Es
ist Aufgabe der Erfindung, in der Chirurgie die Möglichkeiten
für den
Wundverschluss und die Fixierung von Implantaten zu erweitern.
Diese
Aufgabe wird gelöst
durch einen chirurgischen Haken mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen.
Die
Bezeichnung "Haken" wird hier verwendet,
um anzudeuten, dass es für
die Wirkungsweise nicht auf eine plastische Deformation von Armen (Schenkeln)
ankommt und auch die Form von der einer herkömmlichen Klammer mit zwei parallelen Schenkeln
abweicht. Die Erfindung könnte
aber auch "Klammer" oder "Clip" genannt werden.
Der
erfindungsgemäße chirurgische
Haken hat mindestens zwei gekrümmte
Arme, die von einem Punkt, dem Drehpunkt, ausgehen. Die freien Enden
der Arme weisen jeweils eine Spitze auf. Die Arme sind im gleichen
Drehsinn gekrümmt,
d.h. wenn man ausgehend vom Drehpunkt einem Arm bis zu seiner Spitze
folgt, bewegt man sich bei allen Armen entweder generell entlang
einer Rechtskurve oder generell entlang einer Linkskurve. Der hier
angesprochenen generellen Krümmung
eines Arms, die den Drehsinn festlegt, kann im Prinzip lokal eine
wechselnde Krümmung überlagert
sein, z.B. indem der Arm wellenförmig
verläuft.
Wenn
der Haken z.B. in einen Schnitt zwischen zwei Gewebeteilen eines
Patienten gebracht worden ist, sind die Arme durch Drehung des Hakens um
den Drehpunkt in das Gewebe einführbar.
Dies wird insbesondere dann erleichtert, wenn die Spitzenbereiche
der Arme im wesentlichen in Verlängerung
der Endzonen der Arme ausgerich tet sind (also vergleichbar mit den
Spitzen gekrümmter
chirurgischer Nadeln, die in Verlängerung des Nadelschafts ausgerichtet
sind) und in etwa senkrecht auf den betroffenen Gewebeteilen stehen
oder zumindest in nicht zu spitzem Winkel dazu verlaufen, so dass
die Arme bei Einsetzen der Drehbewegung problemlos und im wesentlichen
gleichzeitig in die Gewebeteile eindringen. Im Verlauf der Drehbewegung
des Hakens, die durch die generelle Krümmung der Arme im gleichen
Drehsinn ermöglicht
wird, ziehen die Arme die Gewebeteile zusammen und schließen so den Schnitt.
Ein Beispiel für
die Formgestaltung eines erfindungsgemäßen Hakens ist ein S-förmiger Haken, wie
weiter unten näher
erläutert.
In
bevorzugten Ausführungsformen
weist der erfindungsgemäße Haken
resorbierbares Material auf und besteht vorzugsweise vollständig aus
resorbierbarem Material. Der Haken wird dann im Laufe des Heilungsprozesses
resorbiert, so dass kein Fremdmaterial im Körper des Patienten zurückbleibt. Dies
ist besonders vorteilhaft, wenn mit Hilfe mehrerer übereinander
eingebrachter Haken eine tiefe Inzision geschlossen wird, bei der
die tiefer liegenden Haken nicht mehr entfernt werden können. Es
ist aber auch denkbar, dass der Haken nichtresorbierbares Material
aufweist oder sogar vollständig
aus nichtresorbierbarem Material besteht. In diesen Fällen verbleibt
der Haken auf Dauer im Körper
des Patienten oder wird später
in einem kleineren chirurgischen Eingriff entfernt.
Vorzugsweise
ist bei dem erfindungsgemäßen Haken
mindestens einer der Arme mit Widerhaken versehen, die entgegen
dem freien Ende des Armes weisen. Die Widerhaken behindern des Eindrehen
des Hakens nicht oder nicht wesentlich, verhindern aber, dass der
Arm während
und nach dem Einführen
in das Gewebe des Patienten wieder aus dem Gewebe herausrutscht.
Bei besonders bevorzugten Ausführungsformen
tragen alle Arme zumindest in Teilberei chen Widerhaken. Mit Hilfe
der Widerhaken lässt
sich also eine sichere Verankerung des Hakens im Gewebe erreichen.
Die
Widerhaken können
auf den Armen regelmäßig verteilt
oder unregelmäßig (zufällig, statistisch)
verteilt sein. Möglichkeiten
bestehen auch darin, die Widerhaken nicht individuell auszubilden, sondern
z.B. entlang einer Schraubenlinie oder ringartig als Folge hintereinander
angeordneter Ringe, die sich jeweils über den Umfang eines Armes
oder auch nur über
einen Teilbereich davon erstrecken. In diesen Fällen sind die Widerhaken z.B.
als mehr oder weniger gratige Kanten der Schraubenlinien oder Ringe
gestaltet, die entgegen der Spitze des Arms weisen und ein Herausziehen
des Arms aus dem Gewebe verhindern oder zumindest stark behindern. Die
Widerhaken können
ferner z.B. in Drehrichtung des Hakens gesehen an der Außenseite
eines Arms oder auch in Drehrichtung des Hakens gesehen an der Innenseite
eines Arms angeordnet sein.
Die
Verteilung der Widerhaken kann entlang der gesamten Länge eines
Arms auf allen Seiten erfolgen. Vorzugsweise sind die Widerhaken
mit einem regelmäßigen Abstand
entlang der Außenseite
des Arms verteilt. Sie beginnen dabei an der Spitze des Arms und
verlaufen bis kurz vor den Drehpunkt (um ein Greifen des Hakens
mit einem Applikator wie z.B. einem Nadelhalter nicht zu behindern).
Zahlreiche
Formen von Widerhaken, die prinzipiell auch bei der Erfindung benutzt
werden können,
sind in der
US 3,123,077 beschrieben.
Die
Widerhaken können
z.B. durch Einschneiden in das Material der Arme des Hakens ausgebildet
werden, vorzugsweise durch Schnitte unter spitzem Winkel, so dass
die Schnitttiefe gering ist und die Stabilität der Arme nicht wesentlich
beeinträch tigt
wird. Der Abstand, die Länge
und die Tiefe der Widerhaken werden durch das verwendete Schneidwerkzeug
und dessen Klingenwinkel bestimmt und können über eine große Bandbreite,
je nach Anwendung, eingestellt werden. Die Schnitttiefe lässt sich
leicht aus der Schnittlänge
und dem Schnittwinkel berechnen. Nach dem Einschneiden muss das
Material des Arms zum Formen der Widerhaken leicht nach außen gebogen
werden, sofern es sich nicht selbsttätig nach außen stellt. Zu berücksichtigen
ist in diesem Zusammenhang auch der Klingenwinkel des Schneidwerkzeugs,
da er die Geometrie mibestimmt, vor allem den Winkel, in dem die
Widerhaken vom Grundkörper
des Arms abstehen sollen. Dieser Winkel kann über einen weiten Bereich variiert
werden; vorzugsweise liegt er zwischen 10° und 45°. Ein Verfahren zum Schneiden
von Widerhaken ist in der US 2003/0041426 A1 beschrieben.
Eine
andere Möglichkeit
für das
Ausbilden der Widerhaken besteht darin, den chirurgischen Haken
als Ganzes oder aber die Arme als Ganzes als Spitzgussteil herzustellen.
Der
erfindungsgemäße Haken
(oder seine mit Widerhaken versehenen Abschnitte) kann mit einer
Umhüllung
aus resorbierbarem Material versehen sein, vorzugsweise aus schnell
resorbierbarem Material. Eine derartige Umhüllung erleichtert, je nach
Anwendung, das Einsetzen des Hakens, da die Widerhaken gegenüber dem
Gewebe des Patienten abgeschirmt werden und der Haken sogar entgegen der
Wirkungsrichtung der Widerhaken zurückgedreht werden kann. Allerdings
entfalten die Widerhaken ihre volle Wirkung gegen Herausrutschen
des Hakens aus dem Gewebe erst nach der Resorption der Umhüllung.
Wie
bereits erwähnt,
ist der erfindungsgemäße Haken
in einer bevorzugten Ausführungsform S-förmig. Dabei
kann das "S", je nach Anwendung, verschiedene
Formen annehmen. Der Drehpunkt ist vorzugsweise in der Mitte, und
vorzugsweise sind die beiden durch die Bögen des S gebildeten Arme des Hakens
im wesentlichen kreisförmig,
haben gleichen Radius und erstrecken sich über ca. 5/8 bis 6/8 eines Vollkreises.
Diese Geometrie sorgt dafür,
dass die Spitzen der Arme in einem günstigen Winkel zu den Gewebeflächen in
einem Gewebeeinschnitt stehen, wenn der Haken in den Gewebeeinschnitt
eingebracht ist und seine Ebene im wesentlichen parallel zur Gewebeoberfläche des
Patienten verläuft.
Durch Drehen des Hakens um den Drehpunkt und eine Drehachse, die
im wesentlichen senkrecht zur Gewebeoberfläche verläuft, um ca. 180° dringt der
Haken mit beiden Armen in die Gewebeflächen ein und zieht sie zusammen,
so dass der Gewebeeinschnitt geschlossen wird und zusammenwachsen
kann. Unter die S-Form fallen auch Formen, bei denen der Krümmungsradius
der Arme nicht konstant ist, wie bei einer Kreisform, sondert variiert.
Während bevorzugte
Ausführungsformen des
Hakens zwei Arme haben, die das Gewebe penetrieren können, kann
der Haken auch drei, vier oder mehr als vier Arme aufweisen, wobei
die Arme vorzugsweise symmetrisch angeordnet sind. Solche Ausgestaltungen
sind für
eine Anwendung im Bereich des Verschlusses von Trokarinzisionen
vorteilhaft, um so eine gleichmäßigere Adaption
mit einem zentrosymmetrischen Zug zu erzielen.
Obwohl
die bisher erwähnten
Formen des Hakens punktsymmetrisch in Bezug auf den Drehpunkt sind,
kann für
bestimmte Anwendungen eine asymmetrische Anordnung vorteilhafter
sein.
Die
Maße des
Hakens werden durch die jeweilige Anwendung bestimmt. Typisch sind
Längen (also
bei einem S-förmigen
Haken z.B. der vierfache Radius eines Arms) zwischen 5 mm und 50
mm; bei kreisförmigem
Querschnitt eines Arms liegt der Durchmesser des Materials z.B.
zwischen 0,1 mm und 5 mm, was auch von der erforderlichen Festigkeit und
der Materialwahl abhängt.
Bei
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung befinden sich zumindest
die äußeren Bereiche
der Arme in einer gemeinsamen Ebene. Dies ist bei den bisher betrachteten
S-förmigen
Haken der Fall. Derartige Haken eignen sich gut zum Verschließen von
Schnitten und Wunden, wie erläutert.
Bei
anderen Ausgestaltungen des Hakens verläuft bei jedem Arm zumindest
der äußere Bereich in
einer Ebene, die aber nicht mit einer Ebene zusammenfällt, in
der der äußere Bereich
eines anderen Arms verläuft.
Auch können
die freien Enden der Arme in einer Ebene liegen, die senkrecht zu
einer durch den Drehpunkt verlaufenden Achse, der Drehachse, verläuft, wobei
der Drehpunkt außerhalb
diese Ebene liegt. Dabei ist vorzugsweise der Winkel zwischen einer
sich zwischen dem Drehpunkt und dem freien Ende eines Arms erstreckenden
Achse und der Drehachse im Bereich von 10° bis fast 90° und kann im Extremfall auch
kleiner als 10° sein.
Besonders vorteilhafte Winkel liegen bei etwa 70° Derartige Haken sind also abgewinkelt
und eignen sich besonders zur Fixierung chirurgischer Implantate, z.B.
flächiger
Implantatnetze. Bei der Anwendung wird der Drehpunkt des Hakens
beispielsweise oberhalb eines Implantatnetzes oder des angrenzenden Gewebe
eines Patienten positioniert, während
ein Arm des Hakens durch das Implantatnetz hindurch am Gewebe und
der andere Arm am angrenzenden Gewebe angesetzt wird. Beim Drehen
des Hakens "schraubt" der Haken das Implantatnetz
quasi am Gewebe des Patienten fest.
Für Anwendungen
wie die Erstellung von Anastomosen oder andere Fälle sind auch komplexere Formen
des erfindungsgemäßen Hakens
denkbar.
Der
Querschnitt der Arme des Hakens kann (zumindest in einem Abschnitt)
z.B. rund, oval, elliptisch, konvex, konkav, tropfenförmig, dreieckig,
trapezförmig
oder rautenförmig
sein.
Bevorzugte
Querschnitte sind abgerundet, jedoch nicht kreisrund. Wegen der
während
der Applikation auftretenden Biegekräfte z.B. auf einen kreisbogenartigen
Arm ist die bevorzugte Querschnittsform in dieser Richtung (horizontal
bzw. senkrecht zur Drehachse) verstärkt und breiter als rechtwinklig
dazu (vertikal bzw. parallel zur Drehachse). So erweisen sich konkavartige
Querschnitte (z.B. wie bei einer bikonkaven Linse) oder auch komplexere Formen
zur optimalen Verteilung der auftretenden Belastungen in dem betroffenen
Arm als vorteilhaft. Optional wird das Flächenträgheitsmoment der Querschnittsfläche des
Arms an die beim Drehen des Hakens um den Drehpunkt in dem Arm auftretenden Biegekräfte angepasst,
was durch ingenieurmäßige Berechnung
erfolgen kann.
Bei
vorteilhaften Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Hakens ist der Bereich
um den Drehpunkt mit einer Greifzone versehen, die z.B. bügelartig
oder als Abflachung ausgebildet ist. Dieser Bereich ist vorzugsweise
eine Region ohne Widerhaken und in einer Geometrie vorgesehen, die
ein festes Greifen des Hakens mit einem Applikator (z.B. einem Nadelhalter)
ermöglicht.
Zusätzlich
wird dadurch eine korrekte Ausrichtung des Hakens im Verhältnis zum Applikator
allgemein und der Drehachse speziell bewirkt. Bei den oben erläuterten
abgewinkelten Haken wird für
die Definition der Winkel eine z.B. bügelartige Greifzone außer Acht
gelassen, d.h. gegebenenfalls wird dabei der Drehpunkt in tangentialer
Verlängerung
der Arme angenommen, so dass er auch außerhalb des Materials des Hakens
im Bereich der Greifzone liegen kann.
Vorzugsweise
ist der erfindungsgemäße Haken
starr. Da er anders verwendet wird als herkömmliche Clips, deren Schenkel
beim Einsetzen umgebogen werden müssen, braucht er nicht plastisch
deformierbar zu sein, so dass der Haken problemlos aus resorbierbarem
Material gefertigt werden kann.
Der
Haken kann auch flexibel elastisch sein, also im elastischen Bereich
deformierbar, wobei gegebenenfalls ein gewisses Hystereseverhalten
auftritt. Während
der Applikation eines derartig gestalteten, z.B. S-förmigen Hakens
biegen sich die Arme infolge der dabei auftretenden Kräfte etwas
auf und kehren danach in ihre engere Ausgangsform zurück, wodurch
ein zusätzlicher
Wundverschluss erreicht wird.
In
der bevorzugten Ausführung
ist der Haken massiv und weist keine Hohlräume auf. Für manche Anwendungen ist es
aber vorteilhaft, wenn der Haken teilweise oder vollständig hohl
ist oder mindestens einer der Arme zumindest teilweise hohl ist.
In diesem Hohlraum können,
wenn gewünscht,
aktive Substanzen mit oder ohne einen geeigneten Träger eingebettet
werden, die verschiedenste Wirkungen ausüben können, vorzugsweise einen wundheilungsbeschleunigenden
Effekt. Die Freisetzung solcher Substanzen erfolgt entweder durch
die Degradation (Resorption) des Hakens oder durch speziell vorgesehene Öffnungen
in der Wandung des Hakens. Diese Öffnungen können sich über den gesamten Haken erstrecken und
sehr zahlreich sein. Im Extremfall besteht der Haken aus einer Art
mikroporösem
schwammartigem Körper
(hohl oder massiv), der mit dem entsprechenden Wirkstoff beladen
ist. Das andere Extrem ist eine Art osmotische Pumpe (mit nur einer
oder wenigen Öffnungen).
Welche
Materialien für
den erfindungsgemäßen Haken
in Betracht kommen, wurde weiter oben bereits angedeutet. Dies sind
insbesondere Metalle, natürliche
und künstliche
Polymere sowie an organische Substanzen (Glas, Keramik), die vorzugsweise von
biologischen Systemen resorbiert werden. Beispiele hierfür sind resorbierbare
Metalle basierend auf Calcium- und Magnesiumlegierungen (siehe z.B.
DE 197 31 021 A1 ,
US 3,687,135 ,
EP 0 966 979 A2 ), resorbierbare
natürliche
Polymere synthetischen oder tierischen bzw. humanen Ursprungs (z.B.
Kollagen), resorbierbare synthetische Polymere (z.B. PLA (Polylactide),
PGA (Polyglykolide) und deren Copolymere, PDO, Polycaprolacton sowie
Copolymere aus diesen und anderen resorbierbaren Polymeren) sowie
resorbierbare anorganische Werkstoffe wie resorbierbares Glas (in
bestimmten Zusammensetzungen) und auf Calciumphosphat basierende
Keramiken (bestimmte Modifikationen von Hydroxylapatit). Weitere
Angaben finden sich in den Ansprüchen.
Bei
resorbierbaren Haken sind die Zeiten bis zur vollständigen Resorption
von untergeordneter Bedeutung; entscheidender ist die Haltekraft
des Hakens während
des Heilungsprozesses oder der Zeitraum bis zum Versagen der Hakenfunktion.
Vorzugsweise wird ein Funktionszeitraum von wenigen Tagen (für schnellheilende
Gewebe) bis zu mehreren Monaten (für langsamheilende, schlecht
durchblutete Gewebe) eingestellt. Der Abbau erfolgt meist über den Mechanismus
einer "Bulk Degradation", aber je nach Material
kann auch eine Oberflächendegradation
eintreten.
Wie
die erfindungsgemäßen Haken
bei einer chirurgischen Operation verwendet werden, wurde weiter
oben bereits am Beispiel eines ebenen S-förmigen Hakens sowie eines abgewinkelten
Hakens erläutert.
Der ebene Haken eignet sich vor allem zum Wundverschluss (auch zum
subkutanen Wundverschluss), wobei z.B. bei einer längeren Inzision
eine Anzahl von Haken entlang der Inzision plaziert werden kann.
Ein Implantatnetz lässt
sich z.B. mit abgewinkelten Haken fixieren, die entlang dem Rand
des Implantats angeordnet werden.
Hervorzuheben
sind die Möglichkeiten,
die die erfindungsgemäßen Haken
beim Schließen
tiefer Wunden oder Inzisionen bieten. Die Haken können nämlich in
mehreren Ebenen übereinander,
also "vertikal", eingebracht werden,
z.B. um eine durch mehrere Gewebeschichten führende Inzision schichtweise
zu schließen,
angefangen bei der untersten Gewebeschicht. Dies ist sowohl bei
längeren
Inzisionen als auch bei punktförmigen
Verletzungen möglich, z.B.
Trokarinzisionen.
Die
Vorteile der erfindungsgemäßen Haken wurden
teilweise schon genannt und werden im folgenden zusammengefasst:
- – Die
Form der Haken ermöglicht
eine automatische Annäherung
der Wundränder
beim Drehen eines Hakens um den Drehpunkt, was den Wundverschluss
erleichtert.
- – Für die Funktionsweise
der Haken ist kein Verbiegen und keine plastische Deformation des
Materials erforderlich, was die Anwendung von preiswerteren Materialien
und vor allem auch von resorbierbaren Polymeren ermöglicht.
- – Die
Erfindung erleichtert die routinemäßige Anwendung von resorbierbaren
Haken beim Wundverschluss oder bei der Fixierung von Implantaten,
so dass nach einiger Zeit kein Fremdmaterial im Körper des
Patienten verbleibt.
- – Ein
sehr schneller subcutaner Wundverschluss mit exzellenten kosmetischen
Resultaten wird durch die Erfindung ermöglicht.
- – Die
Konstruktion der Haken erlaubt es, Haken auch in einer vertikalen
Anordnung in Gewebe einzubringen, was z.B. nach einer Laparotomie die
Zugbelastung auf eine Faszie vermindert, insbesondere bei adipösen Patienten.
Dadurch wird das Risiko einer Hernienbildung erheblich reduziert.
- – Die
Haken können
auch auf schnelle und einfache Weise zur sicheren Fixierung von
Implantaten (z.B. Netzen) in Weichgewebe benutzt werden.
- – Wegen
der schnellen Applizierung der Haken lässt sich ein Zeitgewinn erzielen,
mit allen damit verbundenen Vorteilen, insbesondere beim Verschluss
langer Schnittlinien.
Im
folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen weiter beschrieben.
Die Figuren zeigen in
1 eine
Draufsicht auf eine erste Ausführungsform
des erfindungsgemäßen chirurgischen Hakens,
die als ebenes "S" gestaltet ist,
2 eine
schematische Ansicht mehrerer Schritte (Teile (a) bis (c)) bei der
Applizierung des Hakens aus 1,
3 eine
Draufsicht auf eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen chirurgischen
Hakens mit drei Armen,
4 eine
Draufsicht auf eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen chirurgischen
Haken mit vier Armen,
5 eine
Seitenansicht der Ausführungsform
gemäß 1,
6 eine
Seitenansicht einer abgewandelten Ausführungsform mit einer bügelartigen
Greifzone und
7 eine
Seitenansicht einer abgewinkelten Ausführungsform.
In 1 ist
eine Ausführungsform
eines chirurgischen Hakens 1 dargestellt, der die Form
des Buchstaben "S" hat. Von dem als
Drehpunkt 2 bezeichneten Mittelpunkt gehen Arme 4 und 5 aus,
die an ihren freien Enden A bzw. B jeweils eine Spitze 6 bzw. 7 aufweisen.
Im
Ausführungsbeispiel
sind die Arme 4 und 5 kreisförmig gestaltet und erstrecken
sich über
etwa 6/8 eines Vollkreises. Ausgehend vom Drehpunkt 2 haben
beide Arme 4, 5 den gleichen Drehsinn. Denn wenn
man einen jeweiligen Arm 4 oder 5 entlang bis zu
seiner Spitze 6 bzw. 7 schreitet, bewegt man sich auf
einer Rechtskurve oder im Uhrzeigersinn.
An
den Außenseiten
der Arme 4 und 5 sind Widerhaken 8 vorgesehen.
Wie derartige Widerhaken gefertigt werden können, wird weiter unten anhand
von Beispielen beschrieben.
Der
Haken 1 des Ausführungsbeispiels
ist eben gestaltet (siehe auch 5).
Um
ein Greifen des Hakens 1 in der Nähe des Drehpunkts 2 z.B.
mit Hilfe eines Nadelhalters zu erleichtern, der sich dann im Wesentlichen
entlang einer Drehachse 9 (siehe 5) erstreckt,
kann die Zone um den Drehpunkt 2 abgeflacht gestaltet sein (mit
parallel zueinander verlaufenden Flächen senkrecht zur Papierebene),
während
die Arme 4 und 5 im Übrigen z.B. aus Rundmaterial
gefertigt sind oder in der Papierebene stärker dimensioniert sind als
senkrecht dazu.
Der
Haken 1 kann nicht resorbierbares Material (z.B. Metall)
aufweisen, besteht aber vorzugsweise aus resorbierbarem Material,
wie eingangs ausführlich
erläutert.
Anhand
der 2 ist in schematischer Weise mit Hilfe der drei
Schritte (a), (b) und (c) veranschaulicht, wie der Haken 1 zum
Verschließen
einer Wunde oder eines chirurgischen Schnitts verwendet werden kann.
Die Darstellung ist perspektivisch. Man blickt von oben in den Wundbereich
mit den Wundrändern 10 und 12.
Im
Schritt (a) wird der Haken 1 mit Hilfe eines Nadelhalters,
der den Haken 1 in der Nähe des Drehpunkts 2 greift
und im Wesentlichen senkrecht zur Papierebene verläuft, in
den Wundbereich eingesetzt. Dabei berühren die Spitzen 6 und 7 die
Wundränder 12 bzw. 10 und
sind in dem in Teil (a) dargestellten Zustand gerade dabei, in das
Gewebe im Wundbereich einzudringen.
Nun
wird der Haken 1 in Pfeilrichtung gedreht. Teil (b) veranschaulicht
den Zustand nach einer Drehung um 90°. Wie man erkennt, müssen die Wundränder 10, 12 den
Armen 4 und 5 folgen, weshalb sie aufeinander
zu bewegt werden.
In
Teil (c) ist der Zustand nach Drehen des Hakens 1 um 180° gezeigt,
wie man an der Bezeichnung der freien Enden A und B erkennt. Die
Wundränder 10 und 12 berühren sich,
die Wunde ist geschlossen.
Versuche
haben gezeigt, dass erhebliche Kräfte erforderlich sind, um die
Wundränder 10 und 12 bei
appliziertem Haken 1 wieder auseinander zu bewegen. Dies
gilt auch für
fettreiches Gewebe.
Bei
längeren
Schnitten werden mehrere Haken 1 hintereinander platziert
(horizontal), bei tieferen Wundbereichen mehrere Haken 1 übereinander (vertikal;
angefangen mit dem untersten Haken).
In 3 ist
ein ebener Haken 20 mit drei Armen 21, 22 und 23 gezeigt,
die mit Widerhaken versehen sind. Einen ähnlich gestalteten Haken 30 mit vier
Armen 31, 32, 33 und 34 gibt 4 wieder.
In beiden Fällen
verlaufen die Arme symmetrisch. Derartige Haken 20 oder 30 sind
vorteilhaft beim Schließen
eher punktförmiger
Wundbereiche, z.B. von Trokareinstichstellen.
Die 5 zeigt
nochmals den Haken 1 des ersten Ausführungsbeispiels, und zwar in
Seitenansicht. Man erkennt, dass der Haken 1 eben gestaltet ist.
Ferner ist die Drehachse 9, die senkrecht auf der Papierebene
der 1 steht, eingezeichnet.
In 6 ist
ein Haken 40 mit einem Drehpunkt 42 und zwei Armen 44 und 45 dargestellt,
der ähnlich
gestaltet ist wie der Haken 1, nämlich S-förmig. Die Zone um den Drehpunkt 42 ist
jedoch aus der Ebene des "S" bügelartig
herausgebogen, wie an der Seitenansicht gemäß 6 deutlich
wird. Dadurch wird eine Greifzone 46 ausgebildet, die ein Fassen
des Hakens 40 z.B. mit einem Nadelhalter erleichtert, so
dass sich der Haken 40 einfacher um eine Drehachse 49 drehen
lässt.
Die Greifzone 46 kann auch als Nahtwiderlager verwendet
werden.
In 7 ist
eine weitere Ausführungsform
eines im Prinzip S-förmigen chirurgischen
Hakens in Seitenansicht gezeigt, der hier mit 50 bezeichnet
ist. Der Haken 50 hat einen Drehpunkt 52, zwei
Arme 54 und 55 sowie eine etwas schwächer ausgebildete
bügelartige
Greifzone 56 und wird bei der Applizierung um eine Drehachse 59 gedreht.
Beide
Arme 54, 55 sind abgeknickt, und zwar so, dass
der Winkel α zwischen
einer Achse entlang dem Arm 54 oder 55 (genauer gesagt,
entlang der Projektion des Arms 54 bzw. 55 auf
die Zeichenebene) und der Drehachse 59 etwa 75° beträgt. Wenn der
Haken 50 in dem Bereich, in dem ein Implantat einen Wundrand überlappt,
auf das Implantat und den Wundrand aufgesetzt wird, wirkt er wie
eine Schraube, mit deren Hilfe sich das Implantat, z.B. ein Implantatnetz,
durch Drehung um 180° am
Gewebe des Patienten fixieren lässt,
also quasi festschrauben.
Diese
Beispiele veranschaulichen nur eine kleine Auswahl der zahlreichen
Möglichkeiten,
die der chirurgische Haken bietet, wie bereits weiter oben erläutert. Es
folgen noch einige Beispiele für
die Herstellung des chirurgischen Hakens.
Beispiel 1
Ein
runder Stahldraht (Chirurgenstahl auf Basis einer Cr-Ni-Legierung) von 0,8
mm Durchmesser wurde um zwei Metallstäbe mit einem Radius von 4,5
mm zu einer S-Form gebogen. Der so gebogene Draht wurde anschließend an
beiden Enden über eine
Distanz von 2 mm konisch angespitzt (zu einer gleichseitigen dreieckigen
Spitze mit schneidenden Kanten; die Spitze des Dreiecks zeigt in
der Rotationsebene des Hakens nach außen).
In
den gebogenen und geschärften
Haken wurden anschließend
mit einer Diamantklinge in jeden der beiden Arme des "S" vier Widerhaken geschnitten. Die dabei
benutzte Klinge hat einen Klingenwinkel von 45° und schneidet in einem Winkel von
6° und bei
einer Länge
von 0,8 mm, was bei einer Schnitttiefe von 0,084 mm in Widerhaken
mit einer Länge
von 0,79 mm resultierte.
Beispiel 2
Zunächst wurde
ein Haken in S-Form so hergestellt, wie im Beispiel 1 beschrieben.
Nach dem Schneiden der Widerhaken wurden die beiden Arme des Hakens über den
Drehpunkt so gegeneinander abgewinkelt, dass der oben beschriebene
Winkel α = 65° beträgt.
Bei
einer Variante wurde zunächst
ein Haken in S-Form so hergestellt, wie im Beispiel 1 beschrieben.
Nach dem Schneiden der Widerhaken wurden die beiden Arme des Hakens
am Drehpunkt nach unten gebogen, so dass die Spitzen der Arme etwa
1,5 mm unterhalb der ursprünglichen
Ebene der S-Form zu liegen kamen.
Beispiel 3
Zwei
gebogene chirurgische Nadeln (Durchmesser 0,3 mm, Bogenlänge ca.
8 mm) der Firma Ethicon wurden von ihrer Gleitbeschichtung befreit (entsilikonisiert),
und die Armierungszonen an den hinteren Enden der Nadeln wurden
abgetrennt. Dann wurden die beiden Restnadeln durch eine Punktlaserschweißung miteinander
so verbunden, dass eine planare S-Form mit einer Gesamtlänge von
10 mm entstand. Anschließend
wurden, wie oben beschrieben, mit einer Diamantklinge Widerhaken
auf der Außenseite
der kreisbogenartigen Arme geschnitten (Klingenwinkel: 45°; Schnittwinkel:
6,5°; Schnittlänge: 0,5
mm; Schnitttiefe: 0, 057 mm).
Beispiel 4
Polymilchsäure (Poly-DL-lactid)
wurde bei einer Temperatur von 220°C durch eine Düse mit einem
Durchmesser von 4 mm extru diert und anschließend bis zu einem Enddurchmesser
von 2 mm verstreckt.
Der
entstandene Strang wurde im Anschluss an den letzten Verstreckungsschritt
in Form der Ziffer "8" um zwei beheizbare
Metallstäbe
(Durchmesser von 3 mm, Abstand von 2,5 mm) gewikkelt und bei einer
Temperatur von 70°C
in dieser Form fixiert; Thermosetting erfolgt allgemein bei einer
Temperatur zwischen dem Glaspunkt und der Verstreckungstemperatur.
Anschließend wurde
aus der "8" ein S-förmiger Haken
so geschnitten, dass nach dem Anschleifen der Spitzen ein 5/8-Kreis
für jeden
der beiden Arme verblieb.
Schließlich wurden
in die Außenseite
jedes der beiden Arme des Hakens mit einer ebenfalls beheizbaren
Klinge in einem Winkel von 6,5° und
einer Länge
von 1 mm sechs Widerhaken mit einer Länge von 0,99 mm bei einer Schnitttiefe
von 0,11 mm geschnitten.
Beispiel 5
Wie
im Beispiel 4 wurde Polymilchsäure
extrudiert, aber die Extrusionsdüse
hatte hier die Form eines flachen Rechtecks. Die schmale Seite dieses Rechtecks
zeigte beim Wickeln um die Metallstäbe zu einer "8" auf die Metallstäbe (Endmaße des Querschnitts im fertigen
Hakens: 1,5 mm × 2
mm).
Beispiel 6
Ein
chirurgischer Haken mit Widerhaken wurde in der gewünschten
Endform im gewünschten Querschnitt
durch Spritzguss von Polymilchsäure (Poly-DL-lactid)
bei 220°C
und anschließendes
Abkühlen
hergestellt.