Trockene Verputz-Mischung Üblicherweise werden Innen- und Aussenwände, sowie Decken eines Baues, welcher aus den verschiedensten Baustoffen bestehen kann, wie etwa Beton, Back steine, Zellton, Kalksandstein usw. oder einem oder mehreren anderen Baustoffen, mit einem die Flächen bedeckenden Putz versehen. Dieser Verputz kann nun ebenfalls die verschiedenste Zusammensetzung haben, so etwa Kalkmörtel, Kalk-Zementmörtel, Gipsmörtel, Kalkgipsmörtel usw. Ebenso können die erwähnten oder andere Stoffe ohne weitere Zusätze Verwendung finden oder zusätzlich noch mit Sand verschiedenen Maximalkornes und verschiedener Oranulometrie vermischt wer den. Die Mischungsverhältnisse all dieser Stoffe können bekanntlich sehr unterschiedlich sein.
Derartige Putze erfüllen verschiedene Aufgaben, nämlich:
1) Sie müssen die Unebenheiten des Mauerwerkes ausgleichen.
2) Sie müssen die kleinen Oberflächenrauhigkeiten und Poren oder allfällige Luftblasen, wie sie sich z. B.
beim Einbringen von Beton ergeben, verschliessen.
3) Ferner soll der Verputz bei seiner Aussen anwendung das Mauerwerk vor den Witterungseinflüssen schützen.
4) Ferner hat der Verputz die Aufgabe, eine gewisse Wärmejsolation durchzuführen.
5) Ferner können sie Idazu dienen, gegen verschiede ne Arten von Schall Schutzschichten zu errichten.
6) Auah ein ästhetischer Effekt kann erreicht werden, der in einer besonderen Ebenheit, Glattheit oder einer besonderen Oberflächenstruktur besteht.
7) Bei der Verwendung von Verputz in Räumen wird auch ein gewisses Wasserdampfaufnahmevermögen erzielt.
Herkömmlicherweise wird der Verputz in mehreren Schichten gleicher oder verschiedener Zusammensetzung, seltenst nur in einer Schicht aufgezogen. Auch Vornetzungen mit Wasser oder Voranstriche des Grundes mit Kunststofflösungen oder Dispersionen werden häufig in der Praxis vorgenommen.
Die herkömmliche Art des Verputzens wird als zeitraubend, den Bau verschmutzend und vor allem als den Bau sehr stark nässend empfunden, wobei insbesondere das Einbringen von sehr viel Wasser für den Bauablauf als stark störend zu bezeichnen ist.
Von diesen Gesichtspunkten ausgehend hat man sich sehr lange schon bemüht, einfachere Putze zu finden, die auf einmal aufgetragen werden können und sehr wenig Wasser benötigen. Dies gelingt z. T. durch Einsatz von chemischen Hilfsstoffen. So werden insbesondere zur Verhinderung von Schwindungen, zur Erhöhung von Haftung auf dem Untergrund, zur Wassereinsparung usw. Zugabestoffe mannigfaltigster Art beigegeben.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich nun auf trockene Verputz-Mischungen, die es ermöglichen, vorzügliche Putze zu erstellen. Die neuen Trockenmischungen bewirken folgende Eigenschaften:
1) Die Haftung auf dem Untergrund wird so verstärkt, dass selbst auf schwierigen Untergründen ein direkter Auftrag ohne Vorbehandlung des Untergrundes (mit Emulsionen, Zementvorspritz usw.) möglich ist.
Insbesondere wird bei Deckenputzen, welche bezüglich Haftung am kritischsten sind, dieselbe extrem verstärkt.
2) Durch die Zugabe gewisser Kunststoffe wird die Schwindung des Mörtels praktisch eliminiert, so dass die unangenehmen Rissbildungen im wesentlichen verhindert werden.
3) Die Zugaben bewirken eine buttrige bis sämige Konsistenz, die eine leichte und angenehme, sowie sehr schnelle und damit kostensparende Verarbeitung ermöglicht.
4) Die Zugaben erheischen einen wesentlichen niedrigeren Wasserbedarf als bisher.
5) Die Zugaben bewirken eine Steigerung der Biegezug- und Druckfestigkeit und verbessern die Elastizität des Mörtels im abgebundenen Zustand.
6) Die Zugaben bewirken ferner eine grosse Oberflächenhärte des erhaltenen Verputzes.
7) Die Abbindezeit des Putzes kann je nach Be- schaffenheit der Zuschlagstoffe variiert werden.
8) Die Austrocknung wird wesentlich beschleunigt.
9) Das schnelle Ansaugen des Mörtel-Anmachwassers durch einen stark saugfähigen Untergrund, wodurch der Mörtel oft nach wenigen Sekunden bröckelig wird und seine plastische Konsistenz verliert, kann vermieden werden.
Die erfindungsgemässe trockene Verputz-Mischung auf der Basis vom Zement oder Gips, mit Zusätzen von Kalk, Polyvinyl-Derivaten und Cellulose-Derivaten, welche Mischung an der Baustelle unter Zugabe von Wasser zum gebrauchsfertigen Verputz angemacht werden kann, ist dadurch gekennzeichnet, dass die trockene Mischung ausser dem Zement bzw. Gips - bezogen auf die gesamte trockene Mischung - bis zu 0,6 Gew.-O/o eines Vinylpolymeres, bis zu 0,4 Gew.-O/o eines Cellulosederivates und bis zu 20 Gew.-O/o Kalk enthält.
Die erfindungsgemässen Mischungen lassen sich in verschiedene Gruppen aufteilen, nämlich Gruppe A) enthaltend mindestens ein anorganisches
Bindemittel, wie Zement oder Gips, dazu Kalk, mindestens einen anorganischen Füllstoff, wie ver schiedene Sande, und ein Polyvinyl-Derivat und ein
Cellulose-Derivat.
Gruppe B) Wie A, jedoch ohne die Zugabe von anorganische Füllstoffen, wie verschiedene Sande.
Gruppe C) Wie sub A) bzw. B), jedoch mit Zusatz von organischen Füllstoffen, wie Korkschrott, Sägemehl usw., oder Ersatz anorganischer Füllstoffe durch dieselben.
Gruppe D) Wie sub A) bis C), jedoch unter Zusatz von schäumenden oder gastreibenden Stoffen.
Die erfindungsgem ässen Mischungen bestehen vorzugsweise, je nach Anwendung, aus folgenden Komponenten:
1) Gips oder Zement;
2) Kalk;
3) einem anorganischen oder organischen Füllstoff oder einer Mischung von beiden, wie etwa Sanden, Gesteinsmehlen, Brechsanden, Kalkmehlen, Kreidemehlen, Korkschrott, Sägemehl usw.;
4) ein Polyvinyl-Derivat und ein Cellulose-Derivat, im folgenden chemische Zuschlagstoffe genannt.
Dafür kommen in Frage: einerseits Polyvinylacetat oder Polyvinylchlorid in Form von Pulvern, getrockneten Emulsionen, Emulsionen, als auch Dispersionen. Dabei können sowohl Modifikationen als auch reine Produkte Anwendung finden, so etwa auch weichgemachte Produkte; andererseits Methylcellulose in verschiedenen Formen und Konsistanzen, oder auch Carboxymethylcellulosen.
Zudem kann Casein, in verschiedenen Vorpräparierungen, sowohl pulvrig, von verschiedener Feinheit, als auch in aufgeweichter oder pastiger Form, der Mischung beigegeben werden.
Ferner kann man den erfindungsgemässen DSischun- gen noch weitere, an und für sich bekannte Chemikalien, wie z. B. Plastifikatoren, Abbindezeitveränderer usw., zusetzen.
Die erfindungsgemässen Verputze können in verschiedener Weise erstellt werden. Zwei in der Pra.,is geeignete Methoden sind die folgenden:
1) Am Bau werden Zement oder Gips und Kalk unter fallweise Beimischen von anderen organischen oder anorganischen Füllstoffen vermengt und die chemischen Zuschlagstoffe beim Anrühren mit Wasser zugegeben.
2) Die Verputze werden fertig gemischt, mit allem Zubehör an die Baustelle gebraucht. Dies kann sowohl abgesackt, in trockener Form erfolgen, so dass diese nur mehr mit Wasser anzurühren sind, als auch in pastöser oder flüssiger Form, so dass sie direkt auftragfertig sind.
Die nachstehend angeführten Rezepturen umfassen sowohl die trockene, als auch die flüssig-pastöse Form.
Solche Verputze werden dann mit Wasser angemacht oder direkt auf die vorgesehene Fläche aulee- tragen, wobei jedoch für verschiedene Flächen im Bau verschiedene Sorten Anwendung finden; so etwa Deckenputze für die waagrechten Flächen; Grundputze für innen zum Ausgleichen; Grundputze für Aussen; Glättputze zum tapetenfertigen Glätten; Abrieb, welche eine bestimmte Struktur erzeugen usw. Die neuen Putze weisen - ausser den weiter oben bereits erwärmten Vorteilen - noch den Vorteil auf, dnss Lein mehrma1i(res Zumischen seitens des Mandwirkers erfo-iderlich ist. Die neuen Putze lassen sich leicht auftragen und benötigen kein grosses handwerkliches Können.
Gegenüber dem Stand der Technik zeichnet sich die erfindungsgemässe trockene Mischung insbesondere durch die aufgefundene, extrem geringe Dosierung der Zuschlagstoffe, nämlich der Polyvinyl- und Cellulose Derivate, aus, bei welcher überrasc'.-endel7weise trotzdem.
bereits optimale technologische Qualitä+2n erzielt wer !den - vor allem hinsichtlich der Haftfestigkeit, des Wasserrückkalte-Vermögens und der Abbindezeit. Diese Eigenschaften sowie der Einfluss verschiedener Zuschlagskomponenten auf die Haftfestigkeit werden für verschiedene Typen der neuen Bindemittel-Mischung durch die beiliegenden Diagramme veranschaulicht.
Zur Untersuchung der Haftfestigkeit (Fig. 1-, 4, 5, 6 und 7) verwendete man das Michaelis-Gerät für die Zug- und Biegefestigkeitsprüfung mit Schrottzulauf. Die Abreissproben bestanden aus zwei Halbschalen, deren eine mit durch Ausgiessen auf Kunststoffunterlagen eine sehr glatte Oberfläche erhaltendem Beton gefüllt wurde.
Die andere Halbschale wurde darauf gesetzt und von rückwärts mit der auf Haftfestigkeit zu prüfenden Mischung gefüllt, wobei zuerst die Masse leicht auf den Untergrund angedrückt wurde. Nachdem die beiden Halbschalen während einer festgesetzten Zeit abbanden und trockneten, wurden sie mit einer Vorrichtung für Achter-Zugpftifungen in das WIichaelis-Gerät eingespannL und abgerissen. Dabei lassen sich zwei verschiedene Arten des Reissens beobachten: entweder im verklebten oder klebenden Stoff oder aber entlang der Klebefläche selbst.
Die Abbindezeiten (Fig. 3) wurden mittels Zeigefingerdruck gemessen. Wenn mit einem kräftigen Zeigefingerdruck sich kein Wasserring mehr um die Fingerkuppe ansammelte, so war das Ansteifungs-Ende er reicht.
Zur Bestimmung des Wasserrückhalte-Vermögens (Fig. 2) eigneten sich die zur Untersuchung von Normalbeton herkömmlichen Verfahren nicht. Es wurde daher aus einem mit einem Wasserfaktor von 1 angemachten Gips ein gleichmässiger, sehr stark saugender
Untergrund erstellt und in Prüfplatten von
10 x 10 x 3 cm aufgeteilt. Nach Vortrocknung unter konstanten Bedingungen und Erkalten der Platten wur den darauf Ringe aus nichtrostendem Stahl von ver schiedener Höhe und 8 cm Durchmesser aufgebracht.
Die zu prüfende Masse wurde in die Ringe schnell geschüttet und glatt abgestrichen. Vom Beginn des Einschüttens bis zum Verschwinden des Glanzes an der
Oberfläche wurde !die Zeit gemessen; idiese Zeitspanne ist als sehr scharf, charakteristisch und gut reproduzier bar befunden worden.
Die verwendeten Handelsnamen haben folgende
Bedeutung: Mowilith D - Polymerisate auf Basis von Vinylacetat, Markenprodukt der Farbwerke Hoechst AG Tylose 2000 xp - wasseriösliche Methylcellulose, Mar kenprodukt der Kalle AG Arkopale - Nonylphenolpolygkoläther, Markenpro dukt der Farbwerke Hoechst AG Retardan - synthetisches wasserlösliches Kondensa tionsprodukt, Markenprodukt der Badische Anilin & Soda-Fabrik AG.
Fig. 1 zeigt die Veränderung der Haftfestigkeit von Baugips durch Zugabe einer wasserlöslichen Methylcellulose. Die der unteren Kurve entsprechenden Putze sind während 24 Stunden im Trockenschrank bei 60 OC getrocknet und darauf 24 Stunden an der Luft gelagert worden; obere Kurve: 42 Stunden Trockenschrank bei 60 OC, 24 Stunden Luftlagerung. Bei nur kurzzeitiger Trocknung (untere Kurve) zeigt sich kein gleichmässiges Ansteigen, da nicht die ganze zugegebene Menge austrocknen kann. Lässt man jedoch die Masse gut austrocknen, so steigt die Haftfestigkeit auch bei höheren Zugaben noch deutlich an. Bereits nach etwa 0,3 o/o wird die Hauptwirksamkeit erreicht, danach verläuft der Anstieg der Kurve flacher - d. h. höhere Zugaben werden nicht mehr so rationell.
Fig. 2 zeigt den Einfluss von Cellulosederivaten auf das Wasserrückhaltevermögen von Gips; die drei nach rechts stark geneigten Kurven entsprechen Mischungen von Gips und verschiedenen Methylcellulosen, die steil nach oben verlaufende Kurve entspricht dem Gips ohne Zugabe. Das Wasserrückhaltevermögen ist besonders bei Verputz- und Mörteltypen von grosser Bedeutung: Wenn nämlich das Wasser zu schnell in den Untergrund abgesaugt wird, so kann man das Material auf der Wand nicht mehr länger verarbeiten (z. B. Glätten oder Filzen) und überdies besteht die Gefahr des Verdurstens, Id. h.
das zum Abbinden nötige Wasser wird in den Untergrund abgesaugt und die Masse bleibt mürbe.
Fig. 3 zeigt den Einfluss einer Carboxymethylcellulose auf das Abbindeverhalten von Gips. Es ist deutlich, dass Zugabe in Mengen um 0,3 ovo die Abbindezeit nicht allzu stark erhöhen, da die Kurve relativ flach verläuft; solche Mengen erhöhen also Haftfestigkeit und Wasserrtickhaltevermögen indes Gips, ohne aber eine unerwünschte Verzögerung des Abbindens zu verursachen. Zugaben in höheren Mengen erhöhen die Abbindezeit beträchtlich und können deshalb nicht oder nur in Spezialfällen zur Anwendung gelangen.
Fig.4 zeigt den Einfluss einer Carboxymethylcellulo- se (Natriumsalz) auf die Haftfestigkeit von Gips; die Proben wurden während 48 Stunden an der Luft gelagert. Es ist deutlich, dass gerade kleinste Zugabemen gen - um etwa 0,1 0/o - die höchste Wirksamkeit entfallen. Bei ca. 1,10/o Zugabe ist die Haftfestigkeit wieder auf den Nullwert gefallen.
Fig. 5 zeigt die Beeinflussung der Haftfestigkeit von Gips durch Weisskafkzugabe; die untere Kurve entspricht der Gipsmischung nach 24 Stunden Luftlagerung, die Proben gemäss oberer Kurve wurden 7 Tage in CO--Atmosphäre gelagert und 24 Stunden bei 60 0C getrocknet. Hat das zugegebene Weisskalk Ca(OH) genügend Zeit und vor allem genügend Kohlensäure zum Carbonatisieren, so bringen selbst geringe Zugaben eine ,deutliche Erhöhung der Haftfestigkeit.
Fig. 6 zeigt den Einfluss des Caseins fauf die Haftfestigkeit von Gips bei Zugabe von 1 o/o Weisskalk; alle Proben wurden 1 Tag an der Luft gelagert. Sehr deutlich ist die Ausbildung einer Kurve mit einem Maximum.
Fig. 7 zeigt den Einfluss von Mowilith D, einem Po lyvinylacetat-Dispersionspulver, auf die Haftfestigkeit eines Deckenputzes der Zusammensetzung gemäss Beispiel 2. Die Steigerung der Haftfestigkleit ist deutlich.
Die Erfindung sei nun an Hand der folgenden Beispiele erläutert, wobei alle Rezepturen auf einen Sack zu 50kg oder 30 kg, wie sie geliefert werden, bezogen sind.
Beispiel 1
Aussengrundputz Brechsand 0-1,5 mm mit Filler 35,5 kg hydraulischer Kalk 8,0 kg Normalzement 6,5 kg Mowilith D, Pulver 140 g Tylose 2000xp 45 g Kasein, fein gemahlen 20 g Arkop al 3 Ig
Beispiel 2
Deckenputz 0 Brechsand 0-1,5 mm mit Filler 32,0 kg Gips 11,0 kg Kalko (Weisskalk) 7,0 kg Mowilith D, Pulver 300 g Tylose 2000 xp 50 g Kasein 50 g Retardan 4g Arkopal 3 g
Beispiel 3 Glättputz Gips 24,0kg Kalko (Weisskalk) 6,0 kg Mowilith D, Pulver 120 g Tylose2000xp 90 ig Kasein 15 g Arkopal 1,8 g
Beispiel 4
Innengrundputz Sand 0-1,5 mm gebrochen mit Filler 32,0 kg Gips 11,0kg Kalko (Weisskalk) 7,0 kg Mowilith D,
Pulver 200 Ig Tylose 2000 xp 55 g Kasein 50 g
Beispiel 5 Bauspachtelmasse, Dünnstschichtverputz Gips 24,0 kg Kalko (Weisskalk) 6,0 kg Mowilith D, Pulver 120 g Tylose 110 g Kasein 90 g Arkopal Alabastermehl 270 g
Beispiel 6 Abriebverputz T- { Abriebkalkbrechsand 01,8 mm 36,0 kg Gips 5,0 kg Kalko (Weisskalk) 9,0 kg Mowilith D, Pulver 200 g Tylose 2000 xp 50 g Kasein 20 g