DE10011634C1 - Verfahren zur Leistungsansteuerung von elektromechanischen Bremssystemen in Kraftfahrzeugen - Google Patents
Verfahren zur Leistungsansteuerung von elektromechanischen Bremssystemen in KraftfahrzeugenInfo
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Abstract
Ein Verfahren zur Leistungsansteuerung von elektromechanischen Bremssystemen in Kraftfahrzeugen bei unterhalb der Nominalkapazität verfügbarer elektrischer Maximalleistung sieht vor, dass die bremskrafterzeugenden Einheiten (3.1 bis 3.4) des Bremssystems einzeln oder in Untergruppen zeitlich aufeinanderfolgend jeweils mit einem für eine zumindest Teil-Funktionsfähigkeit der einzelnen Einheit (3.1 bis 3.4) ausreichenden Leistungsanteil an der verfügbaren Maximalleistung angesteuert werden und dass jede Bremseinheit zu ihrer Aktivierung mit einem erhöhten Leistungsanteil eingeregelt und dann mit einem demgegenüber erniedrigten Bremskraft-haltenden Leistungsanteil versorgt wird.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Leistungsansteuerung
von elektromechanischen Bremssystemen in Kraftfahrzeugen bei
unterhalb der Nominalkapazität verfügbarer elektrischer Maximalleistung.
Zum Hintergrund der Erfindung ist festzuhalten, dass moderne
Automobile aufgrund der ständig steigenden Anforderungen an
die aktive und passive Sicherheit, die Umweltverträglichkeit
und den Komfort mit immer mehr elektronischen Systemen aus
gestattet werden. Dies trifft in besonderem Maße für das
Fahrverhalten zu, das mittels intelligenter elektronischer
Steuersysteme durch entsprechende Eingriffe in die Motor- und
Bremssteuerung zunehmend stärker beeinflusst wird. Als Bei
spiele seien nur das Anti-Blockier-System, die Antriebs-
Schlupf-Regelung oder elektronische Stabilitätsprogramme ge
nannt. Letztere stabilisieren ein zum Ausbrechen tendierendes
Fahrzeug durch gezielte Bremseingriffe an den Rädern.
Solche elektronischen Fremdeingriffe in das bislang hydrauli
sche Bremssystem zur Realisierung der vorgenannten Sicher
heitskonzepte macht jedoch den Einsatz einer Vielzahl zusätz
licher Komponenten, wie z. B. Ventile, Pumpen und Speicherbe
hälter notwendig. Dies macht solche Bremsanlagen äußerst kom
plex und regelungstechnisch schwierig beherrschbar.
Zur Lösung dieser Problematik sind in jüngerer Zeit elektro
mechanische Bremssysteme entwickelt worden, bei denen die
Bremskräfte am Rad mit Hilfe von elektromechanischen Wandlern
erzeugt werden. Diese Wandler werden über ein Steuersystem
aktiviert, das mit Hilfe geeigneter Sensoren den Pedalweg
und/oder -betätigungsdruck erfasst und die Bremsen entspre
chend ansteuert. Die Steuereinheit des Bremssystems kann da
bei spezielle Funktionen, wie das erwähnte ABS, ASR, verschiedene
Brems-Assistenzfunktionen oder das elektronische
Stabilitätsprogramm (ESP) problemlos in das elektromechani
sche Bremssystem integrieren.
Zusammenfassend stellt ein derartiges "Brake-by-Wire"-System
eine Fremdkraftbremsanlage dar, bei der der Fahrer beim Brem
sen lediglich einen Bremspedalsimulator betätigt, dessen Be
wegung wiederum über Sensoren einer übergeordneten Steuerein
heit - dem "Brake-by-Wire-Manager" - zugeleitet wird.
Aus der Druckschrift DE 42 14 547 A1 ist ein elektrohydrauli
sches Fahrzeugbremssystem mit mehreren Teilbremssystemen be
kannt. Jedes der Teilbremssysteme weist dabei unter anderem
ein Magnetventilpaar auf, um entweder eine Unterbrechung der
Versorgung eines Betätigungsgliedes mit Bremsbetätigungsdruck
zu erreichen oder um eine Unterbrechung der Versorgung eines
Betätigungsgliedes mit Bremsbetätigungsdruck und den Austritt
des Bremsbetätigungsdruckes aus dem Betätigungsglied zu er
reichen. Um im elektrischen Bordnetz unzulässig hohe Stromstärken für den Betrieb der
Magnetventile zu vermeiden, wird die Erregung der Magnetven
tile der einzelnen Teilsysteme derart gesteuert, dass der
Stromverbrauch zumindest eines Magnetventils gegenüber seinem
Spitzenstromverbrauch verringert ist, bevor der Spitzenstrom
verbrauch von zumindest einem anderen Magnetventil auftritt.
Aus der Druckschrift DE 198 41 170 C1 ist ein Verfahren zur
sparsamen Nutzung der von einem elektrisch betätigbaren Brems
aktuator benötigten elektrischen Energie bekannt, bei dem
man während eines Bremsvorgangs den Bremsaktuator nur dann
mit dem vollen zur Aktivierung erforderlichen Strom beauf
schlagt, wenn durch eine Änderung der Bremsanforderung eine
Änderung der Zuspannkraft erfolgen soll. Wird die Bremsanfor
derung dagegen nicht geändert, wird der Bremsaktuator ledig
lich mit einem geringeren, zur Aufrechterhaltung der stationär
gewünschten Zuspannkraft erforderlichen Strom beaufschlagt.
Da die Bremsanlage ein Fahrzeugsystem ist, das extrem sicher
heitsrelevant ist, sind das Sicherheitskonzept, die Zuverläs
sigkeit und die Überwachung dieses Systems von zentraler Be
deutung. Insoweit überwacht in der Regel ein Kontrollrechner
den Brake-by-Wire-Manager, die einzelnen elektromechanischen
Wandler, das diese Komponenten verbindende Bussystem und die
verschiedenen, am System beteiligten Sensoren.
Durch Plausi
bilitätskriterien und Prüfroutinen innerhalb des Steuer- und
Überwachungsprogramms können Fehlerzustände detektiert, loka
lisiert und diagnostiziert werden. In Abhängigkeit des Feh
lerzustandes können entsprechende Notfunktionen aktiviert
werden, um die Bremsanlage in einem möglichst betriebssiche
ren Zustand zu halten.
Eine spezielle Problematik im Zusammenhang mit Fehlerzustän
den stellt die Energieversorgung der elektromechanischen
Bremsanlage dar, die vom Bordnetz des jeweiligen Fahrzeuges
zu übernehmen ist. In kritischen Betriebszuständen, z. B. bei
Störungen des an Bord befindlichen Generators, kann die ver
fügbare elektrische Maximalleistung nur einem gewissen Bruch
teil der Nominalkapazität - also dem für den störungsfreien
Normalbetrieb geltenden Leistungswert - entsprechen. Damit
könnten die elektromechanischen bremskrafterzeugenden Einhei
ten die notwendigen Bremskräfte nicht mehr bereitstellen. Die
erreichbaren Bremskräfte müssen jedoch in möglichst vielen
Systemzuständen - also auch in einem Fehlerfall bei reduzierter
verfügbarer Leistung - aus Sicherheitsgründen so nah wie
möglich an der spezifizierten Maximalbremskraft liegen.
Zur Lösung dieser Problematik schlägt die Erfindung nun ein
Verfahren zur Leistungsansteuerung von elektromechanischen
Bremssystemen in Kraftfahrzeugen bei unterhalb der Nominalka
pazität verfügbarer elektrischer Maximalleistung mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 vor.
Die zur Verfügung stehende Maximalleistung
wird also - bildlich gesprochen - intelligent über das Brems
system verteilt. Dabei macht sich das erfindungsgemäße Steu
erverfahren eine besondere Eigenschaft elektromechanischer
Bremsanlagen zu Nutze, nämlich dass die Aufrechterhaltung ei
ner bestimmten Bremskraft nach Ansteuerung der jeweiligen
bremskrafterzeugenden Einheit wesentlich weniger Energie be
nötigt als der anfängliche Aufbau der Bremskraft. Dies ist
bedingt durch die in jedem mechanischen, bewegten System auf
tretenden Hystereseeffekte, die u. a. durch Reibung hervorge
rufen werden.
Unter Ausnutzung dieses Effektes wird nach der Erfindung jede
bremskrafterzeugende Einheit zu ihrer Aktivierung mit einem
erhöhten Leistungsanteil eingeregelt und anschließend mit ei
nem demgegenüber erniedrigten, bremskrafthaltenden Leistungs
anteil versorgt.
Sollte nach dem Einregeln der jewei
ligen Einheit die im System vorhandene mechanische Reibung
nicht ausreichen, können in einer bevorzugten
Ausführungsform des Leistungsansteuerungsverfahrens mechanische Verriegelungsmittel zur
Unterstützung der Bremskrafthaltung, wie z. B. ein elektrisch
anzustellender Reibkonus o. dgl., aktiviert werden.
Aus fahrsicherheitstechnischen Gründen ist es einerseits zu
bevorzugen, bei gemeinsamer Ansteuerung von Untergruppen von
Bremseinheiten dafür die jeweils einer Fahrwerkachse zugeordneten
Bremseinheiten zu selektieren. Es werden also bei
spielsweise symmetrisch zuerst die beiden Bremseinheiten an
der Vorderachse eingeregelt, zeitlich danach dann die
Bremseinheiten an der Hinterachse.
Schließlich ist bei der Implementierung des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorteilhafterweise ein vorgegebener Maximalwert
für den Bremskraftunterschied zwischen den einzelnen
Bremseinheiten, insbesondere bei unsymmetrischer Aktivierung
von Bremseinheiten zu beachten. Die Differenz der eingeregel
ten Bremskräfte an den einzelnen Bremseinheiten darf nämlich
nicht über eine gewisse "Schiefziehgrenze" hinausgehen, da
ansonsten der Fahrzeugzustand instabil werden kann.
Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile des erfindungsge
mäßen Verfahrens ergeben sich aus der nachfolgenden Beschrei
bung eines Ausführungsbeispiels anhand der beigefügten Zeich
nungen. Es zeigen:
Fig. 1 eine höchst schematische Darstellung eines Fahrzeu
ges mit elektromechanischer Bremsanlage, und
Fig. 2 ein qualitatives Zeit-Leistungs-Diagramm zur Dar
stellung der zeitlich aufeinanderfolgenden Leis
tungseinregelung der Bremseinheiten an Vorder- und
Hinterachse des Fahrzeugs gemäß Fig. 1.
Fig. 1 zeigt im Grundriss ein Automobil 1 mit seinen vier Rä
dern 2.1, 2.2, 2.3 und 2.4. Jedes Rad 2.1 bis 2.4 ist mit ei
ner bremskrafterzeugenden Einheit in Form eines elektromecha
nischen Wandlers 3.1 bis 3.4 versehen, die bei entsprechender
Ansteuerung innerhalb einer Zehntelsekunde eine hohe Brems
kraft am jeweiligen Rad 2.1 bis 2.4 erzeugen können. Für die
Aktivierung der elektromechanischen Wandler 3.1 bis 3.4 sind
diese jeweils mit einer elektronischen Kontrolleinheit 4.1
bis 4.4 versehen.
Kernstück des elektromechanischen Bremssystems im Fahrzeug 1
ist nun eine zentrale Steuereinheit 5, die einerseits über
einen CAN-Bus 6 mit den Kontrolleinheiten 4.1 bis 4.4 der
einzelnen elektromechanischen Wandler 3.1 bis 3.4 in Verbin
dung steht. Anderseits ist die Steuereinheit 5 mit einer
Bremspedal-Sensoreinheit 7 gekoppelt, die den Weg und/oder
die Betätigungskraft des Bremspedals 8 erfasst und in ent
sprechende elektrische Signale umsetzt.
Ferner ist eine Energieversorgung 9 in Form der Bordnetz-
Batterie vorgesehen, die für die Stromversorgung der einzel
nen Komponenten verantwortlich ist. Dies ist durch das Netz
von Stromversorgungsleitungen 10 angedeutet. Der Stromquelle
ist ein Leistungsdetektor 11 zugeordnet, mittels dem die von
der Energieversorgung 9 zur Verfügung stellbare Maximalleis
tung erfassbar ist. Der Steuereinheit 5 wird ein entsprechen
des Signal zugeführt.
Wird nun vom Leistungsdetektor 11 ermittelt, dass die von der
Energieversorgung 9 bereitgestellte Maximalleistung deutlich
unterhalb der Nominalkapazität liegt, so regelt die Steuer
einheit 5 bei einem Druck auf das Bremspedal 8 alle vier
Wandler 3.1 bis 3.4 weder gleichzeitig noch gleich stark an.
Vielmehr wird eine zeitliche und quantitative Aufteilung vor
genommen, wie sie grob und nur qualitativ der Fig. 2 entnehm
bar ist. So werden die beiden Wandler 3.1, 3.2 an den Vorrä
dern 2.1, 2.2 zuerst mit einer vorgegebenen Maximalleistung
P1 angesteuert, die für den Aufbau einer vorgegebenen Brems
kraft an den beiden Vorderrädern 2.1, 2.2 sorgt. Danach kann
die Leistung auf einen Wert P2 zurückgenommen werden, da nach
dem eigentlichen Aufbau der Bremskraft das Halten der Brems
kraft mit einer verringerten Leistung erfolgen kann. Nach Er
reichen des Leistungsniveaus P2 an den beiden Wandlern 3.1,
3.2 der Vorderräder 2.1, 2.2 werden über die Steuereinheit 5
die elektromechanischen Wandler 3.3, 3.4 der Hinterachse 13
eingeregelt. Dies erfolgt mit einem gegenüber dem Leistungs
niveau P1 geringeren Niveau P3, da für die Bremskrafthaltung
an der Vorderachse 12 ein gewisser Leistungsanteil verfügbar
gehalten werden muss.
Analog zu den Vorderrädern 2.1, 2.2 wird anschließend die
Bremsleistung an den Hinterrädern 2.3, 2.4 durch Erniedrigung
des Leistungsniveaus auf P4 zurückgenommen, da dieses Leis
tungsniveau zur Bremskrafthaltung an den Hinterrädern aus
reicht.
Anhand des Diagramms von Fig. 2 ist ferner darauf hinzuwei
sen, dass die unsymmetrische Leistungsansteuerung - insbeson
dere wenn einzelne Wandler 3.1 bis 3.4 unabhängig von den an
deren Wandlern angesteuert werden - nicht zu groß werden
darf, um instabile Fahrzeugzustände zu vermeiden.
Claims (4)
1. Verfahren zur Leistungsansteuerung von elektromechanischen
Bremssystemen in Kraftfahrzeugen (1) bei unterhalb der No
minalkapazität verfügbarer elektrischer Maximalleistung, wobei
- - die Bremskraft erzeugenden Bremseinheiten (3.1 bis 3.4) des Bremssystems einzeln oder in Untergruppen zeitlich aufeinanderfolgend jeweils mit einem für eine zumindest Teil-Funktionsfähigkeit der einzelnen Einheit (3.1 bis 3.4) ausreichenden Leistungsanteil (P1; P2; P3; P4) an der verfügbaren Maximalleistung angesteuert werden und
- - jede Bremseinheit (3.1 bis 3.4) zu ihrer Aktivierung mit einem erhöhten Leistungsanteil (P1; P3) eingeregelt und anschließend mit einem demgegenüber erniedrigten, Brems kraft-haltenden Leistungsanteil (P2; P4) versorgt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, dass nach der Einregelung der jeweiligen Bremseinheit
(3.1 bis 3.4) mechanische Verriegelungsmittel zur Unterstüt
zung der Bremskrafthaltung aktiviert werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, dass als gemeinsam angesteuerte Unter
gruppen von Bremseinheiten (3.1 bis 3.4) die jeweils einer
Fahrwerkachse (12, 13) zugeordneten Bremseinheiten (3.1 bis
3.4) selektiert werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, dass die Ansteuerung der Bremseinhei
ten (3.1 bis 3.4) derart erfolgt, dass ein vorgegebener Maxi
malwert für den Bremskraftunterschied zwischen den einzelnen
Bremseinheiten (3.1 bis 3.4) insbesondere zwischen links- und
rechtsseitigen Bremseinheiten (3.1 bis 3.4) einer Fahrwerk
achse (12; 13) nicht überschritten wird.
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