DE10060967A1 - Verfahren und Honvorrichtung zur Honbearbeitung - Google Patents
Verfahren und Honvorrichtung zur HonbearbeitungInfo
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Abstract
Bei einem Verfahren zur Honbearbeitung von Bohrungen in Werkstücken wird die Innenfläche einer Bohrung mittels eines Honwerkzeuges, das mindestens eine Meßeinrichtung aufweist, bei einer Umgebungstemperatur feinbearbeitet. Der Abstand zwischen der Innenfläche der Bohrung und der Meßeinrichtung wird gemessen. Der Innendurchmesser der Referenzeinrichtung relativ zu einem bei einer Referenztemperatur vorliegenden Bezugs-Innendurchmesser wird um ein Änderungsmaß geändert, das im wesentlichen proportional zum Produkt aus der Temperaturdifferenz zwischen Umgebungstemperatur und Referenztemperatur und dem thermischen Ausdehnungskoeffizienten des Werkstückmaterials ist. Der thermische Ausdehnungskoeffizient unterscheidet sich dabei signifikant vom thermischen Ausdehnungskoeffizienten von Stahlwerkstoffen.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Honvorrichtung
zur Honbearbeitung von Bohrungen in Werkstücken. Dabei wird
eine Innenfläche der Bohrung bei einer Umgebungstemperatur
mittels eines Honwerkzeuges, das mindestens eine Meßeinrich
tung aufweist, feinbearbeitet und der Abstand zwischen der
Innenfläche der Bohrung und der Meßeinrichtung gemessen.
Honverfahren werden zum Fein- bzw. Feinstbearbeiten von
Werkstückoberflächen eingesetzt, beispielsweise zur Feinbear
beitung von Innenflächen von Zylinderlaufbuchsen an Motor
blöcken. Die Werkstücke werden beim Honen im Durchmesser auf
ein Hundertsel Millimeter genau oder noch genauer bearbeitet.
Um dies zu überwachen werden Meßeinrichtungen eingesetzt, die
während des Honvorganges den Spanabtrag bzw. die Durchmesser
änderung am Werkstück messen. Hierzu werden vor allem pneuma
tische Meßeinrichtungen mit sogenannten Luftmeßdüsen ein
gesetzt. Um dabei Meßfehlern vorzubeugen, werden die Meßein
richtungen von Zeit zu Zeit in kurzen Bearbeitungspausen in
einer Referenzeinrichtung, beispielsweise einem Nullring,
geeicht. Ein solches Eichverfahren für eine Luftmeßein
richtung ist z. B. in der DE 42 06 141 beschrieben.
Die geforderten Maßgenauigkeiten liegen in einem Bereich, in
dem die Maßgenauigkeit durch Temperaturschwankungen der Um
gebungstemperaturen spürbar beeinflußt werden kann. Dabei
ist dann gegebenenfalls zu berücksichtigen, daß die Herstel
lung und Eichung der Referenzeinrichtung bei einer Referenz
temperatur, z. B. bei 20°C, stattfindet, während die Um
gebungstemperatur bei der Bearbeitung, z. B. in sommerlich
aufgeheizten Hallen, von der Referenztemperatur erheblich
abweichen kann.
Eine Möglichkeit, um temperaturbedingte Eich- und somit Meß
fehler zu vermeiden ist es, den gesamten Bearbeitungsvorgang
inclusive der Eichung der Meßeinrichtung bei der Referenztem
peratur durchzuführen. Hierzu ist es bekannt, temperaturkon
trollierte Räume, beispielsweise von der Umgebung gekapselte,
separat klimatisierte sogenannte "block houses" vorzusehen,
in denen der Honvorgang bei einer Umgebungstemperatur ab
läuft, die der Referenztemperatur der Referenzeinrichtung
entspricht. Diese Möglichkeit ist jedoch aufwendig und teuer.
Eine weitere Möglichkeit, temperaturbedingte Meßfehler zu
verhindern, ist eine Temperaturkompensation zwischen Um
gebungs- und Referenztemperatur (Temperature Compensation, An
Introduction to thermal correction of precision measurements,
Albion Devices Inc., 1995). Dabei wird das Eichergebnis com
putergesteuert auf die Referenztemperatur korrigiert. Hierzu
ist eine aufwendige Kalibrierung der Temperaturkompensations
einrichtung notwendig. Dabei müssen die Temperaturen der
Referenzeinrichtung, des Meßfühlers und des Werkstücks
definiert vorgegeben und dann verändert werden. Dazu ist
jedoch eine Apparatur notwendig, die diese Komponenten
kontrolliert erwärmt und/oder abkühlt. Die Temperaturen und
die Wärmeausdehnungen müssen in einem Simulationsprogramm
erfaßt werden. Erst dann kann eine Kalibrierkurve zur Kali
brierung der Kompensationseinrichtung ermittelt werden. Zum
Kalibrieren benötigt man, abgesehen von der aufwendigen und
teuren Hard- und Software, relativ viel Zeit. Darüber hinaus
ist die Kompensationseinrichtung mit hohen Anschaffungskosten
verbunden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und
eine Vorrichtung zur Honbearbeitung von Bohrungen zu schaf
fen, mit deren Hilfe temperaturbedingte Eich- bzw. Meßfehler
vermieden werden können.
Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung ein Verfahren
mit den Merkmalen des Anspruches 1 und eine Vorrichtung mit
den Merkmalen des Anspruches 5 vor. Weiterbildungen der
Erfindung sind in den Unteransprüchen dargestellt.
Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß
der Innendurchmesser der Referenzeinrichtung relativ zu einem
bei einer Referenztemperatur vorliegenden Bezugs-Innendurch
messer um ein Änderungsmaß geändert wird, das im wesentlichen
proportional zum Produkt aus der Temperaturdifferenz zwischen
Umgebungstemperatur und Referenztemperatur und dem ther
mischen Ausdehnungskoeffizienten des Werkstückmaterials ist.
Dabei unterscheidet sich der thermische Ausdehnungskoef
fizient signifikant vom Ausdehnungskoeffizienten von Stahl
werkstoff. Diese Änderung des Innendurchmessers erfolgt vor
zugsweise automatisch im wesentlichen zeitgleich mit und
proportional zu Temperaturänderungen der Umgebung der Refe
renzeinrichtung.
Die Referenzeinrichtung, vorzugsweise ein Nullring, ist in
der Regel aus Stahl. Bei Bearbeitung von Grauguß haben damit
die Referenzeinrichtung und das Werkstück im wesentlichen den
gleichen Temperaturausdehnungskoeffizienten. Eine Abweichung
von der Referenztemperatur hat damit für Werkstück und
Referenzeinrichtung die gleiche Maßänderung zur Folge. Die
Meßwertdifferenz zwischen Nullring und Werkstück ist damit
nicht temperaturabhängig. Bei Verwendung von Werkstücken, die
einen anderen Temperaturausdehnungskoeffizienten als die
Stahl-Referenzeinrichtung besitzen, ergibt sich dagegen eine
von der Temperatur abhängige Meßwertdifferenz. Weisen also
das Material des Werkstückes und das Material der Refe
renzeinrichtung unterschiedliche thermische Ausdehungsko
effizienten auf, kann es zu Eichfehlern kommen, wenn die
Eichung bei einer Temperatur durchgeführt wird, die von der
Referenztemperatur abweicht, bei der der vorgegebene Bezugs-
Innendurchmesser der Referenzeinrichtung festgelegt wurde. In
diesem Fall hat sich nämlich der Innendurchmesser der Refe
renzeinrichtung beim Übergang zwischen Referenztemperatur und
der bei der Bearbeitung und Nachjustierung herrschenden Um
gebungstemperatur um ein anderes Maß geändert als der Innen
durchmesser der Werkstückbohrung. Werden also beispielsweise
ein Werkstück aus Aluminium und eine Referenzeinrichtung aus
einem Stahlwerkstoff verwendet, so ändert sich der Innen
durchmesser des Werkstückes in einem größeren Maße als der
Innendurchmesser der Referenzeinrichtung. Dies wird beim
erfindungsgemäßen Verfahren dadurch verhindert, daß der
Innendurchmesser der Referenzeinrichtung relativ zu einem bei
einer Referenztemperatur vorgegebenen Bezugs-Innendurchmesser
um ein Änderungsmaß geändert wird, das im wesentlichen
proportional zum Produkt aus der Temperaturdifferenz zwischen
Umgebungstemperatur und Differenztemperatur und dem ther
mischen Ausdehnungskoeffizienten des Werkstückmaterials ist.
Eine Referenzeinrichtung im Sinne der Anmeldung ist jede zum
Eichen von gattungsgemäßen Meßeinrichtungen an Honvorrich
tungen geeignete Vorrichtung, beispielsweise ein Nullring
oder dergleichen. Als Referenztemperatur wird dabei die
Temperatur bezeichnet, bei der die Referenzeinrichtung mit
ihrem vorgegebenen Bezugs-Innendurchmesser hergestellt oder
selbst geeicht wurde. Die Referenztemperatur liegt in der
Regel bei 20°C. Als Umgebungstemperatur wird die Temperatur
bezeichnet, bei der das Honverfahren und das zwischenzeit
liche Eichen der Meßeinrichtung durchgeführt wird. Nicht
selten liegen die Umgebungstemperaturen deutlich höher als
die Referenztemperatur, z. B. in mit Glasdächern versehenen
Werkshallen während des Sommers. Sie können auch niedriger
als die Referenztemperatur liegen, z. B. nach Wochenenden
oder längeren Pausen im Winter. Die Umgebungstemperatur kann
jahreszeitlich bedingt und/oder während eines Tages stark
schwanken. Die Meßeinrichtung ist vorzugsweise eine pneuma
tische Meßeinrichtung, beispielsweise eine Luftmeßdüse, die
im Honwerkzeug angeordnet sein kann und während des Honens
in-situ den Ist-Durchmesser der zu bearbeitenden Bohrung
mißt.
Zur Nachjustierung der Meßeinrichtung wird die Meßeinrich
tung, insbesondere das gesamte Honwerkzeug mit der Meßein
richtung, in vorgebbaren Zeitabständen in die Referenzein
richtung eingefahren. Dabei wird zunächst über die Meßein
richtung der tatsächliche, bei Umgebungstemperatur vorlie
gende Innendurchmesser der Referenzeinrichtung gemessen. Der
gemessene Wert des Innendurchmessers wird nun mit dem bereits
bestimmten Bezugs-Innendurchmesser der Referenzeinrichtung
verglichen. Bei Abweichungen des gemessenen Wertes vom
vorgegebenen Wert wird die Meßeinrichtung nachjustiert.
Besonders bevorzugt wird eine Referenzeinrichtung aus einem
Material verwendet, das im wesentlichen den gleichen Wärme
ausdehnungskoeffizienten besitzt wie das Material des Werk
stücks. Dies ist am einfachsten dadurch zu erreichen, daß
eine Referenzeinrichtung aus dem gleichen Nichteisenmaterial
wie das Werkstück verwendet wird. Sollen Werkstücke, insbe
sondere Motorblöcke, aus Leichtmetall bearbeitet werden, so
wird bevorzugt eine Referenzeinrichtung aus dem gleichen
Leichtmetall verwendet. Als Leichtmetall wird bevorzugt
Aluminium bzw. eine Aluminiumlegierung verwendet. Aber auch
Magnesium bzw. Magnesiumlegierungen können eingesetzt werden.
Es ist jedoch auch möglich, eine Referenzeinrichtung aus
einem anderen Material als das Werkstück zu verwenden, das
jedoch im wesentlichen den gleichen Wärmeausdehnungskoeffizi
enten wie das Material des Werkstücks besitzt, beispielsweise
ein Werkstück aus Aluminium und eine Referenzeinrichtung aus
einem Sinterwerkstoff.
Es ist auch möglich, den Innendurchmesser der Referenzein
richtung mechanisch um ein Änderungsmaß zu verändern und ihn
somit an das Wärmeausdehnungsmaß des Werkstückes anzupassen.
Beispielsweise könnte der Innendurchmesser der Referenzein
richtung nach Art einer Blende eingestellt werden. Die aus
einem beliebigen Material bestehende Referenzeinrichtung
könnte auch auf eine von der Umgebungstemperatur abweichende
Temperatur erwärmt bzw. abgekühlt werden, um den Innendurch
messer der Referenzeinrichtung so einzustellen, daß er dem
Innendurchmesser entspricht, den eine aus dem Material des
Werkstücks bestehende Referenzeinrichtung bei der Umgebungs
temperatur hätte. Es ist auch möglich, daß die Referenzein
richtung mehrere verschieden große Innendurchmesser aufweist,
beispielsweise daß sie ein Paket von Nullringen mit überein
anderliegenden vorgegebenen Innendurchmessern ist. Die
Meßeinrichtung könnte dann an dem Nullring geeicht werden,
dessen Innendurchmesser dem Innendurchmesser eines aus dem
Material des Werkstücks bestehenden Nullrings bei der Um
gebungstemperatur entspricht. Es ist auch möglich einen
konisch ausgebildeten Nullring einzusetzen, bei dem ein von
der Temperatur bestimmter Innendurchmesser angefahren wird.
Weiter umfaßt die Erfindung eine Honvorrichtung zur Honbear
beitung von Bohrungen in Werkstücken, die eine Referenzein
richtung zum Nachjustieren einer Meßeinrichtung der Honvor
richtung aufweist. Dabei ist der Innendurchmesser der Refe
renzeinrichtung relativ zu einem bei einer Referenztemperatur
vorliegenden Bezugs-Innendurchmesser um ein Änderungsmaß
änderbar, das im wesentlichen proportional zum Produkt aus
der Temperaturdifferenz zwischen Umgebungstemperatur und
Referenztemperatur und dem thermischen Ausdehnungskoeffizien
ten des Werkstückmaterials ist. Der thermische Ausdehnungsko
effizient unterscheidet sich dabei signifikant vom thermi
schen Ausdehnungskoeffizienten von Stahlwerkstoffen.
Die Referenzrichtung hat vorzugsweise mindestens im Bereich
einer für die Messung vorgesehenen Innenfläche eine insbeson
dere verschleißbeständige Oberflächenbeschichtung und/oder
ist dort gehärtet. Dadurch wird der Verschleiß der Referenz
einrichtung an der für die Messung maßgeblichen Innenfläche,
der bei mehrmaligen Ein- und Ausfahren des die Meßeinrichtung
tragenden Honwerkzeuges in die Referenzeinrichtung zwangsläu
fig auftritt, reduziert. Dadurch kann die Maßhaltigkeit des
für die Eichung genutzten Innendurchmessers der Referenzein
richtung über viele Meßzyklen gewährleistet werden.
Für Details zur Ausbildung der Honvorrichtung wird auf die
vorgehende Beschreibung sowie die nachfolgende Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels verwiesen.
Die vorstehenden und weitere Merkmale gehen außer aus den
Ansprüchen auch aus der Beschreibung und den Zeichnungen
hervor, wobei die einzelnen Merkmale jeweils für sich allein
oder zu mehreren in Form von Unterkombinationen bei einer
Ausführungsform der Erfindung und auf anderen Gebieten ver
wirklicht sein und vorteilhafte sowie für sich schutzfähige
Ausführungen darstellen können, für die hier Schutz bean
sprucht wird. Die Unterteilung der Anmeldung in einzelne
Abschnitte sowie Zwischen-Überschriften beschränkt die unter
diesen gemachten Aussagen nicht in ihrer Allgemeingültigkeit.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung
dargestellt und wird im folgenden näher erläutert. Die
Zeichnungen zeigen:
Fig. 1 schematisch die Anordnung zweier Honwerkzeuge,
zweier Referenzeinrichtungen und zweier
Spülringe über einem zu bearbeitenden Werk
stück;
Fig. 2 die Änderung des Innendurchmessers einer
Aluminium-Werkstückbohrung und einer Stahl-
Referenzeinrichtung über der Temperatur sowie
die Änderung der Durchmesserdifferenz dieser
Innendurchmesser über der Temperatur und
Fig. 3 die Änderung des Innendurchmessers einer
Aluminium-Werkstückbohrung und einer Alumini
um-Referenzeinrichtung über der Temperatur
sowie die Änderungen der Durchmesserdifferenz
dieser Innendurchmesser über der Temperatur.
Die Fig. 1 zeigt die Anordnung zweier Referenzeinrichtungen
11 oberhalb der Oberseite 12 eines Werkstückes 13. Das
Werkstück 13 ist im beschriebenen Ausführungsbeispiel ein
Aluminium-Motorblock. Es weist parallel zueinander zwei zu
bearbeitende Bohrungen 14 auf, die beide gleichzeitig von
zwei Honwerkzeugen 15 bearbeitet werden sollen. Über jeder
Bohrung 14 ist ein Spülring 16 angeordnet, der in seinem
Innendurchmesser an das Werkzeug 15 angepaßt ist. Der Sp
ülring 16 dient zur Zuführung von Kühlschmierstoff in Form
von Honöl, um beim Honen entstehende Reibungswärme zwischen
Honwerkzeug und Werkstückbohrung bzw. Späne abzuführen.
Zwischen den Honwerkzeugen 15 in ihrer Stellung, in der sie
aus den Bohrungen 14 herausgefahren sind, und dem Werkstück
13 sind zwei bezüglich ihres Aufbaus identische oder symme
trische Referenzeinrichtungen 11 angeordnet. Im beschriebenen
Ausführungsbeispiel werden als Referenzeinrichtung 11 ein
oder mehrere Aluminium-Nullringe eingesetzt, die von einem
Träger gehalten werden. Alternativ könnten auch Nullringe aus
einem anderen Material verwendet werden, welches im Wesentli
chen den gleichen Wärmeausdehnungskoeffizienten wie Aluminium
hat. Es kann sich dabei z. B. um einen keramischen Werkstoff
und/oder um einen Sinterwerkstoff handeln. Mit Hilfe der
Nullringe wird eine Meßeinrichtung 17 zur Messung des Durch
messers der Bohrungen 14 von Zeit zu Zeit nachjustiert. Als
Meßeinrichtung 17 wird im beschriebenen Ausführungsbeispiel
eine Luftmeßeinrichtung mit zwei auf einem Durchmesser des
Honwerkzeuges 15 diametral gegenüberliegend angeordneten
Luftmeßdüsen 18 verwendet.
Zum Nachjustieren der Meßeinrichtung 17 wird das Honwerkzeug
15 so weit axial verschoben, daß seine Luftmeßdüse 18 inner
halb des zugehörigen, koaxial zur Bohrung angeordneten Null
ringes liegt. Sobald die Luftmeßdüse 18 in der Referenzein
richtung 11 liegt, wird eine Messung durchgeführt, bei der
der Innendurchmesser der Referenzeinrichtung 11 bestimmt
wird. Der ermittelte Wert des Innendurchmessers wird über
eine zugeordnete Anzeigeneinrichtung (nicht dargestellt)
abgelesen und/oder abgespeichert. Der Meßwert wird nun mit
dem definierten festen Durchmesser der Referenzeinrichtung
11 verglichen und auf den definierten festen Wert des Innen
durchmessers der Referenzeinrichtung 11 geeicht.
Bei der Honbearbeitung von Zylinderlaufbuchsen an Motor
blöcken aus Stahlwerkstoff gibt es in der Regel keine tem
peraturbedingten Probleme beim Eichen der Meßeinrichtung, da
herkömmliche Nullringe aus Stahlwerkstoff bestehen und somit
ungefähr den gleichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten
besitzen wie das Werkstück. Bei der Honbearbeitung von Alumi
nium-Motorblöcken können dagegen bei Verwendung von Stahl-
Nullringen temperaturbedingte Maßprobleme auftreten. In Fig.
2 ist dazu im linken Diagramm die Änderung des Innendurchmes
sers ∅ einer Aluminium-Werkstückbohrung 19 und eines Stahl-
Nullrings 20, als Funktion der Temperatur dargestellt. Bei
der Referenztemperatur TR, die im Bereich von ca. 20°C liegt,
ist der Innendurchmesser der Aluminium-Werkstückbohrung 19
identisch mit dem Bezugs-Innendurchmesser des Stahl-Nullrings
20. Wird die Temperatur jedoch auf eine, im beschriebenen
Ausführungsbeispiel gegenüber der Referenztemperatur TR
höhere, Umgebungstemperatur TU geändert, so zeigen die
Aluminium-Werkstückbohrung 19 und der Stahl-Nullring ein
deutlich unterschiedliches Temperaturverhalten. Der Innen
durchmesser der Aluminium-Werkstückbohrung 19 vergrößert sich
stärker als der Innendurchmesser des Stahl-Nullrings 20, so
dass bei Umgebungstemperatur zwei deutlich voneinander
verschiedene Innendurchmesser vorliegen. Je höher die Tempe
ratur gesteigert wird, desto größer wird die Differenz Δ∅
zwischen dem Innendurchmesser der Aluminium-Werkstückbohrung
19 und des Stahl-Nullrings 20, wie anhand der ansteigenden
Geraden 21 in Fig. 2 im rechten Diagramm dargestellt. Dies
liegt daran, dass im Vergleich zu Eisen- oder Stahlwerk
stoffen, wie beispielsweise Grauguß, der Wärmeausdehnungsko
effizient oder thermische Ausdehnungskoeffizient von Alumini
um oder anderen Leichtmetallwerkstoffen ungefähr um den
Faktor 2 größer ist. Der Wärmeausdehnungskoeffizient von
Aluminium liegt im Bereich von ca. 24 × 10-6K-1, während
typische Eisen- oder Stahlwerkstoffe thermische Ausdehnungs
koeffizienten im Bereich zwischen ca. 10 und 12 × 10-6K-1
haben. Der Innendurchmesser des Stahl-Nullrings erfährt also
eine geringere Wärmeausdehnung als der Innendurchmesser der
Bohrung am Aluminium-Motorblock, wenn sich die Temperatur
beispielsweise von der Referenztemperatur auf eine höhere Um
gebungstemperatur ändert. In der Regel liegt die Umgebungs
temperatur, bei der das Honverfahren durchgeführt wird, über
der Referenztemperatur. In unklimatisierten Fabrikhallen kann
es auch große jahreszeitbedingte Temperaturschwankungen
geben. Im Sommer beispielsweise kann die Umgebungstemperatur,
d. h. die Temperatur, die im Raum vorherrscht, in dem gehont
wird, leicht auf ca. 30°C oder höher ansteigen. Im Winter
kann z. B. nach dem Wochenende die Temperatur auch unter der
Referenztemperatur liegen. Unter diesen Bedingungen dehnt
sich bzw. zieht sich der Innendurchmesser der Bohrung am
Aluminium-Motorblock mehr aus bzw. mehr zusammen als der
Innendurchmesser des dazugehörigen Nullringes, wenn dieser,
wie herkömmlich üblich, aus Stahl besteht. Die Meßeinrichtung
würde in diesem Fall auf einen zu kleinen Durchmesser ge
eicht. Um die Genauigkeit der Eichung zu verbessern, ist die
Referenzeinrichtung 11 bzw. der Nullring, aus dem gleichen
Material wie das Werkstück. Im beschriebenen Ausführungsbei
spiel wird bei der Bearbeitung eines Aluminium-Motorblocks
ein Aluminiumnullring verwendet. In Fig. 3 ist dazu im
linken Diagramm die Änderung des Innendurchmessers einer
Aluminium-Werkstückbohrung 19 und eines Aluminium-Nullrings
22 als Funktion der Temperatur dargestellt. Bei der Refe
renztemperatur TR entspricht der Innendurchmesser der Alumi
nium-Werkstückbohrung 19 dem Bezugs-Innendurchmesser des
Aluminium-Nullrings 22. Wird die Temperatur auf die Umgebung
stemperatur TU erhöht, so ändert sich der Innendurchmesser
der Aluminium-Werkstückbohrung im gleichen Maße wie der
Innendurchmesser des Aluminium-Nullrings 22. Der Übersicht
halber wurden die beiden Innendurchmesserverläufe parallel
nebeneinander dargestellt, in Wirklichkeit liegen die beiden
Geraden jedoch aufeinander. Wie in Fig. 3 im rechten Dia
gramm an Hand der horizontal verlaufenden Gerade 23 darge
stellt, beträgt die Differenz zwischen dem Innendurchmesser
der Aluminium-Werkstückbohrung 19 und des Aluminium-Nullrings
22 unabhängig von der Temperatur stets Null. Die Referenz
einrichtung 11 und das Werkstück 13 weisen den gleichen ther
mischen Ausdehnungskoeffizienten auf. Somit sind Eichfehler
aufgrund unterschiedlichen Wärmeausdehnungsverhaltens aus
geschlossen.
Eine weitere Möglichkeit, die Genauigkeit der Eichung zu
verbessern besteht darin, das Honwerkzeug 15 während des
Eichens rotierend anzutreiben. Damit bleiben die Meßdüsen
zwar axial immer an der gleichen Stelle, in Umfangsrichtung
werden sie aber über den gesamten Umfang des Nullrings
bewegt. Auf diese Weise können Einflüsse des Ringverteilers
(nicht dargestellt) über den ein Luftstrom den Meßdüsen
zugeleitet wird, auf das Meßergebnis beseitigt werden.
Die Erfindung ist nicht nur bei der Bearbeitung von Werk
stücken vorteilhaft, deren Wärmeausdehnungskoeffizient deut
lich höher als derjenige von Eisen- und Stahlwerkstoffen
liegt, sondern auch bei Werkstücken aus Materialien, deren
thermischer Ausdehnungskoeffizient deutlich niedriger liegt,
z. B. im Bereich unterhalb von 8 bis 10 × 10-6K-1.
Claims (13)
1. Verfahren zur Honbearbeitung von Bohrungen in Werk
stücken, wobei das Verfahren folgende Schritte umfaßt:
- - Feinbearbeiten einer Innenfläche der Bohrung bei einer Umgebungstemperatur mittels eines Honwerk zeuges, das mindestens eine Meßeinrichtung auf weist.
- - Messen des Abstandes zwischen der Innenfläche der Bohrung und der Meßeinrichtung.
- - Änderung des Innendurchmessers der Referenzeinrich tung relativ zu einem bei einer Referenztemperatur vorliegenden Bezugs-Innendurchmesser um ein Ände rungsmaß, das im wesentlichen proportional zum Produkt aus der Temperaturdifferenz zwischen Um gebungstemperatur und Referenztemperatur und dem thermischen Ausdehnungskoeffizienten des Werkstück materials ist, wobei der thermische Ausdehnungsko effizient sich signifikant vom thermischen Ausdeh nungskoeffizienten von Stahlwerkstoffen unterschei det.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Referenzeinrichtung aus einem Material verwendet
wird, das im wesentlichen den gleichen thermischen
Ausdehnungskoeffizienten besitzt wie das Material des
Werkstückes.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß eine Referenzeinrichtung aus dem gleichen
Material wie das Werkstück verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Referenzeinrichtung aus
einem Leichtmetallwerkstoff, insbesondere aus Aluminium
oder einer Aluminiumlegierung oder aus Magnesium oder
einer Magnesiumlegierung, verwendet wird.
5. Honvorrichtung zur Honbearbeitung von Bohrungen (14) in
Werkstücken (13), die eine Referenzeinrichtung (11) zum
Nachjustieren einer Meßeinrichtung (17) der Honvorrich
tung aufweist, wobei der Innendurchmesser der Referenz
einrichtung (11) relativ zu einem bei einer Referenztem
peratur vorliegenden Bezugs-Innendurchmesser um ein
Änderungsmaß änderbar ist, das im wesentlichen propor
tional zum Produkt aus der Temperaturdifferenz zwischen
Umgebungstemperatur und Referenztemperatur und dem
thermischen Ausdehnungskoeffizienten des Werkstück
materials ist, wobei der thermische Ausdehnungskoeffi
zient sich signifikant vom thermischen Ausdehnungs
koeffizienten von Stahlwerkstoffen unterscheidet.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Referenzeinrichtung (11) im wesentlichen aus einem
Material besteht, das im wesentlichen den gleichen
thermischen Ausdehnungskoeffizienten aufweist wie das
Material des Werkstückes (13).
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Referenzeinrichtung (11) aus dem
gleichen Material besteht wie das Werkstück (13).
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die Referenzeinrichtung (11) aus
einem Leichtmetallwerkstoff besteht, insbesondere aus
Aluminium oder einer Aluminiumlegierung oder aus Magne
sium oder einer Magnesiumlegierung.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Referenzeinrichtung, insbeson
dere der Nullring, im wesentlichen aus einem Material
mit einem Wärmeausdehnungskoeffizienten besteht, der bei
typischen Umgebungstemperaturen kleiner als ca. 10 ×
10-6K-1 oder größer als ca. 12 × 10-6K-1 ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die Referenzeinrichtung (11) minde
stens im Bereich einer für die Messung vorgesehenen
Innenfläche eine vorzugsweise verschleißbeständige
Oberflächenbeschichtung aufweist und/oder gehärtet ist.
11. Referenzeinrichtung, insbesondere Nullring, zum Nachjus
tieren einer Meßeinrichtung einer Honvorrichtung, da
durch gekennzeichnet, daß er im wesentlichen aus einem
Material mit einem Wärmeausdehnungskoeffizienten be
steht, der bei typischen Umgebungstemperaturen kleiner
als ca. 10 × 10-6K-1 oder größer als ca. 12 × 10-6K-1
ist.
12. Referenzeinrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie aus Leichtmetall, insbesondere aus
Aluminium oder einer Aluminiumlegierung oder aus Magne
sium oder einer Magnesiumlegierung besteht.
13. Referenzeinrichtung nach Anspruch 11 oder 12, gekenn
zeichnet durch mindestens ein Merkmal des kennzeichnen
den Teils von einem der Ansprüche 6, 7, 9 oder 10.
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2000
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