DE10135996A1 - Verfahren zur Identifizierung metastasierender Tumorzellen - Google Patents
Verfahren zur Identifizierung metastasierender TumorzellenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifizierung und Behandlung von metastasierenden Tumorzellen, eine Population von cDNA-Sequenzen metastasespezifischer Gene zur Verwendung als Tumormarker zur Identifizierung von humanen Zellen und/oder Gewebe mit Metastasierungspotential und zur Therapie von Krebserkrankungen.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifizierung von
metastasierenden Tumorzellen sowie die Identifizierung von Verbindungen zur
Behandlung von Tumoren.
Das Zellwachstum oder auch die Organogenese werden in höheren Organismen auf
komplexe Weise durch differentielle Genexpression reguliert. Insbesondere die
Aufklärung der molekularen Mechanismen, die an der Entstehung von Tumorzellen
beteiligt sind, ist aufgrund der großen medizinischen Relevanz Gegenstand
intensiver Untersuchungen.
Allerdings sind die Vorgänge, die an der Entstehung eines invasiven Tumors aus
primärem Tumorgewebe (Metastasenbildung) beteiligt sind weniger gut untersucht.
Bekannt ist, daß einige Grundvoraussetzungen geschaffen werden müssen, damit
Tumoren invasieren können. Hierbei handelt es sich um Veränderungen der
Mikroumgebung der Zellen, d. h. Proteolyse der Zellen sowie Veränderungen der
Adhäsionseigenschaften und Migration. Bislang konnte lediglich eine geringe Anzahl
an Genen, die während der Tumorprogression differentiell exprimiert wird, identifiziert
werden. Beispielhaft seien einige Proteasegene, wie z. B. uPa oder Matrix-
Metalloproteinasen (MMP) genannt (Matrisian L. M. et al., 1990, Curr. Top. Dev.
Biol., 24: 219-259 und Matrisian, L. M., Bioessays, 1992, 14: 455-463). Hinsichtlich
der adhäsiven Eigenschaften sind verschiedene Integrine (Riuz P. et al., 1993, Cell.
Adhes. Commun., 1: 67-81) oder der sogenannte lymphocyte homing-Rezeptor
CD44 bekannt (Ponta et al., Frontiers in Bioscience, 1998, 3: 650-656).
Die überwiegende Anzahl und Identität der Gene, die in dem metastatischen Prozeß
involviert sind, ist jedoch noch weitgehend unbekannt. Für ein besseres Verständnis
der an der Tumorprogression beteiligten Vorgänge ist es allerdings erforderlich eine
möglichst große Anzahl an metastasespezifischen Genen eindeutig zu identifizieren.
Außerdem steht bislang kein geeignetes System zur Verfügung, welches mit
vertretbarem Aufwand und ausreichender Zuverlässigkeit eine Aussage über den
Krebszell-Status und die Wahrscheinlichkeit einer Tumormetastasierung erlaubt.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Identifizierung von
metastasierenden Tumorzellen, wobei als Marker wenigstens eine cDNA-Sequenz
ausgewählt aus einer Population gemäß den Fig. A und/oder B oder
entsprechend davon abgeleitete vollständige Gensequenzen oder funktionelle
Fragmente davon, deren Homologe oder Allele zur Hybridisierung mit Tumorgewebe
eingesetzt werden.
Die vorliegende Erfindung schließt auch die Genprodukte (Polypeptide) abgeleitet
von den cDNA-Sequenzen ausgewählt aus einer Population gemäß den Fig. A
und/oder B oder den entsprechend vollständigen Gensequenzen oder funktionelle
Fragmente davon, deren Homologe oder Allele ein. Erfindungsgemäß zählen hierzu
auch die Isoformen dieser Polypeptide, die zwar eine veränderte
Aminosäuresequenz aufweisen, in ihrer Funktion jedoch gleichwirkend sind.
Gegenstand der Erfindung sind ferner auch Antikörper mit einer spezifischen
Bindung an die zuvor genannten Genprodukte, hergestellt unter Verwendung der
oben genannten cDNA-Sequenzen und/oder deren Genprodukte.
Erfindungsgemäß umfassen die vollständigen Gensequenzen neben den
kodierenden Nukleotidsequenzen auch die zugehörigen regulativen Regionen vor
und hinter den kodierenden Bereichen. Unter den regulativen Regionen sind
funktionelle Strukturen, wie beispielsweise Promotoren, Terminatoren, Ziel- oder
target-Sequenzen, Retentionssignale, Translationsverstärker, Spleißelemente oder
Polyadenylierungssignale zu verstehen.
Ein funktionelles Fragment ist erfindungsgemäß eine Nukleotidsequenz, die für ein
entsprechendes Polypeptid kodiert, welches seinerseits eine spezifische Aktivität des
korrespondierenden Gesamtlängen-Proteins aufweist. Ferner ist unter einem
funktionellen Fragment erfindungsgemäß eine Nukleotidsequenz zu verstehen, die
unter stringenten Bedingungen zu einem spezifischen Hybridisierungssignal führt.
Hierbei ist kann die Länge des funktionellen Fragments in einem Bereich von
wenigstens 10 bis zu mehreren hundert Nukleotiden variieren. Gleiches gilt für ein
funktionelles Fragment eines kodierten Proteins, das in seiner Länge in einem
Bereich von wenigstens 10 bis 250 Aminosäuren variieren kann.
Unter Homologen sind erfindungsgemäß komplementäre oder mit den cDNA-
Sequenzen ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A und/oder B oder davon
abgeleiteten vollständigen Gensequenzen oder funktionellen Genfragmenten
hybridisierende Nukleotidsequenzen zu verstehen. Hybridisierende Sequenzen
umfassen ähnliche Sequenzen ausgewählt aus der Gruppe von DNA oder RNA, die
unter stringenten Bedingungen spezifisch mit den erfindungsgemäßen cDNA-
Sequenzen interagieren. Ein bevorzugtes aber nicht limitierendes Beispiel für
stringente Hybridisierungsbedingungen ist die Hybridisierung in 6× Sodium-
Chloride/Sodium-Citrate-Puffer (SSC) bei 45°C gefolgt von ein oder mehreren
Waschschritten in 0,2× SSC, 0,1% SDS bei 65°C.
Allele sind solche Sequenzen, welche trotz abweichender Nukleotidsequenz noch die
gewünschten Funktionen besitzen, also funktionell äquivalent sind.
Funktionelle Äquivalente umfassen somit natürlich vorkommende Varianten der
hierin beschriebenen Sequenzen sowie künstliche, z. B. durch chemische Synthese
erhaltene, an den Kodon-Gebrauch des Organismus angepaßte,
Nukleotidsequenzen.
Unter einem funktionellen Äquivalent (Allel) versteht man insbesondere auch
natürliche oder künstliche Mutationen der ursprünglich isolierten Gensequenzen oder
der korrespondierenden vollständigen Gensequenzen oder deren Homologe, die für
an der Tumormetastasierung beteiligte Polypepetide kodieren, welche weiterhin die
gewünschte Funktion zeigen. Mutationen umfassen Substitutionen, Additionen,
Deletionen, Vertauschungen oder Insertionen eines oder mehrerer Nukleotidreste.
Mutationen können sowohl funktionale Veränderungen der regulatorischen Regionen
eines Gens als auch ein in seiner Aktivität verändertes Protein bedingen.
Somit werden beispielsweise auch solche Nukleotidsequenzen durch die vorliegende
Erfindung mit umfaßt, welche man durch Modifikation der erfindungsgemäßen cDNA-
Sequenzen oder deren vollständige Gensequenzen, funktionelle Fragmente davon
oder deren Homologe erhält. Ziel einer solchen Modifikation kann z. B. die weitere
Eingrenzung der kodierenden Sequenz oder z. B. auch die Einfügung weiterer
Restriktionsenzym-Schnittstellen sein. Funktionelle Äquivalente sind auch solche
Varianten, bei denen die regulatorischen Regionen verändert sind, wodurch
beispielsweise die Genexpression verglichen mit dem Ausgangsgen bzw.
Ausgangsgenfragment, abgeschwächt oder verstärkt ist.
Erfindungsgemäß kann es sich bei den für metastasespezifische Polypeptide oder
deren Isoformen kodierende Nukleotidsequenzen um natürliche, chemisch
synthetisierte, modifizierte oder artifiziell erzeugte Nukleotidsequenzen handeln.
Ferner können die zuvor genannten Nukleotidsequenzen aus heterologen
Nukleotidsequenzen sowie aus Mischungen der zuvor beschriebenen
Nukleotidsequenzen bestehen.
Darüber hinaus umfassen funktionell äquivalente Sequenzen solche, die eine
veränderte Nukleotidsequenz aufweisen, welche dem durch sie kodierten
Genprodukt eine veränderte Aktivität verleiht, die abgeschwächt oder verstärkt sein
kann.
Außerdem sind artifizielle Nukleotidsequenzen Gegenstand der Erfindung, solange
sie, wie oben beschrieben, die gewünschten Eigenschaften vermitteln. Solche
artifiziellen Nukleotidsequenzen können beispielsweise durch "Rückübersetzung" von
mittels Molecular Modelling konstruierter Proteine oder durch in-vitro-Selektion
erhalten werden. Besonders geeignet sind kodierende Nukleotidsequenzen, die
durch Rückübersetzung einer Polypeptidsequenz gemäß der für den Menschen
spezifischen Kodon-Nutzung erhalten werden. Die spezifische Kodon-Nutzung kann
ein mit gentechnischen Methoden vertrauter Fachmann durch
Computerauswertungen anderer, bekannter Gene leicht ermitteln.
Die Isolierung der zuvor genannten cDNA-Sequenzen erfolgt erfindungsgemäß aus
definierten Adenokarzinom-Systemen der Ratte. In einer bevorzugten
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich dabei um das
Rattentumorsystem 13762NF (Mamma-Karzinom; Neri et al., JNCI, 1982, Vol. 68 (3),
507-517). Als nicht metastasierende Zellinie wurde die Zellinie MTPa ausgewählt.
Die metastasierende Zellinie wird erfindungsgemäß durch die Zellinie MTLY
repräsentiert. Ein weiteres erfindungsgemäß bevorzugtes System stellt das Ratten-
Pankreas-Karzinom-System Bsp73 mit den Zellinien 1AS bzw. 10AS und ASML dar
(Matzku et al., Invasion Metastasis, 1983, (3): 109-123). Als ein Beispiel für ein
Ratten-Prostata-Karzinom-System sind die Zellinien G-Subline bzw. AT-1, AT-3,
MatLu und MatLyLu als nicht metastasierende bzw. metastasierende Zellinien
genannt (lsaacs et al., Prostate, 1986, (9): 261-281). Diese Auswahl ist jedoch nicht
limitierend für die vorliegende Erfindung, sondern schließt auch die Verwendung
anderer geeigneter Zellinien bzw. Karzinomsysteme ein.
Ein entscheidender Vorteil der Verwendung von Ratten-Zellinien ist, daß die
metastatischen Zellen in vivo ein analoges Metastasierungsverhalten zu
menschlichen Krebszellen zeigen (Neri et al., Int. J. Cancer, 1981, 28: 731-738;
Matzku et al., Invasion Metastasis, 1983, 3: 109-123). Darüber hinaus lassen sich die
Zellinien einfacher handhaben als menschliches Tumorgewebe. Der Einsatz
definierter Rattenzellinien bietet gegenüber humanem Tumorgewebe ferner den
Vorteil einer hohen Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Insbesondere besteht in
diesem System die Möglichkeit der genetischen Veränderung der Zellinien und
Überprüfung der erworbenen bzw. verlorenen Eigenschaften in Testsystemen.
Ferner ist eine einfache Übertragung auf syngene Tiere möglich, wohingegen
menschliches Tumorgewebe aufgrund störender Immunantworten in ein aufwendiges
künstliches System eines immunodefizienten Empfängers übertragen werden müßte.
Darüber hinaus wurden auch einige Hybridisierungen mit menschlichen Mamma-
Karzinom-Zellinien durchgeführt. Beispielsweise wurden die verwendeten Zellinien
MDA-MB231 und MDA-MB-468 (Cailleau et al., J. Natl. Cancer Inst., 1974, 661-674
und Cailleau et al., In Vitro, 1978 (14): 911-915) u. a. eingesetzt, um z. B. durch
Kreuzhybridisierungen zu zeigen, daß die eingesetzte "Ratten-Probe" für eine
Analyse menschlichen Tumormaterials geeignet ist.
Die Identifizierung der erfindungsgemäß großen Anzahl an differentiell exprimierten
Transkripten metastasespezifischer Gene erfolgt nach an sich bekannten Methoden.
Hier sind die Differenzanalyse SSH (Subtractive Suppression Hybridization;
Diatchenko et al., Proc. Natl. Acad. Sci., 1996, 93: 6025-6030) zu nennen, die
insbesondere zur Identifizierung seltener Transkripte besonders geeignet ist sowie
ein sich daran anschließendes effektives Nachselektionsverfahren mit hohem
Probendurchsatz und hoher Zuverlässigkeit, das die Auswahl falsch positiver oder
falsch negativer Klone nahezu ausschließt (von Stein et al., Nucleic Acids Research,
1997, 25 (13): 2598-2602). Als weitere Methoden der Wahl zur erfindungsgemäßen
Bestimmung einer Metastasen-spezifischen Expression ausgewählter cDNA-Klone
zur Identifizierung metastasierender Tumorzellen sind Northern-Blot- und RT-PCR-
Analysen zu nennen, die sich jedoch nicht limitierend auf die vorliegende Erfindung
auswirken.
Eine besondere Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens umfaßt
dabei folgende Schritte:
- A) Erstellung einer PCR-basierten subtraktiven cDNA-Genbank ausgehend von Gesamt-mRNA-Populationen aus metastasierenden und nicht-metastasierenden Tumorzellen,
- B) Identifizierung einer Population unterschiedlicher cDNA-Klone, wobei jede cDNA-Sequenz ein individuelles (potentiell) metastasespezifisches Gen repräsentiert,
- C) Erstellung der vollständigen Gensequenz auf der Basis dieser cDNA-Klone,
- D) Erstellung einer "sense"- und "antisense"-RNA-Probe ausgehend von wenigstens einer Sequenz ausgewählt aus dieser cDNA-Population oder den entsprechend davon abgeleiteten vollständigen Gensequenzen, insbesondere aus einer Population gemäß den Figuren A und/oder B,
- E) Herstellung geeigneter Dünnschicht-Präparate von dem zu untersuchenden Tumormaterial,
- F) in-situ-Hybridisierung des zu untersuchenden Tumormaterials mit den zuvor genannten "sense"- und "antisense"-RNA-Sonden und
- G) Identifizierung metastasierender Tumorzellen durch Detektion positiver Hybridisierungsprodukte.
In einer weiteren Ausführungsvariante der vorliegenden Erfindung erfolgt die
Identifizierung von an der Metastasierung von Tumorzellen beteiligten Marker-Gene
durch die Schritte
- a) Erstellung einer PCR-basierten subtraktiven cDNA-Genbank ausgehend von Gesamt-mRNA-Populationen aus metastasierenden und nicht-metastasierenden Tumorzellen,
- b) Identifizierung einer Population unterschiedlicher cDNA-Klone, wobei jede cDNA- Sequenz ein individuelles (potentiell) metastasespezifisches Gen repräsentiert,
- c) Erstellung der vollständigen Gensequenz auf der Basis dieser cDNA-Klone,
- d) Klonierung der cDNA- und/oder vollständigen Gensequenz sowohl in "sense"- als auch in "antisense"-Leserichtung in einen Expressionsvektor
- e) Übertragung und anschließende Expression dieses(er) Vektors(en) in nicht- menschliche Säugerzellinien, vorzugsweise Rattenzellinien,
- f) Validierung der Beteiligung der in Schritt b) identifizierten Gene an der Metastasierung von Tumorzellen durch Identifizierung von invasiven Tumoren.
Ferner zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren zur Identifizierung von
metastasierenden Tumorzellen dadurch aus, daß wenigstens eine cDNA-Sequenz
ausgewählt aus einer Population gemäß Figur B an der Metastasierung von
Pankreastumorgewebe und ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A an der
Metastasierung von Brusttumorgewebe beteiligt sind.
Ein wesentliches Merkmal der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung einer
außerordentlich großen Population unterschiedlicher cDNA-Klone, repräsentativ für
eine entsprechend große Anzahl unterschiedlicher, d. h. individueller
metastasespezifischer Gene, so daß mit hoher Zuverlässigkeit eine molekulare
Typisierung der verschiedenen klinischen Erscheinungsformen einer
Krebserkrankung vorgenommen werden kann. Ebenso kann eine Aussage über die
Verlaufskontrolle, d. h. das Krebszellstadium der verschiedenen Erscheinungsformen
und insbesondere über das Metastasierungspotential des zu untersuchenden
Tumorgewebes getroffen werden.
Die vorliegende Erfindung stellt somit eine Vielzahl von potentiellen
Markersequenzen, Markergenen und/oder korrespondierenden Proteinen zur
Identifizierung und/oder Behandlung von invasiven Tumorzellen und/oder -geweben
bzw. Zellen und/oder Geweben mit einem hohen Metastasierungspotential zur
Verfügung.
In einer weiteren Ausführungsvariante der vorliegenden Erfindung zeichnet sich das
erfindungsgemäße Verfahren dadurch aus, daß bevorzugt die cDNA-Sequenzen
gemäß Fig. C als Marker zur Identifizierung von metastasierendem humanem Brust
und/oder Dickdarmtumorgewebe geeignet sind. Beispielhaft sei hierbei insbesondere
auf die Sequenzen verwiesen, die in Fig. C mit CD24 und S7 bezeichnet sind und
die besten Kreuzhybridisierungsergebnisse mit humanem Tumorgewebe zeigten. Bei
CD24 handelt es sich um ein differenzierungsspezifisches Protein, das während der
Reifung von B- und T-Lymphozyten auftritt (Fischer G. F. et al., 1990, J. Immunol.,
144: 638-641). Mit Hilfe der CD24 mRNA ist die Detektion von metastasierendem
humanen Dickdarmgewebe möglich. Die Hauptaufgabe des ribosomalen Proteins S7
ist die korrekte Faltung der 16S-RNA (Wimberley, B. T. et al., 1997, Structure, 5:
1187-1198). Eine Beteiligung von S7 an der Tumorprogression ist bisher nicht
bekannt. Die vorliegende Erfindung stellt mit der S7 mRNA somit einen neuen
Tumormarker für metastasierendes Brustzellgewebe zur Verfügung. Metastasen aus
Lymphknotengewebe, welches von einem invasiven Brustzellkarzinom ausgehen,
werden durch eine erhöhte Expression beider Tumormarker angezeigt.
Ein Vergleich der Genexpression von Genen und Tumor-assoziierten Molekülen in
Zellinien mit unterschiedlichem metastatischen Potential ist in Fig. D dargestellt.
Ergebnisse der in-situ-Hybridisierungen sind in Fig. E gezeigt.
Die erfindungsgemäß eindeutige Identifizierung von an der Metastasierung von
Tumorgewebe beteiligten cDNA-Klonen ermöglicht auf einfache Weise sowohl eine
umfassende Klonierung der vollständigen Gene als auch eine funktionelle Analyse
der im Menschen an der Ausprägung eines metastatischen Phänotyps beteiligten
Gene. Dies eröffnet gleichzeitig die Möglichkeit, eine Vielzahl an
metastasespezifischen, regulatorischen Sequenzen zu untersuchen. Die
gewonnenen Erkenntnisse werden besonders bei der weiteren Aufklärung
molekularer Regulationsmechanismen zur Tumormetastasierung sehr hilfreich sein.
Die Erkenntnisse der vorliegende Erfindung sind ferner zur besseren Diagnose von
Krebserkrankungen, insbesondere der Typisierung des Krebszellstadiums und sich
daran anschließende effizienterer Therapiemöglichkeiten geeignet. Zur Behandlung
von Tumorerkrankungen ist es denkbar, daß ausgehend von den zuvor genannten
cDNA-Sequenzen komplementäre ("antisense") mRNA-Sequenzen, insbesondere
kürze Oligonukleotide abgeleitet werden und durch Einbringung dieser "antisense"-
mRNASequenzen in Tumorzellen die Expression metastasespezifischer Gene
posttranskriptional verringert oder unterbunden wird. Ferner ist eine Behandlung von
Tumorerkrankungen denkbar, bei der auf posttranslationaler Ebene durch die
spezifische Bindung von Stoffen oder Liganden an metastasespezifische Polypeptide
letztere in ihrer Funktion behindert oder blockiert werden und somit die
Tumormetastasierung verringert oder unterbunden wird.
Die vorliegende Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren zur Identifizierung von
Verbindungen zur Tumorbehandlung, wobei eine metastasespezifische Gensequenz
abgeleitet von wenigstens einer der cDNA-Sequenzen ausgewählt aus einer
Population gemäß Fig. A und/oder B in nicht-menschlichen Säugetierzellen,
beispielsweise Rattenzellinien exprimiert werden, chemisch, biologisch und/oder
pharmazeutisch aktive Verbindungen, wie z. B. Proteine, Peptide oder
niedermolekulare Verbindungen mit den zuvor genannten Zellen inkubiert werden
und anschließend diejenigen Verbindungen ausgewählt werden, die eine
modulierende Auswirkung auf die Expression der mit der Tumormetastasierung
assoziierten Gene oder auf die Aktivität der durch sie kodierten Proteine zeigen.
Ausgehend von diesen Verbindungen ist die Herstellung von Mitteln denkbar, die zur
Tumorbehandlung eingesetzt werden können.
Unter modulierender Wirkung ist erfindungsgemäß eine Verstärkung oder
Abschwächung zu verstehen. Hierbei ist erfindungsgemäß neben regulativen
Wechselwirkungen an der Zelloberfläche auch eine interaktive Hemmung innerhalb
der Zellen umfaßt.
Die Einschleusung und Expression der erfindungsgemäß metastasespezifischen
Gensequenzen in den nicht-menschlichen Säugetierzellen kann beispielsweise unter
Zuhilfenahme eines geeigneten rekombinanten Vektors erfolgen, enthaltend
wenigstens eine erfindungsgemäße Gensequenz abgeleitet von einer cDNA-
Sequenz ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A und/oder B vollständige
Gensequenzen oder funktionellen Fragmente davon, beispielsweise kodierende
Sequenzen, ferner regulatorische Nukleotidsequenzen, insbesondere aus der
Gruppe der Promotoren, Terminatoren, Ziel-(target)-Sequenzen, Retentionssignale
und Translationsverstärker, Spleißelemente, Poly-Adenylierungssignale oder
Resistenz-vermittelnde Nukleotidsequenzen sowie Nukleotidsequenzen für die
Replikation in der entsprechenden Zielzelle oder die Integration in deren Genom.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ferner ein Meßsystem zur Identifizierung
von Verbindungen zur Tumorbehandlung enthaltend wenigstens ein mit der
Tumormetastasierung assoziiertes Gen ausgehend von einer cDNA-Sequenz gemäß
Fig. A und/oder B oder Allele oder Homologe davon sowie wenigstens eine
chemisch, biologisch und/oder pharmazeutisch aktive Verbindung.
Das erfindungsgemäße Meßsystem bietet hier die Möglichkeit umfangreiche
Regulations- und Bindungsstudien durchzuführen, mit dem primären Ziel
festzustellen, ob und gegebenenfalls in welchen Bereichen die Verbindung einen
Effekt auf die Genexpression ausübt, d. h. diese abschwächt oder verstärkt. Das
erfindungsgemäß eingesetzte Meßsystem kann beispielsweise nicht-menschliche
Säugetierzelle, bevorzugt eine definierte Rattenzellinie sein.
Eine weitere Variante der vorliegenden Erfindung betrifft ein Meßsystem enthaltend
wenigstens ein mit der Tumormetastasierung assoziiertes Protein oder Isoformen
davon kodiert durch eine Gensequenz oder deren Homologe ausgehend von einer
cDNA-Sequenz gemäß Fig. A und/oder B sowie wenigstens eine chemisch,
biologisch und/oder pharmazeutisch aktive Verbindung. Auch hier bietet das
erfindungsgemäße Meßsystem die Möglichkeit umfangreiche Regulations- und
Bindungsstudien durchzuführen, mit dem primären Ziel festzustellen, ob und
gegebenenfalls in welchen Bereichen die Verbindung an ein mit der
Tumormetastasierung assoziiertes Protein bindet und dieses in seiner Aktivität
verändert, d. h. abschwächt oder verstärkt.
Ferner sind die Verbindungen selbst Gegenstand der vorliegenden Erfindung
und/oder ihr Einsatz zur Herstellung von Mitteln zur Behandlung von
Tumorerkrankungen enthaltend Verbindungen identifiziert nach einem zuvor
beschriebenen Verfahren oder mit Hilfe eines zuvor beschriebenen Meßsystems.
Außerdem betrifft die vorliegende Erfindung cDNA-Sequenzen ausgewählt aus einer
Population gemäß Fig. A und/oder B oder davon abgeleitete vollständige
Gensequenzen, deren Homologe oder funktionell äquivalente Sequenzen zum
Einsatz in einem der zuvor beschriebenen Verfahren oder Meßsystem. Dies schließt
auch den Einsatz von Mischungen der erfindungsgemäßen cDNA-Sequenzen ein.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch die Genprodukte (Polypeptide),
die unter Verwendung der erfindungsgemäßen cDNA-Sequenzen hergestellt oder
davon abgeleitet werden können.
Ebenso sind genetisch veränderte nicht-menschliche Säugetierzellen enthaltend
wenigstens eine erfindungsgemäße cDNA-Sequenz ausgewählt aus einer Population
gemäß <b<Fig.</b< A und/oder B oder davon abgeleitete vollständige Gensequenzen,
funktionelle Fragmente, deren Homologe oder Allele oder einen rekombinanten
Vektor der zuvor beschriebenen Art oder Genprodukte der vorgenannten Art
Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Die vorliegende Erfindung umfaßt ferner Antikörper, die spezifisch an die genannten
erfindungsgemäßen Genprodukte binden, wobei diese Antikörper unter Einsatz der
erfindungsgemäßen cDNA-Sequenzen und/oder Genprodukte hergestellt werden
können.
Ferner kommt erfindungsgemäß eine Sonde zur spezifischen Hybridisierung mit
Tumorgewebe zum Einsatz, wobei diese ausgehend von einer cDNA-Sequenz
ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A und/oder B oder davon abgeleiteten
vollständigen Gensequenzen, deren Homologe oder funktionell äquivalenten
Sequenzen hergestellt wird, eine zur Detektion geeignete, bevorzugt nicht
radioaktive Markierung enthält und/oder 30 Nukleotide, bevorzugt 15-20, besonders
bevorzugt 10 Nukleotide lang ist.
Ferner ist ein Test-Kit Gegenstand der vorliegenden Erfindung, enthaltend
wenigstens eine cDNA-Sequenz ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A
und/oder B oder davon abgeleitete vollständige Gensequenzen, funktionelle
Genfragmente davon oder deren Homologe oder Allele, eine Anleitung zur
Herstellung einer zuvor beschriebenen Sonde sowie Anleitungen zur Hybridisierung
und Detektion von Nukleotidsequenzen aus Tumorgewebe. Bevorzugt wird der
Einsatz einer Mischung mehrerer relevanter cDNA-Sequenzen.
Die vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung von Verbindungen
identifiziert nach einem erfindungsgemäßen Verfahren und/oder durch ein
erfindungsgemäßes Meßsystem zur Herstellung von Mitteln, welche zur
Tumorbehandlung verwendet werden können. Ebenso schließt die vorliegende
Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäßen Antikörper zur Herstellung von
Mitteln, welche zur Tumorbehandlung eingesetzt werden können, ein. Ferner eignen
sich die erfindungsgemäßen cDNA-Sequenzen, Genprodukte, Antikörper und/oder
Teile davon und/oder die erfindungsgemäßen an der Entstehung von
Tumormetastasen beteiligten Verbindungen zum Einsatz in Bereichen der
Tumormetastasen-Diagnostik und/oder -Therapie. Dies schließt beispielsweise in
Bereichen der Tumordiagnostik auch die Identifizierung von weiteren Metastase-
Tumormarkern humanen Ursprungs ein.
Die vorliegende Erfindung wird durch die nachfolgenden Ausführungsbeispiele näher
charakterisiert, die sich aber nicht limitierend auf die Erfindung auswirken:
Die Isolierung und Analyse von Nukleinsäuren, allgemeine Klonierungstechniken,
DNA-Sequenzierung, RNA-Techniken, Methoden zum Transfer und zur
Hybridisierung von Nukleinsäuren sind in Sambrook et al., Molecular cloning: A
laboratory manual, 1989, Cold Spring Harbour Laboratory Press beschrieben,
ebenso wie allgemeine Vorgehensweisen zur Zellkultivierung und histologische
Techniken.
Die Herstellung einer differentiellen cDNA-Bank (Subtraktionsbank) nach dem Prinzip
der sogenannten Suppressive Substractive Hybridization ist bei Diatchenko L. et al.,
1996, Proc Natl Acad Sci USA, 93: 6025-6030 beschrieben. Die Subtraktionsreaktion
erfolgte mit Hilfe des CLONTECH - PCR-Select cDNA Subtraction Kits der Firma
Clontech Laboratories, Palo Alto, USA nach Herstellerangaben.
Zur Überprüfung der Effizienz der Subtraktion über eine Southern-Blot Analyse
müssen amplifizierte RsaI-Fragmente des Drivers MTPa hergestellt werden, da
es sich auch bei der subtrahierten Bank ML um Rsal-verdaute cDNA-Fragmente
handelt. Nach Rsal-Verdau der MTPa-cDNA wurden Adaptoren (Eco-Linker) an
die Fragmente ligiert und mit Hilfe der entsprechenden PCR-Primer (Eco-Linker-
Primer) gemäß den Bedingungen der 2. PCR der SSH amplifiziert. MTLY wurde in
Form der Testerfraktion 1c (s. SSH-Handbuch) eingesetzt.
Die Ligation der PCR-Produkte der 2. PCR-Runde der SSH erfolgte in einem TA-
Vektor (pCRII.1, Invitrogen). Die Klonierung eines Inserts in den pCR.II.1-Vektor
unterbricht die kodierende Sequenz des β-Galactosidase-Gens, sodaß
rekombinante Klone (weiß) von Leervektoren (blau) unterschieden werden
können. Da die verwendete Taq-Polymerase aber proofreading-Aktivität besitzt, ist
es notwendig, die PCR-Produkte nach vorangegangener
Phenol/Chloroformextraktion, in einem weiteren Schritt für 15 min bei 72°C mit
dATP und einer anderen Taq-DNA-Polymerase (Eurobio-Taq-Polymerase) zu
inkubieren und wieder eine Phenol/Chloroformextraktion vorzunehmen. Die
Ligation erfolgte mit der dem Vektor beigefügten T4-DNA-Ligase (Invitrogen) im
Verhältnis 1 : 1 (je 25 ng Vektor und Subtrahierte Bank).
Die in den pCRII.1-Vektor ligierte Bank wurde in elektrokompetente Bakterien
(ELEKTROMAX, Stamm DH10B, Invitrogen) transformiert und auf 15 cm große
Bakterienschalen ausplattiert. Die Schalen enthielten neben LB-Agar, das
Selektionsantibiotikum Ampicillin (100 µg/ml), sowie 100 µM IPTG und X-Gal (50 µg/ml)
zur Blau/Weiß-Sortierung. Die Bakterienschalen wurden bei 37°C inkubiert,
bis kleine Kolonien sichtbar waren. Zur besseren Unterscheidung von weißen und
blauen Kolonien wurden die Platten anschließend bei 4°C inkubiert.
Eine Gesamtzahl von 1985 Klonen wurde unter Blau/Weiß-Selektion gepickt, in
sterile 96-well-Mikrotiterplatten übertragen, die LB-Medium und Ampicillin
enthielten (100 µg/µl). Die Bakterien in diesen Platten wurden für 14 Stunden bei
leichtem Schütteln bei RT wachsen gelassen. Zur Durchführung der Kolonie-PCR
wurde mit Hilfe einer Multikanalpipette 10 µl einer jeden Bakterienkultur
entnommen und in eine 96-well-PCR-Platte übertragen und dort mit je 90 µl
sterilem Wasser vermischt. Zur Denaturierung wurde die Platte für 5 min bei 95°C
in der PCR-Maschine (Perkin-Elmer 9600 thermal cycler) inkubiert. 5 µl eines
jeden Lysats wurden mit einer Multikanalpipette in eine zweite 96-well-PCR-Platte
übertragen, in die jeweils 90 µl des PCR-Gemischs vorgelegt worden war. Die
cDNA-Fragmente wurden mit Hilfe der Nested Primer 1 und 2 der Subtraktion
amplifiziert.
0,5 U Taq Polymerase (Promega), 5 µl 10×PCR-Puffer (Promega), 200 µM
dNTPs, je 10 µmol des Nested Primers 1 und 2 der Subtraktionsreaktion + 5 µl
des Bakterienlysats.
94°C, 30 Sekunden - 68°C, 30 Sekunden - 72°C, 30 Sekunden.
Die Überprüfung, welche Klone tatsächlich differentiell exprimierte cDNA-
Fragmente enthalten, erfolgte mittels einer Reverse-Northern-Blot-Analyse. Hierzu
wurden die amplifizierten cDNA Fragmente (Kolonie-PCR) in identischer
Anordnung auf 2 high density-Agarosegele (Centipede™-
Gelelektrophoresekammern, Owl Scientific, Woburn, USA) aufgetragen. Es
wurden 2 × 96 Proben (2 Mikrotiterplatten) pro Gel aufgetragen. Hierbei ist es von
größter Wichtigkeit, daß beide Gele exakt gleich beladen werden. Auf den letzten
Platz wurde jeweils eine GAPDH-Kontrolle zur späteren Quantifizierung der
Signalstärke aufgetragen. Nach alkalischem Blotten (s. Southern-Blot Analyse)
wurden die Membranduplikate mit 32P-markierter Tester (MTLY)- bzw. Driver
(MTPa)-cDNA (jeweils Rsal-verdaut), hybridisiert und autoradiographisch
ausgewertet.
Die cDNA-Fragmente wurden zur Sondenherstellung dem Prinzip der Kolonie-
PCR folgend, mit Hilfe der Nested Primer 1 und 2 der Subtraktion aus den
entsprechenden Bakterienklonen amplifiziert.
0,5 U Taq Polymerase (Promega), 5 µl 10×PCR-Puffer (Promega), 200 µM
dNTPs, je 10 µmol des Nested Primers 1 und 2 der Subtraktionsreaktion + 5 µl
des Bakterienlysats.
94°C, 30 Sekunden - 68°C, 30 Sekunden - 72°C, 30 Sekunden.
Das Ergebnis der erhaltenden und differentiell exprimierten cDNA-Fragmente ist in
Fig. A und Fig. B zusammengefaßt, wobei Fig. A cDNA-Fragmente aus einer
Mammakarzinom-spezifischen Bibliothek (MLSSH) repräsentieren und Fig. B cDNA-
Fragmente aus einer Pankreas-spezifischen Bibliothek (PLSSH).
Auflistung der cDNA-Sequenzen der Mamakarzinom-spezifischen Bilbliothek
erhalten durch Suppressive Substractive Hybridization (MLSSH).
Auflistung der cDNA-Sequenzen der Pankreas-spezifischen Bilbliothek erhalten
durch Suppressive Substractive Hybridization (PLSSH).
cDNA-Sequenzen von CD24 und S7 als Tumormarker für invasives humanes Brust-
und/oder Dickdarmtumorgewebe.
Vergleich der Genexpression neuer Gene und Tumorassoziierter Moleküle in
Zellinien mit unterschiedlichem metastatischen Potential. Die Abbildung besteht aus
Northern-Blots von vier unterschiedlichen Rattentumorsystemen und zwei humanen
Brustkrebszellinien. Außer dem Paar MN081/MT450 bestehen alle benutzten
Tumorsysteme aus klonalen Zellinien, die von einem primären Tumor abstammen
und sich nur in ihrer Metastasierungskapazität unterscheiden. Dieses metastatische
Potential ist angezeigt. Jede Spur der Northern-Blots wurde mit je 2 ug poly-A+ RNA
beladen. Die Blots wurden mit verschiedenen differentiell experimenten cDNAs, die
in den MLSSH und PLSSH Subtraktionsbanken (Screens) isoliert wurden,
hybridisiert. Die benutzten Hybridierungsproben wurden zufällig aus den in den
MLSSH und PLSSH Screens isolierten metastasierungs-spezifischen Genen
ausgewählt. Sie repräsentieren in jeden Fall 10% der isolierten Gene. Eine grobe
Klassifizierung (korrelativer Index) soll die Korrelation zwischen der Expression der
Gene und dem metastatischen Potential der untersuchten Zellinien beschreiben.
Gene, deren Expression in allen metastatischen Zellinien hochreguliert und in allen
nicht-metastatischen Zellen nicht vorhanden bzw. signifikant reduziert ist, wurden mit
+++ bezeichnet. Gene, die deutlich differentiell aber nicht ausschließlich in
metastatischen Zellen exprimiert sind, wurden mit ++ oder + bezeichnet, abhängig
von der Stärke der Korrelation der Expression mit dem metastatischen Potential. Die
Expression einiger Klone zeigte eine starke Assoziation mit dem metastatischen
Potential in nur einem Tumorprogressionsmodell.
In-Situ-Hybridisierung. Schnitte (6 µm) von Formaldehyd-fixierten und in Paraffin-
eingebetteten menschlichen Karzinomen wurden mit 35S-UTP oder Fluoreszenz-
markierter "sense" und "antisense" RNA hybridisiert und anschließend mit
Hämatoxylin und Eosin (H und E) gegengefärbt. Die Karzinome wurden
entsprechend der UICC-Richtlinien eingestuft. Die Maßstäbe repräsentieren 100 µm
(a, b, e, f), 40 µm (c, d) und 20 µm (g, h).
a-b (a, "sense" kontrolle; b, "antisense" radioaktiv markierte CD24-Probe): CD24- Expression in einem mäßig differenzierten Adenokarzinom des Darms, eingestuft als pT3C; p21; pNO; pM1. Der Schnitt zeigt signifikante CD24-Überexpression in intra duktalen Karzinomzellen (Lokalisation im Zytoplasma), während die nicht- neoplastische Mucosa nur schwach positiv ist (konstante basale Expression).
c-d (c, "sense" kontrolle; d, "antisense" radioaktiv markierte CD24-Probe): CD24- Expression in einem mäßig invasiven duktalen, mäßig differenzierten Brustkarzinom, eingestuft als pT2; pN1bii. Ein positives Signal war im Karzinom, aber nicht im umliegenden Stroma nachweisbar.
e-f (e, "sense" kontrolle; f, "antisense" radioaktiv markierte S7-Probe): S7-Expression in einem mäßig differenzierten Adenokarzinom des Darms, eingestuft als pT3C; p21; pNO; pM1. Der Schnitt zeigt signifikante S7-Überexpression (vorherrschende Lokalisation im Nukleus) im Karzinom, aber sehr schwache Expression in der nicht- neoplastischen Mucosa.
h-g (h, "sense" kontrolle; g, "antisense" Fluoreszenz-markierte S7-Probe): Expression von S7 in einem wenig differenzierten invasiven duktalen Brustkarzinom, eingestuft als PT-1C; G3, N-1B1 oder I, R-O, L-1. Ein starkes nukleares Signal war im intraduktalen Karzinom nachweisbar, aber fast kein Signal wurde im Stroma beobachtet.
a-b (a, "sense" kontrolle; b, "antisense" radioaktiv markierte CD24-Probe): CD24- Expression in einem mäßig differenzierten Adenokarzinom des Darms, eingestuft als pT3C; p21; pNO; pM1. Der Schnitt zeigt signifikante CD24-Überexpression in intra duktalen Karzinomzellen (Lokalisation im Zytoplasma), während die nicht- neoplastische Mucosa nur schwach positiv ist (konstante basale Expression).
c-d (c, "sense" kontrolle; d, "antisense" radioaktiv markierte CD24-Probe): CD24- Expression in einem mäßig invasiven duktalen, mäßig differenzierten Brustkarzinom, eingestuft als pT2; pN1bii. Ein positives Signal war im Karzinom, aber nicht im umliegenden Stroma nachweisbar.
e-f (e, "sense" kontrolle; f, "antisense" radioaktiv markierte S7-Probe): S7-Expression in einem mäßig differenzierten Adenokarzinom des Darms, eingestuft als pT3C; p21; pNO; pM1. Der Schnitt zeigt signifikante S7-Überexpression (vorherrschende Lokalisation im Nukleus) im Karzinom, aber sehr schwache Expression in der nicht- neoplastischen Mucosa.
h-g (h, "sense" kontrolle; g, "antisense" Fluoreszenz-markierte S7-Probe): Expression von S7 in einem wenig differenzierten invasiven duktalen Brustkarzinom, eingestuft als PT-1C; G3, N-1B1 oder I, R-O, L-1. Ein starkes nukleares Signal war im intraduktalen Karzinom nachweisbar, aber fast kein Signal wurde im Stroma beobachtet.
Claims (15)
1. Verfahren zur Identifizierung von metastasierenden Tumorzellen, dadurch
gekennzeichnet, daß wenigstens eine cDNA-Sequenz ausgewählt aus einer
Population gemäß den Fig. A und/oder B oder davon abgeleitete vollständige
Gensequenzen, funktionelle Genfragmente davon oder deren Homologe oder
Allele zur Hybridisierung mit Tumorgewebe eingesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die cDNA-Sequenzen
ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. B an der Metastasierung von
Pankreastumorgewebe und/oder ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A
an der Metastasierung von Brusttumorgewebe beteiligt sind.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
cDNA-Sequenzen gemäß Fig. C an der Metastasierung von humanem Brust-
und/oder Dickdarmtumorgewebe beteiligt sind.
4. Verfahren zur Identifizierung von Verbindungen zur Tumorbehandlung, dadurch
gekennzeichnet, daß
- a) eine metastasespezifische Gensequenz abgeleitet von wenigstens einer der cDNA-Sequenzen ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A und/oder B in nicht-menschlichen Säugetierzellen exprimiert werden,
- b) chemisch, biologisch und/oder pharmazeutisch aktive Verbindungen mit den zuvor genannten Zellen inkubiert werden,
- c) diejenigen Verbindungen ausgewählt werden, die eine modulierende Auswirkung auf die Expression der mit der Tumormetastasierung assoziierten Genen oder auf die Aktivität der durch sie kodierten Proteine zeigen.
5. Meßsystem zur Identifizierung von Verbindungen zur Tumorbehandlung
enthaltend wenigstens ein mit der Tumormetastasierung assoziiertes Gen
ausgehend von einer cDNA-Sequenz gemäß Fig. A und/oder B sowie wenigstens
eine chemisch, biologisch und/oder pharmazeutisch aktive Verbindung.
6. Meßsystem gemäß Anspruch 5, enthaltend wenigstens ein mit der
Tumormetastasierung assoziiertes Protein kodiert durch ein Gen ausgehend von
einer cDNA-Sequenz gemäß Fig. A und/oder B sowie wenigstens eine chemisch,
biologisch und/oder pharmazeutisch aktive Verbindung.
7. Verbindungen identifiziert nach einem Verfahren gemäß Anspruch 4 oder mit
Hilfe eines Meßsystems gemäß einem der Ansprüche 5 oder 6.
8. cDNA-Sequenzen ausgewählt aus einer Population gemäß Fig. A und/oder B
oder davon abgeleitete vollständige Gensequenzen, funktionelle Genfragmente,
deren Homologe oder Allele zum Einsatz in einem Verfahren gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 4 oder in einem Meßsystem gemäß einem der Ansprüche 5 oder
6.
9. Genprodukte hergestellt unter Verwendung wenigstens einer cDNA-Sequenz
gemäß Anspruch 8.
10. Genetisch veränderte nicht-menschliche Säugetierzellen enthaltend wenigstens
eine cDNA-Sequenz gemäß Anspruch 8 oder wenigstens ein Genprodukt gemäß
Anspruch 9.
11. Antikörper zur spezifischen Bindung an ein Genprodukt gemäß Anspruch 9,
hergestellt unter Verwendung wenigstens einer cDNA-Sequenz gemäß Anspruch
8 oder eines Genproduktes gemäß Anspruch 9.
12. Sonde zur spezifischen Hybridisierung mit Tumorgewebe dadurch
gekennzeichnet, daß sie ausgehend von wenigstens einer cDNA-Sequenz
gemäß Anspruch 8 hergestellt wird, eine zur Detektion geeignete Markierung
enthält und/oder 30 Nukleotide, bevorzugt 15-20, besonders bevorzugt 10
Nukleotide lang ist.
13. Test-Kit enthaltend wenigstens eine cDNA-Sequenz gemäß Anspruch 8, eine
Anleitung zur Herstellung einer Sonde gemäß Anspruch 12 sowie Anleitungen zur
Hybridisierung und Detektion von Nukleotidsequenzen aus Tumorgewebe.
14. Verwendung von Verbindungen gemäß Anspruch 7 zur Herstellung von Mitteln
zur Behandlung von Krebserkrankungen.
15. Verwendung von Antikörpern gemäß Anspruch 11 zur Herstellung von Mitteln zur
Behandlung von Krebserkrankungen.
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