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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Auswertung eines Tomographie-Datensatzes eines Hohlorgans, wie eines Magens, eines Darms, einer Luftröhre, eines Blutgefäßes oder einer Lunge, und eine entsprechende Tomographie-Arbeitsstation, insbesondere eine Computertomographie-Arbeitsstation oder eine Magnetresonanztomographie-Arbeitsstation.
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Der diagnostische Zugang zu Erkrankungen des Darms ist infolge der medizinisch-technischen Fortschritte einem stetigen Wandel unterworfen.
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Lange Zeit stellten endoskopische Verfahren den Standard für die Darmdiagnostik dar. Da die endoskopischen Verfahren aufgrund ihres invasiven Charakters von einem Teil der Patienten insbesondere zur Vorsorgediagnostik abgelehnt werden, etablieren sich derzeit nicht invasive, auf Bildgebung basierende Diagnoseverfahren.
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Moderne radiologische Schnittbildverfahren wie Computer- und Kernspintomographie zum Akquirieren entsprechender Tomographie-Datensätze (Einzelschichtdatensätze oder Volumendatensätze) und auf diesen Daten basierende Rekonstruktionsverfahren ermöglichen nicht invasive Diagnosetechniken z. B. des Darms.
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Es ist bekannt, solche Tomographie-Daten graphisch auf verschiedene Arten darzustellen. Beispielsweise sind folgende Darstellungsformen für Tomographiedaten bekannt:
- – Die klassische Ansicht in der transversalen 2D-Rekonstruktion.
- – Ein Volumen-Rendering-Modus als 3D-Verfahren gewährleistet eine opake „Durchsicht” durch die Kolonschlingen.
- – Die virtuelle Endoskopie. Hierbei handelt es sich um ein 3D-Rekonstruktionsverfahren, bei dem die innere Oberfläche von Hohlorganen im Sinne eines endoluminalen Blicks zur Darstellung kommt. Dadurch wird es ermöglicht, auch die ”innere” Oberfläche von Hohlorganen, insbesondere die Darmoberfläche, virtuell darzustellen. Diese Technik kommt beispielsweise bei der virtuellen Endoskopie des Kolons zur Anwendung und erlaubt aufgrund der hohen erzielbaren Auflösung, sogar sehr kleine Kolonpolypen zu detektieren, aus denen nach dem derzeitigen Kenntnisstand kolorektale Karzinome entstehen. Deren frühzeitige Erfassung kann die Karzinomentstehung verhindern.
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Üblicherweise erfolgt anhand der Darstellung dann eine Bewertung des Tomographie-Datensatzes bzw. Befundung des Hohlorgans durch einen Experten, d. h. durch einen Arzt. Wie u. a. in der
DE 10 2006 000 713 A1 beschrieben, kann die Durchführung der Bewertung zur Kontrolle der Arbeit des medizinischen Personals dokumentiert werden, wobei z. B. die Expertenanalyse protokolliert und mit den Bildern verknüpft werden kann, wie dies in der
WO 03/046810 A1 vorgeschlagen wird.
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Darüber hinaus kann eine automatische computergestützte Befundung durch ein Computersystem durchgeführt werden. In der
DE 10 2004 060 931 A1 wird hierzu vorgeschlagen, dies parallel zur manuellen Befundung zu tun, anschließend einen Vergleich der computergestützt gefundenen und der manuell gefundenen Läsionen durchzuführen und ausschließlich die computergestützt gefundenen Läsionen noch einmal für eine persönliche Nachbefundung durch den Experten anzubieten, die nicht bereits manuell gefunden wurden.
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Außerdem ist beispielsweise aus der
WO 2005/031648 A2 (
EP 1665163 A2 ) ein Verfahren zur automatischen computerunterstützten Erkennung (CAD – Computer Aided Detection) von Kolonpolypen basierend auf einem Tomographie-Datensatz an sich bekannt. Der Anwendungsbereich der innovativen computergestützten Erkennung (CAD) wird sich in den nächsten Jahren deutlich erweitern.
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Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, eine technische Lehre anzugeben, durch die eine rasche und zuverlässige Auswertung eines Tomographie-Datensatzes ermöglicht wird.
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Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte und zweckmäßige Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben. Es liegen dabei auch Weiterbildungen des unabhängigen Tomographie-Arbeitsstation-Anspruchs im Rahmen der Erfindung, die den abhängigen Verfahrensansprüchen entsprechen.
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Die Erfindung basiert zunächst auf dem Gedanken, nach der Erzeugung des Tomographie-Datensatzes, beispielsweise eines Satzes von tomographischen Bildern und in der Regel vor der auf dem Tomographie-Datensatz basierenden Darstellung von Organabschnitten den Tomographie-Datensatz automatisch zu analysieren und als kritisch zu bewertende Organabschnitte zu ermitteln und festzuhalten.
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Somit wird die Zeitspanne zwischen Erzeugung des Tomographie-Datensatzes und der darauf basierenden Darstellung von Organabschnitten zur automatischen Analyse genützt. Dies ermöglicht es, einem Benutzer (Befunder oder Radiologe) gleichzeitig mit der Darstellung von Organabschnitten weitere Informationen anzubieten oder anzuzeigen, die das Ergebnis der automatischen Analyse, insbesondere einer CAD, sind.
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Dadurch kann der Tomographie-Datensatz zuverlässig und umfassend unter Verwendung der Ergebnisse der automatischen Analyse ausgewertet werden. Der Benutzer muss in der Regel nicht mehr auf die Beendigung der rechenintensiven automatischen CAD-Analyse warten.
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Beispielsweise werden eine Analyse des Tomographie-Datensatzes, eine automatische Ermittlung als kritisch zu bewertender Organabschnitte und eine Erzeugung eines entsprechender Befund-Listeneintrages in einer Befund-Liste automatisch, insbesondere als Analyseapplikation, durchgeführt, ehe – insbesondere im Rahmen einer Darstellungsapplikation oder Befundungsapplikation – die Organabschnitte basierend auf dem Tomographie-Datensatz dargestellt werden, insbesondere ausgelöst und/oder ausgewählt durch einen Benutzer.
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Vorzugsweise wird zunächst ein Tomographie-Datensatz eines Hohlorgans erzeugt. Ein Tomographie-Datensatz umfasst in der Regel einen Volumendatensatz, einen 3D-Datensatz, einen 2D-Datensatz und/oder eine Vielzahl von Schicht-Datensätzen oder darauf basierende Daten, beispielsweise Bilddaten in verschiedenen Verarbeitungsstufen.
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Der Tomographie-Datensatz wird dann automatisch, beispielsweise durch computerbasierte Bilderkennungsverfahren oder Mustererkennungsverfahren, analysiert, und als kritisch zu bewertende Organabschnitte werden ermittelt. Ein Organabschnitt ist beispielsweise als kritisch zu bewerten, wenn die diesem Organabschnitt zugeordneten Tomographie-Daten Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten hinsichtlich der Form, des Helligkeitsverlaufs oder des Farbverlaufs anzeigen, die auf eine Läsion, eine Wucherung oder einen Polypen hinweisen.
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Als Reaktion auf einen ermittelten, als kritisch zu bewertenden Organabschnitt wird ein entsprechender Befund-Listeneintrag in einer Befund-Liste erzeugt. Dabei wird dem entsprechenden Befund-Listeneintrag beispielsweise ein auf die entsprechenden Tomographie-Daten verweisender datentechnischer Zeiger zugeordnet.
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Dann werden basierend auf dem Tomographie-Datensatz nacheinander verschiedene Organabschnitte, insbesondere in zweidimensionaler Schnittdarstellung und/oder in virtueller perspektivischer Darstellung (virtuelle dreidimensionale Darstellung) dargestellt.
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Ein als kritisch zu bewertender Organabschnitt ist zunächst (unmittelbar nach Beginn der Darstellung von Organabschnitten) nicht direkt über die Befund-Liste zur Darstellung auswählbar, sondern erst nach dessen oder mit dessen insbesondere erstmaliger Darstellung zur erneuten Darstellung direkt über die Befund-Liste auswählbar. Die erstmalige Darstellung eines Organabschnittes wird dabei insbesondere durch einen Benutzer ausgelöst oder ausgewählt.
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Es wird also der einem als kritisch zu bewertenden Organabschnitt entsprechende, automatisch generierte Befund-Listeneintrag erst dann für eine direkte Navigation zu dem zugehörigen Organabschnitt, insbesondere zur Darstellung des zugehörigen Organabschnittes, freigegeben, wenn die Darstellung des zugehörigen Organabschnittes zuvor schon erfolgte, insbesondere auf Veranlassung des Benutzers. Vor einer erstmaligen Darstellung eines Organabschnittes kann dessen Darstellung nicht über die Befund-Liste ausgelöst werden; der entsprechende Befund-Listeneintrag ist gesperrt.
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Dazu wird beispielsweise ein mindestens einmal dargestellter Organabschnitt bzw. die entsprechenden Tomographie-Daten als ”dargestellt” registriert. Ein Befund-Listeneintrag, dessen zugehöriger Organabschnitt bzw. dessen entsprechende Tomographie-Daten als ”dargestellt” registriert sind, kann dann beispielsweise durch einen Mausklick auf den entsprechenden Befund-Listeneintrag in einer graphischen Darstellung der Befund-Liste ausgewählt werden, um die Darstellung des zugehörigen Organabschnittes auszulösen.
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Dadurch wird gewährleistet, dass eine Auswertung der Tomographie-Daten nicht nur auf automatisch ermittelte als kritische zu bewertende Organabschnitte reduziert werden kann (durch direkte Navigation zu diesen Organabschnitten), sondern dass in der Regel alle oder zumindest ein großer Teil der Organabschnitte vorher dem Benutzer zwangsläufig angezeigt werden.
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Die zwangsläufige und damit auch dokumentierte Betrachtung zumindest eines Großteils der Organabschnitte durch einen Benutzer kann in einigen Ländern auch rechtlich vorteilhafte Wirkungen haben, beispielsweise dann, wenn durch entsprechende Richtlinien vorgeschrieben ist, dass ein Arzt oder Radiologe als Erstbefunder der Tomographie-Daten agieren muss.
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Durch die Erfindung wird also die zuverlässige und gegebenenfalls rechtlich vorteilhafte, durch den Benutzer bewirkte Darstellung zumindest eines Großteils der Organabschnitte mit der automatischen Analyse der Tomographie-Daten derart gekoppelt, dass insgesamt eine Auswertung der Tomographie-Daten rasch und zuverlässig möglich ist. Zudem wird dem Benutzer über die Befund-Liste die rasche und komfortable Auslösung einer erneuten Darstellung eines als kritisch zu bewertenden Organabschnittes ermöglicht.
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Erfindungsgemäß wird zudem die Befund-Liste zumindest teilweise während der, insbesondere auch erstmaligen, Darstellung der Organabschnitte dargestellt. Diese Darstellung der Befund-Liste erfolgt beispielsweise der Darstellung der Organabschnitte überlagert oder in einem anderen Fenster oder Display.
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Dadurch erhält ein Benutzer schon während der erstmaligen Darstellung von Organabschnitten auf der automatischen Analyse basierende Ergebnisse, beispielsweise hinsichtlich der Anzahl der als kritisch zu bewertenden Organabschnitte, welche der Anzahl der Befund-Listeneinträge im Wesentlichen entsprechen wird, oder hinsichtlich der Relevanz der kritischen Organabschnitte, welche einen Teil eines Befund-Listeneintrags bilden kann.
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Vorzugsweise erfolgt die Darstellung eines Befund-Listeneintrages nach oder mit der ersten Darstellung des entsprechenden Organabschnittes hervorgehoben, beispielsweise farbig markiert, größer oder unterstrichen etc. Dadurch wird einem Benutzer die Freigabe eines Befund-Listeneintrags für eine direkte Navigation zu dem zugehörigen Organabschnitt sofort angezeigt.
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Die darzustellenden Organabschnitte werden vorzugsweise zur insbesondere erstmaligen Darstellung durch den Benutzer manuell, beispielsweise über eine entsprechende Eingabeeinrichtung, ausgewählt, um durch die Darstellungen der Organabschnitte manuell zu navigieren, zu scrollen, zu blättern oder virtuell zu ”fliegen”.
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Eine bevorzugte Ausgestaltung sieht vor, dass ein Befund-Listeneintrag einen Verweis auf einen kritischen Organabschnitt, auf entsprechende Tomographie-Daten, auf entsprechende Bilddaten und/oder auf entsprechende Befunddaten, wie Polypform, Polypgröße, Polyprelevanz oder Polypposition innerhalb des Organabschnittes, etc. enthält. Insbesondere die Befunddaten können zumindest teilweise als Teil des Befund-Listeneintrags dargestellt werden. Dadurch wird die Auswertung der Tomographie-Daten erleichtert.
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Um den Benutzer bei der Auswertung weiter zu unterstützen, wird bei der ersten und/oder erneuten Darstellung eines kritischen Organabschnittes automatisch die Stelle des Organabschnittes, die für die kritische Bewertung ursächlich ist, hervorgehoben dargestellt, beispielsweise eingerahmt.
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Um eine vollständige und zuverlässige Auswertung der Tomographie-Daten sicherzustellen, ist vorteilhafterweise vorgesehen, dass vor einer insbesondere manuell über die Eingabeeinrichtung durch den Benutzer ausgelösten Beendigung der Darstellung von Organabschnitten oder der Darstellungsapplikation/Befundungsapplikation automatisch überprüft wird, ob der Anteil der dargestellten Organabschnitte relativ zu den darstellbaren Organabschnitten einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet, und dass ein optisches oder akustisches Hinweissignal oder eine Hinweisnachricht ausgegeben wird, wenn der Anteil der dargestellten, Organabschnitte relativ zu den darstellbaren Organabschnitten einen vorgegebenen Schwellwert von beispielsweise 90% nicht überschreitet.
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Alternativ oder ergänzend dazu ist vorgesehen, dass vor einer insbesondere manuell durch den Benutzer ausgelösten Beendigung der Darstellung von Organabschnitten oder der Darstellungsapplikation/Befundungsapplikation automatisch überprüft wird, ob alle als kritisch zu bewertenden Organabschnitte dargestellt wurden, und dass ein optisches oder akustisches Hinweissignal oder eine Hinweisnachricht ausgegeben wird, wenn nicht alle als kritisch zu bewertenden Organabschnitte dargestellt wurden.
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Die genannte Aufgabe wird auch gelöst durch eine Tomographie-Arbeitsstation mit einer Schnittstelle zum Empfang von Tomographie-Datensätzen, mit einer Ausgabe-Schnittstelle zu einer Ausgabeeinrichtung, wie einem Grafikdisplay, mit einer Eingabe-Schnittstelle zu einer Eingabeeinrichtung und mit einer Recheneinrichtung.
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Die Recheneinrichtung, welche einen Prozessor und Speichereinrichtungen umfassen kann, ist programmtechnisch derart eingerichtet,
- – dass ein über die Schnittstelle bezogener Tomographie-Datensatz automatisch analysiert wird und als kritisch zu bewertende Organabschnitte ermittelt werden,
- – dass als Reaktion auf einen ermittelten, als kritisch zu bewertenden Organabschnitt ein entsprechender Befund-Listeneintrag in einer Befund-Liste erzeugt wird (beispielsweise in einem dafür vorgesehenen logischen Speicherabschnitt),
- – dass basierend auf dem Tomographie-Datensatz nacheinander verschiedene Organabschnitte über die Ausgabe-Schnittstelle an der Ausgabeeinrichtung zur Darstellung gebracht werden und die Befund-Liste zumindest teilweise während der Darstellung der Organabschnitte dargestellt wird, und
- – dass ein als kritisch zu bewertender Organabschnitt nach dessen erster Darstellung, die insbesondere durch – über die Eingabe-Schnittstelle von der Eingabeeinrichtung bezogene – Steuerbefehle ausgelöst wurde, zur erneuten Darstellung direkt über die Befund-Liste auswählbar ist.
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Bei der Tomographie-Arbeitsstation kann es sich um eine Arbeitsstation handeln, die direkt an ein Tomographiegerät angeschlossen ist und z. B. auch zur Steuerung des Tomographiegeräts verwendet werden kann. Es kann sich aber auch um eine separate Arbeitsstation zur Analyse und Weiterverarbeitung von Tomographie-Datensätzen handeln, die z. B. über ein Netzwerk, insbesondere über ein radiologisches Informationssystem, mit einem oder mehreren Tomographiegeräten verbunden ist.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Hinweis auf die beigefügten Figuren näher erläutert. Es zeigen:
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1 ein vereinfachtes Blockschaltbild eines Tomographiesystems;
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2 ein vereinfachtes Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Auswertung von Tomographie-Daten.
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In 1 ist eine Tomographie-Arbeitsstation TA mit einer Recheneinrichtung RE, die eine Prozessoreinrichtung und Speichereinrichtungen umfassen kann, dargestellt, welche hier – ohne Beschränkung der Allgemeinheit – direkt Bestandteil eines Tomographiesystems TS ist. Über eine Tomographie-Schnittstelle TSS wird hier ein Tomographiegerät TG, wie ein Computertomographiegerät, durch die Tomographie-Arbeitsstation TA angesteuert. Tomographie-Daten TDS werden über die Tomographie-Schnittstelle TSS von dem Tomographiegerät TG an die Tomographie-Arbeitsstation TA übertragen. Alternativ könnte es sich auch um eine entfernte, mittels einer Schnittstelle über ein Netzwerk an das Tomographiesystem angeschlossene Arbeitsstation handeln.
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Über eine Ein/Ausgabe-Schnittstelle I/O werden Informationen zwischen der Tomographie-Arbeitsstation TA und einer Anzeigeeinrichtung AE bzw. einer Eingabeeinrichtung EE ausgetauscht.
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Auf der Anzeigeeinrichtung AE, z. B. einem Grafikdisplay, werden basierend auf einem Tomographie-Datensatz TDS Bilder dargestellt.
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Über die Eingabeeinrichtung EE, wie eine Tastatur oder eine Computermaus, werden die Tomographie-Arbeitsstation TA und das Tomographiegerät TG angesteuert. Beispielsweise kann über die Eingabeeinrichtung EE der weiter unten erläuterte Ablauf eines Verfahrens zur Auswertung von Tomographie-Daten beeinflusst werden.
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Die Prozessoreinrichtung ist programmtechnisch derarteingerichtet, dass eine Auswertung eines – durch ein Tomographie gerät TG erzeugten – Tomographie-Datensatzes TDS gemäß dem folgenden anhand von 2 erläuterten Verfahren zur Auswertung von Tomographie-Daten durchführbar ist.
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Es wird zunächst in einem ersten, nicht dargestellten Schritt durch das Tomographiegerät ein Tomographie-Datensatz, welcher ein Hohlorgan, wie beispielsweise den Darm oder die Lunge eines Patienten beschreibt, erzeugt und an die Tomographie-Arbeitsstation übertragen.
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Nach vollständiger Übertragung der Daten wird in Schritt 21 die Auswerteapplikation gestartet und ein Benutzer zur Auswahl eines Tomographie-Datensatzes oder eines Teils eines Tomographie-Datensatzes aufgefordert.
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Nach dem Laden der von einem Benutzer ausgewählten Daten in Schritt 22 wird in Schritt 23 automatisch eine Analyseapplikation gestartet, durch die basierend auf an sich bekannten CAD(Computer Added Detection)-Verfahren der geladene und gegebenenfalls aufbereitete Tomographie-Datensatz nach als kritisch zu bewertenden Organabschnitten, die vermutlich einen Kolonpolypen enthalten, untersucht wird.
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Als kritisch zu bewertende Organabschnitte werden in eine Befund-Liste eingetragen. Ein Befund-Listeneintrag enthält einen Zeiger auf die entsprechenden Daten des Tomographie-Datensatzes und eine Beschreibung des Befundes, wie etwa die Befundgröße, die Befundart oder ein Maß für die Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieser Befund als kritisch zu bewerten ist.
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Alternativ dazu ist es möglich (nicht dargestellt), dass die Analyseapplikation nach vollständiger Übertragung der Daten von dem Tomographiegerät an die Tomographie-Arbeitsstation automatisch gestartet wird, gegebenenfalls nach einer Aufbereitung oder Vorverarbeitung des Tomographie-Datensatzes. Die Auswahl eines Datensatzes und dessen entsprechendes Laden erfolgt in diesem Fall nach der Übertragung des Datensatzes ebenfalls automatisch.
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Gleichzeitig zu Schritt 23 wird in Schritt 24 in dem Tomographie-Datensatz der Teil der Daten automatisch gesucht, der die Startposition im Darm repräsentiert.
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Nach Abschluss des CAD-Verfahrens wird als dessen Ergebnis in Schritt 25 die Befund-Liste angezeigt. Diese gibt die Anzahl der automatisch als kritisch beurteilten Organabschnitte an, verweist datentechnisch auf die entsprechenden Organabschnitte bzw. auf die entsprechenden Daten und beschreibt jeden einzelnen als kritisch beurteilten Organabschnitt bzw. den entsprechenden Befund (sogenannte „Findings”).
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Es wird dann die Darstellungsapplikation (Befundungsapplikation) gestartet. Ausgelöst oder ausgewählt durch einen Benutzer über die Eingabeeinrichtung werden in Schritt 26 die Organabschnitte basierend auf dem Tomographie-Datensatz in Schnittbilddarstellung und/oder in virtueller dreidimensionale Darstellung in an sich bekannter Weise angezeigt.
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Die Darstellung der Organabschnitte kann nebeneinander in verschiedenen Ansichten erfolgen. Beispielsweise kann in zwei oberen Anzeigefenstern einer Anzeigeeinrichtung die MPR(Multiplanar Reconstuction)-Ansicht (coronal und sagital), unten links eine Übersichtsansicht des gesamten Hohlorganes (Global View) und unten rechts die virtuelle dreidimensionale Ansicht (endoluminale View) dargestellt werden.
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Die Befund-Listeneinträge werden z. B. zunächst nicht unterstrichen in schwarzer Schrift der Darstellung der Organabschnitte überlagert dargestellt. Eine Auswahl eines Befund-Listeneintrages zur direkten Navigation über die Eingabeeinrichtung durch den Benutzer ist nicht möglich, da die Befund-Listeneinträge noch nicht freigeschaltet sind.
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Erst mit der durch den Benutzer ausgelösten Darstellung eines durch das CAD-Verfahren als kritisch bewerteten Organabschnittes wird der zugehörige Befund-Listeneintrag für die direkte Navigation freigeschaltet. Dies wird signalisiert, indem die entsprechende Darstellung des Befund-Listeneintrags z. B. unterstrichen und in roter Farbe dargestellt wird. Nun kann dieser Befund-Listeneintrag beispielsweise vom Benutzer durch ein ”Anklicken” mit der Computermaus ausgewählt werden, um eine sofortige Darstellung des entsprechenden kritischen Organabschnittes zu bewirken.
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Nachdem alle als kritisch zu bewertenden Organabschnitte zumindest einmal ausgelöst durch den Benutzer dargestellt worden sind, werden einem Benutzer durch das System ab einem Freigabe-Schritt 27 folgende Handlungen erlaubt oder ermöglicht:
Aktion 28: Direktes Springen zu einer Darstellung eines kritischen Organabschnittes durch eine Auswahl des entsprechenden Befund-Listeneintrages (soeben erläutert).
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Aktion 29: Interaktion mit einem sogenannten ”Double Contrast Bild”.
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Aktion 30: Scrollen oder Blättern durch MPR-Darstellungen.
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Aktion 31: Virtuelles ”Fliegen” durch die virtuelle dreidimensionale Darstellung (”Fly Through Visualisierung”).
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Aktion 32: Auswahl eines beliebigen Organabschnittes zur zweidimensionalen oder dreidimensionalen Darstellung, um das virtuelle Endoskop an eine beliebige Stelle des virtuellen Hohlorganes zu setzen.
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Ausgehend von den Aktionen 28 bis 32 werden einem Benutzer durch das System ab einem Freigabe-Schritt 33 folgende Handlungen erlaubt oder ermöglicht:
Aktion 34: Es können insbesondere in der MPR-Darstellung Messungen insbesondere hinsichtlich der Größe von Polypen, Auffälligkeiten oder Läsionen vorgenommen und abgespeichert werden.
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Aktion 35: Es kann durch den Benutzer über die Eingabeeinrichtung eine Auffälligkeit innerhalb eines insbesondere kritischen Organabschnittes markiert werden. Diese Markierung ist dann auch in den übrigen Ansichten sichtbar. Ebenso kann ein neuer Befund-Listeneintrag erstellt werden, der auf einen soeben dargestellten Organabschnitt verweist.
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Aktion 36: Es kann durch den Benutzer über die Eingabeeinrichtung eine Befund-Markierung gelöscht werden. Ebenso kann ein Befund-Listeneintrag gelöscht werden, der beispielsweise aus dem automatisch durchgeführten CAD-Verfahren resultiert und durch den Benutzer als unkritisch bewertet wird.
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Aktion 37: Es können durch den Benutzer über die Eingabeeinrichtung einem Befund-Listeneintrag ein Kommentar oder Zusatzinformationen hinzugefügt werden, welche die Auffälligkeit näher beschreiben.
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Ausgehend von den Aktionen 34 bis 37 können vorgenommene Änderungen oder Ergänzungen in Schritt 38 als teil des Tomographie-Datensatzes oder als dem Tomographie-Datensatzes zugeordnete Datei abgespeichert werden.
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Nach einer solchen Abspeicherung oder Zwischenspeicherung kann das Verfahren mit Schritt 27 oder 33 fortgesetzt werden oder in Schritt 39 schließlich beendet werden.
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Es wird an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Figuren lediglich Beispiele darstellen. Das Tomographiesystem kann neben den dargestellten Komponenten beliebige weitere Komponenten umfassen. Ebenso kann der Ablauf des erläuterten Auswerteverfahrens über die dargestellten Schritte hinaus weitere Schritte aufweisen oder die dargestellten Schritte in einer anderen Reihenfolge vorsehen.