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Verfahren und Vorrichtung zur Gewinnung von unverletzten, keimfähigen Getreidekernen
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und auf eine Vorrichtung zur Gewinnung von unverletz- ten, noch keimfähigen Getreidekernen, insbesondere Haferkernen.
Die bisher zurFreilegung von Getreidekernen verwendeten Verfahren sind auf das Ziel gerichtet, den
Getreidekern nach Entfernen der Spelze zu vermahlen. So sieht ein bekanntes Verfahren vor, das Ge- treide mit einer wässerigen Lösung von Natriumbikarbonat zu behandeln, um den Kern quellen zu lassen und dann die Spelze zu entfernen. Dem Korn wird also ein chemisches Mittel zugeführt, das dessen Zustand verändert. Das mitNatriumbikarbonat behandelte Korn ist für längere Aufbewahrung ungeeignet und als Nahrung weniger wertvoll.
Auch andere bekannte Verfahren sehen eine Behandlung des Korns mit chemischen oder biologischen Mitteln vor, welche die den Kern umgebenden Zelluloseschichten lösen. Mit allen diesen Verfahren wird jedoch nicht ein lebensfähiger, den vollen Nährwert behaltender Kern gewonnen.
Bei vielen bekannten Verfahren werden ausserdem durch mechanische Behandlung des Korns die Samenhaut und der Keimling-verletzt. Gerade diese Teile enthalten hochwertige Nährstoffe für Mensch und Tier. Häufig wird der Kern gebrochen. Die verletzten Kerne werden nach einiger Zeit bitter und ranzig.
Um dies zu vermeiden, wird das verletzte und gebrochene Getreide bei 120'--ï500C gedarrt. Hiedurch gewinnt das Getreide zwar anHaltbarkeit, verliert aber einen erheblichen Teil seines Nährwertes. Das auf diese Weise gewonnene Produkt ist nicht naturbelassen, sondern denaturiert, und sein Nährwert ist erheblich vermindert.
Im Gegensatz zu den bekannten Verfahren bezweckt das Verfahren nach der Erfindung, Getreidekerne bzw. Haferkerne zu gewinnen, die unverletzt sind und dadurch ihren gesamten natürlichen und ursprünglichen Nährwert behalten. Daher erfolgt das Verfahren nach der Erfindung ohne Verwendung von Hitze oder Chemikalien, welche den Nährwert des Kernes herabsetzen würden. Der unverletzte, naturbelassene Getreidekern - d. h. der Kern, der eine unverletzte Samenhaut und einen unverletzten Keim besitzt-ist. neben seinem besonders hohen Nährwert unbeschränkt lagerfähig. Er kann nicht bitter oder ranzig werden oder in sonstiger Weise den Geschmack verlieren. Er belastet die Verdauung nicht, besonders auch dann nicht, wenn die unverdaulichen Bestandteile - die Zellulose in der Spelze-entfernt worden sind.
Solche Getreidekerne werden gemäss der Erfindung dadurch gewonnen, dass das gereinigte Getreide durch, Zuführung von reinem Wasser auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 17 bis 21ofo gebracht und unmittelbar anschliessend 24 -48 hunter Aufrechterhaltung eines ähnlichen Feuchtigkeitsgehaltes einem Abstehprozess unterworfen und dann entspelzt wird.
Unter reinem Wasser, ist hiebei Wasser, beispielsweise Quellwasser, zu verstehen, dessen Gehalt an Mineralien oder gelösten Bestandteilen so gering ist, dass dieser Gehalt keinen oder nahezu keinen Einfluss auf den Ablauf des Verfahrens hat und das Erzeugnis in seinem unverletzten und keimfähigen Zustand nicht beeinträchtigt.
Der Abstehprozess wird vorteilhaft in einem geschlossenen hölzernen Silo durchgeführt. Zum Befeuchten
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wird zweckmässig eine Vorrichtung verwendet, die mehrere, vorzugsweise vier, übereinander angeordne- te Tröge mit je einer in Längsrichtung eingesetzten Transportschnecke aufweist, welche das Getreide von der einen Stirnseite des Troges zur andern offenen Stirnseite befördert und von dort jeweils in den nächsten darunter liegenden Trog fallen lässt.
Zur besseren Erläuterung wird nachfolgend einDurchführungsbeispiel eines solchen Verfahrens für die
Behandlung von Hafer beschrieben.
Der zur Verwendung kommende Roh-Hafer wird zunächst in herkömmlicher, bekannter Art gereinigt.
Hiebei werden Fremdsamen und Fremdkörper ausgeschieden.
Sodann wird der Roh-Hafer auf seinen Feuchtigkeitsgehalt untersucht und durch Besprühen bzw. Be- feuchten mit einer entsprechenden Wassermenge auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 17 bis 210/0 gebracht.
Eine bevorzugt verwendete Befeuchtungsvorrichtung ist in den Zeichnungen schematisch dargestellt.
Die Menge des in der Zeiteinheit zuzuführenden Wassers richtet sich nach folgenden drei Faktoren :
1. Ursprünglicher Feuchtigkeitsgehalt des Roh-Hafers,
2. gewünschter Feuchtigkeitsgehalt,
3. Durchlaufgeschwindigkeit des Roh-Hafers.
Zweckmässig wird der Feuchtigkeitsgehalt fortlaufend überwacht und die jeweils erforderlicheWasser- menge laufend mit Hilfe eines Wasser-Messers mit Schauglas eingestellt.
Der befeuchtete Roh-Hafer wird unmittelbar anschliessend in einen Behälter, vorzugsweise in einen geschlossenen hölzernen Silo, geleitet, in welchem er 24 - 48 h absteht. Während dieses Abstehprozesses nehmen die Haferkörner noch etwas Feuchtigkeit auf, bis sie einen bestimmten Grad von Weichheit und Elastizität erreicht haben. Dabei erreichen die Kerne einen Zustand, bei dem sie von innen her die Spelze sprengen. Dann kann das Entspelzen durchgeführt werden, ohne dass.. die Gefahr besteht, dass die Haferkerne brechen. Nach der Abstehzeit hat das Haferkorn folgende Eigenschaften :
1. Haferkorn, also Schale und Haferkern, haben. einen Feuchtigkeitsgrad und einen Zustand der Elastizität erreicht, der ein Brechen des Kernes beim Entspelzen unmöglich macht.
2. Die den Kern umschliessende Schale hat sich etwas geöffnet und umschliesst den Kern nicht mehr so fest wie zuvor. Sie springt daher vollständig ab, im Gegensatz zum Entspelzen nach den bisher bekannten Verfahren.
Ohne jede Verwendung von Hitze, oder Chemikalien werden Kern und Spelze unverletzt getrennt. Der Kern besitzt daher eine unbegrenzte Lagerfähigkeit. Die Haferschale, die zu etwa 90o aus Zellulose besteht, kann als Rohstoff verwendet werden, z. B. für die Herstellung von Pergamin-Papier.
Die Zeichnungen bringen in schematischer Darstellung ein Ausführungsbeispiel einer für dieDurchführung des Verfahrens verwendbaren Vorrichtung. Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt der Befeuchtungsvorrichtung und Fig. 2 einen Querschnitt durch einen der Tröge nach Linie n-n. der Fig. l'.
Die dargestellte Befeuchtungsvorrichtung besteht aus vier übereinander angeordneten, langgestreckten Trögen 1 mit je einer Transportschnecke 2, die den Hafer oder das sonstige Getreide von der Zu- führungsstirnseite 3 des Troges bis zur andern offenen Stirnseite 4 fördert und. von dort in den näch- sien darunter liegenden Trog fallen lässt. An der Stirnseite 4 ist das Endlager 5 der Schneckenwelle von zwei seitlichen Stützen 6 getragen, so dass hier der untere Teil des Troges offen ist und das Korn frei in den nächsten darunter liegenden Trog fallen kann.
Dem obersten der vier Tröge wird das Korn über eine Förderanlage mit genauer Messung zugeführt.
Von dem untersten Trog wird es durch eine Fördervorrichtung 10 abgeleitet.
Die Tröge können aus Stahlblech sein und eine Länge von jeweils 6 bis 8 m haben. In Abständen von etwa 2 m sind über den Trögen Sprühvorrichtungen 8 angebracht, die von einer gemeinsamen Wasserleitung 9 gespeist werden. Die Sprühvorrichtungen erzeugen ein Gemisch von Wasser und Luft, das nebelartig dem. durchlaufenden Getreide bzw. Hafer aufgesprüht wird. Die Transportschnecken 2 wälzen die Körner laufend um, so dass sich die Feuchtigkeit auf die gesamte Menge verteilt und alle Körner nach Durchlaufen der vier Tröge gleichmässig befeuchtet sind.
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