Beschreibung
Verfahren zur rechnergestützten Ermittlung der Impedanz eines elektrischen Energienetzes
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur rechnergestützten Ermittlung der Impedanz eines elektrischen Energienetzes sowie eine elektrische Energieerzeugungsanlage und ein Compu¬ terprogrammprodukt .
Zur geeigneten Steuerung einer Energieerzeugungsanlage, wel¬ che an einem Anschlusspunkt mit einem Energienetz verbunden ist, wird in der Regel die Impedanz des Energienetzes als Pa¬ rameter benötigt. Zur Schätzung dieser Impedanz sind aus dem Stand der Technik verschiedene Verfahren bekannt. In einer
Methodik werden die elektrischen Komponenten des Energienetzes rechnergestützt modelliert und mit dieser Modellierung Eigenschaften des Netzes und insbesondere seine Impedanz am Anschlusspunkt berechnet. Solche Verfahren sind jedoch kom- plex und erfordern bei Modifikationen des Energienetzes eine kontinuierliche Aktualisierung. Ferner ist es bekannt, Eigen¬ schaften des Energienetzes durch eine aktive Veränderung von Parametern der Energieerzeugungsanlage zu bestimmen, was je¬ doch den Nachteil aufweist, dass der Normalbetrieb der Anlage gestört wird.
Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, die Impedanz eines elektrischen Energienetzes in einfacher Weise mit einem rechnergestützten Verfahren zu bestimmen.
Diese Aufgabe wird durch die unabhängigen Patentansprüche ge¬ löst. Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen definiert. Das erfindungsgemäße Verfahren dient zur rechnergestützten
Ermittlung der Impedanz eines elektrischen Energienetzes bzw. Stromnetzes, wobei an einem Anschlusspunkt, an dem eine Ener-
gieerzeugungsanlage an das Energienetz angeschlossen ist, zu jeweiligen aufeinander folgenden Zeitpunkten die elektrische Spannung, die Wirkleistung und die Blindleistung gemessen werden. Hier und im Folgenden ist unter einer gemessenen Spannung immer ein reeller Spannungswert (Spannungsamplitude) zu verstehen, d.h. die Phase der gemessenen Spannung wird nicht bestimmt. Im erfindungsgemäßen Verfahren wird ein Impedanzwert des Energienetzes basierend auf den nachfolgend be¬ schriebenen Schritten a) bis d) ermittelt. In diesen Schrit- ten werden entsprechende Bedingungen durch die Formulierung „nur im Falle, dass" spezifiziert. Hierunter ist zu verste¬ hen, dass nur im Falle, dass die Bedingung vorliegt, der ent¬ sprechende Schritt durchgeführt wird und ansonsten die Er¬ mittlung des Impedanzwerts zum entsprechenden (aktuellen) Zeitpunkt abgebrochen wird.
Im ersten Schritt a) des Verfahrens wird zu einem jeweiligen aktuellen Zeitpunkt ermittelt, ob die betragsmäßige Verände¬ rung der gemessenen Spannung zwischen dem vorhergehenden und dem aktuellen Zeitpunkt und die betragsmäßige Veränderung der gemessenen Blindleistung zwischen dem vorhergehenden und dem aktuellen Zeitpunkt ein erstes Kriterium erfüllen. Das erste Kriterium ist dann erfüllt, wenn die betragsmäßige Verände¬ rung der gemessenen Spannung größer als ein erster Schwell- wert ist und die betragsmäßige Veränderung der gemessenen Blindleistung größer als zweiter Schwellwert ist.
In einem Schritt b) wird nur im Falle, dass die betragsmäßi¬ gen Veränderungen der gemessenen Spannung und der gemessenen Blindleistung das erste Kriterium erfüllen, ermittelt, ob die Veränderungen der gemessenen Spannung und der gemessenen Blindleistung ein zweites Kriterium erfüllen, wobei das zweite Kriterium dann erfüllt ist, wenn die Veränderungen der gemessenen Spannung und der gemessenen Blindleistung durch die Energieerzeugungsanlage verursacht sind. Hier und im Folgen¬ den ist unter dem Begriff Veränderung ohne Zusatz „betragsmä-
ßig" eine vorzeichenbehaftete, nicht-betragsmäßige Verände¬ rung zu verstehen.
In einem Schritt c) wird nur im Falle, dass die Veränderungen der gemessenen Spannung und der gemessenen Blindleistung das zweite Kriterium erfüllen, ein Impedanzwert basierend auf ei¬ ner Rechenvorschrift geschätzt, welche unabhängig von der Phase der gemessenen Spannung ist. Insbesondere ist die Re¬ chenvorschrift derart ausgestaltet, dass sie für eine kon- stante Phase der gemessenen Spannung gültig ist. Dabei wird auch ein Schätzfehler für den geschätzten Impedanzwert bestimmt. Nur im Falle, dass der Schätzfehler kleiner als eine vorbestimmte Fehlerschwelle ist, stellt der geschätzte Impe¬ danzwert den ermittelten Impedanzwert dar, d.h. nur in diesem Fall wird der Impedanzwert durch den geschätzten Impedanzwert aktualisiert .
Dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt die Erkenntnis zugrunde, dass in einem induktiven Energienetz (d.h. einem Energie- netz mit kleinem oder keinem Realteil der Impedanz) , an das üblicherweise Energieerzeugungsanlagen angeschlossen werden, Betriebspunkte auftreten, bei denen mit einer einfachen Rechenvorschrift ohne Berücksichtigung der Phase der gemessenen Spannungen die Impedanz genau bestimmt werden kann. Die Er- finder haben dabei erkannt, dass die Rechenvorschrift nur dann mit ausreichender Genauigkeit verwendet werden kann, wenn eine größere Variation der am Anschlusspunkt gemessenen Spannung und Blindleistung auftritt und gleichzeitig die Va¬ riation der Wirkleistung gering ist, wobei letztere Bedingung über den Schätzfehler indirekt überprüft wird.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird im
Schritt b) das zweite Kriterium auf einfache Weise derart überprüft, dass das Vorzeichen der Veränderung der gemessenen Spannung mit dem Vorzeichen der Veränderung der gemessenen Blindleistung verglichen wird, wobei das zweite Kriterium dann erfüllt ist, wenn die beiden Vorzeichen übereinstimmen.
In einer weiteren Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die vorbestimmte Fehlerschwelle aus Schritt d) der
Schätzfehler, der in dem zuletzt vor dem aktuellen Zeitpunkt durchgeführten Schritt d) ermittelt wurde. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Impedanzwert immer nur dann ak¬ tualisiert wird, wenn sein Schätzfehler kleiner wird.
Vorzugsweise werden der oben definierte erste und zweite Schwellwert unter Berücksichtigung einer (vorab ermittelten) prozentualen Messgenauigkeit festgelegt, so dass sicherge¬ stellt ist, dass die Veränderungen nicht durch Messfehler verursacht sind. Dabei ist der erste Schwellwert ein Produkt aus einem positiven Faktor größer Eins und einer prozentualen Messgenauigkeit der gemessenen Spannung und/oder der zweite
Schwellwert ist das Produkt aus einem positiven Faktor größer Eins und einer prozentualen Messgenauigkeit der gemessenen Leistung. Als positiver Faktor hat sich insbesondere der Wert 5 als praktikabel erwiesen.
In einer weiteren Variante wird ferner die Veränderung der Wirkleistung zwischen dem vorhergehenden und dem aktuellen Zeitpunkt ermittelt, wobei die Ermittlung des Impedanzwerts zum aktuellen Zeitpunkt abgebrochen wird, wenn die betragsmä- ßige Veränderung der Wirkleistung größer als ein dritter
Schwellwert ist. Hierdurch wird die erfindungsgemäße Erkennt¬ nis berücksichtigt, dass eine genaue Schätzung der Impedanz nur bei geringer Variation der Wirkleistung möglich ist. In einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem auch die Veränderung der Wirkleistung zwischen dem vorhergehenden und dem aktuellen Zeitpunkt ermittelt wird, wird der Schätzfehler in Schritt c) basierend auf einer vorbestimmten Relation bestimmt. Diese Relation gibt den Schätzfehler in Abhängigkeit von der gemessenen Wirkleistung, der betragsmäßigen Veränderung der gemessenen Wirkleistung und der betragsmäßigen Veränderung der gemessenen Blindleis-
tung an. Die Ermittlung der Relation kann dabei für ein beispielhaftes Energienetz durch Vergleich von mit der obigen Rechenvorschrift geschätzten Impedanzwerten mit den tatsächlich auftretenden Impedanzwerten erzeugt werden. Zur Bestimmung des tatsächlichen Impedanzwerts kann das Energienetz mit an sich bekannten Verfahren simuliert werden bzw. ein reales Energienetz sein. Die Relation kann z.B. in der Form von einer oder mehrerer Tabellen hinterlegt sein. In der detaillierten Beschreibung findet sich beispielhaft eine graphische Darstellung einer Relation.
In einer weiteren Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Impedanzwert in Schritt c) über die gemessenen Span¬ nungen, die gemessenen Wirkleistungen und die gemessenen Blindleistungen zu einer Anzahl von Zeitpunkten umfassend den aktuellen und einen oder mehrere vorhergehende Zeitpunkte ba¬ sierend auf einer oder mehreren der folgenden Gleichungen geschätzt, wobei diese Gleichungen eine Variante der Rechenvor¬ schrift aus Schritt c) darstellen:
wobei Z
GE der geschätzte Impedanzwert ist;
wobei U2 die gemessene Spannung, Q2 die gemessene Blindleis¬ tung und P2 die gemessene Wirkleistung am Anschlusspunkt zu einem Zeitpunkt aus der Anzahl von Zeitpunkten ist;
wobei Ui bzw. Q1 bzw. P1 die gemessene Spannung bzw. die ge¬ messene Blindleistung bzw. die gemessene Wirkleistung am Anschlusspunkt zu dem Zeitpunkt vor dem Zeitpunkt ist, an dem die Spannung U2, die Blindleistung Q2 und die Wirkleistung P2 gemessen werden.
Das obige Gleichungssystem kann in an sich bekannter Weise basierend auf der Minimierung des mittleren quadratischen Fehlers gelöst werden. In einer einfachen Variante umfasst
das Gleichungssystem nur eine Gleichung, sofern nur Werte zum aktuellen und zum vorhergehenden Zeitpunkt berücksichtigt werden . In einer weiteren Variante werden im Falle, dass die Zeit¬ spanne seit dem letzten Zeitpunkt, an dem Schritt d) durchge¬ führt wurde, eine vorbestimmte Schwelle überschreitet, ein oder mehrere Parameter der Energieerzeugungsanlage derart va¬ riiert, dass die Spannung und/oder die Blindleistung am An- Schlusspunkt verändert werden. Die Variation der Parameter löst dabei die Durchführung der obigen Schritte a) bis d) des erfindungsgemäßen Verfahrens aus. Auf diese Weise wird er¬ reicht, dass durch eine aktive Anregung der Energieerzeu¬ gungsanlage Betriebsparameter verändert werden, was zu einer Neuschätzung des Impedanzwerts führen kann. Vorzugsweise ist die Variation der Parameter der Energieerzeugungsanlage dabei derart ausgestaltet, dass die Wirkleistung am Anschlusspunkt konstant bleibt. Auf diese Weise wird berücksichtigt, dass bei im Wesentlichen konstanter Wirkleistung der oben be- schriebene Schätzfehler klein wird, was zu einer Neubestimmung des Impedanzwerts führt.
In einer weiteren Ausgestaltung werden im Falle, dass die betragsmäßige Veränderung der gemessenen Spannung größer als ein vierter Schwellwert ist, der größer als der erste
Schwellwert ist, und/oder die betragsmäßige Veränderung der gemessenen Blindleistung größer als ein fünfter Schwellwert ist, der größer als der zweite Schwellwert ist, und die be¬ tragsmäßigen Veränderungen der gemessenen Spannung und der gemessenen Blindleistung das zweite Kriterium nicht erfüllen, ein oder mehrere Parameter der Energieerzeugungsanlage derart variiert, dass die Spannung und/oder die Blindleistung am Anschlusspunkt verändert werden. Die Variation der Parameter löst dabei die Durchführung der obigen Schritte a) bis d) des erfindungsgemäßen Verfahrens aus. Hierdurch wird der Tatsache Rechnung getragen, dass bei größeren Ereignissen im Energienetz die Impedanz des Netzes verändert wird, so dass eine
Neuberechnung der Impedanz ausgelöst werden sollte. Die Variation der Parameter der Energieerzeugungsanlage ist dabei vorzugsweise derart ausgestaltet, dass die Wirkleistung am Anschlusspunkt konstant bleibt, so dass die Variation auch tatsächlich zu einer Neubestimmung der Impedanz führt.
In einer bevorzugten Variante wird das erfindungsgemäße Ver¬ fahren in einem Energienetz eingesetzt, an dem eine Energieerzeugungsanlage in der Form einer Windturbine oder eines Windparks aus mehreren Windturbinen angeschlossen ist.
Nichtsdestotrotz kann das Verfahren ggf. auch für andere Energieerzeugungsanlagen verwendet werden.
Neben dem oben beschriebenen Verfahren betrifft die Erfindung ferner eine elektrische Energieerzeugungsanlage, wobei die
Energieerzeugungsanlage derart ausgestaltet ist, dass sie bei Anschluss an einem Anschlusspunkt eines Energienetzes das er¬ findungsgemäße Verfahren bzw. eine oder mehrere bevorzugte Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens durchführt. Die ermittelten Impedanzwerte können dann direkt von entsprechenden Steuereinheiten der Energieerzeugungsanlage verarbeitet werden, um den Betrieb der Energieerzeugungsanlage geeignet an das Energienetz anzupassen. Die Erfindung betrifft darüber hinaus ein Computerprogrammprodukt mit einem auf einem maschinenlesbaren Träger gespeicherten Programmcode zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. einer oder mehrerer bevorzugter Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens, wenn der Programmcode auf einem Computer ausgeführt wird.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand der beigefügten Figuren detailliert beschrieben. Es zeigen:
eine schematische Darstellung eines dreiphasigen Energienetzes mit einem Anschlusspunkt für eine Energieerzeugungsanlage, in dem eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchgeführt wird; die Modellierung der Impedanz des dreiphasigen Energienetzes der Fig. 1 durch ein einphasiges Phasensystem; eine schematische Darstellung, welche die wesentli¬ chen Schritte einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens verdeutlicht; und ein Beispiel einer graphischen Darstellung einer Relation zur Bestimmung eines Schätzfehlers für die erfindungsgemäß geschätzte Impedanz.
Die nachfolgende Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird basierend auf einem dreiphasigen Energienetz be- schrieben, welches als Thevenin-Äquivalent in Fig. 1 gezeigt ist. Die Impedanz in den einzelnen Phasen 1, 2 und 3 des Energienetzes ist mit Zlr Z 2 und Z 3 bezeichnet. Die entspre¬ chenden Spannungen im Stromnetz sind mit Vi , V2 und V3 bezeichnet. An das Energienetz wird eine Energieerzeugungsanla- ge (nicht gezeigt) über den Punkt PCC (PCC = Point of Common Coupling) angeschlossen, wobei der Anschlusspunkt nochmals separat für die drei Phasen wiedergegeben ist. Der in den Phasen vorhandene Storm ist mit I i , I2 und I3 bezeichnet. Fer¬ ner ist ein Transformator für die einzelnen Phasen vorhanden, dessen Impedanz mit Z T bezeichnet ist. Diese Impedanz wird im Folgenden in die jeweiligen Impedanzen Z i , Z 2 und Z 3 hineingerechnet. Die Spannungen zwischen den einzelnen Phasen sind in Fig. 1 mit V12r V13 und V23 bezeichnet.
Im Rahmen der hier beschriebenen Ausführungsform wird von einem balancierten drei-phasigen Energienetz mit den gleichen Impedanzen Z1 bis Z 3 und den gleichen Spannungen Vi bis V3
(mit 120 Grad Phasendifferenz) ausgegangen. Demzufolge können die Impedanzen basierend auf einem einphasigen System ermittelt werden, das in Fig. 2 gezeigt ist. In dem einphasigen System gemäß Fig. 2 stellt VG den Wert der identischen Span- nungen Vi bis V3 aus Fig. 1 dar und ZG entspricht dem Wert der identischen Impedanzen Zi bis Z3 der Fig. 1. Die Spannung VPCC bzw. der Strom IPCC am Anschlusspunkt PCC entspricht der Span¬ nung bzw. dem Strom einer Phase. Die Spannung VPCC wird von der angeschlossenen Energieerzeugungsanlage gemessen. Ebenso wird der Strom IPCC sowie die Blindleistung QPCC und die Wirkleistung PPCC durch die Energieerzeugungsanlage ermittelt. In Analogie zur Fig. 1 wird die Impedanz ZT des Transformators wieder in die Impedanz ZG des Energienetzes hineingerechnet. Ziel der nachfolgend beschriebenen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es nunmehr, basierend auf den Messwerten VPCC, QPCC und PPCc die Impedanz des Energienetzes korrekt zu bestimmen. Theoretisch kann die Impedanz ZG in an sich bekannter Weise über folgende Formel ermittelt werden:
Dabei sind U2 und I2 die komplexwertigen Spannungen bzw.
Ströme zu einem Zeitpunkt am Anschlusspunkt sowie Ui und Ii die entsprechenden komplexwertigen Spannungen bzw. Ströme zu einem anderen Zeitpunkt am Anschlusspunkt. Die obigen Span¬ nungen bzw. Ströme beinhalten somit einen Phasenwert. Dabei erweist sich die Bestimmung dieser Phasenwerte aufgrund von Frequenzschwankungen des Energienetzes für problematisch. Um dennoch einen korrekten Impedanzwert ZG zu ermitteln, wird im Folgenden eine Rechenvorschrift verwendet, welche den Impe¬ danzwert unter der Annahme einer konstanten Phase der Spannung am Anschlusspunkt bestimmt. Man macht sich dabei die Er¬ kenntnis zu Nutze, dass im Betrieb des Stromnetzes immer wie- der Betriebspunkte auftreten, bei denen eine Schätzung der Impedanz mit dieser Rechenvorschrift zu geringen Schätzfeh-
lern führt. Durch Analyse des Schätzfehlers kann dabei fest¬ gelegt werden, wann eine entsprechende Schätzung der Impedanz als gültig eingestuft wird.
Im Besonderen haben die Erfinder dabei erkannt, dass die Verwendung einer Rechenvorschrift, welche eine konstante Phase der gemessenen Spannung annimmt, immer dann zu geringen
Schätzfehlern führt, wenn eine Veränderung der gemessenen Spannung und Blindleistung am Anschlusspunkt bei gleichzeitig geringer Variation der Wirkleistung auftritt und das Energienetz reaktiv ist, d.h. wenn der Realteil der Impedanz des Energienetzes klein ist. Die letztere Annahme ist in der Re¬ gel bei Anschluss einer Energieerzeugungsanlage an ein Hoch¬ volt-Energienetz erfüllt.
Als Rechenvorschrift zur Schätzung der Impedanz wird folgendes, bereits oben erwähntes Gleichungssystem verwendet:
wobei Z
GE der geschätzte Impedanzwert ist;
wobei U2 die gemessene Spannung, Q2 die gemessene Blindleis¬ tung und P2 die gemessene Wirkleistung am Anschlusspunkt zu einem Zeitpunkt aus einer Anzahl von Zeitpunkten umfassend den aktuellen und einen oder mehrere vorhergehende Zeitpunkte ist ;
wobei Ui bzw. Q1 bzw. P1 die gemessene Spannung bzw. die ge¬ messene Blindleistung bzw. die gemessene Wirkleistung am Anschlusspunkt zu dem Zeitpunkt vor dem Zeitpunkt ist, an dem die Spannung U2, die Blindleistung Q2 und die Wirkleistung P2 gemessen werden.
In einer einfachen Variante wird dabei lediglich der aktuelle Zeitpunkt und der unmittelbar vorhergehende Zeitpunkt be¬ trachtet, so dass das Gleichungssystem nur eine Gleichung um-
fasst. In diesem Fall beziehen sich U2, Q2 und P2 auf den ak¬ tuellen Zeitpunkt und Ui, Qi und Pi auf den unmittelbar vor¬ hergehenden Zeitpunkt. Im Folgenden werden die wesentlichen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand von Fig. 3 erläutert. Das Verfahren wird dabei schrittweise immer zu entsprechenden aktuellen Zeitpunkten t durchgeführt, und Fig. 3 zeigt die Verfahrens¬ schritte zu einem entsprechenden Zeitpunkt t. Zu diesem Zeit- punkt wird in einem Schritt Sl überprüft, ob die betragsmäßi¬ ge Veränderung | ÄVPCC | der Spannung VPCC am Anschlusspunkt zwischen aktuellem und vorhergehendem Zeitpunkt größer als ein Schwellwert TH1 ist und ob die betragsmäßige Veränderung I ÄQpcc I der Blindleistung QPCC am Anschlusspunkt zwischen ak- tue1lern und vorhergehendem Zeitpunkt größer als ein Schwell¬ wert TH2 ist. Hierbei wird die Erkenntnis genutzt, dass eine notwendige Voraussetzung für geringe Schätzfehler bei Verwendung der oben genannten Rechenvorschrift darin besteht, dass eine Variation der Spannung und Blindleistung am Anschluss- punkt auftritt. In einer bevorzugten Variante werden die
Schwellwerte TH1 und TH2 in Abhängigkeit von einer vorab er¬ mittelten Genauigkeit für die Messung der Spannung bzw. der Blindleistung bestimmt. Insbesondere stellen die entsprechenden Schwellen das Produkt aus einem positiven Faktor größer Eins (z.B. 5) und einer entsprechenden Messgenauigkeit in Prozent dar.
Nur wenn die Bedingungen gemäß Schritt Sl erfüllt sind, wird die Schätzung der Impedanz zum aktuellen Zeitpunkt fortge- setzt, ansonsten wird die Schätzung beendet. Sind die Bedin¬ gungen gemäß Schritt Sl erfüllt, wird im Schritt S2 über¬ prüft, ob die entsprechenden Veränderungen der Spannung bzw. Blindleistung am Anschlusspunkt durch die Energieerzeugungs¬ anlage oder das Energienetz hervorgerufen sind. Nur im Falle, wenn die Energieerzeugungsanlage die Variation der Spannung bzw. der Blindleistung hervorruft, ist eine Schätzung der Impedanz möglich. In der hier beschriebenen Ausführungsform
wird in Schritt S2 überprüft, ob das Vorzeichen der Verände¬ rung ÄVpcc der Spannung VPCC dem Vorzeichen der Veränderung
ÄQpcc der Blindleistung QPCC entspricht. Nur wenn die Vorzeichen übereinstimmen, wurde die Veränderung der Spannung bzw. der Blindleistung durch die Energieerzeugungsanlage ausge¬ löst. Ist dies der Fall, wird das Verfahren mit Schritt S3 fortgesetzt. Ansonsten wird die Schätzung der Impedanz zum aktuellen Zeitpunkt beendet. Bei Fortsetzung des Verfahrens wird im Schritt S3 nunmehr der Impedanzwert ZGE basierend auf der obigen Rechenvorschrift geschätzt. Ferner wird ein Schätzfehler errZGE für diese Schätzung ermittelt. Die Bestimmung des Schätzfehlers beruht dabei auf einer Relation, welche vorab für die Simulation ei- nes Energienetzes bzw. ggf. im Realbetrieb des Energienetzes bestimmt wurde. Fig. 4 zeigt beispielhaft ein Diagramm, wel¬ ches diese Relation beschreibt. In diesem Diagramm sind ent¬ sprechende Leistungswerte ohne Beschränkung der Allgemeinheit in pu (per unit) und der Schätzfehler in Prozent angegeben. Zur Bestimmung des Diagramms wurde im Rahmen einer Simulation des Energienetzes als Wert für die tatsächliche Impedanz ZG = 0,0707 + 0,4950j (in pu) zugrunde gelegt. In dem Diagramm wird der Schätzfehler errZGE in Abhängigkeit von der betragsmäßigen Variation | ÄQPCC | der Blindleistung angegeben, wobei die unterschiedlichen Linien in dem Diagramm für verschiedene Werte der betragsmäßigen Variation | ÄPPCC | der Wirkleistung ΔΡPCC gültig sind. In Fig. 4 ist lediglich beispielhaft für drei Linien die betragsmäßige Variation der Wirkleistung angegeben, für welche die entsprechende Linie gültig ist. Die betragsmäßige Variation der Wirkleistung nimmt dabei für die Linien von links nach rechts zu.
Das Diagramm der Fig. 4 wurde für einen vorbestimmten Wert der Wirkleistung zum aktuellen Zeitpunkt bestimmt. Zur Be- Stimmung des Schätzfehlers existieren dabei eine Vielzahl der Diagramme gemäß Fig. 4, wobei jedes Diagramm für einen unterschiedlichen Wert der Wirkleistung durch Simulationen ermit-
telt wurde. Zur Bestimmung des Schätzfehlers in Schritt S3 wird nunmehr das entsprechende Diagramm ausgesucht, das dem aktuellen Wert der Wirkleistung am Anschlusspunkt entspricht. Anschließend wird die Linie herausgesucht, welche der Varia- tion der Wirkleistung am Anschlusspunkt entspricht. Basierend auf dieser Linie wird dann für die betragsmäßige Variation der Blindleistung der Schätzfehler abgelesen. Wie man aus dem Diagramm der Fig. 4 kennt, sind die Schätzfehler immer dann klein, wenn die Variation der Blindleistung groß ist und die Variation der Wirkleistung gering ist, d.h. immer dann ist die obige Rechenvorschrift zur Schätzung von ZGE geeignet.
In einem Schritt S4 wird nach Bestimmung des Schätzfehlers ermittelt, ob dieser Schätzfehler kleiner als der Schätzfeh- 1er errZ ist. Der Schätzfehler errZ ist dabei der zuletzt zu einem früheren Zeitpunkt bestimmte Schätzfehler. Nur im Falle, wenn der aktuelle Schätzfehler errZGE kleiner als der zuletzt bestimmte Schätzfehler errZ ist, wird im Schritt S5 der geschätzte Impedanzwert ZGE als ein gültiger ermittelter Impe- danzwert ZG betrachtet . Ist die Bedingung aus Schritt S4 nicht erfüllt, wird die Schätzung der Impedanz zum aktuellen Zeitpunkt abgebrochen. Der in Schritt S5 bestimmte Impedanz¬ wert kann dann in der Energieerzeugungsanlage bzw. entspre¬ chenden Steuereinheit (en) in der Energieerzeugungsanlage ge- eignet verarbeitet werden, um den Betrieb der Anlage an die Gegebenheiten des Energienetzes anzupassen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des oben beschriebenen Verfahrens wird ferner unter bestimmten Bedingun- gen eine aktive Veränderung von Parametern der Energieerzeugungsanlage durchgeführt, wobei die Veränderung der Parameter die Spannung bzw. Blindleistung am Anschlusspunkt beeinflus¬ sen. In einer Variante wird eine solche Veränderung dann durchgeführt, wenn die Zeitspanne seit dem letzten Zeitpunkt, an dem Schritt S5 durchgeführt wurde, eine vorbestimmte
Schwelle überschreitet. Hierdurch wird erreicht, dass neue Betriebsbedingungen geschaffen werden, wenn die aktuellen Be-
triebsbedingungen für eine lange Zeit nicht mehr zu einer geeigneten Schätzung einer Impedanz geführt haben. Vorzugsweise ist die aktive Anregung der Energieerzeugungsanlage derart ausgestaltet, dass dabei die Wirkleistung am Anschlusspunkt konstant bleibt. In diesem Fall ist damit zu rechnen, dass wieder Bedingungen vorliegen, gemäß denen eine Schätzung der Impedanz möglich ist.
In einer weiteren Ausgestaltung wird bei einem signifikanten Ereignis in dem Energienetz ebenfalls eine aktive Anregung der Energieerzeugungsanlage durchgeführt. Ein signifikantes Ereignis wird dann festgestellt, wenn die Bedingung gemäß Schritt S2 nicht erfüllt ist, jedoch die betragsmäßige Verän¬ derung der Spannung und/oder die betragsmäßige Veränderung der Blindleistung sehr groß ist. Hierzu werden entsprechende Schwellwerte für die betragsmäßigen Veränderungen festgelegt, welche deutlich größer als die Schwellwerte TH1 und TH2 sind. Diese Variante der Erfindung berücksichtigt, dass ein signi¬ fikantes Ereignis im Energienetz zu einer Veränderung seiner Impedanz führt, so dass eine Aktualisierung des Impedanzwerts erforderlich ist.
Die im Vorangegangenen beschriebenen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens weisen eine Reihe von Vorteilen auf. Insbesondere können während des Betriebs einer Energie¬ erzeugungsanlage online gute Schätzungen der Impedanz am Anschlusspunkt der Anlage mit geringen aktiven Störungen des Energienetzes ermittelt werden. Die Erfindung beruht dabei auf der Erkenntnis, dass für bestimmte Betriebspunkte der Energieerzeugungsanlage bzw. des Energienetzes eine genaue
Schätzung einer Impedanz möglich ist, ohne dabei die Phasenvariation der Spannung am Anschlusspunkt zu berücksichtigen, welche aufgrund von Frequenzinstabilitäten nicht genau be¬ stimmt werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren kann für beliebige Arten von Energieerzeugungsanlagen verwendet werden, wobei in einer bevorzugten Ausführungsform die Energieerzeugungsanlage eine Windfarm aus mehreren Windturbinen ist.
Das Energienetz, an das die Energieerzeugungsanlage ange¬ schlossen ist, ist insbesondere ein Hochvolt-Energienetz, für welche die Impedanz im Wesentlichen reaktiv ist und somit nur einen kleinen oder keinen Realteil aufweist.