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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zur
Detektion sowie ggf. zur Durchführung eines hydraulischen
Abgleichs einer Heizungsanlage mit über ein Fluidströmungssystem
verbundenen Heizkörpern insbesondere einer Warmwasserheizungsanlage.
Für die Durchführung des hydraulischen Abgleichs
kann nach dem Erkennen einer Über- oder Unterversorgung
eines Heizkörpers die Fluidströmung durch einzelne
Heizkörper reguliert werden.
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Bei
Pumpen-Warmwasserheizungen mit über ein Rohrsystem miteinander
verbundenen Heizkörpern tritt oftmals das Problem der Unterversorgung
einzelner, hydraulisch ungünstig gelegener Heizkörper
bei gleichzeitiger Überversorgung anderer, hydraulisch
günstig gelegener Heizkörper auf. Dieses Problem
ist auf unterschiedliche Differenzdrücke an den verschiedenen
Heizkörpern zurückzuführen. Um diese
auszugleichen, muss ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage
durchgeführt werden. Ziel des hydraulischen Abgleichs ist
es, die hydraulischen Widerstände in dem Fluidströmungssystem
so einzustellen, dass eine ausreichende Versorgung aller Heizkörper
sichergestellt ist. Dazu muss auch an dem hydraulisch ungünstigsten Heizkörper
ein ausreichend großer Differenzdruck anliegen.
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Hierzu
können beispielsweise Heizkörperventile mit einer
entsprechenden Voreinstellung verwendet werden. Bei hydraulisch
günstig gelegenen Heizkörpern wird durch die Wahl
der Voreinstellung der hydraulische Widerstand erhöht.
Dadurch erhöht sich die nach VDI 2073 als
definierte Ventilautorität,
wobei Δp
TV,100% der Druckabfall
am Ventil bei voll geöffnetem Ventil und Δp
TV,Zu der Druckabfall bei geschlossenem Ventil
ist. Durch die Erhöhung des hydraulischen Widerstandes
steigt der Druckabfall Δp
TV,100% bei
einem voll geöffneten Heizkörperventil und somit
die Ventilautorität. Der Zusammenhang zwischen der Ventilautorität,
der Hubstellung des Heizkörperventils und dem Durchfluss
bzw. der Wärmeabgabe des Heizkörpers ist in
5 dargestellt,
wobei Werte von a ≥ 0,3 anzustreben sind, um eine gute Regelbarkeit
zu erreichen.
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Der
hydraulische Abgleich durch eine Erhöhung des hydraulischen
Widerstands bei einzelnen Heizkörpern führt bei
einer Parallelschaltung der Heizkörper, die heute üblicher
Weise eingesetzt wird, zu einer Reduzierung des Massenstromes durch
diesen Heizkörper und damit verbunden zu einem höheren
Differenzdruck an den hydraulisch weniger gut gelegenen Heizkörpern.
Die Durchführung des hydraulischen Abgleichs ist in der
Praxis jedoch ein aufwändiges und langwieriges Verfahren.
Es wird daher aus Zeit- und Kostengründen häufig
nicht oder nur ungenau durchgeführt. Oftmals wird statt
dessen auch die Pumpe auf eine höhere Drehzahlstufe gestellt,
was zu einem unnötig hohen Stromverbrauch und zu Strömungsgeräuschen
führen kann.
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In
der
DE 100 03 394
A1 wird ein Verfahren zum hydraulischen Abgleich einer
Heizungsanlage beschrieben. Dieses Verfahren beruht auf einer Messung
und Einregulierung des Differenzdruckes am Heizkörper selbst.
Die Einregulierung erfolgt durch Verstellen des Rücklaufventils,
wird von Hand durchgeführt und hat somit den Nachteil,
dass das Verfahren langwierig und umständlich ist und hohe
Kosten verursacht.
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Aus
der
DE 42 21 725 ist
ein Verfahren zum automatischen Erzielen eines hydraulischen Abgleichs bekannt,
bei welchem die Heizkörper-Thermostat ventile zunächst
voll geöffnet und die sich so in jedem Raum einstellende
Temperatur gemessen wird. In den Räumen mit zu hoher resultierender
Temperatur werden die Thermostatventile so weit geschlossen, bis
sich die gewünschte Temperatur einstellt. Der so ermittelte Öffnungsgrad
der Thermostatventile wird als maximale Öffnung für
alle weiteren Regelaktivitäten verwendet. Das Verfahren
hat jedoch den Nachteil, dass zunächst der stationäre
Zustand der Anlage abgewartet werden muss, bevor eine Einstellung
erfolgen kann.
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Ein
weiteres Verfahren ist aus
DE
102 43 076 A1 bekannt. Dieses Verfahren nutzt Stellantriebe
mit integrierter Temperaturdifferenzregelung, welche zum Zwecke
der Einregulierung auf einen voreinstellbaren Adapter für
Heizkörperventile montiert werden. Der Volumenstrom durch
den Heizkörper wird durch den voreinstellbaren Adapter
variiert, bis eine vorgegebene Differenz zwischen Vor- und Rücklauftemperatur
erreicht ist. Nach der Beendigung des Einstellprozesses werden die
Stellantriebe wieder entfernt und durch Thermostatköpfe
ersetzt. Der Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, dass zusätzlich
voreinstellbare Adapter benötigt werden, die zu dem Stellantrieb
mechanisch kompatibel sein müssen. Außerdem erfordert
auch dieses Verfahren eine manuelle Durchführung und ist
daher umständlich und teuer.
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Die
Aufgabe der Erfindung liegt darin, eine einfache Möglichkeit
für die Detektion und ggf. Durchführung eines
hydraulischen Abgleichs einer Heizungsanlage zu schaffen, mit der
automatisch erkannt werden kann, welche Heizkörper unterversorgt
sind. Hierzu sollen vorzugsweise an Heizkörpern ohnehin
vorhandene Einrichtungen wie Raumtemperaturregelungen und/oder Verbrauchskostenerfassungsgeräte
wie Heizkostenverteiler genutzt werden.
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Diese
Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genanten Art mit den
Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Dabei ist insbesondere
vorgesehen, dass für jeden Heizkörper ein die
thermische Dynamik eines durch den Heizkörper geheizten
Raums anzeigender Kennwert ermittelt und die Kennwerte mehrerer Heizkörper,
insbesondere aller Heizkörper eines Heizkreises der Heizungsanlage,
und/oder mehrere (bspw. mindestens zwei) zeitlich aufeinander folgende
Kennwerte eines Heizkörpers, insbesondere nach einer Vorlauftemperaturänderung
in dem Heizkreis oder der Heizungsanlage, zur Erkennung einer hydraulischen Über- oder
Unterversorgung eines Heizkörpers miteinander verglichen
werden. Ein nach der Detektion ggf. notwendiger hydraulischer Abgleich
kann automatisiert durch Einstellen bzw. Begrenzen der Heizkörperventilstellungen
erfolgen, wodurch auf einfache Weise eine Regulierung des Fluidstromes
bewirkt wird.
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Ein
besonderer Vorteil der Erfindung liegt darin, dass die thermische
Dynamik in einem Raum durch die Messung thermischer oder heizungsdynamischer
Größen vorgenommen wird, die im laufenden Heizungsbetrieb
erfasst werden können. Die Bewertung der hydraulischen
Verhältnisse erfolgt einfacher Weise durch einen Vergleich
der Kennwerte der thermischen Raumdynamik, wobei ungünstige
hydraulische Verhältnisse dann vorliegen, wenn die Raum-
bzw. Aufheizdynamik verschiedener Heizkörper deutlich unterschiedliche Werte
aufweist bzw. sich die Kennwerte eines Heizkörpers nach
einer gezielt durchgeführten Änderung bspw. der
Vorlauftemperatur nicht wie bei Heizkörpern mit optimalem
hydraulischem Abgleich verhalten. Erfindungsgemäß kann
die Auswertung der Kennwerte mehrerer Heizkörper auch mit
der Auswertung des insbesondere zeitlichen Verlaufs des Kennwerts
eines Heizkörpers nach einer definierten Änderung
bspw. der Vorlauftemperatur kombiniert werden. Diese beiden Möglichkeiten
zur Detektion des hydraulischen Abgleichs ergänzen sich
und können in Kombination eine besonders zuverlässige
Einschätzung des gegebenen hydraulischen Abgleichs liefern.
Sie sind erfindungsgemäß jedoch auch jede für
sich einsetzbar und werden nachfolgend noch ausführlicher
erläutert. Mit der vorliegenden Erfindung kann daher eine
Analyse des hydraulischen Abgleichs und ggf. eine Korrektur durch
Eingriff in den hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage automatisch
ohne manuellen Eingriff erfolgen.
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Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform ist der dynamische
Kennwert eine Aufheizdynamik für einen Raum, d. h. die
Geschwindigkeit, mit der eine von außen vorgegebene Temperaturerhöhung durchgeführt
wird. Aus der Geschwindigkeit eines Temperaturanstiegs in einem
Raum wird jeweils eine Aufheizdynamik bzw. -konstante für
die dem Raum zugeordneten Heizkörper ermittelt. Für
den hydraulischen Abgleich werden dann alle Werte der Aufheizdynamik
durch Regulieren der jeweiligen Heizkörperventilstellungen in
etwa aneinander angeglichen. Die Aufheizdynamik kann einfacher Weise
durch die Vorgabe einer Raumtemperaturerhöhung und eine
Messung der für das Aufheizen benötigten Zeit
ermittelt werden. Das erfindungsgemäß vorgeschlagene
Verfahren basiert also auf der Auswertung von Aufheizdynamiken für
jeden Heizkörper. Die Aufheizdynamik bzw. -konstante gibt
an, wie schnell der Raum nach einer Erhöhung des Heizfluid-Durchflusses
durch den Heizkörper aufheizt, wobei die Erhöhung
des Heizfluid-Durchflusses insbesondere durch eine bspw. von einer
Heizkörper-Raumtemperaturregelung initiierte Ventilöffnung
hervorgerufen werden kann. Die Bewertung der hydraulischen Verhältnisse
erfolgt durch einen Vergleich der Werte der Aufheizdynamik für
verschiedenen Räume bzw. Heizkörper, wobei ungünstige
hydraulische Verhältnisse dann vorliegen, wenn die Aufheizdynamik
stark unterschiedliche Werte zeigen.
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Besonders
einfach kann die Aufheizkonstante durch die Vorgabe einer Soll-Raumtemperaturerhöhung und
eine Messung der für das Aufheizen benötigten
Zeit ermittelt werden. Dies kann bspw. mittels einer ohnehin vorhandenen
elektronischen Heizkörper-Raumtemperaturregelung erfolgen.
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Insbesondere
zusätzlich zu der Aufheizdynamik, ggf. aber auch als ausschließlich
erfasste Größe, kann als Kennwert für
die thermische Dynamik eines durch den Heizkörper geheizten
Raums auch die Totzeit zwischen einer Vorgabe zur Erhöhung
der Raumtemperatur und dem Beginn eines Aufheizvorgangs dienen. Dabei
wird nach Vorgabe einer solchen Soll-Raumtemperaturerhöhung
also die Zeit bis zum Beginn des Aufheizvorgangs ermittelt, d. h.
bis eine erste Temperaturänderung im Raum nach einer geänderten
Sollwertvorgabe durch entsprechende Sensoren, in der Regel Temperaturfühler,
festgestellt wird. Insbesondere können zunächst
die Totzeit und anschließend die Aufheizdynamik für
den auf die Totzeit folgenden Temperaturanstieg ermittelt werden.
Dies ist besonders vorteilhaft, wenn es erst nach einer gewissen
Verzögerung zu einem Temperaturanstieg im Raum kommt. Eine
große Totzeit bedeutet hierbei eine schlechte Versorgung
des Heizkörpers. Diese Information kann zusätzlich
zu dem Wert der Aufheizdynamik für Rückschlüsse
auf das hydraulische System der Heizungsanlage verwendet werden.
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Als
zusätzlicher oder alternativ verwendeter Kennwert kommen
auch Heizkörpertemperaturen und/oder Heizkörper-Versorgungszustände,
insbesondere deren zeitliche Änderung bzw. Ableitung, in
Betracht, die für verschiedene Heizkörper und/oder
im zeitlichen Verlauf für einen Heizkörper, bspw.
nach einer gezielt durchgeführten Vorlauftemperaturänderung,
erfasst werden. Als Heizkörpertemperaturen können
Heizköpervorlauf-, Heizkörperrücklauf-
und/oder Heizkörperoberflächentemperaturen sowie
deren insbesondere auf die Raumlufttemperatur bezogenen Übertemperaturen
erfasst werden. Der Heizkörper-Versorgungszustand ist eine
aus den vorgenannten Temperaturen und/oder aus der Ventilstellung
des Heizkörpers abgeleitete Größe, welche
den Wärmebedarf des Heizkörpers bzw. der Heizfläche
anzeigt. Die für die Ermittlung der Heizkörpertemperaturen
bzw. Heizkörper-Versorgungszustände benötigten
Messwerte können bspw. durch vorhandene elektronische Heizkostenverteiler
ermittelt werden. Auch aus dem Vergleich derartiger Kennwerte für
einen Heizkörper, insbesondere in deren zeitlichen Verlauf,
kann ermittelt werden, ob ein Heizkörper oder eine sonstige
Heizfläche wie eine Fußbodenheizung, für
welche die Erfindung auch einsetzbar ist, in der Heizungsanlage
hydraulisch richtig abgeglichen ist.
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Dabei
kann die folgende Grundidee zum Einsatz kommen: Wenn die hydraulische
Versorgung einer Heizfläche in der Heizungsanlage akzeptabel
ist, kann eine im Vergleich zu der absoluten Höhe der optimalen Vorlauftemperatur
kleine Änderung der Vorlauftemperatur durch einen veränderten
Massenstrom des Heizfluids durch den Heizkörper bzw. die
Heizfläche ausgeglichen werden. Bei einer gezielt durchgeführten,
kleinen Reduzierung der Vorlauftemperatur in der gesamten Heizungsanlage
kommt es zu einer Vergrößerung der Hubstellung
des Heizkörperventils und folglich zu einer Zunahme des
Massenstroms, sofern die Heizungsanlage und der Heizkörper
hydraulisch sinnvoll abgeglichen sind und die Heizlast während
dieser Zeit konstant bleibt. In diesem Fall kann also eine geringfügig
erniedrigte Vorlauftemperatur durch eine Erhöhung des Massenstroms
ausgeglichen werden und es wird erwartet, dass nach einer ausreichend
bemessenen Übergangszeit die durch einen Heizkostenverteiler
gemessene bzw. die mit Korrekturfaktoren korrigierte mittlere Übertemperatur
der Heizkörper nur eine geringfügige Änderung
erfährt. Der Versorgungszustand des Heizkörpers ist
eine aus dem Heizkörpermassenstrom abgeleitete, diesem
indirekt proportionale Größe und wird sinken (vgl.
auch den in 6 dargestellten Zusammenhang),
wobei die Wärmeabgabe der Heizkörper bei angenommener
gleicher Heizlast ungefähr konstant bleibt. Sofern dieses
erwartete Verhalten am Heizkörper nicht auftritt, ist der
hydraulische Abgleich der Heizungsanlage nicht optimal und sollte
erneut durchgeführt werden.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung des vorgeschlagenen Verfahrens
kann ein Kennwert durch ein Übertragungsglied erster oder
höherer, bspw. zweiter, Ordnung oder eine Differentialgleichung
dargestellt werden, deren Parameter ermittelt bzw. abgeschätzt
werden. Durch solche mathematisch darstellbaren Funktionen lässt
sich die Dynamik des Systems besonders gut und schnell berück sichtigen.
In diesem Fall liegen ungünstige hydraulische Verhältnisse
vor, wenn die ermittelten bzw. abgeschätzten Parameter
für die einzelnen Heizkörper stark voneinander
abweichen.
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Um
eine zu schnelle Änderung neuer Werte der Aufheizdynamik,
der Totzeit und/oder sonstiger Parameter der Übertragungsglieder
oder Differenzialfunktionen zu vermeiden und den Einfluss temporärer
Störungen, bspw. einen Fremdwärmeeinfluss durch
direkte Sonneneinstrahlung während einer überwachten
Aufheizphase, zu unterdrücken, kann erfindungsgemäß vorgesehen
werden, die neuen Werte nicht direkt zu übernehmen, sondern
mit alten Werten bspw. durch eine Mittelwertbildung zu wichten.
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Eine
besonders günstige Konstellation für die Ermittlung
der Kennwerte liegt vor, wenn alle Heizkörper gleichzeitig
eine Heizphase einleiten. Dann können die Aufheizdynamik
bzw. sonstige Kennwerte erfindungsgemäß gleichzeitig
für alle Heizkörper ermittelt werden. Dies kann
dadurch realisiert werden, dass eine Heizkörper-Raumtemperaturregelung
für alle Räume eine insbesondere gleiche Temperaturerhöhung
als Sollwert vorgibt. In einem optimal hydraulisch abgeglichenen
System müsste die Raumtemperatur dann in den verschiedenen
Räumen in etwa in gleichen Zeiträumen ansteigen.
Bei unterschiedlichen Kennwerten kann also besonders zuverlässig
auf einen nicht vollständig abgeglichenen hydraulischen
Zustand geschlossen werden.
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Es
ist jedoch erfindungsgemäß auch möglich,
die Aufheizdynamik oder sonstige Kennwerte ggf. zusätzlich
bei jedem bspw. durch eine Einzelraumtemperaturregelung vorgegebenen
Temperaturanstieg in einem Raum automatisch zu ermitteln, auch wenn
in diesem Fall die hydraulische Gesamtsituation der Heizungsanlage,
detektiert bspw. durch Ermittlung verschiedener Aufheizkonstanten,
unterschiedlich sein kann. Unter Inkaufnahme dieses Nachteils kann
ein hydraulischer Abgleich jedoch schnell und flexibel an Änderungen
des Systems ange passt und ständig auch im normalen laufenden
Betrieb aktualisiert werden. Insbesondere bei der Aktualisierung
bereits vorhandener Kennwerte mit neuen Werten für die
Aufheizdynamik, die Totzeit und/oder sonstiger Parameter der Übertragungsglieder
oder Differentialgleichungen können die neuen mit alten
Werten gewichtet werden.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens erfolgt die Angleichung
der Kennwerte iterativ, d. h. nach einer Hubänderung der
Ventilstellung an einem hydraulisch über- bzw. unterversorgten
Heizkörper werden bei einer nächsten vorgegebenen
Temperaturänderung wieder die entsprechenden Kennwerte
bestimmt, abgeglichen und entsprechend die resultierenden Ventilstellungsbegrenzungen
festgelegt. Auf diese Weise wird im Laufe der Zeit ein möglichst
optimaler hydraulischer Abgleich erreicht, der sich außerdem
selbsttätig an eine geänderte hydraulische Situation,
bspw. ein dauerndes Abstellen eines bestimmten Heizkörpers in
einem nicht benutzten Raum, anpasst.
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Besonders
einfach kann die Aufheizkonstante durch die Vorgabe einer Soll-Raumtemperaturerhöhung und
eine Messung der für das Aufheizen benötigten
Zeit ermittelt werden. Dies kann insbesondere mittels einer ohnehin
vorhandenen elektronischen Heizkörper-Raumtemperaturregelung
erfolgen. Die Kennwerte können sowohl dezentral durch einen
mit Raumtemperatursensoren ausgestatteten Heizkörper-Raumtemperaturregler
ermittelt und an eine Zentrale übermittelt oder in einer
mit Raumtemperatursensoren für die jeweiligen Räume
und den Heizkörper-Raumtemperaturreglern verbundenen Zentrale
ermittelt werden.
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Somit
wird erfindungsgemäß durch Auswertung der den
verschiedenen Heizkörpern zugeordneten Kennwerte, bspw.
Aufheizdynamiken, eine durch ungünstige hydraulische Verhältnisse
bedingte Unter- oder Überversorgung eines Heizkörpers
ermittelt. Wenn bspw. die Aufheizkonstante für einen Heizkörper eine Überversorgung
anzeigt, kann dessen maximal verwendeter Ventilhub reduziert werden.
So werden die hydraulischen Verhältnisse der Heizkörper
der Heizungsanlage automatisch aneinander angepasst und die Werte
der Aufheizdynamik in etwa einander angeglichen. Ein manuelles Eingreifen
ist nicht notwendig. Die Werte der Aufheizdynamik stellen auch deswegen
eine besonders geeignete Bestimmungsgröße für
die hydraulischen Eigenschaften der Heizungsanlage dar, weil sie
die dynamische Heizsituation berücksichtigen und nicht nur
eine absolut erreichbare Raumtemperatur.
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Dabei
kann die Regulierung der Heizkörperventilstellung vorzugsweise
durch den insbesondere von einer Heizköperregelung verwendeten
Hub des Heizkörperventils erfolgen. Wenn der maximal verwendete Ventilhub
für einen überversorgten Heizkörper begrenzt
wird, hat dies zur Folge, dass auch bei einem gewünschten
Aufheizvorgang weniger Heizfluid in den Heizkörper gelangt.
Durch diese Begrenzung erhöht sich automatisch der Differenzdruck
an hydraulisch ungünstiger gelegenen Heizkörpern
in dem geschlossenen Heizungssystem. Dies führt zu einem
optimierten hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage, deren Heizverhalten
sich dadurch erheblich verbessert.
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Entsprechend
betrifft die Erfindung gemäß Anspruch 10 ein System
zur Detektion eines hydraulischen Abgleichs einer Heizungsanlage
mit fluiddurchströmten Heizkörpern. Das System
wird durch eine zur Durchführung des vorbeschriebenen Verfahrens
eingerichtete Vorrichtung gebildet und weist eine Erfassungseinrichtung
zum Erfassen der Raumtemperatur eines durch einen Heizkörper
beheizten Raumes, einer Heizkörpertemperatur und/oder einer
Ventilstellung eines Heizkörperventils, eine Recheinheit
zum Ermitteln eines die thermische Dynamik des durch den Heizkörper
geheizten Raums anzeigenden Kennwerts aus der erfassten Raumtemperatur,
Heizkörpertemperatur und/oder Ventilstellung sowie eine
Vergleichseinrichtung zum Vergleich eines Kennwerts mit den Kennwerten
anderer Räume bzw. Heizkörper und/oder mehrerer
zeitlich aufein ander folgende Kennwerte eines Heizkörpers
auf. Die Recheneinheit und/oder die Vergleichseinheit, die bspw.
in einen gemeinsamen oder verschiedene Mikroprozessor(en) aufgenommen
sein können, sind dazu insbesondere zur Durchführung
des vorbeschriebenen Verfahrens eingerichtet. Im Falle eines gemeinsamen Mikroprozessors
kann das System eine Zentrale mit einer Recheneinheit aufweisen,
welche zur Durchführung des Verfahrens eingerichtet ist.
Dabei kann die Zentrale eine Wohnungsraumtemperaturregelung, eine Verbrauchswerterfassungseinrichtung
und/oder eine Wohnungszentrale zur Temperaturregelung oder -erfassung
sein.
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Besonders
vorteilhaft ist es, wenn die Erfassungseinrichtung in einen Heizkostenverteiler
und/oder eine Einzelraumtemperaturregelung bspw. in Form eines Heizkörper-Raumtemperaturreglers
integriert ist, da derartige Systeme in einer Vielzahl von Wohnungen
ohnehin vorhanden sind, so dass der erfindungsgemäße hydraulische
Abgleich bspw. durch Installation entsprechender Programme in bestehenden
Systemen umgesetzt werden kann. In diesem Sinne kann auch die Recheneinheit
in eine Einzelraumregelung und/oder eine Verbrauchswert- bzw. Heizkostenerfassungseinrichtung
und/oder eine zentrale Steuereinheiten und/oder Datensammler integriert
sein.
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Sofern
bspw. mehrere Wohnungen durch einen gemeinsamen Heizkreis, d. h.
ein zusammenhängendes hydraulisches System, versorgt werden,
ist es sinnvoll, dass mehrere Einzelraumregelungen, Verbrauchswert-
bzw. Heizkostenerfassungseinrichtungen und/oder die zentrale Steuereinheit
insbesondere des Heizkreises oder der Heizungsanlage miteinander
kommunizieren, damit die einzelnen Kennwerte verglichen werden können.
Die Kennwerte können dabei zentral in der gemeinsamen Steuereinheit
oder dezentral in den jeweiligen Recheneinheiten der Einzelraumregelungen
und/oder Verbrauchswert- bzw. Heizkostenerfassungseinrichtungen
bestimmt werden.
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Schließlich
weist das System vorzugsweise eine Steuereinrichtung zur Einstellung
des Ventilhubs der Heizkörperventile auf, damit der hydraulische
Abgleich unmittelbar erfolgen kann. Der hydraulische Abgleich kann
insbesondere durch Einstellung des Ventilhubs eines Heizkörpers
erfolgen.
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Weiterbildungen,
Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung
ergeben sich auch aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen
und der Zeichnung. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich
dargestellten Merkmale für sich oder in beliebiger Kombination
den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von ihrer Zusammenfassung
in den Ansprüchen oder deren Rückbezügen.
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Es
zeigen:
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1 einen
Signalflussplan für die erfindungsgemäße
Ermittlung von Kennwerten zur Durchführung eines hydraulischen
Abgleichs;
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2 Kenngrößen
zur Bestimmung der Aufheizdynamik;
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3 eine
schematische Darstellung einer Zweirohr-Heizungsanlage mit einem
erfindungsgemäßen System zur Detektion und ggf.
Durchführung eines hydraulischen Abgleichs;
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4 eine
schematische Darstellung der Kommunikationsverbindungen des erfindungsgemäßen Systems
gemäß 3;
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5 den
Zusammenhang zwischen dem relativen Ventilhub und dem Durchfluss
(relativer Volumenstrom) bzw. dem relativen Ventilhub und der Wärmeabgabe
(relative Heizkörperleistung) eines Heizkör pers (Radiator)
bei verschiedenen Ventilautoritäten zwischen a = 1 und
a = 0,1 und
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6 den
Zusammenhang zwischen dem relativen Heizflächen-Massenstromverhältnis
und dem Heizflächenversorgungszustand.
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In 1 ist
schematisch ein Signalflussplan der Erfindung dargestellt, nach
dem ein Kennwert für jeden durch einen Heizkörper
geheizten Raum ermittelt werden kann, welcher die thermische Dynamik
dieses durch den Heizkörper geheizten Raums anzeigt.
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Dazu
wird mittels eines Temperatursensors die Temperatur ϑ in
einem durch den Heizkörper geheizten Raum und/oder an dem
Heizkörper selbst gemessen und einer Recheneinheit 1 zugeführt,
in der das erfindungsgemäße Verfahren zur Ermittlung
des dynamischen Kennwerts implementiert ist, welcher für
die Durchführung des hydraulischen Abgleichs verwendet
wird. Bei der gemessenen Temperatur kann es sich um eine Raumtemperatur ϑRaum oder bspw. mit einer Verbrauchswerterfassungseinrichtung
(Heizkostenverteiler) gemessene Heizkörpertemperaturen ϑHKV1, ϑHKV2 handeln.
Außerdem kann die relative Hubstellung h eines Heizkörperventils,
d. h. dessen relativer Öffnungsgrad, erfasst werden.
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Diese
Angaben werden unter Zugrundelegung eines Übertragungsglieds
bzw. einer Differentialgleichung D(ϑ) in der Recheinheit 1 verwendet,
um für jeden Heizkörper eine dynamische Kenngröße
zu ermitteln. Diese Kenngröße kann die Aufheizdynamik
ktherm, die Totzeit tT,
eine Zeitkonstante T, eine Verstärkung K oder ein Heizkörper-Versorgungszustand
VZ, eine (korrigierte oder unkorrigierte) Heizkörper-Übertemperatur Δlog bzw. deren zeitliche Ableitung sein.
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Für
die Bestimmung der Aufheizdynamik ktherm werden
zu Beginn einer von außen definiert vorgegenenen Aufheizphase
die Zeit tStart und die Isttemperatur ϑStart gespeichert. Sobald die Solltemperatur ϑSoll, erreicht ist, wird die Aufheizzeitdynamik
ktherm berechnet.
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Diese
ergibt sich aus dem Temperaturanstieg Δϑ = ϑSoll – ϑStart während
der Aufheizphase und der dafür benötigten Zeit Δt
= tEnde – tStart,
so dass ktherm = Δϑ/Δt gilt. Die Aufheizdynamik ktherm gibt also an, wie schnell die Temperatur
in dem Raum ansteigt, und stellt somit eine wesentliche dynamische
Kenngröße dar.
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Eine
Variante besteht darin, zunächst eine Totzeit tT und anschließend die Aufheizdynamik
ktherm für den folgenden Temperaturanstieg
zu ermitteln, wobei die Totzeit tT die Zeitspanne
zwischen dem Zeitpunkt, zu dem eine Aufheizphase vorgegeben wird,
und dem Feststellen eines Temperaturanstiegs ist. Dies ist besonders
vorteilhaft, wenn es erst nach einer gewissen Verzögerung
zu einem Temperaturanstieg kommt. Eine große Totzeit tT bedeutet hierbei eine schlechte Versorgung
des Heizkörpers und kann somit auch als dynamischer Kennwert
dienen.
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Eine Übersicht über
die Bedeutung der vorstehenden Größen kann der
Temperatur-Zeit-Diagramm der 2 entnommen
werden.
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Weiterhin
ist es möglich, den Aufheizvorgang durch eine Differentialgleichung
D(ϑ) bzw. durch ein dynamisches Übertragungsglied
erster, zweiter oder höherer Ordnung darzustellen und die
Parameter der Differentialgleichung D(ϑ) oder des Übertragungsgliedes
mit bekannten Identifikationsverfahren zu schätzen und daraus
die Aufheizdauer bzw. die Startzeit t
Start der
Aufheizphase vor dem Sollwertsprung und schließlich die Aufheizdynamik
k
thern zu berechnen. Dies führt
zu einer beschleunigten Konvergenz in einer iterativen Berechnung
der Aufheizdynamik k
therm. Beispielsweise
folgt aus der Differentialgleichung D(ϑ) für das
Raumluftverhalten bzw. eine Heizkörpertemperatur
der Zusammenhang
zwischen der Aufheizdynamik
k
therm und den Kenngrößen
Verstärkung K, Zeitkonstante T, relativer Ventilhub h, und
Aufheizdauer Δt = t
Ende – t
Start der Differentialgleichung D(ϑ).
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Ist
der Ventilhub h nicht bekannt, muss anstelle der Verstärkung
K das zeitvariable Produkt K·h geschätzt werden.
Dies führt zu einer Verringerung der Konvergenzgeschwindigkeit
des Verfahrens. Daher ist die Kenntnis des Ventilstellhubes h von
Vorteil, aber nicht Bedingung für die Umsetzbarkeit des
erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Die
Berechnung der Aufheizdynamik ktherm und
der Totzeit tT erfolgt typischerweise iterativ.
Die neuen Werte der Aufheizzeitkonstanten ktherm,
Totzeiten tT oder der übrigen Parameter
müssen nicht direkt übernommen werden, sondern
können mit den alten Werten gewichtet werden. Dadurch wird
verhindert, dass die Werte sich zu schnell ändern. Der
Einfluss von Störungen (z. B. Fremdwärmeeinfluss
während der Aufheizphase) wird so verringert.
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In 3 ist
ein System zur Durchführung eines hydraulischen Abgleichs
einer Heizungsanlage 2 mit fluiddurchströmten
Heizkörpern 3 dargestellt, die über ein
Zweirohrsystem 4 mit einer Vorlaufleitung 5 und
einer Rücklaufleitung 6 an einen zentralen Wärmeerzeuger 7 angeschlossen
sind. Das Zweirohrsystem 4 erstreckt sich durch mehrere
Wohnungen 8 und versorgt eine Vielzahl von Heizkörpern 3.
Daher können an den Heizkörpern 3 unterschiedliche
hydraulische Bedingungen herrschen, die geeignet abgeglichen werden
sollten.
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Hierzu
ist an jedem Heizkörper 3 ein Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 mit
einer Erfassungseinrichtung 10 vorgesehen, welche die Raumtemperatur ϑ eines
durch einen Heizkörper 3 beheizten Raumes und die
Ventilstellung h eines Heizkörperventils 11 erfasst,
auf welches der Heizkörper-Temperaturregler 9 einwirkt. Alternativ
oder zusätzlich sind an den einzelnen Heizkörpern 3 Verbrauchswerterfassungseinrichtungen 13 zur Messung
von Heizkörpertemperaturen ϑ, wie bspw. einer
Heizköperoberflächen-, Heizkörpervorlauf-
und/oder Heizkörperrücklauftemperatur, vorgesehen.
Ferner kann ein Temperatursensor 14 zur Erfassung der Vorlauftemperatur
in der Heizungsanlage 2 zur Bestimmung von aus den erfassten
Temperaturen abgeleiteten Größen, wie bspw. eines
Heizkörper-Vorsorgungszustands VZ, vorgesehen sein.
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Bspw.
die Raumtemperatur ϑ und die Ventilstellung h sendet der
Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 bspw. mittels
Funkkommunikation an eine der jeweiligen Wohnung 8 zugeordneten
Steuerzentrale 12, welche auch untereinander kommunizieren.
Entsprechendes gilt für die Verbrauchswerterfassungseinrichtungen 13 bzw.
den Temperatursensor 14. Jede oder eine Steuerzentrale 12 ist
mit einer nicht dargestellten Recheneinheit versehen, welche zu
jedem Heizkörper 3 einen die thermische Dynamik
eines durch den Heizkörper 3 geheizten Raumes
anzeigenden Kennwert ermittelt. In einer Steuerzentrale 12 ist
ferner eine ebenfalls nicht dargestellte Vergleichseinrichtung vorgesehen,
welche alle ermittelten Kennwerte vergleicht, um einen Rückschluss
auf das hydraulische Verhalten der Heizungsanlage 2 zu
ziehen. Daraufhin werden ausgehend von dieser Steuerzentrale 12,
ggf. über weitere Steuerzentralen 12 die Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 angesprochen,
um durch Vorgaben für die Ventilstel lungen der Heizkörperventile 11 bspw.
den maximalen Hub zu begrenzen und so einen hydraulischen Ausgleich
zu schaffen.
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Die
entsprechenden Kommunikationswege zwischen den einzelnen Heizkörper-Raumtemperaturreglern 9 und
den Steuerzentralen 12 sind in 4 noch einmal
erläuternd dargestellt, wobei die Doppelpfeile eine bidirektionale
Kommunikation anzeigen. Das System weist mehrere dezentrale Steuereinheiten 12 auf,
denen jeweils mehrere Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 und/oder
Verbrauchserfassungsgeräte 13 zugeordnet sind.
Zwischen Heizkörper-Raumtemperaturreglern 9 und
zugeordneter Steuereinheit 12 besteht eine bidirektionale
Kommunikationsverbindung. Zwischen Verbrauchserfassungsgeräten 13 und
zugeordneter Steuereinheit 12 besteht einer uni- oder bidirektionale
Kommunikationsverbindung. Zwischen den dezentralen Steuereinheiten 12 bestehen
ebenfalls bidirektionale Kommunikationsverbindungen. So kann eine
entsprechend konfigurierte Steuereinheit 12 die Auswertung
der Aufheizdynamik ktherm für das
gesamte System übernehmen und sich bspw. aus der Auswertung
ergebende Maximalhubwerte hmax für
die Heizkörperventile 11 einzelner Heizkörper 3 über
die entsprechenden dezentralen Steuereinheiten 12 wieder
an die Heizköperregler 9 übermitteln,
welche diese Werte dann bei der Temperaturregelung berücksichtigen.
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Die
Erfindung ist jedoch nicht auf die in den 3 und 4 dargestellte
Ausführungsform begrenzt. So ist es bspw. möglich,
statt der Funkkommunikation eine andere Kommunikationsart zu wählen.
Außerdem können sich die erfindungsgemäß benötigten
Erfassungseinrichtung, Recheneinheit und Vergleichseinheit in anderen
als den vorbeschriebenen Geräten befinden. Das beschriebene
System ist lediglich besonders vorteilhaft, weil Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 mit
Temperatursensoren bzw. Verbrauchswerterfassungseinrichtungen 13 und
Steuerzentralen 12 bspw. im Rahmen einer Raumtemperaturregelung
und/oder Heizkostenerfassung ohnehin vorhanden sind, so dass die
Erfindung ohne oder nur mit geringem zusätzlichen Hardwareaufwand
umgesetzt werden kann.
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Nachfolgend
wird die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens noch einmal konkret am Beispiel der Aufheizdynamik ktherm beschrieben. Das Verfahren basiert
auf der Berechnung und Bewertung der Aufheizdynamik ktherm für
jeden Heizkörper 3. Die Aufheizdynamik ktherm gibt an, wie schnell sich der den Heizkörper 3 umgebende
Raum aufheizt. Ist die Aufheizdynamik ktherm eines
Heizkörpers 3 stets vergleichsweise klein, kann
auf einen hydraulisch ungünstigen Abgleich dieses Heizkörpers 3 im
Vergleich zu den anderen Heizkörpern 3 der Heizungsanlage 2 geschlossen
werden. Das Verfahren kann entsprechend mit den anderen angegeben
Kennwerten realisiert werden.
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Die
Aufheizdynamik ktherm wird für
jeden Heizkörper 3 von einem elektronischen Heizkörper-Raumtemperaturregler 9,
einer Verbrauchswerterfassungseinrichtung 13 oder von einer
dezentralen bzw. zentralen Steuereinheit 12 berechnet.
Die an den Heizkörperventilen 11 angebrachten
Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 erfassen dafür
die Raumluft-Isttemperatur ϑIst oder
ggf. auch zusätzlich den Ventilstellhub h und senden diese
Werte an mindestens eine Steuereinheit 12. Ebenso kann
die benötigte Isttemperatur ϑIst auch
von anderen geeigneten Geräten, wie etwa von Raumtemperatursensoren
oder elektronischen Heizkostenverteilern als Verbrauchswerterfassungseinrichtungen 13,
an die Steuereinheiten 12 oder auch an die Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 übermittelt
werden. Die Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 oder
die Steuereinheiten 12 berechnen aus den empfangenen Messwerten
zyklisch die Kennwerte der thermischen Raumdynamik inklusive der
Aufheizdynamik ktherm für jeden
Heizkörper 3. Vorteilhaft ist die Berechnung dieser
Kennwerte aus Messwerten während der Aufheizphase vor oder
nach einem Solltemperatursprung. Werden die Kennwerte der thermischen
Raumdynamik inklusive der Aufheizdynamik ktherm von
den Heizkörper-Raumtemperaturreglern 9 oder von
einem anderen (elektronischen) Gerät ermittelt, so übermitteln
diese die Ergebnisse an eine dezentrale oder an eine zentrale Steuereinheit 12.
Alle Berechnungsergebnisse werden vorzugsweise an eine ausgezeichnete
zentrale Steuereinheit 12 übermittelt. Diese erzeugt
eine Liste aller dynamischen Kennwerte inklusive der Aufheizdynamik
ktherm aller Heizkörper 3 und
führt eine Bewertung einschließlich eines Vergleichs dieser
Kennwerte durch. Aus der Bewertung der dynamischen Kennwerte und
insbesondere der Aufheizdynamik ktherm wird
auf den hydraulischen Abgleich der Heizkörper 3 geschlossen.
Insbesondere können auf Basis der Aufheizdynamik ktherm die hydraulisch ungünstig
gelegenen Heizkörper 3 ermittelt werden.
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Der
Einfachheit halber beziehen sich die nachfolgenden Ausführungen
nur auf die Aufheizdynamik ktherm. Sie gelten
analog auch für Totzeiten bzw. für Parameter der
Differentialgleichungen oder Übertragungsglieder.
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In
der zentralen Steuereinheit 12 erfolgt ein Vergleich der
Aufheizdynamiken ktherm aller Heizkörper 3. Aus
diesem Vergleich folgt die Information über den hydraulischen
Abgleich der Heizkörperventile 11. Liegen alle
Werte der Aufheizdynamik ktherm in dergleichen
Größenordnung, so zeigt dies ein gleichmäßiges
Aufheizen aller Räume an. Dies bedeutet, das alle Räume
gleichmäßig mit Wärme versorgt werden
und der hydraulische Abgleich der Heizungsanlage 2 stimmt.
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Liegt
eine große, absolute oder relative Differenz zwischen den
Werten der Aufheizdynamik ktherm vor, bedeutet
dies ein ungleichmäßiges Aufheizen. Die Ursache
hierfür muss nicht unbedingt in einem schlechten hydraulischen
Abgleich liegen. Es können auch andere Ursachen in Frage
kommen, z. B. Störeinflüsse wie ein geöffnetes
Fenster oder schlechte Anpassung der Heizkörperleistung
an den Wärmebedarf des Raumes. So kann beispielsweise ein
für den zu heizenden Raum zu klein dimensionierter Heizkörper 3 ein
langes Aufheizen zur Folge haben, während ein zu groß dimensionierter
Heizkörper 3 ein schnelles Aufheizen zur Folge
hat.
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Es
ist daher von Vorteil, die Werte der Aufheizdynamik ktherm über
einen gewissen Zeitraum zu mitteln, z. B. durch arithmetische oder
gleitende Mittelwertbildung, um Störeinflüsse
zu minimieren. Liegen auch die Mittelwerte der Aufheizdynamik ktherm zu weit auseinander, so deutet dies
auf einen schlechten hydraulischen Abgleich oder falsch dimensionierte
Heizkörper 3 hin.
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Zur
Unterscheidung zwischen schlechtem hydraulischem Abgleich und falscher
Dimensionierung der Heizkörper 3 lässt
sich erfindungsgemäß noch die in 2 definierte
Totzeit tT heranziehen. So wird bei einem schlechten
hydraulischen Abgleich mit höherer Wahrscheinlichkeit zunächst
eine Totzeit tT festzustellen sein, bevor
die Raumtemperatur ansteigt. Bei einem falsch dimensionierten, aber
gut abgeglichenen Heizkörpern 3 wird ein Temperaturanstieg
ohne lange Totzeit tT festzustellen sein.
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Alternativ
können anstelle der Aufheizdynamik ktherm auch
die Parameter K (Verstärkung) und T (Zeitkonstante) bzw.
das Verhältnis k/T ausgewertet werden. So kann aus vergleichsweise
kleiner Verstärkung und großer Zeitkonstante,
also aus kleinem Verhältnis k/T, auf schlechten hydraulischen
Abgleich und aus vergleichsweise großer Verstärkung
und kleiner Zeitkonstante, also aus großem Verhältnis
k/T, auf guten hydraulischen Abgleich des entsprechenden Heizkörpers 3 geschlossen
werden. Ferner kann das insbesondere zeitliche Verhalten von Heizkörpertemperaturen ϑ oder
Heizkörper-Versorgungszuständen VZ betrachtet
werden.
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6 zeigt
den Zusammenhang zwischen dem relativen Heizflächen-Massenstromverhältnis,
welches wie in 5 dargestellt mit dem relativen
Ventilhub korreliert ist, und einem Heizflächenversorgungszustand.
Das Sollwert-Massenstromverhältnis ist in diesem Beispiel
so gewählt, dass bei 40% des relativen Massenstromverhältnisses
(bezogen auf den Nennmassenstrom) der Heizflächenversorgungszustand
bei Null liegt, d. h. eine optimale Wärmeversorgung vorliegt.
Eine thermische Überversorgung an der Heizfläche,
d. h. ein Heizflächenversorgungszustand > 0, entspricht einen
niedrigeren Heizflächen-Massestromverhältnis und eine
thermische Unterversorgung an der Heizfläche, d. h. ein
Heizflächenversorgungszustand < 0, entspricht einem höheren
Heizflächen-Massestromverhältnis als 40%. Entsprechend
der in 6 dargestellten, linearisierten Abhängigkeit
kann daher durch Auswertung der Heizflächenversorgungszustandstendenz
auf den Zustand des aktuellen hydraulischen Abgleichs der einzelnen
Heizflächen geschlossen werden. Bei einer hydraulisch korrekt
abgeglichenen Heizfläche folgt aus einer Vorlauftemperaturreduzierung
ein steigendes Heizflächen-Massenstromverhältnis
und damit ein sinkender Heizflächenversorgungszustand.
Durch die Beobachtung dieses Zusammenhangs kann auf den hydraulischen
Zustand der verschiedenen Heizflächen geschlossen werden.
Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn im Rahmen einer Wärmeleistungsadaptionsregelung
der Versorgungszustand der einzelnen Heizflächen ohnehin
ermittelt wird.
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Von
Vorteil insbesondere für das Startverhalten des Verfahren
ist, wenn alle Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 zum
gleichen Zeitpunkt eine Aufheizphase, bedingt durch einen Solltemperatursprung
in positiver Richtung, beginnen. Ist dieser Zustand durch die Einstellung
von Heizkörper-Raumtemperaturregler-Zeitprofilen nicht
möglich, kann in der zentralen Steuereinheit 12 ein
entsprechender Befehl ausgelöst werden. Die Ausführung
dieses Befehls führt dazu, dass alle Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 nahezu
gleichzeitig eine Aufheizphase durchführen.
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Voraussetzung
für die Durchführung des Verfahrens ist, dass
die Heizungsanlage 2 eingeschaltet ist und ausreichend
Wärme zum Aufheizen der Räume zur Verfügung
stellt.
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Stellt
das System fest, dass ein schlecht abgeglichenes hydraulisches Rohrsystem 4 der
Heizungsanlage 2 vorliegt, besteht die Reaktion darin,
den Hubweg h der Heizkörperventile 11 von Heizkörpern 3 mit
größeren Werten der Aufheizdynamik ktherm (entspricht
einer schnellen Aufheizung des Raumes und somit einer guten Wärmeversorgung)
bspw. im Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 zu
begrenzen. Die Begrenzung erfolgt in einem iterativen Prozess so
lange, bis die Aufheizdynamiken ktherm aller
Heizkörper 3 in etwa gleich sind. Eine parametrierbarer
Mindesthub hmin darf dabei nicht unterschritten
werden.
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Durch
die Begrenzung des Hubwegs h wird der Durchfluss des Wärmeträgers
durch einen Heizkörper 3 mit einem größeren
Wert der Aufheizdynamik ktherm also begrenzt.
In Folge steht den schlecht abgeglichenen Heizkörpern 3 eine
größere Menge des Wärmeträgers
zur Verfügung. Zur Begrenzung des Hubweges h wird dem entsprechenden
Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 ein Maximalwert
hmax für den Hub übermittelt.
Im normalen Regelbetrieb wird der Heizkörper-Raumtemperaturregler 9 diesen
Maximalwert hmax nicht überschreiten.
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Beim
Vorliegen eines zu groß dimensionierten Heizkörpers 3 kann
auch der Hubweg h des Heizkörper-Raumtemperaturreglers 9 begrenzt
werden, wodurch die maximale Wärmeabgabe dieses Heizkörpers 3 ebenfalls
begrenzt wird.
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Die
vom System gewonnenen Informationen über den hydraulischen
Abgleich der Heizungsanlage 2 können in geeigneter
Form aufbereitet dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden.
Dies kann beispielsweise durch eine Anzeige an einer zentralen Steuereinheit 12 erfolgen.
Der Nutzer kann sich so über den aktuellen Zustand der
Anlage informieren und gegebenenfalls von Hand Nachjustierungen,
wie etwa die Änderung der Ventil-Voreinstellung, vornehmen.
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Durch
das ständige Überwachen der Aufheizdynamik ermöglicht
das Verfahren eine automatische Anpassung an wechselnde hydraulische
Verhältnisse. Daher wird durch das erfindungsgemäße
Verfahren und das entsprechend zur Durchführung dieses
Verfahrens eingerichtete System eine einfach handhabbare Möglichkeit
zum automatischen Abgleich einer Heizungsanlage geschaffen, die
insbesondere auch automatisch aktuell gehalten werden kann, ohne
dass ein manueller Abgleich erforderlich ist.
-
- 1
- Recheneinheit
- 2
- Heizungsanlage
- 3
- Heizkörper
- 4
- Zweirohrsystem,
Fluidströmungssystem
- 5
- Vorlaufleitung
- 6
- Rücklaufleitung
- 7
- Wärmeerzeuger
- 8
- Wohnungen
- 9
- Heizkörper-Raumtemperaturregler
- 10
- Erfassungseinrichtung
- 11
- Heizkörperventil
- 12
- Steuerzentrale,
Steuereinheit, Recheneinheit und Vergleichseinrichtung
- 13
- Verbrauchswerterfassungseinrichtung,
Heizkostenverteiler
- 14
- Vorlauf-Temperatursensor
Raum- bzw. Heizkörpertemperatur
- ϑ
- Raum-
bzw. Heizkörpertemperatur
- ϑStart
- Temperatur
bei Start der Aufheizphase
- ϑEnde
- Temperatur
bei Ende der Aufheizphase (gewünschte Solltemperatur)
- ϑSoll
- Solltemperatur
- ϑIst
- Isttemperatur
- tStart
- Zeit
bei Start der Aufheizphase
- tEnde
- Zeit
bei Ende der Aufheizphase
- ϑ(t)
- Differentialgleichung, Übertragungsglied
- ktherm
- Aufheizdynamik
- tT
- Totzeit
- h
- Ventilstellung,
Hub eines Heizkörperventils
- VZ
- Heizflächen-Versorgungszustand
- Δlog
- Heizkörperübertemperatur
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 10003394
A1 [0005]
- - DE 4221725 [0006]
- - DE 10243076 A1 [0007]