtungsstoffes
auf eine Oberfläche
als dünne
Schicht zumindest an der Oberfläche
des Beschichtungsstoffes zumindest teilweise freiliegende, d. h.
nicht von Bindemittel oder anderen Komponenten benetzte, Metallpartikeloberflächen vorhanden
sind und/oder bei der Trocknung entstehen. Dabei zählt zum
Allgemeinwissen eines Fachmanns, dass die Pigment-Volumen-Konzentration
(PVK) das Verhältnis
von eingesetztem Feststoff-Volumen
zu Gesamtvolumen eines getrockneten Lackfilms bezeichnet und dass
bei der sog. Kritischen-Pigment-Volumen-Konzentration (KPVK) die
Menge der verwendeten Bindemittel gerade noch ausreicht, um die
eingesetzten Feststoffe zu benetzen und die Zwischenräume auszufüllen. Die
KPVK ist somit eine für
jedes Bindemittel bzw. für
jeden Beschichtungsstoff von den jeweiligen Eigenschaften abhänge und
insofern typische Kennzahl, deren Ermittlung dem Fachmann geläufig ist.
An der Oberfläche
des Beschichtungsstoffes freiliegende und ggf. sogar dabei aus dieser
Oberfläche
herausstehende Metallpartikel, die nicht von dem Bindemittel bzw.
anderen Inhaltsstoffen des Beschichtungsstoffes benetzt sind, sind
somit frei zugänglich
für Sauerstoff
(bspw. Luftsauerstoff) und Feuchtigkeit, so dass schon ohne eine weitere
Behandlung der applizierten Beschichtungsstoff-Oberfläche eine
von außen
sichtbare Oxidation bzw. Korrosion daran stattfinden kann. Die Herstellung
der korrodierenden bzw. oxidierenden Beschichtungsstoffe beruht
auf dem Einsatz von herkömmlichen,
insbesondere von für
Lacke üblichen
Bindemitteln und der Zugabe von Metallpartikeln, vorzugsweise in
Pulverform, mit für
den Einsatz in Beschichtungsstoffen unüblichen Konzentrationen. Bevorzugt
ist vorgesehen, dass die Volumen-Konzentration
der Feststoffpartikel zumindest 65 Prozent, bezogen auf die Kri tische-Pigment-Volumen-Konzentration,
beträgt.
Beträgt
z. B. die Kritische-Pigment-Volumen-Konzentration
für ein
bestimmtes Bindemittel 75 Prozent und dabei die Konzentration der
Feststoffpartikel 50 Prozent, liegt die Konzentration der Feststoffpartikel
bezogen auf die KPVK bei ca. 67 Prozent. Bevorzugt ist auch, dass
die Pigment-Volumen-Konzentration über 50 Prozent liegt und sich
damit im Bereich der Kritischen-Pigment-Volumen-Konzentration (KPVK)
bewegt. Bevorzugt ist außerdem,
dass die Konzentration der Feststoffpartikel im Bereich von 50 bis
99 Gewichtsprozent liegt. Insbesondere ist bevorzugt, dass der Mengenanteil
der Metallpartikel in dem Beschichtungsstoff im Wertebereich von
50–99
Gewichtsprozent bezogen auf die Gesamtrezeptur liegt und dabei insbesondere
größer als
75 Gewichtsprozent ist. Derartig hohe Konzentrationen sind für die in
Betracht gezogenen Metalle bisher nicht lacküblich. Bzgl. der Metallpartikel
ist bevorzugt, dass diese eine möglichst
hohe Reinheit besitzen. Ihr reiner, elementarer Metallgehalt sollte
vorzugsweise größer als
90 Prozent betragen. Ebenso sind aber auch Metalle mit geringeren
Reinheitsgraden verwendbar, sofern sie in der Lage sind, in üblicher
Freiluftatmosphäre
Oxidations- bzw. Korrosionsschichten bzw. "Patina" zu bilden. Des Weiteren ist bevorzugt,
dass die Metallpartikel feinteilig, insbesondere pulverförmig, beschaffen
sind. Die Metalle sollten sich in den Beschichtungsstoff so einarbeiten
lassen, dass eine möglichst
homogene Mischung bzw. ein gleichmäßig verteiltes Gemenge erzielt
werden kann. Insbesondere wirkt sich eine ausgeprägte Homogenität vorteilhaft
auf die Auswahl der möglichen
Applikationsmethoden aus. Dies schließt aber nicht aus, dass auch
abhängig
von dem gewählten
Metall, den weiteren Inhaltsstoffen des Beschichtungsstoffes, dem
Anwendungsfall und insbesondere den Witterungsbedingungen der beschichteten Oberfläche auch
niedrigere Mengenanteile der Metallpartikel ausreichend sein können. Als
feinteilige Metallpulver sind u. a. reines Eisenpulver (Fe-Pulver),
reines Kupferpulver (Cu-Pulver) und bspw. auch Mischungen aus verschiedenen
Metallpulvern denkbar, z. B. aus Kupfer und Zinn, wodurch sich ein
Bronze-Effekt errei chen lässt.
Derartige Metallpulver sind aus anderen Anwendungsbereichen bekannt
und können
im Handel bezogen werden.
-
Als
Bindemittel kommen alle auf dem Markt befindlichen Harze in Frage.
Bevorzugt sind solche Bindemittel, die keine Oxidation der eingesetzten
Metallpulver während
der Herstellung und der nachfolgenden Lagerung bis zur Verarbeitung
der Beschichtungsstoffe herbeiführen.
Insofern werden weitestgehend säurefreie
Bindemittel bevorzugt. Beispielsweise sind folgende Bindemittel
geeignet: Polyurethanharze, Polyurethanharz-Systeme, Isocyanate,
Acrylharze, Acrylharz-Systeme, Alkydharze, Alkydharz-Systeme, trocknende Öle, gesättigte Polyesterharze,
Epoxidharze, Epoxidharz-Systeme, Aminharze, Polyvinylharze, Cellulosenitratharze,
Aldehydharze, Polymerdispersionsharze, PVC-Mischpolymerisate in
Kombination mit Alkydharzen, Cellulosenitrat-Alkydharz-Kombinationen sowie Kombinationen
und/oder Modifikationen der genannten Komponenten. Insgesamt kann
somit praktisch jedes für
Lacke verwendbare Bindemittel eingesetzt werden. Darüber hinaus
sind auch andere Bindemittel verwendbar, auch solche, die nicht
lacküblich
sind, wie z. B. Öle und/oder
Wachse. Im Hinblick auf das Erscheinungsbild wird als vorteilhaft
angesehen, wenn der Beschichtungsstoff ein durchscheinendes bzw. "farbloses", vorzugsweise sogar
ein im Wesentlichen transparentes Bindemittel aufweist. Der Gewichtsanteil
an Festharz im Gesamtsystem sollte vorzugsweise 50 Prozent nicht überschreiten,
um zu vermeiden, dass die Oxidation- bzw. Korrosionfähigkeit
der Metallpartikel bzw. des Metallpulvers durch die Umhüllung mit
Bindemittel zu stark unterbunden wird.
-
Je
nach Bedarf kann der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff auch
noch zusätzliche
Komponenten enthalten, wie bspw. Lösemittel und/oder Weichmacher
und/oder Füllstoffe
und/oder Additive und/oder farbgebende Zusatzstoffe, insbesondere
Pigmente. Andererseits sind diese nicht zwingend notwendig, d. h.
auf den Einsatz dieser Zusatzstoffe kann ggf. auch verzichtet werden.
Als Lösemittel
eignen sich alle marktüblichen Verbindungen,
einschl. Wasser, die in der Lage sind, die verwendeten Bindemittel
zu lösen
und/oder zu verdünnen.
Lediglich beispielhaft werden hier genannt: Aliphatische Kohlenwasserstoffe,
z. B. Testbenzin, aromatische Kohlenwasserstoffe, z. B. Xylol, cycloaliphatische
Kohlenwasserstoffe, z. B. Cyclohexan, Terpenkohlenwasserstoffe,
z. B. Terpentinöl,
Alkohole, z. B. Isobutanol, Ketone, z. B. Aceton, Ester, z. B. Butylacetat,
Ether, z. B. Tetrahydrofuran, Glykolether, z. B. Butylglykol und
(wie schon angesprochen) Wasser. Diese oder andere Lösemittel
können
entweder allein oder in Kombination verwendet werden. Die Art der
eingesetzten Lösemittel ist
u. a. abhängig
von den verwendeten Bindemitteln. Bei einigen Bindemitteln, wie
z. B. bei Cellulosenitrat, kann der Einsatz von zusätzlichen
Weichmachern vorteilhaft sein, um einer Sprödigkeit der Beschichtung entgegenzuwirken.
Hierzu eignen sich bspw. Phtalate, wie z. B. Di-Iso-Nonyl-Phtalat.
Die gewichtsmäßige Einsatzmenge
sollte vorzugsweise 5 Prozent nicht überschreiten.
-
Durch
den Zusatz von Füllstoffen
kann u. a. die Haftung des Beschichtungsstoffes auf der zu beschichtenden
Oberfläche
verbessert, die Dichte herabgesetzt und/oder die kritische Pigment-Volumen-Konzentration (KPVK)
stabilisiert und erhöht
werden. Als Füllstoffe
eignen sich z. B. Talkum, Calciumcarbonate, Bariumsulfate, pyrogene
Kieselsäuren
sowie alle weiteren verfügbaren,
nicht farbgebenden Stoffe.
-
Eine
vorteilhafte Weiterbildung ist auch durch die schon angesprochenen
Additive als Zusatz der Beschichtungsstoffe möglich. So lässt sich dadurch bspw. eine
Stabilisierung der Beschichtungsstoffe, eine Verbesserung der Verlaufseigenschaften,
eine Haftverbesserung zum Untergrund oder bspw. eine Entschäumung erreichen.
Zum Beispiel können
als Anti-Absetzmittel Bentonite eingesetzt werden. Als Verdicker
und/oder Rheologie-Additive eignen sich bspw. PUR-Verdicker, Cellulosederivate,
Polyacrylate, Metallseifen usw. Als Netzmittel können bspw. Tenside zum Einsatz
kommen. Als Dispergieradditive eignen sich vorzugsweise niedrigmolekulare
Polymere. Als Entschäumer
können
bspw. Öle
eingesetzt werden. Als Haftvermittler eigenen sich z. B. Silane,
als Verlaufmittel bspw. Silikone und als Biozide z. B. Harnstoff-Derivate.
Auch besteht die Möglichkeit,
als Filmbildehilfsmittel bspw. Butylglykolacetat zuzugeben. Als
Mattierungsmittel kommen bspw. synthetische Kieselsäuren, polymere
Mattierungsmittel, Wachse usw. in Betracht, als Hautverhinderungsmittel z.
B. Oxime, als Katalysatoren z. B. Dibutylzinnlaurat (DBTL), als
Trockenstoffe z. B. Metallsalze, als oxidationsfördernde Zusatzstoffe bspw.
Salze und als Oberflächenadditiv
bspw. Silikone. Im Regelfall wird als ausreichend angesehen, wenn
die gewichtsmäßigen Einsatzmengen
der verwendeten Additive deutlich unter 10 Prozent je Additiv liegen.
Wie schon angesprochen, kann außerdem
je nach Anforderungen unter Umständen auch
ganz auf einzelne oder mehrere oder sogar sämtliche der genannten Additive
verzichtet werden.
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff
können
als farbgebende Zusatzstoffe alle auf dem Markt erhältlichen
organischen sowie anorganischen Pigmente zur Anwendung kommen, wobei
der Gewichtsanteil vorzugsweise im Bereich von 5–30 Prozent liegen kann. Bspw.
eignen sich Eisenoxidpigmente, vorzugsweise in den Farben gelb,
rot, braun und schwarz. Auch geeignet sind Ruße, z. B. in schwarz, Titandioxide,
z. B. in weiß,
Phtalocyaninpigmente, z. B. in blau und grün, Chromoxidpigmente, z. B.
in grün
und oliv, Azopigmente, z. B. in gelb, orange und rot, Metallkomplexpigmente,
Fluoreszenspigmente, Chinachridone usw. Auch die Verwendung löslicher
Farbstoffe ist möglich.
-
Die
Herstellung der erfindungsgemäßen Beschichtungsstoffe
kann vorzugsweise in der Weise erfolgen, dass das oder die erforderlichen
Bindemittel bzw. Bindemittelbestandteile in einem Behälter vorgelegt
und ggf. gewünschte
Lösemittel
und Additive (ganz oder zunächst
teilweise) hinzugegeben werden. Nach der Homogenisierung dieser
Stoffe mittels bspw. Rühren
erfolgt die lang same Zugabe der Feststoffe, also auch der Metallpartikel,
wie bspw. Metallpulver. Auch weitere, evtl. gewünschte Feststoffe wie Pigmente
und Füllstoffe werden
langsam zugegeben. Die Zugabe erfolgt während des laufenden Rührprozesses,
um ein Verklumpen der Feststoffe zu vermeiden. Nach der erfolgten
Zugabe kann die Dispergierung der Masse, d. h. die Feinstverteilung
und Homogenisierung bspw. mittels eines hochtourig laufenden Dissolvers
erfolgen. Bei Bedarf kann während
dieses Vorganges eine Kühlung
vorgesehen werden, um zu verhindern, dass sich die Masse durch die
zugefügten
Scherkräfte
erwärmt
und es zur Schädigung
von einzelnen Bindemitteln (bspw. Polymerdispersionen) durch Hitze
kommen kann.
-
Nachfolgend
werden exemplarisch, d. h. ohne Einschränkung des Schutzbereichs der
Ansprüche,
Beispielrezepturen angegeben.
-
Beispiel 1:
-
Der
erfindungsgemäße Beschichtungsstoff
besitzt dabei die folgende Zusammensetzung eines Zweikomponenten-Polyurethanlackes:
Polyurethan-Acrylat-Harz | 14
Gewichts-% |
Netzmittel | 1
Gewichts-% |
Antiabsetzmittel | 10
Gewichts-% |
Fe-Metallpulver | 75
Gewichts-% |
-
Die
Zugabe des Metallpulvers erfolgt unter Rühren, und das Dispergieren
wird durchgeführt,
bis eine feine Mischung erhalten wird.
-
Zur
Verarbeitung dieses Beschichtungsstoffes ist bevorzugt, diesen zuvor
mit einer Isocyanat-haltigen Härtermischung
zu versetzen, wobei die verwendete Härtermenge vom Gehalt der reaktiven
Gruppen der Lackbindemittel abhängt.
-
In
dem oben angegebenen Beispiel beträgt das stöchiometrische Mischungsverhältnis 1:1,
d. h. der oben beschriebene Lack kann im Verhältnis 30:1 mit einem Isocyanathärter, wie
bspw. Desmodur N 75 (erhältlich
von Fa. Bayer AG, Leverkusen), gemischt werden. Je nach gewünschter
Applikationsmethode, bspw. Spritzen, Rollen oder Streichen, kann
die Mischung mittels einer Verdünnung
auf eine gewünschte
Verarbeitungsviskosität
eingestellt werden. Die Zugabemenge des Lösemittels ist insofern von
der Applikationsmethode abhängig.
-
Die
obige Rezeptur kann u. a. dadurch abgewandelt werden, dass andere
Bindemittel eingesetzt werden. Insbesondere kann es sich dabei um
einzelne oder mehrere der zuvor erwähnten Bindemittel handeln, wobei
auch die Einsatzmengen variieren können und ggf. weitere Zuschlagstoffe
hinzukommen können.
-
Beispiel 2:
-
Bei
diesem Rezepturbeispiel wurden die folgenden Komponenten eingesetzt:
Haftharz | 0,75
Gewichts-% |
Polyurethanacrylat | 10,00
Gewichts-% |
Xylol | 3,76
Gewichts-% |
Netzmittel | 0,25
Gewichts-% |
Antiabsetzmittel | 0,20
Gewichts-% |
Bariumsulfat | 7,50
Gewichts-% |
Talkum | 1,75
Gewichts-% |
Fe-Pulver | 75,00
Gewichts-% |
Shellsol
A | 0,79
Gewichts-% |
-
Die
in dem Beispiel aus den vorgenannten Komponenten hergestellte Masse
wurde im Gewichtsverhältnis
von 43:1 mit dem Härter
Desmodur N 75 (geeig net ist auch ein gleichwertiges Produkt) unmittelbar
vor seiner Verarbeitung gemischt und mit einem Lösemittel bzw. einer geeigneten
Lösemittelmischung
auf die gewünschte
Verarbeitungsviskosität
eingestellt.
-
Die
Erfindung betrifft außerdem
die Verwendung eines Beschichtungsstoffes bzw. ein Beschichtungsverfahren,
wobei der Beschichtungsstoff ein eine oder mehrere Komponenten umfassendes
Bindemittel und in dem Bindemittel verteilte Feststoffpartikel aufweist,
wobei die Feststoffpartikel Metallpartikel und vorzugsweise, d.
h. nicht notwendig, Pigmente und/oder Füllstoffe umfassen und wobei
die Konzentration der Feststoffpartikel im Bereich der Kritischen-Pigment-Volumen-Konzentration
liegt oder größer als
die Kritische-Pigment-Volumen-Konzentration
ist.
-
Beschichtungsstoffe
dieser Art sind, wie schon eingangs angesprochen wurde, als Zinkstaubfarbe
für Grundierungen
bekannt. Im Vergleich zu Eisen bzw. Stahl löst sich Zink als unedleres
Metall zuerst auf und bewirkt dadurch den Korrosionsschutz.
-
Hinsichtlich
der eingangs genannten Aufgabe schlägt die Erfindung nun eine Verwendung
eines derartigen Beschichtungsstoffes als Deckbeschichtung auf einer
Oberfläche
eines Gegenstandes vor. Vorzugsweise kann ein Beschichtungsstoff
verwendet werden, der einzelne oder mehrere der zuvor beschriebenen Merkmale
aufweist. Insofern ist insbesondere ein Beschichtungsstoff bevorzugt,
dessen Metallpartikel Eisen und/oder Kupfer und/oder Zinn und/oder
Bronze und/oder Messing aufweisen. Grundsätzlich können dabei die erfindungsgemäßen "korrodierenden Beschichtungsstoffe" wie alle anderen
Beschichtungsstoffe mit den üblichen
Applikationsmethoden, bspw. durch Spritzen, Streichen, Rollen etc.,
auf die zu beschichtenden Oberflächen
aufgetragen werden. Sollen bspw. Eisen- und/oder Stahloberflächen vor
Korrosion geschützt
werden, empfiehlt sich eine vorherige Vorbehandlung (bspw. Abschlei fen
der Korrosion) und ein vor Korrosion schützender Beschichtungsaufbau
(Grundierung) nach dem Stand der Technik, bevor abschließend der "korrodierende Beschichtungsstoff" appliziert wird.
Mögliche
Anwendungsbereiche für
den erfindungsgemäßen "Rostlack" sind insofern bspw.
alle Bereiche von Stahloberflächen
an stillgelegten Hochofenanlagen (z. B. Industriedenkmäler), die
während
ihrer ehemaligen Nutzung nie beschichtet waren (z. B. Hochofenmäntel, Cowper, Heißwindleitungen
etc.). Solche Flächen
müssen
im Rahmen der Denkmalpflege durch einen Korrosionsschutz-Beschichtungsaufbau,
z. B. nach dem Stand der Technik, dauerhaft vor weiterem Materialverlust
geschützt
werden, bei gleichzeitigem Erhalt bzw. Wiederherstellung der natürlich verursachten
Patina. Beide einander scheinbar gegensätzliche Anforderungen können nun
durch die beschriebene erfindungsgemäße Verwendung verwirklicht
werden. Eine andere zweckmäßige Verwendung
wird darin gesehen, dass der Beschichtungsstoff für die Beschichtung
einer Oberfläche
verwendet wird, welche einen oder mehrere nichtmetallische Bestandteile
aufweist oder welche aus einem überwiegend
nichtmetallischen Werkstoff oder aus einem nichtmetallischen Werkstoff,
bspw. aus Kunststoff, Holz oder dergleichen, gebildet ist. In diesem
Zusammenhang eignet sich der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff bspw.
zur Beschichtung von Kunststoffskulpturen, welche selbst nicht in
der Lage sind, eine Metallpatina zu bilden. In diesem Zusammenhang
kann es Vorteile bieten, den Kunststoff vorher mit geeigneten Grundierungen
zu beschichten, um z. B. eine ausreichende Haftung zu erreichen
oder um die Oberflächen
ausreichend und dauerhaft zu schützen.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten
sind bspw. Kupferdächer,
bei denen aus insbesondere Kostengründen auf den Einsatz von reinem
Kupferblech verzichtet werden soll. Stattdessen können hier
wesentlich preiswertere, verzinkte Stahlbleche Verwendung finden,
die mit einem notwendigen Korrosionsschutzsystern grundiert werden,
auf denen ein abschließender
erfindungsgemäßer Beschichtungsstoff,
welcher Kupferpartikel aufweist, aufgetragen werden kann. Dieser "Kupferlack" bildet dann im Laufe
der Jahre, wie reine Kupferbleche, eine Patinaschicht.
-
Die
Erfindung betrifft schließlich
auch einen Gegenstand, aufweisend zumindest eine Oberfläche, welche
mit einem erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff,
der eines oder mehrere der zuvor beschriebenen Merkmale aufweist,
beschichtet ist. Es besteht einerseits die Möglichkeit, dass die Oberfläche einen
oder mehrere nichtmetallische Bestandteile aufweist oder aus einem überwiegend
nichtmetallischen Werkstoff oder aus einem nichtmetallischen Werkstoff,
bspw. aus Kunststoff, Holz oder dergleichen, gebildet ist. Alternativ
kann es sich bei der beschichteten Oberfläche um eine metallische Oberfläche handeln,
welche bspw. Eisen enthält, wobei
bspw. auf die Oberfläche
eine rost- bzw. korrosionsverhindernde Grundierung aufgetragen ist
und über die
Grundierung die erfindungsgemäße Beschichtung
aufgetragen ist.
-
Die
Erfindung wird nachfolgend mit Bezug auf die beigefügten Zeichnungen,
welche lediglich exemplarisch bevorzugte Ausführungsbeispiele wiedergeben,
beschrieben. Darin zeigt:
-
1 in
Seitenansicht eine Stahlkonstruktion, die mit dem erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff beschichtet
wurde,
-
2 in
Schnittansicht einen vergrößerten Ausschnitt
zu Detail II aus 1,
-
3 einen
Kunststoffgegenstand, der mit dem erfindungsgemäßen Beschichtungsstoff beschichtet wurde
und
-
4 eine
ausschnittsweise vergrößerte Schnittansicht
zu Detail IV gemäß 3.
-
1 zeigt
eine Stahlkonstruktion 1, bei welcher es sich um einen
Kessel eines Industriedenkmals handelt. Von der ehemals unbeschichteten
Oberfläche
des Kessels wurde die dort vormals entstandene Oxidschicht mittels "Strahlen" entfernt. Um die
Stahlkonstruktion vor erneutem Rost zu bewahren, gleichzeitig aber ein
für ein
Industriedenkmal typisches "authentisches", d. h. korrosiv
wirkendes Erscheinungsbild zu erhalten, wurde der in 2 in
Ausschnittsvergrößerung gezeigte
Schichtaufbau aufgetragen. Die Darstellung ist (ebenso wie 4)
nur schematisch, d. h. stark vereinfachend und nicht maßstabsgerecht
angelegt. Auf die blanke Oberfläche 2 der
Wand 3 der Stahlkonstruktion wurde in einem ersten Schritt
zunächst
eine Grundierung 4 aufgetragen. Zur Erzielung einer für einen
Langzeit-Korrosionsschutz ausreichenden Schichtdicke folgten zwei weitere
Zwischen-Beschichtungen (4a und 4b). Auf die zweite
Zwischen-Beschichtung 4b wurde
in einem weiteren Arbeitsschritt der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff 5 aufgetragen.
In dem gewählten
Ausführungsbeispiel
handelt es sich um den Beschichtungsstoff gemäß dem oben angegebenen Rezepturbeispiel 1.
Schematisch ist angedeutet, dass die in dem Bindemittel 6 gleichmäßig verteilten
Metallpartikel 7 an der Oberfläche 8 des Beschichtungsstoffes 5 zumindest
teilweise freiliegende Metallpartikeloberflächen 9 aufweisen.
-
3 zeigt
einen aus Kunststoff gebildeten Gebrauchsgegenstand 10,
wobei es sich in dem gewählten
Beispiel um eine Gießkanne
handelt. Um der an sich nicht korrosiven Oberfläche ein korrosionsartiges Erscheinungsbild
zu geben, wurde darauf der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff 12 aufgetragen.
-
4 zeigt
schematisch vereinfacht in einer geschnittenen Ausschnittsvergrößerung,
dass auf die Kunststoffwand 11 unmittelbar der erfindungsgemäße Beschichtungsstoff 12 aufgetragen
wurde. Dieser besitzt wieder eine überwiegend aus Bindemittel
(17) bestehende Trägermasse 13,
in welcher Metallpartikel 14 gleichmäßig verteilt enthalten sind.
Der Beschichtungsstoff 12 entspricht hier dem oben angegebenen
Rezepturbeispiel 2. Die nicht mit Bindemittel bzw. Trägermasse
benetzten Metallpartikel-Oberflächen 16 im
Bereich der Beschich tungsstoffoberfläche 15 liegen für den Angriff
von bspw. Sauerstoff zur Korrosionsbildung frei.
-
Alle
offenbarten Merkmale sind (für
sich) erfindungswesentlich. In die Offenbarung der Anmeldung wird
hiermit auch der Offenbarungsinhalt der zugehörigen/beigefügten Prioritätsunterlagen
(Abschrift der Voranmeldung) vollinhaltlich mit einbezogen, auch
zu dem Zweck, Merkmale dieser Unterlagen in Ansprüche vorliegender
Anmeldung mit aufzunehmen.
-
- 1
- Stahlkonstruktion
- 2
- Oberfläche
- 3
- Wand
- 4
- Grundierung
- 4a
- erste
Zwischenbeschichtung
- 4b
- zweite
Zwischenbeschichtung
- 5
- Beschichtungsstoff
- 6
- Bindemittel
- 7
- Metallpartikel
- 8
- Oberfläche des
Beschichtungsstoffes
- 9
- Freiliegende
Metallpartikeloberflächen
- 10
- Gebrauchsgegenstand
- 11
- Kunststoffwand
- 12
- Beschichtungsstoff
- 13
- Trägermasse
- 14
- Metallpartikel
- 15
- Oberfläche des
Beschichtungsstoffes
- 16
- Freiliegende
Metallpartikeloberflächen
- 17
- Bindemittel