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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Stickoxidreduktionskatalysators
mit Ammoniakspeicherfähigkeit,
dem Abgas einer vorwiegend mager betriebenen Brennkraftmaschine
zugeführt
wird, bei welchem als Reduktionsmittel Ammoniak (NH3)
oder ein Stoff, aus welchem Ammoniak freigesetzt werden kann, mit
einer einstellbaren Dosierrate dem Abgas zugegeben wird
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Aus
der
DE 101 26 456
A1 ist ein Verfahren zur Entfernung von Stickoxiden (NO
x) aus dem Abgas einer mager betriebenen
Brennkraftmaschine mittels eines NH
3 enthaltenden
Reduktionsmittels bekannt, bei welchem ein Stickoxidreduktionskatalysator
mit Ammoniakspeicherfähigkeit
eingesetzt wird. Ausgangsseitig des Katalysators ist ein Sensor
vorgesehen, der den Ammoniakschlupf des Katalysators erfasst. Eine
Zugabe des Reduktionsmittels erfolgt geregelt auf der Basis des
erfassten Ammoniakschlupfes.
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Aus
der
EP 0 554 766 A1 ist
ein Verfahren zum Betreiben eines an eine vorwiegend mager betriebene
Brennkraftmaschine angeschlossenen Stickoxidreduktionskatalysators
mit Ammoniakspeicherfähigkeit
bekannt, bei welchem eine getaktete Zugabe von NH
3 erfolgt.
Die NH
3-Zugabe wird nach ihrem Start erst
dann wieder unterbrochen, wenn die im Katalysator gespeicherte NH
3-Menge einen bestimmten oberen Schwellenwert
erreicht hat.
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Eine
Schwierigkeit der bekannten Verfahren besteht darin, dass bei niedrigen
Temperaturen der Stickoxidreduktionskatalysator inaktiv ist und/oder eine
erforderliche Aufbereitung eines NH3-freisetzenden
Reduktionsmittels nicht mehr möglich
ist. Insbesondere bei niedrigen Temperaturen ist daher die Stickoxidverminderung
nur eingeschränkt
oder gar nicht mehr möglich.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Betreiben eines Stickoxidreduktionskatalysators anzugeben,
welches insbesondere bei niedrigen Temperaturen einen verbesserten
Stickoxidumsatz ermöglicht.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird in einem ersten, oberen Temperaturbereich des Stickoxidreduktionskatalysators
ein Ammoniakfüllstand
im Stickoxidreduktionskatalysator insbesondere durch Summation und
zeitliche Integration wenigstens einer Umsatzrate von im Stickoxidreduktionskatalysator
umgesetzten NH3 und/oder NOx und
einer Zufuhrrate von dem Stickoxidreduktionskatalysator zugeführtem NH3 ermittelt und die Dosierrate des Reduktionsmittels
derart ermittelt und eingestellt, dass ein vorgebbarer Sollwert
für den
Ammoniakfüllstand im
Stickoxidreduktionskatalysator wenigstens annähernd erreicht wird. In einem
zweiten, unteren Temperaturbereich des Stickoxidreduktionskatalysators wird
die Zugabe von Reduktionsmittel gestoppt. In einem dritten, mittleren
Temperaturbereich des Stickoxidreduktionskatalysators, der an den
ersten oberen Temperaturbereich und an den zweiten unteren Temperaturbereich
direkt angrenzt, wird die auf analoge Weise wie im ersten Temperaturbereich
ermittelte Dosierrate des Reduktionsmittels wenigstens zeitweise
um ein vorgebbares Maß erhöht. Auf
diese Weise steht bei niedrigen Temperaturen vermehrt im Katalysator
gespeichertes NH3 zur NOx-Verminderung
zur Verfügung.
Folglich ist auch bei niedrigen Temperaturen eine NOx-Verminderung
ermöglicht.
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Als
Reduktionsmittel kommt in erster Linie Harnstoff, Ammoniumcarbamat,
Ammoniumformiat oder ein ähnlicher,
zu Abspaltung von NH3 befähigter Stoff
in Frage. Das Reduktionsmittel kann dem Abgas in Reinform oder als
wässrige
Lösung
und/oder als aerosolartiger Nebel an einer insbesondere stromauf
des Stickoxidreduktionskatalysators angeordneten Zugabestelle einer
entsprechenden Abgasleitung zugegeben werden. Die Zugabestelle ist
vorzugsweise in der Art eines Dosierventils mit ein oder mehreren
Düsenöffnungen
ausgebildet. Der Stickoxidreduktionskatalysator ist vorzugsweise
als klassischer SCR-Katalysator,
insbesondere auf der Basis von Wolframoxid bzw. Vanadiumpentoxid
oder als zeolithischer Katalysator ausgebildet. Es ist bekannt, dass
diese Katalysatortypen beträchtliche
NH3-Mengen speichern können, wobei gespeichertes NH3 als Reaktionspartner für eine Reduktion von mit dem
Abgas zugeführten
Stickoxiden wirkt. Nachfolgend wird vereinfachend von einem Katalysator
gesprochen. In diesem Sinne ist unter dem NH3-Füllstand
die Menge an im Katalysatorbett gespeichertem NH3 zu
verstehen. Vorzugsweise wird als NH3-Füllstand
eine relative Größe verwendet,
welche die gespeicherte NH3-Menge in Bezug
auf die unter den aktuellen Bedingungen maximal speicherbare NH3-Menge angibt.
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Zur
Ermittlung des NH3-Füllstands kann beispielsweise
ein im Katalysatorbett angeordneter, gegenüber NH3 empfindlicher
Sensor verwendet werden. Es ist vorzugsweise jedoch vorgese hen,
den NH3-Füllstand rechnerisch zu ermitteln,
wobei auf sensorisch ermittelte Größen, wie einen NH3-Schlupf und/oder
eine ausgangsseitig des Katalysators erfasste NOx-Konzentration
zurückgegriffen
werden kann. Zur Ermittlung des NH3-Füllstands ist vorzugsweise eine
Elektronikeinheit vorgesehen, welche auf gespeicherte Daten, vorzugsweise
in Form von Kennlinien, Kennfeldern und Programmen zugreifen kann.
Anhand der Daten und zusätzlicher
Eingangssignale betreffend maßgebliche
Zustandsgrößen des Katalysators
und des Abgases sowie Betriebsdaten der Brennkraftmaschine, wie
beispielsweise Temperatur, Sauerstoffgehalt des Abgases, Abgasmassenstrom,
Brennkraftmaschinenlast und -drehzahl, erfolgt eine modellbasierte
rechnerische Ermittlung des NH3-Füllstands
im Katalysator. Dabei ist es vorteilhaft, wenn die Elektronikeinheit
mit einer üblicherweise
ohnehin vorgesehenen elektronischen Brennkraftmaschinensteuerung
kommunizieren kann, so dass auf alle betriebsrelevanten Größen zugegriffen
werden kann. Physikalisch kann die Elektronikeinheit auch integraler
Bestandteil der elektronischen Brennkraftmaschinensteuerung sein.
Sie kann jedoch auch als Bestandteil einer Dosiereinheit für das Reduktionsmittel
ausgebildet sein.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen,
den NH3-Füllstand des Katalysators durch
Summation und zeitliche Integration von wenigstens einer Umsatzrate
von im Katalysator umgesetzten NH3 und/oder
NOx und einer Zufuhrrate von dem Katalysator
mit dem Abgas zugeführten
Reduktionsmittel zu ermitteln. Vorzugsweise erfolgt die Integration
im Anschluss an die Summation der für eine Bilanzierung maßgebenden
Werte betreffend den NH3-Füllstand.
Durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise ist
eine laufende Ermittlung des aktuellen NH3-Füllstands
durch eine fortlaufend durchgeführte
Bilanzierung der den Füllstand
beeinflussenden Größen ermöglicht.
Um die Genauigkeit der Füllstandsermittlung
weiter zu verbessern, können
bei der Bilanzierung zusätzlich
weitere Faktoren berücksichtigt
werden. Insbesondere kann zusätzlich
eine Berücksichtigung
von Reduktionsmittelverlusten durch Desorption von vom Katalysator
desorbiertem NH3 und von Nebenreaktionen,
wie beispielsweise einer Reduktionsmitteldirektoxidation vorgesehen
sein. Der Einfluss von Nebenreaktionen kann auch in der Umsatzrate
enthalten sein.
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Vorteilhaft
ist es, wenn zur Ermittlung des NH3-Füllstands
Kennfelder oder Kennlinien mit zweckmäßigerweise im Vorfeld ermittelten
Daten für den
jeweiligen Katalysator vorgesehen sind. Diese können eine NOx-
bzw. NH3-Umsatzrate, eine NH3-Desorptionsrate sowie
gegebenenfalls weitere Einflussfaktoren, wie beispielsweise eine
Verlustrate durch Direktoxidation betreffen. Zweckmäßig ist
es ferner, für
den einzustellenden NH3-Füllstand
einen Einstellbereich mit einem oberen und einem unteren Schwellenwert
vorzusehen, so dass eine Einstellung des NH3-Füllstands
im Katalysator in diesen Bereich erfolgt. Die Schwellenwerte werden
dabei zweckmäßigerweise
vorab so vorgegeben, dass sich zwischen ihnen insgesamt ein optimaler
NOx-Umsatz bei gleichzeitig minimalem oder
vernachlässigbarem NH3-Schlupf ergibt.
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Auf
der Basis der vorliegenden Informationen wird in einem ersten, oberen
Temperaturbereich die Dosierrate des Reduktionsmittels derart ermittelt und
eingestellt, dass ein vorgebbarer Sollwert für den NH3-Füllstand
im Katalysator möglichst
erreicht wird. Der erste Temperaturbereich wird dabei entsprechend
des eingesetzten Katalysatortyps so gewählt, dass der Katalysator in
diesem Temperaturbereich eine hohe Wirksamkeit aufweist. Zur Einstellung
der Dosierrate steuert beispielsweise eine Dosiereinheit entsprechende
Stellglieder wie Pumpen, Ventile und dergleichen an. Die Dosiereinheit
ist dabei vorzugsweise als Regler ausgebildet, welcher den NH3- Füllstand
des Katalysators auf den vorgebbaren Sollwert einregeln kann. Unter
Dosierrate ist dabei die je Zeiteinheit dem Abgas zugegebene Menge
an Reduktionsmittel zu verstehen, welche sich durch Mittelung über ein
mehr oder weniger ausgedehntes Zeitintervall ergeben kann. Die Reduktionsmittelzugabe
kann sowohl durch eine gepulste Ein-Aus-Schaltung als auch durch
eine variable Einstellung innerhalb eines kontinuierlichen Wertebereichs
oder durch Einstellung einer apparativ vorgegebenen Zugabemenge
innerhalb eines bestimmten Zeitraums vorgenommen werden.
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Die
obere Grenze des zweiten, unteren Temperaturbereichs wird vorzugsweise
anhand einer Temperaturgrenze für
die Katalysatoraktivität und/oder
einer für
eine ausreichende Aufbereitung des Reduktionsmittels erforderlichen
Temperatur festgelegt. Durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise, im zweiten
Temperaturbereich dem Katalysator kein Reduktionsmittel zuzuführen, kann
somit vermieden werden, dass nicht oder unzureichend aufbereitetes
und somit inaktives Reduktionsmittel auf den Katalysator gelangt.
Dies könnte
dort dessen Oberfläche
blockieren und zu einer verminderten Wirksamkeit führen. Zudem
wird vermieden, dass infolge einer mangelnden Katalysatoraktivität nicht
umgesetztes Reduktionsmittel mit dem Abgas an die Umgebung abgegeben
wird.
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Der
dritte, mittlere Temperaturbereich liegt zwischen dem ersten und
dem zweiten Temperaturbereich und stellt einen Übergangsbereich hinsichtlich
der Katalysatoraktivität
bzw. einer Aufbereitung des Reduktionsmittels dar. Auch im dritten
Temperaturbereich erfolgt bevorzugt eine Einstellung der Reduktionsmittelzugabe
analog der für
den ersten Temperaturbereich erläuterten
Vorgehensweise. Erfindungsgemäß ist jedoch
zusätzlich
vorgesehen, die solcherart ermittelte Dosierrate des Reduktionsmittels
wenigstens zeitweise um ein vorgebbares Maß zu erhöhen. Damit kann zumindest zeitweise
der NH3-Füllstand über das sonst vorgesehene Maß hinaus
erhöht
werden. Auf diese Weise kann auf die im dritten Temperaturbereich
vorliegenden besonderen Bedingungen reagiert werden.
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In
Ausgestaltung des Verfahrens wird zumindest in dem dritten Temperaturbereich
des Stickoxidreduktionskatalysators eine Schätzung eines zu erwartenden
künftigen
Verlaufs der Temperatur des Stickoxidreduktionskatalysators vorgenommen.
Auf diese Weise kann eine Aussage getroffen werden, ob die Katalysatortemperatur
sich aus dem kritischen Übergangsbereich
hinsichtlich Wirksamkeit und/oder Reduktionsmittelaufbereitung in
Richtung des ersten Temperaturbereichs mit verbesserter Katalysatorwirkung
oder in Richtung des zweiten Temperaturbereichs mit verschlechterter
Wirkung entwickelt. Somit kann die Reduktionsmittelzugabe optimal
auf die zu erwartende Temperaturentwicklung des Katalysators angepasst
werden.
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In
weiterer Ausgestaltung des Verfahrens wird eine Temperatur des Stickoxidreduktionskatalysators
fortlaufend ermittelt und die Schätzung des zu erwartenden künftigen
Verlaufs der Temperatur auf der Basis eines aktuellen Temperaturwerts
und/oder wenigstens eines zuvor ermittelten Temperaturwerts vorgenommen.
Die Temperaturermittlung erfolgt zweckmäßigerweise auf der Basis von
sensorisch erfassten Temperaturwerten vor und/oder nach oder im Katalysator.
Der künftige
Temperaturverlauf wird vorzugsweise durch Extrapolation bereits
ermittelter Temperaturwerte errechnet. In die Extrapolationsberechnung
können
dabei weitere Informationen, beispielsweise betreffend den Betriebszustand
der Brennkraftmaschine einbezogen werden.
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In
weiterer Ausgestaltung des Verfahrens wird zur Schätzung des
zu erwartenden künftigen Verlaufs
der Temperatur des Stickoxidreduktionskatalysators ein Wärmemodell
für den
Stickoxidreduktionskatalysator herangezogen. Auf diese Weise kann die
Zuverlässigkeit
der Schätzung
verbessert werden.
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In
weiterer Ausgestaltung des Verfahrens wird ein Betriebsprofil für die Temperatur
des Stickoxidreduktionskatalysators und/oder wenigstens für einen
die Katalysatortemperatur beeinflussenden Betriebsparameter der
Brennkraftmaschine ermittelt und anhand des Betriebsprofils und
eines erfassten Verlaufs für
den Betriebsparameter und/oder die Katalysatortemperatur die Schätzung für den zu
erwartenden künftigen
Verlauf der Temperatur des Stickoxidreduktionskatalysators vorgenommen.
Auf diese Weise kann die Zuverlässigkeit
der Extrapolation der Katalysatortemperatur weiter verbessert werden.
Zusätzlich
kann die Extrapolationslänge
vergrößert werden.
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In
weiterer Ausgestaltung des Verfahrens wird die erhöhte Dosierrate
des Reduktionsmittels eingestellt, wenn die Schätzung für den zu erwartenden künftigen
Verlauf der Temperatur des Stickoxidreduktionskatalysators ergibt,
dass die Temperatur des Stickoxidreduktionskatalysators in einem
vorgebbaren Zeitintervall ab dem aktuellen Zeitpunkt in den zweiten,
unteren Temperaturbereich fällt.
Auf diese Weise wird der NH3-Füllstand
zumindest vorübergehend
angehoben, bevor die Reduktionsmittelzufuhr gestoppt wird. Dadurch
steht vermehrt im Katalysator gespeichertes NH3 zur
Verfügung,
so dass eine Reduktionsmitteldosierpause wenigstens teilweise überbrückt werden
kann. Der Katalysator weist aufgrund des erhöhten NH3-Füllstands auch bei den niedrigen
Temperaturen des zweiten, unteren Temperaturbereichs eine verbesserte
Aktivität
auf. Im Abgas enthaltene Stickoxide können deshalb auch bei niedrigen
Temperaturen umgesetzt werden.
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In
weiterer Ausgestaltung des Verfahrens wird das Maß der Erhöhung der
Dosierrate in Abhängigkeit
vom zu erwartenden Zeitpunkt der Unterschreitung der oberen Grenze
des zweiten Temperaturbereichs und/oder vom niedrigsten Wert der
im Zeitintervall ab dem aktuellen Zeitpunkt zu erwartenden Temperatur
des Stickoxidreduktionskatalysators eingestellt. Auf diese Weise
kann der NH3-Füllstand optimal an die zu erwartende
Katalysatortemperatur angepasst werden.
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Vorteilhafte
Ausführungsformen
der Erfindung sind in den Zeichnungen veranschaulicht und werden
nachfolgend beschrieben. Dabei sind die vorstehend genannten und
nachfolgend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Merkmalskombination,
sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne
den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Dabei
zeigen:
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1 ein
schematisches Blockbild einer Brennkraftmaschine mit zugehöriger Abgasanlage,
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2 ein
Diagramm zur Verdeutlichung der NH3-Speicherfähigkeit
eines Stickoxidreduktionskatalysators,
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3 ein
Diagramm zur Verdeutlichung der Temperaturabhängigkeit der NH3-Speicherfähigkeit,
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4 ein
Diagramm zur Verdeutlichung der Abhängigkeit von NOx-Umsatz
und NH3-Schlupf vom NH3-Füllstand
eines Stickoxidreduktionskatalysators,
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5 ein
Diagramm zur Verdeutlichung der Abhängigkeit von NOx-Umsatz
und Reduktionsmittelaufbereitungsgrad von der Temperatur,
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6 eine
schematische Blockbilddarstellung einer vorteilhaften Ausführungsform
einer Einheit zur NH3-Füllstandsermittlung
und
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7 ein
Zeitdiagramm zur Verdeutlichung einer bevorzugten Vorgehensweise
bei einer Ermittlung einer Katalysatortemperatur.
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1 zeigt
beispielhaft ein schematisches Blockbild einer Brennkraftmaschine 1 mit
zugehöriger
Abgasreinigungsanlage. Die Brennkraftmaschine 1 ist vorzugsweise
als luftverdichtende Brennkraftmaschine, nachfolgend vereinfacht
als Dieselmotor bezeichnet, ausgebildet. Das vom Dieselmotor 1 ausgestoßene Abgas
wird von einer Abgasleitung 2 aufgenommen und durchströmt einen
als Stickoxidreduktionskatalysator ausgebildeten Abgaskatalysator 3.
Eingangs- und ausgangsseitig des Katalysators 3 sind Temperatursensoren 4, 5 in
der Abgasleitung 2 angeordnet. Ferner ist in der Abgasleitung 2 stromauf
des ersten Temperatursensors 4 ein Dosierventil 13 zur
Abgabe eines Reduktionsmittels in das Abgas angeordnet. Die Versorgung
des Dosierventils 13 mit dem Reduktionsmittel erfolgt aus
einem Behälter 11. Ohne
Einschränkung
der Allgemeinheit wird nachfolgend davon ausgegangen, dass es sich
bei dem Reduktionsmittel um eine wässrige Harnstofflösung handelt.
Im heißen
Abgas wird durch Thermolyse und/oder Hydrolyse aus dem Harnstoff
das eigentlich wirksame Reduktionsmittel NH3 freigesetzt,
welches selektiv bezüglich
der Reduktion der im Abgas enthaltenen Stickoxide wirkt. Dementsprechend
ist der Stickoxidreduktionskatalysator 3 vorzugsweise als klassischer
SCR-Vollkatalysator auf V2O5/WO3-Basis oder als zeolithisch beschichteter
SCR-Trägerkatalysator
ausgebildet. Stromab des Katalysators 3 ist außerdem ein
gegenüber
NH3 und/oder NOx empfindlicher
Abgassensor 6 angeordnet, mit dessen Hilfe Restanteile
von NH3 und/oder NOx im
Abgas erfasst werden können.
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Die
Temperatursensoren 4, 5 sowie das Dosierventil 13 sind über Steuer-
bzw. Signalleitungen 12 mit einer zentralen Steuereinheit 7 verbunden.
Die Steuereinheit 7 ist ferner über eine weitere Leitung 10 mit
dem Dieselmotor 1 verbunden. Über diese Leitung 10 erhält die Steuereinheit 7 Informationen über Betriebszustandsgrößen des
Dieselmotors 1. Dies können
z.B. Informationen über
das abgegebene Drehmoment oder die Drehzahl sein. Die Steuereinheit 7 umfasst
vorzugsweise eine Recheneinheit und eine Speichereinheit sowie eine
Ein-Ausgabeeinheit, was
im Einzelnen nicht dargestellt ist. Dadurch ist die Steuereinheit 7 in
der Lage, komplexe Signalverarbeitungsvorgänge vorzunehmen und den Betrieb
des Dieselmotors 1 sowie der Abgasanlage zu erfassen und
zu steuern bzw. zu regeln. Hierfür
notwendige Kennfelder sind vorzugsweise in der Speichereinheit abgelegt,
wobei auch eine adaptive Anpassung der Kennfelder vorgesehen sein
kann. Die Kennfelder betreffen hauptsächlich die maßgeblichen
Zustandsgrößen des
Abgases, wie Massenstrom, Rohemission, Temperatur in Abhängigkeit
der Betriebszustandsgrößen des
Dieselmotors 1 wie Last, Drehzahl, Luftverhältniszahl
etc. Ferner sind Kennfelder für
die maßgeblichen
Zustandsgrößen des
Katalysators 3, wie Stickoxidumsatz, NH3-Speicherfähigkeit und
dergleichen vorgesehen.
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Zur
insbesondere geregelten Ansteuerung des Dosierventils 13 und
zur Einstellung einer Zugabe der Harnstofflösung ist eine Dosiereinheit 8 vorgesehen,
welche hier beispielhaft Bestandteil der Steuereinheit 7 ist,
jedoch ebenso als eigenständige
Einheit ausgebildet sein kann. Gleiches gilt für eine Füllstandsermittlungseinheit 9,
welche hauptsächlich
der Ermittlung der im Katalysator 3 gespeicherten NH3-Menge dient, worauf weiter unten genauer
eingegangen wird.
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Es
ist vorgesehen, dass die in 1 skizzierte
Anlage weitere hier der Übersicht
halber nicht eingezeichnete Komponenten aufweist oder aufweisen kann.
Für den
Dieselmotor 1 sind hier beispielhaft Aufladeeinheiten,
Abgasrückführungseinheiten
oder Kraftstoffeinspritzeinrichtungen etc. zu nennen. In der Abgasleitung 2 können weitere
Komponenten wie beispielsweise ein zusätzlicher Oxidationskatalysator,
ein Partikelfilter, Abgassensoren usw. enthalten sein.
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Nachfolgend
werden mit Bezug auf die 2 bis 4 verschiedene
Kenngrößen eines
typischen SCR-Katalysators erläutert.
Dabei ist in 2 ein Diagramm zur Erläuterung
der NH3-Speicherfähigkeit dargestellt.
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Das
Diagramm der 2 stellt einen typischen zeitlichen
Verlauf cNH3(t) von NH3-Konzentrationen
cNH3 bei einer Beaufschlagung des SCR-Katalysators
mit NH3 dar. Dabei wird davon ausgegangen, dass
ein von eingespeichertem NH3 freier SCR-Katalysator unter
isothermen Bedingungen zum Zeitpunkt t1 mit einem Abgaseingangsstrom
vorgegebener und zeitlich konstanter Größe und NH3-Eingangskonzentration
beaufschlagt wird, was durch die Spur 20 wiedergegeben
ist. Entsprechend seiner NH3-Speicherfähigkeit
nimmt im Zeitbereich zwischen t1 und t2 der SCR-Katalysator in zeitlich
abnehmendem Maße NH3 auf. Dem entsprechend bleibt die NH3-Konzentration in dem den SCR-Katalysator verlassenden
Abgasstrom hinter der Eingangskonzentration zurück, was durch die Spur 21 wiedergegeben
ist. Zum Zeitpunkt t2 ist der SCR-Katalysator gesättigt, weshalb
er keinen weiteren NH3 mehr speichern kann
und die Spur 21 in die Spur 20 einmündet. Der
NH3-Füllstand hat
dann den Maximalwert von 100 % erreicht. Die dabei vom SCR-Katalysator gespeicherte
NH3-Menge, welche die NH3-Speicherfähigkeit
unter den entsprechenden Bedingungen darstellt, wird durch die Größe der Fläche 22 zwischen
den beiden Spuren 20, 21 repräsentiert.
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Die
NH3-Speicherfähigkeit ist in erster Linie temperaturabhängig, was
durch das in 3 dargestellte Diagramm wiedergegeben
ist. Dabei stellt die Spur 30 einen typischen Verlauf der
tempaturabhängigen
NH3-Speicherfähigkeit SpNH3 (T)
dar. Die NH3-Speicherfähigkeit SpNH3 (T)
ist, wie dem Diagramm der 3 zu entnehmen
ist, bei niedrigen Temperaturen T vergleichsweise groß und nimmt
bei hohen Temperaturen T, etwa oberhalb 300 °C ab. Außerdem besteht eine Abhängigkeit
vom Gasdurchsatz, was nicht näher
dargestellt ist.
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In
diesem Zusammenhang wird nachfolgend davon ausgegangen, dass der
NH3-Füllstand
des SCR-Katalysators die gespeicherte NH3-Menge
bezogen auf die unter den jeweiligen Bedingungen maximal speicherbare
NH3-Menge gemäß den dargestellten Verhältnissen
angibt.
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Ein
wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit den Eigenschaften eines typischen
SCR-Katalysators betrifft die Abhängigkeit des NOx-Umsatzes
vom NH3-Füllstand. In 4.
ist durch die Spur 40 diese Abhängigkeit schematisch dargestellt.
Im Vergleich hierzu ist durch die Spur 41 die Abhängigkeit
des NH3-Schlupfes SNH3 vom
NH3-Füllstand
wiedergegeben. Wie ersichtlich, steigt mit zunehmendem NH3-Füllstand
F der NOx-Umsatz UNOx(F)
mit flacher werdender Steigung kontinuierlich bis zu einem Maximalwert
an, der im wesentlichen vom Gasdurchsatz und von der Temperatur
bestimmt ist. Dies bedeutet, dass ab einem bestimmten Wert für den NH3-Füllstand
F der NOx-Umsatzes UNOx durch
eine weitere Einspeicherung von NH3 im Katalysator
nicht mehr gesteigert werden kann. Vielmehr erhöht sich, wie durch die Spur 41 dargestellt,
der NH3-Schlupf
SNH3. Bei der Einstellung eines für die jeweiligen Bedingungen
optimalen Werts für
den NH3-Füllstand F ist die Berücksichtigung
dieser Tatbestände
von Bedeutung.
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Ein
wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit der erreichbaren NOx-Verminderung betrifft die Temperaturabhängigkeit
eines Aufbereitungsgrads des eingesetzten Harnstoffs. In 5 ist
dies durch die Spur 51 schematisch dargestellt. Wie ersichtlich,
ist der Aufbereitungsgrad ARed bei niedrigen
Temperaturen gering. Dies ist Resultat einer unvollständig ablaufenden
Thermolyse bzw. Hydrolyse, welche jedoch maßgebend für eine Freisetzung des eigentlich wirksamen
Reduktionsmittels NH3 ist. Mit steigender Temperatur
nimmt ausgehend von niedrigen Werten der Aufbereitungsgrad ARed jedoch rasch auf einen Maximalwert zu
und bleibt bei weiter steigenden Temperaturen annähernd konstant.
Zum Vergleich hierzu gibt die Spur 50 die Temperaturabhängigkeit des
NOx-Umsatzes UNOx eines
typischen SCR-Katalysators bei einem NH3-Schlupf
vorgegebener Größe an.
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Erfindungsgemäß werden
in Abhängigkeit vom
eingesetzten Reduktionsmittel und vom eingesetzten Katalysatortyp
den NOx-Umsatz
UNOx und den Aufbereitungsgrad ARed charakterisierende Temperaturbereiche
festgelegt. Ein gegebenenfalls nach oben offener erster, oberer
Temperaturbereich T1 wird vorzugsweise so festgelegt, dass in diesem Temperaturbereich
T1 ein hoher NOx-Umsatz UNOx und
ein zumindest annähernd
maximaler Aufbereitungsgrad ARed gegeben
sind. Ein gegebenenfalls nach unten offener zweiter, unterer Temperaturbereich
T2 wird vorzugsweise so festgelegt, dass in diesem Temperaturbereich
ein geringer NOx-Umsatz UNOx und
ein niedriger Aufbereitungsgrad ARed gegeben
sind. Ein dritter, mittlerer Temperaturbereich T3 liegt zwischen
dem ersten Temperaturbereich T1 und dem zweiten Temperaturbereich
T2 und grenzt an diese Temperaturbereiche T1, T2 unmittelbar an. Dem
entsprechend repräsentiert
der dritte Temperaturbereich T3 einen Übergangstemperaturbereich, in welchem
zumindest teilweise ein mittlerer NOx-Umsatz
UNOx bzw. Aufbereitungsgrad ARed gegeben
ist. Zur Ermittlung, welcher der Temperaturbereiche T1, T2, T3 aktuell
maßgebend
ist, wird das Ausgangssignal des ersten Temperatursensors 4 und/oder
des zweiten Temperatursensors 5 ausgewertet. Es kann jedoch
hierfür
alternativ oder zusätzlich
ein nicht in 1 dargestellter, im Katalysatorinneren
angeordneter Temperatursensor eingesetzt werden. Eine modellbasierte
Temperaturermittlung ist ebenfalls möglich.
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Die
in den 2 bis 5 schematisch dargestellten
Abhängigkeiten
werden zweckmäßigerweise
für den
einzusetzenden SCR-Katalysator vorab ermittelt und als Kennlinien
bzw. Kennfelder abgelegt. Auf diese kann die Steuereinheit 7 zugreifen,
so dass der Zustand des Katalysators 3 für jeden
Betriebszustand umfassend ermittelt werden kann. Dabei ist vorzugsweise
vorgesehen, einen Kennfeldsatz für
einen ungealterten Neuzustand und einen weiteren Kennfeldsatz für einen
definierten Alterungszustand, vorzugsweise entsprechend einer vorgegebenen
Grenzalterung, vorzusehen. Aus geeigneten Daten, wie beispielsweise
Häufigkeit
und Höhe
von Temperaturspitzen, kann eine Katalysatoralterung ermittelt und
in Bezug auf die Grenzalterung ein Alterungsfaktor ermittelt werden.
Dadurch ist es ermöglicht,
die Zufuhr des Reduktionsmittels an den aktuellen Alterungszustand
des Katalysators 3 anzupassen.
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Nachfolgend
wird unter Bezug auf 6 eine bevorzugte Vorgehensweise
für die
Ermittlung und Einstellung des NH3-Füllstands
näher erläutert. Dabei
wird davon ausgegangen, dass die Temperatur des Katalysators 3 im
ersten, oberen Temperaturbereich T1 liegt.
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In 6 ist
eine vorteilhafte Ausgestaltung der Füllstandsermittlungseinheit 9 schematisch
in Blockbildform darge stellt. Dabei sind lediglich die Teile dargestellt,
welche zur Ermittlung des NH3-Füllstands
des Katalysators 3 verwendet werden. Die Füllstandsermittlungseinheit 9 erhält Eingabegrößen E, welche
neben dem aktuellen Alterungsfaktor AF Abgaszustandsgrößen wie
die Abgastemperatur, den NOx-Gehalt und den Abgasmassenstrom
betreffen. Die Füllstandsermittlungseinheit 9 verfügt über Kennfeldsätze 60, 61, 62 für die Umsetzung
mit NOx, die Direktumsetzung mit Sauerstoff
und die Desorptionsrate von im Katalysator gespeichertem NH3. Dabei werden die maßgeblichen Daten entsprechend
den vorliegenden Eingabegrößen bestimmt.
Die Werte für die
Umsetzung mit NOx, die Direktumsetzung mit Sauerstoff
und die durch den NH3-Schlupf SNH3 gegebene
Desorptionsrate werden zusammen mit der NH3-Zufuhrrate
Z einem Summationsglied 63 zugeführt, welches die betreffenden
Größen vorzeichenrichtig
summiert. Auf diese Weise ist eine Bilanzierung für die Größen ermöglicht,
welche die im Katalysator gespeicherte NH3-Menge
im Wesentlichen bestimmen. Der Summenwert wird einem Integrationsglied 64 zugeführt, dessen
Ausgangsgröße den aktuellen
NH3-Füllstand
F des Katalysators 3 darstellt. Daneben werden aus den
vorliegenden Daten weitere Ausgangsgrößen A ermittelt. Dies sind
vor allem Größen betreffend
den NOx-Gehalt des aus dem Katalysator 3 ausströmenden Abgases,
den NH3-Schlupf SNH3 sowie
die infolge der Reaktionswärme
oder durch Wärmeverluste
gegebenenfalls veränderte
Abgastemperatur. Die NH3-Zufuhrrate Z des Katalysators 3 bestimmt
sich maßgeblich
aus der über
das Dosierventil 13 abgegebenen Harnstoff-Dosierrate. Wird
anstelle von Harnstoff NH3 direkt zugegeben,
so entspricht die Dosierrate der NH3-Zufuhrrate.
Vorzugsweise ist vorgesehen, Verluste infolge Wandabsorption oder
Wandablagerung in der Abgasleitung 2, unvollständiger Aufbereitung
und dergleichen zu berücksichtigen.
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Aus
dem ermittelten NH3-Füllstand F wird wiederum ermittelt,
ob eine Zugabe von Harnstofflösung
erfolgen soll bzw. die Dosierrate errechnet. Vorzugsweise erfolgt
dies durch den Regler der Dosiereinheit 8, dem der NH3-Füllstand
F als Regelgröße zuführbar ist.
Dabei ist vorgesehen, den NH3-Füllstand zwischen einen jeweils
vorgebbaren unteren und oberen Schwellenwert einzuregeln. Die Schwellenwerte
werden so vorgegeben, dass sich zwischen ihnen ein möglichst
hoher NOx-Umsatz UNOx und
ein vorgebbarer NH3-Schlupf SNH3 ergeben.
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Liegt
die Temperatur des Katalysators 3 im mittleren Temperaturbereich
T3, so wird die NH3-Zufuhrrate Z bzw. die
Harnstoff-Dosierrate zeitweise ebenfalls gemäß der oben erläuterten
Vorgehensweise ermittelt. Erfindungsgemäß ist in diesem Fall jedoch
zusätzlich
vorgesehen, eine Schätzung
für einen
zu erwartenden Temperaturverlauf des Katalysators 3 vorzunehmen.
Je nach Ergebnis der Schätzung
wird diese Vorgehensweise beibehalten oder es wird eine demgegenüber erhöhte Harnstoff-Dosierrate bzw. ein
erhöhter
NH3-Sollfüllstand eingestellt. Nachfolgend
wird unter Bezug auf 7 eine hierfür bevorzugte Vorgehensweise
erläutert.
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In 7 ist
schematisch ein Diagramm mit einem beispielhaften zeitlichen Verlauf
für eine
Temperatur T des Katalysators 3 dargestellt. Dabei wird davon
ausgegangen, dass zu äquidistanten
Zeitpunkten tn eine Ermittlung der Katalysatortemperatur, beispielsweise
durch Auswertung der Signale der Temperatursensoren 4, 5 vorgenommen
wird. Die Temperaturermittlung kann beispielsweise in Abständen von
einigen Sekunden erfolgen. Im dargestellten Fall stellt t0 einen fiktiven aktuellen Zeitpunkt dar. Dem
entsprechend stellen die Zeitpunkte t_1,
t–2,
vergangene Zeitpunkte dar. Aus den ermittelten Temperaturen ergibt
sich ein durch den Kurvenast 70 dargestellter Temperaturverlauf.
Dabei ist zu beachten, dass die zu den Zeit punkten t0,
t–1,
t–2 ermittelten
Temperaturen in den dritten Temperaturbereich T3 fallen, an welchen
sich nach oben bzw. nach unten die Temperaturbereiche T1 bzw. T2
entsprechend der obigen Erläuterungen
anschließen.
Es wird hier davon ausgegangen, dass im Zeitintervall t_2 < t < t0 eine
Zugabe von Harnstoff ins Abgas entsprechend einer Dosierrate eingestellt
wurde, wie sie sich bei Vorliegen von in den Temperaturbereich T1
fallenden Temperaturen ergeben hätte.
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Erfindungsgemäß wird auf
der Basis der zu den Zeitpunkten t0, t_1, t_2 ermittelten
Temperaturen eine Schätzung
für den
zu erwartenden künftigen Verlauf
der Temperatur durchgeführt.
Diese Schätzung
führt zu
einem durch den Kurvenast 71 wiedergegebenen extrapolierten
Temperaturverlauf der sich an den zurückliegenden Temperaturverlauf
(Kurvenast 70) anschließt und sich über ein
Zeitintervall Δt
von vorzugsweise vorgebbarer Größe erstreckt. Ergibt
die Schätzung,
dass, wie im vorliegenden Fall dargestellt, die Katalysatortemperatur
T im Zeitintervall Δt
in den zweiten, unteren Temperaturbereich T2 fällt, so wird die Dosierrate
um ein vorgebbares Maß erhöht. Diese
erhöhte
Dosierrate wird beibehalten, bis festgestellt wird, dass die für den aktuellen
Zeitpunkt ermittelte Temperatur T in den zweiten, unteren Temperaturbereich
T2 fällt.
Zu diesem Zeitpunkt wird die Zugabe von Harnstoff gestoppt. Gemäß der Schätzung ist
dies zum Zeitpunkt t1 der Fall. Durch Messung
kann sich jedoch eine Korrektur dieses geschätzten Zeitpunkts ergeben. Die
Dosierung wird wieder aufgenommen, wenn die Temperatur wieder in
den dritten Temperaturbereich T3 gelangt.
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Was
das Ausmaß der
Erhöhung
der Dosierrate betrifft, so wird die Erhöhung vorzugsweise nur insoweit
vorgenommen, als ein damit verbundener NH3-Schlupf
einen vorgegebenen Grenzwert nicht überschreitet. Dieser Grenzwert
kann jedoch wenigstens zeitweise über einen sonst üblichen
Wert von beispielsweise 10 ppm angehoben werden. Weiter kann zusätzlich oder
alternativ der aktuelle NH3-Füllstand
mitberücksichtigt
werden. Die Erhöhung
der Dosierrate wird vorzugsweise so gewählt, dass ein vorgebbarer NH3-Grenzfüllstand
von beispielsweise 95 nicht überschritten
wird. Bei einem den NH3-Grenzfüllstand überschreitenden
NH3-Füllstand kann
auch ein Verbot einer erhöhten
Dosierrate vorgesehen sein. In diesem Zusammenhang ist es weiter
vorteilhaft, wenn die Steilheit einer geschätzten Temperaturabnahme berücksichtigt
wird. Ergibt die Schätzung
beispielsweise, dass die Katalysatortemperatur T in einer vergleichsweise
kleinen Zeitspanne (z.B. 5 s) sehr tief in den zweiten Temperaturbereich T2
eintaucht, so wird vorzugsweise nur eine geringe Erhöhung der
Dosierrate eingestellt. Wird ein vergleichsweise großer negativer
Temperaturgradient von etwa minus 0,5 K/s oder steiler erwartet,
so kann auch ein Verbot für
eine erhöhte
Dosierrate vorgesehen sein. Dabei kann in vorteilhafter Weise ferner eine
Berücksichtigung
des Abstands ΔT
der zum Zeitpunkt t0 ermittelten Temperatur
von der oberen Grenze des zweiten Temperaturbereichs T2 berücksichtigt
werden.
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Hinsichtlich
des eingesetzten Schätzverfahrens
für den
zu erwartenden künftigen
Temperaturverlauf kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht, welche
die Zuverlässigkeit
der Schätzung
steigern können.
Vorzugsweise wird die Intervall-Länge Δt für die Voraussage
an diesbezügliche
Kenngrößen geknüpft. Beispielsweise
können
hierfür
statistische Aussagen bezüglich
der Wahrscheinlichkeiten für
ein Zutreffen gewonnen werden. Diese können sich beispielsweise aus
einem Regressionskoeffizienten für einen
interpolierten Kurvenzug ergeben, welcher durch die zu den Zeitpunkten
t0, t–1, t–2 ermittelten Temperaturwerte
gelegt wird. Die Anzahl der für
eine Schätzung
berücksichtigten
zurückliegenden
Zeitpunkte kann auf zehn oder mehr erhöht werden. Je nach Dynamik
des aktuellen Motorbetriebszustands können die Zeitpunkte enger oder
weiter auseinander liegend gewählt
werden.
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Es
ist kann ferner vorgesehen sein, die Temperaturschätzung zusätzlich oder
alternativ auf der Basis eines Wärmemodells
für den
Katalysator vorzunehmen. Das Wärmemodell
beschreibt vorzugsweise das thermische Verhalten des Katalysators. Hierzu
können
Energiebilanzen betreffend einen Wärmeeintrag und einen Wärmeaustrag über das Abgas,
eine Wärmeabfuhr über eine
Katalysatoraußenwand
und andere wärmetechnische
Phänomene aufgestellt
werden. Hierfür
erforderliche Daten wie beispielsweise für den Abgasmassenstrom und
dessen zeitlichen Verlauf sind meist ohnehin vorhanden. Weitere
Daten wie Wärmeübergangskoeffizienten können in
einem Datenspeicher vorgehalten werden.
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Vorzugsweise
werden mehrere Betriebsprofile ermittelt und abgespeichert und der
Verlauf des entsprechenden Betriebsparameters bzw. der Katalysatortemperatur
mit den Betriebsprofilen verglichen.
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Der
Betriebsparameter ist vorzugsweise eine Größe, die im Fahrzeug ohnehin
erfasst bzw. gemessen wird. Dabei kann es sich um einen den aktuellen Betriebspunkt
der Verbrennungseinrichtung charakterisierenden Parameter, beispielsweise
eine Drehzahl und/oder eine Einspritzmenge von Kraftstoff und/oder
die Fahrzeuggeschwindigkeit handeln. Das Betriebsprofil beinhaltet
dabei zweckmäßig auch Häufigkeitsverteilungen
des jeweiligen Betriebsparameters. Das Betriebsprofil enthält zweckmäßig auch statistische Übergangswahrscheinlichkeiten
für einzelne
Betriebszustände,
wie sie über
die Zeit hinweg auftreten.
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Eine
weitere Steigerung der Zuverlässigkeit der
Temperaturverlaufsschätzung
kann durch Berücksichtigung
typischer Betriebsprofile für
die Katalysatortemperatur und/oder für Motor- oder Abgasparameter
erreicht werden. Hierzu werden die entsprechenden Größen vorzugsweise
laufend erfasst und Verlaufsmuster ermittelt. Die Verlaufsmuster
können mit
abgespeicherten Betriebsprofilen verglichen werden. Dabei können den
Betriebsprofilen Wahrscheinlichkeiten für ihr Auftreten zugeordnet
werde.
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In
diesem Zusammenhang ist es auch möglich, aus den im Fahrzeug
erfassten Informationen einen Fahrzustand zu ermitteln, der bei
der Ermittlung des Betriebsprofils berücksichtigt wird. In vorteilhafter
Weise beinhaltet der Fahrzustand eine Einteilung in unterschiedliche,
den Fahrzustand charakterisierende Klassen, die den Betrieb des
Fahrzeuges repräsentieren.
Gewünschte
Klassenaufteilungen können
dabei anhand von logischen Verknüpfungen,
erfahrungsbasierten Zuordnungen oder neuronalen Netzen durchgeführt werden.
Eine mögliche
Aufteilung in Klassen kann beispielsweise die Klassen Niedriglast
(Leerlaufbetrieb/Stau), Teillast (Stadtverkehr) umfassen. Zur Einteilung
des Fahrzustandes in unterschiedliche Klassen können Informationen herangezogen
werden, die aus im Motormanagement erfassten Größen abgeleitet sind, wie beispielsweise die
Motordrehzahl und der Zeitpunkt einer Kraftstoffeinspritzung. Ebenso
können
im Getriebemanagement erfasste Größen, wie eine aktuelle Getriebeübersetzung
und Schaltschwellen sowie die Zeitpunkte des Schaltens zwischen
den einzelnen Getriebestellungen dafür verwendet werden. Wird beispielsweise
festgestellt, dass von einer Fahrstufe mit niedriger Übersetzung
in eine solche mit höherer Übersetzung
gewechselt wird, so kann auf mit diesem Ereignis typischerweise
verbundene und abgespeicherte Temperaturänderungen zurückgegriffen
werden.