Bauteile
aus Quarzglas werden für
eine Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, wie beispielsweise im
chemischen Apparatebau, in der Lampenfertigung als Hüllrohre,
Kolben, Abdeckplatten oder Reflektorträger, oder in der Halbleiterfertigung
für Reaktoren
und Apparaturen aus Quarzglas zur Behandlung von Halbleiterbauteilen,
wie etwa als Trägerhorden,
Glocken, Tiegeln, Schutzschilden, Flansche, Rohre, Stäbe, Platten,
Ringe, Blöcke
und dergleichen. Teilweise oder vollständig aus opakem Quarzglas bestehende
Bauteile werden in jüngster
Zeit auch zur Erzeugung diffuser Reflexion in der Optik eingesetzt.
Zur
Einstellung oder Verbesserung spezifischer mechanischer, optischer
oder chemischer Eigenschaften ist es bekannt, Quarzglas mit anderen Substanzen
zu dotieren oder die Oberfläche
des Bauteils zu modifizieren. Als Beispiele für bekannte Oberflächenmodifikationen
seien eine Beschichtung mit einem Werkstoff mit höherer Erweichungstemperatur
zur Verbesserung der Temperaturstabilität oder der chemischen Beständigkeit
oder die Beschichtung mit hochreinem Material zur Verringerung der
vom Bauteil ausgehenden Kontaminationsgefahr genannt.
Besonders
bei Anwendungen in der Halbleiterfertigung werden die Quarzglas-Bauteile hohen thermischen
Belastungen und chemisch aggressiven Umgebungen ausgesetzt. Bei
diesen Anwendungen spielen eine guten Wärmeisolierung, eine hohe Temperaturstabilität oder Temperaturwechselbeständigkeit
sowie eine hohe chemische Beständigkeit
und Kontaminationsfreiheit eine wichtige Rolle. Zunehmend höhere Anforderungen
werden auch an die Standzeit gestellt.
In
Bezug auf die Standzeit von Quarzglas-Bauteilen sind die Ätzresistenz
und die Blasenfreiheit oberflächennaher
Bereiche zu beachten. Beispielsweise führen zunächst geschlossene Blasen in Quarzglasreaktoren
von Halbleiter-Ätzanlagen,
die im Verlaufe des Einsatzes durch Materialabtrag geöffnet werden,
zu Verunreinigungen der im Reaktor zu behandelnden Halbleiter und
beenden damit die Lebensdauer des Quarzglasreaktors. Auch mit Quarzglas
reagierende, fluorhaltige Prozessgase, wie etwa CHF3 oder
CF4, können
durch Ätzabtrag
die Lebensdauer verkürzen.
Außerdem tritt
bei Halbleitertertigungsprozessen, wie etwa bei Sputter- oder Aufdampfprozessen,
häufig
das Problem auf, dass sich Materialschichten auf den Quarzglasoberflächen, niederschlagen.
Die Materialschichten können
sich mit der Zeit ablösen
und führen
dann zu Partikelproblemen. Um dies zu vermeiden, werden die Quarzglasoberflächen von
Zeit zu Zeit gereinigt, was üblicherweise durch
ein Ätzen
mit einem fluorhaltigen Medium, insbesondere mittels Flusssäure, erfolgt.
Der Reinigungsprozess ist nicht nur zeit- und kostenaufwändig, sondern
führt auch
zu einem Abtrag von Quarzglas und einer allmählichen Verringerung der Wandstärke. Auch
dadurch wird die Lebensdauer des betreffenden Quarzglas-Bauteils
begrenzt.
Es
ist bekannt, dass dichte, blasenarme Oberflächenschichten die Ätzbeständigkeit
verbessern. Ein Verfahren zur Erzeugung einer derartigen Oberflächenschicht
auf einem porösen,
durch ein Schlickergießverfahren
hergestellten Grünkörper ist in
der
DE 44 40 104 C2 beschrieben,
aus der auch ein Quarzglas-Bauteil der eingangs genannten Gattung
bekannt ist. Dabei wird eine wässrige
Suspension von SiO
2-Teilchen mit einer chemischen
Reinheit von 99,9 % SiO
2 erzeugt und in
eine Gipsform gegossen. Nach dem Sintern wird die Oberfläche des
resultierenden, porösen
Quarzglaskörper
mittels einer Knallgasflamme lokal auf hohe Temperaturen im Bereich
von 1650 °C
bis 2200 °C
erhitzt, so dass sich das opake, poröse Grundmaterial in einem oberflächennahen
Bereich mit einer Stärke
von ca. 0,5 mm in transparentes Quarzglas umwandelt (= Feuerpolieren).
Es
hat sich jedoch gezeigt, dass mittels des bekannten Verfahrens ausreichend
dicke transparente, dichte Quarzglasschichten nicht zu erreichen sind.
Offensichtlich wirkt ein verglaster, transparenter Oberflächenbereich
als Wärmeisolator,
der ein ausreichendes Erhitzen der darunter liegenden opaken Bereiche
erschwert. Dieses Problem ist durch höhere Flammentemperaturen nicht
zu lösen,
da diese zu einer plastischen Verformung des Bauteils und zum Abdampfen
von gasförmigem
Siliciummonoxid (SiO) führen.
Zudem
ergeben sich beim Schlickergießverfahren
Probleme infolge der Schwindung des Grünkörpers beim Trocknen und beim
Sintern. Es können Schwindungsrisse
entstehen und zur Einhaltung einer hohen Maßhaltigkeit der Bauteile ist
in der Regel eine mechanische Nachbearbeitung erforderlich, die gerade
bei dicht gesinterten Quarzglas-Bauteilen besonders zeit- und kostenaufwändig ist.
Da
das Schlickergießverfahren
an und für sich
eine kostengünstige
Herstellung von Bauteilen – auch
mit komplexer Geometrie – ermöglichen
würde, ist
es wünschenswert,
die genannten Nachteile bei der Herstellung von Quarzglas zu minimieren.
Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung
eines Quarzglas-Bauteils anzugeben, das es ermöglicht, das gesamte Volumen
des Bauteils oder zumindest eine ausreichend dicke Oberflächenschicht
einfach und reproduzierbar zu modifizieren und dadurch an den spezifischen
Einsatzzweck anzupassen.
Weiterhin
liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Bauteil aus opakem
Quarzglas bereitzustellen, das eine transparente Oberflächenschicht
mit großer
Schichtdicke aufweist.
Hinsichtlich
des Verfahrens wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch Imprägnieren
einer Vorform mit mindestens teilweise offenporigem SiO2-Gefüge mit einem
kieselsäurehaltigen
Sol, Trocknen der imprägnierten
Vorform und Sintern zu dem Quarzglas-Bauteil.
Beim
erfindungsgemäßen Verfahren
setzt die Modifizierung der Quarzglas-Oberfläche bereits an einer Vorstufe
des Quarzglas-Bauteils an, und nicht erst an dem im Wesentlichen
fertiggestellten Quarzglas, wie bei den oben erläuterten, bekannten Verfahrensweisen.
Hierzu wird eine poröse,
saugfähige
Vorform bereitgestellt, welche die Endkontur des Quarzglas-Bauteils
umfasst. Diese Vorform wird unter Einsatz eines flüssigen Sols,
das Kieselsäure
in gelöster
und/oder in fein verteilter Form enthält, imprägniert. Im Folgenden werden
beide Formen des SiO2 unter Kieselsäure verstanden,
sofern nicht ausdrücklich
nur auf die flüssige
Phase Bezug genommen wird.
Diese
Imprägnierung
umfasst je nach Eindringtiefe des Sols das gesamte Vorform-Volumen, oder
sie ist auf einen Oberflächenbereich
der Vorform beschränkt.
Die Eindringtiefe hängt
von einer Vielzahl von Parametern ab, wie der Viskosität des Sols und
der SiO2-Teilchengröße, der Benetzbarkeit und der
Porosität
der Vorform und den Prozessparametern, wie Temperatur, Zeit und
Druck. Wesentlich beim erfindungsgemäßen Verfahren ist, dass in
das offene Porenvolumen der Vorform feinteilige (= SiO2-Teilchen)
oder gelöste
Kieselsäure
eingelagert wird, denn diese entfaltet die folgende Wirkungen:
- 1. Beim Imprägnieren gelangt die im Sol
gelöste Kieselsäure in Folge
von Kapillarkräften
auch in feinste Porenkanäle.
Beim Trocknen des Sols fallen aus der Kieselsäue feinteilige SiO2-Teilchen aus.
Diese Teilchen hätten
in fester Form kaum in die Porenkanäle eingebracht werden können. Ähnlich wirken
im flüssigen
Sol vorliegende SiO2-Nanoteilchen, die in
den Poren der Vorform eingeschwemmt und dort abgelagert werden.
Anders als gelöster
Kieselsäure,
können
die festen SiO2-Teilchen die feinen Porenkanäle jedoch rasch
verstopfen.
In jedem Fall zeichnen sich die so in die Porenstruktur
der Vorform eingebrachten oder ausgefällten Kieselsäure-Teilchen
durch eine hohe Sinteraktivität
aus und tragen zur Netzwerkbildung des Quarzglases bei, was insgesamt
das nachfolgende Sintern der imprägnierten Vorform erleichtert.
Das Sintern kann dadurch bei niedrigerer Temperatur erfolgen oder
kürzere
Sinterdauern umfassen, was plastische Verformungen vermindert und
zu einer besseren Maßhaltigkeit
der gesinterten Quarzglas-Bauteile führt und sich darüber hinaus
auf die Produktivität
und den Energiebedarf günstig
auswirkt.
- 2. Außerdem
wird das offene Porenvolumen der Vorform-Struktur verringert. Auch
diese Verdichtung fördert
das nachfolgende Sintern und vermindert die Sinter-Schrumpfung,
so dass die Ausbildung von Sinterspannungen minimiert und die Einstellung
vorgegebener Bauteilabmessungen erleichtert werden.
Vor
dem Imprägnieren
kann die Vorform wegen ihrer vergleichsweise geringen Dichte relativ
einfach mechanisch bearbeitet und nahe an die vorgegebene Endkontur
des Quarzglas-Bauteils gebracht werden. Dabei können Sicherheitsaufschläge bei den
Abmessungen wegen der geringen Sinterschwindung der imprägnierten
Vorform klein gehalten werden, mit der Folge, dass die aufwändigere mechanische
Endbearbeitung nach dem Dichtsintern ganz entfallen oder auf ein
Minimum beschränkt
werden kann.
Der
durch Imprägnieren
verdichtete Bereich der Vorform ist nach dem Sintern – je nach
Sintertemperatur und Sinterdauer – transparent oder weiterhin opak.
Infolge der hohen Sinteraktivität
der eingeschwemmten Kieselsäure
und der Vorab-Verdichtung
der Struktur ermöglicht
das erfindungsgemäße Verfahren
auch die Erzeugung porenarmer, porenfreier und transparenter Bereiche
nicht nur unmittelbar an der Oberfläche, sondern auch in tieferen
Volumenbereichen, so dass die Transparenz des Quarzglas-Bauteil
in weitem Rahmen variiert und an spezifische Anforderungen angepasst
werden kann.
Insgesamt
liefert das erfindungsgemäße Verfahren
somit eine einfache und kostengünstige Methode
zur Modifizierung des gesamten Bauteil-Volumens oder zumindest einer
Oberflächenschicht und
ermöglicht
dadurch die kostengünstige
und reproduzierbare Herstellung von an den spezifischen Einsatzzweck
angepasster Quarzglas-Bauteile. Als Beispiele seien Quarzglas-Bauteile
für die
Halbleiterfertigung mit dichter, transparenter Oberflächenschicht
und hoher Ätzbeständigkeit
genannt, oder Quarzglas-Bauteile mit definierter Opazität der Oberflächenschicht
für einen
Einsatz als diffus wirkender Reflektor.
Zwecks
einer hohen Eindringtiefe des Sols weist dieses vorzugsweise eine
geringe Viskosität und
damit einhergehend einen geringen Gehalt an festen SiO2-Teilchen von maximal
5 Gew.-% auf. Der Rest des Sols besteht aus Wasser oder einer anderen
Flüssigkeit
und Kieselsäure.
Um
dennoch eine große
Menge an SiO2 in die Porenstruktur einzubringen
und damit die oben unter 1. und 2 erläuterten Wirkungen der eingelagerten
SiO2-Teilchen
und der Kieselsäure
zu verstärken, wird
der Vorgang des Imprägnierens
vorzugsweise mehrmals wiederholt, wobei vor dem erneuten Imprägnieren
jeweils das vorab in das offenporige SiO2-Gefüge eingebrachte
Sol getrocknet wird, um den SiO2-Teilchen
und der Kieselsäure
freien Porenraum zur Verfügung
zu stellen.
Je
effektiver die Trocknung vor dem erneuten Imprägnieren erfolgt, um so größer ist
das freie Porenvolumen und damit die einbringbare Kieselsäure-Masse.
Für die
Trocknung sind die bekannten Maßnahmen
geeignet, insbesondere ein Erwärmen oder
eine Mikrowellenbehandlung. Mit dem Trocknen kann auch eine thermische
Verfestigung der Vorform und ein Vorsintern der eingebrachten Kieselsäure einhergehen.
Das
offenporige SiO2-Gefüge der Vorform ist derart,
dass es einerseits das Eindringen des Sols und der Kieselsäure ermöglicht,
andererseits aber auch eine möglichst
geringe Sinterschrumpfung hervorruft. Eine feine, offene Porenstruktur
ist in dieser Hinsicht optimal. Es hat sich gezeigt, dass eine geeignete
Porenstruktur erhalten wird, wenn die Vorform aus einem SiO2-haltigen Schlicker durch Formgießen erzeugt
wird.
Derartige
Herstellungsverfahren sind allgemein bekannt. Ein Beispiel hierfür ist in
der oben genannten
DE
44 40 104 C2 beschrieben. Dort wird ausgegangen von einem
wässrigen
Schlicker, der SiO
2-Teilchen enthält und der
in eine Form abgegossen wird. Nach dem Trocknen des Wassers wird
ein Grünkörper erhalten,
der eine gewisse mechanische Stabilität aufweist und der so wie er
ist oder nach einer thermischen Verfestigung als Vorform im Sinne der
Erfindung zum Imprägnieren
geeignet ist.
In
einer alternativen und gleichermaßen bevorzugten Verfahrensvariante
wird die Vorform mit offenporigem SiO2-Gefüge durch
Pressformen von SiO2-Teilchen erzeugt.
Hierbei
wird mittels der bekannten Pressverfahren, die auch ein Vorsintern
in der Pressform beinhalten können,
ein offenporiger Presskörper
mit hinreichender mechanischer Stabilität erzeugt, der als Vorform
im Sinne der Erfindung dienen kann.
In
einer weiteren, ebenfalls bewährten
Verfahrensvariante wird die Vorform durch Bildung von SiO2-Teilchenn infolge von Oxidation oder Flammenhydrolyse
einer Si-haltigen Ausgangssubstanz und schichtweisem Abscheiden
der SiO2-Teilchen auf einem rotierenden
Träger
erzeugt.
Die
auf diese Weise erhaltenen porösen
Vorformen bestehen aus synthetisch erzeugtem SiO2 und
werden auch als „Sootkörper" bezeichnet. Geeignete
Abscheideverfahren sind unter den Bezeichnungen VAD-Verfahren (Vapor
Phase Axial Deposition), OVD Verfahren (Outside Vapor Phase Deposition),
und PCVD Verfahren (oder auch PECVD-Verfahren; Plasma Enhanced Chemical
Vapor Deposition) allgemein bekannt. Bei allen diesen Verfahrensweisen
werden in der Regel mittels eines Brenners SiO2-Teilchen
erzeugt und schichtweise auf einem Träger, der sich-relativ zu einer
Reaktionszone bewegt, abgelagert Bei hinreichend niedriger Temperatur
im Bereich der Ablagerungsfläche
wird ein „Sootkörper" mit offener Porenstruktur
erhalten, der als Vorform im Sinne der Erfindung geeignet ist.
Je
geringer der Wassergehalt der Vorform vor dem Imprägnieren
ist, um so rascher und effektiver kann das Sol in die Porenstruktur
eindringen. Vorzugsweise weist die Vorform vor dem Imprägnieren daher
einen Wassergehalt von weniger als 5 Gew.-% auf.
Im
Hinblick auf ein beschleunigtes Eindringen des SiO2-Sols,
eine hohe Eindringtiefe und eine möglichst weitgehendes Auffüllen der
Porenstruktur der Vorform hat es sich außerdem als günstig erwiesen,
wenn zwischen der Oberfläche
und dem Inneren des offenporigen SiO2-Gefüges eine
Druckdifferenz erzeugt wird, unter deren Wirkung das kieselsäurehaltige
Sol in das offenporige SiO2-Gefüge eindringt.
Eine
wirksame Druckdifferenz kann erzeugt werden, indem das offenporige
SiO2-Gefüge vor dem Imprägnieren
evakuiert wird, oder indem beim Imprägnieren von außen ein Überdruck
erzeugt und aufrecht erhalten wird.
Sofern
das kieselsäurehaltige
Sol Feststoffteilchen enthält,
besteht die Gefahr, dass diese die Porenstruktur der Vorform verstopfen
und dadurch das weitere Einschwemmen von Kieselsäure behindern. Die Feststoffteilchen
sollten daher möglichst klein
sein. Es hat sich daher bewährt,
wenn die das Sol SiO2-Teilchen mit einer
mittleren Teilchengröße von weniger
als 100 nm, vorzugsweise weniger als 50 nm, enthält.
Dabei
handelt es sich um Nanopartikel mit hoher Sinteraktivität, welche
die oben genannten Wirkungen der aus dem Sol ausgefällten Kieselsäure ergänzen und
unterstützen.
Im
Hinblick hierauf hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn mindestens
ein Teil des kieselsäurehaltigen
Sols durch Nassmahlen von SiO2-Körnung erzeugt
wird.
Hierbei
wird die SiO2-Körnung ausgehend von vergleichsweise
groben Körnern
mit Durchmessern zum Beispiel im Bereich zwischen 150 μm und 5000 μm in wässrigem
Medium zerkleinert. Im Verlauf des Vermahlens kommt es infolge der
in Lösung gehenden
Kieselsäure
zu einer Absenkung des pH-Werts auf unter 7, was die Löslichkeit
der Kieselsäure
weiter erhöht
und somit zu einer Anreicherung im wässrigen Medium führt, die
beim Trocknen des Mediums ausfällt.
Außerdem
bilden sich sehr feinteilige SiO2-Teilchen,
die durch Wechselwirkungen untereinander bereits innerhalb des wässrigen
Mediums Bindungen ausbilden und die zu einer hohen Sinteraktivität beitragen.
Aus
Gründen
eines guten Eindringverhaltens weist das kieselsäurehaltige Sol vorzugsweise
einen SiO2-Gehalt von maximal 15 Gew.-%
auf, wobei hier der SiO2-Gehalt aus der als Feststoff vorliegenden Kieselsäure und
aus der gelösten
Kieselsäure
zu verstehen ist.
Aus
Gründen
einer einfacheren Handhabbarkeit und zur Verringerung eines großen Porenvolumens
wird die Vorform vor dem Imprägnieren
vorteilhafterweise thermisch verfestigt.
Das
Quarzglas-Bauteil weist eine vorgegebene Endkontur auf. In einer
besonders bevorzugten Ausführungsvarianten
des erfindungsgemäßen Verfahren
erhält
die Vorform vor dem Imprägnieren – und bevorzugt
nach einer etwaigen vorherigen thermischen Verfestigung – durch
mechanische Bearbeitung eine Vorkontur, deren Abmessungen von denen der
Endkontur um maximal 10 % abweichen.
Die
mechanische Bearbeitung der noch nicht durch Sintern verdichteten
Vorform erfordert einen vergleichsweise geringen Zeit- und Energieaufwand (wie
bereits weiter oben erläutert),
so dass die Abmessungen der Vorform vor dem Imprägnieren kostengünstig nahe
an die Endkontur des Quarzglas-Bauteils gebracht werden können. Hinzukommt, dass
Sicherheitsaufschläge
bei den Abmessungen wegen der geringen Sinterschwindung der imprägnierten
Vorform klein gehalten werden können.
Vorzugsweise weichen die Abmessungen der so erhaltenen Vorkontur
von denjenigen der Endkontur des Quarzglas-Bauteils um maximal 10
% ab.
Hinsichtlich
des Bauteils aus Quarzglas wird die oben genannte Aufgabe ausgehend
von dem eingangs genannten Bauteil erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass
die Transparentschicht eine Dicke von mehr als 1 mm aufweist und
durch Sintern aus dem Quarzglas des Basiskörpers und darin verteilter
Kieselsäure
erzeugt ist.
Das
erfindungsgemäße Quarzglas-Bauteil wird
unter Einsatz des oben erläuterten
Verfahrens erhalten, indem eine SiO2-Vorform
mit mindestens teilweise offenporigem SiO2-Gefüge mit einem
kieselsäurehaltigen
Sol beladen wird, und die imprägnierte Vorform
anschließend
gesintert wird. Infolge der Beladung mit Kieselsäure, die sich durch eine hohe
Sinteraktivität
auszeichnet und die außerdem
zu einer Verminderung des Porenvolumens der Vorform und damit zu
einer Verdichtung bereits vor dem Sintern führt, wird das vollständige Verdichten
und Verglasen erleichtert, so dass sich bereits bei niedriger Sintertemperatur
die Transparentschicht mit einer Dicke von mehr als 1 mm, vorzugsweise
mehr als 2 mm, ausbildet.
Die
Transparentschicht bedeckt die Oberfläche des Basiskörpers vollständig oder
teilweise. Aufgrund seiner vergleichsweise dicken Transparentschicht
zeichnet sich das erfindungsgemäße Quarzglas-Bauteil
durch hohe Beständigkeit
in korrosiver und ätzender
Umgebung aus und ist daher insbesondere für einen Einsatz in der Halbleiterherstellung
geeignet.
Nachfolgend
wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und einer
Zeichnung näher erläutert. In
der Zeichnung zeigt
1 ein
Fließdiagramm
zur Erläuterung
einer Verfahrensweise zur Herstellung eines Quarzglas-Flansches
anhand des erfindungsgemäßen Verfahrens,
und
2 einen
Quarzglas-Flansch für
aus opakem Quarzglas, dessen Oberfläche von einer SiO2-Transparentschicht
gebildet wird.
1. Herstellen
einer Vorform mit offenem Porengefüge
Es
wird ein homogener Grundschlicker 4 hergestellt. Für einen
Ansatz von 10 kg Grundschlicker (SiO2-Wasser-Schlicker)
werden in einer mit Quarzglas ausgekleideten Trommelmühle mit
ca. 20 Liter Volumeninhalt, 8,2 kg einer amorphen Quarzglaskörnung 1 aus
natürlichem
Rohstoff mit Korngrößen im Bereich
zwischen 250 μm
und 650 μm
mit 1,8 kg deionisiertem Wasser 2 mit einer Leitfähigkeit
von weniger als 3 μS
vermischt. Die Quarzglaskörnung 1 wurde
vorab in einem Heißchlorierverfahren
gereinigt; es wird darauf geachtet, dass der Cristobalitgehalt unter 1
Gew.-% liegt.
Diese
Mischung 3 wird mittels Mahlkugeln aus Quarzglas auf einem
Rollenbock bei 23 U/min während
einer Dauer von drei Tagen soweit vermahlen, dass sich ein homogener
Grundschlicker 4 mit einem Feststoffgehalt von 79 % bildet.
Im Verlauf des Vermahlens kommt es infolge des in Lösung gehenden
SiO2 zu einer Absenkung des pH-Werts auf
4,3. Die nach dem Vermahlen der Quarzglaskör nung 1 erhaltenen
SiO2-Teilchen im Schlicker zeigen eine Teilchengrößenverteilung,
die durch einen D50- Wert von etwa 8 μm und durch
einen D90-Wert von etwa 40 μm gekennzeichnet
ist.
Dem
so erhaltenen homogenen Grundschlicker 4 werden sphärische,
amorphe SiO2-Teilchen 5 mit einer
mittleren Korngröße um 5 μm zugemischt (D50-Wert), bis ein Feststoffgehalt von 84
Gew.-% erreicht ist. Alternativ können auch Körnungen mit D50-Werten
von 15 μm,
30 μm oder
40 μm oder
Mischungen dieser Körnungen
eingesetzt werden.
Der
so gefüllte
Schlicker 6 wird weitere 12 Stunden lang in einer Trommelmühle bei
einer Drehzahl von 25 U/min homogenisiert und hat dann einen Feststoffgehalt
von 84 % und eine Dichte von 2,0 g/cm3.
Der
gefüllte
Schlicker 6 wird in eine Druckgussform einer kommerziellen
Druckgussmaschine gegossen und über
eine poröse
Kunststoffmembran unter Bildung eines porösen Grünkörpers 7 entwässert. Zum
Entfernen von gebundenem Wasser wird der Grünkörper 7 bei etwa 200 °C in einem
belüfteten Ofen
getrocknet und anschließend
bei einer Temperatur von 950 °C
zu einer Vorform 8 aus opaken Quarzglas mit offener Porenstruktur
geschrüht.
Die so erhaltene Vorform 8 liegt in Form eines Flansches für einen
Quarzglasreaktor für
die Behandlung von Halbleiterscheiben vor, und er zeichnet sich
durch eine offene Porosität
mit feinen Porenkanälen
aus. Der Porositätsgrad
liegt bei etwa 11 %.
2. Herstellen
eines kieselsäurehaltigen
Sols
Der
oben anhand Beispiel 1 hergestellte Schlicker 6 ist auch
zur Herstellung eines kieselsäurehaltigen
Sols 9 geeignet. Zu diesem Zweck wird der Schlicker durch
Zusatz von deionisiertem Wasser auf einen Feststoffgehalt von 70
Gew.-% verdünnt. Nach
dem Beruhigen des verdünnten
Schlickers haben sich die schwereren Feststoffteilchen abgesetzt, so
dass in der Schwebe befindlichen feineren Teilchen durch Dekantieren
abgetrennt werden. Der abdekantierten, feine SiO2-Teilchen
enthaltenden Flüssigkeit
wird Tetraethylorthosilikat (TEOS) in einer Menge von 1 Vol.-% (bezogen
auf das Volumen der Flüssigkeit)
zugesetzt. Das so erhaltene kieselsäurehaltige Sol 9 hat
danach einen SiO2-Anteil um 4 Gew.-%
3. Imprägnieren
der Vorform
Die
poröse
Vorform 8 wird mechanisch nahezu auf das Endmaß des herzustellenden
Quarzglas-Bauteils 11 bearbeitet. Die maximale Abweichung
vom Endmaß – bezogen
auf das jeweilige Endmaß – beträgt etwa
5 %.
Anschließend wird
die mechanisch bearbeitete poröse
Vorform 8 etwa 2 Minuten lang vollständig in das Sol 10 eingetaucht
und die mit dem SiO2-Sol beschichtete Vorform 8 in
einer Druckkammer unter einem Druck von 10 bar behandelt. Die so allseitig
mit Kieselsäure
imprägnierte
Vorform 10 wird bei einer Temperatur von 200 °C so lange
getrocknet, bis die Restfeuchtigkeit weniger als 1 Gew.-% beträgt. Dieser
Vorgang wird viermal wiederholt. Die Eindringtiefe des Sols 9 in
die Vorformoberfläche
beträgt
um 5 mm.
4. Sintern
der getrockneten und imprägnierten
Vorform in einem Sinterofen
Zum
Sintern der imprägnierten
Vorform 10 wird diese in einem Sinterofen unter Luft innerhalb von
einer Stunde auf eine Heiztemperatur im Bereich zwischen 1150 und
1500 °C – je nach
der Heizdauer und dem einzustellenden Transparenzgrad der Oberflächenschicht – aufgeheizt
und bei dieser Temperatur gehalten. Das Abkühlen erfolgt mit einer Abkühlrampe
von 15 °C/min
auf eine Ofentemperatur von 500 °C
und danach ungeregelt bei geschlossenem Ofen.
Durch
eine Sinterbehandlung um 1200 °C wird
die imprägnierte
Oberflächenschicht
vollständig gesintert
und verfestigt und zeigt eine Dichte von etwa 2,18 g/cm3,
ist jedoch noch opak. Die Opazität zeigt
sich dadurch, dass die direkte spektrale Transmission im Wellenlängenbereich
zwischen 200 nm und 2500 nm unterhalb von 2 % liegt. Dementsprechend
ergibt sich ein hoher Reflexionsgrad von mehr als 95 % im infraroten
Wellenlängenbereich.
Zur
Herstellung einer Oberflächenschicht aus
transparentem Quarzglas erfolgt das Sintern bei höherer Temperatur
(etwa 1450 °C),
längerer
Haltedauer und/oder unter wasserstoff- oder heliumhaltiger Atmosphäre.
Durch
eine Temperaturbehandlung um 1400 °C wird die imprägnierte
Oberflächenschicht
bis zu einer Tiefe von etwa 3 mm vollständig gesintert, verfestigt
und vollständig
transparent.
Das
so erhaltene, vollständig
gesinterte Quarzglas-Bauteil 11 weist Abmessungen nahe
der herzustellenden Endkontur auf. Im Bedarfsfall wird die Oberfläche mechanisch
bearbeitet, wobei sie sich bei der Bearbeitung wie Quarzglas verhält.
2 zeigt
schematisch und anhand einer Schnittdarstellung den so erhaltenen
Quarzglas-Flansch. Dieser besteht aus einem ringförmigen Basiskörper 20 aus
opakem Quarzglas, der allseitig von einer rissfreien und transparenten
SiO2-Schicht 21 umgeben
ist. Die Mittelachse des Flansches ist mit der Bezugsziffer 22 bezeichnet.
Über die
Dicke der SiO2-Schicht 21 nimmt der
Transparenzgrad von Außen
nach Innen allmählich
ab. Sie wird durch Sintern des imprägnierten Bereichs der Vorform 10 hergestellt,
wie oben erläutert und
hat eine mittlere Schichtdicke um 3 mm. Sie zeichnet sich durch
hohe Temperaturwechselbeständigkeit,
eine hohe Dichte und eine hohe Ätzbeständigkeit
aus, die derjenigen von ideal dichtem Quarzglas entspricht. Die
Schicht 21 besteht somit aus Quarzglas, welches durch Sintern
aus dem Quarzglas des porösen
Basiskörpers 20 und
der darin eingelagerten, aus dem Sol 9 stammenden Kieselsäure erzeugt
ist.