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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine neue Verwendung eines speziellen
Clostridium botulinum Toxinkomplexes vom Typ A.
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Der
Clostridium botulinum Toxinkomplex Typ A (Mr 750.000) wird seit
mehreren Jahren zur Therapie verschiedener Erkrankungen mit muskulärer Überaktivität
eingesetzt. Derzeit sind drei verschiedene Präparate für
die Behandlung des Blepharospasmus, hemifacialer Spasmen und des
Torticollis spasmodicus zugelassen, und zwar BOTOX®,
DYSPORT® und XEOMIN® und
zwei (BOTOX® und DYSPORT®) für die Armspastik nach
Schlaganfall und für die infantile Cerebralparese. Die
Therapie weiterer Erkrankungen des Nervensystems (z. B. Spastizität
der unteren Extremitäten, Migräne, Lumbalgie,
Cervicalsyndrom, Hypersalivation) wird derzeit klinisch geprüft.
Die Präparate werden außerdem bei kosmetischen
Indikationen wie z. B. Hyperhidrose und ausgeprägter Faltenbildung
im Gesichtsbereich eingesetzt.
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Botulinumtoxin-Komplexe
setzen sich aus einem Gemisch clostridieller Proteine zusammen.
Dies sind Hämagglutinine mit unterschiedlichen Molekularmassen,
ein nichttoxisches, nichthämagglutinierendes Protein (Mr
600.000) und zwei Neurotoxinmoleküle (heayv chain und light
chain, zusammen Mr 150.000). Sie bilden einen losen Komplex, der
für die orale Toxizität bei Lebensmittelintoxikationen
verantwortlich ist. Im Gegensatz zum reinen Neurotoxin widersteht
der Komplex dem agressiven Milieu im Magen-Darm-Trakt und ermöglicht die
enterale Resorption des Neurotoxins, welches über den Blutkreislauf
oder das Lymphsystem die Zielzellen erreicht und dort eine Blockade
der Transmitterfreisetzung auslöst. Daraufhin kommt es
zur Paralyse der quergestreiften und glatten Muskulatur und zum
Versiegen verschiedener vegetativer Funktionen. Vergiftete Patienten
sterben an einer Insuffizienz der respiratorischen Muskulatur. Da
das reine Neurotoxin im Magen-Darm-Trakt abgebaut und somit nicht
enteral resorbiert wird, ist es nach einer Ingestition nicht giftig.
Parenteral appliziert unterscheiden sich die Wirkungen des Komplexes
nicht von den Wirkungen des Neurotoxins, denn der Komplex zerfällt
im Gewebe in seine Bestandteile, und nur das Neurotoxin wird in
die Zielzellen aufgenommen.
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Die
Botulinumtoxin-Komplexe aus komplexierendem Protein und Neurotoxinen
sind kommerziell erhältlich unter der Bezeichnung BOTOX® und DYSPORT®.
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Zur
therapeutischen Anwendung wird der Komplex direkt in dystone oder
spastische Muskeln injiziert, wo das Neurotoxin aus dem Komplex
freigesetzt wird und die erwünschte pharmakologische Wirkung
hervorruft. Obwohl der Komplex nur in äußerst
geringen Dosen appliziert wird (1–25 ng, je nach Indikation
und Größe des betroffenen Muskels), kommt es nach
wiederholten Injektionen bei einer beträchtlichen Anzahl
der Patienten zur Bildung von spezifischen, neutralisierenden Antikörpern,
die auch gegen das Neurotoxin gerichtet sind. Diese Patienten sprechen
auf keines der beiden Präparate mehr an. Sie könnten
aber mit anderen Toxinsubtypen behandelt werden, von denen nur das
Toxin B zur Verfügung steht. Das von der Fa. Elan zur Marktreife gebrachte
Neurotoxin B hat sich aber wegen der schnellen Resistenzbildung
nicht klinisch etablieren können und stellt keine effektive
Therapiealternative dar. Gleiche Nachteile gelten auch für
das Neurotoxin F.
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Die
US 5 512 547 beschreibt,
dass die Gabe eines komplexierende Proteine enthaltenden Neurotoxins von
Clostridium botulinum des Typs A zur vermehrten Bildung von neutralisierenden
Antikörpern führt, d. h. zur Bildung von Antikörpern,
die zum sekundären Therapieversagen führen.
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Die
Bildung von spezifischen Antikörpern wird durch zwei Faktoren
begünstigt. Zum einen bleibt das Neurotoxin, fixiert im
Komplex, über einen langen Zeitraum im Gewebe liegen und
kann ins Gewebe hineinwandernde Immunzellen zur Antikörperbildung
aktivieren. Die lange Verweildauer führt nicht zu einer
gesteigerten Aufnahme in die Zielzellen, denn vergiftete Zellen
können kein Toxin mehr aufnehmen. Das langsam aus dem Komplex
heraus dissoziierende Toxin ist also nur noch immunologisch wirksam.
Zum anderen verstärken die im Komplex enthaltenden Proteine
eine Immunantwort. Hämagglutine sind Lektine, Proteine,
die sich durch eine hohe Affinität zu bestimmten Zuckern
auszeichnen. Aufgrund ihrer Bindung an Zuckerstrukturen wirken Lektine
immunstimulierend. So konnte gezeigt werden, dass die Lektine Concanavalin
A, Phytohämagglutinin und Pokeweed Mitogen T- und B-Lymphozyten
aktivieren. Die Hämagglutine des Botulinumtoxin-Komplexes,
die ebenfalls an membranständige Zucker binden, können
also in ähnlicher Weise als Immunadjuvanzien fungieren
und zur Antikörperbildung und damit zum Therapieversagen
beitragen.
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Unter
der Bezeichnung XEOMIN® ist ein
reines Neurotoxin kommerziell erhältlich, das frei von
Hämagglutinen und anderen körperfremden Proteinen
ist. Wegen seiner geringeren Molekularmasse diffundiert es schneller
zu den Zielzellen, in die es aufgenommen wird, bevor Immunzellen,
von Hämagglutinen angelockt, aktiviert werden. In Antigenitätsstudien
wurde herausgefunden, dass dieses Präparat – im
Unterschied zu den anderen Präparaten – eine sehr
geringe Bildung von Antikörpern nach Applikation von sehr
hohen Dosen auslöst. Bei therapeutischem Einsatz dieses
von komplexfierenden Proteinen freien Neurotoxins kommt es auch nach
wiederholten Applikationen nicht zu einem antikörperbedingtem
Therapieversagen. Ferner konnte gezeigt werden, dass sich das reine
Neurotoxin, und zwar wegen seiner sofortigen Bioverfügbarkeit,
auch weiterhin zur Therapie von Patienten eignet, die unter der
Behandlung mit BOTOX® oder DYSPORT® einen Antikörpertiter
entwickelt haben.
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Aus
der
EP 1 185 291 A1 ist
die Verwendung eines von komplexierenden Proteinen freien Neurotoxins von
Clostridium botulinum der Typen A bis G in einem Pharmazeutikum
zur kosmetischen Behandlung oder zur Behandlung von Dystonien oder
von Erkrankungen des Nervensystems in menschlichen oder tierischen Patienten,
die bereits neutralisierende Antikörper gegen Botulinum-Neurotoxin
Komplexe gebildet haben, bekannt. Nachteilig bei diesem Verfahren
ist, dass es sich auf Patienten beschränkt, bei denen zwingend
Antikörper bei den zu behandelnden Patienten nachgewiesen
wurde. Zwar ist in der Beschreibung der
EP 1 185 291 A1 auch offenbart,
Patienten ohne Antikörper mit diesem Präparat
zu behandeln, jedoch haben diese Patienten kein sekundäres
Therapieversagen, so dass auch eine klassische Therapie mit komplexierenden
Proteinen enthaltenden Botulinumtoxin A Präparationen angewandt
werden könnte.
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Den
Patienten, die auf die Behandlung mit komplexierenden Proteinen
enthaltenden Botulinumtoxin A Präparationen nur mäßig
oder nicht ansprechen, wird zunächst empfohlen, die Bildung
von neutralisierenden Antikörpern gegenüber Botulinumtoxin
Typ A nachzuweisen.
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Auch
wenn bei den Patienten mit sekundärem Therapieversagen
keine neutralisierenden Antikörper nachzuweisen sind, ist
die herrschende Empfehlung, die Therapie mit Botulinumtoxin A Präparationen
sofort abzubrechen und auf konventionelle Therapieoptionen zu wechseln
(Dirk Dressler „Botulinum Toxin Therapy", Thieme-Verlag
2000, S. 31).
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Als
Ursache für das sekundäre Therapieversagen werden
andere Gründe als das mangelnde Ansprechen auf das Botulinumtoxin
A gefordert, wie z. B. Fehlinjektionen, Beteiligung von Muskeln,
die der Injektionsbehandlung nicht zugänglich sind sowie
Veränderungen von Binde- und Knochengeweben. Die aktuelle
Literatur geht davon aus, dass „eine mögliche
Antikörperbildung bei der Therapie mit Neurotoxin des Typs
A allerdings eine eher geringe Bedeutung hat und dass die Erfahrung
zeigt, dass primäres oder sekundäres Therapieversagen
viel häufiger durch soziale und psychologische Faktoren
des Patienten, fehlerhafte diagnostische Einordnung, falsche Injektionsschemata
oder falsche Dosierungen verursacht werden" (newsbox 02/Mai 2007 der
Fa. Pharm-Allergan GmbH, Ettlingen).
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Zusätzlich
zu den hier beschriebenen Vorgehensweisen bei sekundärem
Therapieversagen gibt es noch eine Reihe von Vorschlägen,
angefangen vom Wechsel von Botulinumtoxin A auf Botulinumtoxin B
(Gerhard Reichel „Therapieleitfaden Spastik", UNI-MED
Verlag Bremen, 2004, S. 38) bis hin zur Inaktivierung der Botulinumtoxin-Antikörper
durch Immunglobulingabe (Dirk Dressler, Reiner Benecke „Antikörpervermitteltes Versagen
der Botulinumtoxin-Therapie" in Rainer Laskawi,
Peter Roggenkämper (Hrsg.), „Botulinumtoxintherapie
im Kopf-Hals-Bereich", Urban & Vogel,
München, 2. Aufl. 2004), die sich allerdings alle
nicht klinisch durchgesetzt haben.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung eines Pharmazeutikums
zur effizienten Behandlung tierischer oder menschlicher Patienten,
bei denen keine Antikörper gegenüber Botulinumtoxin
Typ A nachzuweisen sind und bei denen dennoch ein mangelndes oder
fehlendes Ansprechen auf das komplexierende Proteine enthaltende
Botulinumtoxin A festzustellen ist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
die Verwendung eines von komplexierenden Proteinen freien Neurotoxins
von Clostridium botulinum des Typs A zur Herstellung eines Pharmazeutikums
zur
- • Behandlung von muskulärer Überaktivität
in tierischen oder menschlichen Patienten, die nach klinischen Kriterien „secondary
non-responders" gegenüber Botulinumtoxin A sind, aber keine
neutralisierenden Antikörper gegen Botulinumtoxin A gebildet
haben, oder
- • kosmetischen Behandlung von menschlichen Patienten,
die nach klinischen Kriterien „secondary non-responders"
gegenüber Botulinumtoxin A sind, aber keine neutralisierenden
Antikörper gegen Botulinumtoxin A gebildet haben.
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Unter
dem Begriff „keine neutralisierenden Antikörper"
wird hier und im folgenden verstanden, dass mit dem zurzeit gängigen
Verfahren zur Bestimmung von Antikörpern gegenüber
Botulinum Toxin A (Mouse-Diaphragma-Test = Mouse-Diaphragmaassay-Test
= MDA, vgl. Dirk Dressler „Botulinum Toxin Therapy", Thieme-Verlag
2000, S. 22) oberhalb der Nachweisgrenze (in Abhängigkeit
der einzelnen Laborstandards) keine Antikörper nachweisbar
sind.
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Unter
dem Begriff „secondary non-responders" werden hier und
im folgenden nach klinischen Kriterien gegenüber Botulinumtoxin
A solche Patienten verstanden, die über einen längeren
Zeitraum von mehreren Monaten bis Jahren anfangs erfolgreich mit
Botulinumtoxin A Präparaten behandelt werden konnten, bei
denen aber später trotz Erhöhung der Einzeldosis
und/oder Verkürzung des Interinjektionsintervalles eine
klinische Verschlechterung einsetzt. Einzelheiten hierzu finden
sich in Dirk Dressler, Reiner Benecke „Antikörpervermitteltes
Versagen der Botulinumtoxin-Therapie" in Rainer
Laskawi, Peter Roggenkämper (Hrsg.), „Botulinumtoxintherapie
im Kopf-Hals-Bereich", Urban & Vogel,
München, 2. Aufl. 2004, S. 58 bis 70.
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Das
Ergebnis der erfindungsgemäßen Verwendung ist überraschend
und nicht vorhersehbar, denn entgegen der herrschenden Meinung wird
erfindungsgemäß weiterhin ein ausgewähltes
Neurotoxin des Botulinumtoxintyps A verwendet und nicht die Therapie
mit dem Neurotoxin abgebrochen.
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Damit
bleiben den Patienten konventionelle und/oder invasive (operative)
Therapieoptionen (newsbox 02/Mai 2007 der Fa. Pharm-Allergan GmbH,
Ettlingen) erspart. Im Rahmen der konventionellen Therapieoption
wird bei Versagen der BTX-A Therapie eine zusätzliche orale
Pharmakotherapie durchgeführt, die auf Anticholinergika
(Trihexyphenidyl) oder Tetrabenazin (präsynaptisch wirkender
Dopamin-Speicher-Entleerer) zurückgreift. Im Rahmen der
invasiven Therapieoption wird Baclofen intrathekal über
Pumpen appliziert oder die Bewegungsstörung durch tiefe
Hirnstimulation moduliert. Die Pharmakotherapie ist mit erheblichen
Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Paresenbildung verbunden;
die Implantation von Baclofen-Pumpen oder Hirnschrittmachern ist
mit erheblichen Kosten und hohem Operationsaufwand verbunden und
erfordert eine Nachsorge in spezialisierten Zentren.
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Neueste
Untersuchungen des Erfinders haben gezeigt, dass bei diesen Patienten
möglicherweise ein anderer Wirkungsmechanismus eine entscheidende
Rolle spielt, nämlich eine Behinderung des Neurotoxins beim
Andocken am Rezeptor unabhängig von gegen das Neurotoxin
gerichteten Antikörpern.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
erfolgt die Verwendung zur kosmetischen Behandlung von Faltenbildung,
insbesondere im Gesichtsbereich, oder von Hyperhidrose.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung erfolgt die Verwendung zur Therapie von Dystonien, insbesondere
Torticollis spasmodicus, Blepharospasmus oder Myoklonus; Spastizitäten
unterschiedlicher Genese, insbesondere Spitzfuß, und Facialissynkinesien,
hemifascialen Spasmen, Migräne, Lumbalgie, Cervicalsyndrom,
Hypersalivation oder gustatorischem Schwitzen.
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Beispiele:
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Die
folgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Erfindung,
ohne sie darauf zu beschränken:
Insgesamt 22 Patienten
im Alter zwischen 44 und 78, darunter fünf Patienten mit
sekundärem Therapieversagen ohne Präsenz von Antikörpern.
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In
der Tabelle 1 sind die Patienten, deren Alter, Geschlecht, Therapiehistorie
(TSUI-Score) unter BTX-A Präparaten mit komplexierenden
Proteinen, Antikörpertiter vor und ein Jahr nach Behandlung
mit XEOMIN® sowie dem klinischen
Verlauf unter der XEOMIN®-Therapie
(TWSTRS-Score) aufgeführt.
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Alle
Patienten wurden mit Botulinum Toxin des Typs A über fünf
Jahre lang mit einem komplexierende Proteine enthaltenden Botulinumtoxin
A Präparat (Dysport® der
Fa. Ipsen oder Botox® der Fa. Allergen)
behandelt worden. Nach dieser Dauer ließ die Wirkung deutlich
nach. Damit weisen alle 22 Patienten sekundäres Therapieversagen
auf.
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Das
sekundäre Therapieversagen der fünf Patienten
ohne Antikörperbildung unterschied sich nicht von dem der
anderen Patienten, d. h. solchen, bei denen Antikörper
nachweisbar waren.
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Alle
Patienten sind nach dem Auftreten des sekundären Therapieversagens über
ein Jahr mit einem frei von komplexierenden Proteinen Botulinumtoxin
A Präparat (Xeomin® der
Fa. Merz Pharmaceuticals GmbH) behandelt worden (viermal mind. 200
Einheiten Xeomin®). Beide Gruppen
zeigten ein Ansprechen auf Xeomin®.
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Bei
den Patienten, die keine Antikörper gebildet hatten, waren
auch ein Jahr nach Xeomin
®-Behandlung
keine Antikörper nachweisbar. Bei den Patienten, bei denen
zuvor Antikörper nachweisbar waren, ist der Antikörpergehalt
gestiegen, bei anderen gesunken. Tabelle 1
Patient | Alter | Geschlecht | TSUI+ (Verschlechterung) | AKT1* | AKT2** | TWSTRS++ (Verschlechterung) |
01 | 55 | M | 4 | neg | neg | –2 |
02 | 52 | W | n.
b. | neg | neg | –4 |
03 | 67 | W | 0 | neg | neg | –4 |
04 | 53 | M | 0 | neg | neg | –8 |
05 | 55 | M | 2 | neg | neg | –4 |
06 | 71 | M | n.
b. | 1 | 3 | –4 |
07 | 55 | W | 5 | 2 | 0,5 | –8 |
08 | n.
b. | M | 2 | 1 | 1 | –4 |
09 | 56 | M | 0 | > 0,3 | > 10 | –8 |
10 | 78 | W | 1 | 1 | 0,5 | 4 |
11 | 62 | M | 0 | 0,4 | neg | –4 |
12 | 55 | M | 0 | 0,4 | 0,6 | –6 |
13 | 58 | M | n.
b. | > 10 | > 10 | –10 |
14 | 50 | M | 5 | 0,4 | 0,4 | 0 |
15 | n.
b. | W | n.
b. | > 10 | 7 | –5 |
16 | 44 | W | 6 | 0,4 | 0,8 | –3 |
17 | 68 | M | n.
b. | 1 | 1 | –1 |
18 | 72 | W | 4 | 0,4 | 0,4 | –1 |
19 | 75 | M | n.
b. | 0,4 | 2 | 4 |
20 | 65 | W | 2 | 1 | neg | 2 |
21 | 54 | M | 3 | > 5 | > 10 | –2 |
22 | 58 | W | n.
b. | > 10 | > 10 | –1 |
- +: TSUI – Score
ist eine internationale Skala zur Beurteilung des Schweregrads einer
cervicalen Dystonie, der vorliegende Wert ist die Differenz bezüglich
des letzten halben Jahres vor XEOMIN®-Gabe
- ++: TWSTRS (Toronto Western Spasmodic
Torticollis Rating Scale) ist eine ausführliche internationale
Skala zur Beurteilung des Schweregrads einer cervicalen Dystonie,
der vorliegende Wert ist die Differenz des Wertes vor der ersten
XEOMIN®-Gabe und des Wertes drei
Monate nach der vierten XEOMIN®-Gabe.
- *: AKT1 ist der Antikörpertiter im Maus-Diaphragmatest
vor der ersten XEOMIN®-Gabe, „neg"
bedeutet „kein Antikörper im Maus-Diaphragmatest
nachweisbar".
- **: AKT2 ist der Antikörpertiter im Maus-Diaphragmatest
nach der vierten XEOMIN®-Gabe
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Diese
Beispiele zeigen die entgegengesetzten Ergebnisse der vorliegenden
Erfindung gegenüber dem Stand der Technik, wie er beispielsweise
aus der
US 5 512 487 gebildet
ist. Denn nach dem Stand der Technik sollen umso mehr Antikörper
gebildet werden, je mehr Neurotoxin A gegeben wird.
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Die
erfindungsgemäßen Ergebnisse zeigen aber, dass
entgegen der herrschenden Lehrmeinung die vermehrte Gabe von Neurotoxin
A bei Patienten, die sekundäres Therapieversagen zeigen
und keine Antikörper im Maus-Diaphragmatest nachweisbar
haben, weiterhin nach Gabe von Neurotoxin A keine Antikörper
im Maus-Diaphragmatest gebildet haben, aber eine signifikante klinische
Verbesserung zeigen.
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Es
ist aber auch mit den vorliegenden Versuchen gezeigt worden, dass
bei Patienten, die sekundäres Therapieversagen zeigen und
definitiv Antikörper im Maus-Diaphragmatest nachweisbar
haben, die Gabe von Neurotoxin A nicht zu einer signifikanten Änderung
im Mittel der Antikörper im Maus-Diaphragmatest führt,
da ein Drittel der Patienten eine Erhöhung, ein Drittel
eine Verringerung und das verbleibende Drittel keine Veränderung
des Antikörpertiters zeigen.
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Weiterhin
zu beachten ist, dass sich bei Patienten, die sekundäres
Therapieversagen zeigen und keine Antikörper im Maus-Diaphragmatest
nachweisbar haben, die siginifikante Verbesserung im TWSTRS-Score
statistisch nicht unterscheidet von der Verbesserung der Patienten,
die ein sekundäres Therapieversagen zeigen, aber definitiv
Antikörper im Maus-Diaphragmatest nachweisbar haben.
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Damit
ist erstmals eine Verwendung eines bekannten Arzneimittels für
eine bestimmte Patientengruppe, die eine bisher unbekannte Krankheitsätiologie
aufweist, und die möglicherweise unter Aktivierung eines bisher
nicht bekannten Wirkmechanismus mit einem speziellen Neurotoxin
behandelbar ist, entsprechend der vorliegenden Erfindung erfolgreich
möglich.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- - US 5512547 [0006]
- - EP 1185291 A1 [0009, 0009]
- - US 5512487 [0029]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Dirk Dressler „Botulinum
Toxin Therapy", Thieme-Verlag 2000, S. 31 [0011]
- - Gerhard Reichel „Therapieleitfaden Spastik", UNI-MED
Verlag Bremen, 2004, S. 38 [0013]
- - Dirk Dressler, Reiner Benecke „Antikörpervermitteltes
Versagen der Botulinumtoxin-Therapie" [0013]
- - Rainer Laskawi, Peter Roggenkämper (Hrsg.), „Botulinumtoxintherapie
im Kopf-Hals-Bereich", Urban & Vogel,
München, 2. Aufl. 2004 [0013]
- - Mouse-Diaphragma-Test = Mouse-Diaphragmaassay-Test = MDA,
vgl. Dirk Dressler „Botulinum Toxin Therapy", Thieme-Verlag
2000, S. 22 [0016]
- - Dirk Dressler, Reiner Benecke „Antikörpervermitteltes
Versagen der Botulinumtoxin-Therapie" [0017]
- - Rainer Laskawi, Peter Roggenkämper (Hrsg.), „Botulinumtoxintherapie
im Kopf-Hals-Bereich", Urban & Vogel,
München, 2. Aufl. 2004, S. 58 bis 70 [0017]