DE10052646A1 - Verfahren zur Herstellung von Funktionspolymeren sowie Schichten aus Funktionspolymeren auf Festkörperoberflächen über "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Funktionspolymeren sowie Schichten aus Funktionspolymeren auf Festkörperoberflächen über "lebende"/kontrollierte radikalische PolymerisationInfo
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- DE10052646A1 DE10052646A1 DE2000152646 DE10052646A DE10052646A1 DE 10052646 A1 DE10052646 A1 DE 10052646A1 DE 2000152646 DE2000152646 DE 2000152646 DE 10052646 A DE10052646 A DE 10052646A DE 10052646 A1 DE10052646 A1 DE 10052646A1
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Funktionspolymeren oder -oligomeren sowie ebenfalls Funktionspolymer- oder -oligomerschichten oder -schichtsystemen über "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisationen als freie Polymere (Homopolymere, Copolymere, Gradientencopolymere, Blockcopolymere, Pfropfcopolymere) oder chemisch durch Hauptvalenzbindungen angebunden an Festkörperoberflächen.
Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von einerseits
Funktionspolymeren oder -oligomeren sowie andererseits Funtionspolymer-
oder -oligomerschichten oder -schichtsystemen, die an beliebigen Festkörper
oberflächen über chemische Hauptvalenzbindungen angebunden sind, unter
Verwendung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation, da
durch gekennzeichnet, daß entweder
- a) bei der "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation solche poly merisierbaren chemische Spezies als Monomere oder als Makromonomere verwendet werden, die bestimmte spezifische funktionelle Eigenschaften be sitzen und diese Eigenschaften auch dem daraus hergestellten Oligomer oder Polymer verleihen, wobei die resultierenden Oligomere oder Polymere sowie solche in Oligomer- oder Polymerschichten oder -schichtsystemen als Homopolymere oder als statistische Copolymere oder als Gradientencopo lymere oder als Blockcopolymere oder als Pfropfcopolymere hergestellt wer den können, mit herkömmlichen Co-/Monomeren oder Makromonomeren oder Mischungen aus Co-/Monomeren und Makromonomeren oder aus Mi schungen von Makromonomeren, die das Oligomer oder Polymer mit zu sätzlichen spezifischen funktionellen Eigenschaften ausstatten, oder
- b) die über eine "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation hergestell ten Oligomeren oder Polymeren oder Oligomer- oder Polymerschichten nachträglich polymeranalog modifiziert werden unter Erhalt des Polymerisa tionsgrades durch chemische Anbindung von chemischen Spezies mit spezi fischen funktionellen Eigenschaften, über reaktive Zentren in den Polymer ketten oder am Ende der Polymerketten ("post-Polymerisations-Modifizie rung").
Als Funktionspolymere werden in dieser Schrift Polymere bezeichnet, die in der
Polymerkette, am Ende der Polymerkette, oder als Seitengruppe/n chemische
Spezies tragen, welche eine spezifische funktionelle Eigenschaft besitzen und
diese Eigenschaft an das Oligomer oder Polymer binden.
Spezifische funktionelle Eigenschaften weisen chemisch homogene oder hete
rogene Spezies ("Funktionsstoffe"), auch Hybride aus anorganischen und orga
nischen Komponenten oder auch Mikro- und Nanopartikel auf, die als Farb
stoffe, Fluoreszenzfarbstoffe, optische Aufheller, photographische Sensibilisa
toren, Interferenzfarbstoffe, Chromophore mit nichtlinearen optischen Eigen
schaften, Farbstoffe mit lichtsammelnden Eigenschaften, photochrome Stoffe,
Flüssigkristalle, Stoffe, welche die optische Herstellung von Oberflächenreliefs
gestatten, (aktive) Pigmente, Chemolumineszenzstoffe, Elektrolumineszenz
stoffe, piezoelektrische Stoffe, ferroelektrische Stoffe, elektrisch leitfähige
Stoffe, elektrisch halbleitende Stoffe, elektrisch isolierende Stoffe, antistatische
Stoffe, permeationsinhibierende Stoffe, permeationsfördernde Stoffe, Stoffe zur
Verbesserung der Medienbeständigkeit, gleitaktive Stoffe, Stoffe zur Steuerung
der Materialhärte, Stoffe zur Verbesserung der Abriebfestigkeit, Stoffe zur Ver
besserung der Rutschfestigkeit, Stoffe zur Kompatibilisierung mit dem umge
benden Milieu (beispielsweise Hydrophobierung, Hydrophilierung, Biokompati
bilisierung, Dispergierbarkeit, Phasenanbindung), Stoffe mit schmutzabweisen
der Wirkung, metallbindende Stoffe, magnetische Stoffe, Lichtschutzmittel,
Korrosionsschutzmittel, Alterungsschutzmittel, radio-opaque Stoffe, Stoffe zur
Verbesserung der Temperaturbeständigkeit bzw. Wärmeformbeständigkeit,
Flammschutzmittel, Bakterizide, Antiseptika, antothrombogene Stoffe, Fungizi
de, pharmazeutische Wirkstoffträger, pharmazeutische Agens-Bindemittel (z. B.
für Diagnostika), Algizide, antifouling Stoffe, usw. bekannt sind und Verwen
dung finden.
Sofern das Verfahren der vorliegenden Erfindung Funktionspolymere oder -oli
gomere betrifft, die über chemische Hauptvalenzen an Festkörperoberflächen
angebunden sind, so kann dabei der Festkörper aus einem beliebigen Material
bestehen, von massiver oder poröser Beschaffenheit sein, in feinverteilter Form
vorliegen, auch nano-dimensioniert, natürlichen oder synthetischen Ursprungs
sein oder eine heterogene Oberflächenstruktur oder Oberflächenzusammen
setzung aufweisen. Für das Verfahren unerheblich sind des weiteren die physi
kalisch-mechanischen Eigenschaften des eingesetzten Festkörpers, wie z. B.
Härte, Duktilität, Deformierbarkeit, Oberflächenrauhigkeit, Magnetismus. Einzi
ge Voraussetzung ist, daß der verwendete Festkörper auf seiner Oberfläche
bereits chemische Eigenschaften aufweist, oder daß sich auf ihm chemische
Eigenschaften erzeugen lassen, welche die Anbindung chemischer Verbindun
gen über Hauptvalenzbindungen gestattet; dabei ist unter dem Begriff "Haupt
valenzbindung" das gesamte Spektrum chemischer Bindungen zu verstehen,
das durch die drei Grenzfälle kovalente, ionische und metallische Bindung so
wie der Übergänge zwischen den drei Grenzfällen gegeben ist. Festkörper, die
bereits die geeignete chemische Beschaffenheit zur Anbindung chemischer
Verbindungen mit sich bringen, verfügen auf ihrer Oberfläche beispielsweise
über Hydroxylgruppen. Andererseits ist bekannt, daß sich Oberflächen auch
unpolarer Stoffe, wie z. B. Poly(propen) oder Poly(tetrafluorethen), ohne weite
res mit reaktionsfähigen Gruppen, z. B. Hydroxylgruppen, ausrüsten lassen, z. B.
auf dem Wege der Plasmabehandlung.
Der Begriff der Festkörper-"Oberfläche" bezieht sich in diesem Zusammenhang
nicht nur auf Oberflächen im üblichen Sprachgebrauch, wobei im allgemeinen
die Grenzfläche zwischen einem Festkörper und einem Gas oder einer Flüssig
keit verstanden wird. Hierzu gehört auch die innere Oberfläche eines porösen
Materials. Darüber hinausgehend, in Anwendung oberflächenmodifizierter Ma
terialien, bezieht sich der Begriff der Oberfläche ganz allgemein auf beliebige
Phasengrenzflächen. So kann es sich bei einer Oberfläche z. B. auch um die
innere Oberfläche zwischen zwei verschiedenen Komponenten innerhalb eines
Verbundwerkstoffes handeln. Beispiele dieser Art sind Verbundwerkstoffe aus
einer Polymermatrix und einem anorganischen Verstärker, mit Farbstoffen ge
füllte Polymere oder ein Polymer-Metall-Verbund, ganz allgemein also Ver
bundwerkstoffe aus einer Polymermatrix und einem funktionellen Zusatz.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind nach dem vorliegend beschriebe
nen Verfahren hergestellte, mit Funktionsstoffen ausgerüstete Oligomere und
Polymere sowie Materialien, in denen solche Funktionsoligomere oder -polyme
re enthalten sind.
Im Stand der Technik wird das gewünschte physikalisch-chemische Eigen
schaftsprofil eines Kunststoffwerkstoffes durch das physikalische Einmischen
und/oder das chemische Lösen von Additiven mit spezifischen funktionellen
Eigenschaften in das Matrixpolymer generiert.
Die wissenschaftliche und Patentliteratur beschreibt in den jüngsten Jahren
zunehmend Beispiele, in denen Copolymere mit chemisch eingebauten Funkti
onsaufgaben hergestellt werden: Eine Werkstoffeigenschaft wird demnach
nicht durch ein Additiv generiert, das im Matrixpolymer dispergiert oder gelöst
wird, sondern das Matrixpolymer wird als Copolymer hergestellt, indem bei der
Polymerisation ein Comonomer eingesetzt wird, welches das Polymer mit einer
spezifischen funktionellen Eigenschaft ausrüstet. Dabei ist allgemein gebräuch
lich das Verfahren der klassischen, d. h. durch Radikalbildner in thermischer
oder strahlenchemischer Anregung durchgeführten radikalischen Polymerisati
on.
Die klassische radikalische Polymerisation gestattet, bei entsprechender Reak
tivität der zur Polymerisation gelangenden Comonomeren, die Herstellung von
statistischen Copolymeren mit steuerbarem Gehalt an dem einzubauenden
Comonomer.
Nach klassischem radikalischem Poymerisationsmechanismus sind in der Ver
gangenheit bereits viele Funktionsmonomere mit unterschiedlichen physikali
schen Eigenschaften homo- oder copolymerisiert worden.
So haben z. B. H. Bartels et al. einen Photosensibilisator homo- und copolyme
risiert [H. Bartels, M. L. Hallensleben, T. S. Wibowo, H. Wurm, "Photosensitive
Polymers. I. Uni- and Copolymerization Behaviour of 1,3-Bis(4-benzoyl-3-
hydroxyphenoxy)-2-propyl methacrylate", Polym. Bull. 21, 145 (1989)] und ge
zeigt, daß bei Anwendung klassischer radikalischer Initiierung Copolymere mit
unterschiedlichem Gehalt an Photosensibilisator mit statistischer Verteilung
entlang der Polymerkette erhalten werden.
A. Costela et al. [A. Costela, I. Garcia-Moreno, J. M. Figuera, F. Amat-Guerri,
R. Mallavia, M. D. Santa-Maria, R. Sastre, "Solid-state lasers based on modi
fied Rhodamine 6G dyes copolymerized with methacrylic monomers", J. Appl.
Phys. 80, 3167 (1996)] haben den Farbstoff Rhodamin 6G mit radikalisch po
lymerisierbaren C-C-Doppelbindungen versehen und zusammen mit Estern der
Methacrylsäure als Comonomeren daraus statistische Copolymere hergestellt,
welche die Funktion des Farbstoffes enthalten und für Feststofflaser Verwen
dung finden können.
In einem US Patent beschreiben K. M. Sharma et al. [K. M. Sharma, L. I.
Watson, "Stable waterborne polymeric colorant compositions having a dye co
valently bonded in a polymer backbone and their preparation", U.S. US Pat.
5637637 A (1997)] die Herstellung und die Eigenschaften eines in Wasser her
gestellten Polymers mit chemisch kovalent angebundenem Farbstoff.
Copolymere aus N,N-Dimethylacrylamid und 4-Phenylazophenylacrylat lassen
sich über die cis-trans-Isomerisierung der Azobenzolgruppe durch Licht rever
sibel in ihrer Wasserlöslichkeit schalten [R. Kröger, H. Menzel, M. L. Hallensle
ben, "Light controlled solubility change of polymers: copolymers of N,N-
dimethylacrylamide and 4-phenylazophenyl acrylate", Macromol. Chem. Phys.
195, 2291 (1994)].
Azofarbstoffe zur Verwendung in der nichtlinearen Optik wurden als Methacry
late von M. Kato et al. in Homo- und Copolymere über klassische radikalische
Polymerisation eingebaut [M. Kato, K. Kanda, T. Kimura, H. Matsuda, H. Naka
nishi, "Synthesis of polymers bearing azo dye chromophore with photocrosslin
kable moiety for nonlinear optics", Polym. Bull. 36, 407 (1996)].
Zweidimensional angeordnete Pigmentmonoschichten mit in aliphatische Ket
ten eingebauten Porphyrinfarbstoffen für die Anwendung als lichtsammelnde
Strukturen, hergestellt über die Langmuir-Blodgett-Technik, sind z. B. von B. W.
Gregory et al. beschrieben worden [B. W. Gregory, D. Vaknin, J. D. Gray, B. M.
Ocko, P. Stroeve, T. M. Cotton, W. S. Struve, "Two-dimensional pigment mo
nolayer assemblies for light-harvesting applications: structural characterization
at the air/water interface with X-ray specular reflectivity and on solid substrates
by optical absorption spectroscopy", J. Phys. Chem. B 101, 2006 (1997)].
Transparente photochrome Polymerschichten mit entsprechend über eine radi
kalische Polymerisation eingebauten Farbstoffen stellten D. Henry et al. her [D.
Henry, J. J. Vial, "Novel transparent photochromic organic materials", PCT
Appl. WO 97/03373 A1 (1997)]. Diese Materialien sollen als Sonnenschutz in
Kontaktlinsen und in Brillengläsern Verwendung finden.
Als elektrolumineszierende Moleküle sind z. B. gepfropfte Fluorpolymere mit in
ihnen enthaltenen elektrolumineszierenden Comonomeren beschrieben [T.
Nishikawa, M. Ono, "Manufacture of grafting fluoropolymer composition high
dielectrics and organic disperse electroluminescent devices", JP Pat. Appl. 94-
28037 15 (1994)].
Viele flüssigkristalline Polymere für ein breites Anwendungsgebiet werden
durch Einpolymerisieren von entsprechend flüssigkristallinen Monomeren, die
den flüssigkristallbildenden Rest als Estergruppierung in Acrylsäure- oder
Methacrylsäureestern enthalten, in Copolymere hergestellt [z. B. H. J. Haijema,
G. O. R. Alberda von Ekenstein, Y. Y. Tan, "The liquid-crystalline monomer N-
(p-methacryloyloxybenzylidene)-p-aminobenzoic acid: its synthesis, characte
rization and polymerization", Eur. Polym. J. 28, 1191 (1992)].
Schwer oder gar nicht zugänglich sind über das Verfahren der klassischen radi
kalischen Polymerisation sequenzierte Copolymere, oder auch Blockcopolyme
re mit zwei, drei oder auch mehreren Blöcken oder auch Gradientencopolyme
re. Begründet ist diese Schwierigkeit in der Kurzlebigkeit klassischer Radikale
in der Vinylpolymerisation, die es nicht gestattet, das aktive wachsende Kette
nende während der Polymerisationsprozesses zu erhalten oder gar das aktive
Kettenende nach der Aufarbeitung und Isolierung des Polymers wieder zur
Verfügung zu haben.
Dieses Problem ist durch die Verfahren der "lebenden"/kontrollierten radikali
schen Polymerisation gelöst worden, insbesondere durch den ATRP- (atom
transfer radical polymerization)-Mechanismus, wie er von K. Matyjaszewski et
al. eingeführt wurde [K. Matyjaszewski, S. Coca, S. Gaynor, Y. Nakagawa,
S. M. Jo, "Preparation of Novel Homo- and Copolymers using Atom Transfer Ra
dical Polymerization", WO 98/01480 (Int. Publ. 15. 01. 1998)].
Zudem ist durch die Druckschrift von D. M. Haddleton et al. [D. M. Haddleton,
M. C. Crossman, K. H. Hunt, C. Topping, C. Waterson, K. G. Suddaby, "Iden
tifying the Nature of the Active Species in the Polymerization of Methacrylates:
Inhibition of Methyl Methacrylate Homopolymerizations and Reactivity Ratios for
Copolymerization of Methyl Methacrylate/n-Butyl Methacrylate in Classical
Anionic, Alkyllithium/Trialkylaluminum-Initiated, Group Transfer Polymerization,
Atom Transfer Radical Polymerization, Catalytic Chain Transfer, and Classical
Free Radical Polymerization", Macromolecules 30, 3992, (1997)] belegt, daß
bei Anwendung des ATRP-Mechanismus die relative Reaktivität von Comono
meren nahezu gleich ist derjenigen bei der Anwendung eines klassischen Po
lymerisationsmechanismus über freie Radikale, so daß die literaturbekannten
Copolymerisationsparameter (auch r-Parameter genannt) praktisch unverändert
auch für den ATRP-Mechanismus Geltung haben. Dies verleiht dem ATRP-
Mechanismus nach K. Matyjaszewski et al. eine große praktische Bedeutung in
der Herstellung von statistischen Copolymeren. Der ATRP-Mechanismus er
möglicht es jedoch darüber hinaus, Blockcopolymere und, bei Verwendung von
Makromonomeren, Pfropfcopolymere mit gezielter Sequenz nach einem radika
lischen Polymerisationsmechanismus herzustellen.
So haben H. Böttcher et al. gezeigt, daß bei einem heterophasigen Verfahren
auf Silica nach dem ATRP-Mechanismus aufgepfropften Poly(styrol), selbst
nach der Aufarbeitung und Lagerung des Reaktionsproduktes an der Luft über
längere Zeit, die Kettenenden der Pfropfäste nahezu vollständig wieder aktiviert
werden können, um auf sie eine zweite Generation von Poly(styrol) blockartig
aufwachsen zu lassen [H. Böttcher, M. L. Hallensleben, S. Nuß, H. Wurm,
"ATRP grafting from silica surface to create first and second generation of
grafts", Polym. Bull. 44, 223 (2000)].
Eine größere Anzahl von Arbeiten ist bekannt, in denen ein mono-, bi- oder hö
her funktioneller, polymerer ATRP-Initiator für die Herstellung von Blockcopo
lymeren verwendet wird.
Jankova et al. [K. Jankova, J. H. Trueselsen, X. Chen, J. Kops, W. Batsberg,
"Controlled/"living" atom trasfer radical polymerization of styrene in the synthe
sis of amphiphilic diblock copolymers from a poly(ethylene glycol) macroinitia
tor", Polym. Bull. 42, 153 (1999)] verwendeten einen wasserlöslichen Po
ly(ethylenglykol-monomethylether), dessen freie OH-Gruppe sie mit 2-
Chlorpropionylchlorid zu einem monofunktionellen polymeren ATRP-Initiator
umwandelten, um dann Styrol zur Bildung eines Zweiblockcopolymer zu initiie
ren.
Nach dem gleichen Prinzip gingen K. Jankova et al. [K. Jankova, J. Kops, X.
Chen, B. Gao, W. Batsberg, "Synthesis of poly(styrene-b-isobutylene-b-styrene)
triblock copolymer by ATRP", Polym. Bull. 41, 639 (1998)] vor, indem sie einen
zentralen Block aus Isobutylen bifunktionell als polymeren ATRP-Initiator aus
statteten und dann zur Initiierung von Styrol benutzten.
K. Matyjaszewski et al. [M. H. Acar, K. Matyjaszewski, "Block copolymers by
transformation of living anionic polymerization into controlled/"living" atom
transfer radical polymerization", Macromol. Chem. Phys. 200, 1094 (1999)]
wandelten ein monofunktionell carbonionisch "lebendes" Poly(styrol) mit 2-
Bromisobutyrylbromid in den entsprechenden polymeren ATRP-Initiator um und
initiierten damit die Blockbildung durch Aufpolymerisieren von Methacrylat, n-
Butylacrylat, Methylmethacrylat und von Acrylnitril zu Zweiblockcopolymeren.
Die Synthese von Blockcopolymeren hat stets zum Ziel, zwei oder mehrere
Polymerketten mit unterschiedlichen chemischen und/oder physikalischen Ei
genschaften zu einem einzigen Makromolekül zu verknüpfen. So kann man
mittels ATRP beispielsweise ein Zweiblockcopolymer erhalten, das einen was
serlöslichen (hydrophilen) und einen wasserunlöslichen (hydrophoben) Teil li
near chemisch verknüpft enthält [X. Zhang, K. Matyjaszewski, "Synthesis of
hydrophilic-hydrophobic AB and ABA block copolymers by atom transfer radical
polymerization", ACS Polym. Div., Polym. Prepr. 39, 560 (1998)].
Auch die direkte Copolymerisation von zwei Comonomeren unter ATRP-
Bedingungen zu Blockcopolymeren ist bekannt. So berichten K. Matyjaszewski
et al. über eine einfache Synthese von Blockcopolymeren als Eintopfreaktion
unter Benutzung von ATRP [K. Matyjaszewski, D. A. Shipp, G. P. McMurty, S.
G. Gaynor, T. Pakula, "Simple and Effective One-Pot Synthesis of (Meth)Acrylic
Block Copolymers Through Atom Transfer Radical Polymerization", J. Polym.
Sci., Part A, Polym. Chem. 38, 2023 (2000)].
Aber auch einfach endfunktionalisierte Polymere sind über den ATRP-
Mechanismus zugänglich. Wegen des "lebenden" Charakters dieser radikali
schen Polymerisation bleiben die wachsenden Endgruppen während des
Wachstumsprozesses stets chemisch identisch und überstehen auch eine Auf
arbeitung und Isolierung der Polymerketten, s. dazu die Druckschrift von H.
Böttcher et al. [H. Böttcher, M. L. Hallensleben, S. Nuß, H. Wurm, "ATRP graf
ting from silica surface to create first and second generation of grafts", Polym.
Bull. 44, 223 (2000)]. Eine Endfunktionalisierung nach dem ATRP-Mechanis
mus ist auch möglich, indem man noch vor der Aufarbeitung des Polymers,
noch während der Polymerisation nach Verbrauch des zu polymerisierenden
Monomers, eine andere funktionelle Endgruppe einfügt (D. M. Haddleton, C.
Waterton, P. J. Derrick, C. B. Jasieczek, A. J. Shooter, "Monohydroxy terminally
functionalized poly(methyl methacrylate) from atom transfer radical polymeriza
tion", Chem. Commun. 1997, 683].
Die Vielfältigkeit der durch ATRP möglichen Molmassen und molekularen Ar
chitekturen bei Blockcopolymeren kommt zum Ausdruck in der Schrift von K.
Matyjaszewski et al. [K. A. Davis, B. Charleux, K. Matyjaszewski, "Preparation
of Block Copolymers of Polystyrene and Poly(t-butyl acrylate) of Various Mo
lecular Weights and Architectures by Atom Transfer Radical Polymerization", J.
Polym. Sci., Part A, Polym. Chem. 38, 2274 (2000)], in der über lineare und
sternförmig gebaute Blockcopolymere berichtet wird.
Die bis vor kurzem nur für lösliche oder in flüssiger Phase vorliegende Verbin
dungen beschriebene Reaktion der "lebenden"/kontrollierten radikalischen
Polymerisation nach dem ATRP-Mechanismus (Homogenreaktion) wurde von
H. Böttcher et al. auf ein heterogenes Verfahren übertragen [H. Böttcher, M. L.
Hallensleben, H. Wurm, "Verfahren zur chemischen Modifizierung von Fest
stoffoberflächen durch "lebende"/kontrollierte Radikalreaktionen", DE 198 38 241 A1
(Offenl. 24. 02. 2000); H. Böttcher, M. L. Hallensleben, H. Wurm,
"Verfahren zur Herstellung von definierten Schichten oder Schichtsystemen",
WO 00/11043 (Int. Publ. 02. 03. 2000); H. Böttcher, M. L. Hallensleben, S. Nuß,
H. Wurm, "ATRP grafting from silica surface to create first and second genera
tion of grafts", Polym. Bull. 44, 223 (2000)]. In diesem Verfahren werden ATRP-
Initiatoren an Oberflächen beliebiger Festkörper chemisch gebunden und da
von ausgehend über eine "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation
definierte Schichten oder Schichtsysteme aus Polymeren oder Oligomeren mit
kontrolliertem Aufbau erzeugt, wobei die Schichten über chemische Hauptva
lenzen an die Festkörperoberfläche gebunden sind. H. Böttcher et al. haben in
der zitierten Literatur DE 198 38 241 A1 und WO 00/11043 ausgeführt, daß
einerseits die Polymerisationen mit radikalisch polymerisierbaren Monomeren
oder Makromonomeren oder mit Monomer- oder Makromonomergemischen
oder mit Gemischen aus Monomeren und Makromonomeren durchgeführt wer
den können und daß andererseits in Schritten, die auf eine Polymerisation fol
gen, die Polymerschichten polymeranalog modifiziert werden können. D. h. an
funktionellen Gruppen der an den Festkörper angebundenen Oligomer- oder
Polymerketten können mit geeigneten Reaktanden chemische Umwandlungen
unter Erhalt des Polymerisationsgrades durchgeführt werden. Dabei können die
funktionellen Gruppen durch jede einzelne Monomereinheit gegeben sein oder
aber durch die "lebende" Endgruppe. Bei den geeigneten Reaktanden kann es
sich um nieder- oder hochmolekulare, auch heterogene, handeln.
Weiterhin ist ausgeführt, daß die so entstandenen Festkörper-Polymer-
Schichtsysteme durch Vernetzungsreaktionen in dreidimensionale Polymerma
trizes chemisch eingebunden werden können.
Als weiterer wichtiger Aspekt weisen die Autoren darauf hin, daß Festkörper
partikel, von denen aus die "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation
ausgelöst wird, während der Polymerisation und auch nach der Polymerisation
individuelle Festkörperpartikel bleiben.
Die hier wiedergegebene Auswahl an Arbeiten zur Herstellung von statistischen
Copolymeren oder endfunktionalierten Polymeren oder Gradientencopolymeren
oder Blockcopolymeren oder Pfropfcopolymeren oder polymeranalog modifi
zierten Polymeren belegt den Stand des Wissens und der Technik über die
Möglichkeiten der gezielten Herstellung von Oligomeren oder Polymeren und
festkörpergebundenen Schichten von Oligomeren oder Polymeren mit ge
wünschtem und definiertem Aufbau unter Benutzung der "lebenden"/kontrol
lierten radikalischen Polymerisation, insbesondere des ATRP-Mechanismus
nach der Lehre von K. Matyjaszewski et al. in der Druckschrift WO 98/01480.
Die Verfahren des Standes der Technik weisen folgende Nachteile auf:
Wird eine Werkstoffeigenschaft dadurch generiert, daß ein Funktionsstoff als
"Additiv" im weitesten Sinne im Matrixpolymer lediglich dispergiert wird, so ist
die Verteilung des Funktionsstoffes im Matrixpolymer oft eine schwierige Auf
gabe, z. B. aufgrund hydrophil/hydrophober Wechselwirkungen oder hoher
Oberflächenenergie von Mischungskomponenten. Funktionsstoffe lassen sich
in einem Mischungsansatz bestenfalls nur gleichmäßig verteilen, nicht gezielt
positionieren. Dispergierte Stoffe sind im Matrixpolymer nicht fest verankert,
haben ggf. nachteilige Wirkung auf mechanische Werkstoffeigenschaften, dif
fundieren u. U. aus dem Werkstoff, besonders bei erhöhter Temperatur und bei
Quellung des Werkstoffes und sind mit geeigneten Lösemitteln ggf. daraus lös
lich und extrahierbar. Dadurch verschlechtert sich nicht nur die durch den
Funktionsstoff bedingte Werkstoffeigenschaft, sondern die Umgebung des
Werkstoffes wird auch durch u. U. toxische Funktionsstoffe kontaminiert. Dieser
Aspekt verdient bei toxischen Additiven (auch Farbstoffen) grundsätzlich Be
achtung, da auf Werkstoffoberflächen stets eine endliche Konzentration des
Stoffes vorhanden ist. Im Matrixpolymer lösliche Funktionsstoffe lassen sich
besser homogen verteilen, im übrigen gelten jedoch für sie weiter die o. g.
Nachteile.
Werden nach klassischem radikalischem Polymerisationsmechanismus Copo
lymere mit chemisch eingebauten Funktionsaufgaben hergestellt, indem bei der
Polymerisation ein Comonomer eingesetzt wird, welches das Polymer mit einer
spezifischen funktionellen Eigenschaft ausstattet, so werden auf diesem Wege,
bei entsprechender Reaktivität der zur Polymerisation gelangenden Comono
meren, statistische Copolymere mit steuerbarem Gehalt an dem einzubauen
den Comonomer zugänglich, bei denen auch eine "post-Polymerisations-
Modifizierung" möglich ist, um so Spezies mit spezifischen funktionellen Eigen
schaften mittels einer chemischen Bindung am Polymer zu verankern. Über das
Verfahren der klassischen radikalischen Polymerisation zugängliche Polymere
weisen allerdings stets eine breite Kettenlängenverteilung auf und die Ketten
längen können nur ungenügend kontrolliert werden. Schwer oder gar nicht zu
gänglich sind sequenzierte Copolymere, oder auch Blockcopolymere mit zwei,
drei oder auch mehreren Blöcken oder auch Gradientencopolymere oder ledig
lich am Kettenende funktionalisierte Polymere. Es besteht auch nicht die für
eine Werkstoffkomposition bedeutsame Möglichkeit, an Festkörperoberflächen
über chemische Hauptvalenzen angebundene Polymerschichten zu erzeugen,
ohne gleichzeitig und in größerem Umfange auch ungebundenes Polymer zu
erzeugen.
Ein ihre Anwendbarkeit stark einschränkender Nachteil der klassischen radika
lischen Polymerisation ist zudem ihre Empfindlichkeit gegen funktionelle Gruppen
in Funktionsstoffen (z. B. die Azobenzol-Gruppe), welche die Polymerisati
on stören oder gar inhibieren.
Gegenüber der klassischen radikalischen Polymerisation weist die "lebende"/
kontrollierte radikalische Polymerisation, insbesondere nach dem ATRP-
Mechanismus, die im Zusammenhang mit ersterer genannten Schwächen nicht
auf. Unter Verwendung des Verfahrens der "lebenden"/kontrollierten radikali
schen Polymerisation Funktionspolymere oder Schichten aus Funktionspolyme
ren auf Festkörperoberflächen herzustellen, in denen Spezies mit spezifischen
funktionellen Eigenschaften, die sich in ihrer Chemie deutlich von Standard-
Monomeren unterscheiden, chemisch über Hauptvalenzen gebunden sind, ist
in der Literatur bisher nicht beschrieben und daher nicht Stand des Wissens
und der Technik.
Die zu lösende technische Aufgabe besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung
von einerseits Funktionspolymeren oder -oligomeren sowie andererseits Funk
tionspolymer- oder -oligomerschichten oder -schichtsystemen, die an beliebi
gen Festkörperoberflächen über chemische Hauptvalenzbindungen angebun
den sind, zur Verfügung zu stellen, das zugleich die Möglichkeit erschließt, die
Architektur der Polymere und der Polymerschichten, besonders auch hinsicht
lich des Einbaus von Spezies mit spezifischen funktionellen Eigenschaften in
ein Homopolymer oder in Copolymere mit statistischer, blockartiger oder block
artig-verzweigter Struktur oder Gradientenstruktur weitestgehend nach Belieben
zu gestalten oder auch eine solche Funktionalität lediglich als Endgruppe in ein
Homo- oder Copolymer einzubauen.
Spezifische funktionelle Eigenschaften weisen chemisch homogene oder hete
rogene Spezies, auch Hybride aus anorganischen und organischen Kompo
nenten oder auch Mikro- und Nanopartikel auf, die als Farbstoffe, Fluores
zenzfarbstoffe, optische Aufheller, photographische Sensibilisatoren, Interfe
renzfarbstoffe, Chromophore mit nichtlinearen optischen Eigenschaften, Farb
stoffe mit lichtsammelnden Eigenschaften, photochrome Stoffe, Flüssigkristalle,
Stoffe, welche die optische Herstellung von Oberflächenreliefs gestatten,
(aktive) Pigmente, Chemolumineszenzstoffe, Elektrolumineszenzstoffe, piezo
elektrische Stoffe, ferroelektrische Stoffe, elektrisch leitfähige Stoffe, elektrisch
halbleitende Stoffe, elektrisch isolierende Stoffe, antistatische Stoffe, permeationsinhibierende
Stoffe, permeationsfördernde Stoffe, Stoffe zur Verbesserung
der Medienbeständigkeit, gleitaktive Stoffe, Stoffe zur Steuerung der Material
härte, Stoffe zur Verbesserung der Abriebfestigkeit, Stoffe zur Verbesserung
der Rutschfestigkeit, Stoffe zur Kompatibilisierung mit dem umgebenden Milieu
(beispielsweise Hydrophobierung, Hydrophilierung, Biokompatibilisierung, Die
spergierbarkeit, Phasenanbindung), Stoffe mit schmutzabweisender Wirkung,
metallbindende Stoffe, magnetische Stoffe, Lichtschutzmittel, Korrosions
schutzmittel, Alterungsschutzmittel, radio-opaque Stoffe, Stoffe zur Verbesse
rung der Temperaturbeständigkeit bzw. Wärmeformbeständigkeit, Flamm
schutzmittel, Bakterizide, Antiseptika, antothrombogene Stoffe, Fungizide,
pharmazeutische Wirkstoffträger, pharmazeutische Agens-Bindemittel (z. B. für
Diagnostika), Algizide, antifouling Stoffe, usw. bekannt sind und Verwendung
finden.
Diese technische Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren
zur Herstellung von einerseits Funktionspolymeren oder -oligomeren sowie an
dererseits Funktionspolymer- oder -oligomerschichten oder -schichtsystemen,
die an beliebigen Festkörperoberflächen über chemische Hauptvalenzbindun
gen angebunden sind, unter Verwendung einer "lebenden"/kontrollierten radi
kalischen Polymerisation und bei dem alternativ wie folgt verfahren wird:
- a) Über eine "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation, insbesondere
nach dem ATRP-Mechanismus, hergestellte Co-/Polymere, Co-/Oligomere
oder Co-/Polymer- oder Co-/Oligomerschichten werden polymeranalog mo
difiziert unter Erhalt des Polymerisationsgrades durch chemische Anbindung
von chemischen Spezies mit spezifischen funktionellen Eigenschaften, über
reaktive Zentren in den Polymerketten oder am Ende der Polymerketten
("post-Polymerisations-Modifizierung").
Bei den Spezies mit spezifischen funktionellen Eigenschaften kann es sich auch um Mischungen verschiedener Spezies handeln. Außerdem kann die polymeranaloge Umsetzung in Schritten erfolgen, jeweils nach einem Poly merisationsschritt, bei dem auch unterschiedliche Monomere oder Comono meren oder Makromonomere eingesetzt werden können. - b) Bei der "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation, insbesonde
re nach dem ATRP-Mechanismus, werden solche polymerisierbaren chemischen
Spezies verwendet, die bestimmte spezifische funktionelle Eigen
schaften besitzen und diese Eigenschaften auch dem daraus hergestellten
Oligomer oder Polymer verleihen. Diese Oligomere oder Polymere können
als Homopolymere oder als statistische Copolymere oder als Gradientenco
polymere oder als Blockcopolymere oder als Pfropfcopolymere hergestellt
werden, mit herkömmlichen Co-/Monomeren oder Makromonomeren, aus
denen Polymerwerkstoffe erzeugt werden, oder mit solchen polymerisierba
ren Spezies als Co-/Monomere oder Makromonomere, die das Oligomer
oder Polymer mit zusätzlichen spezifischen funktionellen Eigenschhaften
ausstatten.
Die "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation kann auch in Schrit ten erfolgen, um ein zweites oder weiteres Polymer-Kettensegment mit einer anderen chemischen Zusammensetzung und damit einer anderen darin im plementierten spezifischen chemischen oder physikalischen Eigenschaft zu erzeugen.
Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß sich nach
einem überaus breit anwendbaren Grundprinzip eine Polymer-/Werkstoffar
chitektur, auch eine sehr komplexe, mit darin integrierten Funktionsstoffen -
auch zugleich mehreren mit verschiedener Funktion - gezielt aufbauen läßt.
Funktionsstoffe lassen sich bedarfsweise gezielt in Kettensegmenten der Oli
gomere oder Polymere einbauen, z. B. nahe den Enden von Polymer-
Pfröpflingen konzentrieren: Einerseits bleiben damit die Werkstoffeigenschaften
des unmodifizierten Polymers bzw. der umgebenden Polymerschichten unbe
rührt, andererseits kommt es für die effiziente Wirkung der Funktionsstoffe u. U.
darauf an, daß sie sich in der Oberflächenschicht des Werkstoffes befinden
(z. B. bei Farbstoffen, Flammschutzmitteln, Carriern etc.).
Mit (u. U. wertvollen) Funktionsstoffen läßt sich sehr sparsam umgehen, da die
se Stoffe im Schichtaufbau gezielt gebunden werden können.
Mit dem Verfahren der "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation
ausgehend von Festkörperoberflächen läßt sich eine über chemische Haupt
valenzbindungen gebundene, in der Dichte sowie in der Dicke einstellbare Be
legung der Festkörperoberfläche mit Funktionsstoffen erzielen, die bei Bedarf
durch eine weitere Polymerschicht geschützt werden kann.
Sind die nach dem beschriebenen Verfahren mit Funktionsstoffen ausgerüste
ten Oligomere oder Polymere über chemische Hauptvalenzbindungen an Fest
körper gebunden, so bleiben die Oligomere oder Polymere mit den darin inte
grierten Funktionsstoffen weitestgehend unabhängig vom umgebenden Medi
um (Ausnahme: ionische Bindung) unlösbar mit dem Festkörper verbunden.
In Polymeren gebundene Funktionsstoffe diffundieren nicht aus dem Werkstoff
und sind aus dem Werkstoff auch nicht auswaschbar. Dadurch bleibt nicht nur
die Qualität der nach dem beschriebenen Verfahren mit Funktionsstoffen aus
gerüsteten Werkstoffe erhalten, sondern die Umgebung der Werkstoffe wird
auch nicht durch austretende Funktionsstoffe kontaminiert. So bleiben bei
spielsweise evtl. toxische Eigenschaften von Funktionsstoffen an das Träger
matrial gebunden.
Einzige Voraussetzung für die Verwendbarkeit von chemischen Spezies mit
spezifischen funktionellen Eigenschaften ("Funktionsstoffen") in dem erfin
dungsgemäßen Verfahren ist die Verfügbarkeit von geeigneten reaktiven Zen
tren an diesen Spezies, um darüber den Einbau in die Funktionspolymere und
Funktionsoligomere vornehmen zu können. Diese reaktiven Zentren können
bereits in literaturbekannten Funktionsstoffen originär vorhanden sein oder in
Abwandlung dieser Funktionsstoffe durch chemische Derivatisierung/Funktio
nalisierung eingeführt werden.
Als geeignete reaktive Zentren kommt eine Vielzahl von funktionellen Gruppen
in Betracht. Beispielhaft seien die folgenden funktionellen Gruppen genannt:
Funktionsstoffe, die sich leicht in der "post-Polymerisations-Modifizierung" ver
wenden lassen, verfügen beispielsweise über Hydroxylgruppen. Andererseits
ist bekannt, daß sich Oberflächen auch unpolarer Festkörper, wie z. B. Po
ly(propen) oder Poly(tetrafluorethen), ohne weiteres mit reaktionsfähigen Grup
pen, z. B. Hydroxylgruppen, ausrüsten lassen, z. B. auf dem Wege der Plasma
behandlung.
Bei der "post-Polymerisation-Modifizierung" können die Verknüpfungen mit dem
Polymer durch Substitutions-, Additions- oder Kondensationsreaktionen erzeugt
werden.
Sofern die Funktionsstoffe in dem erfindungsgemäßen Verfahren als Co-
/Monomere oder Makromonomere, also polymerisierbare Spezies, zum Einsatz
kommen sollen, so müssen diese Funktionsstoffe - ggf. über zuvor genannte,
evtl. auch nachträglich erzeugte reaktive Zentren - in einer chemischen Deriva
tisierung mit polymerisierbaren C-C-Doppelbindungen ausgestattet werden.
Bevorzugt werden solche polymerisierbaren C-C-Doppelbindungen als Styryl-
Rest oder als Acryl- oder Methacryl-Rest eingeführt, da solche Gruppen beson
ders für eine Durchführung der ATRP geeignet sind.
Auch Funktionsstoffe mit funktionellen Gruppen, welche die klassische radikali
sche Polymerisation stören oder inhibieren (z. B. Azobenzol-Gruppen), können
nach dem ATRP-Mechanismus polymerisiert werden.
Festkörperpartikel, von denen aus die "lebende"/kontrollierte radikalische Po
lymerisation ausgelöst wird, bleiben während der Polymerisation und auch nach
der Polymerisation individuelle Festkörperpartikel.
Die hergestellten Funktionspolymere und Festkörper-Polymer-Schichtsysteme
können nachträglich vernetzt werden.
Die Anwendbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens erstreckt sich auf alle
Gebiete, in denen bisher physikalisch-chemische Eigenschaftsprofile von Po
lymerwerkstoffen durch das physikalische Einmischen und/oder das chemische
Lösen von Additiven mit spezifischen funktionellen Eigenschaften in das Ma
trixpolymer generiert wurden und besonders auch auf diejenigen Gebiete, in
denen bereits nach anderen Verfahrensweisen Copolymere mit chemisch ein
gebauten Funktionsaufgaben hergestellt wurden. Außerdem eröffnet das Ver
fahren neue Einsatzgebiete im Bereich der Polymerwerkstoffe sowie komplexer
Polymerverbundwerkstoffe, da Funktionspolymere oder -oligomere sowie an
beliebigen Festkörpern chemisch gebundene Funktionspolymer- oder -oligo
merschichten oder -schichtsysteme hergestellt werden können, die mit spezifi
schen funktionellen Eigenschaften und auch einer Kombination aus solchen
Eigenschaften ausgestattet werden können.
Spezifische funktionelle Eigenschaften weisen chemisch homogene oder hete
rogene Spezies, auch Hybride aus anorganischen und organischen Kompo
nenten oder auch Mikro- und Nanopartikel auf, die als Farbstoffe, Fluores
zenzfarbstoffe, optische Aufheller, photographische Sensibilisatoren, Interfe
renzfarbstoffe, Chromophore mit nichtlinearen optischen Eigenschaften, Farb
stoffe mit lichtsammelnden Eigenschaften, photochrome Stoffe, Flüssigkristalle,
Stoffe, welche die optische Herstellung von Oberflächenreliefs gestatten,
(aktive) Pigmente, Chemolumineszenzstoffe, Elektrolumineszenzstoffe, piezo
elektrische Stoffe, ferroelektrische Stoffe, elektrisch leitfähige Stoffe, elektrisch
halbleitende Stoffe, elektrisch isolierende Stoffe, antistatische Stoffe, permeati
onsinhibierende Stoffe, permeationsfördernde Stoffe, Stoffe zur Verbesserung
der Medienbeständigkeit, gleitaktive Stoffe, Stoffe zur Steuerung der Material
härte, Stoffe zur Verbesserung der Abriebfestigkeit, Stoffe zur Verbesserung
der Rutschfestigkeit, Stoffe zur Kompatibilisierung mit dem umgebenden Milieu
(beispielsweise Hydrophobierung, Hydrophilierung, Biokompatibilisierung, Diespergierbarkeit,
Phasenanbindung), Stoffe mit schmutzabweisender Wirkung,
metallbindende Stoffe, magnetische Stoffe, Lichtschutzmittel, Korrosions
schutzmittel, Alterungsschutzmittel, radio-opaque Stoffe, Stoffe zur Verbesse
rung der Temperaturbeständigkeit bzw. Wärmeformbeständigkeit, Flamm
schutzmittel, Bakterizide, Antiseptika, antothrombogene Stoffe, Fungizide,
pharmazeutische Wirkstoffträger, pharmazeutische Agens-Bindemittel (z. B. für
Diagnostika), Algizide, antifouling Stoffe, usw. bekannt sind und Verwendung
finden.
Anwendung finden nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Funk
tionspolymere und Schichten aus Funktionspolymeren u. a. in Einsatzbereichen,
in denen es darauf ankommt, daß Funktionsstoffe weitestgehend unabhängig
vom umgebenden Medium unlösbar mit dem Festkörper verbunden sind oder in
Polymeren gebundene Funktionsstoffe nicht aus dem Werkstoff diffundieren
und nicht aus dem Werkstoff auswaschbar sind oder Funktionsstoffe gezielt in
die Polymer- und Werkstoffarchitektur eingebaut werden sollen oder mit (u. U.
wertvollen) Funktionsstoffen sparsam umgegangen werden soll.
Tetrahydrofuran (THF) wird getrocknet, indem es über Natrium-Draht unter Rück
flußkühlung zum Sieden erhitzt wird. Es wird direkt vor Gebrauch abdestilliert.
Triethylamin wird über CaH2 getrocknet und fraktioniert destilliert. 2-Brom-2-me
thylpropionsäurebromid wird im Vakuum fraktioniert destilliert. Petrolether wird
fraktioniert destilliert, wobei die Fraktion mit dem Siedebereich zwischen 40°C
und 65°C verwendet wird. Diethylether und Essigsäureethylester werden destil
liert. 11-Bromundecan-1-ol wird ohne weitere Aufreinigung verwendet.
5 g (19.9 mmol) 11-Bromundecan-1-ol werden in 100 mL trockenem THF gelöst.
Zu der Lösung werden 2.80 mL (20,1 mmol) Triethylamin gegeben und die Lö
sung im Eisbad auf 0°C abgekühlt. Dazu wird dann tropfenweise eine Lösung
von 2,70 mL (21,8 mmol) 2-Brom-2-methylpropionsäurebromid in 25 mL trocke
nem THF gegeben. Nach beendeter Zugabe wird 2 h bei 0°C gerührt,
anschließend auf Raumtemperatur erwärmt und für weitere 6 h unter Ausschluß
von Feuchtigkeit gerührt.
Der Ansatz wird filtriert und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Der Rück
stand wird in Diethylether aufgenommen und die organische Phase mit 0,5 N HCl,
ges. NaHCO3 und Wasser gewaschen. Die organische Phase wird über Na2SO4
getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Nach säulenchromatogra
phischer Reinigung an SiO2 mit Petrolether/Essigsäureethylester (10/1 v/v) als
Eluent wird die Verbindung 1 erhalten.
Ausbeute: 5,81 g der Verbindung 1
Untersuchungen: 1H-NMR
Ausbeute: 5,81 g der Verbindung 1
Untersuchungen: 1H-NMR
Fig. 1 zeigt das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung 1
Aufnahmebedingung: Lösung der Verbindung 1 in CDCl3 mit TMS als interner
Standard.
Diethylether wird destilliert. Eine Lösung von Trimethylamin in abs. Ethanol
(4,2 M) wird ohne weitere Vorbehandlung verwendet. Die Vorbehandlung sonstiger
Chemikalien und Lösungsmittel ist im o. g. Beispiel 1 beschrieben.
In einem Einhalsrundkolben werden 1,2 g (3 mmol) der Verbindung 1 in 5 mL
trockenem THF gegeben. Dazu werden 10 mL (42 mmol) einer Lösung von Trime
thyl-amin in abs. Ethanol (4,2 M) zugefügt. Die Reaktionsmischung wird unter
Ausschluß von Licht und Feuchtigkeit bei Raumtemperatur gerührt.
Zur Aufarbeitung werden flüchtige Bestandteile im Vakuum entfernt. Der weiße
Feststoff wird in 20 mL Diethylether suspendiert, die Suspension zentrifugiert und
die überstehende Lösung dekantiert. Dieser Vorgang wird zweimal wiederholt.
Der Initiator 2 wird im Vakuum bei Raumtemperatur getrocknet.
Ausbeute: 1,17 g der Verbindung 2
Untersuchungen: 1H-NMR
Ausbeute: 1,17 g der Verbindung 2
Untersuchungen: 1H-NMR
Fig. 2 zeigt das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung 2
Aufnahmebedingung: Lösung der Verbindung 2 in CDCl3 mit TMS als interner
Standard.
P2O5 und Na+-Montmorillonit (Süd-Chemie AG) werden ohne weitere Aufreinigung
eingesetzt.
Unter starkem Rühren werden 0,5 g Na+-Montmorillonit in 250 mL dest. Wasser
suspendiert. Nach 30 min wird eine Lösung von 230 mg (0,5 mmol) des Initiators
2 in 25 mL dest. Wasser zugegeben. Die Reaktionsmischung wird 4 h bei Raum
temperatur gerührt und für weitere 12 h ohne Rühren stehen gelassen.
Das Produkt wird abfiltriert, mit 0,5 L dest. Wasser gewaschen und im Vakuum
über P2O5 getrocknet.
Ausbeute: 0,64 g mit Initiator 2 belegtes Montmorillonit entspricht 0,75 mmol Initiators 2 pro g Montmorillonit
Untersuchung: FT-IR, TGA
Ausbeute: 0,64 g mit Initiator 2 belegtes Montmorillonit entspricht 0,75 mmol Initiators 2 pro g Montmorillonit
Untersuchung: FT-IR, TGA
Fig. 3 zeigt das FT-IR-Spektrum des Montmorillonits mit auf der Oberfläche ange
bundenem Initiator 2.
Aufnahmetechnik: Transmissionsspektrum eines KBr-Preßlings
Fig. 4 zeigt das Diagramm der thermogravimetrischen Analyse des Montmorillo
nits mit auf der Oberfläche angebundenem Initiator 2.
Aufheizung unter Stickstoffatmosphäre von 30°C bis 550°C,
dann unter Luftatmosphäre von 550°C bis 750°C, Heizrate = 20°C/min. Da
bei wird der Gewichtsverlust der Probe detektiert.
Methylmethacrylat wird über CaH2 getrocknet, bei vermindertem Druck destilliert,
mit Argon gespült und bei -20°C aufbewahrt. Aceton wird über P2O5 getrocknet,
bei Normaldruck destilliert, mit Argon gespült und bei 0°C aufbewahrt. CuBr wird
mit konz. Essigsäure, Wasser und Ethanol gewaschen. Methanol wird destilliert.
1,1,7,9,10,10-Hexamethylentriethylentetramin (HMTETA) wird ohne weitere Auf
reinigung eingesetzt.
100 mg des Montmorillonits mit angebundenem Initiator 2 werden in einen
Schlenkkolben gegeben, dann dreimal im Vakuum entgast und jeweils mit Stick
stoff belüftet. Im Stickstoffgegenstrom werden 0,5 mL abs. Aceton zugegeben und
das Reaktionsgefäß mit einem Septum verschlossen. Die Suspension wird 30 min
bei Raumtemperatur gerührt. In einen weiteren Schlenkkolben werden 3 mL (28 mmol)
Methylmethacrylat, 1,5 mL abs. Aceton, 9,6 mg (0,067 mmol) CuBr und 18 µL
(0,067 mmol) HMTETA gegeben, dann dreimal im Vakuum entgast und jeweils
mit Stickstoff belüftet. Diese homogene Lösung wird in einer Stickstoff gespülten
Spritze aufgenommen und durch das Septum zu der Suspension des Montmoril
lonits mit angebundenem Initiator 2 in abs. Aceton gegeben. Die Reaktionsmi
schung wird in einem auf 60°C vorgeheizten Ölbad rasch erwärmt und für 4 h bei
dieser Temperatur gehalten.
Nach dieser Zeit wird das Poly(methylmethacrylat) gepfropfte Montmorillonit in
Methanol ausgefällt. Das Produkt wird abfiltriert und im Vakuum bei 40°C ge
trocknet.
Ausbeute: 1,6 g Poly(methylmethacrylat) gepfropftes Montmorillonit
Untersuchung: FT-IR, TGA
Ausbeute: 1,6 g Poly(methylmethacrylat) gepfropftes Montmorillonit
Untersuchung: FT-IR, TGA
Fig. 5 zeigt das FT-IR-Spektrum des Poly(methylmethacrylat) gepfropften Mont
morillonits
Aufnahmetechnik: Transmissionsspektrum eines KBr-Preßlings
Fig. 6 zeigt das Diagramm der thermogravimetrischen Analyse des Poly-
(methylmethacrylat) gepfropften Montmorillonits
Aufheizung unter Stickstoffatmosphäre von 30°C bis 550°C,
dann unter Luftatmosphäre von 550°C bis 750°C, Heizrate = 20°C/min. Da
bei wird der Gewichtsverlust der Probe detektiert.
6-(4-(4-Ethylphenylazo)phenoxy)hexanol wird nach bekannter Literatur dargestellt
[Weichart, B.; Dissertation, Universität Hannover (1994); H. Menzel, B. Weichart,
M. L. Hallensieben, "Langmuir-Blodgett-films of photochromic polyglutamates. II.
Synthesis and spreading behaviour of photochromic polyglutamates with alkyl
spacers and -tails of different length", Polym. Bull. 27, 637 (1992)]. Methacryloyl
chlorid wird ohne weitere Aufreinigung verwendet. Die Vorbehandlung sonstiger
Chemikalien und Lösungsmittel ist in den o. g. Beispielen 1 und 2 beschrieben.
2 g (6,1 mmol) 6-(4-(4-Ethylphenylazo)phenoxy)hexanol werden in 50 mL trocke
nem THF gelöst, 0,94 mL (12,2 mmol) Triethylamin zugegeben und im Eisbad auf
0°C gekühlt. Anschließend werden 1,2 mL (12,4 mmol) Methacryloylchlorid in 20 mL
trockenem THF zugetropft. Es wird noch 2 h bei 0°C und 12 h bei Raumtem
peratur unter Ausschluß von Licht und Feuchtigkeit gerührt. Der Ansatz wird fil
triert und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Der Rückstand wird in Diethyl
ether aufgenommen und die organische Phase mit 0,5 N HCl, ges. NaHCO3, ges.
NaCl und Wasser gewaschen. Die organische Phase wird über Na2SO4 getrock
net und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Nach säulenchromatographischer
Reinigung an SiO2 mit Petrolether/Diethylether (5/1 v/v) als Eluent wird die Ver
bindung 3 erhalten.
Ausbeute: 2,04 g der Verbindung 3
Untersuchungen: 1H-NMR
Ausbeute: 2,04 g der Verbindung 3
Untersuchungen: 1H-NMR
Fig. 7 zeigt das 1H-NMR-Spektrum der Verbindung 3
Aufnahmebedingung: Lösung der Verbindung 3 in CDCl3 mit TMS als interner
Standard.
Toluol wird getrocknet, indem es über Natrium-Draht unter Rückflußkühlung zum
Sieden erhitzt wird. Es wird direkt vor Gebrauch abdestilliert. THF wird destilliert.
2-Brom-2-methylpropionsäureethylester wird ohne weitere Aufreinigung verwen
det. Die Vorbehandlung sonstiger Chemikalien und Lösungsmittel ist im o. g.
Beispiel 4 beschrieben.
1 mL (9,3 mmol) Methylmethacrylat, 370 mg (0,94 mmol) der Verbindung 3, 1 mL
trockenes Toluol, 13,5 mg (94 µmol) CuBr und 25 µL (92 µmol) HMTETA werden
in einen Schlenkkolben gegeben, dann dreimal im Vakuum entgast und jeweils
mit Stickstoff belüftet. Das Reaktionsgefäß wird mit einem Septum verschlossen.
14 µL (95 µmol) 2-Brom-2-methylpropionsäureethylester werden mit einer Spritze
durch das Septum in die Polymerisationlsösung gegeben. Die Reaktionsmischung
in einem auf 60°C vorgeheizten Ölbad rasch erwärmt und für 12 h bei dieser
Temperatur gehalten.
Nach 12 h wird das Copolymer über eine kleine, mit Aluminiumoxid (neutral) ge
füllte Säule filtriert. Als Eluent dient dest. THF. Nach dem Aufkonzentrieren der
Lösung im Vakuum wird das Copolymer in dest. Petrolether ausgefällt. Das Copolymer
wird durch mehrmaliges Ausfällen aus THF in Petrolether gereinigt. Das
Produkt wird im Vakuum bei 60°C getrocknet.
Ausbeute: 1,12 g Poly(methylmethacrylat-stat-3)
Untersuchung: GPC, 1H-NMR
Ausbeute: 1,12 g Poly(methylmethacrylat-stat-3)
Untersuchung: GPC, 1H-NMR
Fig. 8 zeigt das GPC-Chromatogramm des Poly(methylmethacrylat-stat-3)s.
Chromatographiebedingungen: Eluent: THF, Detektion: UV und RI, Eichung:
Poly(styrol)-Standards
Aus UV: MW = 11468, Mn = 8357, U = 0,37; aus RI: MW = 11191, Mn = 8579,
U = 0,30.
Fig. 9 zeigt das 1H-NMR-Spektrum des Poly(methylmethacrylat-stat-3)s.
Aufnahmebedingung: Lösung der Verbindung 3 in CDCl3 mit TMS als interner
Standard.
Claims (17)
1. Verfahren zur Herstellung von Funktionspolymeren oder -oligomeren unter
Verwendung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation
durch folgende alternativen Schritte oder deren Kombination:
Spezifische funktionelle Eigenschaften weisen chemisch homogene oder heterogene Spezies ("Funktionsstoffe"), auch Hybride aus anorganischen und organischen Komponenten oder auch Mikro- und Nanopartikel auf, die als Farbstoffe, Fluoreszenzfarbstoffe, optische Aufheller, photographische Sensibilisatoren, Interferenzfarbstoffe, Chromophore mit nichtlinearen opti schen Eigenschaften, Farbstoffe mit lichtsammelnden Eigenschaften, photo chrome Stoffe, Flüssigkristalle, Stoffe, welche die optische Herstellung von Oberflächenreliefs gestatten, (aktive) Pigmente, Chemolumineszenzstoffe, Elektrolumineszenzstoffe, piezoelektrische Stoffe, ferroelektrische Stoffe, elektrisch leitfähige Stoffe, elektrisch halbleitende Stoffe, elektrisch isolieren de Stoffe, antistatische Stoffe, permeationsinhibierende Stoffe, permeati onsfördernde Stoffe, Stoffe zur Verbesserung der Medienbeständigkeit, gleitaktive Stoffe, Stoffe zur Steuerung der Materialhärte, Stoffe zur Verbes serung der Abriebfestigkeit, Stoffe zur Verbesserung der Rutschfestigkeit, Stoffe zur Kompatibilisierung mit dem umgebenden Milieu (beispielsweise Hydrophobierung, Hydrophilierung, Biokompatibilisierung, Dispergierbarkeit, Phasenanbindung), Stoffe mit schmutzabweisender Wirkung, metallbinden de Stoffe, magnetische Stoffe, Lichtschutzmittel, Korrosionsschutzmittel, Alterungsschutzmittel, radio-opaque Stoffe, Stoffe zur Verbesserung der Temperaturbeständigkeit bzw. Wärmeformbeständigkeit, Flammschutzmittel, Bakterizide, Antiseptika, antothrombogene Stoffe, Fungizide, pharmazeuti sche Wirkstoffträger, pharmazeutische Agens-Bindemittel (z. B. für Diagno stika), Algizide, antifouling Stoffe, usw. bekannt sind und Verwendung fin den.
- a) Durchführung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisati on, dadurch gekennzeichnet, daß solche polymerisierbaren chemischen Spezies verwendet werden, die bestimmte spezifische funktionelle Eigen schaften besitzen und diese Eigenschaften auch dem daraus hergestell ten Oligomer oder Polymer verleihen, wobei die resultierenden Oligomere oder Polymere als Homopolymere oder als statistische Copolymere oder als Gradientencopolymere oder als Blockcopolymere oder als Pfropfco polymere hergestellt werden können, mit herkömmlichen Co-/Monomeren oder Makromonomeren, aus denen Polymerwerkstoffe erzeugt werden, oder mit solchen polymerisierbaren Spezies als Co-/Monomere oder Ma kromonomere, die das Oligomer oder Polymer mit zusätzlichen spezifi schen funktionellen Eigenschaften ausstatten.
- b) Durchführung einer polymeranalogen Modifizierung unter Erhalt des Po lymerisationsgrades, gekennzeichnet durch die Anbindung von chemi schen Spezies mit spezifischen funktionellen Eigenschaften, über reaktive Zentren in den Polymerketten oder am Ende der Polymerketten, ausge hend von Oligomeren oder Polymeren, welche als Homopolymere oder als statistische Copolymere oder als Gradientencopolymere oder als Blockcopolymere oder als Pfropfcopolymere über eine "lebende"/kontrol lierte radikalische Polymerisation hergestellt wurden ("post-Polymerisati ons-Modifizierung").
- a) Durchführung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisati on ausgehend von dazu geeigneten Initiatoren, die an beliebigen Festkör peroberflächen über chemische Hauptvalenzbindungen angebunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß solche polymerisierbaren chemischen Spe zies verwendet werden, die bestimmte funktionelle Eigenschaften besitzen und diese Eigenschaften auch dem daraus hergestellten Oligomer oder Polymer oder den Oligomer- oder Polymerschichten oder -schichtsyste men verleihen, wobei die resultierenden Oligomere oder Polymere als Homopolymere oder als statistische Copolymere oder als Gradientenco polymere oder als Blockcopolymere oder als Pfropfcopolymere hergestellt werden können, mit herkömmlichen Co-/Monomeren oder Makromonome ren, aus denen Polymerwerkstoffe erzeugt werden, oder mit solchen po lymerisierbaren Spezies als Co-/Monomere oder Makromonomere, die das Oligomer oder Polymer mit zusätzlichen spezifischen funktionellen Ei genschaften ausstatten.
- b) Durchführung einer polymeranalogen Modifizierung unter Erhalt des Po lymerisationsgrades, gekennzeichnet durch die Anbindung von chemi schen Spezies mit spezifischen funktionellen Eigenschaften, über reaktive Zentren in den Polymerketten oder am Ende der Polymerketten, ausge hend von Oligomeren oder Polymeren in Oligomer- oder Polymerschich ten oder -schichtsystemen, welche als Homopolymere oder als statisti sche Copolymere oder als Gradientencopolymere oder als Blockcopoly mere oder als Pfropfcopolymere über eine "lebende"/kontrollierte radika lische Polymerisation hergestellt wurden und über chemische Hauptva lenzbindungen an beliebigen Festkörperoberflächen angebunden sind ("post-Polymerisations-Modifizierung").
Spezifische funktionelle Eigenschaften weisen chemisch homogene oder heterogene Spezies ("Funktionsstoffe"), auch Hybride aus anorganischen und organischen Komponenten oder auch Mikro- und Nanopartikel auf, die als Farbstoffe, Fluoreszenzfarbstoffe, optische Aufheller, photographische Sensibilisatoren, Interferenzfarbstoffe, Chromophore mit nichtlinearen opti schen Eigenschaften, Farbstoffe mit lichtsammelnden Eigenschaften, photo chrome Stoffe, Flüssigkristalle, Stoffe, welche die optische Herstellung von Oberflächenreliefs gestatten, (aktive) Pigmente, Chemolumineszenzstoffe, Elektrolumineszenzstoffe, piezoelektrische Stoffe, ferroelektrische Stoffe, elektrisch leitfähige Stoffe, elektrisch halbleitende Stoffe, elektrisch isolieren de Stoffe, antistatische Stoffe, permeationsinhibierende Stoffe, permeati onsfördernde Stoffe, Stoffe zur Verbesserung der Medienbeständigkeit, gleitaktive Stoffe, Stoffe zur Steuerung der Materialhärte, Stoffe zur Verbes serung der Abriebfestigkeit, Stoffe zur Verbesserung der Rutschfestigkeit, Stoffe zur Kompatibilisierung mit dem umgebenden Milieu (beispielsweise Hydrophobierung, Hydrophilierung, Biokompatibilisierung, Dispergierbarkeit, Phasenanbindung), Stoffe mit schmutzabweisender Wirkung, metallbinden de Stoffe, magnetische Stoffe, Lichtschutzmittel, Korrosionsschutzmittel, Alterungsschutzmittel, radio-opaque Stoffe, Stoffe zur Verbesserung der Temperaturbeständigkeit bzw. Wärmeformbeständigkeit, Flammschutzmittel, Bakterizide, Antiseptika, antothrombogene Stoffe, Fungizide, pharmazeuti sche Wirkstoffträger, pharmazeutische Agens-Bindemittel (z. B. für Diagno stika), Algizide, antifouling Stoffe, usw. bekannt sind und Verwendung fin den.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Schritt
a) der Schritt a) und/oder der Schritt b) mehrmals durchgeführt wird unter
Verwendung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation.
Die bei der Wiederholung des Schrittes a) und/oder des Schrittes b) herge
stellten Polymer- oder Oligomerkettensegmente werden von den aus dem
ersten Schritt a) hergestellten "lebenden" Polymer- oder Oligomerkettenen
den initiiert. Die Wiederholung des Schrittes a) und/oder des Schrittes b)
kann mit anderen Monomer- oder Makromonomerspezies oder einer Mi
schung von Monomeren und Makromonomeren vorgenommen werden, die
Wiederholung des Schrittes a) auch mit anderen polymerisierbaren Funkti
onsstoffen als Co-/Monomere.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Schritt
b) der Schritt a) und/oder der Schritt b) mehrmals durchgeführt wird unter
Verwendung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation.
Die bei der Wiederholung des Schrittes a) und/oder des Schrittes b) herge
stellten Polymer- oder Oligomerkettensegmente werden von den aus dem
ersten Schritt b) hergestellten "lebenden" Polymer- oder Oligomerkettenen
den initiiert. Die Wiederholung des Schrittes a) und/oder des Schrittes b)
kann mit anderen Monomer- oder Makromonomerspezies oder einer Mi
schung von Monomeren und Makromonomeren vorgenommen werden, die
Wiederholung des Schrittes a) auch mit anderen polymerisierbaren Funkti
onsstoffen als Co-/Monomere.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Schritt
c) der Schritt c) und/oder der Schritt d) mehrmals durchgeführt wird unter
Verwendung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation.
Die bei der Wiederholung des Schrittes c) und/oder des Schrittes d) herge
stellten Polymer- oder Oligomerkettensegmente werden von den aus dem
ersten Schritt c) hergestellten "lebenden" Polymer- oder Oligomerkettenen
den initiiert. Die Wiederholung des Schrittes c) und/oder des Schrittes d)
kann mit anderen Monomer- oder Makromonomerspezies oder einer Mi
schung von Monomeren und Makromonomeren vorgenommen werden, die
Wiederholung des Schrittes a) auch mit anderen polymerisierbaren Funkti
onsstoffen als Co-/Monomere.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Schritt
d) der Schritt c) und/oder der Schritt d) mehrmals durchgeführt wird unter
Verwendung einer "lebenden"/kontrollierten radikalischen Polymerisation.
Die bei der Wiederholung des Schrittes c) und/oder des Schrittes d) herge
stellten Polymer- oder Oligomerkettensegmente werden von den aus dem
ersten Schritt d) hergestellten "lebenden" Polymer- oder Oligomerkettenen
den initiiert. Die Wiederholung des Schrittes c) und/oder des Schrittes d)
kann mit anderen Monomer- oder Makromonomerspezies oder einer Mi
schung von Monomeren und Makromonomeren vorgenommen werden, die
Wiederholung des Schrittes a) auch mit anderen polymerisierbaren Funkti
onsstoffen als Co-/Monomere.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
"lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation bevorzugt nach dem
ATRP-Mechanismus durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei der poly
meranalogen Modifizierung der Oligomere oder Polymere oder Oligomer-
oder Polymerschichten oder -schichtsystemen die chemische Anbindung
der chemischen Spezies mit spezifischen funktionellen Eigenschaften bevor
zugt erfolgt über eine reaktive Gruppe aus folgender Liste:
Die Verknüpfung zwischen der funktionstragenden Spezies und dem Oligo mer oder Polymer kann durch Kondensation-, Substitutions- oder Additions reaktionen erfolgen.
Die Verknüpfung zwischen der funktionstragenden Spezies und dem Oligo mer oder Polymer kann durch Kondensation-, Substitutions- oder Additions reaktionen erfolgen.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
hergestellten Funktionsoligomere oder -polymere chemisch vernetzt werden.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
hergestellten Funktionsoligomer- oder -polymerschichten oder -schichtsyste
me chemisch vernetzt werden.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7 und 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der Festkörper natürlichen oder synthetischen Ursprungs ist.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, 9 und 10, dadurch gekennzeich
net, daß der Festkörper aus jedem beliebigen Material bestehen kann.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7 und 9 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Festkörper in massiver, poröser oder feinverteilter Form
vorliegt.
13. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7 und 9 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Oberflächenstruktur des Festkörpers heterogen sein
kann.
14. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7 und 9 bis 13, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Oberflächenzusammensetzung des Festkörpers hetero
gen sein kann.
15. Festkörperoberfläche mit Funktionsoligomer- oder -polymerschichten oder
-schichtsystemen, hergestellt nach den Verfahren gemäß den Ansprüchen
1 bis 7 und 9 bis 14.
16. Materialien hergestellt unter Verwendung von Funktionsoligomeren oder
-polymeren oder Schichten oder Schichtsystemen aus Funktionsoligomeren
oder -polymeren, hergestellt nach dem Verfahren gemäß den Ansprüchen
1 bis 15.
17. Polymerwerkstoffe hergestellt unter Verwendung von Funktionsoligomeren
oder -polymeren oder Schichten oder Schichtsystemen von Funktionsoli
gomeren oder -polymeren, hergestellt nach dem Verfahren gemäß den An
sprüchen 1 bis 16.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE2000152646 DE10052646A1 (de) | 2000-10-24 | 2000-10-24 | Verfahren zur Herstellung von Funktionspolymeren sowie Schichten aus Funktionspolymeren auf Festkörperoberflächen über "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation |
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DE2000152646 DE10052646A1 (de) | 2000-10-24 | 2000-10-24 | Verfahren zur Herstellung von Funktionspolymeren sowie Schichten aus Funktionspolymeren auf Festkörperoberflächen über "lebende"/kontrollierte radikalische Polymerisation |
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DE (1) | DE10052646A1 (de) |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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2000
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