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Die
Erfindung betrifft eine Heizvorrichtung zum Erhitzen eines Speichers
für ein
Komplexsalz in einem Kraftfahrzeug. Die Heizvorrichtung umfasst den
Speicher für
das Komplexsalz. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren und
eine Vorrichtung zum Betreiben der Heizvorrichtung.
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Es
ist bekannt, zum Einhalten gesetzlicher Schadstoffemissionsbeschränkungen
für Kraftfahrzeuge
einem Abgas des entsprechenden Kraftfahrzeugs Ammoniak zuzuführen, damit
der Ammoniak in einem speziellen Abgaskatalysator zusammen mit Stickoxiden
des Abgases zu unbedenklichen Stoffen reagiert. Diese Art der Schadstoffreduktion
wird häufig
bei Kraftfahrzeugen mit Diesel-Brennkraftmaschinen verwendet, insbesondere
bei Lastkraftwagen. Ferner ist es bekannt, aus Ammoniak Wasserstoff
zu gewinnen und diesen im Kraftfahrzeug einer Brennstoffzelle zum
Gewinnen von Energie zuzuführen, oder
direkt aus dem Ammoniak Energie zu gewinnen. Der Ammoniak kann während des
Betriebs der Brennkraftmaschine aus einem speziellen Medium gewonnen
werden. Das spezielle Medium ist beispielsweise ein Komplexsalz,
das den Ammoniak bei Erhitzen des Komplexsalzes freigibt.
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Aus
WO 2006/012903 A2 ist
ein fester Ammoniakspeicher bekannt. Der feste Ammoniakspeicher
umfasst ein Ammoniak absorbierendes Salz. Das Ammoniak absorbierende
Salz ist ein ionisches Salz, das allgemein mit folgender Formel
beschrieben werden kann: M
A(NH
3)
NX
Z. M sind ein oder
mehrere Anionen aus den Erdalkalimetallen und/oder ein oder mehrere Übergangsmetalle,
beispielsweise Mn, Fe, Cl, Ni, Cu und/oder Zn. X ist ein oder mehrere
Anionen. A ist die Anzahl von Kationen pro Salzmolekül. Z ist
die Anzahl von Anionen pro Salzmolekül und N ist eine Koordinationszahl
zwischen 2 und 12. Der Ammoniakspeicher ist für die Automobilindustrie geeignet.
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Aus
WO 2005/091418 A2 ist
ein Ammoniakspeicher für
die Energiegewinnung bekannt. Ein Stromgenerator umfasst einen Ammoniakspeicher
in Form eines Kontainers, der ein Ammoniak absorbierendes und frei
gebendes Salz enthält.
Es sind Mittel zum Erwärmen
des Ammoniakspeichers vorgesehen. Der Ammoniak wird direkt zur Energiegewinnung
genutzt oder zunächst
in Wasserstoff umgewandelt, der dann zur Energiegewinnung genutzt wird.
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Aus
der
DE 297 08 591
C1 ist bekannt als Ammoniakquelle einen beheizbaren druckfesten Konverter
vorzusehen. In dem Konverter befindet sich ein thermolytisch Ammoniak
abspaltender Stoff oder ein thermolytisch Ammoniak abspaltendes Stoffgemisch.
Der Dosiervorrichtung ist ein Ammoniakspeicher zum Zwischenspeichern
von aus dem Stoff durch Wärmezufuhr
abgespaltenem Ammoniak vorgeschaltet. Die Dosiervorrichtung ist
mit Steuersignalen einer Motorbetriebskenndaten verarbeitenden,
daraus den NOX-Ausstoß bestimmenden
Steuereinheit beaufschlagt.
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Aus
DE 197 28 343 C1 ist
ein Verfahren und eine Vorrichtung zur selektiven katalytischen NOX-Reduktion
bekannt. Dabei wird gasförmiger Ammoniak
durch Aufheizen eines festen Speichermediums zur Verfügung gestellt.
Das Speichermedium ist in einem Behälter eingebracht. Das Verfahren und
die Vorrichtung eignen sich in besonderer Weise zur Verwendung in
Kraftfahrzeugen.
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Aus
DE 34 12 175 A1 ist
ein Verfahren zur Beimischung von Ammoniak zu saure Schadstoffe enthaltenden
Abgasen bekannt. Die jeweils erzeugte Ammoniakmenge wird durch eine
Wärmemenge festgelegt,
die einem thermisch unter Ammoniakabgabe zerfal lenen Salz in einer
geeigneten Zersetzungsapparatur zugeführt wird.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung, eine Heizvorrichtung zu schaffen, die
dazu beiträgt,
dass schnell ein schadstoffarmer Betrieb einer Brennkraftmaschine
möglich
ist.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird gelöst
durch die Merkmale des unabhängigen
Ansprüchs
1. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Die
Erfindung zeichnet sich aus gemäß eines ersten
Aspekts der Erfindung durch eine Heizvorrichtung. Die Heizvorrichtung
dient zum Erhitzen eines Speichers für ein Komplexsalz in einem
Kraftfahrzeug. Die Heizvorrichtung umfasst den Speicher für das Komplexsalz
und zumindest ein Abgasrohr des Kraftfahrzeugs. Der Speicher für das Komplexsalz
ist stromabwärts
eines oder mehrerer Abgaskatalysatoren des Kraftfahrzeugs angeordnet.
Durch das Abgasrohr strömt
während
des Betriebs des Kraftfahrzeugs Abgas. Das Abgasrohr ist thermisch
so mit dem Speicher für
das Komplexsalz gekoppelt, dass das Abgas in dem Abgasrohr den Speicher
für das Komplexsalz
erhitzt.
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Dies
ermöglicht,
die Wärmeenergie
des Abgases zum Erhitzen des Speichers zu verwenden, ohne dass für das Erhitzen
des Speichers zusätzliche Energie
aufgewendet werden muss. Das Komplexsalz ist vorzugsweise eines
der Salze, die in den eingangs erwähnten Dokumenten des Standes
der Technik aufgeführt
sind.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung des ersten Aspekts der Erfindung
ist ein Stellglied zum Vorgeben eines Abgasstroms des Abgases durch
das Abgasrohr vorgesehen. Dies ermöglicht einfach, die Temperatur
des Speichers vorzugeben.
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In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des ersten Aspekts der
Erfindung umfasst das Abgasrohr eine Bypassleitung. Der Speicher
für das Komplexsalz
ist thermisch mit der By passleitung und/oder dem Abgasrohr gekoppelt.
Dies kann dazu beitragen, den Speicher für das Komplexsalz besonders
effektiv zu erwärmen.
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Die
vorteilhafte Ausgestaltung des zweiten Aspekts der Erfindung kann
sowohl auf die Vorrichtung als auch auf das Verfahren zum Betreiben
der Heizvorrichtung übertragen
werden.
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Die
Erfindung ist im Folgenden anhand von schematischen Zeichnungen
näher erläutert.
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Es
zeigen:
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1 eine
erste Ausführungsform
einer Heizvorrichtung,
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2 eine
zweite Ausführungsform
der Heizvorrichtung,
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3 eine
dritte Ausführungsform
der Heizvorrichtung,
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4 eine
vierte Ausführungsform
der Heizvorrichtung,
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5 ein Ablaufdiagramm eines Programms zum
Betreiben der Heizvorrichtung.
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Elemente
gleicher Konstruktion oder Funktion sind figurenübergreifend mit den gleichen
Bezugszeichen gekennzeichnet.
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Eine
Heizvorrichtung (1) umfasst einen Speicher 2 für ein Komplexsalz
und eine masseführende
Hohlleitung 4. Die Heizvorrichtung ist vorzugsweise in
einem Kraftfahrzeug angeordnet. Der Speicher 2 für das Komplexsalz
ist vorzugsweise speziell zum Speichern des Komplexsalzes ausgebildet. Durch
die masseführende
Hohlleitung 4 strömt
während
des Betriebs des Kraftfahrzeugs eine Masse, die sich während des
Betriebs des Kraftfahrzeugs erhitzt. Die Masse wird insbesondere
erhitzt durch den Betrieb einer Brennkraftmaschine des Kraftfahrzeugs und
nicht durch eine elektrische Heizung des Kraftfahrzeugs. Die Masse
durchströmt
die masseführende
Hohllei tung 4 in einer Strömungsrichtung 5. Der Speicher 2 für das Komplexsalz
ist vorzugsweise zumindest teilweise mit dem Komplexsalz gefüllt.
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Vorzugsweise
ist die Masse eine Abgasmasse des Kraftfahrzeugs und/oder eine Kühlwassermasse
des Kraftfahrzeugs. Dementsprechend umfasst die masseführende Hohlleitung 4 ein
Abgasrohr und/oder eine Abgasrückführleitung
beziehungsweise eine Kühlwasserleitung
des Kraftfahrzeugs.
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Das
Komplexsalz umfasst vorzugsweise eines der Salze, das in den eingangs
genannten Druckschriften
WO
06/012903 A2 und
WO 2005/091418 A2 offenbart ist, deren Inhalt
hiermit diesbezüglich
einbezogen ist. Ammoniak kann durch Erhitzen des Komplexsalzes auf
Temperaturen zwischen 10 und 700 Grad Celsius frei gesetzt werden abhängig vom
verwendeten Komplexsalz und der benötigten Menge. Bezüglich der
genauen Ammoniakgewinnung aus dem Komplexsalz wird auf die genannten
Druckschriften verwiesen, deren Inhalt diesbezüglich einbezogen ist. Der Ammoniak
kann zur Schadstoffreduktion in einem Abgas der Brennkraftmaschine,
insbesondere zur Reduktion von Stickoxiden im Abgas, und/oder zur
Energiegewinnung, insbesondere zur Wasserstoffgewinnung, verwendet werden.
Der Wasserstoff kann einer Brennstoffzelle zugeführt werden. Die Stickoxidreduktion
erfolgt durch eine Reaktion der Stickoxide mit dem Ammoniak in einem
Abgaskatalysator des Kraftfahrzeugs, insbesondere in einem SCR-Katalysator.
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Die
masseführende
Hohlleitung 4 ist thermisch so mit dem Speicher 2 für das Komplexsalz
gekoppelt, dass die erhitzte Masse in der masseführenden Hohlleitung 4 die
Wärmeenergie über eine
Wandung der masseführenden
Hohlleitung 4 und eine Wandung des Speichers 2 für das Komplexsalz
auf das Komplexsalz übertragen
kann.
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Zwischen
der masseführenden
Hohlleitung 4 und/oder der Bypassleitung 10 (3)
und dem Speicher 2 für
das Komplexsalz kann noch ein Medium eingebracht sein, vorzugsweise
ein Medium, durch das der Wärmeübertrag
verbessert wird, beispielsweise eine Wärmeleitpaste und/oder ein Festkörper, der
die Wärme
besonders gut leitet.
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Der
Wärmeübertrag
von der masseführenden
Hohlleitung 4 auf den Speicher 2 für das Komplexsalz
kann dadurch verbessert werden, dass zumindest ein erster Abzweig 6 der
masseführenden Hohlleitung 4 und
ein zweiter Abzweig 8 der masseführenden Hohlleitung 4 mit
dem Speicher 2 für
das Komplexsalz gekoppelt sind und um den Speicher 2 für das Komplexsalz
herumgeführt
werden (2).
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Alternativ
oder zusätzlich
kann eine Bypassleitung 10 der masseführenden Hohlleitung 4 mit
dem Speicher 2 für
das Komplexsalz gekoppelt sein und an dem Speicher 2 für das Komplexsalz
vorbeigeführt
werden (3).
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Eine
weitere vorteilhafte Ausführungsform der
Heizvorrichtung (4) sieht vor, dass die masseführende Hohlleitung 4 die
Bypassleitung 10 aufweist und dass die Bypassleitung 10 einen
ersten Abzweig 14 der Bypassleitung 10 und einen
zweiten Abzweig 16 der Bypassleitung 10 aufweist.
Der erste und der zweite Abzweig 14, 16 der Bypassleitung 10 sind
thermisch so mit dem Speicher 2 für das Komplexsalz gekoppelt,
dass die Wärmeenergie
von den beiden Abzweigen zum Speicher 2 für das Komplexsalz
fließen
kann.
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Vorzugsweise
ist stromaufwärts
des Speichers 2 für
das Komplexsalz ein Stellglied 18, beispielsweise ein Ventil,
vorgesehen, durch das ein Massestrom der erhitzten Masse durch die
beiden Abzweige der Bypassleitung 10 und/oder der masseführenden
Hohlleitung 4 vorgebbar ist. Das Stellglied 18 kann
auch in der Bypassleitung 10 angeordnet sein, wenn die
Bypassleitung 10 nicht die beiden Abzweige der Bypassleitung 10 aufweist.
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Falls
die masseführende
Hohlleitung 4 das Abgasrohr der Brennkraftmaschine ist,
so ist die Heizvorrichtung vorzugsweise stromabwärts eines oder mehrerer Abgaskatalysatoren
(20) an geordnet. Dies trägt dazu bei, dass die Hitze
des Abgases zunächst
zum Erwärmen
der Katalysatoren verwendet wird, damit diese möglichst schnell einsatzbereit sind,
und erst im Wei teren zum Erhitzen des Speichers 2 für das Komplexsalz
verwendet wird.
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Auf
einem Speichermedium einer Steuervorrichtung des Kraftfahrzeugs
ist vorzugsweise ein Programm zum Betreiben der Heizvorrichtung
gespeichert (5). Die Steuervorrichtung
kann auch als Vorrichtung zum Betreiben der Heizvorrichtung bezeichnet
werden. Das Programm dient dazu, das Komplexsalz im Speicher 2 für das Komplexsalz
so zu erwärmen,
dass vorzugsweise eine benötigte
vorgegebene Ammoniakmasse zur Verfügung steht. Ein Ammoniakmassenbedarf
NH3_MASS kann beispielsweise abhängig
von einem Stickoxidgehalt des Abgases und/oder abhängig von
einem Wasserstoffbedarf für
eine Brennstoffzelle des Kraftfahrzeugs und/oder abhängig von
einem Energiebedarf des Kraftfahrzeugs vorgegeben werden. Das Programm wird
vorzugsweise in einem Schritt S1 gestartet, in dem gegebenenfalls
Variablen initialisiert werden.
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In
einem Schritt S2 wird der Ammoniakmassenbedarf NH3_MASS ermittelt.
Der Ammoniakmassenbedarf NH3_MASS kann beispielsweise anhand eines
Ammoniakmassenbedarf-Kennfelds und/oder anhand einer Modellrechnung
ermittelt. Das Ammoniakmassenbedarf-Kennfeld, gegebenenfalls weitere Kennfelder,
die Modellrechnung und gegebenenfalls weitere Modellrechnungen können beispielsweise
an einem Motorprüfstand
aufgezeichnet und/oder ermittelt werden.
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In
einem Schritt S3 wird abhängig
vom ermittelten Ammoniakmassenbedarf NH3_MASS eine Solltemperatur
TEMP_SP des Komplexsalzes ermittelt. Die Solltemperatur TEMP_SP
kann beispielsweise anhand eines Solltemperatur-Kennfelds und/oder anhand
einer weiteren Modellrechnung gewonnen werden.
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In
einem Schritt S4 wird ein Sollmassenstrom MASS_FLOW_SP der erhitzten
Masse durch die masseführende
Hohlleitung 4 ermittelt abhängig von der Solltemperatur
TEMP_SP des Komplexsalzes. Der Sollmassenstrom MASS_FLOW_SP der
erhitzten Masse kann beispielsweise anhand eines Sollmassenstrom-Kennfelds und/oder
anhand einer weiteren Modellrechnung ermittelt werden.
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In
einem Schritt S5 wird ein Stellsignal SIG abhängig vom Sollmassenstrom MASS_FLOW_SP der
erhitzten Masse ermittelt. Ferner kann im Schritt S5 das Stellglied 18 abhängig vom
Stellsignal SIG angesteuert werden.
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Die
Erfindung ist nicht auf die angegebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Beispielsweise kann
die masseführende
Hohlleitung 4 beliebig viele Abzweige umfassen und/oder
beliebig so am Speicher 2 für das Komplexsalz vorbeigeführt werden, dass
das Komplexsalz erhitzt wird. Beispielsweise kann die masseführende Hohlleitung 4 und/oder
ein Abzweig der masseführenden
Hohlleitung 4 durch den Speicher 2 für das Komplexsalz
hindurchgeleitet werden. Ferner kann die Steuervorrichtung zum Betreiben
der Heizvorrichtung in einer Motorsteuerung des Kraftfahrzeugs integriert
sein. Ferner kann das Programm zum Betreiben der Heizvorrichtung
in einem weiteren Programm implementiert sein.