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Verfahren zum Bleichen von Zellulosefasern.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bleichen von Zellulosefasern, wie Baumwolle, Leinen, Zellwolle, Kunstseide od. dgl. oder Gemischen solcher Fasern, in unverarbeitetem oder verarbeitetem Zustande mit Perverbindungen enthaltenden alkalischen Flotten.
Der Bleichbehandlung von Zellulosefasergut, insbesondere Leinen und Baumwolle, wird in der Regel eine Vorreinigung vorausgeschickt, welche dazu dient, die Faser durch Entfernung von inkrustierenden Stoffen, Fetten und Wachsen usw. für die Druchdringung mit der Bleichflotte vorzubereiten. Zur Durchführung einer solchen Vorreinigung wird entweder eine einzige Kochung des Gutes mit Ätznatron enthaltenden Bädern unter Zusatz von Harzseife oder eine Kochung mit Kalk unter nachfolgendem Absäuern und in Verbindung mit einer weiteren Kochung mit Sodalösungen angewendet (vgl. Kind Das Bleichen der Pflanzenfasern", 3. A., S. 83,84 und 258,259). Über die Vor-und Nachteile dieser beiden Arbeitsweisen bestehen, wie aus der angeführten Schriftstelle zu entnehmen ist, verschiedene Anschauungen.
Jedenfalls ist aber die Entwicklung der Technik in die Richtung gegangen, trotz der Billigkeit der Abkochung mit Kalk die Bouche oder Briihung mit Ätznatronlösungen vorzuziehen, wofür unter anderm der geringere Zeitaufwand massgebend ist. Diese Feststellung trifft auch fiir die Vorbereitung des Fasergutes für die Bleiche mit Perverbindungen zu, die neuerdings die Chlorbleiche, für welche die angegebenen Vorbereitungsverfahren ausgearbeitet worden sind, stark zurückgedrängt hat.
Auch in Verbindung mit der Bleiche mit Hilfe von Perverbindungen, die gerade bei empfindlichen Waren bevorzugt zur Anwendung kommt, wird die schärfere Koehung mit Alkalilauge angewendet, offenbar hauptsächlich deshalb, weil eine mehrmalige heisse Behandlung der Ware, wie sie sich bei Anwendung einer Kochung mit Kalk in Verbindung mit einer Kochung mit Sodalösung nach dem Absäuern und schliesslich einer Bleiehbehandlung im heissen Peroxydbad-im Gegensatz zu der kalten Chlorbleiche - ergeben wiirde,. als der Ware abträglich anzusehen ist.
Die Erfindung beruht auf dem Gedanken, die Vorreinigung des Fasergutes mit Kalk und seine Bleichung mit Perverbindungen unter Vermeidung der gesonderten Heissbehandlung mit Sodalösungen zu kombinieren. Es wurde gefunden, dass die der Kalkbeuche regelmässig nachfolgende Sodakochung, welche der Entfernung der gebildeten Kalkseifen bzw. freien Fettsäuren dient, entfallen kann, wenn die Perverbindungen enthaltende Bleichflotte, die unmittelbar nach der Kalkbehandlung oder auch nach einem zwisehengeschalteten Absäuern zur Anwendung gelangen kann, genügend stark alkalisch ist, um die Wirkung der üblichen gesonderten Kochung mit Sodalösungen zu ersetzen.
Demgemäss besteht das Verfahren zum Bleichen von Zellulosefasern, wie Baumwolle, Leinen, Zellwolle, Kunstseide u. dgl. oder Gemischen solcher Fasern, in unverarbeitetem oder verarbeitetem Zustande mit Perverbindungen enthaltenden alkalischenFlotten, im Wesen darin, dass das Fasergut mit Flotten, welche Kalziumhydroxyd oder ein anderes Erdalkalihydroxyd enthalten, heiss behandelt und sodann, gegebenenfalls bei Zwischenschaltung einer Absäuerung und/oder von Waschvorgänge, unter Vermeidung einer gesonderten Abkochung mit Sodalösung, in einer Bleichflotte gebleicht wird, welche neben den Perverbindungen mindestens solche Mengen an Soda, Ätznatron oder andern alkalischen Verbindungen enthält, dass die auf den Fasern niedergeschlagenen Kalkseifen und Fettsäuren in lösliche Seifen übergeführt werden.
Die zu wählenden Mengen an Alkali im Bleichbad hängen von der Menge der nach der Kalkbehandlung vorhandenen Kalkseifen und Fettsäuren ab, also im wesentlichen vom Fett-und Waehsgehalt der Ausgangsmaterialien. Zur Behandlung von Baumwolle wird man dementsprechend ein stärker alkalisches Bad anzuwenden haben als beispielsweise zur Behandlung von Mischgeweben aus Kunstfasern (Kunstseide, Zellwolle u. dgl. ) und natürlichen Pflanzenfasern. Beispielsweise wählt man für die Behandlung von Baumwolle einen Alkaligehalt des Bleichbades, der etwa 5 : 109 Soda im Liter Flotte entspricht, wogegen man bei der Bleiche von Mischgeweben aus Zellwolle und Baumwolle mit Alkalimengen, welche 1-5 g Soda im Liter entsprechen, bereits gute Ergebnisse erzielt.
Im allgemeinen wird man den Alkaligehalt unter den gegebenen Bedingungen so gering, als zur Erreichung der beschriebenen Wirkung noch ausreichend ist, wählen, um die Ware möglichst zu schonen.
Die Vorreinigung des Fasergutes mit Kalk kann in althergebrachter Weise durch Imprägnieren mit Kalkmilch und nachfolgender Kochung oder durch Beuchen oder Brühen mit umlaufenden klaren Kalziumhydroxydlösungen, deren Gehalt an Kalziumhydroxyd periodisch oder kontinuierlich ergänzt wird, erfolgen.
Als Bleichmittel kommen die üblichen aktiven Sauerstoff liefernden Bleichmittel, z. B. Wasserstoffsuperoxyd, Natriumsuperoxyd, Natriumperkarbonat, Natriumperborat, in Betracht, als Alkalitätsmittel kann z. B. Ätznatron, Soda, Pottasche, Natriumbikarbonat dienen. Werden als Bleichmittel alkalische Perverbindungen, wie Natriumsuperoxyd, Natriumperkarbonat, angewendet, so ist die hiedurch bedingte Alkalität der Bleichflotte mit zu berücksichtigen. Den Bleichflotten können geeignete Stabilisatoren, wie Wasserglas oder Phosphate, ferner andere stabilisierend oder reinigend wirkende Zusätze, wie Harzseifen, Fettalkoholsulfate, Fettsäurekondensationsprodukte u. dgl., zugesetzt werden.
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Die Bleiche kann nach allen gebräuchlichen Arbeitsweisen, z. B. bei normalem Unter-oder Überdruck, mässig warm oder heiss, auch bei Temperaturen über 100 C, sowohl in ruhender als auch in umlaufender Flotte an ruhender oder bewegter Ware vorgenommen werden.
Bei der Veredelung von Baumwollwaren wird in der Regel ein aus Kalkkochung und Peroxydbleiche, gegebenenfalls mit zwischengesehaltetem Absäuern, bestehender Arbeitsgang genügen. Wenn es aber, was z. B. bei der Verarbeitung von Leinenmaterial häufig der Fall ist, erforderlich oder zweckmässig erscheint, können diese Operationen wiederholt oder mit andern Bleichverfahren, z. B. mit Chlorungen oder mit reduzierenden Behandlungen, kombiniert werden.
Die Vorzüge des Verfahrens sind : ausgezeichneter Bleicherfolg, Fleckenfreiheit, lagerbeständiges Weiss, hervorragende Netzfähigkeit, geringer Gewichts-und Reissfestigkeitsverlust, geringe Chemikalienkosten, kurze und einfache Arbeitsweise, Dampfersparnis, mässiger Wasserverbrauch, billige Apparatur.
Ganz besondere Dienste leistet das Verfahren bei empfindlichen Materialien, die durch aggressive Behandlungen, wie Ätznatronbeuche und Chlorierung, zu stark hergenommen werden, z. B. bei Gespinsten und Geweben aus Viskoseseide und andern Kunstfasern und bei Mischerzeugnissen aus solchen künstlichen Faserstoffen mit Baumwolle, Flachs und andern Pflanzenfasern. Das Verfahren ist sowohl für die Behandlung loser Fasern als auch von Garnen, Gespinsten, sonstigen Zwischenerzeugnissen und Geweben geeignet.
Ausführungsbeispiele :
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18 kg wasserfreie Soda enthält, fünf Stunden bei 90-95 C im Zirkulationsapparat gebleicht. Man wäscht auf der Strangwaschmaschine und erhält eine gut gebleicht, völlig schlichtefreie, in ihrer Reissfestigkeit praktisch unveränderte, ausserordentlich saugfähige, für Druckzwecke hervorragend geeignete Ware.
2. 100 leg Mischgarn aus 80% Baumwolle und 20% Zellwolle werden mit einer gesättigten klaren Kalziumhydroxydflotte bei einem Flottenverhältnis 1 : 6 durch zwei Stunden bei 80 C behandelt, wobei die Flotte mit Kalziumhydroxyd in der Weise gesättigt erhalten wird, dass sie bei ihrem Umlauf durch ein 10 leg gelöschten Kalk enthaltendes Sättigungsgefäss geführt wird, welches mit einem Filtertuch ausgekleidet ist, so dass die Flotte ungelöste Kalkteile nicht auf die Ware mitnehmen kann.
Nach Ausschaltung des Kalksättigers wird im gleichen Apparat gespiilt und mit 600 l Flotte, die pro Liter Flotte 2 cm3 Wasserstoffsuperoxyd 40%ig, 2 em3 Wasserglas von 360 Bé und 2 g Soda enthält, zwei Stunden bei 800 C gebleicht. Nach dem Spülen und Trocknen zeigt das Garn ein erstklassiges gleichmässiges und lagerbeständiges Weiss. Der Zellwolleverlust beträgt nicht mehr als 3%.
3.20 leg Leinwand aus halbgebleiehtem Garn werden mit Kalkmilch von 60 Bé imprägniert und sechs Stunden gekocht, gespült, gesäuert, gespült und auf der Haspelkufe bei einem Flottenverhältnis 1 : 8 drei Stunden in einem Bad, enthaltend 4 em3 Wasserstoffsuperoxyd 30% zig, 4 cm3 Wasserglas und 4 g Soda pro Liter, bei 80-900 C gebleicht. Sodann wird nach gründlichem Spülen eine Stunde mit
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beträgt nun % bis %-Soll auf y Weiss gebleicht werden, so werden die beschriebenen Operationen mit geringeren Chemikalienmengen wiederholt.