DE10023743A1 - Peptidsubstrate zur direkten Messung enzymatischer Aktivitäten - Google Patents
Peptidsubstrate zur direkten Messung enzymatischer AktivitätenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung stellt Peptidderivate bereit, die es erlauben, enzymatische Aktivitäten in homogenen Reaktionslösungen bei größtmöglicher Signaldirektheit und -kontinuität zu messen. Ferner betrifft die Erfindung Kits, Verfahren zur Bestimmung von Enzymaktivitäten, Identifizierung von Inhibitoren oder Aktivatoren von Enzymen, Screening-Verfahren sowie die Verwendung der Peptidderivate.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Peptidderivate, die es erlauben, die enzymatische
Aktivität verschiedener Enzyme direkt zu verfolgen, sowie Kits, die die Peptidderivate
enthalten. Ferner betrifft die Erfindung Verfahren zur Bestimmung von
Enzymaktivitäten, zur Identifizierung von Inhibitoren oder Aktivatoren von Enzymen,
Screening-Verfahren sowie die Verwendung der Peptidderivate.
Angesichts der zunehmenden Automatisierung von biologischen und biochemischen
Testsystemen lassen sich heute große Probenmengen auf bestimmte Eigenschaften
hin untersuchen. Ein Teilbereich solcher Massensuchtests (engl. high-throughput
screening) betrifft Systeme zur Bestimmung enzymatischer Aktivitäten. Dies dient
einerseits der Bestimmung von Enzymaktivitäten in Proben deren Aktivität unbekannt
ist und andererseits zur Identifizierung von Effektorverbindungen, die eine bestimmte
Enzymaktivität inhibieren oder aktivieren.
Derartige für Massensuchtests geeignete Verfahren arbeiten vorzugsweise mit
Substraten, bei denen der Reaktionsverlauf durch ein optisches Signal gemessen
werden kann. Solche optischen Signale, wie z. B. Farbumschlag oder Zu- oder
Abnahme einer Fluoreszenz, sind gut geeignet, um in automatisierten
spektroskopischen Datenaufnamesystemen schnell und präzise den zeitlichen
Verlauf der Umsetzung eines Substrats zu verfolgen. Hierbei lassen sich die
Verfahren nach bestimmten Kriterien hinsichtlich der Detektionsmethode
unterscheiden. Neben der Signalart (beispielsweise optisch, Fluoreszenz- oder
Farbumschlag) sind dies vor allem Signaldirektheit und Signalkontinuität, die die
Qualität eines Massensuchtestverfahrens zur Aktivitätsbestimmung von Enzymen
ausmachen. Eine größtmögliche Signaldirektheit ist wünschenswert. Das bedeutet,
daß Signale, die möglichst direkt die zu beobachtende Reaktion anzeigen, vorteilhaft
sind, um Störungen durch mögliche Einflußfaktoren gering zu halten. Oft sind
allerdings Signale, die direkt von der zu beobachtenden Reaktion ausgehen, nur
schwer zu detektieren. Um trotzdem eine Detektion zu erreichen, werden
Hilfsreaktionen verwendet, die in geeigneter Weise an die zu detektierende Reaktion
gekoppelt werden und detektierbare Signale erzeugen. Mit der damit verbundenen
geringeren Signaldirektheit werden Störeinflüsse in Kauf genommen, die die
Messung erheblich verschlechtern können. Beispielsweise wurde versucht, die
Aktivitätsmessung von Peptidylprolyl-cis/trans-Isomerase (PPlase) durch Kopplung
mit einer isomerspezifischen Proteolyse zu verbessern (Fischer, Biochim. Biophys.
Acta 43 (1984), 1101; Fischer, Nature 337 (1989), 476). Für die Messung von
Proteaseaktivität stehen dem Fachmann eine Vielzahl von geeigneten Substraten
zur Verfügung, die eine Messung beispielsweise durch Freisetzung eines Farbstoffes
ermöglichen (Barrett, Meth. Enzymol. 80 (1981), 561; Carter, Science 237 (1987),
394; Tanaka, Biochemistry 24 (1985), 2040; Horsthemke, Biochemistry 19 (1980),
2867; Jacotot, Eur. J. Biochem. 239 (1996), 248; Heinemeyer, EMBO J. 10 (1991),
555; Thornberry, Nature 356 (1992), 768; Walker, Cell 78 (1994), 343; Xiang, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 93 (1996), 14559). Die durch die Hilfsreaktion erhöhte
Sensitivität geht einher mit den Nachteilen der verminderten Signaldirektheit. Am
Beispiel der oben angesprochenen PPlase kann dies folgende Auswirkungen auf die
Messung der Enzymaktivität haben:
- - Effektoren, deren Einfluß auf die PPlase ermittelt werden sollen, können inhibitorisch auf die Protease wirken;
- - die Protease kann sich nachteilig auf die Aktivität der PPlase auswirken; oder
- - die Protease greift in der Reaktion enthaltene Effektoren an.
Das genannte Beispiel verdeutlicht, wie sich durch die erhöhte Komplexität der
Reaktionen die potentiellen Störeinflüsse vervielfältigen. Es wurden Versuche zu
direkteren Messungen der PPlase-Aktivität unternommen. Ein Verfahren, das eine
isomerspezifische chemische Verschiebung bei Anwendung von magnetischer
Kernresonanzspektroskopie (NMR) nutzt (Kern, Biochemistry 34 (1995), 13598;
Reimer, Biochemical J. 326 (1997), 181), erwies sich als zu wenig sensitiv. Bessere
Ergebnisse lieferte ein Verfahren, bei dem geringe isomerspezifische
spektroskopische Unterschiede von geeigneten PPlase-Substraten gemessen
wurden (Janowski, Analytical Biochemistry 252 (1997), 299; Garcia-Echeverria,
Biochem. Biophys. Res. Commun. 191 (1993); Garcia-Echeverria, J. Am. Chem.
Soc. 114 (1992), 2758). Allerdings konnte sich auch dieses Verfahren für breite
Anwendungen nicht durchsetzen, da es nur unter idealen experimentellen
Bedingungen funktioniert. So beeinträchtigen beispielsweise geringe
spektroskopische Störungen, wie sie bei der Verwendung von biologischen Proben
nahezu unvermeidlich sind, die Aktivitätsmessung stark.
Das zweite Kriterium, von dem die Qualität der Aktivitätsmessung von Enzymen
entscheidend abhängt, ist die Signalkontinuität. Dies betrifft sowohl die Genauigkeit
der Meßdaten als auch die praktische Anwendbarkeit eines Verfahrens in
Massensuchtests. Während beispielsweise bei der oben erwähnten
Proteasemessung mit Hilfe einer Farbreaktion die kontinuierliche Meßwertaufnahme
kein Problem darstellt, muß man bei anderen Enzymen oft auf diskontinuierliche
Verfahren ausweichen. Dabei werden einem Reaktionsansatz fortlaufend Aliquots
entnommen und in einer nachgeschalteten Nachweisreaktion ein meßbares Signal
erzeugt. Eine solche Vorgehensweise ist bisher beispielsweise bei
Aktivitätsmessungen von Proteinphosphatasen und Proteinkinasen notwendig.
Neben der eingeschränkten Verfügbarkeit über Meßpunkte pro Zeiteinheit, die in
einem größeren Meßfehler resultiert, bedeuten diskontinuierliche Verfahren einen
vergleichsweise hohen Kosten- und Materialaufwand gegenüber kontinuierlichen
Verfahren und dadurch eine beschränkte Einsetzbarkeit für Massensuchtests.
In vielen Verfahren zur Aktivitätsmessung von Enzymen stellt auch die Schaffung
einer hinreichend homogenen Mischung im Reaktionsansatz ein Problem dar. Um
reproduzierbare Daten erzielen zu können, müssen Enzym, Substrat und
gegebenenfalls Effektorverbindung(en) homogen vermischt sein. Zumeist werden
Vorinkubationslösungen hergestellt, die alle notwendigen Komponenten bis auf das
Substrat enthalten. Die Reaktion wird durch Zugabe des Substrats gestartet. Hierbei
erweist es sich oft als problematisch, in möglichst kurzer Zeit das Substrat homogen
mit dem Vorinkubationsansatz zu vermischen. Dies gelingt naturgemäß nur dann in
gewünschter Weise, wenn das Substrat im Endvolumen eine hohe Löslichkeit
besitzt. Substrate, deren Konzentration sich im Endvolumen nahe dem
Löslichkeitsprodukt befinden, lösen sich nur schlecht innerhalb kurzer Zeit. Aus
diesem Grund sind solche Substrate weitgehend ausgeschlossen von der
Anwendung in Enzymtests.
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, Substrate
bereitzustellen, die die kontinuierliche Messung der Aktivität einer möglichst großen
Bandbreite von Enzymen bei größtmöglicher Signaldirektheit ermöglichen, wobei die
Messung in homogenen Enzym-Substrat-Mischungen stattfindet.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Bereitstellung der in den
Patentansprüchen charakterisierten Ausführungsformen gelöst.
Somit betrifft die vorliegende Erfindung Peptidderivate mit der allgemeinen Formel:
A-B1-C1-C2-C3-B2-D;
- - wobei C1, C2 und C3 Verbindungen sind, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Aminosäuren, N-Alkyl-Aminosäuren, Peptiden, Peptidderivaten, Peptoiden und Verbindungen, die sich in Peptidketten einbauen lassen;
- - wobei B1 und B2 Verbindungen sind, die untereinander eine chemische Bindung ausbilden können;
- - wobei bei Ausbildung der Bindung zwischen B1 und B2 das Peptidderivat in einem verspannten Zustand vorliegt;
- - wobei sich die Bindung zwischen B1 und B2 leicht lösen läßt und der verspannte Zustand daraufhin in einen nicht verspannten Zustand übergeht; und
- - wobei A und D Gruppierungen sind, die die Messung des Übergangs vom verspannten in den nicht verspannten Zustand oder die direkte Messung einer Enzymreaktion aufgrund der Änderung eines optischen Signals erlauben.
Peptidderivate der vorliegenden Erfindung eignen sich in besonderer Weise als
Substrate zur Messung von Enzymaktivitäten. Die besondere Funktionsweise dieser
Peptidderivate ist durch eine Konformationsänderung bedingt, die unabhängig von
der zu messenden Enzymreaktion abläuft. Im Zusammenhang der vorliegenden
Erfindung wird diese Konformationsänderung als Übergang von einem verspannten
in einen nicht verspannten Zustand bezeichnet. Die erfindungsgemäßen
Peptidderivate liegen zunächst in einem verspannten Zustand vor, der durch
Ringbildung mittels Bindung zwischen den Verbindungen B1 und B2 stabilisiert wird.
Der Begriff "verspannt" bedeutet im Rahmen der vorliegenden Erfindung eine
Konformation der Verbindung(en) C1, C2 und/oder C3, die eine energetisch
ungünstige Situation darstellt und instabil ist. Vorzugsweise ist das Peptidderivat im
"verspannten" Zustand kein oder zumindest ein schlechtes Substrat für ein Enzym,
dessen Aktivität gemessen werden soll. Im Sinne der vorliegenden Erfindung kann
der Zugang des Enzyms zum Substrat auch allein durch die B1-B2-Bindung blockiert
sein. Bei der erfindungsgemäßen Anwendung des Peptidderivats wird die
Enzymreaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 gestartet. Daraufhin
geht das Peptidderivat von selbst in einen thermodynamisch günstigeren, nicht
verspannten Zustand über. "Nicht verspannt" bedeutet im Zusammenhang mit der
vorliegenden Erfindung eine energieärmere Konformation als der verspannte
Zustand. Vorzugsweise ist das Peptidderivat im "nicht verspannten" Zustand für das
zu untersuchende Enzym gut zugänglich und daher ein gutes Substrat für die vom
Enzym katalysierte Reaktion. Vorzugsweise besitzt der nicht verspannte Zustand
neue Bindungseigenschaften für Proteine gegenüber dem verspannten Zustand. Der
Übergang vom verspannten in den nicht verspannten Zustand kann beispielsweise
auf einer Konformationsänderung von einem cis- in einen trans-isomeren Zustand
innerhalb des erfindungsgemäßen Peptidderivats berühren. Für solche cis/trans-
Isomeren ist die Peptidbindung zwischen der Aminogruppe eines Prolinrests (oder
Derivats davon) und der Carboxygruppe des benachbarten Aminosäurerests
geeignet. Peptidderivate, die entsprechend für eine der Verbindungen C1 bis C3
einen Prolinrest bzw. ein Derivat davon enthalten, wurden in den Beispielen 1 bis 3
verwendet. Für die Ausbildung eines verspannten Zustands, der in einen nicht
verspannten Zustand übergehen kann, können erfindungsgemäß weitere
proteinchemische Effekte genutzt werden, die unabhängig von den besonderen
Eigenschaften von Prolinpeptidbindungen sind. Ganz allgemein führt die
Verspannung von Peptidsubstraten zu solchen Eigenschaften, die sich von denen
unverspannter unterscheiden. Diese Unterschiede können so gravierend sein, daß
Enzyme, wie z. B. Proteasen, die verspannte Substratform wesentlich schlechter
proteolytisch spalten können als die unverspannte Form (Kazmaier, Organic Letters
1 (1999), 1763; Iwai, FEBS letters 459 (1999), 166-172; Bogdanowich-Knipp, J.
Peptide Res. 53 (1999), 530-541; Gudmundsson, Pharm. Res. 16 (1999), 16-23).
Die Verbindungen C1, C2 und/oder C3 bestimmen die chemischen Eigenschaften
des verspannten und des nicht verspannten Zustands des erfindungsgemäßen
Peptidderivats. Vorzugsweise stellen sie zudem das Substrat für das zu
untersuchende Enzym dar. Die Ausgestaltung der Verbindungen C1 bis C3 bestimmt
hauptsächlich die Übergangsgeschwindigkeit vom verspannten in den nicht
verspannten Zustand. In der erfindungsgemäßen Ausführungsform des
Peptidderivats können C1, C2 und C3 Aminosäuren sein, wobei unter Aminosäure
alle natürlich vorkommenden Aminosäuren, Modifikationen davon sowie künstlich
synthetisierbare Aminosäuren verstanden werden. Beispiele für Aminosäuren sind
die natürlichen L- und D-Aminosäuren oder Aminosäuren, die an der Seitenkette
oder an der α-Amino- oder α-Carboxy-Gruppe substituiert sind. Beispiele für
verwendbare modifizierte Aminosäuren sind Norleucin, Hydroxyprolin, Hydroxylysin,
γ-Carboxyglutaminsäure, etc. Darunter fallen beispielsweise auch N-
Alkylaminosäuren, d. h. Aminosäuren, die an der α-Aminogruppe mit einem Alkylrest
substituiert wurden. N-Alkyl-Aminosäuren können auch an anderen Positionen
modifiziert oder substituiert sein. Unter "Alkyl-" sind beispielsweise verzweigte oder
unverzweigte Alkylreste mit variablen Kettenlängen zu verstehen. Desweiteren
können die Aminosäuren nach Verfahren, die dem Fachmann bekannt sind,
modifiziert werden. Ferner können die Verbindungen C1, C2 und C3 auch Peptide
sein, die ihrerseits aus Aminosäuren bestehen, wie sie oben definiert sind. Die in den
erfindungsgemäßen Peptidderivaten enthaltenen Peptide weisen vorzugsweise eine
maximale Länge von drei Aminosäuren, besonders bevorzugt nicht mehr als zwei
Aminosäuren auf. Anstelle von Peptiden können auch Peptidderivate oder Peptoide
enthalten sein. Peptoide unterscheiden sich chemisch von Peptiden dadurch, daß
sie neben Aminosäuren auch andere Verbindungen enthalten, die kovalent terminal
an die Amino- und/oder Carboxygruppe und/oder an eine oder mehrere Seitenketten
gebunden sind. Unter Peptidderivaten werden Peptide verstanden, die als
Bestandteil solche Derivatisierungen von Aminosäuren enthalten, die sowohl die
chemische Substitution einzelner Atome, funktioneller Gruppen als auch das
Hinzufügen ganzer chemischer Moleküle durch kovalente Bindung an das
Aminosäuregrundgerüst betreffen können. Der Begriff Peptidderivate beinhaltet
somit alle chemischen Änderungen und Zusätze, die an Aminosäuren/Peptiden
vorgenommen werden können. Weiterhin können C1, C2 und/oder C3 auch
Peptidmimetika, Aminobenzoesäuren oder heterocyklische Verbindungen, die mit
Amino- und/oder Carboxylgruppen substituiert sind, darstellen.
Allgemein sind Methoden zur Herstellung der erfindungsgemäßen Peptidderivate
dem Fachmann bekannt und in der Literatur beschrieben. Herstellungsverfahren für
homo- oder heteromere Peptide kann man beispielsweise Jakubke (Peptide. Chemie
und Biologie, SPEKTRUM-AKADEMISCHER VLG, 1196 VIII, ISBN: 3-8274-0000-7);
Bodanzsky (Peptide Chemistry: A Practical Textbook, Springer Verlag, ISBN:
0387566759) oder Gutte (Editor, Peptides: Synthesis, Structures, and Applications
(1995), Academic Press, ISBN: 0123109205) entnehmen. Die erfindungsgemäßen
Peptidderivate können auch wie in den Beispielen beschrieben hergestellt werden.
Die Verbindungen B1 und B2 können untereinander eine chemische Bindung
ausbilden. Diese chemische Bindung ist vorzugsweise kovalenter Natur. Die
Verbindungen B1 oder B2 können gleich oder unterschiedlich sein. In einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist sowohl B1 als auch B2 Cystein. Die
Ringbildung des Peptidderivats, die die verspannte Form erzeugt, erfolgt hierbei
durch eine Disulfidbindung zwischen den Cysteinen. Techniken zur Erzeugung
derartiger Disulfidbindungen innerhalb von Peptiden sind beispielsweise in
Maruyama (Peptides 20(7) (1999), 881-884) und Kiso (Brazilian Journal of Medical
and Biological Research 27(12) (1994), 2733-2744) beschrieben. Die nach diesen
oder ähnlichen Verfahren hergestellten verspannten Peptidderivate sind über eine
längere Zeit lagerbar.
In der erfindungsgemäßen Ausführungsform der Peptidderivate ist die Bindung
zwischen B1 und B2 leicht lösbar. Das Lösen der Bindung kann durch physikalische
oder chemische Einflüsse erfolgen. Unter physikalischen Einflüssen sind
beispielsweise Licht, wie z. B. ein kurzzeitiger Lichtblitz oder andere
elektromagnetische Strahlungen zu nennen. Um die Bindung zwischen B1 und B2
für solche Einflüsse angreifbar zu machen, muß sie photosensibel ausgeführt sein.
Beispiele für derartige photosensible Bindungen sind Aryl-Disulfide, die sich
beispielsweise zwischen Verbindungen wie 4-Mercapto-phenylalanin-haltigen
Peptiden ausbilden (Lu, J. Am. Chem. Soc. 119 (1997), 71-73). Laserinduzierte
Photolyse erzeugt innerhalb von wenigen Picosekunden Tolylthiyl-Radikale (Volk, J.
Phys. Chem. B, 101 (1997), 8607). Unter chemischen Einflüssen sind beispielsweise
Änderungen der Reaktionslösung, die den pH-Wert betreffen, einen Übergang von
einem oxidativen Milieu in ein reduzierendes Milieu oder umgekehrt bewirken, die
sich von Zugabe von Säuren, Laugen, Reduktionsmitteln oder Oxidationsmitteln
bewerkstelligen lassen. Weitere chemische Einflüsse sind im Sinne der Erfindung
Reagenzien, die bei Zugabe in die Reaktionslösung die Bindung zwischen B1 und
B2 direkt angreifen. Beispiele für derartige Reagenzien sind Trialkylphosphine.
Vorzugsweise haben die zum Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 zugesetzten
Chemikalien keinerlei oder nur vernachlässigbar kleine Auswirkungen auf die zu
messende Reaktion oder auf die Detektion.
Somit ist in einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Peptidderivats das Verfahren zur Lösung der Bindung zwischen B1 und B2 die
Anwendung eines Lichtblitzes oder einer anderen elektromagnetischen Strahlung
oder die Zugabe eines chemischen Reagens.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird das Lösen der
Bindung zwischen B1 und B2 durch die Zugabe eines Reduktionsmittels erreicht.
Beispielsweise bewirkt das Reduktionsmittel die Reduktion von Disulfidbrücken, die
zwischen zwei Cysteinresten bestehen. Beispiele für Reduktionsmittel, die im
Rahmen der Erfindung eingesetzt werden können, sind Dithiothreitol (DTT), DTE,
Tri-n-Butyl-Phosphin und Tri-Carboxyethyl-Phosphin.
Die erfindungsgemäßen Peptidderivate enthalten zwei in der allgemeinen Formel mit
A und D bezeichnete Gruppierungen, die die Messung des Überganges vom
verspannten in den nicht verspannten Zustand oder die direkte Messung einer
Enzymreaktion aufgrund einer Änderung eines optischen Signals erlauben.
Diese Gruppierungen enthalten im Sinne der vorliegenden Erfindung einen Farbstoff.
Weiterhin können die Gruppierungen andere chemische Verbindungen enthalten,
wie beispielsweise einen Aminosäurerest, die mit dem Farbstoff kovalent verbunden
sind. Vorzugsweise liegt eine solche andere Verbindung zwischen dem Farbstoff und
der benachbarten Verbindung B1 oder B2. Vorzugsweise besteht die Gruppierung A
und/oder D ausschließlich aus dem Farbstoff. Die im Sinne der vorliegenden
Erfindung in A und D enthaltenen Farbstoffe, reagieren auf Bestrahlung mit Licht
einer gewissen Wellenlänge oder eines gewissen Spektrums mit der Emission von
Licht, das sich von dem eingestrahlten Licht detektierbar unterscheidet. Die
Wellenlängen bzw. Spektren des Lichts können dabei im infraroten, sichtbaren
und/oder ultravioletten Wellenlängenbereich liegen. Dies gilt sowohl für die
Bestrahlung als auch für die Emission. Neben der Bestrahlung können die Farbstoffe
in A und D des erfindungsgemäßen Peptidderivats auch durch andere physikalische
oder durch chemische oder biologische Energiequellen zur Lichtemission angeregt
werden. Im Sinne der Erfindung können andere physikalische Quellen
beispielsweise andere elektromagnetische Strahlen als Licht, elektrische Felder, etc.
sein. Chemische oder biologische Lichtemission kann beispielsweise unter
Ausnutzung eines Effektes wie Chemo-, Bioluminiszenz oder Phosphoreszenz
erfolgen.
Dem Fachmann sind Farbstoffe, die den oben genannten Eigenschaften
entsprechen und in den Gruppierungen A und D einsetzbar sind, bekannt. Eine
große Auswahl solcher Verbindungen sind im Stand der Technik beschrieben und
lassen sich beispielsweise dem "Handbook of Fluorescent Probes and Research
Chemicals" (R. P. Haugland, ISBN 0-9652240-0-7) entnehmen. Desweiteren sind
Verfahren bekannt, mit denen Peptide oder Peptidderivate N- oder C-terminal mit
den Gruppierungen A und D gekoppelt werden können, wie beispielsweise
beschrieben in Jean (Biochem. J. 307 (1995), 689), Spetzler (J. Peptide Sci. 4
(1998), 128), Wang (Bioorg. Med. Chem. Lett. 2 (1992), 1665), Wang (Tetrahedron
Lett. 31 (1990), 6493), Meldal & Svendsen (J. Chem. Soc. Perkin Trans.l (1995),
1591) oder Bratovanova & Petkov (Anal. Biochem. 162 (1987), 213).
In einer bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung Peptidderivate, wobei A
und D Gruppierungen sind, die Farbstoffe enthalten, die bei Anregung mit Licht einer
geeigneten Wellenlänge fluoreszieren, oder Gruppierungen sind, die Farbstoffe
enthalten, die eine Farbänderung zeigen. Die bekanntesten Signalarten, die zur
Detektion enzymatischer Reaktionen herangezogen werden, sind Änderungen, die
mittels optischer Methoden erfaßt werden können. Der große Vorteil solcher
Methoden ist das Vorhandensein unterschiedlichster spektroskopischer Geräte, die
es ermöglichen, an Hand der Farbänderung die enzymatische Aktivität zu
beschreiben. Unter den lichtoptischen Signaländerungen sind besonders solche von
Vorteil, die zu einer Änderung der Fluoreszenz führen. Der größte Vorteil solcher
Fluoreszenzmethoden liegt in ihrer, dem Fachmann bekannten großen
Empfindlichkeit. Von besonderer Empfindlichkeit sind hier wieder solche Methoden,
bei denen, ausgelöst durch die enzymatische Reaktion, das Fluoreszenzsignal
zunimmt. Die hohe Empfindlichkeit von Fluoreszenzmethoden beruht hauptsächlich
auf der allgemein bekannten höheren Nachweisempfindlichkeit von
Fluoreszenzfarbstoffen, verglichen mit nicht fluoreszierenden Farbstoffen.
Unter Gruppierungen, die Farbstoffe enthalten, die eine Farbänderung zeigen, sind
vorzugsweise Verbindungen zu verstehen, die selbst ein Substrat für das zu
messende Enzym darstellen und bei denen die Farbänderung durch die
enzymatische Katalyse hervorgerufen wird. Bei der Abwesenheit einer
enzymatischen Aktivität wird in dem Fall allerdings keine Änderung des optischen
Signals detektiert. Dem Fachmann bekannte Beispiele sind z. B. Substrate für
Proteasen, bei denen nach Zugabe der Protease zu einem geeigneten Substrat
durch die einsetzende Proteolyse ein Farbstoff freigesetzt wird (Barrett, Meth.
Enzymol. 80 (1981), 561; Carter, Science 237 (1987), 394; Tanaka, Biochemistry 24
(1985), 2040; Horsthemke, Biochemistry 19 (1980), 2867; Jacotot, Eur. J. Biochem.
239 (1996), 248; Heinemeyer, EMBO J. 10, (1991) 555; Thornberry, Nature 356,
(992) 768; Walker, Cell 78 (1994), 343; Xiang, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93 (1996),
14559). Als Maß der enzymatischen Aktivität dieser proteolytischen Aktivität kann die
freigesetzte Menge Farbstoff je Zeiteinheit benutzt werden.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform betrifft die vorliegende Erfindung
Peptidderivate, wobei sich die Fluoreszenz der in den Gruppierungen enthaltenen
fluoreszierenden Farbstoffe im verspannten Zustand des Peptidderivats durch einen
Quench-Effekt aufhebt oder vermindert.
Die räumliche Nähe zwischen A und D im verspannten Peptidderivat bewirkt einen
Quench-Effekt, der zur Folge hat, daß die Lichtemission eine der beiden
Gruppierungen durch die Wirkung der anderen Gruppierung herabgesetzt oder ganz
aufgehoben wird. Unter "Quench-Effekt" wird im Zusammenhang mit der
vorliegenden Erfindung ein physikalisch-chemischer Effekt verstanden, bei dem die
Anregungsenergie, die zur Lichtemission des Fluoreszenzfarbstoffes führen kann,
durch die räumliche Nähe des Quenchers mitabsorbiert wird, und so die
Lichtemission des Fluoreszenzfarbstoffes gemindert wird. Die Definition der
Farbstoffe, die das erfindungsgemäße Peptidderivat bzw. die Gruppierung A oder D
enthalten kann, umfaßt daher auch Fluoreszenzfarbstoffe, die als Quencher dienen.
Bei vergrößerter Distanz zwischen A und D im nicht verspannten Zustand des
Peptidderivats ist dieser Quench-Effekt herabgesetzt oder gänzlich aufgehoben, so
daß die Lichtemission der vormals gequenchten Verbindung nun größer ist als im
verspannten Peptidderivat.
Aus Gründen der einfacheren Darstellung wird im Folgenden A als die Gruppierung
definiert, deren optisches Signal gemessen wird, und D als die Gruppierung, die A
quericht. Die im Folgenden dargestellten Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung sind so zu verstehen, daß A und D austauschbar sind, so daß auch D
durch A gequencht werden kann. Dem Fachmann sind Paare von fluoreszierenden
Verbindungen, bei denen die eine Verbindung die andere quencht bekannt.
Insbesondere bevorzugt sind Peptidderivate der oben beschriebenen
Ausführungsformen der Erfindung, wobei A eine Gruppierung ist, ausgewählt aus der
Gruppe bestehend aus: 2-Aminobenzoesäure, D,L-2-Amino-3-(7-methoxy-4-
cumaryl)propansäure, Coumarin, Quinolinon, 4-(4'-
Dimethylaminobenzenazo)benzoesäure (Dabsyl) und 5-(2'-
Aminoethylamino)naphtalensulfonsäure (EDANS); und D eine Gruppierung ist,
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus: 4-Nitroanilin (= para-Nitroanilin),
Aminoacyl-4-Nitroanilin, 3-Nitrotyrosin (meta-Nitrotyrosin), Aminoacyl-3-Nitrotyrosin,
Tryptophan und Aminoacyl-Tryptophan. Die hier aufgeführten fluoreszierenden
Verbindungen und deren Anwendungsweise sind im Stand der Technik beschrieben,
beispielsweise in Jureus, Neuropeptides 32 (1998), 453-460 oder White, Anal.
Biochem. 268 (1999), 245-251.
Die verwendeten Verbindungen für A, B1-B2, C1-C3 und D der erfindungsgemäßen
Peptidderivate können unter Verwendung der dem Fachmann bekannten
Modifizierungen weitgehend verändert sein.
Eine wesentliche Eigenschaft der erfindungsgemäßen Peptidderivate ist die
Konformation, die im Zusammenhang mit der hier beschriebenen Erfindung als
"verspannter Zustand" bezeichnet wird, wobei das Peptidderivat in der Lage ist (nach
Lösen der Verbindung zwischen B1 und B2), autonom in den nicht verspannten
Zustand überzugehen. Dieser Übergang erfolgt mit einer bestimmten
Geschwindigkeit, im folgenden Übergangsgeschwindigkeit genannt. Die
Übergangsgeschwindigkeit ist charakteristisch für jedes Peptidderivat und unter
gleichen Reaktionsbedingungen auch stets gleich groß.
Im wesentlichen wird die Übergangsgeschwindigkeit durch die Ausführung des
Bestandteils C1-C2-C3 innerhalb des erfindungsgemäßen Peptidderivats bestimmt.
Bereits atomare Substitutionen an einem oder mehreren dieser Verbindungen
können die Übergangsgeschwindigkeit verändern. Die Übergangsgeschwindigkeit ist
ein inhärentes Merkmal eines jeden erfindungsgemäßen Peptidderivats.
Die Messung einer Enzymaktivität beruht auf einem der folgenden zwei Effekte, die
ein Enzym auf das Peptidderivat ausüben kann:
- 1. Das zu messende Enzym hat eine Aktivität, die den Übergang vom verspannten in den nicht verspannten Zustand beschleunigt. Die Beschleunigung kommt entweder dadurch zustande, daß das Enzym die Konformationsänderung katalysiert oder daß das Enzym eine Reaktion katalysiert, die einen erleichterten Übergang vom verspannten in den nicht verspannten Zustand bewirkt.
- 2. Das zu messende Enzym hat nicht die unter (1.) genannte Aktivität, sondern greift das nicht verspannte Peptidderivat oder bereits das verspannte Peptidderivat nach Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 an, wobei die katalysierte Reaktion zu einer chemischen Trennung von A und D oder zu einer Trennung des in A oder D enthaltenen Farbstoffs vom restlichen Peptidderivat führt.
Beruht die Messung der Enzymaktivität auf dem unter (1.) beschriebenen Effekt,
erfolgt die Detektion dadurch, daß sich das optische Signal durch den Übergang vom
verspannten in den nicht verspannten Zustand des Peptidderivats der Erfindung
ändert. Hierbei werden für die Gruppierungen A und D Fluoreszenzfarbstoffe
eingesetzt, bei denen ein Quench-Effekt auftritt. Die Fluoreszenz der Gruppierung A
wird im verspannten Zustand des Peptidderivats, vorzugsweise bei geschlossener
Bindung von B1 und B2, durch die Gruppierung D gequencht. Dieser Quench-Effekt
ist bedingt durch die räumliche Nähe von A und D. im nicht verspannten Zustand ist
die Distanz zwischen A und D größer, was zu einer Herabsetzung des Quench-
Effekts und damit einhergehend zu einer Erhöhung der Fluoreszenz von A führt.
Allerdings kann auch im nicht verspannten Zustand A durch D partiell gequencht
sein. Nach dem Start der Reaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2
geht bei Abwesenheit eines Enzyms das Peptidderivat von selbst vom verspannten
Zustand in den nicht verspannten Zustand über. Dieser Prozeß verläuft nach
stochastischen Gesetzmäßigkeiten und erfährt je nach Struktur des
Peptidderivatmoleküls nach einer bestimmten Zeit eine Sättigung. Diese
Sättigungskinetik läßt sich durch kontinuierliche Messung der Fluoreszenzzunahme
in einer Sättigungskurve darstellen, in der absolute oder relative Fluoreszenz gegen
die Zeit aufgetragen ist (siehe Fig. 1).
In einem Reaktionsansatz, der ein Enzym enthält, das die Übergangsreaktion
beschleunigt, sonst aber zu dem Ansatz ohne Enzym identisch ist, erfolgt der
Übergang vom verspannten zum nicht verspannten Zustand mit einer größeren
Geschwindigkeit. Dies wirkt sich auf die Kinetik dahingehend aus, daß der Anstieg
steiler ausfällt und die Sättigung früher erreicht wird. Enzyme, die den Übergang des
Peptidderivats vom verspannten in den nicht verspannten Zustand katalysieren bzw.
eine Reaktion katalysieren die den Übergang erleichtert, sind im Sinne der Erfindung
vorzugsweise Isomerasen, besonders bevorzugt Peptidyl-Isomerasen. Ferner kann
der Einfluß von Inhibitoren oder Aktivatoren auf solche Enzyme in
Reaktionsansätzen nach (1.) bestimmt werden. Bei der Messung von Inhibitoren
eines eingesetzten Enzyms wird eine langsamere Geschwindigkeit der
Fluoreszenzzunahme auf das Sättigungsniveau beobachtet. Im Gegensatz dazu
steigt bei der Messung von Aktivatoren dieser Enzyme die beobachtete
Reaktionskurve schneller auf das Sättigungsniveau.
Wie bereits oben erwähnt hängt die Übergangsgeschwindigkeit im wesentlichen von
den chemischen Eigenschaften des Bestandteils C1-C2-C3 des Peptidderivats ab.
Zusätzlich nehmen die Reaktionsbedingungen, darunter besonders die Temperatur,
Einfluß auf die Übergangsgeschwindigkeit. Für Aktivitätsmessungen nach dem unter
(1.) definierten Aspekt sollte die peptidderivatspezifische Übergangsgeschwindigkeit
(ohne Enzym) relativ klein sein, um einen günstigen Meßbereich zu erhalten. Wenn
diese Grundübergangsgeschwindigkeit zu groß ist, fällt der Unterschied der
Übergangsgeschwindigkeiten zwischen der Messung mit und der ohne Enzym
weniger signifikant aus. Dadurch wird der Meßbereich etwa zur Erfassung des
Einflusses von Inhibitoren kleiner. Bevorzugt sollte die katalysierte
Übergangsgeschwindigkeit mindestens doppelt so hoch sein, wie die nicht
katalysierte Reaktion.
Neben Enzymen, die wie oben beschrieben den Übergang vom verspannten in den
nicht verspannten Zustand beschleunigen können, wie unter (2.) aufgeführt auch
andere Enzyme mit Hilfe des erfindungsgemäßen Peptidderivats untersucht werden.
Dies hat zur Voraussetzung, daß die Enzyme eine Reaktion katalysieren, die zu
einer chemischen Trennung von A und D oder zu einer Trennung des in A oder D
enthaltenen Farbstoffs vom restlichen Peptidderivat führt.
Bei der Verwendung von Fluoreszenzfarbstoffen für A und D, die einen Quench-
Effekt ausüben, lassen sich drei Stufen der zu messenden Fluoreszenz
unterscheiden:
- a) Ausgangszustand im verspannten Peptidderivat, bei dem A maximal von D gequencht wird;
- b) Fluoreszenz von A, wenn das Peptidderivat im nicht verspannten Zustand vorliegt und A partiell von D gequencht wird; und
- c) maximale Fluoreszenz von A, wenn durch eine Spaltung innerhalb des Peptidderivats A und D bzw. die darin enthaltenen Farbstoffe getrennt sind und D keinen Quench-Effekt auf A ausübt.
Bei der Aktivitätsmessung wird einerseits das Fluoreszenzverhalten des
Peptidderivats in der Reaktionslösung ohne Enzym gemessen. Dabei nähert sich die
Fluoreszenz ausgehend von (i) dem Niveau (ii) an. Andererseits steigt die
Fluoreszenz bei der Messung mit Enzym ausgehend von (i) auf das Niveau (iii). Der
meßbare Fluoreszenzunterschied zwischen (ii) und (iii) wird hierbei zur Bestimmung
enzymatischer Reaktionen benutzt. Dies betrifft vorzugsweise Enzyme, die eine
kovalente Bindung zwischen A und D bzw. innerhalb einer Gruppierung A oder D
spalten, wie beispielsweise Proteasen. Bei der Messung der enzymkatalysierten
Reaktion (i) bzw. (ii) nach (iii) (je nachdem, ob das Enzym nach der Lösung der B1-
B2-Bindung bereits das verspannte Substrat (i) oder erst das nicht verspannte
Substrat (ii) angreift) wird bei der Messung von Inhibitoren eines eingesetzten
Enzyms eine langsamere Geschwindigkeit der Fluoreszenzzunahme auf das Niveau
(iii) beobachtet. Im Gegensatz dazu steigt bei der Messung von Aktivatoren dieser
Enzyme die beobachtete Reaktionskurve schneller und geht ebenfalls gegen das
Niveau (iii).
Bei Aktivitätsmessungen, insbesondere nach (2.), kann aus praktischen Gründen die
Übergangsgeschwindigkeit allgemein durch den Zusatz eines Enzyms, wie
beispielsweise einer Peptidyl-Prolyl-Isomerase, in den zu vergleichenden Ansätzen
erhöht werden. Diese Erhöhung betrifft den Übergang von Niveau (i) zu (ii).
Somit betrifft eine besondere Ausführungsform der Erfindung Peptidderivate, wobei
sich das optische Signal, das von A und D ausgeht, sich zusätzlich zum verspannten
und nicht verspannten Zustand des Peptidderivats von dem Zustand unterscheidet,
der vorliegt, wenn die chemische Verbindung zwischen A und D oder zwischen
einem in A oder D enthaltenen Farbstoff und dem restlichen Peptidderivat durch
enzymatische Katalyse getrennt wurde.
Zu Aktivitätsmessungen nach (2.), bei denen im wesentlichen der
Fluoreszenzunterschied zwischen dem nicht verspannten Zustand und dem Zustand,
bei dem A und D bzw. ein in A oder D enthaltener Farbstoff und das restliche
Peptidderivat chemisch getrennt vorliegen, gemessen wird, sind relativ hohe
Grundübergangsgeschwindigkeiten (für das Peptidderivat ohne Enzym) von Vorteil.
Dies gilt insbesondere für den Fall, daß das Enzym nach der Lösung der Bindung
zwischen B1 und B2 das Peptidderivat sowohl im verspannten als auch im nicht
verspannten Zustand als Substrat verwertet. Wenn die Übergangsgeschwindigkeit
groß ist gegenüber der enzymatischen Reaktionsgeschwindigkeit, geht der Großteil
der Peptidderivate zuerst in den nicht verspannten Zustand über und wird im zweiten
Schritt durch das Enzym katalysiert. Dadurch ist die Enzymkinetik an die
Grundübergangskinetik gebunden und die beiden Kinetiken (Reaktion mit und ohne
Enzym) lassen sich gut vergleichen. Wenn dagegen die Reaktionsgeschwindigkeit
des Enzyms groß ist gegenüber der Grundübergangsgeschwindigkeit, ist die
Enzymkinetik unabhängig von der Übergangskinetik, weil ein Großteil der
eingesetzten Peptidderivatmoleküle direkt vom verspannten Zustand in den Zustand
der Trennung von A und D bzw. der Trennung eines in A oder D enthaltenen
Farbstoffs vom restlichen Peptidderivat, d. h. der maximalen Fluoreszenz, gelangt.
Günstige Unterschiede der Übergangsgeschwindigkeiten ausgedrückt als
Reaktionsgeschwindigkeitskonstante k liegen zwischen den Reaktionen nach (1) (ki-ii)
und (2) (kii-iii) dann vor, wenn kii-iii, mindestens doppelt so groß ist wie ki-ii. Diese
Forderung läßt sich durch Zusatz von Peptidylprolyl-cis/trans-Isomerasen zum
Reaktions-Ansatz leicht erfüllen, da diese Enzyme nur Reaktionen nach (1)
katalysieren. Für den Fall, daß nur der nicht verspannte Zustand ein verwertbares
Substrat für das zu untersuchende Enzym darstellt, gilt wieder das für den Fall (1.)
gesagte. Die Kinetik der enzymkatalysierten Reaktion hängt ab von der
Grundübergangskinetik, da die enzymatische Reaktion von der Bereitstellung des
nicht verspannten Peptidderivats abhängig ist. Wenn die enzymatische
Reaktionsgeschwindigkeit groß ist gegenüber der Grundübergangsgeschwindigkeit,
dann wird der Großteil des entstehenden nicht verspannten Peptidderivats schnell
enzymatisch umgesetzt. Dadurch wird ein maximaler Unterschied zwischen den
Fluoreszenzkinetiken mit und ohne Enzym erreicht. Dies hat zur Folge, daß ein
maximaler Meßbereich für die Messung des Einflusses von zugesetzten Inhibitoren
zur Verfügung steht. Bei einer enzymatischen Reaktionsgeschwindigkeit, die relativ
klein ist gegenüber der Grundübergangsgeschwindigkeit (ohne Enzym), wird
zunächst nur ein kleiner Teil des nicht verspannten Peptidderivats enzymatisch
umgesetzt und die Sättigung der Produkte, bei denen A und D bzw. die darin
enthaltenen Farbstoffe getrennt vorliegen, erst lange nach der Sättigung des
Übergangs vom verspannten in den nicht verspannten Zustand erreicht. Bei
Aktivitätsmessungen, die nach dem unter (2.) aufgeführten Effekt ablaufen, können
auch Farbreaktionen, also mit dem menschlichen Auge wahrnehmbare Unterschiede
der optischen Eigenschaften der Reaktionslösung, verwendet werden. A und/oder D
enthalten in dem Fall Farbstoffe, die beispielsweise durch proteolytische Abspaltung
vom Peptidderivat ihre optischen Eigenschaften verändern.
Mit Hilfe der erfindungsgemäßen Peptidderivate sind die Aktivitäten sämtlicher
Enzyme meßbar, für die die Peptidderivate ein Substrat darstellen, solange diese
Aktivitäten einen Einfuß haben auf die oben beschriebenen Änderungen des
optischen Signals und gleichzeitig diese Aktivität durch die geschlossene Bindung
zwischen B1 und B2, vorzugsweise auch durch den verspannten Zustand des
Peptidderivats, blockiert ist.
Vorzugsweise betrifft dies Enzyme, deren Aktivität substratspezifisch ist für
Peptidstrukturen. Darunter fallen besonders bevorzugt Aktivitäten, die auf
Peptidbindungen gerichtet sind. Ebenso bevorzugt sind alle anderen Bindungen, die
in einem Peptid (oder Peptidderivat) vorhanden sein können, beispielsweise
innerhalb der Seitenkette einer oder mehrerer Aminosäuren oder Bindungen, die
Substituenten mit Aminosäuren verbinden oder innerhalb solche Substituenten
liegen. Allerdings können mit den Peptidderivaten im Rahmen der Erfindung auch
Enzyme untersucht werden, die für andere Molekülklassen spezifisch sind,
beispielsweise für Nucleotide, Oligonucleotide, Lipide, Kohlehydrate oder andere
organische Moleküle. Hierzu können gemäß der Ausführungsform des Peptidderivats
für C1, C2 und/oder C3 entsprechende Substrate in das Peptidderivat eingebaut
werden. Beispielsweise ist es möglich, für C1, C2 oder C3 Verbindungen
einzusetzen, die phosphorylierbar/dephosphorylierbar sind. So konnte im Rahmen
der vorliegenden Erfindung mit je einem Vertreter einer Kinase und einer
Phosphatase gezeigt werden, daß nur die unverspannte Form eines derart
ausgeführten, erfindungsgemäßen Peptidderivats phosphorylierbar bzw.
dephosphorylierbar ist.
Vorzugsweise lassen sich peptidspezifische Enzyme mit Hilfe des Peptidderivats
untersuchen, besonders bevorzugt Proteasen, Peptidylprolyl-cis/trans-Isomerasen,
Kinasen, Phosphatasen, Glykosidasen oder Lipasen/Esterasen. Insbesondere
bevorzugt sind davon Proteasen und Peptidylprolyl-cis/trans-Isomerasen.
Einer der wesentlichen Vorzüge gegenüber den im Stand der Technik
beschriebenen Substraten und deren Verwendung in Enzymtests ist die besondere
Eigenschaft des erfindungsgemäßen Peptidderivats, daß der Start der
Enzymreaktion durch ein exogenes Signal induziert werden kann. Wie oben
beschrieben, führt dieses physikalische oder chemische Signal zur Lösung der
Bindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat. Dies ermöglicht die Mischung aller für
die Enzymreaktion notwendigen Komponenten, einschließlich des Enzyms, des
Substrats und gegebenenfalls eines zu untersuchenden Effektors, ohne daß die
enzymatische Reaktion in Gang kommt.
Eine Gemeinsamkeit unterschiedlichster Enzym-Assays ist die Notwendigkeit der
Schaffung einer homogenen Mischung, die zumindest aus Substrat und Enzym
besteht. Die Schaffung einer homogenen Mischung ist eine wesentliche
Vorbedingung, um enzymatische Aktivitätsbestimmungen reproduzierbar
durchführen zu können. Üblicherweise werden enzymatische Reaktionen, die
beispielsweise zur Beurteilung von Enzym-Effektoren dienen sollen, durch Zugabe
des Substrates zu einer Mischung aus Enzym und zugesetztem Effektor gestartet.
Diese Verfahrensweise hat den Vorteil, daß langsam wirkende Effektoren, die dem
Fachmann beispielsweise als "Slow Binding"-Inhibitoren bekannt sind, ihre Wirkung
auf das Enzym entfalten können. Um durch Zugabe des Substrates die
Konzentrationen der in der Mischung vorhandenen Stoffe, wie Enzym und Effektor
nicht wesentlich zu ändern, tragen die zugesetzten Volumina des Substrates nur
wenig zum resultierenden Gesamtvolumen der Reaktionslösung bei. Das Problem
besteht oft darin, das in einem geringen Volumen gelöste Substrat in möglichst
kurzer Zeit homogen mit dem Vorinkubationsansatz zu vermischen. Dies gelingt
naturgemäß nur dann in gewünschter Weise, wenn die Löslichkeit des Substrates im
resultierenden Endvolumen relativ hoch ist. Substrate, deren Konzentration sich im
Endvolumen nahe ihrem Löslichkeitsprodukt befinden, lassen sich nur schlecht
innerhalb kurzer Zeit homogen lösen. Aus diesem Grund sind solche
Enzymsubstrate bisher denkbar ungeeignet für die Nutzung in Routine-Assays zum
Nachweis enzymatischer Reaktionen.
Im Stand der Technik wurden beispielsweise zum Nachweis der Aktivität von
Proteasen bereits einige Methoden beschrieben, die der Forderung nach einem
Substrat, welches eine Aktivitätsmessung mit großer Signaldirektheit und
Signalkontinuität gemäß der vorliegenden Patentanmeldung ermöglichen, sehr nahe
kommen. So wurden z. B. Substrate beschrieben, die so aufgebaut sind, daß durch
die direkte Wirkung der Protease auf das Substrat ein Farbstoff freigesetzt wird. Da
die Farbänderung der proteolytischen Reaktion direkt proportional ist, wird diese
Änderung als Aktivitätsmaß der Protease benutzt. Bei der Untersuchung der Wirkung
von Effektoren auf die Katalyse der proteolytischen Reaktion wird zumeist die
Protease für einige Zeit, der Vorinkubationszeit, mit dem Effektor vorinkubiert.
Dadurch wird es dem Gemisch aus Effektor und Enzym ermöglicht, entsprechend
ihrer chemischen Gegebenheiten miteinander zu interagieren. Zwangsläufig muß
nun die eigentliche Reaktion, welche zur Aktivitätsbestimmung genutzt wird, durch
Zugabe des Substrates zum Effektor/Enzym-Gemisch gestartet werden. Dies ist nur
dann erfolgreich, wenn es gelingt, das Substrat homogen innerhalb kurzer Zeit mit
dem Effektor/Enzym-Gemisch zu vermischen. Unglücklicherweise sind zahlreiche
Peptidsubstrate bekannt, die eine nur schlechte Wasserlöslichkeit aufweisen. Solche
Substrate werden üblicherweise in geeigneten Lösungsmitteln, wie z. B. DMSO, in
hohen Konzentrationen gelöst, um sie dann zusammen mit diesem Lösungsmittel
dem Effektor/Enzym-Gemisch beizumischen.
Hier besteht das Problem darin, daß sich das gewünschte Peptidsubstrat zwar in
dem Endvolumen des Reaktionsansatzes lösen würde, aber bedingt durch lokale
Inhomogenitäten zumeist ausfällt und erst später wieder in Lösung geht. Die
Verlängerung der Mischzeit durch solche Prozesse kann eine Aktivitätsbestimmung
mit schwer löslichen Substraten unmöglich machen.
Die Problematik der Schaffung einer homogenen Mischung im Ansatz des Enzym-
Assays ist durch die Bereitstellung des erfindungsgemäßen Substrats gelöst. Die zur
Bestimmung der Enzymaktivität notwendigen Reagenzien, wie Enzym und Substrat
oder wünschenswerte Zusätze wie beispielsweise zu untersuchende Effektoren
lassen sich vor dem Start der eigentlichen Reaktion über eine beliebig lange Zeit
miteinander inkubieren, da das eigentliche Substrat erst durch Lösen der Bindung
von B1 und B2 im erfindungsgemäßen Peptidderivat bereitgestellt wird. Das
Peptidderivat kann bei geschlossener B1-B2-Bindung in solchen Konzentrationen
eingesetzt werden, die der maximalen Löslichkeit des Substrates unter den
gewählten Testbedingungen sehr nahe kommen.
Das Lösen der B1-B2-Bindung wird entweder durch Zugabe eines geringen
Volumens einer geeigneten Chemikalie oder ohne Volumenveränderung mittels
Lichtblitz ausgelöst. Dadurch wird beim Start der Reaktion auch bei schwer löslichen
Substraten die Konzentrationen von Vorinkubationsansatz und eigentlichem
Meßansatz kaum oder überhaupt nicht verändert. Im Sinne der Erfindung muß
allerdings gewährleistet sein, daß das Startsignal effektiv und gleichzeitig die
Peptidderivate in einer homogenen Mischung erreicht, da sich sonst ein neues
Inhomogenitätsproblem ergeben würde. Dies sollte bei der Nutzung eines
physikalischen Signals wie beispielsweise einem Lichtblitz bei entsprechender
Ausgestaltung der experimentellen Apparatur gegeben sein. Bei Verwendung einer
Starterchemikalie ist zu beachten, daß sie in dem gegebenen Reaktionsgemisch
leicht löslich ist. Generell sind für diesen Zweck bevorzugt niedermolekulare
Verbindungen zu verwenden, wie etwa das in den Beispielen 1 bis 3 verwendete
DTT.
Die Peptidderivate der vorliegenden Erfindung stellen Substrate für enzymatische
Reaktionen dar, die mit größtmöglicher Signaldirektheit detektiert werden können.
Signaldirektheit ist ein wichtiges Kriterium für die Güte eines Enzymtests. Für einige
Enzyme existieren keine geeigneten Substrate, mit denen sich der
Substratproduktumsatz zuverlässig direkt messen läßt. In einigen Fällen existieren
zwar Techniken, die eine direkte Messung der Substratproduktumsätze erlauben,
jedoch sind diese oft apparativ aufwendig oder nur unter idealen Bedingungen
anwendbar, so daß sie sich nicht zum routinemäßigen Einsatz, beispielsweise in
Massensuchtests eignen. Um solchen Begrenzungen zu entgehen, mußte man sich
bisher mit Hilfsreaktionen behelfen, mit denen die Produktmenge mit Hilfe einer
zusätzlichen enzymatischen Reaktion in detektierbaren Signalstärken abgebildet
wird. Solche Hilfsreaktionen laufen synchron zur Primärreaktion und in demselben
Reaktionsansatz wie diese ab. Der entscheidende Nachteil solcher Hilfsreaktionen
ist die geringere Signaldirektheit, die eine Zunahme potentieller, störender
Einflußfaktoren zur Folge hat. Dies gilt beispielsweise für die Aktivitätsmessung von
Peptidylprolyl-cis/trans-Isomerasen (PPlasen), die durch eine als Hilfsreaktion
angekoppelte isomerspezifische Proteolyse detektierbar ist (Fischer, Biochim.
Biophys. Acta 43 (1984), 1101; Fischer, Nature 337 (1989), 476).
Zum einen können Einflußfaktoren, die auf die angekoppelte Reaktion oder ihre
Bestandteile wirken, die Interpretation der Meßsignale erschweren oder unmöglich
machen. Im Beispiel der PPlase-Katalyse mittels angekoppelter isomerspezifischer
Proteolyse würde der inhibitorische Einfluß von Effektoren auf die enzymatische
Aktivität der verwendeten Hilfsprotease es erschweren oder unmöglich machen, eine
Wirkung dieses Proteasehemmstoffes auf die PPlase-Katalyse zu erkennen. Damit
würde bei Verwendung eines solchen gekoppelten Testes im Rahmen eines
Suchtestes nach Wirkstoffen, die die PPlase-Aktivität effektuieren, alle die
Substanzen nicht getestet werden können, die die Hilfsprotease unerwünscht
inhibieren. Ein weiterer Nachteil einer zu geringen Signaldirektheit kann auch die
Wirkung der für die angekoppelte Reaktion notwendigen Bestandteile auf die
Primärreaktion selbst oder auf andere zu detektierende Bestandteile sein. So kann
die in diesem Beispiel notwendige Hilfsprotease eine nachteilige Wirkung auf die
Aktivität der zu detektierenden PPlase haben. Auch ließen sich aufzufindende
PPlase-Effektoren, die nicht proteasestabil sind, nicht detektieren.
Dank der vorliegenden Erfindung ist es nun möglich, die Aktivität von Enzymen, für
die bislang keine geeigneten Substrate vorlagen, wie z. B. PPlasen, mit
größtmöglicher Signaldirektheit zu messen, wie es in Beispiel 1 dargestellt ist.
Für die Aktivitätsmessung von PPlasen waren allerdings zuletzt schon andere
Verfahren beschrieben worden, die ohne Hilfsreaktionen auskommen. Ein Verfahren,
das der Erfindung besonders nahe kommt, nutzt die geringen isomerspezifischen
spektroskopischen Unterschiede geeigneter PPlase-Substrate aus (Janowski,
Analytical Biochemistry 252 (1997), 299; Garcia-Echeverria, Biochem. Biophys. Res.
Commun. 191 (1993); Garcia-Echeverria, Am. Chem. Soc. 114 (1992), 2758).
Allerdings sind diese Unterschiede so gering, daß diese Methode sehr hochwertige
spektroskopische Detektoren benötigt. Ein weiterer Nachteil dieser geringen
spektroskopischen Unterschiede liegt in der Beschränkung auf Aktivitätsmessungen
unter idealen Bedingungen, bei denen geringe spektroskopische Störungen, wie sie
bei Aktivitätsmessungen in realen biologischen Flüssigkeiten unvermeidlich sind,
nicht auftreten.
Ein zusätzlicher Nachteil dieser Methode liegt in der Art der Bereitstellung des
Substrates. Um isomerspezifische spektroskopische Unterschiede detektieren zu
können, muß das Ausgangssubstrat in einer nur schwer handhabbaren Lösung aus
Lithiumchlorid und Trifluorethanol gelöst werden. Die enzymatische Reaktion wird
dann durch Zugabe dieser Substratlösung zum Reaktionsansatz gestartet. Damit ist
dieses Verfahren unvorteilhaft für die Verwendung im Rahmen eines
Massensuchtests.
Demgegenüber können erfindungsgemäße PPlase-Substrate wie in Beispiel 1
beschrieben, lange Zeit in leicht handhabbaren Lösungsmitteln wie wäßrigen
Puffern, oder geeigneten organischen Lösungsmitteln wie DMSO oder Ethanol
aufbewahrt und im Assay eingesetzt werden. Ihre Zugabe zum Reaktionsansatz
kann lange vorher erfolgen. Der Start der eigentlichen PPlase-Reaktion erfolgt erst,
bei Verwendung einer photosensible Verspannung durch einen Lichtblitz, oder bei
Verwendung anderer Funktionalitäten durch Zugabe einer geeigneten Chemikalie,
die die Verspannung aufheben, wie dies in Beispiel 1 beschrieben wird.
Neben den oben diskutierten Kriterien der homogenen Mischung und der
Signaldirektheit ist als drittes Kriterium die Signalkontinuität als Qualitätsmerkmal für
Aktivitätsmessungen von Enzymen zu nennen. Während es bei einigen Substraten,
wie oben für Protease-Assays beschrieben, relativ leicht ist, kontinuierlich während
der enzymatischen Reaktion Meßwerte zu erhalten, beispielsweise durch Messung
eines proteolytisch freigesetzten Farbstoffs, ist dies für zahlreiche Enzyme und ihre
Substrate nur unzureichend möglich. Um trotzdem das zur Beschreibung der
enzymatischen Reaktion notwendige Datenmaterial zu erhalten, wurden bisher
diskontinuierliche Verfahren angewendet.
Das Gemeinsame dieser diskontinuierlichen Verfahren ist, daß die eigentlich zu
bewertende kontinuierlich ablaufende enzymatische Reaktion zeitlich und räumlich
unabhängig von einer zweiten Reaktion abläuft, die die Detektion des
Substratumsatzes ermöglicht.
So wurden beispielsweise zum Nachweis der Aktivität von Proteinphosphatasen
unterschiedlichste Assays beschrieben, bei denen während der Phosphatasereaktion
fortlaufend Aliquots aus dem Reaktionsansatz entnommen werden, um diese
Aliquots nachfolgend mittels eines zweiten Assays detektieren zu können (Cohen,
Methods in Enzymology 201 (1991), 389-391; Pinna, Biochim. Biophys. Acta 1222
(1994), 415-431; Ruzzene, Eur. J. Biochem. 211 (1993), 289-295; Harder, Biochem.
J. 298 (1994), 395-401). Diesen Phosphataseaktivitätsverfähren ist gemeinsam, daß
das durch die Proteinphosphatase freigesetzte Phosphat in diesem zweiten Assay
bestimmt wird.
So kann z. B. mittels geeigneter Phosphatasesubstrate, wie z. B. mittels der Sequenz
Abz-Cys-Ala-Ser(phosphoryliert)-Pro-Cys-NHNp, die Aktivität einer
Proteinphosphatase wie PP2a kontinuierlich bestimmt werden. In diesem
besonderen Fall wird ausgenutzt, daß eine als Hilfsenzym zugesetzte Protease nur
die nicht-phosphorylierte Form des Substrates proteolytisch spalten kann. Eine
zeitabhängige Fluoreszenzzunahme ist dann in diesem Ansatz proportional der
Phosphataseaktivität.
Ähnliche diskontinuierliche Verfahren sind für Proteinkinasen beschrieben (Pin,
Analytical Biochemistry 275(2) (1999), 156-161; Seya, Analytical Biochemistry 272(2)
(1999), 243-249; Peterson, Analytical Biochemistry 271(2) (1999), 131-136). Der
gravierendste Nachteil dieser diskontinuierlichen Verfahren ist neben den oben
diskutierten Fehlermöglichkeiten beim Arbeiten mit Hilfsreaktionen, in dem im
Vergleich zu kontinuierlichen Verfahren größeren Material- und zeitlichen Aufwand
zu sehen, der notwendig ist, um eine solche Signalmenge zu bekommen, mit deren
Hilfe es möglich ist, die enzymatische Reaktion zu beschreiben.
Mit Hilfe des durch die vorliegende Erfindung bereitgestellten Peptidderivats ist es
nun möglich, die Aktivität vieler Enzyme die bislang nur mit Hilfe von
diskontinuierlichen Detektionsmethoden zu erfassen waren, kontinuierlich zu
messen. Dies gilt im Besonderen für Proteinphosphatasen und Proteinkinasen.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung betrifft Peptidderivate, die dadurch
charakterisiert sind, daß der verspannte Zustand die cis-Konformation an mindestens
einer chemischen Bindung innerhalb der Verbindungen C1 bis C3 ist und der nicht
verspannte Zustand die trans-Konformation an der Bindung ist.
Cis- und trans-Konformationen sind dem Fachmann geläufig. Im Rahmen der
vorliegenden Erfindung bedeutet "cis" und "trans" unterschiedliche Bindungswinkel
einer Peptidbindung, wie sie z. B. in Fischer (Ang. Chemie 106 (1994), 1479-1501)
beschrieben sind.
Die in den erfindungsgemäßen Peptidderivaten enthaltenen cis-Konformationen
gehen nach Öffnung der B1-B2-Bindung von selbst in die trans-Konformation über.
Die cis/trans-Isomerie betrifft im Rahmen dieser Ausführungsform der
erfindungsgemäßen Peptidderivate alle chemischen Bindungen, für die cis/trans-
Konformationen definiert werden können. Desweiteren sind die Peptidderivate dieser
Ausführungsform in der Lage, eine Konformationsänderung im Sinne der Erfindung,
d. h. den Übergang von einem verspannten in einen nicht verspannten Zustand,
auszuführen. Vorzugsweise liegt die Bindung, die die cis/trans-Isomerie verursacht,
innerhalb des Bestandteils C1-C2-C3 des Peptidderivats, genauer gesagt, zwischen
den Verbindungen C1 und C2 oder C2 und C3 oder innerhalb einer dieser
Verbindungen. Besonders bevorzugt betrifft eine solche cis/trans-Isomerie eine
Bindung, die im Peptidrückrat des erfindungsgemäßen Peptidderivats liegt,
insbesondere bevorzugt eine Peptidbindung. Der Ausdruck "trans-Konformation"
umfaßt in der vorliegenden Ausführungsform auch die Möglichkeit, daß sich nach
Ablauf der Reaktion, beispielsweise wenn sich ein Gleichgewichtszustand einstellt,
ein Bruchteil der eingesetzten Peptidderivate in der cis-Konformation befindet.
Die in den Beispielen 1 bis 3 verwendeten Peptidderivate entsprechen dieser
Ausführungsform. Wie aus den Beispielen weiterhin hervorgeht, lassen sich
Peptidderivate, bei denen der Übergang vom verspannten in den nicht verspannten
Zustand auf einer cis/trans-Isomerie beruht, für beide Anwendungsbereiche der
vorliegenden Erfindung einsetzen, d. h. sowohl für
- 1. Aktivitätsmessungen von Enzymen, die den Übergang vom verspannten in den nicht verspannten Zustand, d. h. in dem Fall von der cis- in die trans-Konformation katalysieren (wie in Beispiel 1); als auch für
- 2. Aktivitätsmessungen von Enzymen, die eine chemische Trennung der in A und D enthaltenen Farbstoffe herbeiführen (wie in Beispiel 2).
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Peptidderivats ist die Bindung, die eine cis/trans-Isomerie verursacht, eine
Peptidbindung zwischen der Aminogruppe eines Prolinrests oder eines Derivats
davon und der Carboxygruppe der benachbarten Aminosäure.
Die Peptidbindung ist eine partielle Doppelbindung zwischen dem Kohlenstoff der
Carboxygruppe der ersten Aminosäure und dem Stickstoffatom der Aminogruppe der
nachfolgenden Aminosäure (Stryer, Biochemie, deutsche Übersetzung, 1990, Seite
25). Normalerweise ist bei einer Peptidbindung das Sauerstoffatom der
Carboxygruppe und das Wasserstoffatom der Aminogruppe gegenständig, also in
trans angeordnet. Dagegen kann die Peptidbindung, bei der die Aminogruppe bzw.
Iminogruppe von einem Prolinrest beigesteuert wird, in natürlich vorkommenden
Proteinen und Peptiden in der cis-Konformation vorkommen. In Abhängigkeit von der
Aminosäuresequenz stellt sich, in erfindungsgemäßen Peptidderivaten, in denen für
C1 bis C3 mindestens ein Prolin oder ein Derivat davon enthalten ist, in wäßrigen
Lösungen in unverspanntem Zustand eine Mischung ein, die zu etwa 5-35% Peptide
enthält, die eine cis-Prolylpeptidbindung aufweisen. In den verspannten Peptiden
kann dieser Anteil bis zu 100% betragen. Eine gute Übersicht findet sich unter
Fischer, Ang. Chemie 106 (1994), 1479-1501 und Reimer et al., J. Mol. Biol. 279
(1998), 449.
Unter "Prolinrest oder Derivat davon" ist im Rahmen dieser Ausführungsform ein
natürliches proteinogenes L-Prolin, ein D-Prolin sowie alle möglichen dem Fachmann
zugänglichen Modifikationen der Aminosäure zu verstehen, solange das C-N-
Grundgerüst des Prolinrests erhalten bleibt.
In einer weiteren Ausführungsform betrifft die Erfindung zusätzlich Peptidderivate,
die auch im verspannten Zustand für eine zu testende Enzymaktivität ein Substrat
darstellen.
Zusätzlich zu den bis hierhin beschriebenen Ausführungsformen der Erfindung, in
denen stets nur das nicht verspannte Peptidderivat oder zumindest das Peptidderivat
mit gelöster B1-B2-Bindung das funktionale Substrat für die Messung einer
Enzymaktivität darstellt, stellen die Peptidderivate diese Ausführungsform der
Erfindung in auch im verspannten Zustand, der durch geschlossene B1-B2-Bindung
stabilisiert wird ein Substrat dar.
Wie in Beispiel 3 beschrieben, lassen sich mit derartigen Peptidderivaten Enzyme
selektionieren, deren Aktivität beispielsweise darin besteht, die B1-B2-Bindung zu
lösen oder A oder D oder in A und/oder D enthaltene Farbstoffe vom Peptidderivat
zu trennen.
Allerdings kommt in dieser Ausführungsform der Erfindung ein besonderer Vorteil der
vorgenannten Ausführungsformen nicht zum tragen, d. h. im wesentlichen, daß der
Start der enzymatischen Katalyse nicht von außen induziert werden kann. Das
bedeutet, daß bei dieser Ausführungsform der Peptidderivate die Reaktion, wie in
vielen mit Nachteilen behafteten Verfahren aus dem Stand der Technik durch
Vermischen der notwendigen Komponenten gestartet wird. Allerdings lassen sich mit
Hilfe von Peptidderivaten dieser Ausführungsform neue Enzyme isolieren, deren
Aktivität noch nicht bekannt war.
Ferner betrifft die Erfindung ein Kit, umfassend das Peptidderivat nach einer der
oben gekennzeichneten Ausführungsformen, eine Vorrichtung oder ein Reagens
zum Lösen der Verbindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat, eine oder mehrere
Pufferlösungen und/oder ein oder mehrere Enzyme, für die das Peptidderivat ein
Substrat darstellt.
Aus praktischen Gründen und zum Zwecke der einfachen Anwendbarkeit und
Vermarktung läßt sich das erfindungsgemäße Peptidderivat zusammen mit für die
Anwendung in Enzym-Assays benötigten Komponenten, oder einer Teilauswahl
davon, in Kits zusammenfassen. Je nach vorgesehener Anwendung umfaßt das Kit
eine oder mehrere Peptidderivate der vorliegenden Erfindung, wobei die
Peptidderivate für eine oder mehrere Enzymaktivitäten ein Substrat darstellen. In
einer bevorzugten Ausführungsform des Kits liegen die darin enthaltenen
Peptidderivate in der durch die geschlossene Bindung zwischen B1 und B2
stabilisierten verspannten Form vor. Je nach Löslichkeit des oder der Peptidderivate
sind für die Lagerung geeignete Lösungsmittel zu wählen, wie beispielsweise DMSO,
Ethanol, etc. Als eine weitere Komponente kann ein solches Kit eine Vorrichtung
oder ein Reagens zum Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 enthalten. Handelt
es sich bei dem oder den im Kit enthaltenen Peptidderivate(n) um Ausführungen mit
einer photosensiblen Bindung zwischen B1 und B2, so sollte das Kit beispielsweise
eine Vorrichtung zur zuverlässigen Erzeugung eines Lichtblitzes enthalten, der in der
Lage ist, die B1-B2-Bindung zu lösen. Falls die B1-B2-Bindung durch chemischen
Einfluß geschlossen ist, so kann das Kit ein entsprechendes Reagens zum Öffnen
enthalten. Bei einer Disulfid-Brückenbindung zwischen B1 und B2 ist eine
reduzierende Verbindung auszuwählen wie z. B. DTT, vorzugsweise in einer direkt
einsetzbaren Konzentration, wie z. B. 250 mM DTT in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7,5.
Desweiteren kann das Kit bereits Enzyme umfassen, für die die enthaltenen
Peptidderivate Substrate darstellen. Die Enzyme können beispielsweise Standards
darstellen mit definierten Aktivitätseinheiten zum quantitativen Vergleich in Enzym-
Assays. Andererseits können derart in dem Kit enthaltene Enzyme für Assays zur
Ermittlung der Aktivität bestimmter Effektoren eingesetzt werden. Desweiteren
können neben dem/den Enzym(en) auch Effektorverbindungen enthalten sein mit
definierter inhibitorischer oder aktivierender Aktivität, die als Standard für zu testende
Effektoren dienen können.
Zusätzlich kann ein erfindungsgemäßes Kit weitere Komponenten enthalten, die dem
Anwender für die Verwendung der Peptidderivate in Enzym-Assays hilfreich sein
kann, wie z. B. Pufferlösungen oder Stammlösungen davon für Reaktionslösungen,
zur Lagerung, zur Verdünnung oder Modifizierung einer oder mehrerer
Komponenten des Kits. Falls das Kit beispielsweise Enzyme enthält, deren Aktivität
abhängig von Cofaktoren ist, so können diese ebenfalls in dem Kit enthalten sein. Da
es sich um biochemische Verbindungen/Moleküle handelt, die in dem Kit enthalten
sind, empfiehlt sich eine Verpackung für das Kit, die eine Kühlung zuläßt. Weiterhin
sollte bei der Verpackung des Kits auf Lichtundurchlässigkeit geachtet werden,
zumindest für die Peptidderivate, die Farbstoffe enthalten.
Desweiteren umfaßt die Ausführungsform alle Kits, die neben dem
erfindungsgemäßen Peptidderivaten zusätzlich zu den oder an Stelle der sonstigen
hier genannten Komponenten andere oder weitere Komponenten enthalten, die dem
Fachmann zu einer bestimmten Anwendung des Peptidderivats notwendig oder
nützlich erscheinen.
Eine besondere Ausführungsform der Erfindung betrifft Verfahren zur Bestimmung
der Aktivität eines Enzyms, für das die erfindungsgemäßen Peptidderivate oder Teile
davon ein Substrat darstellen, wobei vorzugsweise die Peptidderivate bei
geschlossener Bindung zwischen B1 und B2 kein oder zumindest ein schlechtes
Substrat darstellen, bestehend aus den Schritten
- a) Mischen einer geeigneten Menge des Peptidderivats in jeweils einer für die Aktivität des Enzyms geeigneten Reaktionslösung mit und ohne dem Enzym;
- b) Starten der Reaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat;
- c) Messen des optischen Signals in Abhängigkeit von der Zeit; und
- d) Bestimmen der Aktivität des Enzyms durch Bestimmen der Differenz der Geschwindigkeiten der Änderung des optischen Signals in den Reaktionslösungen mit und ohne dem Enzym.
Für das Verfahren dieser Ausführungsform der Erfindung werden die
erfindungsgemäßen Peptidderivate verwendet, für die das zu untersuchende Enzym
der verspannte Zustand, zumindest aber das Peptidderivat mit geschlossener B1-
B2-Bindung kein oder zumindest ein schlechtes Substrat darstellt. Der Ausdruck
"kein Substrat" bedeutet dabei in diesem Zusammenhang, daß bei geschlossener
Bindung zwischen B1 und B2 keine Farbänderung beobachtbar ist. Dies schließt
jedoch nicht aus, daß die Peptidderivate nicht zumindest in geringem Maße als
Substrat dienen, was aber nicht beobachtbar ist, da die möglichen Konformationen
im Gleichgewicht stehen. Vorzugsweise sind für dieses Verfahren Peptidderivate
ausgeschlossen, die in einer der vorgenannten Ausführungsformen der Erfindung
auch im verspannten Zustand bzw. bei geschlossener B1-B2-Bindung ein Substrat
für ein Enzym darstellen. Enzyme, die mit diesem Verfahren untersucht werden
können, sind bereits oben definiert worden als Enzyme, deren Aktivität mit Hilfe des
für dieses Verfahren vorgesehenen Peptidderivats der Erfindung meßbar sind.
Unter "Enzym" sind in der hier beschriebenen Ausführungsform sowohl Enzyme zu
verstehen, die homogen gereinigt sind, als auch biologische Proben, in denen die zu
untersuchende Enzymaktivität vermutet wird. Beim Einsatz derartiger biologischer
Proben kommt der besondere Vorteil des Verfahrens bzw. der erfindungsgemäßen
Peptidderivate gegenüber einigen im Stand der Technik beschriebenen Verfahren
zum Tragen, daß auch biologische Proben, wie beispielsweise Rohextrakte,
Körperflüssigkeiten, Kulturüberstände, etc., die relativ ungereinigt sind, verwendet
werden können.
"Biologische Proben" im Sinne des Verfahrens können auch mehr als ein
enzymatisch aktives Molekül enthalten. D. h. in solchen biologischen Proben kommt
die Summe der Molekülspezies zum Tragen, die zur Gesamtaktivität der Probe in
positiver wie in negativer Hinsicht beitragen. Damit ist gemeint, daß die biologische
Probe ein Gemisch aus einem oder mehreren Enzymen und einem oder mehreren
Molekülen, die inhibierend oder aktivierend auf das oder die Enzyme wirken können,
umfassen kann.
Unter "Enzym" ist im Zusammenhang mit dem vorliegenden Verfahren neben
Proteinen oder Proteinen mit nicht-proteinogenen Cofaktoren (Enzyme im engeren
Sinne) auch andere organische Makromoleküle gemeint, die enzymatische
Reaktionen katalysieren können. "Enzymatisch" bedeutet in dem Zusammenhang,
im Gegensatz zur chemischen Katalyse, die Katalyse einer Reaktion in der für
Enzyme typischen Weise. Vorzugsweise bedeutet dies, daß die Substratspezifität
die stereochemischen Eigenschaften von Substraten einschließt. Unter "anderen
organischen Makromolekülen" sind beispielsweise Ribozyme oder synthetische
Makromoleküle mit enzymatischer Aktivität, sogenannte Synzyme, zu verstehen. Die
Menge des eingesetzten Enzyms variiert je nach spezifischer Aktivität der Probe.
Der Fachmann ist in der Lage, durch Verdünnen oder Konzentrieren einer Probe
Reihen verschiedener Konzentrationen herzustellen, um die Probe, vorausgesetzt
sie enthält eine Aktivität, in einen Meßbereich zu bringen, der einen Vergleich der
Kinetiken des Übergangs vom verspannten in den nicht verspannten Zustand des
Peptidderivats mit und ohne Enzym erlaubt.
Eine bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens betrifft die Verwendung von
Standardenzymen, wie sie beispielsweise kommerziell erhältlich sind, die eine
definierte Enzymaktivität besitzen. Mit Hilfe solcher Standardenzyme ist es dem
Fachmann möglich, durch Herstellen einer Verdünnungsreihe und Messung deren
Aktivitäten mit dem hier beschriebenen Verfahren Standardkinetikkurven zu erhalten,
die einen Vergleich mit zu untersuchenden Enzymproben erlauben, um damit
quantitative Aussagen zu der gemessenen Enzymaktivität zu erzielen.
In Schritt (a) des hier beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens werden je zwei
Reaktionsansätze hergestellt, die sich untereinander nur darin unterscheiden, daß
der eine Ansatz die zu untersuchende Enzymprobe enthält, der andere nicht. Als
Mindestanforderung enthalten diese Reaktionslösungen in jeweils für die
Enzymreaktion geeigneten Mengen:
- - ein für dieses Verfahren vorgesehenes erfindungsgemäßes Peptidderivat als Substrat,
- - Wasser,
- - Pufferbestandteile und gegebenenfalls
- - Cofaktoren oder andere Komponenten.
Einem der beiden Reaktionsansätze wird zusätzlich die Enzymprobe zugegeben. In
dem anderen Ansatz kann die durch die fehlende Enzymprobe entstandene
Volumendifferenz durch Zugabe von Wasser oder Puffer ausgeglichen werden.
Die nach Zusammenmischen in der Reaktionslösung enthaltenen Komponenten
liegen vorzugsweise in gelöster Form vor. Zur Herstellung der Reaktionsansätze in
geeigneten Reaktionsgefäßen sind die Komponenten unter größtmöglicher
Durchmischung zuzugeben. Die Mischung kann bereits durch geeignete, dem
Fachmann geläufige Pipettiertechniken erreicht werden. Zusätzlich kann durch
mechanische Einwirkung, beispielsweise durch vortexen, schwenken oder schütteln,
der Mischeffekt verbessert werden.
Vorzugsweise sieht das erfindungsgemäße Verfahren vor, die nach Mischung aller
notwendigen Komponenten, einschließlich des Enzyms in dem Ansatz mit Enzym,
erzeugten Reaktionsansätze über eine gewisse Zeit, beispielsweise 5, 10, 20 oder
30 Minuten zu inkubieren, bevor die Reaktion gestartet wird. Eine solche
Vorinkubation dient der Optimierung der Mischung, vorzugsweise um eine
homogene Mischung zu erzielen.
Während oder nach dem Mischen der Reaktionsansätze werden diese auf die
Reaktionsbedingungen eingestellt, unter denen die Reaktion ablaufen soll. Dies
betrifft im besonderen die Temperatur. Auch hierzu ist die vorgenannte
Vorinkubation sinnvoll, um in den Reaktionsansätzen bereits zum Start der Reaktion
gleichmäßige und reproduzierbare Reaktionsbedingungen zu erreichen.
In Schritt (b) wird die Reaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 in dem
eingesetzten erfindungsgemäßen Peptidderivat gestartet. Die in diesem Schritt
gestartete Reaktion umfaßt in beiden Ansätzen den Übergang des eingesetzten
Peptidderivats vom verspannten in den nicht verspannten Zustand. Zusätzlich
umfaßt die Reaktion in dem Ansatz mit Enzym die zu messende enzymatische
Reaktion. Das Lösen der B1-B2-Bindung wird durch eine der vorgenannten
Maßnahmen erzielt. Vorzugsweise wird diese Maßnahme sowohl im
Reaktionsansatz mit Enzym als auch in demjenigen ohne Enzym durchgeführt, um
möglichst identische Reaktionsbedingungen in den beiden Reaktionslösungen zu
gewährleisten.
In Schritt (c) wird während der ablaufenden Reaktion das von dem eingesetzten
Peptidderivaten ausgesendete optische Signal gemessen.
Die Messung erfolgt nach spektroskopischen Verfahren und mit hierzu geeigneten
Geräten, die dem Fachmann bekannt und in der Literatur beschrieben sind,
beispielsweise in dem "Handbook of Fluorescent Probes and Research Chemicals",
R. P. Haugland, ISBN 0-9652240-0-7. Die optischen Signale werden bei der
Messung in elektrische Signale umgewandelt, wobei analoge elektrische Signale
vorzugsweise zum Zwecke der besseren Auswertbarkeit digitalisiert werden.
Wenn das eingesetzte Peptidderivat Fluoreszenzfarbstoffe trägt (A und D), so wird
einer der Farbstoffe, oder beide, durch Licht einer geeigneten Wellenlänge angeregt.
Das emittierte langwelligere Licht wird detektiert, wobei es durch geeignete
Filtersysteme vom anregenden Licht abgetrennt wird. Enthalten die Gruppierungen A
und D im eingesetzten Peptidderivat Farbstoffe, die eine enzymabhängige
Farbänderung zeigen, so kann die Detektion durch die Messung der Absorption des
von einer geeigneten Lichtquelle emittierten Lichts nach Durchgang durch die
Reaktionslösungen erfolgen.
Die Messung des optischen Signals erfolgt vorzugsweise vom Start der Reaktion an
(Schritt b) oder kurz davor, bis eine von beiden oder beide Reaktionen eine gewisse
Sättigung erreicht haben. Die Messung kann auch schon vorher abgebrochen
werden, wenn die Messdaten beispielsweise schon vorher keine Aktivität für das zu
untersuchende Enzym anzeigen. Die Sättigung einer Reaktion läßt sich daran
erkennen, daß die kinetische Kurve eine Plateauphase erreicht. Wie bereits weiter
oben beschrieben, hängt die Kinetik der Reaktion im wesentlichen von der
endogenen Übergangsgeschwindigkeit des eingesetzten Peptidderivats ab.
Zusätzlich geht die Reaktionstemperatur in die Reaktionsgeschwindigkeit ein.
Durchschnittlich liegt die Dauer eines Enzymtests bis zur Sättigung zwischen einer
und zwanzig Minuten.
Einer der besonderen Vorteile der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung eines
kontinuierlichen Meßverfahrens für Enzymaktivitäten. Daher ist es prinzipiell möglich,
unbegrenzt viele Meßwerte je Zeiteinheit aufzunehmen. Allerdings sollte beachtet
werden, daß die Menge der aufgenommenen Daten in einem vernünftigen Verhältnis
stehen zu ihrer Aussagekraft und der erforderlichen Größe des kostenintensiven
Datenspeicherplatzes. Bevorzugte Zeitabstände für die einzelnen Meßpunkte liegen
zwischen 300 und 6 Messungen pro Minute, so daß je nach Zeitdauer des
Enzymtests ca. 100-1000 Datenpunkte je Messung erhalten werden.
Das Ergebnis der in Schritt (c) beschriebenen Messung ist vorzugsweise eine Kurve,
in der die Stärke des optischen Signals gegen die Zeit aufgetragen wird. Werden in
dem vorliegenden Verfahren Peptidderivate verwendet, bei denen der Übergang
vom verspannten in den nicht verspannten Zustand detektiert werden kann, so
zeigen beide Kurven, für die Reaktionsansätze mit und ohne Enzym, einen Anstieg
des optischen Signals. Wenn das zu messende Enzym eine Aktivität aufweist, so
zeigt die Kurve bei dem Reaktionsansatz mit Enzym einen stärkeren Anstieg als die
Kurve zu dem Reaktionsansatz ohne Enzym (vergl. Kurven 1 und 4 in Fig. 1 und 2).
In Schritt (d) wird die Aktivität des untersuchten Enzyms durch Bestimmen der
Differenz der Geschwindigkeiten der Änderung des optischen Signals in den
Reaktionslösungen mit und ohne dem Enzym bestimmt. Bei der Änderung des
optischen Signals handelt es sich vorzugsweise um eine Zunahme des optischen
Signals. Bei dem optischen Signal handelt es sich vorzugsweise um ein
Fluoreszenz- oder ein Farbsignal.
Bei der Bestimmung der Enzymaktivität anhand der gemessenen kinetischen
Kurven, muß man wie in Schritt (c) (oben) zwei Fälle unterscheiden:
- a) Wenn die Änderung des optischen Signals auf unterschiedliche
Geschwindigkeiten des Übergangs vom verspannten in den nicht verspannten
Zustand in den Reaktionslösungen mit und ohne Enzym beruht, dann kann
man die Enzymaktivität wie folgt aus der Differenz dieser
Übergangsgeschwindigkeiten ermitteln. Für einige Anwendungen genügt eine
qualitative Aussage, ob enzymatische Aktivität vorliegt oder nicht. Solche
Aussagen lassen sich bereits durch visuellen Vergleich der Kurven treffen.
Quantitative Aussagen lassen sich beispielsweise durch exakte, vorzugsweise
rechnergestützte Analysen der kinetischen Kurven treffen. Die
Übergangsgeschwindigkeit ist in der Kurve ausgedrückt durch ihre Steigung:
Um den Sättigungseffekt bei der Berechnung der Übergangsgeschwindigkeiten weitestgehend auszuschließen, sollte die Steigung an einer Stelle der Kurve errechnet werden, die in einem möglichst linearen Bereich liegt. Dieser lineare Bereich liegt vorzugsweise möglichst nah am Startpunkt der Reaktion, wie z. B. in dem Bereich unterhalb von 10% des maximalen optischen Signals. Durch die Steigung der Kurve an einem bestimmten Punkt läßt sich die momentane Übergangsgeschwindigkeit ausdrücken. Die Differenz von zwei Kurven läßt sich durch die Subtraktion der Übergangsgeschwindigkeit an vergleichbaren Punkten der beiden Kurven beispielsweise Meßpunkte zum gleichen Zeitpunkt oder zur gleichen Höhe des optischen Signals, ermitteln. Vorzugsweise sollte die gleiche Höhe des optischen Signals zum Vergleich von Übergangsgeschwindigkeiten herangezogen werden. Durch die Korrelation des maximalen optischen Signals mit der Stoffmenge des eingesetzten Substrats, das vollständig umgewandelt wurde (beispielsweise als nicht verspanntes Peptidderivat) und des optischen Signals beim Start der Reaktion mit der Stoffmenge 0 des umgesetzten Substrats, läßt sich die relative Angabe des optischen Signals in absolute Stoffmengen umrechnen. Dadurch lassen sich die Übergangsgeschwindigkeiten auch als absolute momentane Umsatzraten (Einheit: mol/sec) ausdrücken. Durch Subtraktion von zwei momentanen Umsatzraten an vergleichbaren Meßpunkten der beiden Kurven, vorzugsweise auf gleicher Höhe der Fluoreszenz, ergibt sich als Differenz der Übergangsgeschwindigkeiten die Aktivität des Enzyms.
Neben der oben aufgeführten Möglichkeit der Linearisierung der Anstiege (unterhalb von 10% des maximalen optischen Signals) können vorzugsweise die Daten der gesamten Reaktionszeit oder -kurve zur Berechnung des Substratumsatzes und damit der Übergangsgeschwindigkeit eingesetzt werden. Hierzu kann man entsprechende, dem Fachmann geläufige Auswertesoftware zur Berechnung von "First-Order-Kinetiken" verwenden. Es wird also das Konzentrations-Zeitgesetz einer Reaktion erster Ordnung benutzt. Zur Berechnung der Reaktionskonstanten werden Datensammelraten verwendet, die folgendem Zeitgesetz entsprechen:
Dsz = In(1 - A)/k mit A = (1 - exp-k.gZ)/Dp.
Es bedeuten:
Dsz = Zeit, zu der ein Meßpunkt zur Berechnung herangezogen wird;
k = kinetische Konstante einer Reaktion erster Ordnung;
gZ = gesamte Reaktionszeit, über die die Reaktion beobachtet wird; und
Dp = Anzahl aller Datenpunkte, mit der die Reaktion beschrieben wird. Mittels dieser Datenpunkte können nun die genauen kinetischen Konstanten mittels üblicher Algorithmen berechnet werden. - b) Wenn die Gruppierungen A und D des eingesetzten Peptidderivats Farbstoffe enthalten, die eine enzymabhängige Farbänderung zeigen, so ergibt sich die enzymatische Aktivität direkt aus der Kurvensteigung der Kurve der Reaktionslösung mit Enzym, da die Kurve zu der Reaktionslösung ohne Enzym im Idealfall keine Steigung hat. Die Übergangsgeschwindigkeit und damit vorzugsweise die Enzymaktivität läßt sich nach einem der oben beschriebenen Verfahren berechnen. Sollte aus experimentellen Gründen die Kurve zur Reaktionslösung ohne Enzym von der x-Achse-Parallelen abweichen, beispielsweise weil der Farbstoff nicht 100%ig stabil ist, so kann man diese Kurve zur Korrektur der enzymmessenden Kurve einsetzen, beispielsweise indem man die Meßwerte die an denselben Zeitpunkten aufgenommen wurden, voneinander abzieht.
Das Verfahren dieser Ausführungsform der Erfindung ist hervorragend zur
Anwendung in Massensuchtests, sogenannten High-Throughput-Screenings,
geeignet. Techniken zur automatisierten Manipulation der Reaktionslösungen in
Reaktionsgefäßen durch Roboter, automatisierten Detektion und Auswertung sind
dem Fachmann geläufig und sind beispielsweise beschrieben in "Drug Metabolism:
Databases and High-Throughput Testing During Drug Design and Development";
P. W. Erhardt (Editor) (1999), Blackwell Science Inc. ISBN: 0632053429; "Cost-
Effective Strategies for Automated and Accelerated High-Throughput Screening"
(Ibcs Biomedical Library Series) (1996), IBC United States Conferences, ISBN:
1579360025; "High-Throughput Screening; The Discovery of Bioactive Substances"
(1997), ISBN 0-8247-0067-8; "New Challenges Arising from High ThroughputScreening", Dixon, G. K.; Major, J. S.; Rice, M. J. (1995), ISBN 1-85996-111-8.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung,
ob ein Effektor ein Inhibitor oder ein Aktivator eines Enzyms ist, für das die
erfindungsgemäßen Peptidderivate oder Teile davon ein Substrat darstellen, wobei
vorzugsweise die Peptidderivate bei geschlossener Bindung zwischen B1 und B2
kein oder zumindest ein schlechtes Substrat darstellen, bestehend aus den Schritten
- a) Mischen geeigneter Mengen des Peptidderivats und des Enzyms in jeweils einer für die Aktivität des Enzyms geeigneten Reaktionslösung mit und ohne dem Effektor;
- b) Starten der Reaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat;
- c) Messen des optischen Signals in Abhängigkeit von der Zeit; und
- d) Feststellen, daß der Effektor
- a) ein Inhibitor ist, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit dem Effektor kleiner ist als in der Reaktionslösung ohne dem Effektor; oder
- b) ein Aktivator ist, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit dem Effektor kleiner ist als in der Reaktionslösung ohne dem Effektor.
"Effektoren" sind in der vorliegenden Ausführungsform definiert als Moleküle, die auf
eine bestimmte enzymatische Aktivität einen Einfluß als Inhibitor oder Aktivator
haben. "Inhibitoren" sind definiert als Moleküle, die eine bestimmte enzymatische
Aktivität hemmen. "Aktivatoren" sind definiert als Moleküle, die eine bestimmte
enzymatische Aktivität verstärken. Die nach dem vorliegenden Verfahren
analysierbaren Effektoren gehören zu allen möglichen Stoffklassen, die sich
aufgrund ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften für das Verfahren eignen.
Diese Eigenschaften betreffen vor allem die Löslichkeit des Effektors. Zu den
analysierbaren Effektoren gehören sowohl anorganische als auch organische
Moleküle, vorzugsweise jedoch organische Moleküle. Die Effektoren können durch
chemische Synthese oder durch Isolierung aus natürlichen Quellen, wie
beispielsweise Lebewesen bereitgestellt werden. Bevorzugt handelt es sich bei den
Effektoren um Nucleinsäuren, Lipide, Kohlehydrate, (Poly)Peptide oder
Kombinationen aus diesen Molekülgruppen. Besonders bevorzugt handelt es sich
bei den analysierbaren Effektoren um Peptide oder Polypeptide oder Derivate davon.
Insbesondere bevorzugt umfassen die Effektoren Moleküle, die bekanntermaßen mit
Enzymen interagieren, wie beispielsweise Peptidinhibitoren, Antikörper, Lektine oder
Fragmente oder Derivate davon, deren inhibierende oder aktivierende Aktivität in
dem vorliegenden Verfahren getestet werden soll.
Vorzugsweise sind die analysierbaren Effektoren in der Lage, das Enzym und/oder
Peptidderivat zu binden. Solche Bindungen erfolgen vorzugsweise an das aktive
Zentrum des Enzyms oder an andere zugängliche Stellen des Enzyms, wobei
letzteres zu allosterischen Effekten auf die Enzymaktivität führen kann.
Das in der vorliegenden Ausführungsform dargestellte Verfahren entspricht im
wesentlichen der Beschreibung des vorgenannten Verfahrens zur Bestimmung der
Aktivität eines Enzyms. Der wesentliche Unterschied hierzu betrifft die Tatsache, daß
die zwei in Schritt (a) zu Vergleichszwecken hergestellten Reaktionslösungen nicht
mit oder ohne Enzym hergestellt werden, sondern mit und ohne Effektor. Abgesehen
davon sind die Ausführungsbeschreibungen zu Schritt (a), (b) und (c) des
vorgenannten Verfahrens auch auf das Verfahren der Bestimmung, ob ein Effektor
ein Inhibitor oder ein Aktivator ist, anwendbar.
Die mittels Schritt (c) durch Messen des optischen Signals erhältlichen kinetischen
Kurven werden in Schritt (d) ausgewertet und ermöglichen die Feststellung, ob ein
eingesetzter Effektor ein Inhibitor oder ein Aktivator ist. Die Vorgehensweise beim
Vergleich der Kurven entspricht der Vorgehensweise in der vorgenannten
Ausführungsform. Beruht die Änderung des optischen Signals auf dem Übergang
vom verspannten in den nicht verspannten Zustand des eingesetzten Peptidderivats,
kann ebenfalls die Übergangsgeschwindigkeit der jeweiligen Reaktion durch die
Berechnung der Geschwindigkeitskonstanten nach einem Konzentrations-Zeitgesetz
einer Reaktion erster Ordnung bestimmt werden. Der relative Unterschied zwischen
den gemessenen Übergangsgeschwindigkeiten gibt Aufschluß über die Aktivität des
Effektors. Liegt die Übergangsgeschwindigkeit des Ansatzes mit Effektor unter
derjenigen des Ansatzes ohne Effektor, handelt es sich bei dem Effektor um einen
Inhibitor des Enzyms. Im umgekehrten Fall, wenn die Übergangsgeschwindigkeit im
Ansatz mit Effektor über der Übergangsgeschwindigkeit des Ansatzes ohne Effektor
liegt, handelt es sich bei dem Effektor um einen Aktivator.
Als dritte Möglichkeit ist in dieser Ausführungsform die Möglichkeit eingeschlossen,
daß der eingesetzte Effektor keinerlei inhibitorische oder aktivierende Aktivität auf
das untersuchte Enzym besitzt. In diesem Fall unterscheiden sich die Kinetiken der
Reaktion mit und ohne Effektor nicht signifikant. Signifikante Unterschiede liegen
beispielsweise vor, wenn sich die Übergangsgeschwindigkeiten, beispielsweise
ausgedrückt durch Geschwindigkeitskonstanten, um mehr als den doppelten
statistischen Fehler des Basiswerts unterscheiden.
Die hier beschriebene Ausführungsform der Erfindung schließt die Möglichkeit ein,
das Verfahren zur Bestimmung, ob ein Effektor ein Inhibitor oder ein Aktivator ist,
und das Verfahren zur Bestimmung der Aktivität eines Enzyms zu kombinieren. Dies
bedeutet, daß zu den beiden Reaktionslösungen in Schritt (a) eine dritte angesetzt
wird, so daß in dem Verfahren der vorliegenden Ausführungsform neben zwei
enzymenthaltenden Reaktionslösungen (mit und ohne Effektor) eine
Reaktionslösung ohne Enzym teilnimmt. Auf diese Weise erhält man zusätzlich zu
den Kurven für die Reaktionslösungen mit und ohne Effektor eine Null-Wertkurve für
die Kinetik des Peptidderivats ohne Enzym. Diese Kombination der beiden Verfahren
bietet sich vorzugsweise für die Fälle an, bei denen die Änderung des optischen
Signals auf dem Übergang vom verspannten in den nicht verspannten Zustand
beruht. Durch die Null-Wertkurve ist es möglich, den Unterschied zwischen den
Kurven mit Effektor und ohne Effektor in Beziehung zu setzen mit dem Unterschied
zwischen Null-Wertkurve und der Kurve ohne Effektor, also der Kurve, die die
enzymspezifische Aktivität anzeigt. Auf diese Weise ist eine relative Quantifizierung
der aktivierenden oder inhibitorischen Wirkung eines Effektors möglich. Beispiele für
derartige Kurven sind in den Fig. 1 und 2 gezeigt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform betrifft die Erfindung ein Verfahren
zum Screening eines Inhibitors oder eines Aktivators eines Enzyms, für das die
erfindungsgemäßen Peptidderivate oder Teile davon ein Substrat darstellen, wobei
vorzugsweise die Peptidderivate bei geschlossener Bindung zwischen B1 und B2
kein oder zumindest ein schlechtes Substrat darstellen, bestehend aus den Schritten
- a) Mischen geeigneter Mengen des Peptidderivats und des Enzyms in jeweils einer für die Aktivität des Enzyms geeigneten Reaktionslösung mit und ohne einer Probe, die eine einzelne oder eine Vielzahl von Verbindungen enthält, die Kandidaten für einen Inhibitor oder Aktivator sind;
- b) Starten der Reaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat;
- c) Messen des optischen Signals in Abhängigkeit von der Zeit, und
- d) Feststellen, daß die Probe
- a) inhibitorische Aktivität besitzt, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit der Probe kleiner ist als in der Reaktionslösung ohne der Probe; oder
- b) aktivierende Aktivität besitzt, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit der Probe größer ist als in der Reaktionslösung ohne der Probe.
Zusätzlich betrifft die Erfindung als bevorzugte Ausführungsform ein Verfahren, das
die vorgenannten Schritte (a) bis (d) umfaßt und zusätzlich den Schritt:
- a) Unterteilen der Probe, für die in Schritt (d) inhibitorische oder aktivierende Aktivität festgestellt wurde, und Wiederholen der Schritte (a) bis (d), bis der in der Probe enthaltene Inhibitor oder Aktivator gereinigt vorliegt.
"Screening" bedeutet im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung die
Durchmusterung einer Vielzahl von Proben, die eine einzelne oder eine Vielzahl von
Verbindungen enthalten, die Kandidaten für Inhibitoren oder Aktivatoren des
vorgegebenen Enzyms darstellen, mit dem Ziel, Inhibitoren oder Aktivatoren des
Enzyms zu identifizieren. Im allgemeinen bedeutet "Screening" ein Verfahren, bei
dem eine Vielzahl von Proben auf eine bestimmte Eigenschaft hin untersucht wird,
von denen man nicht weiß, wie sie auf die zu testende Eigenschaft reagieren.
Unter "Probe" sind sämtliche natürlichen oder künstlichen Proben zu verstehen, die
Kandidaten für Inhibitoren oder Aktivatoren des vorgegebenen Enzyms enthalten
und in dem erfindungsgemäßen Verfahren getestet werden können. Darunter fallen
sowohl homogene Lösungen eines Moleküls als auch Gemische mehrerer Moleküle.
Unter Molekülen, die in dem Verfahren durchmustert werden können, sind die als
Effektoren gekennzeichneten Moleküle der vorgenannten Ausführungsform
eingeschlossen. Die Proben können natürlichen Quellen entnommen sein oder
synthetisch hergestellt sein. Beispielsweise können die Proben Molekülbibliotheken
entnommen werden, wie sie beispielsweise für Oligopeptide oder Naturstoffe
existieren. Desweiteren können Proben auch durch Aufschlüsse biologischen
Materials, beispielsweise Lebendmaterial oder ehemals lebendiges Material,
entnommen werden oder Kulturüberständen von Mikroorganismenkulturen
entstammen. Die Proben können als Rohextrakt oder -überstand vorliegen oder
können in einer frei zu wählenden Reinigungsform vorliegen. Zur Reinigung können
die Extrakte oder Überstände fraktioniert werden. Hierfür stehen dem Fachmann
zahlreiche Techniken zur Verfügung, wie beispielsweise differenzielle Fällung,
Gradientenzentrifugation, Chromatographietechniken, etc. Das biologische Material
umfaßt sämtliche Organismenbereiche, wobei das Material entweder kultiviert oder
der Natur entnommen sein kann.
Das in der vorliegenden Ausführungsform beschriebene Verfahren schließt die
Ausführungsbeschreibungen für die Schritte (a) bis (b) des Verfahrens zur
Bestimmung, ob ein Effektor ein Inhibitor oder ein Aktivator ist mit ein, wobei hierbei
anstelle eines Effektors eine Probe untersucht wird. Ebenso läßt auch dieses
Verfahren eine Kombination mit dem oben beschriebenen Verfahren zur
Bestimmung der Aktivität eines Enzyms zu, so daß man zusätzlich zu den
kinetischen Kurven, die die Enzymmessung mit und oh 17659 00070 552 001000280000000200012000285911754800040 0002010023743 00004 17540ne Probe reflektieren, eine
Messung ohne Enzym vornimmt, die eine Null-Wertkurve ergibt.
Das durch den Schritt (e) erweiterte Screening-Verfahren betrifft Anwendungen, bei
denen die Ausgangsproben Gemische von verschiedenen Molekülen sind, die
Kandidaten für Inhibitoren oder Aktivatoren darstellen.
Es betrifft solche Proben, für die in Schritt (d) eine inhibitorische oder aktivierende
Aktivität festgestellt wurde. Solche Proben werden dann nach einer dem Fachmann
bekannten Technik in chemische oder biologische Fraktionen unterteilt. Die
Fraktionierung erfolgt nach ein oder mehreren physikalischen, chemischen oder
biologischen Eigenschaften, wie etwa Löslichkeit, Molekülmasse, elektrische
Ladung, Affinität, Hydrophobizität, etc. Diese Fraktionen werden wiederum dem
durch die Schritte (a) bis (d) charakterisierten Screening-Verfahren unterzogen.
Diese Abfolge, bestehend aus Unterteilen und Screening, kann mehrmals wiederholt
werden, bis ein durch den Anwender festgelegter Reinheitsgrad erreicht ist. Ein
solcher Reinheitsgrad kann sich durch einen Anreicherungsgrad der spezifischen
inhibitorischen oder aktivierenden Aktivität ausdrücken. Der Reinheitsgrad kann auch
durch für die jeweilige Molekülklassen, die die Probe enthält, geeignete qualitative
oder quantitative Nachweisverfahren bestimmt werden. Beispiele für derartige
Nachweisverfahren sind HPLC, Gaschromatographie, Massenspektrometrie,
Dünnschichtchromatographie, Gelchromatographie, Blotverfahren, etc. Dem
Fachmann sind derartige Nachweisverfahren geläufig.
Eine besondere Ausführungsform der Erfindung betrifft die vorgenannten Verfahren,
wobei die Änderung des optischen Signals zumindest teilweise auf dem Übergang
vom verspannten in den nicht verspannten Zustand des Peptidderivates beruht.
Wie bereits ausführlich für die jeweiligen Verfahren beschrieben, kann die Änderung
des optischen Signals auf dem Übergang vom verspannten in den nicht verspannten
Zustand des für die Verfahren vorgesehenen erfindungsgemäßen Peptidderivats
beruhen.
"Teilweise" bedeutet hierbei, daß in den Reaktionslösungen, die ein Enzym
enthalten, das optische Signal zusätzlich durch die enzymatische Aktivität geändert
werden kann, beispielsweise wenn die enzymatische Aktivität eine Trennung der
Gruppierungen A und D des Peptidderivats oder eine Trennung des in A oder D
enthaltenen Farbstoffs vom restlichen Peptidderivat katalysiert.
Dieser besondere Fall wird durch eine weitere besondere Ausführungsform der
Erfindung erfaßt, die die vorgenannten Verfahren betrifft, wobei die Änderung des
optischen Signals bei Enzymreaktionen mit Enzym zumindest teilweise auf der
Trennung der chemischen Verbindung zwischen den Gruppierungen A und D des
Peptidderivats oder auf der Trennung des in A oder D enthaltenen Farbstoffs vom
restlichen Peptidderivat beruht.
Wie bereits für einige Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung beschrieben,
kann ein Teil oder die Gesamtheit der Detektion der enzymatischen Aktivität auf der
Trennung der chemischen Verbindung zwischen den Gruppierungen A und D des
Peptidderivats oder auf der Trennung des in A oder D enthaltenen Farbstoffs vom
restlichen Peptidderivat beruhen. In jedem Fall bewirkt die Aktivität des getesteten
Enzyms oder der Probe, die eine solche Enzymaktivität enthält, diese Trennung.
Wie bereits oben mehrfach geschehen, ist die Beschreibung dieser bevorzugten
Ausführungsform nach den der Detektion zugrundeliegenden Prinzipien getrennt zu
betrachten:
- - wenn die Änderung des optischen Signals auf einer enzymabhängigen Farbänderung basiert, wirkt die enzymatische Aktivität meist direkt auf den Farbstoff. Dabei kann es zu einer Abtrennung von A und/oder D bzw. eines in A und/oder D enthaltenen Farbstoffs vom Peptidderivat kommen. Dies kann anhand des Beispiels 2 verdeutlicht werden. Durch Chymotrypsin wird p-Nitroanilin (NHNp) abgespalten. Dies führt erfindungsgemäß zur Trennung eines Farbstoffs in D vom restlichen Peptidderivat. Die Freisetzung von p-Nitroanilin kann als Farbänderung bei 390 nm beobachtet werden. In Beispiel 2 fungiert NHNp allerdings als Quencher und die Fluoreszenz von Abz wird detektiert.
- - wenn die Änderung des optischen Signals zumindest teilweise auf dem Übergang des eingesetzten erfindungsgemäßen Peptidderivats vom verspannten in den nicht verspannten Zustand beruht, und diese durch einen Quench-Effekt detektiert wird, so kann die chemische Trennung der in A und D enthaltenen Farbstoffe in der vorliegenden bevorzugten Ausführungsform zu einer Steigerung der Fluoreszenz gegenüber dem nicht verspannten Zustand des Peptidderivats führen. Die räumliche Trennung der in A und D enthaltenen Farbstoffe durch Aufhebung der chemischen Verbindung bewirkt eine maximale Verminderung des Quench-Effekts. Der besondere Vorteil dieser Ausführungsform liegt darin, daß das Signal, das die enzymatische Aktivität anzeigt, sich gegenüber dem Signal für die Reaktion ohne Enzym besonders abhebt. Man kann hierbei von einem Verstärkungseffekt sprechen.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung betrifft die vorgenannten Verfahren,
wobei die Reaktionslösung in Schritt (a) zur Homogenität vermischt wird.
Wie bereits weiter oben beschrieben, betrifft eine hervorragende Eigenschaft der
Erfindung die Tatsache, daß sämtliche für einen Testansatz zur Messung eines
Enzyms notwendigen Komponenten, einschließlich des Substrats, vor dem Start der
Reaktion zusammengemischt werden können. Weiterhin wurde bereits ausgeführt,
daß das in Schritt (a) der erfindungsgemäßen Verfahren definierte Mischen
vorzugsweise zu einer homogenen Mischung der Komponenten führt, falls nötig
durch Einhalten einer Vorinkubationszeit.
"Homogene Mischung" bedeutet im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
eine Lösung, deren Stoffbestandteile gleichmäßig (homogen) innerhalb des
Volumens, welches die Lösung einnimmt, verteilt sind.
Die vorliegende Erfindung betrifft in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform die
vorgenannten Verfahren, wobei das Enzym eine Protease, Peptidylprolyl-cis/trans-
Isomerase, Kinase, Phosphatase, Glykosidase oder Lipase/Esterase ist.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform betrifft die vorliegende Erfindung ein
Kit umfassend das erfindungsgemäße Peptidderivat, eine Vorrichtung oder ein
Reagens zum Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat, eine oder
mehrere Pufferlösungen, ein oder mehrere Enzyme, für die das Peptidderivat ein
Substrat darstellt, und/oder eine Anleitung zur Durchführung eines oder mehrerer der
oben beschriebenen Verfahren.
Das Kit umfaßt sämtliche Komponenten, die in dem Kit enthalten sind, das weiter
oben beschrieben wurde, und zusätzlich eine Anleitung zur Durchführung eines oder
mehrerer der vorgenannten Verfahren.
Eine solche Anleitung enthält die in der vorliegenden Erfindungsbeschreibung
enthaltenen Ausführungsbeschreibungen, die es dem Anwender erlauben, das oder
die erfindungsgemäße(n) Verfahren zu nutzen. Zusätzlich kann die Anleitung
Angaben aus dem Stand der Technik enthalten, die dem Anwender die
Durchführung bestimmter Techniken erleichtern.
Eine weitere besondere Ausführungsform der Erfindung betrifft die Verwendung des
erfindungsgemäßen Peptidderivats oder des erfindungsgemäßen Kits zur
Bestimmung der Aktivität von Enzymen oder zur Identifizierung von Inhibitoren oder
Aktivatoren von Enzymen.
Diese und andere Ausführungsformen sind dem Fachmann offenbart und
offensichtlich und sind umfaßt durch die Beschreibung und die Beispiele der
vorliegenden Erfindung. Weiterführende Literatur kann zu einer der oben
angeführten Methoden, Mittel und Verwendungen, die im Sinne der vorliegenden
Erfindung angewendet werden können, dem Stand der Technik entnommen werden,
z. B. aus öffentlichen Bibliotheken unter z. B. der Benutzung von elektronischen
Hilfsmitteln. Zu diesem Zweck bieten sich unter anderem öffentliche Datenbanken an
wie die "Medline", die über Internet zur Verfügung stehen, z. B. unter der Adresse
http:/ / www.ncbi.nlm.nhi.gov/PubMed/medline.html. Weitere Datenbanken und
Adressen sind dem Fachmann geläufig und können aus dem Internet entnommen
werden, z. B. unter der Adresse http:/ / www.lycos.com. Eine Übersicht über Quellen
und Informationen zu Patenten bzw. Patentanmeldungen in der Biotechnologie ist in
Berks, TIBTECH 12 (1994), 352-364 gegeben.
Die Figuren zeigen:
Fig. 1 zeigt Registrierkurven des Übergangs vom verspannten in den nicht
verspannten Zustand des in Beispiel 1 verwendeten Peptidderivats in
Reaktionslösungen ohne Enzym (4), mit Enzym (1) und zwei
verschiedenen Effektoren, die inhibitorisch auf die enzymatische
Aktivität wirken (2, 3). Die als Enzym eingesetzte Peptidylprolyl
cis/trans-Isomerase PIN 1 katalysiert den Übergang vom verspannten
in den nicht verspannten Zustand, der bei dem eingesetzten
Peptidderivat auf der cis/trans-Isomerisierung der Phosphoseryl-Prolyl-
Peptidbindung beruht.
Fig. 2 zeigt Registrierkurven verschiedener Kinetiken einer Protease (α-
Chymotrypsin), deren Aktivität mit Hilfe des Peptidderivats aus Beispiel
2 gemessen wurde. Der Anstieg der Fluoreszenz in der
Reaktionslösung ohne Enzym (4), geht ausschließlich auf den
Übergang vom verspannten in den nicht verspannten Zustand zurück,
der bei dem eingesetzten Peptidderivat auf der cis/trans-Isomerisierung
der Alanyl-Prolyl-Peptidbindung zurückzuführen ist. Bei den
Reaktionslösungen mit Enzym beruht der Anstieg der Fluoreszenz
zusätzlich zum Übergang vom verspannten in den nicht verspannten
Zustand auf der proteolytischen Abspaltung von p-Nitroanilin (NHNp)
vom Peptidderivat (1 bis 3). Im Vergleich zu der Reaktionslösung mit
Enzym und ohne Effektor (1) zeigen die Reaktionen mit zugesetzten
inhibitorisch wirksamen Effektoren deutlich niedrigere
Übergangsgeschwindigkeiten (2 und 3).
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung:
Die in den nachfolgenden Beispielen verwendeten Peptidderivate wurden im
wesentlichen nach dem Festphasen-Peptidsynthese-Verfahren unter Verwendung
von Fluorenyloxycarbonyl-geschützten Aminosäure-Derivaten mit einem
automatischen Peptidsynthetisierer hergestellt. Als Ausgangsprodukte dienten
kommerziell erhältliche Aminosäuren bzw. Fluorochrome, die an den Seitengruppen
geschützt sind. Die Addition der Aminosäuren erfolgte mit einer Effizienz von 95-98%
je Additionsschritt. Die Schutzgruppen wurden anschließend durch 96%
Trifluoressigsäure/2% Wasser/2% Tributylsilan/2% Phenol entfernt. Die Aufreinigung
der Peptidderivate erfolgte durch Hochdruckflüssigkeitschromatographie (HPLC)
unter Nutzung eines Acetonitril/Wasser-Gradienten-Systems. Der Reinheitsgrad der
erhaltenen Peptid-Derivate wurde durch analytische HPLC und durch Kappilar-
Elektrophorese bestimmt. Die Identität der Verbindungen wurde durch
massenspektrometrische Methoden geprüft. Zur Erzeugung des verspannten
Zustands wurde in den aufgereinigten Peptidderivaten eine Disulfidbrückenbindung
zwischen den für B1 und B2 enthaltenen Cysteinen induziert, wie in Albericio (Int. J.
Peptide Prot. Res. 37 (1991), 402) beschrieben.
Folgende Lösungen werden hergestellt:
Substratlösung: 2 mg/ml Abz-Cys-Ser(PO3)-Pro-Ala-Cys-Phe-NHNp in DMSO (Abz: Aminobenzoesäure; NHNp: para-Nitroanilin)
Enzymlösung: 5 mM Lösung von humanem PIN 1 in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
Effektorlösungen: 0.1 mg/ml Juglon Substanz in DMSO
Starterlösung: 250 mM DTT in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
Substratlösung: 2 mg/ml Abz-Cys-Ser(PO3)-Pro-Ala-Cys-Phe-NHNp in DMSO (Abz: Aminobenzoesäure; NHNp: para-Nitroanilin)
Enzymlösung: 5 mM Lösung von humanem PIN 1 in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
Effektorlösungen: 0.1 mg/ml Juglon Substanz in DMSO
Starterlösung: 250 mM DTT in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
In eine handelsübliche Titerplatte mit 384 Reaktionskammern werden je Kammer 2 µl
Substratlösung, 1 µl Effektorlösung und 20 µl Enzymlösung pipettiert. In den
Kontrollansätzen mit und ohne Enzym, beide jeweils ohne Effektor, werden die
Enzym- und Effektorlösungen durch entsprechende Volumina 50 mM Hepes-Puffer,
pH 7,5 bzw. DMSO ersetzt. Zur Minderung von Pipettierfehlern kann es von Vorteil
sein, aus den entsprechenden Mengen Enzym- und Substratlösung eine solche
Mischung zu erzeugen, daß beim Pipettieren von 22 µl dieser Mischung je Kammer
die gleichen Konzentrationen erreicht werden, wie beim Pipettieren der
Einzelvolumina. Die Platte wird dann bei 6°C über eine Vorinkubationszeit von 20
Minuten so gelagert, daß jede der Reaktionskammern nach 20 Minuten eine
Temperatur von 6°C aufweist. Die eigentliche Reaktion wird durch Zugabe von
jeweils 20 µl Starterlösung gestartet.
Bei sachgemäßer Temperaturkonstanz von 6°C während der Meßzeit und dem
Erreichen einer homogenen Durchmischung der Reaktionslösungen enthaltend
Substrat-, Enzym- und Effektorlösung mit der Starterlösung lassen sich bei Anregung
der Fluoreszenz mit einer UV-Lampe mit einem Anregungsspektralbereich zwischen
250 und 330 nm in jeder einzelnen Reaktionskammer die Zunahme von sichtbarem
Licht bei 420 nm registrieren. Bereits der visuelle Vergleich der erhaltenen
Registrierkurven (Fig. 1) ermöglicht die Identifikation von Effektoren, die in dem
vorliegenden Beispiel eindeutig inhibitorisch auf das Enzym PIN I wirken.
Folgende Lösungen werden hergestellt:
Substratlösung: 2 mg/ml Abz-Cys-Ala-Pro-Ala-Cys-Phe-NHNp in DMSO
Enzymlösung: 1 nM Lösung von α-Chymotrypsin in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
Effektorlösungen: 0,1 mg/ml Eglin C in DMSO
Starterlösung: 250 mM DTT in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
Substratlösung: 2 mg/ml Abz-Cys-Ala-Pro-Ala-Cys-Phe-NHNp in DMSO
Enzymlösung: 1 nM Lösung von α-Chymotrypsin in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
Effektorlösungen: 0,1 mg/ml Eglin C in DMSO
Starterlösung: 250 mM DTT in 50 mM Hepes-Puffer, pH 7.5
In eine handelsübliche Titerplatte mit 384 Reaktionskammern werden je Kammer 2 µl
Substratlösung, 1 µl Effektorlösung und 20 µl Enzymlösung pipettiert. In den
Kontrollansätzen mit und ohne Enzym, beide jeweils ohne Effektor, werden die
Enzym- und Effektorlösungen durch entsprechende Volumina 50 mM Hepes-Puffer,
pH 7,5 bzw. DMSO ersetzt. Zur Minderung von Pipettierfehlern kann es von Vorteil
sein, aus den entsprechenden Mengen Enzym- und Substratlösung eine solche
Mischung zu erzeugen, daß bei Pipettieren von 22 µl dieser Mischung je Kammer die
gleichen Konzentrationen erreicht werden, wie beim Pipettieren der Einzelvolumina.
Die Platte wird dann bei 30°C über eine Vorinkubationszeit von 20 Minuten so
gelagert, daß jede der Reaktionskammern nach 20 Minuten eine Temperatur von 30°C
aufweist. Die eigentliche Reaktion wird durch Zugabe von jeweils 20 µl
Starterlösung gestartet.
Bei sachgemäßer Temperaturkonstanz von 30°C während der Meßzeit und dem
Erreichen einer homogenen Durchmischung der Reaktionslösungen enthaltend.
Substrat-, Enzym- und Effektorlösung mit der Starterlösung fassen sich bei Anregung
der Fluoreszenz mit einer UV-Lampe mit einem Anregungsspektralbereich zwischen
250 und 330 nm in jeder einzelnen Reaktionskammer die Zunahme von sichtbarem
Licht bei 420 nm registrieren. Bereits der visuelle Vergleich der erhaltenen
Registrierkurven (Fig. 2) ermöglicht die Identifizierung von Effektoren, die in dem
vorliegenden Beispiel eindeutig inhibitorisch auf α-Chymotrypsin wirken.
Es wurde beobachtet, daß beispielsweise Proteasen, wie z. B. Chymotrypsin,
allerdings in sehr hohen Konzentrationen dazu in der Lage sind, Peptidderivate
anzugreifen, die durch geschlossene B1-B2-Bindung stabilisiert im verspannten
Zustand vorliegen. Dieser Befund gab Anlaß, nach Enzymen zu suchen, die solche
verspannten Peptide bevorzugen. Dazu wurden folgende Lösungen hergestellt:
Substratlösung I: 2 mg/ml Abz-Cys-Ala-Pro-Ala-Cys-Tyr(NO2)-NH2 in DMSO.
(Tyr(NO2): meta-Nitrotyrosin)
Substratlösung II: zu 100 ml 35 mM HEPES-Puffer (pH 7.6) werden 20 µl Substratlösung I gegeben.
Substratlösung I: 2 mg/ml Abz-Cys-Ala-Pro-Ala-Cys-Tyr(NO2)-NH2 in DMSO.
(Tyr(NO2): meta-Nitrotyrosin)
Substratlösung II: zu 100 ml 35 mM HEPES-Puffer (pH 7.6) werden 20 µl Substratlösung I gegeben.
Die Substratlösung II ist bei Raumtemperatur ca. 8 Stunden stabil. Es werden
Fraktionen biologischer Lösungen eingesetzt, in denen eine enzymatische Aktivität
vermutet wird, die geeignet ist, entweder die Bindung zwischen B1 und B2 zu lösen
oder aber zumindest eine der Verbindungen A und D vom Peptidderivat abzuspalten.
In eine handelsübliche Titerplatte mit 384 Reaktionskammern werden je Kammer 10 µl
biologische Lösung pipettiert. Nach Equlibrieren der Titerplatte bei
Raumtemperatur für 20 min wird die Reaktion durch Zugabe von 60 µl Substratlösung
II gestartet. Bei sachgemäßer homogener Durchmischung der Lösungen lassen sich
bei Anregung der Fluoreszenz mit einer UV-Lampe mit einem
Anregungsspektralbereich zwischen 250 und 330 nm in jeder einzelnen
Reaktionskammer die Zunahme von sichtbarem Licht bei 420 nm registrieren. Der
visuelle Vergleich der erhaltenen Registrierkurven dient zum Auffinden einer
Enzymaktivität, deren Substrat die verspannte Substratform ist.
Claims (22)
1. Peptidderivat mit der allgemeinen Formel
A-B1-C1-C2-C3-B2-D;
wobei C1, C2 und C3 Verbindungen sind, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Aminosäuren, N-Alkyl-Aminosäuren, Peptiden, Peptidderivaten, Peptoiden und Verbindungen, die sich in Peptidketten einbauen lassen;
wobei B1 und B2 Verbindungen sind, die untereinander eine chemische Bindung ausbilden können;
wobei bei Ausbildung der Bindung zwischen B1 und B2 das Peptidderivat in einem verspannten Zustand vorliegt;
wobei sich die Bindung zwischen B1 und B2 leicht lösen läßt und der verspannte Zustand daraufhin in einen nicht verspannten Zustand übergeht; und
wobei A und D Gruppierungen sind, die die Messung des Übergangs vom verspannten in den nicht verspannten Zustand oder die direkte Messung einer Enzymreaktion aufgrund der Änderung eines optischen Signals erlauben.
A-B1-C1-C2-C3-B2-D;
wobei C1, C2 und C3 Verbindungen sind, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Aminosäuren, N-Alkyl-Aminosäuren, Peptiden, Peptidderivaten, Peptoiden und Verbindungen, die sich in Peptidketten einbauen lassen;
wobei B1 und B2 Verbindungen sind, die untereinander eine chemische Bindung ausbilden können;
wobei bei Ausbildung der Bindung zwischen B1 und B2 das Peptidderivat in einem verspannten Zustand vorliegt;
wobei sich die Bindung zwischen B1 und B2 leicht lösen läßt und der verspannte Zustand daraufhin in einen nicht verspannten Zustand übergeht; und
wobei A und D Gruppierungen sind, die die Messung des Übergangs vom verspannten in den nicht verspannten Zustand oder die direkte Messung einer Enzymreaktion aufgrund der Änderung eines optischen Signals erlauben.
2. Peptidderivat nach Anspruch 1, wobei B1 und B2 jeweils Cystein ist.
3. Peptidderivat nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Verfahren zur Lösung der
Bindung zwischen B1 und B2 die Anwendung eines Lichtblitzes oder einer
anderen elektromagnetischen Strahlung oder die Zugabe eines chemischen
Reagens ist.
4. Peptidderivat nach Anspruch 3, wobei das chemische Reagens eine
reduzierende Verbindung ist.
5. Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei A und D
Gruppierungen sind, die Farbstoffe enthalten, die bei Anregung mit Licht einer
geeigneten Wellenlänge fluoreszieren, oder Gruppierungen sind, die
Farbstoffe enthalten, die eine Farbänderung zeigen.
6. Peptidderivat nach Anspruch 5, wobei sich die Fluoreszenz der in den
Gruppierungen enthaltenen fluoreszierenden Farbstoffe im verspannten
Zustand des Peptidderivats durch einen Quench-Effekt aufhebt oder
vermindert.
7. Peptidderivat nach Anspruch 6, wobei A eine Gruppierung ist, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus: 2-Aminobenzoesäure, D,L-2-Amino-3-(7-methoxy-
4-cumaryl)propansäure, Coumarin, Quinolinon, 4-(4'-
Dimethylaminobenzenazo)benzoesäure (Dabsyl) und 5-(2'-
Aminoethylamino)naphtalensulfonsäure (EDANS); und D eine Gruppierung ist,
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus: 4-Nitroanilin, Aminoacyl-4-
Nitroanilin, 3-Nitrotyrosin, Aminoacyl-3-Nitrotyrosin, Tryptophan und
Aminoacyl-Tryptophan.
8. Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei sich das optische
Signal, das von A und D ausgeht, sich zusätzlich zum verspannten und nicht
verspannten Zustand des Peptidderivats von dem Zustand unterscheidet, der
vorliegt, wenn die chemische Verbindung zwischen A und D oder zwischen
einem in A oder D enthaltenen Farbstoff und dem restlichen Peptidderivat
durch enzymatische Katalyse getrennt wurde.
9. Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei der verspannte
Zustand die cis-Konformation mindestens einer der chemischen Bindungen
innerhalb der Verbindungen C1 bis C3 ist und der nicht verspannte Zustand
die trans-Konformation der Bindung ist.
10. Peptidderivat nach Anspruch 9, wobei die Bindung eine Peptidbindung
zwischen der Aminogruppe eines Prolinrests oder eines Derivats davon und
der Carboxygruppe der benachbarten Aminosäure ist.
11. Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei das Peptidderivat
auch im verspannten Zustand für eine zu testende Enzymaktivität ein Substrat
darstellt.
12. Kit umfassend das Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 11, eine
Vorrichtung oder ein Reagens zum Lösen der Verbindung zwischen B1 und
B2 im Peptidderivat, eine oder mehrere Pufferlösungen und/oder ein oder
mehrere Enzyme, für die das Peptidderivat ein Substrat darstellt.
13. Verfahren zur Bestimmung der Aktivität eines Enzyms, für das das
Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 10 oder Teile davon ein
Substrat darstellt, bestehend aus den Schritten
- a) Mischen einer geeigneten Menge des Peptidderivats nach einem der Ansprüche 1 bis 10 in jeweils einer für die Aktivität des Enzyms geeigneten Reaktionslösung mit und ohne dem Enzym;
- b) Starten der Reaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat;
- c) Messen des optischen Signals in Abhängigkeit von der Zeit; und
- d) Bestimmen der Aktivität des Enzyms durch Bestimmen der Differenz der Geschwindigkeiten der Änderung des optischen Signals in den Reaktionslösungen mit und ohne dem Enzym.
14. Verfahren zur Bestimmung, ob ein Effektor ein Inhibitor oder ein Aktivator
eines Enzyms ist, für das das Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis
10 oder Teile davon ein Substrat darstellt, bestehend aus den Schritten
- a) Mischen geeigneter Mengen des Peptidderivats nach einem der Ansprüche 1 bis 10 und des Enzyms in jeweils einer für die Aktivität des Enzyms geeigneten Reaktionslösung mit und ohne dem Effektor;
- b) Starten der Reaktion durch Lösen der Verbindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat;
- c) Messen des optischen Signals in Abhängigkeit von der Zeit; und
- d) Feststellen, daß der Effektor
- a) ein Inhibitor ist, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit dem Effektor kleiner ist als in der Reaktionslösung ohne dem Effektor; oder
- b) ein Aktivator ist, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit dem Effektor in der Reaktionslösung mit dem Effektor größer ist als in der Reaktionslösung ohne dem Effektor.
15. Verfahren zum Screening eines Inhibitors oder eines Aktivators eines Enzyms,
für das das Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 10 oder Teile
davon ein Substrat darstellt, bestehend aus den Schritten
- a) Mischen geeigneter Mengen des Peptidderivats nach einem der Ansprüche 1 bis 10 und des Enzyms in jeweils einer für die Aktivität des Enzyms geeigneten Reaktionslösung mit und ohne einer Probe, die eine einzelne oder eine Vielzahl von Verbindungen enthält, die Kandidaten für einen Inhibitor oder Aktivator sind;
- b) Starten der Reaktion durch Lösen der Bindung zwischen B1 und B2 im Peptidderivat;
- c) Messen des optischen Signals in Abhängigkeit von der Zeit, und
- d) Feststellen, daß die Probe
- a) inhibitorische Aktivität besitzt, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit dem Effektor in der Reaktionslösung mit der Probe kleiner ist als in der Reaktionslösung ohne der Probe; oder
- b) aktivierende Aktivität besitzt, wenn die Geschwindigkeit der Änderung des optischen Signals in der Reaktionslösung mit dem Effektor der Reaktionslösung mit der Probe größer ist als in der Reaktionslösung ohne der Probe.
16. Verfahren nach Anspruch 16, zusätzlich umfassend den Schritt
- a) Unterteilen der Probe, für die in Schritt (d) inhibitorische oder aktivierende Aktivität festgestellt wurde, und Wiederholen der Schritte (a) bis (d), bis der in der Probe enthaltene Inhibitor oder Aktivator gereinigt vorliegt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 16, wobei die Änderung des
optischen Signals zumindest teilweise auf dem Übergang vom verspannten in
den nicht verspannten Zustand des Peptidderivats beruht.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 16, wobei die Änderung des
optischen Signals bei Enzymreaktionen mit Enzym zumindest teilweise auf
der Trennung der chemischen Verbindung zwischen den Verbindungen A und
D des Peptidderivats oder auf der Trennung des in A oder D enthaltenen
Farbstoffs vom restlichen Peptidderivat beruht.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 18, wobei die Reaktionslösung in
Schritt (a) zur Homogenität vermischt wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 19, wobei das Enzym eine
Protease, Peptidylprolyl-cis/trans-Isomerase, Kinase, Phosphatase,
Glykosidase oder Lipase/Esterase ist.
21. Kit umfassend das Peptidderivat nach einem der Ansprüche 1 bis 11, eine
Vorrichtung oder ein Reagens zum Lösen der Bindung zwischen B1 und B2
im Peptidderivat, eine oder mehrere Pufferlösungen, ein oder mehrere
Enzyme, für die das Peptidderivat ein Substrat darstellt, und/oder eine
Anleitung zur Durchführung des oder der Verfahren nach mindestens einem
der Ansprüche 13 bis 20.
22. Verwendung des Peptidderivats nach einem der Ansprüche 1 bis 11 oder des
Kits nach Anspruch 12 oder 21 zur Bestimmung der Aktivität von Enzymen
oder zur Identifizierung von Inhibitoren oder Aktivatoren von Enzymen.
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